Das 11. Gebot: Du sollst nicht darüber sprechen - Daniel Bühling - E-Book

Das 11. Gebot: Du sollst nicht darüber sprechen E-Book

Daniel Bühling

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Beschreibung

Ein idealistischer junger Katholik beschließt Priester zu werden und hat keine Ahnung, was ihn bei dieser Ausbildung erwartet: eine Welt voll Scheinheiligkeit und Doppelmoral. Bühling berichtet von der Parallelwelt des Priesterseminars, in der Homosexualität unterdrückt ausgelebt wird und wo Psychosen und Wahnvorstellungen, Tabletten- und Alkoholmissbrauch an der Tagesordnung sind. Warum scheinen sich gerade in der Kirche Missbrauchsfälle überdurchschnittlich zu häufen? Warum hat die katholische Kirche ausgerechnet auf Homosexuelle eine enorme Anziehungskraft? Und warum ist eine große Anzahl von Priestern psychisch labil und suchtgefährdet, wo doch gerade diese Menschen eine Stütze für andere sein sollen? Daniel Bühling hat den Mut, erstmalig aus dem Innersten der katholischen Kirche zu berichten. Und scheut sich dabei nicht, offen kritische Fragen zu stellen und diese aus seiner Erfahrung im Priesterseminar auch zu beantworten.

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Das 11.Gebot:

Du sollst nicht

darüber sprechen

Daniel Bühling

mit Felicia Englmann

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

2. Auflage 2014

© 2014 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Redaktion: Kerstin Weber, Rosenheim

Umschlaggestaltung: Kristin Hoffmann, München

Umschlagabbildungen: Vorderseite: Nils Schwarz, Rückseite: privat

E-Book-Umsetzung: Georg Stadler, München

ISBN Print: 978-3-86883-322-5

ISBN E-Book (PDF): 978-3-86413-386-2

ISBN E-Book (EPUB, Mobi): 978-3-86413-387-9

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter

www.muenchner-verlagsgruppe.de

Gewidmet meinem Bruder Oliver

Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Zweifel
Glück in einer ­zerbrechlichen Welt
Was ist eigentlich »die Kirche«?
Heilige Nacht
Aufbruch
Beruf oder Berufung?
Wie wird man ­eigentlich Priester?
Das Tor in eine ­andere Sphäre
Unheiliger Krieg
Prüfungen
Diener der Kirche
Neubeginn
Spätberufen
Wie verläuft ­eigentlich die ­Ausbildung zum ­Priester?
Seminaristenleben
Schuld und Sünde im Seminar
Was hat Kirche mit Sex zu tun?
Das eiskalte ­Heimatseminar
Unter Druck
Deutsche ­Bischöfe: ­Hirten, Fürsten – ­Vorbilder?
Kirche und ­Karriere – wie geht das ­eigentlich?
Am Ziel – und doch nicht angekommen
Gewissheit
Ausstieg
Leben in der ­echten Welt
Meine Kirche
Der schönste Tag im ­Leben
Bibliografie
Religiöse Literatur und Quellen:
Bücher/Broschüren
Artikel:
Offizielle kirchliche Online-Quellen

Vorwort

Alle Menschen sind »verpflichtet, die Wahrheit, besonders in dem, was Gott und seine Kirche angeht, zu suchen und die erkannte Wahrheit aufzunehmen und zu bewahren«. Zu dieser Pflicht werden die Menschen »durch die eigene Natur gedrängt«.

(KKK 2104)

Auf dem Cover dieses Buches sehe ich mit meinem Pullunder und dem weißen Hemd wie ein Pfarrer aus, oder? Schon eigenartig, wie ein eigentlich weltliches Kleidungsstück zum Erkennungszeichen des Klerikers werden konnte. Bis ich selbst in die Welt der Kleriker kam, hatte ich nie darüber nachgedacht.

Nach acht Jahren in der katholischen Kirche wusste ich, was es mit den Pullunderträgern auf sich hat. Und ich wusste vieles mehr über die Kirche. So viel, dass ich mich entschied, doch kein Priester zu werden. Was ich in diesen acht Jahren in Priesterseminaren und kirchlichen Ausbildungsstätten erlebte, habe ich in diesem Buch aufgeschrieben. Es ist keine Abrechnung mit der katholischen Kirche oder gar mit dem Glauben. Ich bin nach wie vor in vielen Glaubensansichten mit der Kirche einig. Ich glaube und meine zu wissen, dass Christus mich liebt und so annimmt, wie ich bin. Doch viele Auslegungen, Meinungen und Dogmen der Kirche kann ich nicht vertreten.

Ich stehe hinter meiner Überzeugung, meinen Aussagen und der Wahrheit der Erlebnisse, wie ich sie in diesem Buch erzähle. Ich habe keine offene Rechnung mit der Kirche und hätte vonseiten der Kirche aus ohne Probleme Priester werden können. Mein Theologiestudium habe ich mit der Note 1,3 abgeschlossen und ein lupenreines Empfehlungsschreiben für den priesterlichen Dienst erhalten. Es attestiert mir geistige, theologische und menschliche Reife. Die Kirche wollte mich. Aber ich entschied mich gegen die Kirche und für die Wahrhaftigkeit, vor allem mir selbst gegenüber.

Zur Wahrheit gehört in diesem Buch auch, dass ich die Namen und Herkunftsorte meiner Kommilitonen verändert habe. Weil ich selbst immer offen und ehrlich war, sind mir viele Menschen ebenso offen und ehrlich begegnet und haben sich mir im Lauf der Jahre anvertraut. Dieses Vertrauen werde ich nicht missbrauchen, indem ich die echten Namen dieser Menschen verrate. Jeder von diesen Menschen soll selbst entscheiden, was er nach außen trägt und wozu er selbst steht. Jeder von diesen Menschen muss mit seinem eigenen Gewissen vereinbaren, inwieweit er ehrlich oder unehrlich mit seiner Situation innerhalb der Kirche leben kann.

Bei Problemen und Konflikten, die oft keine sein müssten, gilt in der Kirche das elfte Gebot: Du sollst nicht darüber sprechen. Egal, was das eigene Gewissen sagt, das elfte Gebot dominiert, und mit ihm die Angst, als Kirchenmann von der eigenen Kirche entlassen zu werden.

Ich breche in diesem Buch das elfte Gebot, und das mit gutem Gewissen. Es ist ein Gebot der Menschen und der Kirche, nicht das Gebot Gottes. Das elfte Gebot sollte für niemanden gelten. Denn es trägt dazu bei, dass die Kirche weiterhin über die Angst und die Schuldgefühle der ihr anvertrauten Menschen Macht ausübt. Wie sie dies im Detail tut – auch dies erzähle ich in diesem Buch anhand meiner eigenen Erlebnisse.

Danken möchte ich:

Meinem Mann René für die Möglichkeiten, die er mir bietet, meinen Weg in der Wahrheit und Freiheit des Lebens außerhalb der Kirche zu finden. Danke, dass du mir über den Weg gelaufen und für mich da bist.

Meiner Mutter, die stets voll und ganz hinter mir steht und immer nur eines will: mich glücklich zu sehen. Und was soll ich dir sagen: Heute bin ich es!

Meinem Vater dafür, dass sich alles zum Guten gewendet hat. Ich habe heute erkannt, dass du immer das Beste für mich wolltest und mich vor Enttäuschungen zu bewahren versuchtest.

Meiner ganzen Familie, die mich trägt und unterstützt.

Meinen besten Freundinnen Nicole und Miriam, die mir stets Mut zusprechen.

Felicia Englmann für ihre tatkräftige Unterstützung bei diesem Werk.

Meinen Freunden und Freundinnen von der Fachakademie Neuburg an der Donau. Ihr seid die wahren Helden.

David Berger für sein Engagement.

Allen, die ihren Namen hier nicht finden, aber wissen, dass sie eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen und bei diesem Buch, in welcher Weise auch immer, mitgewirkt haben.

Zweifel

Das ganze Volk erlebte, wie es donnerte und blitzte, wie Hörner erklangen und der Berg rauchte. Da bekam das Volk Angst, es zitterte und hielt sich in der Ferne. Es sagte zu Mose: Rede du mit uns, dann wollen wir hören. Gott soll nicht mit uns reden, sonst sterben wir. Da sagte Mose zum Volk: Fürchtet euch nicht! Gott ist gekommen, um euch auf die Probe zu stellen. Die Furcht vor ihm soll über euch kommen, damit ihr nicht sündigt.

(Exodus 20,18–20)

Ich glaube an Gott, aber ich glaube nicht mehr an die heilige katholische Kirche. Ich bin kurz davor, zum Diakon geweiht zu werden, und nie war mir die Kirche so fremd. Acht Jahre lang habe ich mich darauf vorbereitet, katholischer Priester zu werden. Jetzt bin ich kurz vor dem Ziel. Und war dem Ziel nie so fern wie heute.

Ich wäre ein ausgezeichneter Priester – das sagen mir meine Kommilitonen, meine Dozenten, mein Heimatpfarrer. Mein Glaube ist stark und meine Liebe zu den Menschen unendlich. Mein Herz sagt mir, dass der Priesterberuf genau der richtige für mich ist. Gott sagt mir, dass es das ist, was ich tun sollte. Gott hat mich berufen, so laut, dass ich es nicht überhören konnte. Hier bin ich nun. Aber meine Seele weint.

In den dunklen Stunden der Nacht wandere ich durch meine einsame Wohnung. Hier bin ich und finde keine Ruhe. Dabei hatte ich gedacht, dass ich das innere Ringen längst gewonnen hätte. Dass ich nach all der Zeit sicher wäre: Das Priesterdasein, das ist mein Leben. Aber jetzt bin ich unsicherer als an dem Tag, an dem ich zum allerersten Mal meine innere Stimme sagen hörte: Werde doch Priester …

Ist es eine Prüfung Gottes, um die große Entscheidung endgültig zu bestätigen – oder ist es eine Warnung vor dem Unglück? Gott verlangt viel von mir. Er hat mich berufen und mir die Liebe zu den Menschen mit auf den Weg gegeben. Er hat mich aber auch als schwulen Mann erschaffen und mir das Bedürfnis nach menschlicher Nähe, Liebe und Sexualität mitgegeben. Wieder und wieder wandere ich in diesen dunkelsten aller nächtlichen Stunden durch die Wohnung und ringe mit mir selbst. Denn diese beiden Wege sind nicht vereinbar. In der katholischen Kirche muss ich mich entscheiden: Berufung oder Beziehung?

Eine schwere Entscheidung. Fast niemand kann sie endgültig treffen. In den vergangenen Jahren habe ich gesehen, wie viele Priester an den Ansprüchen ihrer Kirche scheitern: Diejenigen, die eine Lüge leben und sich für eine heimliche Partnerschaft entscheiden. Diejenigen, die sich an den Zölibat halten und zugleich an ihrer Einsamkeit zerbrechen. Ich kenne nur wenige Geistliche, die völlig mit sich, ihrem Beruf und ihrer Berufung im Einklang sind und so leben, wie es die katholische Kirche verlangt. Dennoch war ich eine Zeit lang davon überzeugt, genau das zu können. Aber je näher der Tag rückt, an dem ich geweiht werden soll, desto dunkler werden meine Nächte. Mein Herz und mein Verstand sind sich uneins.

Immer wieder denke ich an all die Priester und Priesteramtskandidaten, die ihre Sexualität heimlich ausleben und sich deshalb schuldig fühlen. Die ihre Partner oder Partnerinnen mehr oder weniger offen an ihrer Seite haben und damit gegen die Regeln der Kirche verstoßen. Die sich nach außen vergeistigt, ja geradezu heilig geben und im Privatleben »die Sau herauslassen«. In der Kirche glaubte ich, das Gute zu finden, doch was ich fand, war vor allem Scheinheiligkeit, Verlogenheit, Vertuschung, Gleichgültigkeit, Neid, Gemeinheit, Oberflächlichkeit. Ich fand Menschen, die sich ihre eigene Menschlichkeit versagten, die jeden Kontakt zur Alltagswelt verloren haben. Und so sagt mir mein Verstand: Komm zur Besinnung!

Will ich wirklich den Rest meines Lebens mit diesen Menschen verbringen? Ist es diese Kirche wert, einen großen Teil von mir zu opfern? Kann Gott das von mir wollen? Ich denke an all die Erlebnisse der vergangenen Jahre und an die Zeit, als ich tatsächlich der Überzeugung war, das Gute, ja, die reine Güte in der Institution katholische Kirche gefunden zu haben. Und so blutet mein Herz. Ich glaube an Gott. Ich wollte Priester werden­ – bis ich die Kirche richtig kennenlernte.

Glück in einer ­zerbrechlichen Welt

Die Familienbeziehungen bewirken eine besondere gegenseitige Nähe der Gefühle, Neigungen und Interessen, vor allem, wenn ihre Mitglieder einander achten. Die Familie ist eine Gemeinschaft mit besonderen Vorzügen: sie ist berufen, »herzliche Seelengemeinschaft, gemeinsame Beratung der Gatten und sorgfältige Zusammenarbeit der Eltern bei der Erziehung der Kinder« zu verwirklichen.

(KKK 2206)

Kirche? Damit hatte ich die meiste Zeit meines Lebens nichts am Hut. Langweilig– so empfand ich, mit einem Wort gesagt, die Gottesdienste. In der Kirche war es kalt und düster, und in den Bänken saßen nur alte Leute in sich zusammengesunken da. Von der Predigt des greisen Pfarrers verstand ich kein Wort. Die Messe schien ewig zu dauern, und wenn dann endlich das Glöckchen klingelte und der Pfarrer die Hostie hochhielt, atmete ich auf: Nur noch ein paar Minuten, dann würde es vorbei sein.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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