Das Baby ist meins - Oyinkan Braithwaite - E-Book
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Das Baby ist meins E-Book

Oyinkan Braithwaite

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Beschreibung

Unerbittlicher als ihre Schwester verteidigt eine Frau wohl nur eins - ihr Baby.

Nach ihrem frenetisch gefeierten, preisgekrönten Bestseller »Meine Schwester, die Serienmörderin« legt Oyinkan Braithwaite ihren zweiten Roman vor. »Das Baby ist meins« ist eine augenzwinkernde Ansage an das Patriarchat, ein spannender Einblick in die nigerianische Gesellschaft – und vor allem eine rasante Geschichte um zwei Frauen, die wie Löwinnen um das süße Baby in ihrer Mitte kämpfen. Natürlich ohne Rücksicht auf Verluste oder gar auf den Mann, der versucht herauszufinden, wem er glauben soll. Und der selbst alles andere als ein Unschuldslamm ist ...

Die Presse über »Meine Schwester, die Serienmörderin«:

»Ein Buch als Waffe: Oyinkan Braithwaite erzählt mit blutigem Überschwang von der Emanzipation junger Afrikanerinnen.« Volker Weidermann, Der SPIEGEL.

»Schnell und witzig, ironisch und böse funkelnd. Dieser Thriller hat einen Skorpionstachel und seinen Stich vergisst man nicht.« The New York Times.

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Über das Buch

Unerbittlicher als ihre Schwester verteidigt eine Frau wohl nur eins: ihr Baby.

Nach ihrem frenetisch gefeierten, preisgekrönten Bestseller »Meine Schwester, die Serienmörderin« legt Oyinkan Braithwaite ihren zweiten Roman vor. »Das Baby ist meins« ist eine augenzwinkernde Ansage an das Patriarchat, ein spannender Einblick in die nigerianische Gesellschaft – und vor allem eine rasante Geschichte um zwei Frauen, die wie Löwinnen um das süße Baby in ihrer Mitte kämpfen. Natürlich ohne Rücksicht auf Verluste oder gar auf den Mann, der versucht herauszufinden, wem er glauben soll. Und der selbst alles andere als ein Unschuldslamm ist.

Die Presse über »Meine Schwester, die Serienmörderin«:

»Ein Buch als Waffe: Oyinkan Braithwaite erzählt mit blutigem Überschwang von der Emanzipation junger Afrikanerinnen.« Volker Weidermann, Der SPIEGEL.

»Schnell und witzig, ironisch und böse funkelnd. Dieser Thriller hat einen Skorpionstachel und seinen Stich vergisst man nicht.« The New York Times

Über Oyinkan Braithwaite

Oyinkan Braithwaite hat Kreatives Schreiben und Jura in Kingston studiert, in einem nigerianischen Verlag und in einer Produktionsfirma gearbeitet. Heute ist sie als freie Autorin tätig. Sie war nominiert für den Commenwealth Short Story Preis und ihr Debütroman »Meine Schwester, die Serienkillerin« war weltweit ein fulminanter Erfolg, wurde für den Booker Prize und den Women’s Prize nominiert und gewann den Los Angeles Times Prize für den besten Thriller. Eine Verfilmung ist in Vorbereitung. Oyinkan Braithwaite lebt in Lagos, Nigeria.

Yasemin Dinçer, geboren 1983, studierte Literaturübersetzen und hat u. a. Werke von Paula McLain, Shirley Hazzard und David Harvey ins Deutsche übertragen.

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Oyinkan Braithwaite

Das Baby ist meins

Roman

Aus dem Englischen von Yasemin Dinçer

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Impressum

1

Ich wohnte gerade bei Mide (die mit den breiten Hüften und den dichten Locken), als die nigerianische Regierung verkündete, wir müssten uns dem Rest der Welt anschließen und uns in den Lockdown begeben. Beinahe über Nacht schien das Leben zum Stillstand gekommen zu sein, und es wurde nicht länger als sicher angesehen, sich frei unter andere Menschen zu mischen. Also blieben wir zu Hause.

Es machte mir nichts aus. Mide hatte eine wunderschöne Wohnung mit Blick über die Lagune in Ikoyi. Sie hatte große, bodentiefe Fenster, durch die stets Licht hereinströmte, das von ihren vielen Spiegeln reflektiert wurde. Wir verfielen in eine Routine. Mide kochte gern für mich, ich ließ sie gern für mich kochen. Wir aßen gemeinsam, dann trennten wir uns für ein paar Stunden, um unsere E-Mails zu bearbeiten und an Zoom-Meetings teilzunehmen, bevor wir abends wieder zusammenkamen. Wir waren glücklich.

Ich erwartete daher nicht, um ein Uhr morgens von einem Telefon geweckt zu werden, das kaum fünf Zentimeter vor meinem Gesicht leuchtete. Hatte sie es einfach dorthin gehalten, bis ich aufwachte, oder hatte sie auch meinen Namen gesagt?

»Was ist das?«, fragte sie mich. Ihre Worte waren halb geschluchzt, halb gebrüllt, ich wusste also, dass etwas nicht stimmte. Ich blinzelte in das grelle Licht. Das Telefon in ihrer Hand gehörte mir, und darauf war ein WhatsApp-Chat von vor einer Woche geöffnet. Wie hatte ich vergessen können, ihn zu löschen?

»Hast du in meinem Phone herumgeschnüffelt?«, fragte ich. Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte. Ich rieb mir noch immer den Schlaf aus den Augen und versuchte dabei, zu begreifen, wie sie mein Passwort herausgefunden hatte.

»Das habe ich. Und ich bin froh darüber, weil du ein Lügner und Betrüger bist!«

Sie ließ das Telefon neben mich fallen und sprang aus unserem Bett. Ich schnappte mir mein Handy, löschte die Nachrichten und Bilder und stürzte ihr hinterher.

»Ich kann es erklären«, rief ich. Das konnte ich nicht. Ich sagte all die Dinge, die von einem erwartet werden: Es hat nichts bedeutet. Es war ein Fehler.Es ist passiert, bevor es zwischen uns ernst wurde. Aber meine Worte machten sie nur noch wütender.

»Die anderen haben mich vor dir gewarnt, aber ich wollte es nicht hören«, sagte sie, während sie den Kleiderschrank aufriss und begann, meine Hemden und Hosen herauszuzerren.

»Die sind doch alle nur neidisch. Wir kriegen das hin, Babe. Jede Beziehung hat ihre Höhen und Tiefen.«

Sie lachte. »Du bist unglaublich, Bambi, ernsthaft. So einen wie dich gibt’s kein zweites Mal. Aber mich verarschst du nicht. Ich will, dass du aus meiner Wohnung verschwindest!«

Langsam sah es ernst aus. Ich probierte eine andere Herangehensweise: »Beruhig dich, Babe. Ich kann doch gerade sowieso nirgendwohin. Wir befinden uns im Lockdown, schon vergessen?«

Ich konnte gerade noch einem meiner Loafer ausweichen und entschied, ein bisschen Abstand wäre vielleicht wirklich das Beste. Ich sammelte meine Kleidungsstücke ein und stopfte sie hastig in eine Tasche, dann versprach ich ihr, sie anzurufen. Sie antwortete, indem sie die Wohnungstür aufschloss und mir aufhielt. Ich stieg in meinen Wagen und fuhr zum ersten Mal seit zwei Wochen aus ihrer Einfahrt.

Zuerst fuhr ich langsam, auf der Hut vor der Polizei. Mittlerweile galt es als Verbrechen, das Haus aus einem anderen Grund als dem Einkauf von Grundbedarfsmitteln zu verlassen. Aber vielleicht würde ein Polizist mich für ein paar Hundert-Naira-Scheine gehen lassen.

Es war jedoch keine Polizei und auch kein anderes Auto auf der Straße zu sehen. Zwar war es erst ein Uhr morgens, aber trotzdem … Das hier war Lagos! Abuja mochte die Hauptstadt sein, aber Lagos war der Ort, an dem alle sein wollten – die Stadt platzt mit zwanzig Millionen Menschen aus allen Nähten. Daher fühlte es sich seltsam an, die Alexander Road entlangzufahren und kaum einem anderen Fahrzeug zu begegnen. Man konnte sich schwer vorstellen, dass das Leben je wieder wie vorher werden würde.

Die Frage war nun: Wohin? Mide hatte mir nicht genügend Zeit gelassen, um mir etwas zu überlegen, also fuhr ich einfach nur die leeren Straßen hoch und runter. Ich versuchte, Uche anzurufen, mit dem ich mir eine Wohnung geteilt hatte, ehe ich bei Mide eingezogen war. Aber er ging nicht ran, außerdem hatte er mir bereits mitgeteilt, dass jemand anderes mein Zimmer übernommen hatte. Meine Schwester hätte die einfachste Option dargestellt, aber sie und ihre Familie waren im Urlaub gewesen, als Nigeria seine Grenzen schloss, und hatten es nicht rechtzeitig zurückgeschafft. Sie waren also gezwungen, ihren Aufenthalt in einem Airbnb zu verlängern und mehr Geld als geplant auszugeben. Ich hätte sie dennoch anrufen können, um ein wenig Mitleid zu bekommen, aber wahrscheinlich hätte sie nur verächtlich geschnaubt über die Lage, in die ich mich selbst manövriert hatte.

»Das geschieht dir recht«, hätte sie gesagt. »Vielleicht lehrt dich das, dein Ding in der Hose zu lassen.«

Obwohl ich ihr immer und immer wieder erklärt hatte, dass ein Mann nicht dafür geschaffen war, sich an eine einzige Frau zu binden. Das verstieß gegen die Naturgesetze. Und wer war ich, der Natur zu widersprechen?

2

Das Haus meines Großvaters war eines der wenigen auf der Adetokunbo Ademola Street, die noch standen. Er hatte es direkt vor dem Bürgerkrieg gekauft und später an Onkel Folu vererbt.

Ich war seit einer Weile nicht mehr in dem Haus gewesen, aber es lag nur eine zehnminütige Autofahrt von Mides Wohnung entfernt, und ich wusste, wo sie den Ersatzschlüssel versteckt hatten. Ich stellte es mir leer vor – Onkel Folu war der erste Mensch, den ich kannte, der an dem Virus gestorben war, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass meine Tante allein in dem Haus geblieben war. Da sie ein neugeborenes Baby hatte, war es viel wahrscheinlicher, dass sie zu irgendeiner Verwandten gezogen war. Ich würde es mir in dem alten Bungalow gemütlich machen, bis der Lockdown vorbei war.

Es war kein Pförtner da, um mir das Tor zu öffnen, also hob ich den Riegel selbst an und drückte die alten, knirschenden Torflügel auf, einen nach dem anderen, bis es weit genug offen stand. Ich fuhr den Wagen hinein und stellte den Motor aus. Nichts rührte sich, abgesehen von den großen Palmen, die dem Bungalow einen Sichtschutz boten. Ich lief um das Haus herum zur Rückseite, wobei ich über die Mangos sprang, die längst überreif zu Boden gefallen waren. Sie fingen bereits an zu verrotten. Ich hob die Fußmatte vor der Küchentür an und griff nach dem silbernen Schlüssel. Dann betrat ich die Küche.

Das Haus lag in Dunkelheit getaucht. Ich betätigte den Lichtschalter, aber nichts geschah – es gab keinen Strom, was in Lagos keine Seltenheit ist. Ich benutzte die Taschenlampe meines Telefons, um mehrere Schubladen zu öffnen, bis ich eine Kerze und eine Schachtel Streichhölzer fand. Ohne Strom würde ich mein Telefon nicht laden können, also wollte ich keinen Akku verschwenden.

Ich erwärmte den Boden der Kerze mit der Flamme des Streichholzes, damit er leicht anschmolz und auf einer Untertasse kleben blieb. So konnte ich damit herumlaufen, ohne dass mir das Wachs auf die Haut tropfte.

Eine Tür ging zu, und ich ließ beinahe die Kerze fallen. Aber sofern es in dem alten Bungalow nicht mittlerweile spukte, konnte ich wohl davon ausgehen, dass meine Tante zu Hause war. Ich hätte vorher anrufen sollen. Ich zündete die Kerze an und ging aus der Küche und den Flur hinunter, der zum Esszimmer führte. Ich war unterwegs zum Herzstück des Hauses: dem Wohnzimmer.

Plötzlich ging die Tür zur Gästetoilette auf und erschreckte mich so sehr, dass ich ein paar Schritte zurück stolperte. Aunty Bidemi kam heraus. Sie kreischte panisch auf, als sie mich bemerkte. Ich hob die Kerze ein wenig an, damit sie mein Gesicht sehen konnte.

»Ich bin’s, Aunty.«

»Bambi?«

»The one and only.«

Ich konnte sie im flackernden Licht ausmachen – ihre kleine Gestalt, ihre breiten Hüften und das lange Haarteil, das ihr am Kopf klebte, so ganz anders als Mides sexy natürlicher Afro.

»Was machst du hier? Hast du nichts von dem Lockdown mitbekommen?«, fragte Aunty Bidemi und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.

»Der Mietvertrag für meine Wohnung ist ausgelaufen, und der Vermieter hat sich stur gestellt. Du weißt doch, wie die Leute heutzutage sind …«

Sie ließ sich mit ihrer Antwort einen Augenblick Zeit. Einen Augenblick, in dem ich fürchtete, schneller wieder in meinem Wagen zu sitzen, als man bis drei zählen kann. Während ich sie betrachtete, fiel mir auf, dass ihre Perücke leicht nach links verrutscht und vermutlich seit Wochen nicht mehr gebürstet worden war. Sie stand wie Stroh ab und war an einigen Stellen verknotet. Die Trauer lastete noch immer schwer auf meiner Tante. Ich versuchte mich daran zu erinnern, ob ich sie angerufen hatte, um ihr mein Beileid auszudrücken …

»Na ja, vielleicht ist es ganz gut, dass du hier bist«, seufzte sie. Sie öffnete die Tür zum Wohnzimmer, und ich folgte ihr hinein.

Das Zimmer wurde von einer batteriebetriebenen Laterne in gedämpftes Licht getaucht. Die Wände waren bedeckt mit den Bildern von Kindern und Enkelkindern, die mein Großvater gesammelt hatte. Über dem Fernseher hing ein Foto von mir nach meinem Abschluss über einem ähnlichen von meiner Schwester. Die altertümlichen Sofas waren ebenso wie das Klavier mit großen Tüchern verhüllt, um nicht einzustauben. Außerdem befand sich in dem Zimmer eine Frau. Auch wenn sie uns den Rücken zugekehrt hatte, konnte ich anhand der Form ihrer Hüften und ihrer langen, muskulösen Beine erkennen, wer es war. Esohe drehte sich um, und unsere Blicke trafen sich. Ich war vollkommen verblüfft. Ich hätte nie erwartet, die beiden Frauen einmal im selben Zimmer zu sehen.