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In einer nordfranzösischen Hafenstadt plant die örtliche Gaunerbande den Überfall auf das Casino. Der Plan ist ebenso verrückt wie perfekt & Ein filmischer Roman in Schwarz-Weiß über den Traum vom großen Glück. Pierre, Andrei und Marin sind übriggeblieben, nachdem der "Onkel", Drahtzieher und Fixpunkt des kriminellen Clans, sich altersschwach ins Jenseits verabschiedet hat. Vor der Kulisse von Meer, Nebel und Frachtschiffen geht es um nichts Geringeres, als das am Hafen gelegene Casino auszurauben. Lucho, ein Freund von Marin, soll helfen, den raffinierten Plan umzusetzen. Und Marins Frau Jeanne, unerreichbar und begehrenswert, spielt mit. Eine meisterhafte Parodie der klassischen Gaunergeschichten um Loyalität, Verrat und Rache.
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Seitenzahl: 155
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Tanguy Viel
Roman
Aus dem Französischenvon Hinrich Schmidt-Henkel
Verlag Klaus Wagenbach Berlin
Die französische Originalausgabe erschien 2001 unter dem Titel L’absolue perfection du crime bei Les Éditions de Minuit, Paris.
Das absolut perfekte Verbrechen erschien 2009 als Quartbuch im Verlag Klaus Wagenbach.
Die Übersetzung wurde im Rahmen des Förderprogramms des französischen Außenministeriums, vertreten durch die Französische Botschaft in Berlin, unterstützt.
E-Book-Ausgabe 2014
© 2001 Les Éditions de Minuit, Paris
© 2009, 2012 für die deutsche Ausgabe:
Verlag Klaus Wagenbach, Emser Straße 40/41, 10719 Berlin
Alle Rechte vorbehalten.
Jede Vervielfältigung und Verwertung der Texte, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für das Herstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, Datenträgern oder im Internet sowie Übersetzungen.
ISBN 978 3 8031 4160 6
Auch in gedruckter Form erhältlich: 978 3 8031 2684 9
Teil 1
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Teil 2
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Teil 3
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
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Den Bildschirm über dem Tresen, mit einer Kamera draußen verbunden, damit man sehen konnte, wer hereinkommt, streifte ich oft mit einem zerstreuten Blick, mal aus Langeweile, mal reflexhaft, und auf die Haarfarbe oder die Hautfarbe dessen, der klingelte, achtete ich kaum auf diesem Bildschirm. Aber an jenem Septemberabend wollte es dieser Fernseher mit der Straße als einzigem Programm, wollte es der Zufall, dass mein Blick daran hängen blieb, durch denselben schweren, verräucherten, übel riechenden Mief, und ich sah, wie er ankam, Marin, nach drei Jahren, höchstpersönlich.
Jener Abend war ein ganz normaler Abend, normale Rauchwirbel, Schatten, leere Gläser. Kein allgemeines Verstummen, nicht einmal der Geräuschpegel senkte sich, nur Augen- und Nackenbewegungen, und die Gespräche fuhren fort. Leise, an ein paar Tischen vielleicht, würde man über ihn reden, aber flüsternd.
Wir fixierten uns einen Moment, vier starre Augen, zwei erstarrte Gestalten, dann umarmten wir uns. Drei Jahre, sagte er dann doch, und du hast mich nicht ein einziges Mal besucht im Gefängnis. Eine Pause. Na ja, Leute wie dich, antwortete ich, die sieht man nicht gern im Bau. Wir umarmten uns erneut, zwei Cognacs standen zugleich vor uns, wir prosteten uns zu.
Ich stellte mir den Genuss vor in seinem Mund, das besondere Aroma, das es ihm bescherte, selbst das leere Glas schien er zu bewundern, und er hob die Hand zum Barkeeper, fragte mich mit einem Zwinkern, ob ich noch einen wollte: Immer ja sagen, dachte ich, vor allem heute Abend, denn einem, der gerade aus dem Gefängnis kommt, dem schlägt man nichts ab. Mehrmals legte er mir den Arm auf den Rücken, die massige Hand auf die Schulter, und lächelte mir zu. Wenn wir hätten reden wollen, wir hätten es nicht gekonnt, diese laute Musik, und mein inneres Zittern.
Manchmal stellte Marin das Glas auf den Tresen und klemmte die Zigarre zwischen den Zähnen fest. Dann fixierte er mich, und er zeigte mit den Fingern die Zahl drei, Daumen, Zeige- und Mittelfinger, er zeigte die Zahl der Jahre an, unerbittlich, drei Jahre, nickte dazu, und seine Augen schienen den Rhythmus zu geben, drei Jahre, seine Brauen gingen hoch, um die Länge zu betonen, wie um den Sinn zu verstärken, die bezifferte Schwere seiner Finger, dann nahm er sein Glas wieder zur Hand, tätschelte mir die Schulter, warf den Kopf in den Nacken mit geschlossenen Augen, so, trunken, müde, nervös. Auf seinen Lippen las ich nochmals die Bewegung dieser Worte: drei Jahre. Und er lächelte die ganze Zeit, und ich erwiderte es ihm, zwang meine Lippen, sich auseinanderzuziehen, er sollte nichts davon wissen, von meinen inneren Nöten, meinem Taumel, diesen Spiralen und Verknotungen unter meinem Schädel, nichts.
Zwei, drei Cognacs noch vor dem Gehen, vor unserem Aufbruch, und wahrscheinlich wusste ich, was draußen wartete, wahrscheinlich hatte ich es geträumt, ohne mich daran zu erinnern, also, als wir später gingen, war es wie ein eiserner Vorhang, vom Himmel herab auf mich drauf, und mehrere Minuten lang blieb ich am Boden liegen.
Aber was sollte ich auch tun, mal ehrlich, also ließ ich mich prügeln, fiel fast gleich beim ersten Fausthieb hin, voll ins Gesicht, ich konnte nichts tun, ihn beschimpfen vielleicht, aber ich bin ja nicht wahnsinnig, ich ließ mich prügeln, fertig.
Der Lichtschein aus der Kneipe, das Halogen, das eine Art Boxring vor dem Eingang bildete, es gleißte schon lange nicht mehr, und Marin hockte sich neben mir hin und sagte mir tief ins Ohr hinein, sagte, ich hätte ihm gefehlt, und er schlug weiter zu, in die Lungen, in den Bauch, und es sei doch schade, seine Familie nicht mal von Zeit zu Zeit zu besuchen, drehte mir den Arm in den Rücken, wir würden das alles vergessen als alte Kumpel, die wir waren, den Ellbogen in die Zähne, wir hätten schließlich noch einiges miteinander vor, danach drückte er die Zigarre auf dem Pflaster aus, wenige Zentimeter neben meinen Haaren, und ging, die Straßen hinauf, bis er im Licht der Dämmerung verschwand.
Mit den Scheinwerfern wegen des Regens, der Zettel ZU VERKAUFEN, mit schwarzem Filzer geschrieben und mit Klebstreifen im Rückfenster befestigt, ich erinnere mich, man sah ihn im Rückspiegel, und da er durchscheinend war, sah man ihn richtig herum. Den Rückspiegel hatte Marin als Zubehör gekauft, so was kam aus den Staaten, sagte er, und es stand eingeprägt, auf Englisch, »Gegenstände können näher sein, als sie im Spiegel scheinen«, und er sagte, das gefalle ihm, dieser ins Glas eingravierte Satz. Er wollte ihn selbst anbringen, kaum dass wir den Verkäufer verlassen hatten, auf dem Parkplatz schon wollte er ihn anbringen, aber ich fand es dämlich, Zeit damit zu vergeuden an jenem Morgen, wo wir hunderttausend Dinge zu erledigen hatten vor dem Nachhausefahren. Also hatte er bis zum nächsten Morgen gewartet, einem Samstag, wegen des allwöchentlichen Besuchs beim Onkel.
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