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Als, vor gut 2500 Jahren, der bereits damals in ganz China für seine Weisheit bekannte, kaiserliche Archivar Laotse dabei war, das zunehmend zerrüttete Reich Richtung Bergeinsamkeit zu verlassen, hielt ihn der Grenzwächter mit den Worten zurück, er dürfe erst passieren, nachdem er seine Weisheit niedergeschrieben habe. Damit befand sich Laotse in der Zwickmühle. Hatte er doch gerade Letzteres, im Bewusstsein über dessen grundsätzlicher Unmöglichkeit, bisher wohlweislich vermieden. Schliesslich, so die Legende weiter, beugte er sich dem Zwang des Beamten und verfasste im Zollhäuschen innert weniger Tage das «Dao Te Ching» (wörtlich: «Buch vom weltlichen Leben» oder eben «Leitfaden zur Lebenskunst»). Um dem obgenannten Dilemma wenigsten ein Stück weit zu entkommen, stellte er dabei schon anfangs klar: «Die Worte, die man sagen kann, sind nicht die richtigen Worte.» Wegen dieser Relativierung und nicht zuletzt auch in Bezug auf den als unfassbar geltenden Zentralbegriff dieses Klassikers der Weisheitsliteratur «Dao», ist die Zahl der bis heute verbreiteten Versionen und Interpretationen mittlerweile Legion. Die Gelehrten und Übersetzer schrieben dem «Dao» dabei behelfsmässig meist die deutschen Begriffe «Sinn» bzw. «Weg» zu. Die hier vorgenommene Übersetzung verwendet für «Dao» des simplen Begriff «Welt», welchen der wohl präziseste und sprachgewandteste aller westlichen Geistesgrössen, Arthur Schopenhauer, als umfassendsten aller Begriffe charakterisierte. Wie der Leser wohl grad selbst hat feststellen können, verleiht der Gebrauch des Wortes «Welt» für «Dao», sowie überhaupt die Schopenhauersche Weltsicht als Übersetzungshintergrund, dieser in ihrer friedvollen Schlichtheit und Lebensnähe zeitlosen literarischen Seelenmedizin eine faszinierende zusätzliche Prägnanz.
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Seitenzahl: 37
Veröffentlichungsjahr: 2023
Vorwort
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
47. Kapitel
48. Kapitel
49. Kapitel
50. Kapitel
51. Kapitel
52. Kapitel
53. Kapitel
54. Kapitel
55. Kapitel
56. Kapitel
57. Kapitel
58. Kapitel
59. Kapitel
60. Kapitel
61. Kapitel
62. Kapitel
63. Kapitel
64. Kapitel
65. Kapitel
66. Kapitel
67. Kapitel
68. Kapitel
69. Kapitel
70. Kapitel
71. Kapitel
72. Kapitel
73. Kapitel
74. Kapitel
75. Kapitel
76. Kapitel
77. Kapitel
78. Kapitel
79. Kapitel
80. Kapitel
81. Kapitel
Als, vor gut 2500 Jahren, der bereits damals in ganz China für seine Weisheit bekannte, kaiserliche Archivar Laotse (dt. «Der alte Weise») dabei war, das zunehmend zerrüttete Reich Richtung Bergeinsamkeit zu verlassen, hielt ihn der Grenzwächter mit den Worten zurück, er dürfe erst passieren, nachdem er seine Weisheit niedergeschrieben habe.
Damit befand sich Laotse in der Zwickmühle. Hatte er doch gerade Letzteres, im Bewusstsein über dessen grundsätzlicher Unmöglichkeit, bisher wohlweislich vermieden.
Schliesslich, so die Legende weiter, beugte er sich dem Zwang des Beamten und verfasste im Zollhäuschen innert weniger Tage das «Dao Te Ching» (wörtlich: «Buch vom weltlichen Leben» oder eben «Leitfaden zur Lebenskunst»).
Um dem obgenannten Dilemma wenigsten ein Stück weit zu entkommen, stellte er dabei schon anfangs klar: «Die Worte, die man sagen kann, sind nicht die richtigen Worte.»
Wegen dieser Relativierung und nicht zuletzt auch in Bezug auf den als unfassbar geltenden Zentralbegriff dieses Klassikers der Weisheitsliteratur «Dao», ist die Zahl der bis heute verbreiteten Versionen und Interpretationen mittlerweile Legion. Die Gelehrten und Übersetzer schrieben dem «Dao» dabei behelfsmässig meist die deutschen Begriffe «Sinn» bzw. «Weg» zu.
Die hier versuchte Übertragung verwendet für «Dao» des simplen Begriff «Welt», welchen der wohl präziseste und sprachgewandteste aller westlichen Geistesgrössen, Arthur Schopenhauer, als umfassendsten aller Begriffe charakterisierte.
Wie der Leser wohl grad selbst hat feststellen können, verleiht der Gebrauch des Wortes «Welt» für «Dao», sowie überhaupt die Schopenhauersche Weltsicht als Übersetzungshintergrund, dieser in ihrer friedvollen Schlichtheit und Lebensnähe zeitlosen literarischen Seelenmedizin eine faszinierende zusätzliche Prägnanz.
Die Welt, die man erfassen kann,
ist nicht die bedeutsame Welt.
Das Leben, das man steuern kann,
ist nicht das eigentliche Leben.
Die Worte, die man sprechen kann,
sind nicht die richtigen Worte.
Der Ursprung des Hohen wie des Niederen
entzieht sich dem Verstand.
Willst Du also des Lebens Sinn erkennen,
so blicke absichtslos gen innen,
verspielt wie ein Kind.
Sobald Begierde dabei Deine Sinn’ ergreift,
verfängst Du Dich in äusserlichen Formen.
Beides, Inneres wie Äusseres,
ist eins dem Ursprung nach
und nur verschieden durch den Namen.
In seiner Einheit heißt er das Geheimnis.
Des Geheimnisses noch tieferes Geheimnis ist das Tor,
durch das alle Wunder ins Leben treten.
Wer die Schönheit des Schönen
als blossen Anschein versteht,
dem leuchtet auch die Bedeutung des Hässlichen ein.
Wer die Güte des Guten
als blossen Anschein versteht,
dem fällt auch der Umgang mit dem Übel leicht.
Entsprechend bedingen Fülle und Leere sich,
ergänzen Spass und Mühsal sich,
messen Langes und Kurzes sich,
erbauen Hohes und Tiefes sich,
stimmen Ohr und Klang sich ein,
folgen sich Frühes und Spätes.
Deshalb zeichnet sich der Weise
durch Zurückhaltung aus.
Er übt sich im wortlosen Lehren.
Ergebnisse gelingen ihm,
ohne dass er Einfluss genommen.
Die Dinge dienen ihm,
ohne dass er in Besitz sie nähme.
Er handelt, ohne zu fordern,
erfüllt seine Aufgaben,
ohne darauf Anspruch zu erheben.
Da ihm der Sinn nicht nach Anhäufung steht,
hat er auch nichts zu verlieren.
Wer den Hervorragenden nicht auszeichnet,