Das Dorf Band 11: Der Graf - Karl Olsberg - E-Book

Das Dorf Band 11: Der Graf E-Book

Karl Olsberg

5,0

Beschreibung

Primos Frau Golina wünscht sich etwas mehr Luxus in ihrem Leben. Deshalb ist sie begeistert, als eines Tages ein elegant gekleideter Herr im Dorf am Rand der Schlucht auftaucht. Doch Primo ist dieser merkwürdige Graf, der den Dorfbewohnern mit seinen Edelsteinen den Kopf verdreht, nicht geheuer. Als das ganze Dorf zu einem Festessen in das prachtvolle Haus des Grafen tief im Wald eingeladen wird, ahnt er, dass sie alle in großer Gefahr schweben … "Der Graf" ist der elfte Band der erfolgreichen Buchserie in der Welt des Computerspiels Minecraft von Bestseller-Autor Karl Olsberg. Das Besondere: Jeder kann die darin beschriebene Welt selber erkunden! Der benötigte Minecraft-Seed ist enthalten.

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Seitenzahl: 150

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Karl Olsberg

Copyright 2017Karl Olsberg

ISBN9783741895029

Published by epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

www.karlolsberg.de

Minecraft ®/TM & © 2009-2017Mojang / Notch. Dies ist kein offizielles Lizenzprodukt. Der Autor ist mit Mojang nicht verbunden.

1.Ein seltsamer Besucher

„Musst du deine Sachen überall rumliegen lassen!“, schimpft Golina. „Wie soll ich denn hiersaubermachen, wenn du den ganzen Kram einfach überall fallen lässt, statt ihn ordentlich wegzuräumen?“

„Das ist kein Kram“, verteidigt sich Primo, „das sind meine Rüstung und mein Flammenschwert und die Elytren, die ich von Charon bekommen habe, und derUnsichtbarkeitstrank,denmirRuunageschenkt hat, nachdem ich das ganze Dorf aus dem Ende befreit habe ...“

„Duhast uns befreit?“ Golina stemmt wütend die Arme in die Hüften. „Und wer hat sich aus Charons Fährein die Tiefegestürzt, ohne irgendwelche Flügel auf dem Rücken, und ist auf dem Enderdrachen geritten?“

„Also gut,wirhaben das Dorfgemeinsambefreit ...“

„Ja, aber komischerweise sind es nichtwirgemeinsam, die versuchen, dieses Haus in Ordnung zu halten, sondern immer bloßich, währendduim Dorf herumstolzierst!“

„Aber Linchen, ich muss doch aufpassen, dass das Dorf in Sicherheit ist. Auch wenn Artrax jetzt im Ende gefangen ist, kann man nie wissen.“

„Nenn mich nicht Linchen! Du weißt, dass ich das nicht mag. Und Dorfbeschützer hin oder her, du könntest ruhig deine Sachen wegräumen.“

„Aber wo soll ich sie denn hinräumen? Die Kisten, die wir haben, sind voll von Vorräten und Nanos Spielzeug und deinen ... äh, wunderschönen Kleidern und ... und wir haben nun mal keinen Platz, um noch eine weitere Kiste aufzustellen.“

Golina seufzt. „Ja, das ist genau das Problem. Wir haben keinen Platz. Dieses Haus ist viel zu eng für uns drei. Und außerdem ...“

„Was, außerdem?“

„Na ja, es ist ein bisschen ... einfach.“

„Einfach? Was meinst du damit?“

„Einfach eben. Es ist nichts ... Besonderes an diesem Haus.“

„Nichts Besonderes? Aber das Haus hat eine Schmiede! Kein anderes Haus im Dorf hat eine.“

Golina wirft die Hände in die Luft. „Großartig! Das ist wirklich eine tolle Besonderheit dieses Hauses!“ Sie schüttelt den Kopf. „Ihr Männer habt einfach kein Gefühl für die schönen Seiten des Lebens.“

„Ich verstehe dich nicht, Linch... äh, ich meine, Golina. Ich habe mein ganzes Leben hier gewohnt, und mir hat nie etwas gefehlt. Was stört dich denn an diesem Haus?“

„Du meinst, außer dem Gehämmere deines Vaters, das ich den ganzen Tag ertragen muss, und der Tatsache, dass wir keinen Platz für den ganzen Krempel haben, den du überall rumliegen lässt, und keine Bilder an den Wänden und kein bisschen ...“

Sie wird durch aufgeregte Rufe unterbrochen, die von draußen erklingen.

„Ein Fremder! Ein Fremder kommt!“

„Quatsch, das ist kein Fremder. Der hat eine Nase wie wir.“

„Aber ich kenne ich ihn nicht, und er ist nicht von hier, und deshalb ist er ein Fremder, und außerdem, guck mal, wie der aussieht!“

Primo greift sich rasch seine Diamantrüstung und sein Flammenschwert.

„Das sehe ich mir besser mal an“, sagt er, froh, der Diskussion mit Golina entkommen zu können.

Draußen stehen Olum, der Fischer,und Kaus, der Bauer,und blicken über den Fluss Richtung Osten. Von dort nähert sich tatsächlich eine seltsame Gestalt. Wie Olum gesagt hat, ziert eine große Nase ihr Gesicht, doch ihre Hautwirkt grau. Am seltsamsten aber ist die Kleidung des fremden Dorfbewohners: Er trägt eine dunkle, vornehm aussehende Jacke mit silbernen Knöpfen über einer grün gestreiften Hose.

„Der sieht aber elegant aus“,schwärmt Golina, die hinterPrimo aus dem Haus getreten ist,gefolgt von Paul, dem Wolf, der ihr kaum von den Fersen weicht.

„Findest du?“, fragt Primo. „Aber eine Diamantrüstung ist dochnochvieleleganter, meinst du nicht auch?“

„Hrmpf!“, macht Golina.

Der seltsame Besucher überquert in diesem Moment die Brückezum Dorf.Paul knurrt.

„Sei still!“, zischt ihn Golina an, woraufhin der Wolf den Schwanz einzieht und winselt.

Der Fremdebleibt vor ihnen stehen,verbeugt sich und sagt: „Ich wünsche den Herrschaften einen guten Tag.“

„Welchen Herrschaften?“, fragt Olum und dreht sich suchend um.

„Ich glaube, der meint uns“, stellt Kaus fest.

„Wer bist du, und woher kommst du?“, will Primo wissen.

„Mein Name ist Igor, werter Herr. Ich komme im Auftrag meines Herrn, des Grafen.“

„Des was?“

„Aber ihr werdet doch sicher vom Grafen gehört haben, werter Herr?“

„Äh, nein“, sagt Primo, der sich ein wenig dumm vorkommt.

„Herzlich willkommen in unserem bescheidenen Dorf, Igor“,begrüßtGolinaden Fremden. „Womit können wir dir helfen?“

Der Besucher sieht sich um und rümpft die Nase. „Ähem, ‚bescheiden‘ trifft es wohl recht gut, werte Dame. Nun, wie dem auch sei, ich bin hergekommen, um einzukaufen.“

„Einkaufen?“, ruft Kauserfreut. „Das ist eine hervorragende Idee! Ich hätte da wunderbares Getreide, aus dem man herrliches Brot backen kann ...“

„Wer will schon so was Langweiliges wie Getreide kaufen?“, wendet Olum ein. „Der werte Herr möchte doch sicher viel lieber Fisch, erst letzte Woche frisch aus dem Fluss gefangen ...“

„Hat hier jemand was von Einkaufen gesagt?“, ruft Hakun, der Fleischer, der in diesem Moment den Dorfweg entlanggeeilt kommt. „Ich habe da leckeren Rinderbraten im Angebot ...“

„Ihr habt nicht zu fällig Wein?“, fragt derBesucher. „Ein Mouton Rothschild wäre angenehm, sofern es ein akzeptabler Jahrgang ist. Notfalls täte es auch ein guterTropfen ausder RegionChâteauneuf-du-Pape.“

„Was redet der da?“, fragt Hakun.

„Das muss irgendeine Fremdensprache sein“, gibt Olum zurück.

„Ich sehe schon, ich muss meine Ansprüche ein wenig zurückschrauben“, sagt der Besucher. „Habt ihrwomöglichfrischen Hummer? Austern? Nein? Kaviar vielleicht?“

„Was ist dennKaviar?“, will Hakun wissen.

„Das sind Fischeier“, erklärt der Besucher.

Olum bekommt einen Lachkrampf. „Fischeier! Wuahaha! Seit wann legen denn Fische Eier? Das wären dann ja Fischhühner! Hahahahaha ...“

„Ich hätte frische Eier“, sagt Hakun. „Die sind zwar nicht von Fischen, aberauchsehr schmackhaft.“

„Ähem, nun, ich werde wohl nehmen müssen, wasich bekommen kann. Was sollen sie denn kosten, dieEierdes werten Herrn?“

Hakun zuckt mit den Schultern. Er hat noch nie Eier verkauft und daher keine Ahnung, welchen Preis erdafürverlangen soll. „Äh ... einen Smaragd, würdeich sagen.“

Der Fremde kramt in seiner dunklen Jacke und holt eine Handvoll grün schimmernder Edelsteine hervor. „Na gut, ich nehme zehn Stück.“

Er reicht die Smaragde Hakun, der sie mit großen Augen anstarrt. „Ich dachte ... ich meinte eigentlich, ein Smaragd für ... äh,Moment,ich bin gleich zurück!“

Während er die Dorfstraße entlang rennt, sehen die anderen sich verwundert an.

„Dein Herrmuss sehr reich sein“, vermutet Golina.

„Reich?“, fragt der Besucher. „Selbstverständlich ist er reich. Unermesslich reichsogar. Schließlich ist ereinGraf.“

„Und wo genau, sagtest du, lebt dieser Graf?“, fragt Primo.

Doch bevor er eine Antwortbekommt, hält Olum dem Besucher einige Fische hin. „Seht doch, werter Herr, hier, das sind echte Fischhühner! Sie haben zwar noch keine Eier gelegt, aber dafür sind sie fast ganz frisch!“

DerBesucherbetrachtet die Fische, die schon ein bisschen seltsam riechen, mit gerümpfter Nase. Doch dann nickt er, greift in seine Tasche und holt noch mehr Smaragde hervor.

„Na schön, ich nehme ein Dutzenddavon.“

„So viele hab ich gerade nicht bei mir“, ruft Olum, der seinGlück nicht fassen kann. „Warteeinen Moment, ichhole nur schnell meine Angel.“

„Und ich?“, fragt Kaus. „Was ist mit mir? Wollt Ihr nicht vielleicht auch etwas von meinem wundervollen Getreide kaufen, werter Herr? Ich versichere Euch, es ist von hervorragender Qualität!“

„Na schön, wenn es sein muss“, sagt der Fremde. Er drückt Kaus ebenfalls ein paar Edelsteine in die Hand. „Ich nehme fünf Büschel Getreide.“

Nun rennt auch Kaus begeistert davon, vorbei an Magolus und Birta, die in diesem Moment den Dorfweg entlangkommen.

„Was ist denn hier los?“, fragt der Priester. „Wieso herrscht hier so eine Aufregung? Und warum sagt mir niemand Bescheid, wenn wir wichtigen Besuch haben?“

„Und wer seid Ihr?“, fragt der Fremde. Sein Gesicht scheint Missfallen auszudrücken.

„Mein Name ist Magolus. Ich bin der Oberste Hohepriester von Allen und außerdem der wichtigste Mann im Dorf.“

„Das glaubst auch nur du!“, wendet Golina ein.

„Ein Priester?“, sagt der Fremde. „Ich fürchte, dafür hat mein Herr keine Verwendung.“

„Keine Verwendung?“, fragt Magolus. „Was soll denn das heißen?“

„Ich bin hier, um für meinen Herrn einzukaufen,undnicht, um mir irgendwelches Geschwätz anzuhören.“

Magolus läuft rot an. „Geschwätz? Was für Geschwätz? Meinst du damit etwa die Worte Notchs, unseres Herrn?“

„Ich kenne nur einen Herrn, und das ist der Graf!“

„Das ... das ist Notchlästerung! Blasphemie! Eine Unverschämtheit! Primo, wirf diesen Frevler aus meinem Dorf!“

„Äh ...“, beginnt Primo, doch Golina kommt ihmzuvor.

„Magolus,erstens ist das nicht dein Dorf, und zweitens istdieser vornehme Herr unser Gast. Dort, wo er herkommt, herrschen vielleicht andereSitten.Außerdem hat er für die Waren unseres Dorfes viele Smaragde bezahlt. Wir sollten ihn mit Respekt behandeln, auch wenn er unseren Glauben nicht teilt.“

„Smaragde? Viele Smaragde, sagst du? Wie viele denn? Und wofür?“

In diesem Moment kommt Hakun angerannt, einen Armvoll Eier dabei.Unterwegsfallen ihm zwei herunter und zerplatzen auf dem Dorfweg.Paul schlabbert sie begeistert auf.

„Äh, nun sind es leider nur noch acht,aber...“

Der Besucher winkt ab. „Schon gut. Gib mir einfachalle, die duhast.“

„Äh, hier, bitte“, sagt Hakun verdutzt.

Nun kommen auch Kaus und Olum herbeigerannt. Kaus trägt ein Bündel Getreide unter dem Arm, das er dem Fremden übergibt, während Olum zum Fluss rennt und seine Angel auswirft.

„Schon gut, gib dir keine Mühe, Fischer“, sagt der Besucher. „Ich nehmeerstmaldie Fische von letzter Woche. Den Rest kannst du mir geben, wenn ich das nächste Mal wiederkomme.“

„Äh, gut, das mache ich!“

Olum übergibt die Fische, die er bei sich hat.

„Ich wünsche den wertenDamen undHerren noch einen guten Tag“, sagt der seltsame Besucher, dreht sich um und wandert in Richtung der östlichen Ebene davon.

Nachdenklich blickt Primo ihm nach.

„Der hat mit Smaragden bezahlt?“, fragt Magolus. „Für Olums Fische?“

„Das hat er in der Tat“, sagt Golina.„Dieser Graf muss wirklich unermesslich reich sein!“

In ihrer Stimme liegt ein merkwürdiger Unterton, der Primo nicht gefällt, obwohler ihn nicht recht deuten kann.

2. Der reichste Mann im Dorf

Nachdem der seltsame Besucher wieder verschwunden ist, wirkt Golina noch gereizter als zuvor.Gegen Mittag kommt Willert mit Nano zum Mittagessen. Er hatihren Sohn mit in den Wald genommen, um ihm beizubringen, wie man sich in der Wildnis orientiert – eine sehr nützliche Fähigkeit, wie Primo findet. Golina allerdings ist nicht so begeistert von diesem Unterricht. Sie findet, der Junge sollte lieberetwas „Vernünftiges“lernen,zum Beispiel Getreide anbauen und Brot backen wie ihre Eltern oder auch das Schmiedehandwerk seines Großvaters.

„Macht euch die Füße sauber, bevor ihr ins Haus kommt!“, ruft sie. „Ihr bringt ja den ganzen Dreck herein!“

„Was denn für Dreck?“, fragt Willert.

Primo kann nur mit den Schultern zucken.

„Was gibt’s heute zumEssen?“, fragt Nano.

„Pilzsuppe“, antwortet Golina.

„Och nö! Nicht schon wieder Pilzsuppe!“

„Tut mir leid, aber wenn ich ständig hinter euch herräumen muss, hab ich keine Zeit,etwas anderes zukochen.“

„Du könntest doch ein gebratenes Hähnchen von Hakun kaufen“, schlägt Nano vor.

„Gebratenes Hähnchen? Hast du eine Ahnung, wie teuer das ist? Solange dein Herr Vater nur den ganzen Tag durchs Dorf stolziert, anstatt richtig zu arbeiten, können wir uns sowas nicht leisten!“

„Moment mal!“, protestiert Primo.

„Was meinst du denn mit ‚teuer‘?“, fragt Willert. „Normalerweise gibt einem Hakun doch ein Hühnchen im Tausch gegen irgendetwas, und manchmal auch einfach so, wenn er genug übrig hat.“

„Früher vielleicht. Aberdie Zeiten haben sich geändert. Jetzt kostet ein einziges Ei schon einen Smaragd, und ein gebratenes Huhn wahrscheinlich dreioder vier. Smaragde haben wirabernun mal nicht, im Unterschied zu anderen Personen im Dorf, dieplötzlichreich geworden sind.“

Willert sieht Primofragendan. „Wovon redet sie?“

Der erzählt ihm kurz, was geschehen ist.

„Das ist aber wirklich merkwürdig“,meint Willert. „Von einem Grafen habe ich noch nie gehört.“

Das bringt Primo auf einen Gedanken. „Vielleicht sollte ich mal mit Margi sprechen. Möglicherweiseweiß sie, wer das ist, odersiefindet in einem von Nimrods Büchern etwas darüber.“

„Solltest du da nicht lieber Nimrod selber fragen?“

„Nimrod? Der weiß doch nicht mal, wo das Buch ist, das er gerade in der Hand hält. Aber Margi hat in der Bibliothek ein bisschen aufgeräumt. Sie kennt sich inzwischen ganz gut aus.“

„Wie du meinst. Na, ich geh dann mal wieder. Habt noch einen schönen Tag.“

„Willst du nicht noch zum Essen bleiben?Golina hat frische Pilzsuppe gekocht ...“

„Äh, nein danke, ich habe gerade keinen Hunger!“ Damit verabschiedet er sich.

Primo stochert lustlos in der faden Brühe herum.Sie schmeckt wirklich nicht besonders gut. Golina hat viele großartige Eigenschaften, aber ihre Kochkunst gehört nicht dazu.

„Ich mag nicht mehr!“, sagt Nano, nachdem er erst die Hälfte seines Tellers leergegessen hat.

„Der Teller wird aufgegessen!“, kommandiert Golina. „Sonst kommt Artrax und holt dich!“

„Das kann er gar nicht! Er ist nämlich im Ende in der Kreisbahn gefangen,das habe ich selber gesehen. Und da bleibt erbis in alle Ewigkeit und noch drei Tage länger, das hat Tante Ruuna gesagt.“

„Du isst jetzt auf!“, sagt Golina in wütendem Ton.

„Ich mag aber nicht! Immer nur diese blöde Pilzsuppe!“ Nano wirft den Teller auf den Boden, so dass Suppe in alle Richtungen spritzt.

„JETZT REICHTS MIR ABER!“, brüllt Golina.

Obwohl er weiß, dass das nicht sein kann, hat Primo Angst, sie könnte sich gleich in einen Nachtwandler verwandeln,so wie sein bester Freund Kolle, wenn er wütend wird.

„Du gehst jetzt sofort ins Bett und machst deinen Mittagsschlaf!“, befiehlt er Nano.

„Ich bin aber nicht müde“, protestiert der Junge.

Golina wirft ihm einen wütenden Blick zu.Nanozuckt zusammen undgeht mit hängendem Kopf in sein Bett.

In diesem Moment öffnet sich die Tür und Kolle und Margi treten ein.

„Oh, entschuldige, ich sehe, ihr seid gerade beim Mittagessen“, sagt Golinas Freundin. „Wir kommen später wieder.“

„Nein, ihr könnt ruhig bleiben“, sagt Golina. „Hier mag sowieso keiner mein Essen!“ Dann bricht sie in Tränen aus.

„Washast du denn?“, fragt Margi und setzt sich zu ihr.

„Komm, wir gehen lieber ein bisschen spazieren“, sagt Primo zu Kolle.

„Was ist denn bloß auf einmal im Dorf los?“, fragt Kolle. „Alle sind plötzlich so gereizt. Vorhin habe ich gehört, wie Hakun sich mit Jarga gestritten hat. Er hat ihr erzählt, dass er jetzt der reichste Mann im Dorf sei und ihr alle ihre Schafe abkaufen könne, wenn er nur wolle, undsogarimmer noch Smaragde übrig hätte. Da ist sie wütend geworden.“

„Das kann ich verstehen.“

„Aber ich verstehe es nicht. Wieso hat Hakun auf einmal so viele Smaragde?“

„Das ist wegen dieses seltsamen Besuchers“, sagt Primo und erzählt, was geschehen ist.

Kolle schüttelt den Kopf. „Das ist wirklich merkwürdig. Meinst du, da steckt vielleicht Artrax dahinter?“

„Glaubst du ernsthaft, Artrax würde uns für Smaragde Eier und Fische abkaufen?“ Primo lacht. „Außerdem sitzt er im Ende fest, und Seine Singularität hat mir versprochen, uns zu warnen, falls er aus irgendeinem Grund freikommen sollte. Nein, mit Artrax hat das ganz bestimmt nichts zu tun.“

„Trotzdem“, sagt Kolle. „Mir gefällt das nicht. Dass jetzt auf einmal einige Dorfbewohner Smaragde haben und andere nicht, führt bestimmt zu noch mehr Streit.“

„Ach was“, meint Primo. „Die beruhigen sich schon wieder.“

Doch da irrt er sich. Schon am nächsten Tag kommt es während des Notchdiensteszu einer heftigen Auseinandersetzung.

Es beginnt mit Magolus‘ Predigt: „Notch, der Herr, spricht: Wer arm ist, wird eingehen ins Himmelreich. Wer aber reich ist unddieGabendes Herrnnichtmit den Bedürftigenteilt, der wird im Nether schmoren.“

„Was ist denn das für ein Unfug?“, ruft Hakun. „Ich soll meine Smaragdemit anderenteilen?“

„Unfug?“, brüllt Magolus. „Du wagst es, das Wort Notchs als Unfug zu bezeichnen? Raus aus meiner Kirche!“

„Das ist nicht deine Kirche“, widerspricht Hakun. „Sie gehört dem ganzen Dorf. Du kannst froh sein, dass du hier drin wohnen darfst! Und außerdem hast du mir gar nichts zu befehlen. Immerhin bin ich jetzt der reichste und wichtigste Mann im Dorf, und ...“

„He, Moment mal!“, ruft Olum dazwischen. „Der reichste Mann im Dorf bin ja wohl ich!“

„Quatsch! Der Fremde hat mir zehn Smaragde gegeben und dir nur ein Dutzend!“

„Aber ein Dutzend ist nun mal mehr als zehn, du Dummkopf!“

„Ist es nicht! Und außerdem habe ichein DutzendHühner, und jedes von denen legt jeden Tag ein Ei, undwenn ich jedes Ei für einen Smaragd verkaufe, dann habe ich nach einer Woche ... ganz schön viele Smaragde!“

„Ich finde, Magolus hat vollkommen recht!“, meldet sich Jarga, die Schäferin, zu Wort. „Ihr solltet uns allen von euren Smaragden etwas abgeben, sonst kommt ihr alle in den Nether!“

„Kommt ja überhaupt nicht infrage!“, gibt Hakun zurück. „Wenn du Smaragde haben willst, dann kannst du dem Fremden ja ein paar von deinen Schafen verkaufen!“

„Das mache ich auch!“, schreit Jarga. „Ich werd’s dir beweisen: Meine Schafe sind viel mehr wert als deine doofenHühner!Die geben nämlich Wolle!“

„Sind sie überhaupt nicht!Sie können janicht malSmaragde ... ich meine,