Das Christus-Mysterium und die Mission des Jesus von Nazareth - Josef F. Justen - E-Book

Das Christus-Mysterium und die Mission des Jesus von Nazareth E-Book

Josef F. Justen

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Beschreibung

Man kommt in der Gegenwart leider nicht umhin festzustellen, dass kaum noch ein rechtes Verständnis für die Wesenheit des Christus, des höchsten und wichtigsten Gottes für die Erdenwelt und die Menschheit, vorhanden ist. Im konfessionellen Christentum - namentlich in den beiden großen christlichen Kirchen - weiß man im Grunde viel zu wenig über ihn, was sich nicht zuletzt darin äußert, dass man den Christus mit der Persönlichkeit des Jesus von Nazareth gleichsetzt. Man hat es verlernt, den Menschen Jesus und den Gott Christus voneinander zu unterscheiden. Dasjenige, was das absolut zentrale Thema des christlichen Glaubens ist, die Auferstehung Christi, wird gar nicht mehr verstanden und bisweilen sogar als fragwürdig hingestellt. Allerdings gibt es noch durchaus eine Vielzahl an Christen, die aus tiefstem Herzen daran glauben. Das kann man auf der einen Seite sehr bewundern, auf der anderen Seite muss man aber sehen, dass die Zeit des naiven Glaubens vorbei ist. Es ist von elementarer Bedeutung, dass wir unsere menschlichen Erkenntniskräfte entfalten und uns mit ringender Seele bemühen, ein Verständnis für den Christus und seine Taten zu gewinnen. Wir müssen Christi Tod und Auferstehung denken lernen.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Teil (Grundlagen)

1 Die Ideologie des Materialismus

1.1 Die Ursprünge des Materialismus

1.2 Die Folgen des Materialismus

1.3 Das Geistesdunkel im konfessionellen Christentum

2 Geistige Erkenntnisse

2.1 Geisteslehrer

2.1.1 Hellseher

2.1.2 Eingeweihte

2.2 Die Akasha-Chronik

2.3 Die Schwierigkeit, geistig Geschautes in Worte zu kleiden

3 Das Wesen des Menschen

3.1 Was sagt der heutige Mainstream?

3.1.1 Was sagt die Wissenschaft?

3.1.2 Was lehren die Kirchen?

3.1.3 Zwischen den Mühlsteinen zweier dogmatischer Systeme

3.2 Der Mensch im Erkenntnislicht der Anthroposophie

3.2.1 Die Wesensglieder des heutigen Menschen

3.2.1.1 Der physische Leib

3.2.1.2 Der Ätherleib

3.2.1.3 Der Astralleib

3.2.1.4 Das Ich bzw. der Ich-Leib

3.2.2 Körper, Seele und Geist

3.2.2.1 Körper

3.2.2.2 Seele

3.2.2.2.1 Die Empfindungsseele

3.2.2.2.2 Die Verstandes- oder Gemütsseele

3.2.2.2.3 Die Bewusstseinsseele

3.2.2.3 Geist

3.2.3 Zukünftige Wesensglieder des Menschen

3.2.4 Das höhere Selbst

4 Geistige Welten und Wesen

4.1 Übersinnliche Welten

4.1.1 Die Ätherwelt

4.1.2 Die Astralwelt oder Seelenwelt

4.1.3 Die geistige Welt

4.2 Geistige Wesen – Im Himmel herrscht Hochbetrieb

4.2.1 Die geistigen Wesen der höheren Hierarchien

4.2.1.1 Die Engel

4.2.1.2 Die Erzengel

4.2.1.3 Die Archai und die Exusiai

4.2.2 Die Widersacherwesen

4.2.2.1 Luzifer

4.2.2.2 Ahriman

4.2.2.3 Der Sinn des Bösen

4.2.2.4 Schutz vor den Widersachern

5 Der göttliche Weltenplan

5.1 Der alte Saturn

5.2 Die alte Sonne

5.3 Der alte Mond

5.4 Die heutige Erde

5.4.1 Das polarische Hauptzeitalter

5.4.2 Das hyperboräische Hauptzeitalter

5.4.3 Das lemurische Hauptzeitalter

5.4.4 Das atlantische Hauptzeitalter

5.4.5 Unser heutiges Hauptzeitalter

5.4.5.1 Die urindische Kulturepoche

5.4.5.2 Die urpersische Kulturepoche

5.4.5.3 Die ägyptisch-babylonische Kulturepoche

5.4.5.4 Die griechisch-lateinische Kulturepoche

5.4.5.5 Die heutige germanische Kulturepoche

5.4.5.6 Die slawische Kulturepoche

5.4.5.7 Die amerikanische Kulturepoche

5.4.6 Das 6. Hauptzeitalter

5.4.7 Das 7. Hauptzeitalter

5.5 Der neue Jupiter

5.6 Die neue Venus

5.7 Der Vulkan

2. Teil (Hauptteil)

6 Christus-Wesen und sein Wirken vor der Zeitenwende

6.1 Die Präexistenz Christi

6.2 Christus, der Schöpfergott

6.2.1 Das Entstandene

6.2.2 Das Nicht-Entstandene

6.3 Die drei Christus-Opfer vor der Zeitenwende

6.3.1 Die erste Opfertat

6.3.2 Die zweite Opfertat

6.3.3 Die dritte Opfertat

7 Die Jesus-Persönlichkeiten

7.1 Widersprüche in den Kindheitserzählungen

7.1.1 Die Abstammung Jesu

7.1.2 Die Geburtsstätte Jesu

7.1.3 Der Wohnort der Eltern Jesu

7.2 Ungereimtheiten in den Kindheitserzählungen

7.2.1 Die Verkündigung durch den Erzengel Gabriel

7.2.2 Die Hirten an der Krippe

7.2.3 Die drei Weisen aus dem Morgenland

7.2.4 Die Flucht nach Ägypten

7.2.5 Die sogenannte Darbringung Jesu im Tempel

7.3 Fazit

7.4 Der nathanische Jesus

7.5 Der salomonische Jesus

7.6 Jesus von Nazareth

8 Christus-Jesus

8.1 Die Menschwerdung Christi

8.2 Die dreijährige Mission des Christus-Jesus

8.3 Das dreijährige Wirken des Christus-Jesus

8.3.1 Die sogenannten »Wunder«

8.3.1.1 Die Heilungen

8.3.1.2 Die Totenerweckungen

8.3.1.3 Die Auferweckung des Lazarus

8.3.1.4 Die Verwandlung von Wasser in Wein

8.3.2 Die Lehren und Reden

8.3.2.1 Die erste Seligpreisung der Bergpredigt

8.3.2.2 Die Verfluchung des Feigenbaumes

8.3.2.3 Symbolischer Hinweis auf das Karmagesetz

8.3.2.4 Die Freimachung von den alten Blutsbanden

9 Das Mysterium von Golgatha

9.1 Verrat, Kreuzweg und Tod am Kreuz

9.2 Die Auferstehung

9.2.1 Der Auferstehungsleib

9.2.1.1 Das menschliche Phantom

9.2.1.2 Die Zerstörung des Phantoms

9.2.1.3 Die Wiederherstellung des Phantoms durch Christus

9.2.1.4 Wie nahmen die Jünger den Auferstandenen wahr?

9.2.2 Der Leichnam des Jesus von Nazareth

9.3 Warum war das Mysterium von Golgatha notwendig?

10 Die segensreichen Folgen der Opfertat Christi und sein fortwährendes Wirken

10.1 Christus-Licht im Reich des Todes

10.2 Christus, der Geist der Erde

10.3 Christus, der Ich-Bringer

10.4 Christus in uns

10.5 Christus, die »goldene Mitte« zwischen Luzifer und Ahriman

10.6 Christus, der Herr des Karma

10.7 Christi Gegenwart im Altarsakrament

10.8 Christi Wiederkunft

10.9 Eine abschließende Frage...

Anhang

A1 Rudolf Steiner und seine Anthroposophie

A2 Der Prolog des Johannes-Evangeliums (in der Fassung von Rudolf Steiner)

A3 Die zwei Jesusknaben in der Malerei

Quellennachweis und Anmerkungen

Literaturverzeichnis

Vorwort

Im Westen hat man den Christus verloren,

und deshalb kommt der Westen zu Fall,

einzig und allein deshalb.

Fjodor Michailowitsch Dostojewski

Man kommt in der Gegenwart leider nicht umhin festzustellen, dass kaum noch ein rechtes Verständnis für die Wesenheit des Christus, des höchsten und wichtigsten Gottes für die Erdenwelt und die Menschheit, vorhanden ist. Im konfessionellen Christentum – namentlich in den beiden großen christlichen Kirchen1 – weiß man im Grunde viel zu wenig über ihn, was sich nicht zuletzt darin äußert, dass man den Christus mit der Persönlichkeit des Jesus von Nazareth gleichsetzt. Man hat es verlernt, den Menschen Jesus und den Gott Christus voneinander zu unterscheiden. Dasjenige, was das absolut zentrale Thema des christlichen Glaubens ist, die Auferstehung Christi, wird gar nicht mehr verstanden und bisweilen sogar als fragwürdig hingestellt.

Allerdings gibt es noch durchaus eine Vielzahl an Christen, die aus tiefstem Herzen daran glauben. Das kann man auf der einen Seite sehr bewundern, auf der anderen Seite muss man aber sehen, dass die Zeit des naiven Glaubens vorbei ist. Es ist von elementarer Bedeutung, dass wir unsere menschlichen Erkenntniskräfte entfalten und uns mit ringender Seele bemühen, ein Verständnis für den Christus und seine Taten zu gewinnen. Wir müssen Christi Tod und Auferstehung denken lernen.

Ein tiefes Wissen von dem Christus und seiner Mission sowie über viele andere spirituelle Wahrheiten und Weistümer war in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten – etwa bei den Gnostikern – durchaus vorhanden. Auch im Mittelalter lagen beispielsweise im Templerorden, der durch die katholische Kirche ausgerottet wurde, noch wahrhaftige Erkenntnisse vor. In der Folgezeit ging das Verständnis für den Christus und viele andere geistige Tatsachen mehr und mehr verloren.

Dieses seit vielen Jahrhunderten verloren gegangene Wissen kann heute nur durch die ANTHROPOSOPHIE, die Geisteswissenschaft, die der große Eingeweihte und Geisteslehrer Dr. Rudolf Steiner vor rund 100 Jahren im Auftrage der geistigen Welt der Menschheit geschenkt hat, gefunden werden. Näheres zur Anthroposophie und zu Rudolf Steiner finden Sie im Anhang A1, S. →ff.

Dieses Buch wendet sich an Leser, die sich nicht mehr mit den zumeist kindlichen und halbwahren Lehren der großen Kirchen zufriedengeben und die in ihren Seelentiefen das Bedürfnis verspüren, tiefere Erkenntnisse über den Jesus von Nazareth zu gewinnen sowie insbesondere das Wesen und Wirken Christi verstehen zu lernen.

Dem Verfasser ist bewusst, dass es sich bei dem Themenkomplex dieses Buches um eine ›schwere Kost‹ handelt, die nur durch ein absolut vorurteilsfreies, aufmerksames Lesen und viel Nachdenken bekömmlich ist. Alles, was in den geistigen Welten geschehen ist und geschieht, alles was an Wesenheiten dort existiert, ist äußerst komplex und radikal verschieden von dem, was wir aus unserem Leben auf der Erde gewohnt sind.

Anmerkung:

»Alle Zitate von Rudolf Steiner sind in einer anderen Schriftart gedruckt, um auf den ersten Blick als solche erkannt zu werden.«

»Zitate von anderen Persönlichkeiten und Bibelverse sind kursiv gedruckt.«

1. Teil
(Grundlagen)

1 Die Ideologie des Materialismus

2 Geistige Erkenntnisse

3 Das Wesen des Menschen

4 Geistige Welten und Wesen

5 Der göttliche Weltenplan

In dem vorliegenden Buch geht es um nichts Geringeres, als ein Licht auf die größten und wichtigsten Mysterien des Weltgeschehens zu werfen. Somit versteht es sich von selbst, dass man sich nur langsam an diese Thematik heranwagen kann.

Es müssen in diesem 1. Teil ein paar Bausteine zusammengetragen werden, die für das Verständnis dessen, was im 2. Teil dieses Buches, dem Hauptteil, geschildert werden soll, notwendig oder zumindest hilfreich sind.

Genauso wie man sich in der Mathematik erst mit den Grundrechenarten vertraut machen muss, bevor man sich etwa an die Differentialrechnung heranmachen kann, muss man auch hier erst ein paar Grundbegriffe kennenlernen, bevor man den JESUS VON NAZARETH oder gar den CHRISTUS und seine welthistorische Mission verstehen kann.

Insbesondere ein Leser, der noch nicht mit der Anthroposophie in Berührung gekommen ist, sollte sich mit dem im 1. Teil des Buches Dargestellten gründlich befassen. Diese Grundlagen sind auch sehr nützlich, wenn Sie später vielleicht einmal weiterführende anthroposophische Literatur lesen möchten.

1 Die Ideologie des Materialismus1

Man kann, gerade in unserer Zeit, sogar von einem ganz

Christus-feindlichen oder gegen Christus gleichgültigen

Standpunkt ausgehen. Wenn man sich aber in das vertieft,

was unsere Zeit an geistigem Leben wirklich geben kann,

wenn man die Widersprüche und Torheiten des Materialismus

einsieht, dann wird man vielleicht gerade am echtesten

in unserer Zeit zu Christus geführt, wenn man nicht

von einem besonderen Bekenntnis von vornherein ausgeht.

Rudolf Steiner (GA 142, S. →)

Das mangelnde Verständnis für den Christus sowie für alles Geistige, das in der heutigen Zeit vorherrschend ist, geht einher mit der Tatsache, dass wir seit knapp zwei Jahrhunderten im Zeitalter des MATERIALISMUS leben, der sich allerdings schon deutlich früher angekündigt hat und vorbereitet wurde. Diesen Materialismus, der gerade in unseren Tagen seine abscheulichsten Blüten treibt, kann man in gewissem Sinne als die schlimmste Krankheit der gesamten Menschheitsgeschichte bezeichnen. Ein Großteil der Menschheit hat sich mit dieser Ideologie, dieser Weltanschauung infiziert. Solche Menschen, also Materialisten, glauben nur an das, was sie mit ihren Sinnen wahrnehmen, beobachten und studieren können. Sie glauben nur an die Materie. Alles, was geistiger Natur ist, halten sie für nicht existent, ja für unsinnig.

Ein ›waschechter‹ Materialist ist natürlich auch immer Atheist – es sei denn, er stellt sich Gott als eine physische Wesenheit, die irgendwo in den Weiten des Universums residiert, vor. Dass diese Gottesvorstellung nicht von allzu weit hergeholt ist, zeigt eine Ihnen vielleicht bekannte Anekdote.

Ein Astronaut prahlt: »Ich bin schon zigmal im Weltraum gewesen und habe nicht einen einzigen Engel, geschweige denn Gott gesehen.« Sein Freund, ein Gehirnchirurg, entgegnet: »Ich habe schon viele Tausend Gehirne operiert und noch nie einen Gedanken gesehen!«

Selbstverständlich kann man ein göttliches Wesen genauso wenig mit physischen Augen sehen wie man einen Gedanken, der ebenfalls etwas Geistiges repräsentiert, sehen kann.

Schon die Tatsache, dass kaum einer bestreiten dürfte, dass es Gedanken gibt, zeigt, wie unsinnig es ist, nur dasjenige für existent zu halten, was man mit seinen Augen sehen oder mit seinen Ohren hören kann.

Natürlich glaubt jeder vernünftige Mensch an die Naturgesetze, soweit sie bis heute erforscht sind. Aber auch diese Gesetze kann man nicht sinnlich wahrnehmen. Das, was man wahrnehmen kann, sind ihre Wirkungen, ihre Offenbarungen.

Kann man eigentlich Licht sehen? Viele werden jetzt sagen: »Ja, natürlich kann man Licht sehen!« Doch das ist ein gewaltiger Irrtum! Das Licht selbst kann man nicht sehen. Erst dadurch, dass das Licht auf Gegenstände oder Staubpartikel trifft, kann man eine Helligkeit wahrnehmen, eben die Wirkung des Lichtes.

Dass es mit dem Licht etwas Besonderes auf sich hat, kann man schon dadurch erahnen, dass Christus von sich sagt: »Ich bin das Licht der Welt!«2 Ohne Licht sieht man keine Materie! Ein vollkommen durchlichteter Raum ohne Materie bliebe stockfinster!

Wer würde da nicht an den Vers aus dem »Johannes-Evangelium« denken: »Und das Licht scheint in die Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht begriffen.«3

Der Mensch kann also das »wahre Licht« genau so wenig sehen wie er Gedanken und die Naturgesetze sinnlich wahrnehmen kann. Alles, was geistiger Natur ist, kann von einem Menschen, der nicht hellsichtig ist, nur durch die Offenbarungen in der Sinneswelt wahrgenommen werden.

1.1 Die Ursprünge des Materialismus

Wenn man nach den ersten Ursprüngen des Materialismus forscht, so kommt man zurück bis ins Mittelalter und wird auf die Kirche hingeführt. In dieser Zeit gab es noch keine Wissenschaften im heutigen Sinne. Alle Lehren, unabhängig davon, worauf sich diese bezogen, gingen von der damaligen Kirche aus.

In jeder Religion gehört es zu den fundamentalsten Glaubensgrundsätzen, dass der Mensch zumindest noch etwas Unsterbliches, etwas Ewiges in sich trägt. Wie man etwa bei Paulus nachlesen kann, galt es in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten als eine Selbstverständlichkeit, dass der Mensch ein dreigliedriges Wesen ist, das aus Körper, Seele und Geist besteht. Auf dem vierten Konzil zu Konstantinopel, das im Jahre 869 stattfand, wurden die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass diese Dreigliederung immer mehr aufgeweicht wurde, indem der Geist verleugnet wurde. Durch diese ›Abschaffung‹ des Geistes wurde von der Kirche – vermutlich ohne sich dessen bewusst zu sein – eine höchst fatale Entscheidung getroffen, die den Boden bereitete, auf dem Jahrhunderte später der Materialismus gesät werden konnte. Nach kirchlicher Auffassung besteht der Mensch also lediglich aus Körper und Seele, der sie einige geistige Eigenschaften zugesteht und die sie deshalb manchmal auch als Geistseele bezeichnet.

Bereits 300 Jahre zuvor wurde auf dem zweiten Konzil zu Konstantinopel ein durchaus folgenschwerer Bannspruch verhängt. Um was ging es dabei?

Bis in die ersten nachchristlichen Jahrhunderte hatten die Menschen noch gewisse hellseherische Fähigkeiten. Zumindest waren sie noch in der Lage, bestimmte geistige Dinge traumhaft wahrzunehmen. So wussten sie auch, dass ein Mensch schon da ist, schon existiert, bevor er auf der Erde geboren wird. Auch der berühmte Schriftsteller und Kirchenlehrer Origines (um 185 bis 254) vertrat die Präexistenz der menschlichen Seele. Er gewann sehr viele Anhänger, die auch noch Jahrhunderte nach seinem Tod an seinen Lehren festhielten. Vermutlich nahm die Schar seiner Anhänger solche Ausmaße an, dass die Kirche sich genötigt sah, die Lehren dieses großen Denkers auf dem zweiten Konzil zu Konstantinopel im Jahre 553 zu verurteilen. Hier wurden viele Lehren, von denen die meisten auf ihn zurückgingen, mit dem Kirchenbann belegt. Einer dieser Bannsprüche lautete: »Wenn einer die erdichtete Präexistenz der Seelen und ihre daraus folgende phantastische Wiederherstellung vertritt – so sei er im Bann.«4

Der Materialismus kommt im Grunde von der Kirche des Mittelalters.

Der Glaube daran, dass eine menschliche Seele schon vor der Geburt in der geistigen Welt existiert, wurde verboten. Die Kirche lehrte, dass der Herrgott jede Seele im Zuge der menschlichen Zeugung neu erschaffe. Also konnten die Menschen, wenn sie die Laune zu einem Zeugungsakt hatten, der dann zu einer Befruchtung führte, den Herrgott zu ihrem Diener machen, indem er eine Seele erzeugen musste. Man braucht nur ein wenig darüber nachzudenken, um erkennen zu können, wie absurd diese Vorstellung, die auch heute noch von den Kirchen vertreten wird, ist! Auf solche Ungereimtheiten angesprochen geben Kirchenvertreter meistens Floskeln wie »Gottes Wege sind unerforschlich!« zur Antwort.

»Dagegen führt uns eine wirkliche, eine wahre Erkenntnis des Menschen dazu, daß wir sagen: Die Seele ist eben durchaus schon da, hat immer gelebt, und steigt eben einfach herunter zu dem, was ihr geboten wird durch den Menschenkeim und seine Befruchtung.«5

Da die Kirchen die Präexistenz der menschlichen Seele verleugnen, bezeichnen sie konsequenterweise auch die Reinkarnation, also das Gesetz von den wiederholten Erdenleben, sowie das damit eng verbundene Schicksals- oder Karmagesetz als Irrlehren, wie man etwa dem Katechismus der katholischen Kirche entnehmen kann.

Ohne die Reinkarnationslehre, die man zu den elementarsten und zentralsten spirituellen Wahrheiten zählen muss, können viele Geschehnisse im Weltensein nicht verständlich werden. Auch die Erläuterungen zum Kernthema dieses Buches könnten ohne diese Lehren kaum verstanden werden. Es ist in unserer Zeit von allergrößter Bedeutung, dass wir die Lehren von den wiederholten Erdenleben und dem Karma anerkennen und zumindest ein Stück weit verstehen lernen.

1.2 Die Folgen des Materialismus

Auch unsere Wissenschaftler – so sehr man ihre Errungenschaften anerkennen und bewundern muss – sind immer materialistischer geworden. Für göttliche Schöpferwesen ist in ihren Lehren kein Platz. Es scheint ein wenig schizophren, dass viele Wissenschaftler Gottesdienste ihrer Religionsgemeinschaft besuchen, obwohl sie nur an die Materie glauben.

Das war nicht immer so. Bis vor etwa 100 Jahren waren die meisten Wissenschaftler noch durchaus spirituell gesinnt. So sagte etwa der berühmte deutsche Physiker, Begründer der Quantenphysik und Nobelpreisträger Max Planck (1858 bis 1947) in einem Vortrag: »Und so sage ich nach meinen Erforschungen des Atoms dieses: Es gibt keine Materie an sich. Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Alls zusammenhält. Da es im ganzen Weltall aber weder eine intelligente Kraft noch eine ewige Kraft gibt – es ist der Menschheit nicht gelungen, das heißersehnte Perpetuum mobile zu erfinden – so müssen wir hinter dieser Kraft einen bewußten intelligenten Geist annehmen. Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie. Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das Reale, Wahre, Wirkliche – denn die Materie bestünde ohne den Geist überhaupt nicht –, sondern der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre! Da es aber Geist an sich ebenfalls nicht geben kann, sondern jeder Geist einem Wesen zugehört, müssen wir zwingend Geistwesen annehmen. Da aber auch Geistwesen nicht aus sich selber sein können, sondern geschaffen werden müssen, so scheue ich mich nicht, diesen geheimnisvollen Schöpfer ebenso zu benennen, wie ihn alle Kulturvölker der Erde früherer Jahrtausende genannt haben: Gott! Damit kommt der Physiker, der sich mit der Materie zu befassen hat, vom Reiche des Stoffes in das Reich des Geistes.«6

Heute werden Sie nur noch sehr wenige Wissenschaftler finden, die Max Plancks Anschauung teilen. Und diese würden ihre Ansicht wohl kaum öffentlich vertreten, da sie ansonsten damit rechnen müssten, sich in Fachkreisen der Lächerlichkeit preiszugeben.

Man muss sich ohnehin die Frage stellen, wie viele Wissenschaftler es heute noch gibt, die ihre Forschungen wirklich ergebnisoffen und aus objektivem Erkenntnisstreben und Wahrheitsliebe sowie mit heiligem Ernst betreiben. Viele Forschungen werden von finanzstarken Unternehmen in Auftrag gegeben. Und diese erwarten natürlich Ergebnisse, die ihnen in den Kram passen.

Namentlich in der westlichen Welt nimmt die Zahl der Menschen, die etwas mit ihrer christlichen Religion verbinden können, stetig ab, wie man nicht zuletzt an der hohen Zahl der jährlichen Kirchenaustritte, von denen beide großen Kirchen betroffen sind, ablesen kann. Es sind nicht immer äußere Gründe wie etwa die Einsparung der Kirchensteuer oder die Empörung über die Missbrauchsskandale, welche die Menschen zu diesem Schritt bewegen. Viele von ihnen können mit dem, was die Kirchen machen und lehren, nichts mehr anfangen. Sie vermissen die spirituelle Substanz. Andere zerbrechen an der offensichtlichen Diskrepanz zwischen den Lehren der Kirchen und der Wissenschaften. Alles, was die Wissenschaftler sagen, klingt seriös und nachweisbar, und als moderner Mensch möchte man sich dem nicht verschließen.

Aber keineswegs alle, die ihrer Kirche treu bleiben, machen das aus tiefster Überzeugung. Vielen sind die sonntäglichen Kirchgänge eine liebgewonnene Tradition, die schon die Eltern und Großeltern gepflogen haben. Dann ist man so stolz auf die viel zitierten »christlichen Werte«. Diese Wertvorstellungen sind aber solche, die wohl jeder anständige Mensch zu beherzigen bestrebt ist, selbst wenn er überhaupt nicht religiös sein sollte.

Die große Mehrheit der jungen Menschen kann überhaupt kein Interesse mehr für Religion oder Spiritualität aufbringen. Sie bevorzugt es, Tag für Tag nur ihren Vergnügungen nachzujagen und ganz in dem Tand und den Nichtigkeiten, die unser technologisches Zeitalter bietet, aufzugehen. Viele ältere Leute ziehen es vor, die Zeit, die ihnen noch bleibt, zu genießen, anstatt sich zumindest ein wenig mit essentiellen Themen zu befassen.

Die weitaus meisten Menschen – unabhängig davon, ob sie einer christlichen Kirche angehören oder nicht – vermögen es nicht, ein wirkliches Interesse für spirituelle Themen aufzubringen. Sie ziehen die Bequemlichkeit einer Beschäftigung mit diesem Themenkomplex vor. Viele vertreten die Meinung: »Über geistige Welten und Wesen kann man nichts wissen. Warum sollte ich mich also damit befassen?« Ein solcher Mensch sollte sich vielleicht einmal die Mühe machen herauszufinden, in welchen Quellen man sehr wohl etwas, und zwar nicht nur etwas, sondern unfassbar viel Wissen, mehr als man in einem Erdenleben aufzunehmen vermag, finden kann.

Manche sagen: »Das, was ich im Religionsunterricht über den Himmel, Gott und Jesus gelernt habe, reicht mir aus.« Ein Mensch, der so argumentiert, hält zwar die Existenz geistiger Welten und Wesen zumindest noch für etwas, was im Bereich des Möglichen liegt, allerdings gleicht er einem zehnjährigen Kind, das sagt: »Warum sollte ich noch weiter zur Schule gehen? Alles, was ich in der Grundschule gelernt habe, reicht mir voll und ganz!«

Wiederum andere vertreten die Meinung: »Wenn ich einmal gestorben bin, werde ich schon sehen, wie es da so ist und wer Gott ist.« Diese Zeitgenossen würden sich aber wohl kaum auf die Besteigung eines hohen Berges im Himalaya einlassen, ohne sich vorher über Monate oder gar Jahre darauf gründlich vorbereitet zu haben.

1.3 Das Geistesdunkel im konfessionellen Christentum

Wie bereits angedeutet hat das konfessionelle Christentum – namentlich die beiden großen christlichen Kirchen – kein rechtes Verständnis mehr für den Christus. Sie haben nur noch ein – allerdings auch begrenztes – Verständnis für den Jesus, den sie gerne als den »schlichten Mann von Nazareth« bezeichnen und verehren. Der Glaube, dass ein so recht ›normaler‹ Mensch, den man einigermaßen verstehen kann, so Großes vollbracht hat, befriedigt das religiöse Gemüt vieler Christen. Sie sehen dann keine Veranlassung mehr, sich um ein Verständnis des Christus-Wesens und Christus-Wirkens zu bemühen. Die kirchlichen Lehren beziehen sich fast ausschließlich auf den Vatergott und auf Jesus, den sie als »Sohn Gottes« bezeichnen.

Wenn es in einer nicht-christlichen Religion am Verständnis für den Christus fehlt, so mag das noch nachvollziehbar sein. Dass aber eine Religion, die »Christus« in ihrem Namen führt, kaum etwas über ihn auszusagen weiß, ist im Grunde unfassbar.

Vielleicht hatte Friedrich Nietzsche (1844 bis 1900) nicht ganz unrecht, als er etwas radikal sagte: »Wovon wäre Christus heute am meisten Gegner, wenn er nun unmittelbar in die Welt treten würde? Höchstwahrscheinlich von etwas, was sich heute in weitesten Kreisen ›christlich‹ nennt.«7

Dieses Buch versteht sich nicht als Agitationsschrift gegen das konfessionelle Christentum, wenngleich vieles von dem, was die Kirchen lehren, sehr kritisch hinterfragt werden muss. Auch sollen hier nicht einige christliche Sekten, deren Gottesbild und Lehren jeden halbwegs klar denkenden Menschen je nach seiner Mentalität köstlich amüsieren oder anwidern müssten, an den Pranger gestellt werden.

Das Buch versteht sich vielmehr als ein Plädoyer für wahrhafte geistige Erkenntnisse, die man gewiss aus den Lehren der Kirchen nicht mehr gewinnen kann.

Es soll zunächst einmal die Frage aufgeworfen werden, warum die Kirchen so wenig über geistige Wahrheiten und Weistümer – namentlich über den Christus – wissen.

Nun, das kommt im Grunde daher, dass die Kirchen im Wesentlichen ausschließlich dasjenige als göttlich-geistige Offenbarung anerkennen und lehren, was in der Bibel steht und wie die Kirchenväter der ersten nachchristlichen Jahrhunderte diese ausgelegt haben.

Die Bibel wird zu Recht als Heilige Schrift bezeichnet, weil sie von göttlich inspirierten Menschen verfasst worden ist. Die Bibel, sowohl das Alte wie das Neue Testament, stellt in der Tat eine schier unermessliche Fundgrube für jemanden dar, der auf der Suche nach göttlich-geistigen Erkenntnissen ist. Daher ist es absolut folgerichtig, dass die Lehren der christlichen Kirchen in erster und entscheidender Linie auf ihren Offenbarungen fußen. Kein Kirchenvertreter oder Theologe würde sich anmaßen, etwas zu lehren, was im offensichtlichen Widerspruch zu den Aussagen der Bibel steht. Es soll keinesfalls bestritten werden, dass der Bibel die allerhöchsten göttlich-geistigen Wahrheiten zu entlocken sind.

Nur ist das keineswegs so einfach, wie es sich anhören mag. Wohl jeder, der schon einmal ernsthaft die Bibel studiert hat, wird kaum bestreiten, dass er schon des Öfteren an so mancher Bibelstelle schier verzweifelt ist, sei es, dass er die eine oder andere Aussage überhaupt nicht zu verstehen vermochte, sei es, dass er die eine oder andere Schilderung für allzu trivial oder unglaubwürdig gehalten hat. Immer wieder muss man in unserer Zeit die Erfahrung machen, dass viele Zeitgenossen die Heilige Schrift nicht nur nicht ernst nehmen, sondern ihre Darstellungen geradezu verspotten.

Die Bibel ist nur insoweit recht leicht verständlich, als man ausschließlich an den historischen Tatsachen interessiert ist. Nur insoweit die Bibel Begebenheiten darstellt, die sich auf der Erde, also in der sichtbaren Welt vollzogen haben und die sich prinzipiell auch heute noch in ähnlicher Weise abspielen könnten, vermag man, ihr relativ leicht zu folgen. So stellt es keine Schwierigkeit dar, bestimmte alttestamentarische Schilderungen über das Volk der Israeliten, ihre Führer, deren irdische Taten und ihre Wanderungen zu verstehen. Trotz scheinbar etwas widersprüchlicher Schilderungen in den vier Evangelien stellt vieles von dem, was vor 2000 Jahren in Palästina auf dem physischen Plan geschah, unser Einsichtsvermögen ebenfalls auf keine harte Probe. Dass Jesus in Bethlehem geboren wurde, als Zwölfjähriger im Tempel lehrte, im dreißigsten Jahr am Jordan getauft wurde, die Jünger um sich versammelte, lehrend und heilend in der Umgebung umherzog und den Kreuzestod erlitt, kann leicht herausgelesen und bei einigem guten Willen auch als Tatsachen anerkannt werden.

Es ist schon viel schwieriger für das heutige menschliche Bewusstsein anzuerkennen, dass er nach drei Tagen von den Toten auferstanden und vierzig Tage später in den Himmel aufgefahren ist. Hierbei handelt es sich schließlich um Ereignisse, die sich nicht in der üblichen menschlichen Erfahrungswelt abgespielt haben. Wie oft hört man, wenn man mit einem Mitmenschen über bestimmte Passagen der Bibel sprechen möchte, ein spöttisches »Wer’s glaubt, wird selig!« Mit einer solchen Äußerung ist dann implizit auch eine Abwertung des Gesprächspartners verbunden.

Die Bibel will eigentlich nicht so sehr gewöhnliche historische Tatsachen schildern. Die Bibel will kein Geschichtsbuch sein. Es handelt sich nicht um historische Dokumente, wenngleich sich die geschilderten Begebenheiten wirklich abgespielt haben und hier in keiner Weise in Abrede gestellt werden sollen. Der wahre esoterische Wert der Bibel liegt vielmehr darin, dass in sie allerhöchste göttlich-geistige Offenbarungen hineingeheimnisst worden sind. Unzählige Bibelpassagen berichten ja gar nicht von irgendwelchen historischen Tatsachen, die sich auf dem irdischen Plan zugetragen haben, sondern stellen Geschehnisse dar, die sich im Geistigen ereignet haben. Ein besonders markanter Beleg dafür ist die »Apokalypse« bzw. die »Geheime Offenbarung« des Johannes. Bei vielen Stellen ist man sich gar nicht immer bewusst, dass man es mit der Schilderung von etwas Geistigem zu tun hat, weil man die vergleichenden Bilder, die die Verfasser herangezogen haben, nicht zu deuten weiß. Das führt im günstigeren Fall dazu, dass man eine zu naive oder wahrscheinlich sogar falsche Vorstellung von dem gewinnt, was uns die Bibel mitteilen möchte. Im schlimmeren Fall hat das dann nur allzu oft die Folge, dass man die Darstellungen als unsinnig ablehnt, weil sie mit der Erfahrungswelt nichts gemein haben.

Diesem Thema werden wir uns im nächsten Kapitel noch näher widmen.

Wie bereits erwähnt akzeptieren die Kirchen ausschließlich das als göttlich-geistige Wahrheiten, was sie der Bibel entnehmen zu können glauben. Daraus zimmern sie ihre Glaubenssätze, die von der katholischen Kirche dogmatisiert werden.

Die Schreiber der Heiligen Schrift – sowohl die Propheten des Alten Testaments als auch die vier Evangelisten – waren aber nicht die einzigen Menschen, die begnadet waren, Geistiges wahrzunehmen. Auch in der Neuzeit sind immer wieder Menschen aufgetreten, die über diese Fähigkeit verfügten und die Ergebnisse ihrer Geistesschau der Menschheit mitgeteilt haben. Hierbei ist in allererster Linie an Rudolf Steiner zu denken, der im Anhang A1, S. →ff. näher vorgestellt werden soll. Ohne ihn wäre es niemals möglich gewesen, ein solches Buch wie das, was Sie gerade in Ihren Händen halten, zu schreiben.

Alles, was seitdem durch die sogenannten »Neuoffenbarungen«, wie sie in erster Linie in den letzten Jahrhunderten durch hohe Eingeweihte, allen voran Rudolf Steiner, in die Welt gekommen sind, ignorieren die Kirchen und lehnen es auf das Schärfste ab.

Stellen Sie sich vor, unsere Wissenschaften würden genau so verfahren! Dann würde zum Beispiel ein heutiger Astronom sagen: »Das, was die großen Astronomen bis vor gut 500 Jahren erforscht und veröffentlicht haben, war uneingeschränkt richtig. Mehr kann man über diese Dinge nicht wissen. Es gibt seitdem nichts mehr, was noch erforscht werden könnte. Alles, was Astronomen in neuerer Zeit gesagt haben, kann nur falsch sein.« Jedem Kirchenvertreter käme das absolut absurd vor, obwohl diese prinzipiell genau so verfahren.

Bis vor gar nicht einmal allzu langer Zeit war allerdings das wenige, was die Kirchen zu diesen Themen lehren, noch ausreichend. Da waren die Menschen noch nicht reif, tiefere Erkenntnisse aufnehmen zu können. Diese hätten sie noch nicht fassen und vertragen können. Da war es noch hinreichend und notwendig, dass die Menschen aus tiefstem Herzen glauben, ohne wirklich etwas wissen oder verstehen zu können. Diese Zeiten sind aber seit über hundert Jahren vorbei! Heute stellt es eine Notwendigkeit dar, dass gesicherte geistige Erkenntnisse in die Welt kommen! Heute ist es unerlässlich, dass jeder Mensch nach der Wahrheit strebt!

2 Geistige Erkenntnisse1

Der Mensch findet

des Ewigen Grund,

wenn er, mit vollem Vertrauen,

in seines Wesens Tiefen ahnet

des Gottes Werk.

Rudolf Steiner (GA 40, S. →)

Unter »Geistiges« wollen wir alles Existente verstehen, was mit den üblichen Sinnen eines Menschen nicht wahrgenommen werden kann. Wie wir schon gesehen haben, bestreitet ein Materialist, dass es so etwas überhaupt geben könnte.

Da der Christus ein geistiges Wesen ist, erschließt er sich unseren normalen Sinnen nicht. Selbstverständlich ist auch der Jesus von Nazareth ein geistiges Wesen. Wie wir in Kapitel 3 sehen werden, ist jeder Mensch seinem Wesenskern nach ein geistiges Wesen, ein Geistwesen, das sich, solange es auf der Erde weilt, mit einem stofflichen Leib umhüllt. Seinem Ursprung nach entstammt der Mensch aber einer geistigen Welt.

Alles, was wir in der äußeren materiellen Welt vermöge unserer Sinne wahrnehmen können, stammt ursprünglich aus einer höheren, einer geistigen Welt und hat dort seine Ursachen. Alles Sichtbare urständet im Geistigen. Nichts ist durch einen Zufall oder von selbst entstanden.

Wenn wir ein Menschenwerk – sagen wir ein Gemälde – betrachten, so wird niemand auf die Idee kommen zu sagen, dass dieses plötzlich einfach so dagewesen oder durch einen Zufall von selbst entstanden sei. Jeder weiß, dass es einen Menschen gegeben hat, der dieses Gemälde geschaffen hat. Also hat das Gemälde seinen Ursprung in etwas Geistigem, dem Geistigen, das in dem Künstler inkarniert ist.

Wie wir auch schon gesehen haben, gibt es viele jedem bekannte Dinge, die auch etwas Geistiges repräsentieren: Gedanken, Naturgesetze, Licht.

Wir müssen nun klären, aus welchen Quellen man schöpfen kann, um geistige Erkenntnisse gewinnen zu können.

2.1 Geisteslehrer

Es wäre für uns ein Leichtes, geistige Erkenntnisse zu erlangen, wenn wir in der Lage wären, übersinnliche – also geistige – Welten, Wesen und Phänomene selbst wahrnehmen und beobachten zu können.

Über diese Gabe verfügen aber nur verschwindend wenige Menschen. Also kann es für uns, die wir nicht hellsichtig sind, nur darum gehen, an die richtigen Quellen zu gelangen, die uns diese Wahrheiten zuströmen lassen können. Dabei kann es sich nur um solche Quellen handeln, in denen Menschen schildern, die über die Gabe verfügen bzw. in der Lage sind, geistige Welten und Geschehnisse in irgendeiner Form wahrnehmen zu können.

2.1.1 Hellseher

In früheren Kulturepochen (siehe Kapitel 5) war die HELLSICHTIGKEIT noch eine ganz natürliche menschliche Fähigkeit. Die Menschen lebten gewissermaßen noch mit den ›Göttern‹ zusammen. Die Götter, von denen sie straff geführt wurden, und die geistige Welt waren für sie genau so real wie ihre Mitmenschen und die irdische Welt. Das war in der damaligen Zeit absolut notwendig. Diese Fähigkeit, diese ganz natürliche Hellsichtigkeit musste nach und nach verloren gehen, damit die Menschen sich mehr der Erde zuwenden und sich durch die Loslösung von den Weisungen der Götter ihre Unabhängigkeit, Selbständigkeit und Verstandeskräfte erwerben konnten. Schon deutlich vor Beginn unserer Zeitrechnung ist die Fähigkeit des alten Hellsehens fast vollständig verschwunden.

Dass die große Mehrheit der Menschen dadurch letztlich sogar das Wissen von der geistigen Welt gänzlich verloren hat und diese sogar als nicht existent betrachten kann, ist heute nicht zu übersehen. Die Menschheit ist mittlerweile also ins andere Extrem verfallen.

Allerdings gab es auch in späterer Zeit, also in den letzten zwei, drei, vier Jahrtausenden einige Persönlichkeiten, die zumindest noch mit Resten dieses atavistischen Hellsehens begabt waren. Denken Sie etwa an die alten Propheten. Auch in den nachchristlichen Jahrhunderten sind immer wieder Menschen aufgetreten, die begnadet waren oder wurden, bis zu einem gewissen Grad in geistigen Welten wahrnehmen zu können. Die meisten sind noch heute einer breiten Öffentlichkeit durchaus bekannt. Viele von ihnen sind sogar von der katholischen Kirche heiliggesprochen worden, sofern ihre Schilderungen dem Weltbild und den Dogmen der Kirche nicht widersprachen.

Nachdem in unserer Zeit die Menschen ihre Selbständigkeit und ihre Unabhängigkeit von den Weisungen der geistigen Welt längst erreicht – vermutlich sogar überschritten – und ihre intellektuellen Fähigkeiten längst auf ein hinreichendes Niveau erhoben haben, ist es von großer Bedeutung, dass sie sich früher oder später wieder einen unmittelbaren, persönlichen Zugang zur geistigen Welt erwerben. Es muss also mehr und mehr Menschen geben, die zu einem zeitgemäßen Hellsehen fortschreiten. Es dürfte heute wohl bereits viele Tausend Menschen in der Welt geben, die hellsichtig sind und sich somit mit einem gewissen Recht »Hellseher« nennen.

Die Hellsichtigkeit darf gewiss als eine hohe Gabe betrachtet werden. Bei manchen hellsichtigen Menschen tritt diese Fähigkeit im Laufe des Lebens recht spontan auf. Die wohl meisten Hellseher bringen ihre Gabe, in übersinnlichen Welten wahrnehmen zu können, aber bereits ins Erdenleben mit. Diese vermögen dann schon im Kindesalter, geistige Wesen zu ›sehen‹, die für ihre Eltern, Geschwister, Freunde und Erzieher nicht zu existieren scheinen. Häufig werden ihre Wahrnehmungen und die darauf fußenden Erzählungen nicht ernst genommen. In gar nicht einmal so seltenen Fällen werden solche Kinder als psychisch krank abgestempelt. Ihre Gabe wird ihnen dann bisweilen durch die Verabreichung starker Psychopharmaka ›ausgetrieben‹.

Man darf aber nicht alle heutigen Hellseher in einen Topf werfen. Genau wie bei anderen Fähigkeiten, über die ein Mensch verfügen kann, verhält es sich auch hier so, dass diese Begabung bei unterschiedlichen Hellsehern unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Schließlich tritt ja auch nicht jeder Sänger in der Mailänder Skala auf, und nicht jeder Fußballer spielt in der Nationalmannschaft.

Wenn ein Hellseher geistig wahrnimmt, also geistige Welten und Wesen beobachtet, versetzt er sich, während er gewissermaßen ›außerhalb seines Körpers‹ ist, in einen anderen Bewusstseinszustand. So spricht man vom IMAGINATIVEN BEWUSSTSEIN, wenn er geistig schaut und vom INSPIRATIVEN BEWUSSTSEIN, wenn er geistig hört. Nur sehr wenigen Hellsehern ist es zudem möglich, sich in einen Zustand zu versetzen, in dem sie ganz in den geistigen Wesen ›drinstecken‹, mit ihnen quasi ›eins‹ sind (INTUITIVES BEWUSSTSEIN). Von eminenter Bedeutung ist, dass in der heutigen Zeit ein hellsichtiger Mensch in der Lage sein muss, während seiner geistigen Beobachtungen sein übliches Tages-Bewusstsein voll aufrechtzuerhalten, das ihm stets eine kritische Instanz sein muss.

2.1.2 Eingeweihte

Auf einer noch deutlich höheren Stufe als die Hellseher stehen die sogenannten EINGEWEIHTEN oder INITIIERTEN. Eingeweihte hat es zu allen Zeiten der Menschheitsentwicklung in allen großen Kulturen gegeben. Die zu dieser besonderen Mission für würdig befundenen Menschen mussten üblicherweise einen langen Schulungsweg beschreiten, um schließlich von einem Meister, dem HIEROPHANTEN oder PRIESTER-INITIATOR die EINWEIHUNG, die es in verschiedenen Graden gab, zu empfangen. In früheren Zeiten wurde das in den MYSTERIENSTÄTTEN vollzogen. Diese Stätten wurden streng geheim gehalten. Ein Eingeweihter, der meistens von den übrigen Menschen nicht als solcher erkannt wird, ist – zumindest im Normalfall – nicht nur im hohen Grade hellsichtig, sondern er hat sich durch seinen langjährigen Schulungsweg auch ein profundes Wissen über geistige Welten und Wesen angeeignet, so dass er das, was er zu schauen vermag, weitgehend verstehen und in große Zusammenhänge einordnen kann. Bei vielen Hellsehern sind diese Kenntnisse nicht vorhanden, was die große Gefahr birgt, dass sie ihre Schauungen falsch bewerten und einordnen oder im Extremfall gar nicht verstehen.

Eingeweihte, die nahezu jeder kennt, waren die vier Evangelisten – allen voran Johannes, der Schreiber des Johannes-Evangeliums und der Geheimen Offenbarung. Somit kann man die Evangelien durchaus auch als Einweihungsschriften bezeichnen. Es ist gerade in unserer heutigen Zeit sehr wichtig, dass eingeweihte Persönlichkeiten über einen scharfen und wissenschaftlich geschulten Verstand verfügen und somit sehr wohl in der Lage sind, das Geistige, das sich ihnen offenbart, wirklich verstehen und beurteilen zu können.

Der Unterschied zwischen einem hellsichtigen und einem nicht hellsichtigen Menschen sowie zwischen einem Hellseher und einem Eingeweihten kann vielleicht anhand eines einfachen Beispiels verdeutlicht werden.

Stellen Sie sich einen Menschen vor, der am Rande eines Meeres steht. Nehmen wir nun einmal hypothetisch an, dass die große Masse der Menschheit, zu der auch er gehört, nicht in der Lage ist, ins Meer einzutauchen. So wie die meisten Menschen nicht in der Lage sind, in die geistige Welt zu schauen, wäre er nicht imstande nachzuschauen, ob bzw. was sich unter dem Meeresspiegel verbirgt. Er sieht also nur die Wasseroberfläche. Er nimmt das Kräuseln und die Wellen, die das Meer wirft, wahr. An dem, was er sieht, kann er seine Beobachtungen anstellen und sich erfreuen. Das kann ihm genügen. Falls er Wissenschaftler ist, wird er allerlei Theorien bezüglich der Ursachen für das Kräuseln und das Spiel der Wellen begründen. Wenn er nicht materialistisch gesinnt ist, wird er vielleicht daran glauben, dass unter der Oberfläche irgendetwas, was er weder wahrnehmen noch begreifen kann, existiert. Ist er aber Materialist, so wird er behaupten, dass unter der Meeresoberfläche nichts sei.

Einen hellsichtigen Menschen kann man nun vergleichen mit einem, der die Fähigkeit besitzt, ins Meer einzutauchen. Dort wird er dann mannigfaltige Dinge wahrnehmen. Je tiefer er zu tauchen in der Lage ist, desto mehr Einzelheiten wird er sehen und beobachten können. Er wird sie aber möglicherweise nicht verstehen und einordnen können. Er weiß vielleicht nicht, ob es sich um Gestein, Pflanzen, Fische oder sonstiges Getier handelt. Wenn ein Hellseher aber auch ein Eingeweihter ist, so wird er das, was er wahrnimmt und studiert, sehr wohl verstehen und in große Zusammenhänge einordnen können. Er lernt verstehen, um welche Lebewesen es sich handelt, wie sich diese fortpflanzen, was sie fressen usw. Wenn dieser nun anderen Menschen seine Forschungsergebnisse mitteilt, so können diese alles fast genauso gut verstehen, wie wenn sie diese Beobachtungen selbst gemacht hätten.

Auch für unser Zeitalter gibt es neue, moderne Einweihungswege, die prinzipiell von jedem Menschen beschritten werden könnten, wenngleich dazu ein sehr hohes Maß an sittlich-moralischer Reife, emotionaler Ausgeglichenheit, Willenskraft und Geduld vonnöten sind.

Natürlich gab und gibt es bis zum heutigen Tage auch in der katholischen Kirche Eingeweihte. Man muss sich fragen, warum sie ihre Erkenntnisse nicht preisgeben. Möglicherweise halten sie die Menschen noch nicht für reif, um sie ihnen mitteilen zu können. Es drängt sich allerdings der Verdacht auf, dass sie es bevorzugen, ihre ›Schäfchen‹ auf der Kindheitsstufe zu halten. Über Kinder lässt sich leichter Macht ausüben als über Erwachsene. Damit soll keineswegs gesagt sein, dass sich die Mehrheit der Kleriker darüber bewusst wäre.

Der wohl höchste Eingeweihte, der in der neueren Zeit im Abendland aufgetreten ist, war Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie. Da viele Ausführungen in diesem Buch ganz wesentlich auf seinen Aussagen und Forschungsergebnissen basieren, soll er im Anhang A1, S. →ff. näher vorgestellt werden.

2.2 Die Akasha-Chronik

Wenn man die Schöpfungsgeschichte in der Genesis, dem ersten Buch Mose, liest, so kommt einem doch unweigerlich die Frage: Wie bzw. woher konnte Moses eigentlich wissen, was sich in urferner Vergangenheit vor und bei der Entstehung der physischen Welt in der heutigen Form im Geistigen zugetragen hat? Wie konnte er die Vorgänge bis zum Entstehen des Erdenmenschen so genau beschreiben?

Der Schreiber der Genesis hat natürlich nicht über etwas berichtet, was in der physischen Welt wahrzunehmen war. Er wurde mit der ›seherischen Gabe‹ begnadet, die es ihm ermöglichte, diese Geschehnisse in gewaltigen IMAGINATIONEN