Darf's einer mehr sein? - Madeleine Franck - E-Book

Darf's einer mehr sein? E-Book

Madeleine Franck

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Beschreibung

Das Buch hilft Hundebesitzern einzuschätzen, welche Herausforderungen sie im Alltag mit mehreren Hunden erwarten, und zeigt Wege, um diese zu meistern. Es gibt Tipps fur alle, die sich noch in der Entscheidungsphase befinden, und bietet erfahrenen Mehrhundebesitzern einen neuen Blickwinkel, denn hier wird das Zusammenleben mit den Vierbeinern einmal nicht durch die Rangordnungsbrille betrachtet!

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Seitenzahl: 121

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MADELEINE FRANCKROLF C. FRANCK

 

 

 

 

 

Darf’s einer mehr sein?

 

ENTSPANNTES ZUSAMMENLEBEN MIT ZWEI UND MEHR HUNDEN

 

 

 

Autoren und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.

 

 

Copyright © 2013 by Cadmos Verlag, Schwarzenbek

Gestaltung und Satz: Johanna Böhm, Dassendorf

Lektorat: Maren Müller

 

Coverfoto und Fotos im Innenteil: Madeleine Franck

 

E-Book-Konvertierung: Satzweiss.com Print Web Software GmbH

 

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

 

Alle Rechte vorbehalten.

 

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

 

ISBN: 978-3-8404-2022-1 (Print)

ISBN: 978-3-8404-6115-6 (EPUB)

Es ist für den Besitzer einfach schön, die Freundschaft zweiter Hunde beobachten zu dürfen.

Darf’s einer mehr sein?

Wer darüber nachdenkt, einen weiteren Hund in die Familie aufzunehmen, tut das sicher nicht, um noch mehr Haare vom Sofa zu saugen. Und ob man bei einer Pro-Kontra-Liste wirklich objektiv bleibt, hängt wohl mehr von der eigenen Persönlichkeitsstruktur als von den gegebenen Lebensbedingungen ab. Der Wunsch nach einem weiteren Hund ist meist vor allem emotional begründet: Man möchte noch mal einen süßen Welpen aufwachsen sehen oder einem Tierschutzhund eine neue Chance geben. Es verschafft uns Menschen ein gutes Gefühl, Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen und uns um dieses zu kümmern, wichtig für jemanden zu sein, geliebt zu werden. Wenn man schon mit einem einzelnen Hund viele positive Erlebnisse hat, warum sollten sich diese nicht verdoppeln oder vervielfachen lassen?

Das Zusammenleben mit mehreren Hunden kann bereichernd, genauso gut aber auch nervenaufreibend sein. Leicht werden kleine Erziehungsproblemchen durch Gruppendynamik und Stimmungsübertragung zu großen Problemen. Doch selbst damit arrangieren sich viele Mehrhundebesitzer irgendwie. Was wirklich an den Nerven zerrt, sind dagegen Spannungen und Konflikte zwischen den Hunden. 

 

Das Zusammenleben mit mehreren Hunden ist nur dann richtig schön, wenn es keine Spannungen zwischen den Vierbeinern gibt.

 

Mit diesem Buch möchten wir unsere Leserinnen und Leser teilhaben lassen an unseren Erfahrungen, die wir als Trainer und Verhaltensberater, aber auch ganz privat als Eltern einer Hundegroßfamilie gesammelt haben. Wenn Sie die Frage „Darf’s einer mehr sein?“ mit Ja beantworten, sollen Ihnen diese Informationen dabei helfen, dass Ihr Familienleben auch mit mehreren Hunden für alle harmonisch verläuft.

Beziehungen

Die Karriere des Hundes ist eine echte Erfolgsgeschichte: War er ursprünglich vorwiegend Müllentsorger und Fleischlieferant in schlechten Zeiten, hat er sich dank seiner vielfältigen Fähigkeiten und selektiver Zucht zum wertvollen Arbeitstier entwickelt. Ob als Helfer bei der Jagd, als Hüte-, Treib- oder Herdenschutzhund, als Wach- und Schutzhund oder in jüngerer Zeit auch als Blindenhund, Begleiter und Assistenzhund für Behinderte, als Drogenschnüffler, Rettungshund oder Therapiehund – die Liste seiner Jobs ist lang.

Doch nicht Supernase, Hütetalent oder sonstige Arbeitseigenschaften machen den wahren Erfolg aus. „Die Karriere eines Einschmeichlers“ betitelte der Spiegel 2003 einen Artikel über die Domestikation des Hundes, und wir schließen uns dem Begriff gern an. Dem Hund ist es gelungen, sich einen festen Platz in unserer Gesellschaft zu sichern, und zwar den eines Familienmitglieds. Dabei bringt er in den meisten Familien keinerlei Arbeitserleichterung, im Gegenteil, er verursacht eine Menge Aufwand. Um das Manko einer fehlenden Aufgabe auszugleichen, opfern seine Besitzer viel Zeit zur körperlichen und geistigen Auslastung ihres Vierbeiners. Sie investieren Geld in Futter, schicke Halsbänder und Körbchen, Tierarzt, Hundeschule, Steuern und Versicherung. Warum nur?

 

Den Hund als Kind zu betrachten ist eine gute Idee, um die Verantwortung für ihn intuitiv wahrzunehmen.Vor „Vermenschlichung“ braucht man keine Angst zu haben, solange die individuellen Bedürfnisse des Hundes erfüllt werden. 

 

 

Es hat wenig mit Logik zu tun, dass Menschen nicht nur einen Hund haben, sondern sogar verrückt genug sind, sich einen zweiten, dritten oder vierten anzuschaffen. Wir leben zurzeit mit zwei Jack Russell Terriern, zwei Border Collies und einem Sheltie zusammen, und wer das addiert, kommt auf fünf Hunde. Eine echte Patchworkfamilie und eindeutig zu viele Hunde, wie wir selbst finden, aber wir möchten keinen Einzelnen von ihnen missen. Denn jeder von ihnen scheint wie Millionen andere Hunde auch über diese ganz besondere Fähigkeit zu verfügen, sich in unser Herz zu schleichen. Hunde bauen wie selbstverständlich eine tiefe emotionale Beziehung zu uns auf, und genau deshalb lieben wir sie alle.

Es sind soziale Beziehungen, die unser Leben prägen und spannend machen. Beziehungen zu Menschen, aber eben auch Beziehungen zu Tieren. Zu verstehen, wie Beziehungen funktionieren, scheint den meisten Menschen ein großes Anliegen und spiegelt sich in der Masse an Ratgebern für Partnerschaft und Familie wieder. Was Hunde betrifft, musste die Dominanztheorie mit dem Modell der Rangordnung lange als universelle Interpretationshilfe für Hundeverhalten und Leitfaden für das eigene Auftreten herhalten. Zwar betrachten wir und viele andere Hundetrainer, Verhaltensforscher und Biologen diese als überholt, das Gedankengut sitzt aber immer noch tief. Der Wertewandel in der Hundewelt ist nach wie vor in vollem Gange und macht sich oft mehr an der Auswahl der Trainingsmethoden fest als an der kritischen Auseinandersetzung mit einem Beziehungsmodell. 

Mensch – Hund

Unsere Sichtweise für die Beziehungen zwischen Mensch und Hund entspricht einem Eltern-Kind-Modell, mehrere Hunde in der Familie sehen wir als Geschwister. Damit liefern wir die perfekte Vorlage für folgende Kritik: Ist das nicht eine völlige Vermenschlichung? Aus mehreren Gründen können wir mit diesem Einwand gut leben:

Fasst man den Prozess der Domestikation des Wolfes in wenigen Sätzen zusammen, so hat sich der Hund entwickelt, indem Wölfe die Vorteile eines Lebens in der Nähe des Menschen für sich entdeckten, als dieser sesshaft wurde. Geringere Fluchttendenz gegenüber Menschen ermöglichte den Zugang zu deren Abfall und damit zu einer Nahrungsquelle, ohne große Anstrengungen. Die genetischen Konsequenzen daraus begründen den Erfolg des Hundes im Lebensraum „Menschenfamilie“: Das Gefahrenvermeidungsverhalten von Hundewelpen setzt deutlich später ein als das von Wolfswelpen, was ihre Anpassungsfähigkeit an verschiedenste Lebensbedingungen und Umweltreize erleichtert. Im Vergleich zum Wolf wird der Hund nie erwachsen, sein Verhalten entspricht zeitlebens dem Reifestadium, das der Wolf kurz vor dem Eintreten der Geschlechtsreife erreicht. Vielleicht am wichtigsten ist jedoch, dass der Hund wie kein anderes Tier gelernt hat, den Menschen zu verstehen, seine Gestik und Mimik zu lesen, seine Gefühlsregungen einzuschätzen. Nicht einmal Primaten sind darin besser als Hunde, trotz ihrer engen genetischen Verwandtschaft zum Menschen.

Der Hund ist biologisch betrachtet so viel erfolgreicher als der Wolf, weil er sich zu jeder Zeit perfekt an eine biologische Nische angepasst hat. Dabei wurde der Mensch zu seinem wichtigsten Sozialpartner.

Wir als Trainer haben fast ausschließlich mit Leuten zu tun, die sich eine enge, innige Beziehung zu ihrem Hund wünschen und gerade deshalb oft mit einem schlechten Gewissen herumlaufen. „Ich weiß ja, dass ich das eigentlich nicht sollte …“, hören wir häufig, wenn es um das Betüddeln, Umsorgen und Verwöhnen des Vierbeiners geht. Für sehr viele Menschen spielt der Hund heutzutage die Rolle eines Kindes, aber nur wenige trauen sich, das zuzugeben. Wenn aber doch genau dieser Aspekt einen entscheidenden Anteil an der Befriedigung ausmacht, die Hundehaltung mit sich bringt, was spricht dagegen? Nichts, solange Mensch und Hund davon profitieren.

 

Kinder und Hunde brauchen beide Fürsorge, Nähe und Erziehung durch ihre Eltern.

 

Wir wissen heute, dass der Hund über die gleichen Emotionen verfügt wie wir; sein Gehirn, sein Nervensystem funktionieren in dieser Hinsicht gleich, sodass wir ihn auf dieser Ebene durchaus ähnlich sehen können wie einen Menschen, ein Kind. Je menschlicher wir den Hund sehen, umso besser ist es für ihn. Es hilft uns als Besitzer dabei, uns mehr auf das eigene Einfühlungsvermögen zu verlassen, um das Verhalten des Hundes einzuschätzen, und weniger den starren Regeln einer Beziehungs- oder Erziehungstheorie zu folgen. Selbst ein unerfahrener Mensch kann erkennen, wann ein Hund Angst hat, sich freut oder wann er lieber in Ruhe gelassen werden möchte. Je mehr ein Hund emotional verstanden und „vermenschlicht“ wird, desto höher wird die Schwelle, ihn schlecht zu behandeln und etwa mit Stachelwürger oder Schlimmerem zu traktieren. Genau dieser Aspekt der Vermenschlichung ist es, der Hundebesitzer in Empörung ausbrechen lässt, wenn sie damit konfrontiert werden, dass in anderen Teilen der Welt Hunde als Nahrungsmittel auf dem Tisch landen. Hätten wir zu Schweinen, Kühen oder Hühnern die gleiche emotionale Beziehung, wären deren Lebensbedingungen sicher besser und Massentierhaltung wäre kein Thema mehr. 

 

Wenn der Mensch die Elternrolle spielt, lassen sich Hunde untereinander wie Geschwister betrachten. 

Der Mensch als Elternfigur

Wir erinnern uns: Die Dominanztheorie geht davon aus, dass Hunde analog zu Wölfen in hierarchischen Beziehungsstrukturen leben und innerhalb dieser Rangordnung an die Spitze streben. Durch das Einhalten bestimmter Regeln (zum Beispiel: Hund darf nicht auf erhöhte Plätze) soll der Mensch klarstellen, dass er die höchste Rangposition innehat, und damit Probleme im Zusammenleben verhindern. Leben zwei oder mehr Hunde gemeinsam in der Familie, so wird auch zwischen diesen eine Rangordnung angenommen: „Unsere Senta ist ganz klar die Chefin im Rudel.“ Selbst Hundehalter, die schon nicht mehr daran glauben, dass der Mensch das „Alphatier“ spielen muss, meinen häufig zumindest unter ihren Vierbeinern eine Rangordnung zu erkennen. 

Es hilft, sich die Dominanztheorie als eine Brille vorzustellen. Glaubt ein Hundebesitzer an diese Theorie, ist seine Brille immer gefärbt, und er wird das Verhalten, das er bei seinen Hunden beobachtet, entsprechend interpretieren. Wir plädieren dafür, die Brille komplett abzulegen, um für eine neue Sichtweise offen zu sein. Wenn man die Brille nur gegen eine andere tauscht, die statt von „Rangordnung“ nun von „Führerschaft“ spricht, ändert sich wenig an der Interpretation des Hundeverhaltens und der eigenen Rolle. Die scheinbar modernen Beziehungsmodelle vermeiden zwar oft den Begriff „Dominanz“, meinen aber das Gleiche. Immer wenn es darum geht, die Autorität des Menschen gegenüber dem Hund zu sichern, um zu verhindern, dass dieser „die Kontrolle übernimmt“, ist die Sicht gefärbt.

Wölfe leben nicht in Rangordnungen, sondern in Wolfsfamilien. Hunde sind keine Wölfe. Sie leben nicht in Hundefamilien, sondern binden sich an den Menschen. Sie streben nicht nach der Weltherrschaft, sondern wollen in der Regel einfach ihren Spaß. Und genau das macht sie zu ewigen Kindern. Der englische Hundeexperte Prof. Dr. Peter Neville vergleicht Hunde mit Elfjährigen, womit wir ihn regelmäßig wieder zitieren. Wir würden zwar eher von Neunjährigen sprechen, aber der Vergleich mit Kindern ungefähr dieser Altersgruppe passt sehr gut. Was Kinder in diesem Alter noch brauchen, sind Fürsorge, Nähe, Schutz, aber auch Erziehung durch ihre Eltern. 

 

Labrador-Mix Dexter fühlt sich bei seinem „Papa“ sicher.

 

Wenn wir von Eltern statt Rudelführern sprechen, geht es uns darum, die intuitive Beziehungskompetenz von Hundebesitzern zu stärken. Denn der Mensch ist als Säugetier mit intensivem Brutpflegeverhalten bestens darauf ausgerichtet, sich fürsorglich und schützend um ein anderes Lebewesen zu kümmern. Schon beim Anblick von Hundewelpen wird mit Oxytocin der gleiche Botenstoff ausgeschüttet, der bei Müttern für den Milchfluss beim Stillen verantwortlich ist. Dieses sogenannte „Bindungshormon“ hat neben der körperlichen vor allem eine psychische Wirkung: Es wirkt stabilisierend auf Beziehungen, sorgt für ein Gefühl des Vertrauens und der Verbundenheit. 

Menschen können sehr gut die Elternrolle für ihre Vierbeiner spielen, wenn sie einfach ihren Gefühlen trauen. Gerade in schwierigen Situationen ist der erste Impuls meistens der beste. Wie oft hören wir von Hundebesitzern, dass sie ein ganz schlechtes Gefühl dabei hatten, zuzusehen, wie ihr kleiner Welpe im Spiel mit anderen gemobbt wurde. In der Regel wollten sie ihm dann selbstverständlich helfen, ihm Schutz bieten, ihn auf den Arm nehmen. Doch nur wenige trauen sich, genau das Richtige zu tun, wenn der Trainer als „Experte“ davon abrät. Uns ist es wichtig, dass der Welpe möglichst vom ersten Tag an beim neuen Besitzer kontinuierlich die Erfahrung macht, dass sein Mensch ihn beschützt. Es soll seine Standardstrategie werden, bei Problemen zu seiner Mami oder seinem Papi zu kommen. Sorgen diese immer für eine Lösung und damit ein Erleichterungsgefühl beim Hund, brauchen andere Strategien wie Aggressionsverhalten-Zeigen oder Weglaufen erst gar nicht ausprobiert zu werden. Vielen Verhaltensproblemen könnte so vorgebeugt werden! 

 

Vielen Problemen kann vorgebeugt werden, wenn der Hund seinen Menschen als sichere Anlaufstelle und Beschützer in allen Notsituationen sieht.

 

Uns ist beim Eltern-Kind-Modell am wichtigsten, dass diese Beziehung nicht durch sozialen Status definiert ist. Stattdessen ist die Elternrolle definiert durch die Übernahme von Verantwortung. Dabei geht es um die Verantwortung für das emotionale und körperliche Wohlbefinden des Hundes, aber auch um die Verantwortung für die Erziehung und das „gute Benehmen“. Auch sehen wir Verhaltensprobleme nicht als Beziehungsprobleme an, wie es die Dominanztheorie impliziert. Dort wird überwiegend mangelnde Führungsstärke des Menschen für das Problem des Hundes verantwortlich gemacht. Aus unserer Sicht sind meist konkrete, situationsbezogene Erregungszustände das Problem, die ziemlich wenig damit zu tun haben, ob der Hund im Bett schläft oder im Körbchen. 

 

Genau wie Kinder sind Hunde abhängig von der Bindung an die Eltern. Doch während Kinder irgendwann erwachsen und selbstständig werden, bleiben Hunde ihr Leben lang abhängig. Sie lernen zwar ständig dazu, brauchen aber auch als erwachsene Vierbeiner weiterhin unsere Nähe und Fürsorge. Gute Hundeeltern zeichnen sich unserer Meinung nach dadurch aus, dass sie eine liebevolle, enge Bindung zu ihrem Hund aufbauen und einen verlässlichen Umgangsstil praktizieren. Dieser sollte in etwa zu 97 Prozent positiv geprägt sein, mit 3 Prozent Bereitschaft zu negativen Konsequenzen, wenn diese nötig werden. Grenzen sollten nicht aufgrund von Prinzipien gesetzt werden, sondern dort, wo sie sinnvoll und erforderlich sind. Nicht alles ist erlaubt, aber was verboten ist, ergibt sich aus individuellen Ansichten, Lebensbedingungen und den Grenzen des Besitzers. Jede Familie hat eben ihre eigenen Regeln, bei der einen werden die Schuhe an der Haustür ausgezogen, bei der anderen darf man auch mit Gummistiefeln bis ins Bad. 

 

Pfoten abwischen und Schuhe ausziehen – jede Familie hat ihre eigenen Regeln, die nicht auf einer bestimmten Erziehungsphilosophie beruhen müssen.

 

 

Wie schon erwähnt, übernehmen Hundeeltern auf zwei Ebenen Verantwortung. Zum einen müssen sie dafür sorgen, dass die Bedürfnisse ihrer Hunde befriedigt werden. Zum anderen sind sie, frei nach dem Motto „Eltern haften für ihre Kinder“, verantwortlich für deren Verhalten. Aus unserer Sicht besteht der elterliche Erziehungsauftrag vor allem darin, Hunde in Selbstkontrolle und Gelassenheit zu schulen und sie dahingehend zu trainieren, dass sie die Anforderungen des Alltags meistern können. Je mehr Hunde, desto mehr Verantwortung. Bei Mehrhundebesitzern kommt ein wichtiger Aspekt hinzu, den wir im Kapitel „Familienfrieden“ näher beleuchten werden: Sie müssen Einfluss nehmen auf den Umgangsstil der Hunde untereinander. 

Hund – Hund