Das 194ste Land - Sven Dörje - E-Book

Das 194ste Land E-Book

Sven Dörje

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Beschreibung

Das 194ste Land" handelt von einem Regisseur, der mit einem Filmstil namens ,,Mosaik für Detailversessene" ein treues Publikum erschließen konnte, bis er von Gier erfasst wurde und sich selbst verriet. Die Geschichte ist der Abschluss einer nicht zusammenhängenden Trilogie welche sich mit den Unterhaltungsmedien Videospiele, Musik sowie Film beschäftigt. Insofern beinhaltet sie so ziemlich alle Themen die mit der Welt der Schauspielerei assoziiert werden können. Zum Beispiel Verrat, Lügen, Selbstüberschätzung, Erfolg, Misserfolg und Loyalität. Grob zusammengefasst dreht sich der Plot darum, dass der Regisseur nach einer Flucht vor Schuldeneintreibern und einem Flugzeugabsturz in dem 194sten Land strandet, das es eigentlich nicht geben dürfte. In verkürzter Form beschrieben, ist es durch das Verwerfen von Ideen entstanden die trotz der Versenkung im Papierkorb nicht gestorben waren und ein Eigenleben entwickelt haben. Weitere wichtige Figuren in der Geschichte sind unter anderem eine kapriziöse Filmdiva, der ewige Rivale des Regisseurs, ein treuer Fanclub von dem er nichts weiß und ein brillanter Schauspielakademieabsolvent dessen Vita noch blank ist.

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Seitenzahl: 567

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Das 194ste Land

TitelseiteKapitel 1Kapitel 2Die Phantasie, der AnarchistKapitel 3Das unsichtbare TrapezTitelKapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Impressum

Kapitel 1

Eine unvorhersehbare Abzweigung

Bevor er der verführerischen Profitgier verfiel und seine gegen Knitterfalten resistenten Freunde und Verwandten gegen Koryphäen aus der Schattensphäre eintauschte, perfektionierte Meisterregisseur Tichane Demure die Erschaffung von Filmen in einem Stil, den er selbst als Mosaik für Detailversessene bezeichnete. Er war kein klassischer Senkrechtstarter der sich vom buckelnden, niemals murrenden Kabelträger zum heischenden Strippenzieher hoch geackert hatte, sondern hatte sich laut eigenem Zitat durch Penetranz und die Fähigkeit bei der ersten Begegnung Eindruck zu schinden in eine günstige Lage gebracht. Dabei war sein Leben bis Mitte Zwanzig eher von Wacklern und Tiefschlägen geprägt. Nach dem Schmeißen der Schule mit Sechzehn hatte er sich mit mies bezahlten Gelegenheitsjobs die ebenso glanzlos waren wie Sie einen Werdegang dramatisch ins Abseits befördern konnten durchgeboxt und hatte die Mappe mit Filmkonzepten lange in einer Schublade Staub ansetzen lassen. Für die Anmeldung bei einer Akademie fehlten ihm gleichermaßen die Referenzen wie der Eifer. All das sollte sich an jenem goldenen Tag vor sechzehn Jahren ändern als er der schnippischen Diva Ludmilla Ravanjic, die danach trachtete ihren Mann sauber abzuservieren den Abend in ihrer erschlagend großen Hotelsuite versüßte obwohl er eigentlich nur ein Päckchen mit brisanten Inhalt überbringen sollte. In den darauffolgenden Jahren sollte Sie zu dem Zugpferd und der Trumpfkarte bei der Etablierung von Tichanes Stil werden, weshalb Sie auch nicht mit harscher Kritik geizte als er auf den massenmarktkompatiblen Zug aufsprang, der ihm eine Gewinngarantie bescherte. Zumindest nahm er das beim Stempeln des Fahrscheins an. Wie hätte er sehen können dass diese Trendwelle innerhalb weniger Jahre bereits abflachen würde.

Ludmillas Gatte war Dwight Ravanjic, der schwerstkranke Vorsitzendenkrösus der begehrten Sponsorengruppe Glimmerlight, der trotz täglicher Arztkontrollen nicht auf natürliche Weise krepierte und das wo mehrere verlässliche Quellen vorausgesagt hatten dass er die Hochzeitsnacht nicht überstehen würde wenn Sie auf der Turbulenzskala eine acht erreichte. Seit diesem Trugschluss hatte Ludmilla Sie allesamt bis auf belanglose Pfützen trockengelegt.

Nach der wie Sie immer wieder gerne jauchzend hervor hob bombastischsten Nacht ihres Lebens hatte die kapriziöse Dame es eingefädelt dass Glimmerlight zum Hauptwerbepartner für Tichane wurde und im Gegenzug zu ihr war der filmische Stilwandel für Dwight kein Anlass zur Schelte, solange die Quote stimmte was Sie seit über fünf Jahren nicht mehr tat und als wenn es für Demure nicht bereits genügen würde dass der Vertrag mit dem Sponsorenkonsortium aufgelöst wurde hatte Dwight ihm zudem brutale Schuldeneintreiber auf den Hals gehetzt und genau in diesem Moment war wieder einer auf dem Weg zu ihm.

Irgendwo inmitten des Berges aus Mahnungs und Fristablaufungsschreiben der sich auf der Arbeitsplatte des kriselnden Meisterregisseurs angehäuft hatte schrillte ein Telefon aber gerade als Tichane lustlos seinen Arm ausgefahren hatte um danach zu tasten wurde die Bürotür geradezu aufgesprengt und hinein gepoltert kam ein begabter Gliedmaßenverknoter für den es kein Minuspunkt war dass er nicht zur Zunft derjenigen zählte, die des Schreibens und Lesens mächtig waren, zumindest nicht wenn er Zahlungsunwillige ausschüttelte oder ihre Arme und Beine verdrehte. Alternativ hätte dieser

Koloss auch Querulanten vor Tanzclubs abwimmeln oder in Museen darauf aufpassen können das Glasvitrinen nicht beschädigt wurden wenn er nicht schrecklich nuscheln und ein Tollpatsch sondergleichen wäre. Auf das Namensschild an der Brusttasche der engen Jeansjacke die seine Muskelgebirge zusätzlich unterstrich hatte Jemand versehentlich Kylle gestickt.

,,Oh, diesmal hat er dich geschickt“ stöhnte Tichane und schmunzelte.,,Hat dir deine Mutter keine Manieren eingetrichtert. Tja, du hast leider Pech. Es war schon Jemand vorbei geschneit um abzukassieren und wahrscheinlich könntest du aus den Spinden der Umkleidekabine eines Schwimmbades mehr Moneten herauskratzen als in meiner klammen Börse schlummern.“

Um die Eintreibungen zu forcieren und dabei den Universaldolmetscher einzusparen, hatte sichKyle angewöhnt die Aufforderungen die er dröhnend an die Schuldner richtete stets in kernigen, abgehackten Sätzen zu transferieren, nur war der einzige Vorteil die Reduzierung von Grammatikpatzern.

,,Es ist Zahltag, rück die Rate raus Schuft“ brummte der Riese und Demure wurde nicht langweilig beim Anblick der Matschbirne über seine frühen Schuljahre zu sinnieren in denen

es zur Marotte geworden war dass er den Kopf eines jeden Klassenkameraden entweder mit einer Obst oder Gemüsesorte verglich.

,,Hast du dir irgendwo den Schädel gestoßen“ zischte er.,, Ich habe dir eben mitgeteilt dass ich blank bin. Aber für einen Mann der in Rekordzeit einen solch rasanten Aufstieg hin gelegt hat ist es normal wenn sein Stern phasenweise etwas absinkt. Ich bin ja schließlich kein Gott. Sag Mister Ravanjic das mein nächstes Baby ein Geniestreich wird und dass ich sobald die Kasse klingelt jeden einzelnen Cent brav und pünktlich zurück zahlen werde. Ich bin derjenige den diese vertrackte Situation am meisten wurmt. Die Welt ist eben Launen unterworfen und wenn du einmal dein Stammpublikum durch das Reiten einer kürzlich aufgeschäumten Trendwelle verprellt hast kriegst du es mit Wattebüscheln und gutem Willen alleine nicht zurück. Das sollte selbst in eine Dumpfmurmel wie deine hinein sickern.“

,,Hmmm“ brummte Kyle wie ein Tenor bei Gesangstrockenübungen und schleifte mit der Spitze des rechten Stiefels über das Laminatparkett das bereits zur Genüge durch Kratzerspuren von verschobenen Möbelstücken in Mitleidenschaft gezogen wurde. Und für eine winzige Sekunde keimte Hoffnung in Tichane auf dass seine Worte allen Anschein nach nicht auf taube Ohren gestoßen waren und den überschaubar intellektuellen Kyle zum scharfen Nachdenken angeregt hatten. Doch aus welcher Nische diese Hoffnung auch gekrochen sein mochte, Sie war aus aufgeblasenen Gummi und sollte tunlichst nicht mit einem Igel, Stachelschwein oder einer Stricknadel in Kontakt kommen. Zumal die Geschichte vom fehlenden Bares dreist erstunken und erlogen war.,, Netter Versuch Schuft. Es ist Zahltag. Rück die Rate raus!“

,,Puh, ist das anstrengend mit dir“ ächzte Demure und trank einen Schluck Sprudelwasser aus dem Glas das er auf der Außenkante der Arbeitsplatte abgestellt hatte.,, Wir drehen uns hier im Kreis und du kannst dich darauf gefasst machen das ich dir oder Mister Ravanjic die demolierte Tür in Rechnung stellen werde. Zusätzlich zu all den anderen Dingen die du während deiner Spontanbesuche wie ein ungelenker Elefantenbulle zerdeppert hast Und um das mal frei von Spott nebenbei einfließen zu lassen, möchte ich dich darauf hinweisen dass auf dein Namensschild ein L zu viel genäht wurde.“

,,Hmmm“ brummte Kyle ein zweites Mal und diesmal deutete seine Körpersprache darauf hin als würde er ernsthaft einen Abzug in Betracht zu ziehen weil er für eine halbe Minute den offenen Ausgang von Tichanes Büro fixierte, nur lag erneut eine Fehlinterpretation vor, da Kyle den Raum gar nicht verlassen wollte. Der Grund weshalb er in den Hausflur hinaus starrte war weil er akustisch die Ankunft einer weiteren Person wahrnahm.,,Es ist Zahltag Schuft. Rück die Rate raus.“

,,Oje, einer dieser pragmatischen Reinigungsroboter dürfte mehr vokabulare Variation auf dem Kasten haben“ seufzte Tichane der gar nicht auf die leisen Schritte auf der Treppe achtete.,, Du hättest diese knappen Einzeiler ebenso gut auf einem Sprachrecorder speichern und in Endlosschleife abspielen lassen können. Zum letzten Mal, ich habe keinen müden Cent den ich dir aushändigen könnte da dir Jemand zuvorgekommen ist. Eleganter Typ mit verblüffenden Kenntnissen in diversen Kampfkünsten. Was kann ich noch tun um dir das einzutrichtern? Hey, was hast du plötzlich? Kriegst du allmählich das Nervenflattern weil du Innerlich eine arg verletzliche Mimose bist?“

Wie heißt es doch gleich in einer dieser abgedroschenen Floskeln. Ärger taucht selten allein auf und so wurde Demure wenige Minuten später mit einem zweiten Geldeintreiber konfrontiert.

,,Wer ist dieser sportliche Mann mit der Kartoffelrübe?“ fragte der problembehaftete Filmschöpfer und betete dafür dass der zweite Ankömmling kein Kung-Fu beherrschte.

,,Ich bin Kayne der jüngere Bruder dieses Deppen“ stellte sich der Besucher selbst vor und drückte den verdutzten Kyle symbolisch an die Wand so als wollte er ihm sagen, du kannst dir eine Pause gönnen, nun bin ich am Zug.,, Mister Ravanjic hat mir lästigerweise aufgetragen ihn zu kontrollieren da seine Leistungen in den verstrichenen drei Monaten äußerst dürftig ausgefallen waren und das ist stark untertrieben. Lass gut sein Kyle. Ich knöpf ihn mir vor, dann kannst du in der Zwischenzeit dein Namensschild korrigieren. Hier fang auf. Ich habe dir eine Garnspule und ein Besteck Nähnadeln mitgebracht. Oh welch eine Freude sie endlich mal persönlich treffen zu können Mister Demure. Ich bin nämlich, das müssen sie wissen ein glühender Fan ihrer Werke. Von den immergrünen Klassikern wohlgemerkt, wo der Zuschauer genüsslich jede Szene nach versteckten Kleinodien absuchen konnte. Mit diesem auf Hektik getrimmten Müll der späteren Jahre habe ich hingegen nie etwas anfangen können und ist es nicht exakt dieser Verrat wegen dem sie heute in der Tinte sitzen?“

,,Ich sitze nicht in der Tinte!“ echauffierte sich Tichane.,, Es ist lediglich ein Bändchen an meinem Stern gerissen, weswegen er etwas Schieflage erlitten hat. Das ist nichts was nicht mit ein paar Handgriffen behoben werden kann wenn mein künftiger Meilenstein in der Kinogeschichte erst fertig ist und meinem Namen wieder massenweise positive Schlagzeilen einbringt. Du kannst Mister Ravanjic ausrichten das er es bedauern wird wenn er weiter mit der Hilfe von euch Banausen einen Keil zwischen unsere langjährig fruchtende Partnerschaft treibt. Wenn ich wieder in Geld schwimme werde ich mich daran erinnern wer mich gut und wer mich schlecht behandelt hat und ich werde es die ganze Industrie wissen lassen. Und Ludmilla.“

Eigentlich hätte es Kayne einleuchten sollen das diejenigen die die Stärke mobilisieren konnten Kyle gegen eine Wand zu wuchten in den meisten Fällen nicht glimpflich davon kamen. Denn wenn dieser Stier seine Hörner zeigte konnte es extrem hässlich werden.

,,Vergiss es Nachahmer, mich schubst du nicht ungestraft weg“ schnaubte der Riese und tauschte mit Kayne die Position, sehr zum Leidwesen von Tichanes Raufasertapete die seit Monaten um einen frischen Anstrich bettelte.,, Ich habe es satt das du mich andauernd kopierst. Du trägst die gleiche Kleidung, himmelst die gleiche Frau an und hast dir den gleichen Job gekrallt. Hast du keinen Indivildismus?“

,,Das Wort heißt Individualismus du Blödian“ keifte Kayne.,, Und wenn hier einer einen triftigen Grund hat sich über seinen Bruder aufzuregen dann bin das ja wohl glasklar ich. Wenn ich damals gewusst hätte das meine Nachhilfelektionen vergebliche Lebensmüde sein würden hätte ich Schadensersatz von Mutter verlangt. Kannst du überhaupt ein a von einem b unterscheiden? Herr Gott, ist dir mal in den Sinn gekommen dass ich dich kopiere um unseren Ruf zu retten? Und jetzt nimm dir eine Auszeit und lass mich dieses Geld kassieren.“

,,Ja das würde dir so passen aber den Gefallen tue ich dir nicht“ brüllte Kyle zurück woraufhin sich Tichane die Ohren zustopfte.

,,Herrje, könntet ihr das bitte Draußen ausdiskutieren und euch dabei gleich an die Gurgel gehen“ sagte er genervt.,, Ich habe für Heute noch eine ganze Liste an Organisatorischem abzuarbeiten damit der Drehstart wie vorgesehen vonstatten gehen kann. Wie wäre es wenn sich Mister Ravanjic per Trage herschleppen lässt damit ich es ihm direkt ins Gesicht sagen kann dass ich aktuell nicht mal liquide genug bin um um das hochwertige Futter für den Goldfisch zu kaufen. Von dieser Umsetzung würden wir alle profitieren oder glaubt ihr Einfaltspinsel ernsthaft daran, dass er denjenigen der mir die Kohle abknöpft befördern wird?“

,,Jetzt wo du es anschneidest, ja,...ja er hat tatsächlich so etwas angedeutet“ sagte Kayne.,, Zumindest hat er zu mir gesagt dass er sich den Namen desjenigen einprägen würde der diese leidliche Geschichte zu einem versöhnlichen Abschluss bringt. Deine Ausflüchte stoßen bei mir auf kein Verständnis Schuldner, darum schlage ich vor die Scharade auf der Stelle zu beenden und das Geldkästchen zu öffnen. Nur um das klar zu stellen, der Boss hatte schon vor der ersten Rate akut davor gewarnt dass du bis zum Exzess theatralisch den total blanken Pechvogel markieren würdest und gesondert aufgezeigt das du irgendwo

immer ein Reservedepot eingerichtet hast das du zur Not anzapfen könntest. “

Nein, wenn Demure weiter die Strategie des Abstreitens fahren würde, würde die Endlosschleife drohen. Um diese Brüder loszuwerden musste er auf eine List zurückgreifen und im Prinzip hatten die gegensätzlichen Brüder ihm längst eine Steilvorlage geboten.

Parallel verleitete Ludmilla einen laxen, überforderten Vater in ihrem angestammten Supermarkt dazu seine Kinnlade herunter zu klappen und seine quengelige, siebenjährige Tochter, die zwar prima laufen konnte aber nur zu gern ihren persönlichen Chaffeur in Anspruch nahm in das Fach mit Tiefkühlbeilagen auf Kartoffelbasis purzeln zu lassen, dabei hatte Sie bloß nach ihrer Lieblingssuppe in eingeschweißten Dosen geangelt. Was konnte Sie dafür dass bisher keine Schöpfung eines überkandidelten Modegockels ihren aufregenden Rundungen gewachsen war und sich Gaffern praktisch ständig irgendwelche Einblicke offenbarten gegen die ein Hochglanzmagazin einpacken konnte.

,,Ist alles in Ordnung mit ihr?“ erkundigte sich ein schneeweißes Spätsemester das auf eine Gehhilfe angewiesen war nach dem Malheur.

,,Ja diese Krokettenpackungen sind super weich und könnten glatt ein Kopfkissen ersetzen wenn sie etwas aufgetaut wären“ sagte der Familienvater und zog seine Tochter aus der Tiefkühltruhe.

,,Also wirklich Papa, du hast Glück das ich keine Petze bin“ schimpfte die Siebenjährige.

,,Wieso, was hat denn dein Vater schlimmes angestellt?“ hakte der Senior nach.

,,Es geht weniger um das was er angestellt hat und mehr um das was ihm noch zuzutrauen wäre“ grummelte die Tochter vorwurfsvoll.,, Diese Schmach hätte Mama nicht verdient wo Sie jeden Monat fleißig den Schönheitsproduktekatalog rauf und runter bestellt.“

,,Seit wann ist denn harmloses Gucken bereits ein Ehebetrug?“ verteidigte sich der Vater woraufhin das Spätsemester ziemlich verdattert aus der Wäsche schaute.

,,Ähm hätten sie etwas dagegen das rasch aufzudröseln damit ich heute Abend nicht mit lauter Fragenzeichen ins Bett falle“ bat der Greis und neigte nur einmal den Kopf in Mrs Ravanjics Richtung weil seine Nase juckte doch das genügte völlig um die Beherrschung über den Gehstock zu verlieren. Inzwischen hatte die übrigens zu Null Prozent aufgetakelte und Tuschflecken um die Augen die ihr deprimierendes Alter verraten konnte aufgetragene Schauspiellegende ihre Lieblingssuppe gefunden und war dabei ihre verrutschte Kleidung wieder zu justieren, angestiert von allerlei offenkundigen Bewunderern die es nicht einmal scherte dass sie mit den Einkaufswagen zusammenkrachten oder von ihren Lebensgefährtinnen angepflaumt wurden.

,,Aha, ja das ergibt natürlich Sinn und bei Gott dafür müssen sie sich gewiss nicht schämen“ sagte der penetrante Knacker und stützte sich am Rand der Tiefkühlfächer ab um keine Bruchlandung hinzulegen und langsam wunderte er sich das seine jungen Betreuer die Fährte noch nicht aufgenommen hatten.,, Diesen Zwang kriegenwir nicht aus unserer DNA heraus gepflückt.“

Anders als zahlreiche Branchen-Zeitungen fälschlicherweise tituliert hatten, hing Ludmilla zu keiner Zeit an Tichane wie an einem Tropf, doch komischerweise wurde Sie bei Autogrammstunden sogar von Fans auf die Zusammenarbeit mit ihm angesprochen die zuvor ihre Flexibilität gelobt hatten mit jedem Regisseur klar zu kommen. Der Kerl war kein Stümper sondern war seit seinem Debüt an einem stramm gespannten Seil entlang gehangelt und es betrübte Sie sehr die Zusammenarbeit mit ihm auf Eis zu legen weil die modernen Ergüsse im Rahmen der Fast-Food-Unterhaltungskost immer noch erhaben waren nur vertrug ihr Anspruch diese halt nicht.

Hibbelig in der Warteschlange ausharrend huschte ein Grinsen über Ludmillas blasse Lippen

als ihr Blick zu den Nebenkassen herüber schweifte. Sie hatte ein Elefantengedächtnis und erkannte auf Anhieb in jeder Reihe Menschen die vor überschwänglicher Überwältigung bereits vor ihr auf die Knie gesunken waren. Wenn es etwas gab dass Sie mit besonderem Stolz erfüllte dann war es das Novum beim gesamten Zuschauerspektrum Anklang gefunden zu haben, ein Erfolg dass Sie tatsächlich größtenteils Tichane zu verdanken hatte, der selbst in seiner abgestumpften Periode kein Script aufwärmte und allergisch auf Anfragen für substanzlose Fortsetzungen reagierte. Damit das nicht falsch verstanden wurde, soll noch einmal akzentuiert werden dass Sie vor der folgenreichen Päckchenübergabe eine Aktress war die für die Unterbringung der Trophäen mit denen Sie überschwemmt wurde extra ein Vitrinenzimmer einrichten musste und nach der sich jeder Regisseur die Finger leckte, doch während gerade alteingesessene Kollegen entweder aus Faulheit oder mangelnder Kreativität dazu neigten ihr immer wieder die gleiche lahme Rolle

auf den Leib zu schneidern, nämlich die der perfekten Mutter, Ehegattin und Freundin brach Demure von seiner Erstlingsproduktion an aus diesem Schema aus indem er Sie mit einer geistig Behinderten besetzte die nicht dazu imstande war ihre Träume, Ziele und ihr Begehren in Gesprächen zu formulieren und sich stattdessen auf ballenweise Papier ausdrückte. Mrs Ravanjic würde sich ewig daran erinnern wie Sie stundenlang für diese Rolle geschuftet hatte und wie wenig Sie zuvor wirklich geschauspielert hatte. Allerdings konnte selbst ein Routinier wie Sie nicht in die Zukunft deuten wie eine solche Darbietung gepaart mit Tichanes Mosaikstil für Detailversessene von ihren treuen Fans aufgenommen werden würde. Das passierte immer wenn ein ruhmreicher Künstler zur Essenz der Kunst zurückkehrte, die er sträflich vernachlässigt hatte.

Vor Ludmilla, die bloß irgendeine unverwechselbare Gestik zeigen müsste um aufzufliegen, hopste ein kleines Mädchen herum das Sie seit Demures aufrüttelnden Animations-Fantasyepos ,,Das Funkeln der Magie“ vergötterte in dem eine Bauernmagd in ein verwunschenes Hexenschloss einbricht um ihrem tristen Alltag zu entfliehen. Und dieses Mädchen hatte einen putzigen Schlappohr-Hund der geradezu in Hypnose geriet wenn im Flimmerkasten ,, Tränen im Wurstbrei“ ausgestrahlt wurde, eine Tragikomödie in der Ludmilla eine sentimentale Metzgerin verkörpert die vor ihren Emotionen keinen Damm errichten konnte und die Mutter des Mädchens nannte ,,Küchentheater“ ihren Film für die einsame Insel mit Kinosaal, wo die Diva als eine Hausfrau mit kindlicher Vorstellungskraft Schwung in die profansten Tätigkeiten brachte und ihr Vater mochte das comichafte ,,Treppensteigen“ wo Mrs Ravanjic in die Haut der Frau eines niederen Bürohengstes schlüpfte der sich mit viel Hingabe und Dreistigkeit in die Chefetage einer Scherzartikelfirma hinauf mogelt. Diese Aufzählung könnte mit so ziemlich jedem direkten Familienmitglied des Sonnenscheinchens fortgesetzt werden. Und bei jedem hatte Ludmilla die Begeisterung mit einem anderen Demure-Charakter erzielt. Allein an dieser Tatsache und Sie war so eine schrecklich altmodische Berühmtheit die noch Leserbriefe persönlich beantwortete zeigte sich wie schwer ihr die kooperative Trennung gefallen war.

Auf die Frage hin und diese Frage kam in jedem Interview vor welches Elixier Sie denn trank um mit annähernd Sechzig durch diese Gesundheit und dieses fabelhafte Aussehen zu bestechen sagte Mrs Ravanjic meist kurz und bündig dass Sie solch ein Hingucker war weil Sie die Weichenhebel früh umgelenkt hatte um das Leben in vollen Zügen genießen zu können aber Sie wusste dass dies eine Lüge war. Denn bevor es durch Tichane eine phänomenale Aufwertung erfuhr fristete Sie fern vom Rummel und Trubel ein eindimensionales Dasein, an der Seite eines Mannes für den Sie kontinuierlich mehr Krankenpflegerin denn Ehefrau war und in einem Anwesen in dem Sie sich verloren fühlte wenn keine Geräusche zur Berieselung vorhanden waren. Darum war die Beteiligung an Demures erstem Meilenstein wie ein Weckruf für Sie.

,,Hallo Sie da Miss, diese Suppendose ist eben vom Band gekullert“ sagte das kleine Mädchen und reichte der gedanklich abgedrifteten Schauspiellegende die Konserve nach der Sie sich gerade gebückt hatte und Ludmilla musste sich bemühen diese möglichst neutral entgegen zu nehmen.,, Ist etwas eingedellt aber ansonsten in Ordnung.“

Da das Sonnenscheinchen mit der Stirn noch nicht auf Höhe der Hand war die vor Achterbahnen die Mindestgröße für Passagiere aufzeigte um allein fahren zu dürfen kam Mrs Ravanjic nicht drum herum sich ein wenig hinunter zu beugen wodurch sich einige ihrer

Attraktionen die schwerlich kaschiert werden konnten wieder zur Entfaltung kamen. Und das erquickte besonders das schneeweiße Spätsemester am Schwanzende der Schlange, das Sie vorhin bei der Suppensuche übersehen hatte und es stimulierte den guten Mann dermaßen dass er mit seiner Gehhilfe vor lauter Erregung einen lustigen Dominoeffekt auslöste. Lustig für ihn und gar nicht lustig für die Menschen die zu umkippenden Steinen wurden. Insofern war es gut dass während der Aufruhr endlich die etwas tölpelhaften Betreuungskrafte deren Beschattung er sich entzogen hatte dem Ausreißer wieder habhaft wurden.

Eine goldene Regel verlangte von den Betreibern eines Pizza-Lokals die wegbereitenden Klassiker Margarita und Salami und von den Betreibern eines Cafes Streuselkuchen und Käsekuchen auf die Speisekarte zu nehmen weil sich danach auch in hundert Jahren noch Gourmets verzehren würden. Ob die Welt Bedarf für Teigfladen mit Belag aus gerösteten Heuschrecken sowie pürierten Ochsenhoden und Gebäck mit Tierblutaroma hatte und ob sich diese Varianten irgendwann zu Verkaufsrennern aufschwingen würden konnte hingegen nicht ohne weiteres zertifiziert werden. Obwohl die Experimentierfreudigen nicht aussterben würden die von allem kosten würden wenn es nur appetitlich ansprechend genug präsentiert wurde, war die Behauptung mit relativer Wahrscheinlichkeit unzerbrechlich, das die Majorität der Menschen Gewohnheitstiere mit nicht diskutablen Präferenzen waren.

Kann sich die Filmgemeinde überhaupt für meine abstrakten Ansätze erwärmen, das hatte sich Tichane Demure gefragt als die Bahn frei für seine erste Schöpfung war die von vorne rein keine Kompromisse zu ließ. Entweder er würde mit seiner Vision eines vollwertigen Kinoerlebnis einen großen Wurf landen und damit beweisen dass der durchschnittliche Zuschauer sehr wohl empfänglich für Innovation sein konnte oder gehörig auf der Schnauze landen und damit den Unkenrufern in die Karten spielen die ihn ausdrücklich davor gewarnt hatten das Ideal eines Genres nicht zu verbiegen. Aber das dürfte eine Gemeinsamkeit sein die er mit allen gegen den Strom paddelnden Revolutionären teilte.

Ja, selbst Pizzaliebhaber die künstlerisch hoffnungslos unbegabt waren konnten eine Salamisorte illustrieren so wie Sie ihren Vorzügen entsprach und wenn ein Restaurant diesen Anforderungen nicht gerecht wurde wechselten sie zu einem Konkurrenten. Bei diesen Urversionen konnte der Steinofen-Bäcker keine eigene Vorlieben einfließen lassen, zum Beispiel durch die Bestimmung der Dicke der Wurstscheiben denn sonst würden Gewohnheitstiere die jede Abweichung bereits auf der Vorschaufolie registrierten schreiend weglaufen. Und beim Rand musste er der konkreten Linie des Besitzers Folge leisten nur dass der keinen Anfratzer erhielt wenn ein Kunde ihn knuspriger und ein anderer fluffiger bevorzugte. Dasselbe galt für die Konditoren eines Cafes in dem keine Streuselkuchen serviert wurden wo die Knubbelhaube eher wie ein zweiter Mürbeteigbogen anmutete. Und Abwandlungen hin oder her, ein klassischer Käsekuchen wie ihn Naschkatzen zum ersten Mal von ihrer Großmutter aufgetischt bekommen hatten musste einige Kriterien erfüllen um als solcher bezeichnet zu werden. Denn wenn ein Konsument erst zu einem konkurrierenden Anbieter gewechselt war kam er in der Regel nicht zurück, ähnlich wie Wähler die von ihrer Stammpartei in den eiskalten Regen gestellt wurden.

Nur weil ein Geläuterter sich seines glorreichen Anfanges besann würde er nicht automatisch von Jenen bei denen er in Ungnade gefallen war getätschelt und lobgepriesen werden. Und das war noch sein unterschwelligstes Problem da das vollmundig angekündigte Meisterwerk das ihn wieder in die Liga der Filmmagier hieven sollte kilometerweit davon entfernt war abgesegnet zu werden. Durch die dürftigen Verkaufszahlen der letzten drei Produktionen befürchteten die Hochkaräter der Schauspielriege einen Karriereknick und zogen es lieber vor sich in albernen Werbespots zu verunglimpfen und ausgerechnet in dieser Phase wo bei weitem nicht alle Verträge mit Sponsoren und Kulissenbauern signiert waren, hatte irgendein gehässiger Scherzbold ein Leck geritzt durch das hindurch gesickert war, welch miserabler Mime Tichane selber war. Das hatte sich im Gegensatz zu der Eigenschaft das er ein pingeliger,unumgänglicher Schleifer war, der teilweise Szenen hundertmal wiederholen ließ wenn die Fußstellung jedes Darstellers nicht bis auf den Millimeter genau seinem Gusto entsprach bis dato nicht verbreitet.

Ursprünglich hatte Demure für die Besetzung der männlichen Hauptrolle Rylney Calytos ins Visier genommen, einen Allrounder ohne erwiesene Schwäche der mal mit Ludmilla Ravanjic eine außereheliche Affäre hatte und er war wahrlich ein luminierendes Emotionswunder das selbst Kritiker der plattesten Stoffe milde stimmen konnte und für dessen Gewinnung sich die meisten Regisseure richtig angebiedert hätten. Für Tichane hingegen war ein sieben Tage andauerndes Schweigen nach dem Versenden eines Skriptes ein untrügliches Zeichen dafür das ein intensiviertes Bemühen nur dem Klamauk dienen würde. Darum hatte er zaghaft seine Fühler in Richtung des frischen Akademieabsolventen Trevton Bruiners ausgestreckt dessen Akte bis auf ein, zwei Mini-Auftritte in einer gehaltlosen Vorabendserie zum Ersetzen der Schlaftabletten blank war. Die Dozenten hatten Bestnoten auf ihn rieseln lassen aber auch angemerkt dass er für eine reibungslose Entwicklung unbedingt ein Riesenerfolgserlebnis bräuchte weil im Privaten einiges im Argen lag. So hatte er beispielsweise mit seiner Freundin Bianka Knartsch weil die Wohnung die er vor dem Einzug ausgiebig besichtigt und für geeignet erklärt hatte sich täglich als ein Albtraum aus Ungeziefer, streikender Heizung und Nachbarn die ihre karibische Inselkultur importiert hatten entpuppte.

In ,,Das 194ste Land“, Tichanes epischer Rückkehr zu seinen Wurzeln auf dem Papier, sollte es um einen skandalös vermögenden Monetenhai gehen, der seinen Blick zu rückständigen Nationen schweifen lässt um dort profilierend Hilfsprojekte anzukurbeln und dabei ignoriert wie seine eigene Heimat zerkrümelt bis diese in der Versenkung verschwindet und er von rabiaten Kulturförderern und Patrioten entführt, auf eine Schaluppe geladen und auf See bei Koordinaten mitten im Nirgendwo ausgesetzt wird. An diesem Tag liegt ein dickschwadiger Nebelteppich über dem Gewässer und die Wellen sind launisch und reißen das kleine Schiff fort. Der Krösus der daran glaubt dass sein Reichtum untrennbar mit seiner Frömmigkeit verknüpft ist bekreuzigt sich und schließt innerlich mit seinem Leben ab, unter das er den Schlussstrich zieht das es erfüllend und gespickt mit Glanzlichtern war. Für einen Moment überlegt er von Bord zu springen doch wohin sollte er schwimmen wo das nächste Land hunderte von Kilometern weit weg sein dürfte. Ein global denkender Mensch wie er hat die Weltkarte auswendig gelernt und wäre der Tod durch Ertrinken so viel befriedigender fragt er sich mitten in einem Gebetspsalm als die Schaluppe gegen eine Felsformation geschleudert wird und zerschellt. Der Monetenhai benötigt eine Minute um zu realisieren das er nicht gestorben war und fängt an um das Steingebilde herum zu kraulen und kaum hat er hundert Meter zurück gelegt entdeckt er einen Strand. Aber wie kann das sein wo niemand in diesen Gefilden irgendeine Landfläche kartografiert hatte wundert er sich und ist von der Entdeckung so geplättet dass er nicht wahrnimmt wie sich einige feindlich gesonnene Gestalten in seinen Rücken stehlen. Es sind Männer bei denen es sich glatt um freizügige Buscheingeborene handeln könnte wenn sie nicht geschniegelt wie Konzernchefs wären und anstatt antike Speere zu schwingen den Abzugsfinger um Maschinenpistolen gelegt hätten. Böse Zungen munkelten dass Sie wie Diejenigen aussahen die kürzlich den Versuch unternahmen die Herrschaft über das Land zu übernehmen, das 194ste Land vor dessen Küste bis dahin kein Seefahrer geankert hatte und streng genommen war der Bonze ja auch kein Schiffskapitän. Von woher die Anzugträger geschippert waren hatte bisher kein Einheimischer herausgefunden.

,,Das wird der grandioseste Schund seit Langem“ blies Bianka Trübsal, pfefferte das dünne Manuskript auf die ausrangierte Coach und rieb über ihre Sorgesfalten.,, Du solltest aussteigen um deine Karriere nicht in den Abgrund zu reiten ehe Sie offiziell angelaufen ist. Versprichst du mir das? Ja es leuchtet mir ein das wir mit dem Honorar dasser dir in Aussicht stellt aus dem Gröbsten raus sein könnten und uns die Blamage ersparen bei deinen Eltern angekleckert zu kommen aber wenn die Sache schief geht und der Film floppt

wie Demures jüngste Katastrophen wird dir keiner eine Rolle mit Katapultpotential offerieren und dann kannst du auf entwürdigende Art Klinken putzen. Oh nein, tu mir das nicht an. Ich kenne diesen Gesichtsausdruck.“

,,Vergib mir Bianka aber ich mag das Grundkonzept“ sagte Trevton.,, Und wenn Tichane Demure seinen Saft nicht verloren hat könnte er über Nacht wieder zu dem Filmschöpfer werden vor dem sich die renommiertesten und zivilsten Akteure gladiatorenhaft um eine Besetzung raufen würden. Das der Streifen komplett durchfällt schließe ich jedenfalls aus und somit ist das Risiko überschaubar. Was haben Leute wie wir schon zu verlieren, die sich in solch eine Horrorbude hineinmanövriert haben.“

,,Von wegen wir!“ fauchte Bianka.,, Hör auf von der Mehrzahl zu reden wo du allein an dieser

Besichtigung teilgenommen und hinterher überhastet grünes Licht für die Wohnung gegeben hast. Hm, was hältst du davon wenn wir gemeinsam dieses kriselnde Genie aufsuchen und die Erfolgsgarantie des Films noch einmal auf den Prüfstein stellen?“

,,Wenn dich das besänftigt warum nicht“ sagte Bruiners lasch.,, Dir dürfte klar sein dass es keine Erfolgsgarantie für irgendetwas das sich in der Entwicklung befindet gibt doch ich muss gestehen dass es interessant wäre wie der strauchelnde Meisterregisseur ,,das 194ste Land“ hautnah verkauft.“

,,Ja und wenn wir unverzüglich aufbrechen sind wir pünktlich zum Mittagessen wieder da“ pochte Trevtons Freundin die gern Nachwuchs ins Gespräch bringen würde wenn die Basis solider wäre. Ein Junge namens Lenald oder ein Mädchen das mit Lenallia getauft würde.,, Vielleicht sollten wir das da mitnehmen und vielleicht sollte ich vorher mit einem Filzstift einige Passagen markieren. Dann können wir Mister Demure der Reihe nach gezielt darauf ansprechen.

,,Wenn es dich fröhlich stimmt“ leierte Trevton.,, Nur versiebe es nicht fürUns.“

Es ist keine überlieferte salomonische Weisheit, dass es kniffeliger wird Zwietracht zwischen Geschwistern zu säen, je enger sie zusammengeschweißt sind, was im Umkehrschluss hieß dass ein Erstklässler mit minimalistischen Wortschatz das Schuldeneintreiber-Brüderpaar Kyle und Kayne gegeneinander aufstacheln konnte. Nur musste Tichane seinen Gedankenzug erst einmal auf dieses verdorbene Gleis umleiten ehe es ihm wie Schuppen von den Augen fiel wie er die zwei Plagegeister loswerden und sich wieder seinen Vorbereitungen inklusive eines Telefon-Marathons zuwenden konnte.

,,Fein, ich gebe mich geschlagen“ lenkte der strauchelnde Filmmagier fintiert ein und fokussierte die oberste Reihe eines Bücherregals die er für mystische Kriminalnovellen reserviert hatte. Kyle und Kayne sollten annehmen dass er irgendwo dahinter ein Notdepot installiert hatte und er legte extra eine Pause von dreißig Sekunden nach dem ersten Satz ein um den gegensätzlichen Brüdern ein Gefühl der Überlegenheit zu verschaffen woraufhin der körperlich dreifach bevorteilte Kyle sich an seinem dreisten Bruder der hunderte von Stunden im Kraftraum schuften müsste um eine geniale Imitation zu erzielen vorbeischob und das Kinn auf der linken Bärentatze aufstützte als wenn die Zahnräder in seinem Kopf vor lauter Reibung quietschen würden, bis Demure den Bremshebel zog indem er einen zweiten Satz mit gewaltiger Sprengkraft losließ.,, Hast du eigentlich die Requisite mit der ich dich neulich bestochen hatte schon in bare Münze umgewandelt Kyle? Ich meine die goldenen Hanteln aus meinem Beitrag zum Thema unbändiger Wille in dem ein dünnes Hemd zum Muskelpaket wird um den Pokal eines Körperkultturniers einzuheimsen und anschließend wieder zum dünnen Hemd wird?“

,,Hä, wovon faselst du da, ich kann dir nicht folgen“ nuschelte der Riese und wischte die Kriminalromane mit einer Armbewegung aus dem Regal, nicht weiter über die Worte sinnierend.,, Lass diese Sperenzien und lüfte lieber das Versteck!“

Dummerweise war der Kern des Satzes Kayne aber sauer aufgestoßen so dass er ebenfalls zum Bücherregal schnellte um das Kraftpaket wütend zur Rede zu stellen.

,,Oh Brüderchen das dürfte Mister Ravanjic gar nicht schmecken dass du heimlich Bestechungsobjekte eingesackt hast anstatt die letzte Rate zu kassieren“ sagte er barsch.,, Wieviel hast du für die Hanteln erhalten?“

,,Keinen einzigen Cent weil ich nie goldene Hanteln von diesem Schuldner erhalten habe“ beteuerte Kyle.,, Wie gesagt ist es mir schleierhaft wieso er solchen Quatsch zusammen dichtet.“

An dieser Stelle erachtete es Tichane für erforderlich eine Schippe nachzulegen.

,,Du liebe Güte Kyle, ich muss schon sagen dass es mich verwundert dass du es abstreitest wo ich dich beim Umtausch in Quasiljos Fundgrube gesehen habe“ log er und behielt dabei bemerkenswerterweise seine helle Gesichtsfarbe bei.,, Wenn ich mich richtig erinnere waren stolze zweitausend Euro in deine Börse geflossen. Ja es ist naheliegend dass es dir unangenehm ist das vor deinem Bruder zuzugeben.“

,,Mitnichten ist es mir unangenehm weil dieser Handlungsstrang niemals stattgefunden hat“

stemmte sich der Riese gegen die Vorwürfe.,,Dieses Märchen hat er eben improvisiert um einen Keil zwischen uns zu treiben. Geh ihm nicht auf den Leim Bruder.“

,,Warum sollte er sich so etwas ausdenken wo es bereits seit der Geburt zwischen uns knirscht?“ argumentierte Kayne und Tichane musste sich anstrengen um nicht voller Inbrunst in Gelächter auszubrechen.

Wenn Ludmilla etwas an Tichane vermisste, dann war es seine barsche bis ungehobelte Art wenn eine Instruktion nicht haargenau umgesetzt wurde und seine nicht vorhandene Schüchternheit Sie vor versammelter Besetzung abzukanzeln. Von einem Filmmagier nicht mit Samthandschuhen angefasst zu werden und keine Extrawurst gegrillt zu bekommen wie

einen eigenen Wohnwagen oder extravagante Süßigkeiten war eine nachhaltige Erfahrung für eine vielfach prämierte Star-Aktress und das sich ein unbeschriebenes Blatt solch eine Frechheit heraus nahm wo er es sich prinzipiell nicht erlauben durfte wenn er vom kleinen Teich in den endlosen Ozean hinausschwimmen wollte hatte Spuren bei Mrs Ravanjic hinterlassen die nicht verwischt werden konnten. Und nicht umsonst hatte Sie in ihrer kürzlich publizierten Biographie der gehaltvollen Zusammenarbeit mit Demure ein vollständiges Kapitel gewidmet in dem Sie darüber fabulierte wie diese ihr in einer Periode neuen Schub verliehen hatte, wo ihre Laufbahn drohte in spröde Routine zu zerfallen. Und exakt deswegen wurmte es Sie dass Tichane auf der Spitze seines Erfolgs die Einzigartigkeit abgestreift hatte um seine Popularität dafür zu nutzen nicht nur vom ganz großen Kuchen zu naschen sondern ihn sich wie ein Vielfraß in Gänze einzuverleiben. Natürlich hatte Ludmilla wie so ziemlich Jeder mit Ausnahme einiger Schnapsdrosseln das Gerücht aufgeschnappt, das Demure der massenkompatiblen Schiene abgeschworen und die Rückbesinnung auf seine unverfälschte Handschrift hatte verlauten lassen, doch da Sie es für möglich hielt dass er diesen Versöhnungskurs durchziehen kännte hatte Sie sich vorgenommen präventiv mit eiskalter Schulter gegen jegliche Angebote vorzugehen. Und das Tichane welche an Sie adressierte lag auf der Hand weil allein mit ihrer Mitwirkung ein Viertel der Film-Feinschmecker ihre Blockadementalität herunter schrauben würden. Der Ansicht war jedenfalls Demure.

Ein ergrauter Tiger der ihren Werdegang über die Jahrzehnte frenetisch verfolgt hatte wie das Erwachsenwerden seiner Tochter die sich von der fleißigen Reinigungsbiene zur Schwarmkönigin eines Hygienekonzerns aufgeschwungen hatte stutzte an der Kasse für wenige Sekunden als Mrs Ravanjic ihre Einkäufe eintütete. Inzwischen hatte Sie solch eine Bandbreite an Figuren gemimt und zudem in unwürdigen Werbespots mitgespielt dass Sie sich gelegentlich dabei ertappte zu vergessen welche Verhaltensweise überhaupt der Vorgabe neutral entsprach. Auf der Abladefläche ihres Schreibtisches schüttete Sie täglich einen Korb mit Umschlägen aus die entweder Scriptauszüge oder gleich konkrete Rollenvorschläge enthielt,...und Ludmilla hatte nur wenige davon aufgerissen. Ihr genügte meist das Lesen des Absenders, damit Sie wusste welchem Fließbandschrott-Regisseur Sie diesmal eine Abfuhr erteilen musste. Und bei der gering eintreffenden Post von an der Filmhochschule geadelten unbeschriebenen Blättern die Sie genauer unter die Lupe nahm fehlte ihr dieses Quäntchen an Wagemut, mit dem Tichane nicht nur ihre Dienste als begnadete Leinwanddiva in Beschlag nehmen durfte. Ja, Ludmilla Ravanjic vermisste diese Sternstunden in seiner Gegenwart und beschloss trotzdem strikt in ihrer Haltung zu bleiben. Also versauerte Sie als Retorten-Darstellerin, in der Regel in der Paraderolle der rüstigen Fastsechzigerin die es Jedem auf penetrante Weise aufs Auge drückte, dass Sie noch längst nicht zum alten Eisen zählte, was ihr in der Privatssphäre drohte. Denn wie sonst konnte erklärt werden dass keiner ihrer Fans um eine Unterschrift bat, wenn Sie ungeschminkt durch den Supermarkt spazierte?

Es war eine feine Gegend in die sich Trevton und Bianka verirrten, die aber nicht zur prunken, Oberschicht gehörte. Die Häuser hier waren schick anzuschauen ohne dass ein Hauch von Dekadenz manifestiert wurde. Viele Aussteiger hatte es dorthin verschlagen die bei der stickigen Luft der Belle Etage fast erstickt wären und widerwillig den Fahrstuhl nach Unten genommen hatten. Der Großteil der Bewohner fielt jedoch in die Riege die irgendwo dazwischen waren. Sie hatten weder die Atmosphäre der Führungsetage eingeatmet noch hatten sie eine Ahnung wie es war jeden Geldschein dreimal umzudrehen.

,,An diese Nachbarschaft könnte ich mich gewöhnen“ jauchzte Bianka während Sie die Straße abklapperten in der Tichanes Domizil lag.,, Die Architektur ist gediegen aber nicht protzig und die Menschen erscheinen mir zugänglich und versprühen rein gar keine Überheblichkeit.“

,,Stimmt aber wenn wir vorhaben uns irgendwann zu ihnen zu gesellen sollten wir gleich Taktgefühl walten lassen“ sagte Trevton mit diesem mahnenden Unterton gegen den manche Leute allergisch waren.,, Lass den schwankenden Maestro aussprechen und plappere nicht permanent dazwischen wie es sonst deine Angewohnheit ist. Disziplin ist die Eintrittskarte in diese Kaste.“

,,Ja, ja du brauchst mich nicht zu instruieren wie ein naseweises Balg“ konterte Bianka leicht eingeschnappt.,, Ich werde ihm ausreichend Raum gewähren um die Erfolgsaussicht von ,,das 194ste Land“ zu skizzieren doch sollte ich merken dass schwammiges Blabla die Oberhand gewinnt werde ich gnadenlos einschreiten um Schaden vonUns abzuwenden. Es hat keinen Sinn wenn du deine Klasse für ein halbgares Machwerk vergeudest. Wenn Jemand wirklich etwas auf dem Kasten hat wird er langfristig auch die Chance erhalten es der Welt auf der ganz großen Bühne zu demonstrieren. Ich weiß das es schräg klingt wenn es aus meinem Mund entspringt aber das was wir vor allem brauchen ist Geduld und Sorgfalt. Ah, da ist ja sein Haus. Huch, was hat denn ein Fahrzeug von Glimmerlight am Straßenrand verloren? Das ist doch die Sponsorengruppe die Tichanes Schaffen lange gefördert hat und die sich von ihm abgekoppelt hatte als die Einspielergebnisse mauer wurden.“

,,Ja und soweit meine Informationen valide sind hat Mister Demure horrende Schulden durch nicht beglichene Darlehen produziert wegen denen der Vorsitzende Dwight Ravanjic ihn ständig mit ruppigen, unbestechlichen Geldeintreibern konfrontiert“ ergänzte Bruiners und bekam plötzlich ein verdammt flaues Gefühl im Magen.,, Vielleicht ist das doch kein passender Zeitpunkt um dem Meister unser Anliegen vorzutragen.“

,,Du willst kneifen weil sich dort drinnen ein paar grimmige Rohlinge herumtreiben könnten die los gescheucht wurden um deinen bröckelnden Hoffnungsträger auszupressen?“ fragte Bianka entsetzt.,, Hat dir auf der Akademie denn niemand beigebracht dass es in der Filmwelt mitunter rau zugehen kann, sprich dass manchmal der Boden einbricht und du Reflexe beweisen musst um nicht mitgerissen zu werden?“

,,Doch, indirekt wurde das schon thematisiert und wäre ich ein neutraler Besucher hätte ich keinerlei Hemmungen dort rauf zu stapfen aber es ist gegenwärtig ein heißes Pflaster Tichane Demure gegenüber zu treten und ihn nicht sofort mit Öl zu übergießen“ sagte Trevton.,, Das könnte einem bereits negativ ausgelegt werden und wie müssen sich dann erst diejenigen vorkommen die ihm offen die Stange halten, auch wenn man sie mit dem Fernglas suchen muss. Nein Süße, wir werden brav an diesem Flecken Däumchen drehen bis die ungemütlichen Herrschaften abgedampft sind, auf solidem flachen Geläuf das uns nicht verschlucken kann.“

,,Weichkeks“ bezeichnete ihn Bianka und murmelte leise.,, Vielleicht ist es besser wenn du kein Vater wirst.“

,,Wie bitte, ich habe keine Silbe verstanden“ sagte Bruiners.,, Könnte du den Lautstärkeregler etwas nach oben pegeln?“

,,Ach vergiss es, war ohnehin nichts wichtiges was ich dir zu sagen hatte“ zischte Bianka.

Seit Dwight Ravanjic zur Reservierung von Ressourcen für Fachkräfte zur Kurierung seiner stetig wachsenden Reihe an Krankheiten, darunter auch welche die seiner reinen Imagination entsprangen zum knickerigen Pfennigfuchser avancierte und verzichtbares Personal wegrationalisiert hatte konnten diejenigen Angestellten brillieren die sich in vorherigen Lebensabschnitten durch eine hohe Anpassungsfähigkeit und Flexibilität hervorgetan hatten, nicht dass irgendwer von ihnen je ein Strandschloss sein Eigentum nennen würde.

Um unbehelligt manövrieren zu können trug Ludmilla die Einkaufstasche die wie immer bis zum Rand voll geworden war obwohl Sie nur losgezogen war um ihre Lieblingssuppe im Dosenformat zu erstehen eigenhändig aus dem Supermarkt bis zum Parkplatz wo kein Limosinenchaffeur wartete um Sie abzuholen. Der Limosinenchaffeur der von ihrem bettlegrigen Gatten nebenbei als Mechaniker, Beikoch, Unkrautjäter, wandelnder Notizblock und Fitnessberater eingesetzt wurde. Und genau vor der Parkfläche wo eine dieser praktischen Nobelkarossen hätte stehen können setzte Mrs Ravanjic die Einkaufstüte ab, deren Trageriemen bereits hässliche Schwielen auf ihrer Unterhand hinterlassen hatte. Aber es war ein Zerren im Rücken dass die ungetuschte Grand Dame der Schauspielerei zum abrupten Stopp zwang und da die patenten Alltagshelden auf der Welt konstant zur Neige gingen, die bereit für eine bescheidene Gefälligkeit waren ohne das ihnen irgendwelche Gegenleistungen vorschwebten begab Sie sich in die Hocke um solange Zeit verstreichen zu lassen bis der Schmerz gewichen wäre. Sie war eine hübsche Frau aber inzwischen hatte Sie begriffen dass es im Vorfeld dumm war mit Vierzig heraus zu posaunen das Sie für das Älterwerden besser gewappnet wäre als gewisse Konkurrentinnen. Wenn ihr Mann endlich dahin siechen würde könnte Sie wenigstens mal wieder ununterbrochen durchschlafen und das Geld sparen dass Sie derzeit für Kissenbezüge verschleuderte in die sich jede Nacht unbewusst ihre Fingernägel gruben. Allmählich war Sie mit ihrem Latein am Ende welche Mittelchen Sie ihm noch untermischen sollte bei denen nicht sofort jeder Verdacht schöpfen und ihr auf die Schliche kommen würde. Wie konnte Jemand in solch einer desolaten Verfassung, Jemand der wie ein nicht schwindelfreier Käfer auf einem angeknacksten Schilfrohr saß und der nicht einmal einen zwei Meter Gang zur Toilette erledigen könnte ohne unterwegs vor Schwäche zu kollabieren oder einen Anfall zu erleiden noch den nächsten Morgen begrüßen und den nächsten und den nächsten,…

Der ergraute Tiger hatte Ludmilla von der Kasse aus hinter her gegeiert und dabei an eine Szene aus seinem Lieblingsfilm ,,Kofferschleppen“ aus der Feder von Tichane Demure gedacht, in dem eine naive junge Romantikerin die süchtig nach Liebesschnulzen ist und sich dem ersten Schwätzer an den Hals wirft der ihr etwas von der großen Amore ins Ohr säuselt in einen Vortex aus Betrügereien, Scheidungen und chaotischen Umzügen inklusive Waschbären als blinde Passagiere hineingezogen wird und mit jeder unglücklichen Station wird ihr Gepäck schwerer und ihr Handgelenk steifer.

,,Wo drückt denn der Schuh Werteste?“ sagte der graue Tiger der den Begriff Sterilisation nicht mehr hören konnte und Früher als er noch alle Streifen hatte ein dynamischer Heißsporn war, der keine Gelegenheit für eine intime Bekanntschaft ungenutzt gelassen hatte salopp und wippte unübersehbar mit dem fast gänzlich gerodeten Kopf zum Automobil neben der freien Parkfläche, ein gewöhnungsbedürftig mintgrüner, ausgebeulter

zusammengeschraubter Haufen Blech und was die Fahrerlizenz betraf,...nun sprechen wir keine Silbe darüber. Sagen wir einfach dass diese gealterte Raubkatze mit ihrem gebleichten Muster die Vorsicht abgelegt hatte.

,,Nirgendwo, hatte eben bloß belanglose Atembeschwerden“ schwindelte Ludmilla.,, Sehe ich in ihren Augen denn so hilfsbedürftig und verloren aus? Und was soll dieser zermatschte Blick? Wuchern vielleicht borstige Stränge aus meinen Nasenlöchern?“

,,Nein, Sie sehen klasse aus und ich bin jetzt auch nicht mehr der umtriebige Aufreißer der kein weibliches Geschöpf ignorieren kann“ sagte der ergraute Tiger zahm.,, Es ist nur so dass Sie ungeheure Ähnlichkeit mit meiner Lieblingsschauspielerin in der Rolle haben, in der die Juroren ihr zu Unrecht die begehrteste Auszeichnung verwehrt haben.“

,,Aha und wer ist ihre Lieblingsschauspielerin sie aufdringlicher Kerl?“ bohrte die Diva und stellte erschütternd fest dass das Zerren im Rücken eher dramatischer als angenehmer wurde.

,,Ludmilla Ravanjic!“ kam es wie aus einem Pistolenlauf aus dem Mund der gealterten Raubkatze herausgeschossen.,, Ich habe mehr Original-DVDs fürs Heimkino von ihr als schwartige Literatur und allein wegen der verblüffenden Ähnlichkeit zu ihr muss ich ihnen das Angebot unterbreiten Sie nach Hause zu fahren.“

Erst war Mrs Ravanjic drauf und dran entsetzt zu fragen, in dieser motorisierten Rostlaube da Sie in jedem Taxi dass mit voll Karacho durch Schlammpfützen gebrettert war unauffälliger unterwegs wäre. Aber wenn Sie abwenden wollte dass eine Schar Fans sich an ihre Fersen heftete die hinter die schlichte Fassade geschlunzt hatten musste Sie schleunigst den Aufenthaltsort wechseln. Und es hatten bereits einige von ihnen Notiz von ihr genommen die in der Warteschlange mit anderen Dingen beschäftigt waren. Daher war es reizvoll die Hilfsbereitschaft des reifen Schwerenöters anzunehmen und ihm eine falsche Adresse in einer der Seitenstraßen in der Nähe von Dwights Villa zu nennen. Und was sollte da schief laufen?

,,Und Werteste, darf ich Sie nach Hause fahren?“ fragte der ergraute Tiger wobei seine Augen die gleiche Faszination ausstrahlten wie die eines Knaben der mit seinen schmierigen Wurstfingern das Panzerglas eines Schaufensters begrabbelte, hinter dem ein Spielzeug ausgestellt war, dass er sich nicht leisten konnte. Und Ludmilla erkannte im Voraus dass dieser Mann nicht locker lassen würde, das er mindestens so hartnäckig wie Tichane war und dass Sie im Grunde gar nicht ablehnen konnte. Soweit Sie sich zurück entsann hatte Sie ihren Ruf zuletzt in der Universitätenepoche in einem minderwertigen Fahrzeug wie diesem gefährdet doch selbst die mittellosen Casanova die ihr einen angekokelten Flickenteppich ausrollten hätten sich solch eine Lackierung nicht getraut.,,Wo darf es denn hingehen?“

,,Hey, ich habe noch gar nicht eingelenkt und,...ach was soll`s, sie werden ja ohnehin nicht die Flinte ins Korn werfen oder?“ ächzte Ludmilla und orientierte sich zur Tür auf der Beifahrerseite hinüber ehe einer der Gaffer, die sich heftig am Hinterkopf kratzten oder an ihren Daumen lutschten eine Möglichkeit bekam seine Vermutung zu äußern.,,Evalnia Castagorle Avenue 16. Dort wohne ich einsam und allein. Und nun bringen Sie mich fort.“

,,Ihr Wunsch ist mir Befehl meine zeitlose Schöne“ verspritzte der unverbesserliche Abschlepper Honig.,, Mein Name ist übrigens Ovelnias.Und, wie können diese Parallelen nun erklärt werden? Sind Sie ein professionelles Ludmilla-Double oder gar eine spröde Zwillingsschwester die Sie der Öffentlichkeit vorenthalten hat?“

,,Weder noch“ sagte die umschwärmte Aktress.,, Im Prinzip bin ich wie sie Ovelnias, ein leidenschaftlicher Fan, mit dem gewichtigen Unterschied dass ich mich auch bemühe Ludmillas Schönheitstipps umzusetzen. Leider ist mein Geldbeutel zu klamm um die Schminkartikel zu besorgen die Sie favorisiert.Das ist jammerschade.“

,,Tja, wir irdischen Lebewesen müssen eben irgendwo Abstriche in Kauf nehmen, davon kann ich ein krächzendes Lied singen“ sagte Ovelnias als der Motor der mintgrünen Klapperkiste auf Touren kam und einem zu übereifrigen Anhänger von Mrs Ravanjic Rauch durch den Auspuff entgegen pustete.,, Evalnia Castagorle Avenue 16 sagten Sie? Interessante Wohngegend. Sozusagen dass Salatblatt des Käseschinkensandwiches. Und warum ist eine umwerfende Dame wie Sie einsam und allein?“

Oh wie Ludmilla es hasste in ihrer Freizeit die Bretter zum Biegen zu bringen.

,,Das wird wohl an meinem Beruf liegen“ log Sie.,, Ich bin Kuratorin eines kleinen Kulturmuseums und die Männer denen ich vom Aussehen her gefalle finden das zum Gähnen und die komischen Kauze die stundenlang mit mir über Prunkstücke mit jahrhundertealter Geschichte schwafeln würden törnen mich wiederum ab. Darum ist es kein schlechter Kompromiss Single zu bleiben.“

Kaum war das vierrädrige Anti-Statussymbol vom Parkplatz getuckert zog der ergraute Tiger alle Register um seiner charmanten Beifahrerin die Spritztour so angenehm wie möglich zu gestalten. Obwohl die Tonqualität der integrierten Musikanlage nicht gerade berauschend war schob er eine Schmuse-Cd ein und das was der Sitz in dem man halb versank in punkto Bequemlichkeit vermissen ließ versuchte er mit Massage-Vibrationsimpulsen per Tastendruck und Lavendelölduft zu kompensieren. Nicht das Ludmilla das frohlocken lassen konnte, was ihr Starren aus dem Seitenfenster bewies. Und etwa nach Absolvierung der halben Strecke kam ihnen ein Sanitätswagen entgegen in dem ein Patient transportiert wurde der eigentlich längst im Jenseits gelandet sein müsste, so mies waren seine Vitalwerte und ausgerechnet in dem Moment wo die beiden Vehikel einander passierten reckte er den Kopf wundersamerweise soweit in die Höhe um einen Blick auf den Beifahrer von Ovelnias mintgrüner Schrottkarre zu erhaschen, als hätte ihm Jemand die Eingebung und die nötige Kraft dafür geschenkt. Nicht um Minuten durch das Glas zu glotzen sondern für maue zwanzig Sekunden, nicht lange genug das Ludmilla ihn identifizieren konnte die ohnehin eher auf den Sanitäter am Steuer fixiert war aber lange genug um selber Eins und Eins zusammen zu zählen was natürlich eine verkehrte Rechnung war.

,,Miststück“ röchelte Dwight Ravanjic und wurde plötzlich von solchem Herzrasen überfallen dass er den Notschalter betätigen musste um den zweiten Sanitäter nach Hinten zu beordern.,, Womit habe ich diesen Affront der Untreue verdient? Dank meinem Geldsegen konntest du in Saus und Braus leben und wenn ich Vasiljas Anastutos nicht zugeschüttet hätte wärst du niemals in seinem Meisterwerk ,,Durch die Gezeiten“ aufgetaucht.“

,,Keine Sorge, Mister Ravajic ich bin bei Ihnen“ sagte der Sanitäter und legte dem Vorsitzenden der Sponsorengruppe Glimmerlight ein Gerät zur Messung des Pulses an.,, 160!!! Das ist übel. Haben sie eine Erklärung dafür parat? Eben war doch noch alles im grünen Bereich. Nun, soweit das bei ihnen in der Relation der Fall sein kann.“

,,Du möchtest wissen was mich in Wallungen gebracht hat du Grünschnabel?“ brummte Dwight und bei jedem Wort war heraus zu hören wie strapaziös für ihn das Sprechen war.,, Die Schlange des Seitensprungs hat sich um mein Eheweib gewickelt denn freiwillig würde Sie nicht in ein solches Auto steigen. Ich meine diese mintgrüne Beleidigung für den Straßenverkehr dort. Scheinbar nimmt dieses Miststück an dass der Schleudersitzhebel bei ihr klemmen würde aber da täuscht Sie sich gewaltig. Dank meinem Geld könnte ich Jede, sogar eine Miss Universum oder Weinkönigin dazu bringen diesen Platz einzunehmen.“

Inzwischen hatte Ovelnias die Eroberungskampagne eingestellt und sich vorgenommen einfach jede Sekunde neben dieser natürlichen Schönheit in vollsten Zügen zu genießen.

,,Liegt etwas im Argen?“ grub er wie ein schematischer Kummerkastenonkel.,,Habe ich die Heizung zu weit aufgedreht oder sitzen die Anschnallgurte zu eng auf ihren Lustkissen?“

,,Nein, das ist es nicht“ sagte Mrs Ravanjic träge.,, Ich hatte nur vorübergehend den Eindruck

als käme mir die Visage von dem Patienten im Sanitätswagen der eben an uns vorbei gebraust ist bekannt vor. Hä, könnte es sein das Sie absichtlich die Geschwindigkeit reduzieren um mich mit weiteren Andeutungen wie der von eben einzudecken Ovelnias? Nicht einmal ein beschämendes Gefährt wie dieses muss wie eine Seidenraupe über den Asphalt schleichen.“

,,Okay Sie haben mich ertappt meine honigsüße Museumskuratorin“ sagte der ergraute Tiger.,, Obwohl wir den Zielort noch nicht erreicht haben breitet sich bereits das unerträgliche Vermissen in mir aus. Hätte es denn eventuell eine schmale Aussicht auf Erfolg

wenn ich mich sträubte von Ihnen getrennt zu werden?“

,,Lassen sie mich kurz überlegen, nein das hätte es nicht“ schnappte Ludmilla und es war wie

ein eiskalter Dolchstoß in Ovelnias Herz.,, Und jetzt drücken sie das Gaspedal durch weil ich langsam Hunger kriege und meine Lieblingssuppe erwärmen möchte.“

,,Ich hab`s ja geschnallt, die Botschaft ist angekommen“ sagte Ovelnias mürrisch.,, Trotzdem hoffe ich dass Sie es mir nicht verübeln und nicht kreischend das Weite suchen wenn sich mal wieder die Möglichkeit auf eine gemeinsame Aktivität ergibt.“

,,Ach wissen sie Ovelnias, ich habe nie sonderlich viel von der Floskel das Menschen sich immer mindestens zweimal begegnen gehalten und deshalb würde ich es vorziehen diese Episode als einmalig ins Album zu kleben. Oooh, Gott sei Dank, wir sind da!!! Bleiben sie ruhig sitzen. Ich schaffe es eigenhändig auszusteigen,...und tun sie sich einen Gefallen und stellen dieses Gejaule ab. Damit beeindrucken sie nicht einmal die anspruchsloseste Nymphomanin!“

Das fundierte, sechzehnjährige Filmlexikon Lacardt Adayny, und speckschwartiger dürfte keines ausfallen, war Koordinator einer Clique von Freaks die Tichane in beiden Facetten vergötterten und des öfteren Medienplattformen per Hack-Eingriff lahmlegten, auf denen Artikel publiziert wurden, die Demures jüngste Schöpfungen verrissen. Lacardts Familie verwaltete ein an die Fünfziger angelehntes Lichtspielhaus das dafür berüchtigt war das während der Vorstellungen Kuriositäten stattfanden die Zuschauer sonst nur in Kirmesattraktionen erlebten. Und außerdem orchestrierte sie eine knallharte Sekte die vom Stöpsel bis zum verrosteten Abflussgitter Jeden einspannte.

Wie es sich für waschechte Freaks gehörte hatte Adayny sein Zimmer in vollem Umfang dem kriselnden Meisterregisseur unterworfen und dabei seine kongeniale Partnerin Ludmilla Ravanjic mit berücksichtigt, auch wenn er es anprangerte dass Sie Demure wegen lausiger Zahlen und einem auf den Massenmarkt zugeschnittetenen Stilwechsel abgeschworen hatte. Auf dem Kopfkissen waren sie harmonisch bei einer Preisgalarede zu sehen und der Bettbezug war über und über mit Tichanes Rekordmarken bedruckt, etwa der für die höchste Anzahl von Statisten bei einer atemberaubend choreografierten Keilerei mit dem psychologischen Ansatz ob ein ungeschliffener, von allen gefürchteter Faustschwinger der Neandertaler-Epoche heutzutage gegen einen modernen Boxer abgekocht werden würde, der sein Gerüst täglich mit Geräten stählte die mehr Löcher ins Portmonee des Stallbesitzers gefressen hatte als eine Maus in eine pikante Käseecke. Und die bis auf den letzten Millimeter mit kernigen Zitaten und Kultsprüchen zu geplasterte Tapete des Sechzehnjährigen könnte geradezu aus einer cineastischen Ruhmeshalle herausgeschält worden sein.

Während Tichane sich mit dem gegensätzlichen Schuldeneintreiber-Brüderpaar Kyle und Kayne herumplagen musste und Trevton und Bianka aus demselben Grund ihren Überraschungsbesuch verzögerten hielt Lacardt mit den drei verschworensten Mitgliedern des Clubs eine Art von Kriegsrat darüber mit welchen Unternehmungen Sie ihrem Gott am sinnvollsten beistehen könnten.

Die gleichaltrige Denisa Garleci war der jüngste Spross einer Sippe kontinenteübergreifender organisierter Betrüger die mal als harmlose Anlaufstelle für Raubkopien angefangen hatten und Heutzutage eine unersetzliche Instanz in der Schattensphäre waren. Wenn eine Sammelstelle für legitimierte Hasstiraden gegenüber Demure im Internet mal wieder abschmierte war zumeist dieses Früchtchen federführend.

Der siebzehnjährige Kameraspezialist Ugal Ujanetiz hingegen war trotz des traurigen Faktes bereits zwei Klassen wiederholt zu haben ein Mädchenschwarm und nutzte das schamlos aus um im Verborgenen sagen wir schlüpfrige Streifen mit ihnen zu drehen und wechselte seine Liebschaften quasi wie Unterhosen.

Und dann war da noch die vierzehnjährige Millionärstochter Ivinia Auguston die primär der Clique beigetreten war um mal etwas Nervenkitzel zu erleben. Sie oder präziser ausgedrückt ihr unwissender Gönnervater, von Adayny flapsig dummer Goldesel getauft war dafür verantwortlich dass die Gruppe auf Ausrüstung eines technischen Grades vertrauen konnte, bei dem selbst ein Geheimdienst-Computerexperte vor Neid erblassen würde.

,,Meine gewieften Eltern veranstalten in zwanzig Minuten eine Verkaufspräsentation bei der ich den anfälligen Trotteln die ausgenommen werden sollen ein paar der Produkte die vorgeführt werden als besonders essenziell zur Lebensbereicherung anpreisen werde“ eröffnete Lacardt die Sitzung.,, Darum müssen wir uns etwas beeilen. Nun, wie lauten eure Ansätze?“

,,Ich plädiere klar dafür dass wir den Schwerpunkt darauf legen Profile von fiktiven Personen

auf Mister Demures Homepage und in jedem sozialen Netzwerk in dem er vertreten ist zu lancieren damit diese Verleumder sich nicht länger über eine abflachende Fangemeinde das Maul zerreißen“ regte Denisa an.

,,Hm, das ist ein gescheiter Vorschlag der innerhalb unseres Kreises keinerlei Diskussion bedarf aber diese Schiene läuft ja eher nebenher“ sagte Adayny diplomatisch taktvoll.,, Ich würde mich gern auf etwas konzentrieren wo wir einen direkteren Einfluss auf die Popularitätskurve unseres Messias haben. Ich möchte es offen und effektiv zeigen dass es keinen Zweiten seiner Klasse gibt.“

,,Ja das Verlangen haben wir alle aber auch wenn es deine Ohren langsam bluten lassen wird kann ich dir gar nicht ausgiebig genug eintrichtern dass einige von Uns diese aufrichtige Treue bitter bezahlen würden“ sagte Denisa.,, Nimm allein Ivinia die unserem Dukatenscheißer heimlich Abführmittel verabreichen muss weil er es nicht schweigend akzeptieren würde dass seine Tochter in einem solchen Club ist und toben würde wenn er dahinter käme wofür Sie ihre Freizeit verplempert. Und mich würden meine Eltern auch zusammenstauchen wenn ich zum Beispiel eine Demonstration mit Transparenten und Plakaten gegen Mister Demures Kritiker anzetteln würde. Ich bin Teil einer Untergrund-Organisation, falls du es vergessen haben solltest.“

,,Ja, verzeiht mir das mal wieder die inneren Gäule mit mir durchgegangen sind“ sagte Lacardt und unterjochte ein Schmollen. Er sollte froh darüber sein Mitstreiter versammelt zu haben da dem Ruf mit seinen Auswahlkriterien vielleicht gar keiner gefolgt wäre.,,Ugal, wie würde deine Strategie aussehen?“

,,Ich bin der Meinung dass wir uns darum kümmern sollten eine adäquate Nachfolgerin für die Verräterin zu lokalisieren auch wenn mir bewusst ist dass du das Thema für Tabu erklärt hast“sagte der siebzehnjährige Mädchenschwarm.,, Und wenn wir eine gute Kandidatin entdeckt haben müssen wir mit allen Regeln der Kunst dafür sorgen dass Sie mit Tichane Kontakt aufnimmt und ihm Fotos von ihr in Posen zum Dahinschmachten vorlegt das er gar nicht anders kann als ihre Mappe auf die Spitze des Turms von Bewerberinnen im Büro der Castingagentur zu legen.“

,,Du hast recht, das Thema steht nicht zur Debatte“ brauste Lacardt auf.,, Ludmilla Ravanjic ist ein Unikat und von solch einem kann es keine Nachfolgerin geben. Zudem ist deine Formulierung von einem Turm aus Bewerberinnenmappen mächtig hoch gegriffen. Von mir aus setze deinen Plan in die Tat um doch dann kündige ich dir die Mitgliedschaft und wenn dir meine Art des Führungsstils nicht passt kannst du ja beim nächsten Vorsitzendenvotum gegen mich antreten. Ivinia, was hättest du denn beizusteuern?“

,,Ähm, eigentlich wollte ich mein Erscheinen dafür nutzen euch darüber in Kenntnis zu setzen, dass mein Vater einen Spürhund verpflichtet hat weil er bezüglich der Riesensumme die ich ihm mit einer Räuberpistole abgeluchst habe stutzig geworden ist“ piepste Ivinia.,, Er hat wohl inzwischen herausgefunden dass das Geld nicht auf das Konto eines Parks transferiert wurde, der gehandikapte Wildtiere gesund pflegt und wittert ein unverfrorenes Komplott. An deinem Führungsstil habeich übrigens gar nichts auszusetzen Lacardt.“

Damit sie nicht selber zu Sündenböcken wurden, denen Jeder ankreidete das Familienporzellan zerdeppert zu haben und um zu verhindern das die Drohgebärden ihrer am laufenden Band zankenden Söhne Kyle und Kayne sich zu Streichholz-Spirenzien ausweiteten bei denen die edle Seidendecke angesengt wurde, hatten Mister und Mrs Carlyssel die ebenso billige wie schäbige Lösung gewählt die zwei Brüder in der Jugend dadurch in Schach zu halten indem sie ihnen den Bruch im Vorhinein anlasteten. Dabei registrierte Jeder dass das Geschirr einem zu dolle angeklopften Ei ähnelte und dass dass Anticken eines nicht haftbaren Schreihalses genügen würde um eine Scherbenlawine herauf zu beschwören. Nichts desto trotz musste es honoriert werden, wie gut diese Methode fruchtete und diejenigen Pessimisten die darauf gewettet hatten dass sich Kyle und Kayne spätestens am Tag ihrer Abkapselung zerfleischen würden sollten eine Quittung von langer Dauer erhalten. Und das obwohl ihre These genauso gut hätte eintreten können, denn nicht einmal der versierteste Aggressionstherapeut wäre der Menge an antipathischer Energie gewachsen der sich in den Brüdern angestaut hatte. Und irgendwie fanden Beide dass es allmählich Zeit war diese zu ventilieren, sehr zum Nachteil von Tichanes Arbeitszimmers.

,,Soll ich aufzählen wie oft du mich belogen hast du Bodybuilding-Maniac?“ attackierte der schmächtige Kayne sein verhasstes Geschwisterchen und legte eine astreine Parodie von Kyle beim Gewichtestemmen hin.,, Warum sollte ich dir also glauben dass dieser Schuldner sich diese Geschichte nur ausgedacht hat um uns gegeneinander aufzubringen. Ja, ich gebe es unverhohlen zu dass ich dich auf deinem Lebensweg hier und da kopiert habe, nur ist es Schwachsinn dass ich es aus einer Ideenarmut heraus tat. Nein du entsetzlich nuschelndes Muskelgebirge, ich sage dir dass ich mich auch in diese Branche hinein gestürzt habe um zu

demonstrieren dass ein Schuldeneintreiber kein Testosteronmonster sein muss um tadellose Arbeit abzuliefern und die wenigen Frauen die vor deiner Grobheit nicht gleich panisch davon gerannt waren habe ich dir ausgespannt um sie vor einer Zerquetschung zu bewahren. Und nun gib die Schmierenkomödie auf und gestehe dass du dich mit den goldenen Hanteln von diesem traurigen Subjekt da hast korrumpieren lassen, ansonsten werde ich die Vernunft aus dir heraus prügeln müssen.“

,,Pah, als ob ein makelloser Hirschkäfer vor einem dürren Ameisensoldaten in Angst erstarren müsste“ parierte Kyle amüsiert wobei er sich besonders anstrengte eine saubere Aussprache hinzukriegen, nicht das es klappen konnte.,, Doch da ich nicht versessen darauf bin zu deinem erbarmungslosen Henker zu werden, hier ein letztes Mal zum Mitschreiben die Beteuerung keine Bestechungsgegenstände von Demure angenommen zu haben. Ich dachte du wärst der Schlauere von Uns. Siehst du denn nicht was dieser Schuft damit bezweckt?“

,,Nein das sehe ich nicht“ knurrte Kayne und rieb seine schmalen Handflächen übereinander bis sie eine Temperatur erreicht hatten um einen eingefrorenen Waschbären aufzutauen. In einem überladenen Kung-Fu-Film hätten die Hände nun durch schlechte CGI geglüht.,, Ich kenne keinen Menschen der so süchtig danach ist Fitnesszubehör zu horten wie du. Du könntest diesen goldenen Hanteln nicht einmal widerstehen wenn alle deine Sinne benebelt wären.“

,,Das mag zutreffen, nur hatte mir Mister Demure zu keinem Zeitpunkt welche angeboten“ schippte Kyle die Schuld unermüdlich von sich fort.,, Und es wäre auch seltsam wenn er es getan hätte wo nur ein Exemplar hergestellt wurde, nämlich das Original aus dem Film ,,Unbändiger Wille“. Außerdem habe ich Quasiljos Fundgrube bisher kein einziges Mal besucht. Warum dämmert es dir nicht dass dieser Verlierer eine Konfrontation provozieren will? He, an deiner Stelle würde ich den Arm wieder einfahren da du dich nicht auf den Beinen halten wirst wenn ich einmal zurückschlage und wenn du zuhaust werde ich es tun und dann werden alle in der Familie mich wieder mit Schmährufen überziehen.“

Oh, welch ein Heidenspaß. Tichane hätte sich scheckig lachen können und das war gleichzeitig die große Gefahr sich zu verraten. Also biss er sich während des aufbrodelnden Disputs konstant auf die Zunge.

Nein, die Glimmerlight-Dienstvehikel konnten nicht mit zugeklebten Logo als Abschleppmobil von geizigen oder klammen Herzensbrechern zweckentfremdet werden. Dwight Ravanjics Vorhaben sich krampfhaft irgendwie am Seil des Lebens fest zu klammern während weitaus muntere und gesundheitlich fidelere Altersgenossen dahin gerafft wurden

hatte Einsparungen auf jedem Sektor nach sich gezogen.

,,Ha,diese Motorhaube sieht aus als hätten sich Vandalen daran ausgetobt“ kommentierte Bianka spitzzüngig, da Sie das Däumchendrehen keine Viertelstunde durchhielt und Trevton

befürchtete dass seine nicht sonderlich pflegeleichte Partnerin ihren gestiegenen Ärger über die ermüdende Wartezeit entgegen der Versicherung beim Gespräch Diskretion und Geduld zu wahren und ihre Aufsässigkeit zu zähmen gleich an Tichane auslassen würde.,,Solch eine Anzahl an Kratzerspuren hat nicht einmal unsere Herdplatte. Haben die Mitarbeiter keinen Anspruch auf eine regelmäßige und sorgfältige Wartung?“

Im Nachhinein hätte sich der matte Stern am Schauspiel-Firmament dafür ohrfeigen können

dass er an dieser Stelle nicht der Verlockung widerstehen konnte das Gesagte zu konkretisieren.

,,Wenn der Reperaturservice nur in unregelmäßigen Abständen zur Verfügung stehen würde wäre das ja halbwegs zu verkraften“ tuschelte er als würde er verborgene Spione von Dwight im näheren Umkreis orten.,, Soweit sich herumgesprochen hat werden solche Mechanikerdienste bei Glimmerlight seitdem Mister Ravanjic täglich von mehreren hochkarätigen Ärzten umringt wird aber neuerdings als Gutschein von kostenträchtigen Losziehungen zu denen die Angestellten verpflichtet sind verteilt. Darüber hinaus wird das Gerücht genährt dass der echte Dwight Ravanvic schon vor Jahren verblichen ist und das die Anordnungen von einem Doppelgänger erfolgen der rein profitgierig handelt. Huch, was ist denn das für ein Knacklaut? Klingt wie eine splitternde Glasscheibe.“

,, Ja und zwar das Glas von Mister Demures Bürofenster, Achtung da fällt gleich etwas herunter Trevton!“ Lass uns hinter dem Dienstvehikel Deckung suchen.“

Manische Erbsenzähler hätte an der Formulierung gestört, dass aus ihr nicht hervorging dass es zwei wie ein Tanzpaar verharkte Etwasse waren die durch das Fenster krachten nur gröber und mit der Tendenz dass Gliedmaßen verdreht wurden und ungelogen mit hundertachtzig Umdrehungen pro Sekunde, ein zerstörerischer Tanzkegel, besonders für die Motorhaube auf die sie am Schluss des Sturzes schepperten.

,,Banausen, hättet ihr das nicht früher tun können!“ schnaubte Bianka und trampelte zu Tichanes Haustür um daran zu läuten.,,Als ob wir aus Langeweile hier wären.“

Hoppla, na der Schuss war mal mächtig nach Hinten los gegangen und Demure war drauf und dran mit dem Gedanken anzubändeln seine Aktivitäten zu einem anderen Wohnsitz zu verlagern. Diese deprimierenden Existenzen dürften ihm kaum den Gefallen getan haben sich bei der Bruchladung gegenseitig auszuschalten und wenn der Brummschädel und eventuelle Krämpfe erst passe wären würden sie vor lauter Überforderung mit der Aufgabe Alarm schlagen und wenn Dwight Ravanjic etwas nicht ausstehen konnte war es wenn zweimal nach gefasst werden musste. Im Klartext hieß dass das er bald Minimum eine Wagenladung an Schuldeneintreibern auf Tichane ansetzen würde die den Begriff Zimperlichkeit für den Namen einer Speise hielten.

,,Argh, ich habe ja nichts dagegen meinen Wissenshorizont zu expandieren aber muss das Lernen denn so pieksen?“ maulte der um Stabilität ringende Filmmagier und wollte erst gar keine Anstalten unternehmen die Sprechanlage neben dem Surrer zur Aufsperrung der Haustür zu benutzen.,,Steckt euch eure Prospekte und Versandkataloge sonst wohin! Selbst wenn mir die Verzweiflung die Füße abgenagt hat werde ich nicht vor euch im Dreck kriechen und nach Almosen wie Brotkrumen hechten. Na da sind wir aber Heute persistent.“

Also sah Demure ein dass er eine unmissverständliche Botschaft in die Sprechanlage bellen musste wenn er eine Art von Pseudoruhe simulieren wollte.

,,Ich weiß das Angebot zu schätzen aber die Requisite fürs Ambiente von ,, das dreihunderste Land“ steht bereits fest und ein Komponist ist ebenfalls an Bord geklettert“ bellte er barsch in der Annahme dass diese deutlichen Worte das gewünschte Resultat erzielen würden, doch wo Trevton allein vielleicht eingeschüchtert hätte werden können konnte ihm mit Bianka nichts passieren zumal Sie ohnehin kein Stück von der Tür abrückte um ihm das Reden zu überlassen und mit der sekundären Hand seinen Arm umschloss wie eine Schelle aus Eisen.

,,Hier sind Bianka Ogadiles und Trevton Bruiners Mister Demure und uns würde nicht im Traum einfallen sie zu irgendwelchen Erleichterungen ihres Bankdepots zu verführen“ sagte die Frau welche die Hosen anhatte.,, Wir haben uns auf den Weg begeben weil Trevton nach gründlicher Musterung ihres Drehbuchausschnitts generell Gefallen an der Hauptrolle gefunden hat. Wir müssten lediglich einige Details mit Ihnen besprechen und das möglichst in einem Raum wo nicht ein solcher Durchzug herrscht.“

,,Verstehe, ihr habt diese haarsträubende Szene mitbekommen“ sagte Tichane und lugte in die Glaskugel in deren Innengehäuse allerdings nur Gewabbere zu erkennen war und dann überlegte er wie schief das Verhältnis zwischen empfangener Werbung von Firmen die ein Netz aus dünnen Fäden gesponnen hatten und Zusagen von Komparsen, Set-Bauern, Instrumentalisten, Spezialeffekt-Leuten und Fotografen war und wie sinnvoll es wirklich war weitere von Ihnen zu belästigen. Und als er sich diese schräge Rampe die Kinder im Winter mit ihren Schlitten herunter brettern konnten vorstellte war der Surrer schneller gedrückt als ihm lieb war, denn er hatte eine leise Ahnung worüber der Jahrgangsbeste der renommiertesten Schauspielakademie und seine inoffizielle Beraterin quatschen wollten.

,,In meinem Studierzimmer ist es mollig warm“ sagte Demure und ihm wäre fast die Krawatte herausgeflogen als Bianka an ihm vorbei dampfte so als würde sie sein Haus wie ihre Westentasche kennen und Sie hatte tatsächlich den richtigen Riecher. Bezeichnenderweise hinkte Trevton dermaßen hinter ihrem Elan her dass er schnarchig als Letzter eintraf. Denn eingeschränkte Entschlossenheit bringt Trägheit hervor.

Da er Toten kein Geld abzwacken konnte, hatte Dwight Ravanjic ausdrücklich nur Streifschüsse genehmigt doch als Ludmilla die Wagenkolonne sah musste Sie prompt an eine Militärparade denken. Es hatte nicht zur Schärfung ihrer Sehstärke beigetragen den Besuch beim Optiker ein ums andere Mal aufzuschieben und zu ihrer Verteidigung musste eingeräumt werden dass es schon sehr dunkel geworden war und Sie trotz der Erleichterung ihn abgeschüttelt zu haben noch sehr auf den grauen Tiger Ovenias fokussiert war. Sie hatte es ihm abgekauft ein Edelfan zu sein und entgegen ihrer schroffen Aussage dass Sie nicht auf ein Wiedersehen pochte war es nicht auszuschließen dass Sie erneut auf ihn stieß. Vielleicht bei einer Premierengala eines Streifens für den Sie voller Überzeugung die Werbetrommel rührte, eine Vorstellung die angesichts der mauen Rollenvorschläge aktuell utopisch erschien. Ja auch wenn dieser alte Charmebolzen nicht mal ansatzweise ihren Traumtyp streifte aber wie konnte Sie sich bei solch einem desolaten Gatten dazu aufschwingen einen Traumtypen zu stilisieren, hatte es Ludmilla ein Zwicken in ihrem Gewissen bereitet ihm einen Bären mit ungewaschenen Pelz aufzubinden. Warum konnten Filmfeinschmecker die Sie idolisierten nicht zwischen ihrer Leinwandpräsenz und ihrer Privatsphäre unterscheiden? Dass fragte sich die Legende der Mimenkunst als Sie mit den Einkaufstüten aus der Evalnia Castargorle Avenue heraus eierte und dabei einen Blick auf das Schlusslicht der Wagenlinie erhaschte und wenn ihr keine gute Kinderstube angedeiht worden wäre hätte Sie wüste Flüche ausstoßen können, dass ihr erst jetzt einfiel dass Tichanes Domizil in der Richtung lag die sie ansteuerten und auf einmal begann eine schreckliche Erkenntnis durch den Dunst zu schimmern.

,,Dann warst das in dem Sanitätsauto wirklich du Dwight“ dämmerte es Mrs Ravanjic und es mischte sich ein vorwurfsvoller Unterton in ihre Stimme.,, Und weil du weder die geballte Physis noch die Härte hast um mich zu peinigen soll Tichane leiden. Und das wo mit diesem gealterten Lustmolch der seine Umtriebigkeit konserviert hat gar nichts gelaufen ist. Oder hast du etwa durchschaut das ich dich beseitigen will? Nein zu diesem Scharfsinn bist du gar nicht in der Lage. Egal, ich muss auf jeden Fall Tichane Bescheid geben damit er sich frühzeitig aus der Schusslinie bringen kann, obwohl ich befürchte dass er meinen Anruf nicht entgegen nehmen und meine Nachricht trotz der ungewöhnlichen Anzahl von verwendeten Ausrufezeichen nicht Lesen wird. Verdammt, damit hast du mir einen weiteren triftigen Grund geliefert warum die Welt auf dich getrost verzichten kann Dwight. Bitte Tichane, nimm den Anruf an du Trottel!“