Das Diatessaron - Die älteste Evangelienharmonie des Christentums - Tatian der Assyrer - E-Book

Das Diatessaron - Die älteste Evangelienharmonie des Christentums E-Book

Tatian der Assyrer

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Beschreibung

Um das Jahr 170 n. Chr. unternahm der assyrische Kirchenvater Tatian als erster den Versuch einer Harmonisierung der bekannten vier Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes zu einem einzigen Werk. Dieses Werk , das "Diatessaron" war lange Zeit das einzige gebräuchliche Evangelium in der syrischen Kirche.

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Überarbeiteter Text nach der Ausgabe:

Tatians Diatessaron.

Aus dem Arabischen übersetzt

von Erwin Preuschen. Heidelberg 1926.

Die älteste Evangelienharmonie des Christentums

Aus dem Arabischen übersetzt

von

Erwin Preuschen

Inhaltsverzeichnis

DAS DIATESSARON

Das 1. Kapitel

Das 2. Kapitel

Das 3. Kapitel

Das 4. Kapitel

Das 5. Kapitel

Das 6. Kapitel

Das 7. Kapitel

Das 8. Kapitel

Das 9. Kapitel

Das 10. Kapitel

Das 12. Kapitel

Das 13. Kapitel

Das 14. Kapitel

Das 15. Kapitel

Das 16. Kapitel

Das 17. Kapitel

Das 18. Kapitel

Das 19. Kapitel

Das 20. Kapitel

Das 22. Kapitel

Das 23. Kapitel

Das 24. Kapitel

Das 25. Kapitel

Das 26. Kapitel

Das 27. Kapitel

Das 28. Kapitel

Das 29. Kapitel

Das 30. Kapitel

Das 31. Kapitel

Das 32. Kapitel

Das 33. Kapitel

Das 34. Kapitel

Das 35. Kapitel

Das 36. Kapitel

Das 37. Kapitel

Das 38. Kapitel

Das 39. Kapitel

Das 40. Kapitel

Das 41. Kapitel

Das 42. Kapitel

Das 43. Kapitel

Das 44. Kapitel

Das 45. Kapitel

Das 46. Kapitel

Das 47. Kapitel

Das 48. Kapitel

Das 49. Kapitel

Das 50. Kapitel

Das 51. Kapitel

Das 52. Kapitel

Das 53. Kapitel

Das 54. Kapitel

Das 55. Kapitel

DAS DIATESSARON

Das 1. Kapitel.

IM Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott ist das Wort. Dies war im Anfang bei Gott. Alles ist durch seine Hand, und ohne es ist nichts Vorhandenes, auch nicht eines. In ihm war das Leben, und das Leben es war das Licht der Menschen. Und das Licht schien in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht ergriffen.

Es war in den Tagen des Herodes, des Königs, ein Priester, sein Name war Zacharias, von der Familie Abia und sein Weib von den Töchtern Aarons, ihr Name war Elisabeth. Und sie waren zusammen lauter vor Gott und sie wandelten in allen seinen Geboten und in den Gerechtsamen Gottes ohne Tadel. Und nicht war ihnen ein Sohn, darum, daß Elisabeth unfruchtbar war, und sie waren zusammen hoch in Jahren. Und während er den Priesterdienst übte, in der Ordnung seines Dienstes vor Gott nach der Gewohnheit des Priestertums, traf es sich für ihn, daß er räucherte das Rauchopfer; da trat er ein in den Tempel des Herrn. Und die ganze Menge des Volkes betete draußen in der Stunde des Rauchopfers. Und es erschien dem Zacharias der Engel des Herrn stehend zur Rechten des Altars des Rauchopfers. Und es wurde erschüttert Zacharias, als er ihn sah, und es befiel ihn Furcht. Aber es sprach zu ihm der Engel: „Fürchte dich nicht, o Zacharias, weil dein Gebet erhört ist, und dein Weib Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, und du wirst seinen Namen Johannes nennen. Und es wird dir sein Freude und Jubel, und viele werden sich über seine Geburt freuen. Und er wird sein groß vor dem Herrn und nicht wird er trinken Wein und Rauschtrank und er wird voll sein vom heiligen Geist, während er in dem Schoße seiner Mutter ist. Und er wird zurückführen viele von den Söhnen Israel zu dem Herrn, ihrem Gott. Und er wird hingehen vor ihm im Geist und in der Macht des Elia, des Propheten, um zurückzuführen das Herz der Väter zu den Söhnen und diejenigen, die nicht gehorchen, zur Einsicht der Lauteren, und zu bereiten dem Herrn ein vollkommenes Volk.“

Und es sprach Zacharias zu dem Engel: „Wie werde ich das erkennen, und ich bin alt und mein Weib bejahrt.“

Und es antwortete der Engel und sprach zu ihm: „Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt, um mit dir zu reden und dir dies zu verkünden. Von jetzt wirst du sein schweigend und nicht wirst du reden können bis zu dem Tag, an dem dies sein wird, darum daß du nicht geglaubt hast diesem meinem Wort, das vollendet wird zu seiner Zeit.“

Und es war das Volk stehend, erwartend den Zacharias, und es wunderte sich über sein Bleiben im Tempel. Und als Zacharias herausging, konnte er nicht mit ihnen reden, und sie erkannten, daß er gesehen hatte im Tempel ein Gesicht, und er gab ihnen einen Wink und blieb in seiner Stummheit.

Und als vollendet waren die Tage seines Dienstes, ging er zu seinem Losament. Und nach diesen Tagen wurde schwanger Elisabeth sein Weib, und sie verbarg sich fünf Monate und sprach: „Dies hat an mir getan der Herr in den Tagen, in denen er auf mich sah, um wegzunehmen meine Schande vor den Menschenkindern.“

Und im sechsten Monat wurde Gabriel, der Engel, von Gott gesandt nach Galiläa, in die Stadt, ihr Name ist Nazareth, zu einer Jungfrau, die verlobt war mit einem Mann, sein Name war Joseph, aus dem Hause Davids; und der Name der Jungfrau war Maria. Und es trat ein zu ihr der Engel und sprach zu ihr: „Friede mit dir, o du erfüllte mit Gnade; unser Herr ist mit dir, o du Gesegnete unter den Frauen.“

Und sie, als sie gesehen hatte, erschrak sie über das Wort und sie erwog, was dieser Gruß sei. Und es sprach zu ihr der Engel: „Fürchte dich nicht, o Maria; du hast ja Gnade gefunden bei Gott. Du wirst jetzt schwanger werden und einen Sohn gebären und seinen Namen Jesus nennen. Dieser wird groß sein und wird ein Sohn des Höchsten genannt werden, und es wird ihm geben der Herr den Thron des David, seines Vaters. Und er wird König sein über das Haus des Jakob in Ewigkeit, und nicht wird sein seinem Reich ein Ende.“

Es sprach Maria zum Engel: „Wie wird mir dies sein, da mich nicht erkannt hat ein Mann?“

Es antwortete der Engel und sprach zu ihr: „Der heilige Geist wird kommen, und die Kraft des Höchsten wird herabsteigen auf dich. Und daher wird sein das Geborene von dir rein und wird Gottes Sohn genannt werden. Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, hat auch einen Sohn empfangen in ihrem Alter, und dies ist der sechste Monat für sie, die unfruchtbar genannt wird. Denn für Gott ist nichts schwierig.“

Sprach Maria: „Siehe ich bin die Magd des Herrn, es geschehe mir, wie dein Wort sagt.“

Und der Engel ging von ihr weg.

Und darauf stand Maria auf in diesen Tagen und ging mit Eifer zu dem Gebirge zu der Stadt Judas. Und sie trat ein in das Haus des Zacharias und fragte nach der Gesundheit der Elisabeth. Und als Elisabeth den Gruß der Maria hörte, hüpfte das Kind in ihrem Schoße. Und Elisabeth wurde erfüllt mit dem heiligen Geist. Und sie rief mit lauter Stimme und sprach zu Maria: „Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht, die in deinem Leibe ist. Woher ist mir dies, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Sobald die Stimme deines Grußes in meine Ohren kam, freute sich in großer Freude das Kind in meinem Schoße. Und selig diejenige, die geglaubt hat daran, daß das, was von ihm gesagt ist, von dem Herrn vollendet werden wird.“

Und es sprach Maria: „Es preise meine Seele den Herrn, und es jauchze mein Geist über Gott, meinen Erlöser, welcher hingesehen hat auf die Niedrigkeit seiner Magd. Siehe von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter, weil an mir Großes getan hat derjenige, welcher mächtig und heilig ist sein Name. Und seine Barmherzigkeit umgibt diejenigen, welche ihn fürchten, in Zeitaltern und Ewigkeiten. Er schaffte Sieg mit seinem Arm und zerstreute die, die hochmütig sind in ihrem Sinn. Er stürzte herab die Mächtigen von Thronen und erhöhte die Niedrigen. Er sättigte die Hungernden mit Gütern und ließ die Reichen ohne etwas zurück. Er unterstützte Israel, seinen Knecht, und gedachte seines Erbarmens, wie er geredet hat mit unseren Vätern, mit Abraham und mit seinem Samen in Ewigkeit.“

Und es blieb Maria bei Elisabeth ungefähr drei Monate und kehrte zurück in ihr Haus. Und Elisabeths Gebären war gekommen und sie gebar einen Sohn. Und es hörten es ihre Nachbarn und ihre Verwandten, daß Gott sein Erbarmen viel gemacht hatte an ihr, und sie freuten sich mit ihr. Und als es war am achten Tag, kamen sie, um den Knaben zu beschneiden, und sie nannten ihn Zacharias mit dem Namen seines Vaters. Da antwortete seine Mutter und sprach zu ihnen: „Nicht so, sondern er wird Johannes genannt.“

Und sie sprachen zu ihr: „Niemand in deiner Verwandtschaft wird genannt mit diesem Namen.“

Und sie gaben seinem Vater einen Wink: „Wie willst du, daß er genannt wird?“

Und er verlangte ein Täfelchen und schrieb und sagte: „Sein Name ist Johannes.“ Und alle Leute wunderten sich.

Und zu jener Zeit wurde sein Mund geöffnet und seine Zunge, und er redete und lobte Gott. Und es fiel ein Schrecken auf alle ihre Nachbarn, und dies wurde beschrieben im ganzen Gebirge Juda. Und alle, die es hörten, erwogen es in ihrem Herzen und sprachen: „Was wird sein dieser Knabe?“ Und die Hand des Herrn war mit ihm.

Und es wurde erfüllt Zacharias, sein Vater, vom heiligen Geist, und er prophezeite und sprach: „Gesegnet ist der Herr, der Gott Israels, daß er heimgesucht hat sein Volk und ihm Erlösung beschafft hat. Und er hat uns aufgerichtet das Horn der Erlösung in dem Hause Davids, seines Knechtes, wie er geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Ewigkeit her, um uns zu befreien von unseren Feinden und von der Hand aller unserer Hasser. Und er übte seine Barmherzigkeit an unseren Vätern und gedachte seiner heiligen Bündnisse und des Eides, den er geschworen hatte dem Abraham, unserem Vater, daß er uns geben werde Rettung von der Hand unserer Feinde, damit wir ohne Furcht dienten vor ihm alle unsere Tage in Gerechtigkeit und Tüchtigkeit. Und du, o Knabe, wirst Prophet des Höchsten heißen; du wirst vorangehen vor dem Angesicht des Herrn, zu bereiten seinen Weg, zu geben Kenntnis des Lebens Heils seinem Volk zur Erlösung von ihren Sünden durch das Erbarmen der Barmherzigkeit unseres Gottes, indem er uns heimgesucht hat, der Aufgang aus der Höhe, zu erleuchten, die sitzen in der Finsternis und unter dem Schatten des Todes, und uns unsere Füße zu stellen auf den Weg des Friedens.“

Und der Knabe wuchs und ward stark im Geist, und er weilte in der Wüste bis zum Tag, daß er den Kindern Israel erschien.

Das 2. Kapitel.

ABER die Geburt Jesu, des Messias, war folgendermaßen: Zur Zeit als seine Mutter verlobt war mit Joseph, bevor sie zusammenkamen, wurde sie schwanger erfunden vom heiligen Geist. Und Joseph, ihr Mann, war gerecht und wollte sie nicht öffentlich preisgeben, und er erwog, sie in Heimlichkeit zu entlassen. Und als er dies erwog, erschien ihm der Engel des Herrn in einem Traum und sprach zu ihm: „O Joseph, Sohn Davids, fürchte dich nicht, zu nehmen Maria, dein Weib; denn das, was geboren ist in ihr, ist vom heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären, und du wirst seinen Namen Jesus nennen, und er wird erretten sein Volk von ihren Sünden. Und dies alles ist geschehen, zu vollenden, was gesagt ist von dem Herrn durch den Propheten: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, und man wird seinen Namen nennen Immanuel, das übersetzt ist: mit uns ist Gott.“

Und als Joseph aufstand von seinem Schlaf, da tat er, wie ihm der Engel des Herrn gesagt hatte, und er nahm sein Weib auf. Und nicht erkannte er sie, bis sie den ersten Sohn gebar.

Und in jenen Tagen ging ein Befehl aus von Augustus, dem Kaiser, aufzuschreiben das ganze Volk seines Reiches. Diese erste Aufzeichnung war während der Statthalterschaft des Cyrenius in Syrien. Und es gingen alle Leute hin, daß sie aufgeschrieben würden in ihrer Stadt. Und Joseph ging auch hinauf von Nazareth, der Stadt Galiläas, nach Judäa, nach der Stadt Davids, die genannt ist Bethlehem; deshalb, weil er aus dem Hause Davids und aus seinem Geschlechte war, mit Maria, seinem vertrauten Weib, und sie war schwanger, daß sie dort aufgeschrieben würden.

Und als sie dort waren, wurden die Tage ihres Gebärens vollendet, und sie gebar den ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, darum daß ihnen kein Raum in dem Unterkunftshause war, wo sie verweilten.

Und es waren in jener Gegend Hirten weilend; sie hüteten ihre Herde in der Nacht. Und siehe, der Engel Gottes kam zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn leuchtete über ihnen, und sie fürchteten sich eine große Furcht. Da sprach zu ihnen der Engel: „Fürchtet euch nicht; denn ich verkündige euch große Freude, die sein wird aller Welt. Geboren ist euch heute der Retter, der der Herr, der Messias, ist in der Stadt Davids. Und dies ist das Zeichen für euch: ihr werdet finden das Kind gewickelt in Windeln und gelegt in eine Krippe.“

Und es erschienen mit dem Engel plötzlich die zahlreichen Mächte des Himmels, indem sie Gott lobten und sprachen: „Gelobt sei Gott in der Höhe und auf der Erde Frieden und gute Hoffnung den Menschen!“

Und als von ihnen gegangen waren die Engel zum Himmel, redeten die Hirten miteinander und sprachen: „Wir wollen hingehen nach Bethlehem und dies Wort sehen, das geschehen ist, wie es uns der Herr hat wissen lassen.“

Und sie kamen eilends und fanden Maria und Joseph und das Kind, gelegt in eine Krippe. Und als sie es gesehen hatten, verkündeten sie dieses Wort, das ihnen gesagt war über das Kind. Und alle, die es hörten, wunderten sich über die Erzählung, die ihnen die Hirten erzählten. Und Maria bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. Und es kehrten jene Hirten zurück, und sie lobten und priesen Gott über alles, was sie gesehen und gehört hatten, so wie es ihnen erzählt war.

Und als vollendet waren die acht Tage, daß beschnitten wurde der Knabe, wurde genannt sein Name Jesus, und das ist derjenige Name, nach dem er genannt wurde von dem Engel, ehe er empfangen wurde im Mutterleib.

Und als vollendet waren die Tage ihrer Reinigung gemäß dem Gesetze des Moses, brachten sie ihn hinauf nach Jerusalem, um ihn darzustellen vor dem Herrn, wie geschrieben ist im Gesetz des Herrn: daß jedes Männliche, das den Mutterleib öffnet, genannt wird das Heilige des Herrn, und um zu geben das Opfer, wie gesagt ist im Gesetz des Herrn: ein Paar von Turteltauben oder zwei Junge von Feldtauben.

Und es war in Jerusalem ein Mann, sein Name war Simon, und dieser Mann war rechtschaffen und gottesfürchtig und wartend auf den Trost Israels; und es war auf ihm der heilige Geist. Und es war ihm gesagt worden vom heiligen Geist, daß er nicht sehen werde den Tod, bis daß er gesehen habe den Messias des Herrn. Und dieser kam im Geist zum Tempel, und sobald als hereinbrachten den Knaben Jesus seine Eltern, um darzubringen für ihn das Opfer, wie geschrieben ist im Gesetz, da legte er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach: „Jetzt löst du die Fessel deines Knechtes, o mein Herr, in Frieden gemäß deinem Wort. Denn mein Auge hat dein Erbarmen erblickt, das du bereitet hast wegen der ganzen Welt, ein Licht, hell zu machen die Völker, und ein Ruhm für dein Volk Israel.“

Und Joseph und seine Mutter wunderten sich über das, was von ihm gesagt wurde. Und es segnete sie Simon und sprach zu Maria, seiner Mutter: „Siehe, dieser ist gesetzt als Sturz vieler in Israel und zu ihrem Aufstehen und zu einem Zeichen der Feindschaft. Und durch deine Seele wird hindurchgehen ein Schwert, so daß enthüllt werden die Gedanken der Herzen vieler.“

Und Hanna, die Prophetin, die Tochter des Phanuel, vom Stamm Asser war hoch in Jahren und sie hatte gelebt mit ihrem Mann sieben Jahre von ihrer Jungfrauschaft her. Und sie blieb Witwe über vierundachtzig Jahre und nicht trennte sie sich von dem Tempel und sie diente Nacht und Tag mit Fasten und Gebet. Und sie stand ebenfalls auf in jener Stunde und dankte dem Herrn und redete davon mit allen Leuten, die warteten auf die Erlösung Jerusalems.

Und als sie vollendet hatten alles nach dem, was im Gesetz des Herrn steht, kehrten sie nach Galiläa zurück und nach Nazareth, ihrer Stadt.

Das 3. Kapitel.

UND nach diesem kamen die Magier vom Osten nach Jerusalem und sprachen: „Wo ist der König der Juden, welcher geboren ist? Wir haben seinen Stern gesehen im Osten und sind gekommen, um ihn anzubeten.“

Und es hörte es Herodes, der König, und er erschrak und ganz Jerusalem mit ihm. Und er versammelte alle Vornehmen der Priester und Schriftgelehrten des Volks und fragte sie, in welchem Ort geboren würde der Messias. Sie sagten: „In Bethlehem Judas. So ist geschrieben in dem Propheten: Du, fernerhin, Bethlehem Judas, bist nicht verächtlich unter den Königen Judas; aus dir wird ausgehen ein König, und er wird weiden mein Volk Israel.“

Darauf berief Herodes die Magier heimlich und erkundete von ihnen die Zeit, in welcher ihnen der Stern erschienen war. Und sandte sie nach Bethlehem und sprach zu ihnen: „Geht hin und forscht nach dem Kind mit Fleiß, und wenn ihr es gefunden habt, so kommt und zeigt es mir an, damit ich auch komme und es anbete.“

Und siehe, als sie das von dem König gehört hatten, gingen sie hin, und siehe, der Stern, den sie im Osten gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er kam und stand über dem Ort, an dem der Knabe war. Und als sie den Stern erblickten, freuten sie sich eine sehr große Freude. Und sie gingen in das Haus und erblickten das Kind mit Maria, seiner Mutter, und sie fielen nieder ihn anbetend und öffneten ihre Mantelsäcke und brachten ihm dar Geschenke: Gold und Myrrhen und Weihrauch. Und sie sahen in einem Traum, daß sie nicht zurückkehren sollten zu Herodes, und sie gingen auf einem anderen Weg hin auf dem Hingang zu ihrem Wohnort.

Und als sie weggegangen waren, erschien der Engel des Herrn in einem Traum dem Joseph und sprach zu ihm: „Stehe auf, nimm das Kind und seine Mutter und fliehe nach Ägypten und bleibe dort, bis ich dir es sage. Denn Herodes ist entschlossen, das Kind zu suchen, auf daß er es vernichte.“

Und Joseph stand auf und nahm den Knaben und seine Mutter in der Nacht und floh nach Ägypten. Und er blieb dort bis zum Tod des Herodes, daß vollendet werde das Wort des Herrn durch den Propheten, welcher sagt: Von Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.

Und Herodes, als er sah, daß er hintergangen war von den Magiern, erzürnte er tüchtig und sandte und tötete alle Knaben, die in Bethlehem waren und in allen ihren Grenzen, von zweijährigen und darüber hinaus nach der Zeit, die er erforscht hatte von den Magiern. Damals war vollendet das Wort in Jeremia, dem Propheten, welcher spricht: Eine Stimme hört man in Rama, Weinen und großes Jammern; Rahel weint über ihre Kinder und will nicht getröstet werden über ihren Verlust.

Und als Herodes, der König, gestorben war, erschien der Engel des Herrn dem Joseph im Traum in Ägypten. Und er sprach zu ihm: „Stehe auf, nimm das Kind und seine Mutter und gehe in das Land Israel, denn tot sind diejenigen, welche suchten das Leben des Kindes.“

Und Joseph stand auf und nahm das Kind und seine Mutter und kam zum Land Israel. Und als er hörte, daß Archelaos König über Juda geworden war anstelle des Herodes, seines Vaters, fürchtete er sich, daß er nach dort ginge; und er sah in einem Traum, daß er gehen solle in das Land Galiläa und daß er wohnen solle in einer Stadt, genannt Nazareth, daß vollendet würde das Gesagte im Propheten: Denn er wird Nazarenus genannt werden.

Und der Knabe wuchs und wurde stark im Geist und wurde erfüllt von Weisheit, und die Gnade Gottes war über ihm. Und seine Familie ging in allen Jahren nach Jerusalem am Fest des Passah. Und als er zwölf Jahre alt geworden war, gingen beide nach ihrer Gewohnheit zum Fest. Und als die Tage vollendet waren, kehrten sie zurück, und das Kind Jesus blieb in Jerusalem, und Joseph und seine Mutter wußten es nicht; und sie meinten, daß er bei den Kindern ihrer Reisegesellschaft sei. Und als sie zurückgelegt hatten eine Tagereise, suchten sie ihn bei ihren Verwandten und bei ihren Bekannten. Und nicht fanden sie ihn; da gingen sie nach Jerusalem und suchten ihn abermals. Und nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel sitzend und inmitten der Gelehrten, und er hörte auf sie und fragte sie. Und alle, die es hörten, wunderten sich über seine Weisheit und seine Reden. Und als sie ihn sahen, wunderten sie sich, und es sprach seine Mutter zu ihm: „O mein Sohn, warum hast du uns so getan? Siehe, ich und dein Vater suchen dich mit großer Angst.“

Und er sprach zu ihnen: „Warum sucht ihr mich? Wißt ihr nicht, daß es für mich nötig ist, daß ich bin im Hause meines Vaters?“ Und sie verstanden nicht das Wort, das er zu ihnen sprach.

Und er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und war ihnen gehorsam. Und seine Mutter bewahrte alle diese Worte in ihrem Herzen.

Und Jesus wuchs an Gestalt und Weisheit und Gnade bei Gott und den Menschen.

Und im fünfzehnten Jahre der Herrschaft des Tiberius, des Kaisers, unter der Regentschaft des Pontius Pilatus in Juda, und als einer der Vierfürsten war Herodes in Gaüläa und Philippus, sein Bruder, einer der Vierfürsten in Ituräa und in dem Bezirk der Trachonen und Lysanias einer der Vierfürsten in Abilene, unter dem Hohenpriestertum Hannas und Kaiphas, ging aus das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste. Und er kam zu der ganzen Gegend rings um den Jordan, indem er predigte die Taufe der Umkehr in Vergebung der Sünden. Und er predigte in der Wüste von Juda und sprach: „Kehrt um, herbeigekommen ist das Reich des Himmels. Dieser ist es, welcher gesagt ist durch Jesaias den Propheten: die Stimme eines, welcher ruft in der Wüste: Setzt in Bereitschaft den Weg des Herrn und macht zurecht in der Ebene die Pfade unseres Gottes. Alle Täler werden gefüllt werden, und alle Berge und Hügel werden erniedrigt werden, und es wird werden das Rauhe gleich und die schwierigen Örter glatt. Und es wird sehen alles Fleisch das Heil Gottes.“

Dieser kam zum Zeugnis, um zu zeugen von dem Licht, daß alle Menschen glaubten durch seine Vermittlung. Nicht war er das Licht, sondern um zu zeugen von dem Licht, er, welcher das wahre Licht ist, zu erleuchten jeden Menschen, der in die Welt kommt. In der Welt war er, und die Welt ist durch ihn geworden, und die Welt hat ihn nicht erkannt. Er kam in das, was ihm ist, und das, was ihm ist, hat ihn nicht aufgenommen. Und die, welche ihn aufnahmen, ihnen gab er Macht, Söhne Gottes zu werden, welche glaubten an seinen Namen, welche nicht aus Blut und nicht aus dem Willen des Fleisches und nicht aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren waren. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, wie die

Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater, der voll ist von Gnade und Billigkeit.

Johannes zeugte von ihm und rief und sprach: „Dieser ist es, von welchem ich gesagt habe: er kommt nach mir und er war vor mir gewesen, da er früher war als ich.“ Und aus seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade anstelle von Gnade. Denn das Gesetz ist durch Vermittlung von Mose gegeben, die Wahrheit und Gnade ist durch Jesus, den Messias, geworden.

Das 4. Kapitel.

GOTT hat nie jemand gesehen; der eingeborene Gott, welcher in dem Schoße seines Vaters ist, der hat es verkündet. Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als zu ihm sandten die Juden von Jerusalem, Priester und Leviten, um ihn zu fragen: „Du, wer bist du?“ Und er gestand und nicht leugnete er und bekannte, daß er nicht der Messias sei. Und sie fragten ihn abermals: „Was denn? Bist du Elias?“ und er sprach: „Ich bin es nicht.“

„Bist du ein Prophet?“

Er sagte: „Nein.“

Da sagten sie zu ihm: „Und wer bist du, daß wir Antwort geben denen, welche uns gesandt haben? Was sagst du in bezug auf dich selbst?“

Da sprach er: „Ich bin die Stimme rufend in der Wüste: Setzet in Bereitschaft den Weg des Herrn, wie gesagt hat Jesaias, der Prophet.“

Und die, welche gesandt waren, waren von seiten der Pharisäer. Da fragten sie und sagten zu ihm: „Warum taufst du, wenn du nicht der Messias bist und nicht Elia und nicht der Prophet?“

Es antwortete Johannes und sprach zu ihnen: „Ich taufe mit Wasser; inmitten von euch steht, den ihr nicht kennt; dieser ist es, von welchem ich gesagt habe, daß er nach mir kommen wird und er war vor mir, dem ich nicht würdig bin, die Riemen seiner Sandalen zu lösen.“ Und dies geschah in Bethanien jenseits des Jordan, wo Johannes taufte. Johannesʼ Gewand aber war Kamelhaar, und er war gegürtet mit Leder, und seine Speise bestand aus Heuschrecken und wildem Honig.

Da ging heraus zu ihm das Volk von Jerusalem und ganz Juda und der ganze Bezirk, welcher um den Jordan ist, und wurde getauft von ihm in dem Jordanfluß, insofern sie ihre Sünden bekannten. Und als er sah viele von den Pharisäern und den Sadduzäern kommen, um getauft zu werden, sprach er zu ihnen: „O ihr Brut von Schlangen, wer hat euch gezeigt, zu fliehen vor dem kommenden Zorn? Tut aber Früchte, die würdig sind der Buße. Und nicht glaubt und sagt in euren Seelen: Uns ist ein Vater Abraham. Ich sage euch vielmehr, daß Gott mächtig ist, daß er erstehen läßt aus diesen Steinen Kinder dem Abraham. Siehe, das Beil ist gelegt an die Wurzeln des Baumes, und jeder Baum, der nicht gute Frucht trägt, wird weggenommen und ins Feuer geworfen werden.“

Und die Massen fragten ihn und sprachen: „Was sollen wir tun?“

Er antwortete und sprach zu ihnen: „Wem zwei Röcke sind, gebe dem, dem keiner ist, und wem Speise, tue ebenso.“

Und es kamen auch die Zehntboten, um getauft zu werden, und sie sprachen zu ihm: „O Meister, was sollen wir tun?“

Er sprach zu ihnen: „Suchet nicht nach einem Mehr über das, was euch geboten ist zu suchen.“

Und es fragten ihn auch die Soldaten und sprachen: „Und auch wir, was sollen wir tun?“

Er sprach zu ihnen: „Belästigt niemand und behandelt ihn nicht ungerecht und begnügt euch mit euren Rationen.“

Und als das Volk meinte von Johannes und sie alle dachten in ihren Herzen, daß er vielleicht der Messias sei, antwortete Johannes und sprach zu ihnen: „Ich taufe euch mit Wasser; es kommt nach mir, der stärker ist als ich, welchem ich nicht würdig bin, daß ich löse die Riemen seiner Sandalen, Der wird euch taufen mit dem heiligen Geist und Feuer. Er hält die Worfschaufel in seiner Hand, um zu reinigen seine Tenne, und den Weizen sammelt er in seine Behälter und die Spreu wird er verbrennen in Feuer, das nicht gelöscht werden kann.“ Und andere Dinge lehrte er und predigte unter dem Volk.

Damals kam Jesus von Galiläa zum Jordan zu Johannes, um von ihm getauft zu werden.

Und Jesus war etwa dreißig Jahre alt und er wurde für einen Sohn Josephs gehalten.

Und Johannes sah Jesus zu ihm kommen und sagte: „Dieser ist das Lamm Gottes, das trägt die Sünden der Welt. Dieser ist es, in betreff dessen ich gesagt habe: Es kommt nach mir ein Mann, der vor mir war; denn er war früher als ich. Und ich habe ihn nicht gekannt, sondern daß er Israel erscheine, zu diesem Zweck bin ich gekommen, um mit Wasser zu taufen.“

Und Johannes wies ihn zurück und sprach: „Ich bedarf getauft zu werden von dir, und du kommst zu mir?“

Es antwortete ihm Jesus und sprach: „Jetzt laß damit gut sein; so ist es für mich nötig, daß ich vollende alle Gerechtigkeit.“ Darauf ließ er ihn.

Und als das ganze Volk getauft wurde, wurde Jesus auch getauft.

Und sogleich als er emporstieg aus dem Wasser, öffnete sich ihm der Himmel, und es stieg herab der heilige Geist auf ihn in Ähnlichkeit des Körpers einer Taube.

Und siehe, eine Stimme vom Himmel sprechend: „Dieser ist mein geliebter Sohn, mit welchem ich zufrieden bin.“

Und es bezeugte Johannes und sprach: „Ich habe gesehen den Geist herabkommen vom Himmel wie eine Taube, und er blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht, sondern welcher mich gesandt hat, zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf wen du wirst den

Geist herabkommen sehen und ruhen, derselbe ist es, welcher tauft mit dem heiligen Geist. Und ich habe es gesehen und bezeugt, daß dieser der Sohn Gottes ist.“

Und Jesus kehrte zurück vom Jordan erfüllt vom heiligen Geist.

Und sogleich trieb ihn der Geist hinaus in die Wüste, daß er versucht würde von dem Teufel. Und er war mit den Tieren zusammen.

Und er fastete vierzig Tage und vierzig Nächte.

Und nicht genoß er etwas in diesen Tagen.

Und nach diesem hungerte ihn. Und es kam heran der Versucher und sprach zu ihm: „Wenn du der Sohn Gottes bist, so sprich, daß dieser Stein Brot werde.“

Er antwortete und sprach: „Geschrieben ist: Es ist nicht von Brot allein, daß der Mensch lebt, sondern von jedem Wort, das ausgeht aus dem Mund Gottes.“

Darauf führte ihn der Teufel in die heilige Stadt, und er stellte ihn auf den Rand des Tempels und sprach zu ihm: „Wenn du der Sohn Gottes bist, so wirf dich hinunter; denn es ist geschrieben, daß er wegen dir befehlen wird den Engeln, und sie werden dich aufhalten mit ihren Armen, damit nicht anstoße dein Fuß an einen Stein.“

Es sprach zu ihm Jesus: „Abermals ist auch geschrieben: Nicht sollst du versuchen den Herrn, deinen Gott.“

Da ließ ihn der Teufel auf einen hohen Berg steigen und zeigte ihm alle Königreiche der Erde und ihre Herrlichkeit in einer kurzen Zeit. Und es sprach zu ihm der Teufel: „Dir werde ich diese ganze Macht geben und ihre Herrlichkeit, die mir übergeben ist, daß ich sie übergebe, wem ich will. Wenn du vor mir anbetest, so wird es alles dein sein.“

Das 5. Kapitel.

ES antwortete Jesus und er sprach zu ihm: „Gehe weg, Satan! Denn es ist geschrieben: Bete an den Herrn, deinen Gott, und ihm allein diene.“

Und als beendet hatte der Teufel alle seine Versuchungen, wandte er sich von ihm eine Zeitlang.

Und siehe die Engel näherten sich und dienten ihm.

Und am andern Tag stand Johannes und zwei von seinen Jüngern. Und er sah Jesus umhergehen und er sprach: „Siehe das ist das Lamm Gottes.“ Und es hörten ihn seine zwei Jünger, daß er dies sprach, und sie folgten Jesus. Und es wandte sich Jesus und sah sie ihm nachkommen, und er sprach zu ihnen: „Was sucht ihr?“ Sprachen sie zu ihm: „Meister, an welchem Ort bist du?“ Und er sprach zu ihnen: „Kommt und seht.“ Und sie kamen und sahen seinen Ort und sie blieben bei ihm an jenem Tag, und es war um die zehnte Stunde. Und einer von den beiden, welche gehört hatten von Johannes und Jesus gefolgt waren, war Andreas, der Bruder des Simon. Und dieser sah zuerst den Simon, seinen Bruder, und er sprach zu ihm: „Wir haben den Messias gefunden.“ Und er brachte ihn zu Jesus, und es erblickte ihn Jesus und sprach: „Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du wirst „Fels“ genannt werden.“ Und am nächsten Tag wollte Jesus nach Galiläa ausgehen, und er fand Philippus und sprach zu ihm: „Folge mir.“ Und Philippus war von Bethsaida, aus der Stadt des Andreas und Simon. Und Philippus fand Nathanael und sprach zu ihm: „Denjenigen, von welchem Mose geschrieben hat in dem Gesetz und in den Propheten, haben wir gefunden in Jesus, dem Sohn Josephs, der aus Nazareth ist.“ Spricht zu ihm Nathanael: „Aus Nazareth kann etwas Gutes sein?“ Spricht zu ihm Philippus: „Komm und siehe!“ Und es sah Jesus den Nathanael, daß er zu ihm kam, und er sprach von ihm: „Dieser ist in Wahrheit ein Sohn Israels, in dem kein Betrug ist.“ Da sprach zu ihm Nathanael: „Woher kennst du mich?“ Sprach zu ihm Jesus: „Bevor dich Philippus gerufen hat, und du warst unter dem Feigenbaum, habe ich dich gesehen.“ Es antwortete Nathanael und sprach zu ihm: „Mein Meister, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel.“ Sprach zu ihm Jesus: „Darum, daß ich zu dir gesagt habe, daß ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum, hast du geglaubt? Größeres wirst du sehen als dies.“ Und er sprach zu ihm: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: von jetzt an werdet ihr sehen die Himmel geöffnet und die Engel Gottes hinaufsteigen und herabsteigen auf den Sohn der Menschen.“ Und es kehrte zurück Jesus in der Kraft des Geistes nach Galiläa.

Und am dritten Tag war ein Gastmahl in Kana, der Stadt Galiläas, und die Mutter Jesu war dort. Und auch Jesus und seine Jünger waren eingeladen zu dem Gastmahl. Und es fehlte der Wein. Da sprach zu Jesus seine Mutter: „Nicht ist ihnen Wein!“ Sprach zu ihr Jesus: „Was ist mir und dir o Frau? Ist nicht gekommen meine Stunde?“ Da sprach seine Mutter zu den Dienern: „Was er euch sagt, tut.“ Und es waren dort sechs Krüge von Stein aufgestellt zur Reinigung der Juden von zwei Maß groß oder drei. Und es sprach zu ihnen Jesus: „Füllt die Krüge mit Wasser!“ Und sie füllten sie bis obenan. Sprach er zu ihnen: „Schöpft nun und bringt es zu dem Obersten des Gastmahls.“ Und sie taten es. Und als der Oberste des Tisches kostete jenes Wasser, das Wein geworden war, — und nicht wußte er, woher es war, und die Diener wußten es, denn sie hatten sie mit Wasser gefüllt, — da rief der Oberste des Tisches den Bräutigam und er sprach zu ihm: „Jedermann setzt zuerst den guten Wein vor und bei der Trunkenheit gibt man den schlechten, und du hast bewahrt den guten Wein bis jetzt.“ Und dies war das erste Zeichen, das Jesus tat in Kana Galiläas, und er offenbarte seine Herrlichkeit, und es glaubten an ihn seine Jünger.

Und es verbreitete sich sein Ruf in der ganzen Gegend, die um sie war. Und er lehrte in ihren Schulen und wurde gerühmt von jedermann. Und er kam nach Nazareth, wo er groß geworden war, und er ging nach seiner Gewohnheit in die Synagoge am Tag des Sabbats und stand auf, zu lesen. Und er nahm in Empfang das Buch des Propheten Jesaia, und Jesus öffnete das Buch und er fand die Stelle, da geschrieben war: Der Geist des Herrn ist auf mir, und darum hat er mich gesalbt, Gutes zu predigen den Armen, und hat mich gesandt, zu heilen die Zerbrochenen am Herzen und zu predigen den Übeltätern Vergebung und den Blinden das Sehen und die Zerbrochenen zu führen zur Vergebung und zu predigen ein willkommenes Jahr des Herrn.

Und er rollte das Buch zusammen und gab es dem Diener zurück und ging hin und setzte sich. Und aller, die in der Synagoge waren, Augen schauten ihn an. Und er begann zu ihnen zu reden: „An diesem Tag ist vollendet die Schrift, die ihr mit euren Ohren gehört habt.“ Und es bezeugten ihm alle, und sie wunderten sich über die Worte seiner Gnade, die herausgingen aus seinem Mund.

Und von dieser Zeit an begann Jesus, zu verkünden das Evangelium des Gottesreichs und zu sprechen: „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium; erfüllt ist die Zeit und das Reich des Himmels herbeigekommen.“

Und als er am Ufer des Meeres von Galiläa ging, sah er zwei Brüder, Simon, der der „Fels“ heißt, und Andreas, seinen Bruder, indem sie ihre Netze in das Meer warfen; sie waren nämlich Fischer. Und es sprach zu ihnen Jesus: „Folgt mir, und ich werde euch machen zu Fischern der Menschen.“ Und jene ließen sofort ihre Netze im Stich und folgten ihm. Und als er von da fortging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, im Schiff mit Zebedäus, ihrem Vater, die besserten ihre Netze aus. Und es rief sie Jesus. Und sie verließen zur selben Zeit das Schiff und ihren Vater Zebedäus und folgten ihm.

Und als sich bei ihm versammelte die Menge, um zu hören das Wort Gottes, und er stand am Ufer des Sees Genezareth, sah er zwei Schiffe stehen am Meer. Und die Fischer, die ausgestiegen waren von ihnen, wuschen ihre Netze. Und eines von ihnen war dem Simon Kephas; und Jesus stieg ein und setzte sich nieder in ihm und gebot, daß sie ein wenig wegführen vom Land in das Meer. Und er saß und lehrte vom Schiff die Mengen. Und als er aufhörte zu reden, sagte er zu Simon: „Fahrt auf die Höhe und werft eure Netze zum Fang aus.“ Und es antwortete Simon und sprach zu ihm: „Mein Meister, in der ganzen Nacht haben wir vergeblich gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort werde ich das Netz auswerfen.“ Und als sie dies getan hatten, faßten sie eine große Menge Fische, und ihr Netz war nahe daran, daß es riß. Und sie winkten ihren Genossen, welche in dem andern Schiffe waren, daß sie kämen und ihnen hülfen. Und als sie herbeikamen, füllten sie die beiden Schiffe, daß sie nahe daran waren, daß sie sanken.

Das 6. Kapitel.

UND als es Simon Kephas gesehen hatte, fiel er vor die Füße Jesu und sprach zu ihm: „O Herr, ich erbitte von dir, daß du von mir weggehst, weil ich ein sündiger Mann bin.“ Und es hatte sich seiner Furcht bemächtigt und aller, welche mit ihm waren, wegen des Fischzugs, den sie gefangen hatten. Und so waren genommen Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, sie, die Gesellen Simons waren. Und es sprach Jesus zu Simon: „Fürchte dich nicht: von jetzt an wirst du Menschen fangen zum Heil.“ Und sie brachten die Schiffe ans Land und verließen alles und folgten ihm.