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Eine Höhle, in der Einhornknochen gefunden wurden. Eine Kunstgalerie in einem Parkhaus. Eine komplett blaue Holzkirche. Ein charmantes Café, im Architektur-Stil des Künstlers Friedensreich Hundertwasser. Deutschlands erster offizieller Nacktwanderweg. Wo gibt es denn sowas? Das und mehr verrät dir unser Reisebuch zu den kuriosesten Orten im Harz. Ergänzt um viele nützliche Infos zur Anreise und zu Aktivitäten vor Ort und in der direkten Umgebung.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Sabine Von Kienlin
Erstaunlich, skurril und absolut sehenswert
Unser Nachhaltigkeitskodex
Vorwort
Prachtvolle Gebäude und faszinierende Orte
1
Prachtbau voller Geschichte und Bedeutung
2
Kolossale Rarität des Harzes
3
Künstlerische Perle im Herzen des Harzes
4
Surreale Reise zwischen Mythos und Geschichte
5
Ein kleines nordisches Wunderwerk
6
Meisterwerk zwischen Bergbau und Barock
7
Eines der ältesten Fachwerkhäuser Deutschlands
8
Prachtbau mit besonderem Boden
9
Ein rundum kurioses Bauwerk
10
Symbol harzer Handwerkskunst und Magie
11
Wunder der Baukunst und Geologie
Beeindruckende Naturphänomene
12
Steinerne Zeugen der Vorzeit
13
Die größte erschlossene Höhle im Westharz
14
Naturdenkmal voller Sagen und Legenden
15
Geologische Märchenlandschaft
16
Geheimnisvoller Wasserursprung
17
Ein Naturjuwel für Entdecker
18
Geologisches Wunderwerk mit Geschichte
19
Ein See, der kommt und geht
20
Ort der Mythen, Geschichte und Naturwunder
Spannende Aktivitäten
21
Das Spiel der Könige wird lebendig
22
Unvergessliches Abenteuer
23
Die Westernstadt
24
Paradies für Adrenalinjunkies
25
Mit der Dampflock durch Geschichte und Natur
Außergewöhnliche Wanderwege
26
Mythen und Meisterwerke
27
Wanderweg voller Magie und Wunder
28
Wanderung durch Geschichte und Natur
29
Romantisches Wandererlebnis
30
Historischer Wanderpfad
31
Sehenswürdigkeit zum Schmunzeln
32
Deutschlands erster FKK-Wanderweg
Außergewöhnliche Museen
33
Schuppige Stars und züngelnde Zauberer
34
Röhrende Motoren und glänzender Stahl
35
Miniaturwelten zum Staunen
36
Bauwerk mit schrägem Charme
37
Zeitreise in den Alltag der DDR
38
Blick in die Welt der Kriminalität
39
Kunst im Vorbeifahren
40
Zeitreise mit beeindruckender Riesenkuckucksuhr
41
Paradies für Piepmätze und ihre Fans
42
Ort voller skurriler Geschichten und Entdeckungen
43
Stätte der Erinnerung und Aufklärung
Gänsehaut garantiert!
44
Legenden und Spukgeschichten
45
Ein Schloss zwischen Geschichte und Sage
46
Geheimnisvolle Steine des Schreckens
47
Naturwissenschaft und mystische Überlieferung
48
Von Hexen und Teufeln
49
Durch die rätselhafte Tür
50
Zu Besuch bei der weißen Gestalt
Lost Places
51
Stiller Zeuge der Vergangenheit
52
Verlorenes Relikt der Industriegeschichte
53
Lost Place mit Historie
54
Zwischen Vergangenheit und Gegenwart
55
Vergessene Heilungsanstalt
56
Heilende Wasser und verborgene Geheimnisse
Ausgefallene Übernachtungsmöglichkeiten
57
Mittelalter-Erlebnis der besonderen Art
58
Eine Nacht mitten im Wald
59
Über Nacht auf dem Brocken
60
Schottland im Harz
Register
Impressum
Die Welt birgt viele Wunder, Abenteuer und spektakuläre Aussichten, die wir gerne erkunden möchten. Doch sie ist auch leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Hier ein paar Tipps, wie wir unsere Welt nachhaltig entdecken können:
Die Hauptsaison meiden: Wenn wir nicht gerade auf die Ferienzeiten angewiesen sind, können wir der Umwelt einen großen Gefallen tun, indem wir in der Nebensaison verreisen. Damit tragen wir zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Umwelt und der Infrastruktur bei und der Urlaub wird dazu auch noch wesentlich entspannter.
Die Aufenthaltsdauer dem Reiseziel anpassen: Je weiter entfernt das Reiseziel ist, desto länger sollte der Aufenthalt sein. Dadurch lernen wir die Region nicht nur intensiver kennen, sondern stärken sie ganz nebenbei noch durch unsere Ausgaben vor Ort. Anfahrtsintensive Tagesausflüge sollten besser vermieden werden, das bedeutet nur Stress, sowohl für die Umwelt als auch für uns selbst.
Auf umweltschonende Verkehrsmittel setzen: Wo es möglich ist, reisen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Das reduziert nicht nur die Luftverschmutzung, sondern schont auch unsere Nerven. Falls das nicht geht, helfen verschiedenste Plattformen dabei, den CO2-Austoß auszugleichen, vor allem, wenn das gewünschte Reiseziel nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist.
Nur dort parken und campen, wo es erlaubt ist: Selbst wenn wir uns noch so vorbildlich verhalten und unseren Aufenthaltsort so hinterlassen, wie wir ihn vorgefunden haben, stören wir den Lebensraum von Wildtieren und hinterlassen Spuren und Gerüche. Auch Lagerfeuer entzünden wir ausschließlich an den dafür vorgesehenen Stellen und achten dabei auf Waldbrandstufen und Naturschutzgebiete.
Ressourcen gewissenhaft nutzen: Manche Umweltressourcen sind bereits knapp, endlich sind auf jeden Fall alle. Um sie zu schonen, sollten wir sparsam mit ihnen umgehen, gerade in Gegenden, in denen zum Beispiel Wasser oder Strom nicht im Überfluss vorhanden sind.
Ein guter Gast sein: Nachhaltig unsere Umgebung zu erkunden bedeutet auch, der hiesigen Flora und Fauna mit Respekt zu begegnen. Pflanzen sollten auf keinen Fall gepflückt werden, aber sie stehen uns bestimmt gerne Modell für das eine oder andere Foto. Das gleiche gilt für wilde Tiere: Wir füttern sie nicht, halten Abstand und beobachten sie aus der Ferne.
Auf den Wegen bleiben: Wer die vorgegebenen Wege verlässt, dringt nicht nur in die Rückzugsräume heimischer Arten ein, sondern trägt auch dazu bei, dass sich neue Wege bilden, was zur Erosion des Bodens führt.
Abfall wieder mitnehmen: Plastikverpackungen jeglicher Art, Dosen, Flaschen und Papiertaschentücher (es dauert Jahre, bis sich ein einzelnes Taschentuch vollständig abgebaut hat!) gehören nicht in die Natur, sondern artgerecht entsorgt. Am besten gleich eine wiederverwendbare Brotdose oder Trinkflasche mitnehmen. Dazu zählen natürlich auch Toilettenpapier und der Inhalt von (Chemie-)Toiletten. Entsprechende Entsorgungsstationen finden sich überall.
Lokal kaufen: Dadurch lernen wir Land und Leute besser kennen und unterstützen die regionale Wirtschaft, außerdem sind regionale Produkte meist auch preisgünstiger und qualitativ hochwertiger.
Nachhaltig draußen unterwegs zu sein, bedeutet auch ein respektvolles Miteinander – das sollte stets ein Motto in der Natur sein. Es tut nicht weh, sich gegenseitig zu grüßen und sich entgegenkommend zu verhalten. So haben Wanderer auf schmalen Wegen stets Vorrang, bei Gegenverkehr gilt in steilem Gelände immer: Wer absteigt, hält an. So lässt sich die Schönheit und Vielfalt der Natur gemeinsam genießen.
Steil sind die Stufen hinauf zur Achtermannshöhe (siehe
S. 100
). Der Blick vom dritthöchsten Berg Niedersachsens entlohnt dafür die Strapazen des Aufstiegs.
Willkommen zu einer außergewöhnlichen Reise in den Harz – ein Mittelgebirge von unvergleichlicher Schönheit und Vielfalt, das seine Geheimnisse nicht gleich preisgibt! Zwischen nebelumwobenen Gipfeln und verwunschenen Tälern verbergen sich Orte, die so skurril sind, dass sie selbst die kühnste Fantasie übertreffen. Hier finden Sie keinen gewöhnlichen Reiseführer, sondern eine Schatzkarte zu den kuriosesten Plätzen dieser zauberhaften Region: zu einem Museum voller Mausefallen, zu einer Höhle, in der angeblich Einhörner hausten, zu einem Turm, der schiefer ist als der von Pisa, und zu vielen weiteren Orten, die Sie staunen lassen werden. Der Harz, seit Jahrhunderten Inspirationsquelle für Dichter wie Goethe und Künstler wie Caspar David Friedrich, wartet darauf, auch Sie mit seinen Merkwürdigkeiten zu verzaubern.
Das nördlichste Mittelgebirge Deutschlands erstreckt sich mit einer Gesamtfläche von etwa 2226 Quadratkilometern über die Bundesländer Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in einer elliptischen Form von etwa 110 Kilometern Länge und 30–40 Kilometern Breite. Der höchste Punkt ist der Brocken (1141 m), als Teil des Nationalparks Harz ein Refugium urwüchsiger Natur und reicher Artenvielfalt. Die Landschaft prägen dichte Wälder, schroffe Klippen und Gebirgsbäche. In den Hochlagen herrscht extremes Klima mit einer natürlichen Waldgrenze bei 1100 Metern. Hier finden sich eiszeitliche Relikte in Form karger Bergheiden, Felsen und Moore. Mit über 300 Nebeltagen pro Jahr und einer Jahresdurchschnittstemperatur von 3,5 °C gilt der Brocken als nebligster Ort Deutschlands.
Die Besonderheit des Harzes liegt in der Verschmelzung von Natur und Mythos. Hier treffen Naturschönheiten auf eine Geschichte voller Sagen und Legenden. Der Brocken ist nicht nur geografischer Höhepunkt, sondern auch Schauplatz mystischer Überlieferungen – in der Walpurgisnacht sollen hier die Hexen tanzen. Doch ist er mehr als nur Schauplatz nächtlicher Fantastereien: Er ist ein Naturwunder mit einem komplexen Ökosystem.
Charmante Dörfer und UNESCO-Weltkulturerbe-Städte wie Goslar und Quedlinburg durchziehen mit ihren historischen Fachwerkhäusern die Region. Die Wasserwirtschaft und das Bergwerk Rammelsberg zeugen von der bewegten industriellen Vergangenheit. Kuriose Attraktionen wie die Teufelsmauer, das Nadelöhr oder die blaue Kirche laden zur Entdeckung ein. Für Abenteuerlustige bietet die Rappbodetalsperre eine der längsten Hängebrücken Europas und aufregende Ziplining-Möglichkeiten.
Wanderer finden in der Gebirgsregion mit ihren dichten Wäldern ihr Paradies: Gut markierte Wege wie der Harzer Hexen-Stieg, der Milliarden- oder der Liebesbankweg führen zu versteckten Orten, wilden Wasserfällen und stillen Seen. Die beachtliche Vielfalt der Flora und Fauna bietet seltenen Arten einen geschützten Lebensraum.
Dieses Buch soll als persönlicher Schlüssel zu den verborgenen Kuriositäten des Harzes dienen. Es führt zu außergewöhnlichen Orten abseits ausgetretener Pfade – zu stillen Örtchen mit königlicher Geschichte, zu einer Brücke, die einem den Atem raubt, zu geheimnisvollen Felsformationen und zu Plätzen, an denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Lassen Sie sich von diesem ungewöhnlichen Streifzug durch den Harz überraschen – denn hier, zwischen uralten Legenden und modernen Mysterien, warten die erstaunlichsten Geschichten nur darauf, entdeckt zu werden. Folgen Sie uns auf dieser Expedition ins Kuriose – der sagenhafte Harz wird Sie verblüffen!
Prachtvolle Gebäude Und Faszinierende Orte
Die Kaiserpfalz in Goslar
Am Fuße des majestätischen Rammelsbergs, im Süden der Stadt Goslar, erhebt sich die Kaiserpfalz als ein beeindruckendes Zeugnis mittelalterlicher Architektur und Geschichte. Dieses bedeutende Bauwerk ist ein architektonisches Meisterwerk und zugleich auch ein Ort, an dem die Geschichte des Deutschen Reiches lebendig wird.
Die Ursprünge der Kaiserpfalz reichen bis ins Jahr 1005 zurück, als sie von Kaiser Heinrich II. als königlicher Jagdhof errichtet wurde. Unter Heinrich III. wurde die Pfalz zwischen 1039 und 1042 schließlich zu einem repräsentativen Bau ausgebaut. Im 11. Jahrhundert galt sie als »berühmtester Wohnsitz des Reiches« und war über 150 Jahre lang die bedeutendste Pfalz im Deutschen Reich. Hier fanden insgesamt 23 Reichstage statt, der letzte unter Friedrich II. im Juli 1219 – ein Beweis für die politische Relevanz dieses Ortes.
Erlebnistipp
Nur 2,5 km von der Kaiserpfalz entfernt liegt das ehemalige Erzbergwerk und UNESCO-Weltkulturerbe Rammelsberg. Über 3000 Jahre lang wurden hier Kupfer-, Blei- und Zinkerze abgebaut, was das Bergwerk zu einer der bedeutendsten Buntmetalllagerstätten Europas machte. Heute erwartet die Besucher ein faszinierendes Museum mit vielfältigen Führungsangeboten – sowohl über als auch unter Tage. Highlights sind die Besichtigung der originalen Betriebsanlagen wie der Mannschaftskaue und der Erzaufbereitungsanlagen sowie die spannenden Führungen durch den Roeder-Stollen oder eine Fahrt mit der Grubenbahn.
Das Areal der Kaiserpfalz erstreckt sich über etwa 340 x 180 Meter und beherbergt den größten und besterhaltenen Profanbau des 11. Jahrhunderts in Deutschland: das Kaiserhaus. Dieser zweigeschossige romanische Saalbau misst beeindruckende 54 Meter in der Länge und 18 Meter in der Breite. Besonders hervorzuheben ist der Kaisersaal im Obergeschoss, der als einer den größten je in Deutschland erbauten Kaisersäle gilt. Mit einer Fläche von etwa 750 Quadratmetern und einer Länge von 47 Metern ist er nicht nur architektonisch beeindruckend, sondern auch historisch bedeutend. Der Saal diente als wichtiger Versammlungsort für Reichstage und andere bedeutende Ereignisse des Heiligen Römischen Reiches.
Die Kaiserpfalz war über 150 Jahre lang die bedeutendste Residenz im Deutschen Reich und diente als temporärer Regierungssitz für reisende Könige und Kaiser. Heute ist sie ein beliebtes Museum.
Neben dem Kaiserhaus finden Besucher auch die Pfalzkapelle St. Ulrich sowie das ehemalige Kollegiatstift St. Simon und Judas – weitere architektonische Highlights, die das Gesamtbild dieser historischen Stätte abrunden.
Die Kaiserpfalz birgt viele Schätze der Geschichte. In der Pfalzkapelle St. Ulrich befindet sich die Grabstätte von Kaiser Heinrich III., einem wichtigen Herrscher des Mittelalters. Historische Wandgemälde im Kaisersaal aus dem 19. Jahrhundert erzählen Geschichten vergangener Zeiten und verleihen dem Raum eine besondere Atmosphäre.
Vor dem Gebäude stehen eindrucksvolle Reiterstandbilder von Friedrich Barbarossa und Wilhelm I., die den majestätischen Charakter der Kaiserpfalz unterstreichen und Besucher dazu einladen, in die Welt der Könige und Kaiser einzutauchen. Ein weiteres Highlight sind die Sandsteinschranken des Goslarer Kaiserstuhls, die den historischen Wert der Anlage unterstreichen.
Im Jahr 1992 wurde die Kaiserpfalz zusammen mit der Altstadt von Goslar und dem Bergwerk Rammelsberg zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Diese Auszeichnung würdigt nicht nur ihre historische Bedeutung, sondern macht sie auch zu einer wichtigen touristischen Attraktion für Besucher aus aller Welt.
Die Kaiserpfalz ist mehr als nur ein Bauwerk; sie ist ein lebendiges Zeugnis mittelalterlicher Architektur und Geschichte. Wer durch ihre Hallen schreitet oder vor ihren ehrwürdigen Mauern verweilt, kann förmlich spüren, wie die Geschichte hier weiterlebt – ein Ort voller Historie, Pracht und unvergänglicher Schönheit!
Prachtvolle Gebäude Und Faszinierende Orte
Das Halberstädter Riesenweinfass
Das Halberstädter Riesenweinfass, auch als Gröninger Fass bekannt, ist nicht nur ein beeindruckendes historisches Objekt, sondern auch eine Kuriosität, die Besucher aus nah und fern anzieht. Mit seiner imposanten Größe ist es ein bedeutendes Wahrzeichen der Region.
Das Riesenweinfass wurde 1594 auf Befehl von Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg erbaut, der als erster protestantischer Bischof von Halberstadt in die Geschichte einging. Der Böttcher Michael Werner aus Landau war für die Herstellung des Fasses verantwortlich.
Ursprünglich wurde das Fass im Gröninger Schloss aufgestellt, bevor es später ins Jagdschloss Spiegelsberge in Halberstadt verlegt wurde. Diese Verlagerung zeugt von der Bedeutung des Fasses und dem Wunsch, es einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Mit einem Gewicht von 636 Zentnern (ca. 31800 Kilogramm) und einer Länge von 9,40 Metern ist das Gröninger Fass ein Meisterwerk der Handwerkskunst. Der maximale Innendurchmesser beträgt 5,70 Meter, was es zu einem der größten Weinfässer der Welt macht. Es besteht aus 93 Eichendauben, die sorgfältig verarbeitet wurden, um die enorme Menge an Wein zu fassen – etwa 144000 Liter.
Das Halberstädter Riesenweinfass gilt als das zweitälteste erhaltene Riesenweinfass weltweit und hat sich 2008 einen Platz im »Guinnessbuch der Rekorde« gesichert. Die Entstehung des Fasses war Teil eines Wettstreits zwischen verschiedenen Kurfürsten um den Besitz des größten Weinfasses. Es wird gesagt, dass das Fass einst mit 4500 Drittelfässern Rheinwein gefüllt war – eine beeindruckende Vorstellung!
Das Riesenweinfass in Gröningen – ein beeindruckendes Zeugnis historischer Fassbinderkunst. 1594 erschaffen, hält es als ältestes erhaltenes Riesenweinfass der Welt einen einzigartigen Rekord.
Heute kann das Riesenweinfass im Keller des Jagdschlosses Spiegelsberge in Halberstadt im Rahmen einer Erlebnisführung besichtigt werden. Es hat sich zu einer beliebten touristischen Attraktion entwickelt und zieht zahlreiche Besucher an, die mehr über seine Geschichte erfahren möchten. Die Kombination aus historischer Bedeutung und technischer Meisterleistung macht das Fass zu einem einzigartigen Erlebnis für alle Altersgruppen.
Um die Entstehung des Halberstädter Riesenweinfasses rankt sich eine interessante Legende: Bischof Heinrich Julius von Braunschweig wettete mit einem befreundeten Bischof über die Ehrlichkeit seines Schäfers Konrad. Der Gastbischof sollte Konrad bei einer Lüge ertappen, andernfalls müsste er ein riesiges Weinfass für Heinrich Julius bauen lassen. Der Gastbischof versuchte Konrad zu verleiten, indem er herausfand, dass dieser arm war und seine Braut ihn nur heiraten wolle, wenn er Geld und ein Haus besäße. Er bot ihm viel Geld für einen Hammel aus seiner Herde an. Konrad kämpfte mit seinem Gewissen, gab schließlich zwar nach und verkaufte den Hammel, gestand jedoch auf Nachfrage ehrlich den Verkauf. Damit gewann Heinrich Julius die Wette, da Konrad trotz seiner finanziellen Not nicht gelogen hatte. Der Gastbischof ließ das Riesenweinfass bauen – ein Symbol für Treue und Ehrlichkeit inmitten von Versuchungen.
Erlebnistipp
Halberstadt verzaubert mit historischen Fachwerkhäusern sowie dem Landschaftspark. Der imposante gotische Dom St. Stephan und St. Sixtus beherbergt einen der bedeutendsten Kirchenschätze weltweit. Er ist berühmt für den Werdener Ranateppich von 1170, ein einzigartiges mittelalterliches Textilkunstwerk. Zu den Besonderheiten gehört auch das Halberstädter Antependium, ein kunstvoller Altarbehang aus der zweiten Hälfte des 13. Jh., bestickt mit weißen und farbigen Schmelzperlen.
Prachtvolle Gebäude Und Faszinierende Orte
Winuwuk Café in Bad Harzburg
Das Winuwuk Café in Bad Harzburg ist wie ein Märchenhaus, das aus einem expressionistischen Traum entsprungen ist. Mit seinen krummen Holzbalken und zeltartigen Decken wirkt es, als hätte ein Künstler die Gesetze der Architektur neu erfunden. Es ist ein wahrhaft einzigartiger Ort, der Besucher mit seiner außergewöhnlichen Architektur und seiner magischen Atmosphäre in seinen Bann zieht. Schon beim Betreten des Cafés fühlt man sich, als wäre man in eine andere Welt eingetaucht – eine Welt, die von künstlerischer Freiheit und kreativer Exzentrik geprägt ist.
Die Geschichte des Winuwuk Cafés reicht in die 1920er-Jahre zurück, als es von den Eheleuten Walter und Dore Degener in Zusammenarbeit mit dem renommierten Architekten Bernhard Hoetger erschaffen wurde. Hoetger, bekannt für seine expressionistischen Werke, hat hier ein Meisterwerk geschaffen. Das ungewöhnliche Café besticht durch seine bewegte Linienführung und die Abwesenheit gerader Wände. Stattdessen dominieren krumme Holzbalken und weit heruntergezogene Ziegeldächer – ein Bild, das dem Gebäude einen fast organischen Charakter verleiht.
Der kreisrunde Hauptraum des Cafés mit seiner zeltartigen Decke ist ein besonderer Blickfang. Hier trifft man auf kunstvoll beschnitzte und bemalte Einrichtungsgegenstände, die jedem Raum eine individuelle Note verleihen. Die Atmosphäre im Winuwuk ist unvergleichlich – es ist, als ob die Zeit stehen geblieben wäre und man sich mitten in einem expressionistischen Gemälde befindet.
Ein architektonisches Kleinod in Bad Harzburg: Das historische Winuwuk Café besticht durch seine kunstvoll verzierte Fassade – mit großen Fenstern und seinen weit heruntergezogenen Ziegeldächern wirkt es fast organisch.
Doch das Winuwuk Café bietet nicht nur visuelle Genüsse. Auch kulinarisch hat es einiges zu bieten. Die hausgemachten Kuchen sind legendär, allen voran der Harzer Schmandkuchen mit Rhabarber, der bei keinem Besuch fehlen darf. Dazu werden Kaffeespezialitäten und Tees serviert, stilvoll präsentiert in antikem Winuwuk-Geschirr, das perfekt zur nostalgischen Atmosphäre passt.
Für diejenigen, die es lieber herzhaft mögen, gibt es ebenfalls eine Auswahl an Speisen. Das Harzer Käsebrot mit Gänseschmalz und Zwiebeln ist ein echter Geheimtipp für alle Liebhaber regionaler Spezialitäten. Zudem bietet das Café eine wechselnde Mittagskarte für den kleinen Appetit an.
Das Winuwuk Café ist ein Ort zum Verweilen und Genießen und gleichzeitig ein Gesamtkunstwerk, das seine Besucher immer wieder aufs Neue fasziniert. Es lädt dazu ein, sich Zeit zu nehmen und die Details der kunstvollen Gestaltung zu entdecken – sei es bei einem gemütlichen Kaffeeklatsch oder einem ausgedehnten Mittagessen.
Praktische Informationen für einen Besuch: Das Café befindet sich in der Waldstraße 9 in Bad Harzburg und hat von Mittwoch bis Sonntag geöffnet.
Erlebnistipp
Eine wunderbare Wanderung führt auf den Burgberg: Der Weg durch den Kurpark bietet bereits reizvolle Ausblicke in die malerische Landschaft. Oben angekommen wartet als Belohnung die geschichtsträchtige Ruine der Harzburg. Hier kann man die Überreste der alten Festung erkunden und gleichzeitig das atemberaubende Panorama über das Harzvorland genießen. Wer die Anstrengung scheut, kann bequem die Burgberg-Seilbahn nutzen und sich in schwindelerregender Höhe zum Ziel tragen lassen.
Prachtvolle Gebäude Und Faszinierende Orte
Höhlenwohnungen in Langenstein
Wer heute durch die verwinkelten Straßen von Langenstein schlendert, mag seinen Augen kaum trauen: Wie aus einer anderen Welt ragen Türen und Fenster aus massiven Sandsteinfelsen, Gardinen wehen sanft im Wind, vor den Höhlen blühen kleine Gärten – ein Anblick, der unmittelbar an Tolkiens Hobbithöhlen erinnert und doch sehr real ist.
Die Geschichte dieser außergewöhnlichen Behausungen reicht weit zurück. Schon in germanischer Zeit sollen Menschen in den natürlichen Felshöhlen Schutz gesucht haben. Nach der Errichtung der Altenburg im Jahr 1177 und deren späterer Aufgabe wagte 1787 die erste Familie den systematischen Ausbau einer Höhlenwohnung – ein Pionierprojekt, das den Grundstein für eine einzigartige Wohnkultur legen sollte.
Erlebnistipp
Die Burg und Festung Regenstein, die gerade einmal 12 Min. von Langenstein entfernt liegt, beeindruckt mit ihren gleichermaßen in den Felsen gehauenen Räumen. Diese imposanten Gemäuer geben einen faszinierenden Einblick in die einstige Bedeutung und Wehrhaftigkeit der Anlage. Darüber hinaus ranken sich Gerüchte um übernatürliche Aktivitäten an diesem historischen Ort – weitere Details finden Sie im entsprechenden Kapitel (Gänsehaut garantiert!).
Die große Zeit der Höhlenwohnungen begann jedoch erst zwischen 1855 und 1858, als Langenstein unter akuter Wohnungsnot litt. Die Gemeinde fand eine ebenso pragmatische wie ungewöhnliche Lösung: Für acht Groschen verkaufte sie Felswände an Bauwillige. Ein Preis, den sich auch arme Familien leisten konnten. Zehn junge Familien, viele davon Landarbeiter aus dem Raum Goslar, ergriffen diese einmalige Chance.
Mit einfachsten Werkzeugen und erstaunlichem Geschick meißelten sie ihre Wohnungen in den Sandstein. Jede Familie schuf sich auf etwa 30 Quadratmetern ein komplettes Zuhause: ein Wohnzimmer mit gemauertem Herd, eine Schlafkammer für die Eltern, eine Kinderschlafstätte und einen Vorratsraum. Der Sandstein erwies sich als idealer Baustoff: im Sommer angenehm kühl, im Winter die Wärme der Öfen speichernd.
Trotz beengter Räumlichkeiten wurden die Höhlenwohnungen liebevoll gestaltet, mit kleinen, gardinenverzierten Fenstern, die spärliches Licht in das bescheidene Ambiente lassen.
Eine dieser Familien war die des Drehorgelspielers Ludwig Schmidt. Tag für Tag zog er mit seiner Drehorgel durch die Straßen, um seine Familie zu ernähren. Abends, wenn der Rauch aus den kunstvoll in den Fels geschlagenen Schornsteinen stieg, versammelte sich die Familie wieder in ihrer bescheidenen, aber gemütlichen Höhlenwohnung. Die räumlichen Gegebenheiten begrenzten die Familiengröße natürlich – mehr als fünf Kinder fanden in den knapp bemessenen Behausungen keinen Platz. Bis zu seinem Tod im Jahr 1910 blieb Ludwig seiner ungewöhnlichen Behausung treu.
Die Bewohner entwickelten erstaunliche Lösungen für die Herausforderungen des Höhlenlebens. Da nur die vorderen Räume Tageslicht erhielten, schlugen sie ausgeklügelte Belüftungssysteme in den Fels. Spalten über den Türen und die Schornsteine sorgten für ständige Luftzirkulation und verhinderten Feuchtigkeit. Vor ihren Höhlen legten sie liebevoll kleine Gärten an, in denen Blumen neben Küchenkräutern gediehen.
Bemerkenswert ist, dass die Höhlenbewohner keineswegs als Außenseiter galten. Sie waren vollwertige Mitglieder der Dorfgemeinschaft, pflegten Kontakte zu ihren Nachbarn und trugen zum gesellschaftlichen Leben bei. Die gepflegten Gärten und die schmucken Gardinen an den Fenstern zeugten vom Stolz der Bewohner auf ihr ungewöhnliches Zuhause.
Die letzten Höhlenbewohner zogen 1916 aus. Danach dienten die Höhlen noch als Vorratsräume und Ställe, bis sie schließlich in einen »Dornröschenschlaf« fielen. Heute wacht der Verein »Langensteiner Höhlenwohnungen e. V.« über dieses einzigartige Kulturerbe. Fünf der Höhlen können besichtigt werden – nach Anmeldung für Gruppen ab zehn Personen. Die bis zu dreistündigen Führungen sind kostenfrei, Spenden für den Erhalt sind jedoch willkommen.
Die heutigen Höhlenwohnungen sind mit vielen alten Utensilien und Möbelstücken ausgestattet, um den Besuchern den Alltag der früheren Bewohner zu veranschaulichen.
Die Anreise erfolgt über die B81 von Halberstadt Richtung Blankenburg. Gut ausgeschildert führt der Weg zu diesem außergewöhnlichen Ort, der nicht nur »Herr der Ringe«-Fans begeistert. Die Höhlenwohnungen von Langenstein sind ein faszinierendes Zeugnis menschlicher Anpassungsfähigkeit und Kreativität – ein verborgenes Juwel im Harz, das seine Besucher in eine längst vergangene Zeit entführt.
Diese einzigartigen Wohnstätten erzählen nicht nur von Armut und Wohnungsnot, sondern auch von menschlichem Einfallsreichtum und der Fähigkeit, selbst aus widrigen Umständen etwas Besonderes zu schaffen. Sie sind ein lebendiges Zeugnis einer Zeit, in der Menschen mit einfachsten Mitteln, aber großem handwerklichen Geschick ihre ganz eigene Antwort auf die Herausforderungen ihrer Zeit fanden.
Wer mehr erfahren möchte, findet weitere Informationen unter www.halberstadt.de/de/hoehlen-wohnungen-langenstein.html