Das Dorf Band 8 - Karl Olsberg - E-Book

Das Dorf Band 8 E-Book

Karl Olsberg

4,8

Beschreibung

Besuch von Notch persönlich führt zu Streit und Zwietracht im kleinen Dorf am Rand der Schlucht. Oder steckt etwa der böse Enderman Artrax dahinter? Um den Frieden wiederherzustellen, muss sich Primo erneut auf eine weite Reise machen. Wird es ihm gelingen, das Heilige Buch zurückzuholen, oder hat ihn sein Erzfeind diesmal eiskalt erwischt? "Eiskalt erwischt" ist der achte Band der erfolgreichen Buchserie in der Welt des Computerspiels Minecraft von Bestseller-Autor Karl Olsberg. Das Besondere: Jeder kann die darin beschriebene Welt selber erkunden! Der benötigte Minecraft-Seed ist enthalten.

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Seitenzahl: 154

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Karl Olsberg

Copyright 2016Karl Olsberg

ISBN9783741811944

Published byby epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

www.karlolsberg.de

Minecraft ®/TM & © 2009-2016Mojang / Notch. Dies ist kein offizielles Lizenz

1.Besuch von Notch

Fern im Osten, jenseits der weiten Grasebene, erhebt sich die Sonne majestätisch über das Ende der Welt, steigt langsam am Himmel empor und sendet ihre wärmenden Strahlen auf das kleine Dorf am Rand der Schlucht herab. Magolus, der Priester, steht oben aufdem Kirchturm und blicktauf das geschäftige Treiben seiner Untertanen – pardon, Gemeinde. Er sieht Olum, den Fischer, mit seiner Angel zum Flussufer marschieren, währenddie BauernBendo und Kausbereitsihre Felder bestellen und der Klang von Porgos Schmiedehammer durch das Dorf hallt. Golina tritt mit dem kleinen Nano aus dem Haus und wandert über die Wiese neben der Schlucht, um Eier zu sammeln. Jarga, die in der Nähe ihre Schafe hütet, winkt ihr grüßend zu.

Alles geht in Ruhe und Frieden seinen geregelten Gang, und das ist gut so, denn in letzter Zeit gab es Aufregung genug:Der aufmüpfigePrimo und seinnichtsnutzigerFreund Kolle habenmehrmalsdas ganze Dorf in Gefahr gebracht. Einmal wurde es sogar völlig zerstört,und Magolus war gezwungen, bei denAngebernaus dem Wüstendorf und ihremketzerischenPriester Wumpus Unterschlupf zu suchen. Außerdem habendie beidenneue Bewohner ins Dorf geschleppt, die nach Magolus‘ Ansicht allesamt nicht hierher gehören: ein Mädchenaus dem Wüstendorf, dasseltsam spricht, einenGolem, der ständig schlechte Laune hat, den alten Lausius, der sogar noch zerstreuter ist alsder BibliothekarNimrod,undzu allem Überfluss auch nochdieHexeRuuna, diedas ganze Dorfmit ihren verrückten Ideenund giftigen Zaubertränkenin den Wahnsinn treibt.

Magolus seufzt. Es ist wirklich nicht leicht, in dieser Gemeinde ObersterHohepriester von Allen zu sein!Zum Glück ist eräußerstgeduldig und gutmütig,sowie Notch, der Herr, es ihn gelehrt hat, und so erträgt er demutsvoll sein schweres Los.

Er gähnt, streckt sich und klettert die Leiter hinab, um etwas über die Worte Notchs im Heiligen Buch zu meditieren. Da er den Text längst auswendig kennt, ist es nicht nötig,dasBuch zu lesen. Stattdessen lässt es sich wunderbar als Kopfkissen benutzen, wenn er sich zum Meditieren auf dem Kirchenboden ausstreckt.

Magolus gähnt noch einmal herzhaft, macht es sich bequem und sinkt kurz darauf in einen tiefen Schlaf.

„Magolus!“ Die Stimme ist fremdartig, heiser undhalltschrecklich lautin der kleinen Kirche.

Der Priester zuckt zusammen. „Hmmwas? Birta, ich hab doch gesagt, du sollst mich nicht beim Meditieren ...“

Er schrickt hoch. Es ist nicht Birta, die ihn geweckt hat. Vor ihm steht eine dunkle Gestalt, deren Augen golden leuchten, als wäreneskleine Sonnen.

„Was ... wie ...“, macht Magolus. „Wer ... wer bist du?“

„Ich bin Notch, dein Herr!“, sagt die Gestalt. „Ich bin hier, um dir meinen Willen zu offenbaren!“

„Wie? Was?“ Magolus reibt sich die Augen.Er hat in seinen Predigten oft davon berichtet,dass er mit Notch gesprochen habe, aber das stimmte nicht so direkt;es war eherso, dass er sich vorgestellt hat, mit Notch zu sprechen. Manchmal war er sich tief in seinem Inneren nicht einmal ganz sicher, ob es Notch wirklichgibt. Doch nun stehtder Schöpferauf einmalvor ihm,und Magolus zittert am ganzen Leib vor Ehrfurcht.

„V... verzeih mir, Herr!“, stammelt er. „Ich wusste nicht ... ich wollte bloß ...“

„Erhebe dich, Magolus, mein Priester!“, befiehlt Notch, und seine Stimme, obwohl immer noch sehr laut und heiser, klingt gütig.

Magolusspringt auf seine wackeligen Beine.

„Fürchte dich nicht, mein Sohn!“, sagt Notch in seiner Güte. „Ich bin nicht gekommen, um dich zu strafen, obschon es manche in deinem Dorf gibt, die meine Worte missachten!“

Magolus beugt den Kopf. „Ja, Herr. Ich weiß, Herr. DieSünder sindso zahlreich wie die Schafe am Himmel ... ich meine, die Wolken auf der Weide ... äh, nein ...“

„Du hast immer versucht, sie zu lehren, nach meinem Wort zu leben“, sagt Notch. „Das gefällt mir.“

Magolus kann kaum fassen, was er da hört.Er hebtden Kopf und richtet sich stolz auf. Die goldenen Augenbetrachtenihn, wie es scheint, wohlwollend.

„Ddddanke, N... ich meine, Herr!“, stammelt er.

„Du hast dich redlich bemüht“,fährt Notch fort, „doch dein Werk ist noch nichtvollendet. Es gibt zu viele Frevler hier, die Zwietracht säen und das ruhige Leben dieses Dorfes bedrohen!Sie haben mich erzürnt, und deshalb habe ich dieses Dorf gestraft und es sogar einmal vernichtet. Doch sie wagen es immer noch, mir zu trotzen!“

Magolus senkt beschämt den Kopf. „Ich weiß, Herr. Aber Primo und Kolle ...“

„Nennedie Namen dieser Sündernichtin meiner Gegenwart!“, donnert Notch.

Magolus zuckt zusammen. „Verzeih mir, dass ich um Vergebung bitte, Herr!“, fleht er eingeschüchtert.

„Schon gut.Du hast dichim Rahmen deiner beschränkten Möglichkeiten stetsbemüht, meinen Willen zu erfüllen. Deshalb bin ich hergekommen. Ich erwarte von dir, dass du alle, die nicht meine Gebote befolgen, aus diesem Dorf verbannst!Wenn du das tust, werde ich dich belohnen und dich zumhöchsten meiner Priester ernennen. Wenn du jedoch scheiterst und mich die Bewohner dieses Dorfs noch einmal erzürnen, so wird meine Strafe schrecklich sein!“

Magolus schluckt. „Ver ... verbannen? Aber ... aber Prim... ich meine, die Sünder, sie sind doch Bewohner diesesDorfs! Die anderen würden es nicht zulassen, dass ichsie...“

„Nicht alle, die meine Worte missachten, sind rechtmäßige Bewohner dieses Dorfs“, unterbricht ihn Notch. „Da ist die Fremde, die nach der falschen Lehre des Wüstendorfs lebt. Und vor allem die Hexe mit ihrem schändlichen Treiben. Sorge dafür, dass diesebeidenverschwindenund dass die anderen Bewohner sich anständig benehmen! Vor allem dürfen Primo und Kolle sich nicht mehr in meine Angeleg... ich meine, in Dinge einmischen, die sie nichts angehen! Am besten, sie verlassen das Dorf nicht mehr, damit du sie besser beaufsichtigen kannst. Dies ist mein Wille. Befolge ihn, und ich werde dich belohnen. Missachte ihn, und du wirst meinen Zorn zu spüren bekommen!“

„Ja, Herr“, sagt Magolus und verbeugt sich tief. „Ich werde mein Bestes tun!“

„Noch etwas“, sagt Notch. „Ich werde das Heilige Buch an mich nehmen, als Zeichen dafür, dass du unter Beobachtung stehst. Wenn du dich als mein würdiger Priester erweist, erhältst du es zurück. Und vergiss nicht, ich sehe alles!“

Notch streckt seinen langen Arm aus und greift das Buch, das immer noch auf dem Boden liegt. Dann verschwindet er in einem grellen Lichtblitz.

Kurz darauf klopft es an der Kirchentür.„Magolus?“

Magolus, der immer noch reglos in der Kirche steht und auf die Stelle starrt, an der der Schöpfer eben noch stand, antwortet nicht.

Birta öffnet die Tür und tritt ein.„Verzeih mir, Oberster Hohepriester von Allen. Ich wollte dich nicht beim, äh, Meditieren stören.Ich brauche bloß das Heilige Buch. Ich muss gleich den kleinen Nano unterrichten.“

Magolusblickt sie verwirrt an. Er kann immer noch nicht fassen, was gerade passiert ist.

„Was ist mit dir?“, fragt Birta. „Du sieht sehr bleich aus.“

„Es ist weg“, sagt er.

„Weg? Was ist weg?“

„Das Heilige Buch.Er hat es mitgenommen.“

„Wer?“

„Notch. Notch, der Herr, war hier und hat das Heilige Buch mitgenommen!“

Birtas Augen werden immer größer, alser ihr erzählt, was passiert ist. Schließlich fällt sie vor Magolus auf die Knie.

„Oberster Hohepriester von Allen!“, ruft sie aus. „Du bist gesegnet! Notch hat dich zu seinem Stellvertreter auf Erden ernannt! Zum wichtigsten Dorfbewohner aller Zeiten! Ich bin so stolz, deine Gehilfin sein zu dürfen!“

Magolus schüttelt den Kopf, weil er es immer noch nicht fassen kann. „Noch nicht“, sagt er leise. „Noch hat er mich nichtgesegnet.“ Er blickt nach oben an die Kirchendecke. „Er beobachtet mich!“, flüstert er. „Und wenn ich versage,wird er mich schrecklich bestrafen!“

2.Primos Traum

„Du liegst ja immer noch im Bett!“ Golinas Stimme klingt scharf.

„Hmmwas?“ Primo schlägt die Augen auf. Für einen Moment weiß er nicht so recht, wo er ist.

„Papa! Guck mal, wie viele Eier ich gefunden habe!“ Stolz zeigt Nano ihm den Korbmit drei Hühnereiern darin.

„Toll, mein Sohn, wirklich!“, sagt Primo und gähnt.

„Es wird Zeit, dass du dich endlich entscheidest“,fordertGolina. „Du kannst doch nicht immer nur zuhause herumsitzen!“

Primo weicht ihrem Blick aus. Er weiß genau, welche Entscheidung sie meint. Schon längst hätte er eineRobewählen müssen, denn erst, wenn er einen Beruf hat und somit ein vollwertiger Dorfbewohner geworden ist, darf er Golina heiraten. Aber immer noch weiß er nicht, was er werden will. KeinederAufgaben, die im Dorf zur Auswahl stehen, gefällt ihm besonders. Nicht einmal die Vorstellung, Dorfschmied zu werden wie sein Vater, reizt ihn.

„Wenn du so weiter machst, dann hat Nano einen Beruf, bevor du einen hast!“, stichelt Golina.

„Weißt du denn schon, was du werden willst?“, fragt Primo seinen Sohn.

„Klar!“, sagt Nano. „Ich willso wie duwerden, Papa!“

Primo lächelt und tätschelt ihm den Kopf. „Das wirst du bestimmt eines Tages. Ich hoffe nur, du bekommst auch so eine hübsche, kluge und mutige Frau, wie ich sie habe!“

Golina rollt mit den Augen.„Spar dir die Komplimente.Mir wäre es wirklich lieber, du würdest endlich eine Robe wählen!“

„Ich weiß, ich weiß“, sagt Primo. „Ich rede noch mal mit meinem Vater. Vielleicht lerne ich ja doch noch, ein Schmied zu werden.“

„Ja, tu das“, sagt Golina. Doch sie klingt nicht überzeugt – zu oft schon hat Primo das versprochen.

„Erzählst du mir was von dem bösen Enderman, Papa?“, fragt Nano.

„Kommt nicht infrage!“,schaltet sichGolinaein. „Du gehst gleich zu Birta, die dir beibringt, das Heilige Buch zu lesen.“

„Aber das Heilige Buch ist langweilig!“, mault Nano. „Und Birta ist blöd!“

„Nano!“, fährt ihn Golina an. „So spricht man nicht über Erwachsene!“

„Aber sie schimpft immer bloß mit mir!“

„Ich finde ja auch, dass Birta ...“, beginnt Primo, doch einstrenger Blick von Golina bringt ihn zum Schweigen.

In diesem Moment geht die Tür auf, und Ruuna und Willert kommen herein.

„Tante Ruuna! Tante Ruuna!“, ruft Nano begeistert und umarmt sie. „Zauberst du mir was? Bitte, bitte!“

Die Hexe streichelt seinen Kopf. „Später vielleicht, mein Kleiner!“

„Ich will wieder fliegen!“, sagt Nano.„Nur ein ganz kleines bisschen. Nur bis zum Mond, ja?“

„Jetzt lass Tante Ruuna und Onkel Willert doch erstmal reinkommen!“, sagt Primo. „Schön, dass ihr uns besuchen kommt!“

„Ich musste ins Dorf, um ein paar Vorräte einzutauschen“, sagt Willert,„und dadachtenwir, wir kommen vorbei und feiern noch mal, dass du Nano heile zurückgebracht hast.“

„Ich habe auchetwas für euchmitgebracht“, ergänzt Ruuna und stellt einen großen Kuchen auf den Tisch. „Nach supergeheimem Spezialrezeptgebacken!“ Sie zwinkert Primo zu.

„Au fein!“, ruft Nano. „Kuchen!“ Er will danach greifen, doch Golina hält ihn zurück. „Der ist nicht für Kinder.“Sie wirft der Hexe einenvorwurfsvollenBlick zu. Dann wendet sie sich an Primo: „Apropos Kuchen,Birta hatte mich gebeten,den Heiligen Kuchen für den Gottesdienst morgenzubacken.“ Sie holt den Kuchen aus dem Ofen. „Denkst du daran, ihn mitzunehmen, wenn du Nano zuihrbringst?“

„Ja, mach ich“, sagt Primo. „Aber jetzt setzt euch erst mal, ihr beiden. Wollt ihr etwas Milch trinken?“

„Ja, gern“, sagt Ruuna. Die beiden setzen sich an den Tisch.

„Du siehst blass aus“, stellt die Hexefest, als Primo die Milch auf den Tisch stellt. „Geht es dir nicht gut? Ich könnte dir einen Heiltrank brauen ...“

„Äh, nein danke“, sagt Primo schnell. Ruunas Heiltränke helfen zwar meistens, haben aber oft unerwartete Nebenwirkungen. „Mir geht es gut. Ich hab bloß schlecht geschlafen.“

Willert runzelt die Stirn. „Schlecht geschlafen? Warum?“

„Er weiß immer noch nicht, welchen Beruf er ergreifen soll“, erklärt Golina. „Das würde mich auch schlecht schlafen lassen.“

„Das ist es nicht“, widerspricht Primo.

„Was ist es dann?“, fragt Willert.

„Ich hattewieder einen Alptraum. Von Artrax.“

„Au ja!“, ruft Nano. „Erzähl von Artrax! Erzähl von dem bösen Enderman!“

Golina wirft Primo einen warnenden Blick zu. „Darüber wollen wir nicht mehr sprechen!“

„Och, schade!“, mault Nano.

„Es ist jetzt Zeit für deinen Unterricht bei Birta“, sagt Golina. „Primo, bringst du ihn bittehin?“

„Ja klar, mach ich. Komm, mein Sohn!“

„Ich will aber nicht zu der doofen Birta!Ich will bei Tante Ruuna bleiben!“

„Manchmal muss man eben Dinge machen, zu denen man keine Lust hat“, erklärt Primound seufzt.Er fasst Nano bei der Hand und zerrt ihn zurTür.

„Primo! Der Kuchen!“

„Ach ja, entschuldige, Schatz.“ Primo greift sichraschden Kuchen und verlässt mit Nano das Haus.

„Du bist schon wieder zu spät!“, sagt Birta zur Begrüßung, als Primo an ihr Haus klopft.

„Tut mir leid, wir haben Besuch bekommen. Ruuna und Willert sind da.“

Birtas Augen verengen sich. „Die Hexe? Was will die denn schon wieder hier? Na, das wird bald ein Ende haben!“

„Was meinst du damit?“

„Du wirst schon sehen.“

Primo zuckt mit den Schultern. Birta nimmt man am besten nicht ernst.„Ach ja, hier, den Kuchen soll ich dir von Golina geben.“

„Danke.Sei bitte pünktlich, wenn du deinen Sohn wieder abholst. Ich muss noch den Notchdienst vorbereiten.“

„Ja, sei bitte pünktlich, Papa!“, sagt Nano.

„Das bin ich, mein Sohn. Bis später!“

Als Primo durchs Dorf zurückwandert, denkt er über ihre Bemerkung nach. Birta kann Ruuna nicht leiden, das ist nichts Neues. Doch etwas war in ihren Augen, das ihm nicht gefallen hat – ein Leuchten,als wäre sie von etwas begeistert.Das passteigentlich gar nicht zu der mürrischen Priestergehilfin.

Sein Traum fällt ihm wieder ein. Der Enderman Artrax erschien ihm darin. Er stand inmitten einer seltsamen, schneebedeckten Landschaft. Türme aus Eisragten daraus hervor,manche höher als ein Berg und spitz wie Pfeile, und ein eisiger Wind ließ Primo im Schlaf frösteln.

Der Enderman sah ihn mit seinen violett glühenden Augen an. „Ich werde dein Dorf vernichten, Sterblicher!“, erklang die heisere Stimme in Primos Kopf. „Ich werde es für immer zerstören! Ich werde dir deine Heimat wegnehmen, dir und deiner Freundin und eurem Kind!“

Im Traum hatte ergroße Angst, doch er nahm all seinen Mut zusammen und erwiderte: „Du hast schon einmal unser Dorf zerstört, Enderman. Doch wir haben es wieder aufgebaut und dich gefangen.“

„Ich habe nicht vergessen, was ihr mir angetan habt“, flüsterte der Enderman, und seine Augen leuchteten noch greller als sonst. „Und meine Rache wird fürchterlich sein! Wenn ich euer Dorf nicht von außen zerstören kann, dann zerstöre ich esebenvon innen!Und es gibt nichts, was du dagegen tun kannst.Denk an meine Worte, Sterblicher!“

Damit endete der Traum. Primo fröstelt jetzt noch, wenn er daran denkt. Er schüttelt den Kopf und verdrängt die düsteren Bilder. Schließlich war es nur ein Alptraum, ohne irgendeine Bedeutung.Doch ein mulmiges Gefühl bleibt zurück.

Das verfliegt allerdings schnell, als er wieder zuhause ist und die vier über ihre bestandenen Abenteuer reden. Ruunas Kuchen schmeckt etwas trocken, hat aber zum Glück diesmal keine besonderen Nebenwirkungen. Die Hexe wirkt etwas enttäuscht deswegen, doch ihre gute Laune ist ansteckend, und Primo vergisst seinen Traum.

„Primo will vielleicht Schmied werden, wie sein Vater“, erzählt Golina irgendwann.

„Das ist ein ehrenwerter Beruf“, meint Willert, doch er blickt skeptisch.

„Das ist doch langweilig, den ganzen Tag bloß auf Eisen herumzuhämmern!“, kommentiert Ruuna und erntet dafür einen bösen Blick von Golina. Dabei spricht sie bloß aus, was Primo selber denkt. Er taugt einfach nicht zu einem beschaulichen Dorfleben, das spürt er tief in sich. Doch er hat Golina versprochen, nicht mehr allein in die Welt hinauszuziehen, und seine Liebe zu ihr ist ihm wichtiger als seine Abenteuerlust. Außerdem hat er jetzt einen Sohn, für den er ein gutes Vorbild sein muss.

„Wie wär’s, wenn du Hexe wirst?“, schlägt Ruuna vor. „Das ist mal wirklich ein lustiger Beruf!“

„Ich glaube, eine Hexe reicht erstmal für dieses Dorf“, sagt Willert, bevor Golina protestieren kann.

„Ich muss jetzt Nano abholen“, stellt Primo fest.

„Ja, wir müssen auch los“, meint Willert. „Es war schön bei euch.“

Sie verabschieden sich voneinander. „Vielen Dank für den Kuchen“, sagt Golina. „Der war wirklich sehr lecker.“

„Gern geschehen“, sagt Ruuna. „Bis bald, im Wald!“ Sie kichert.

Primo winkt ihr zum Abschied zu, dann holt er seinen Sohn von Birta ab.

„Wie war es?“, fragt er.

„Gut“, sagt Nano.

Primo sieht ihn überrascht an. „Gut?“

„Ja. Birta war heute überhaupt nicht fies zu mir. Ich durfte die ganze Zeit spielen.“

„Spielen? Sie hat dir nicht aus dem Heiligen Buch vorgelesen?“

„Nein. Sie musste etwas mit Magolus besprechen, hat sie gesagt, und dann hat sie mich zu Asimov gebracht, und der hat auf mich aufgepasst.“

Primo runzelt die Stirn. Er weiß nicht genau, warum, aber Birtas gute Laune gefällt ihm gar nicht.

3.Der Heilige Kuchen

Am nächsten Tag versammeln sich alle Dorfbewohner zum Gottesdienst in der kleinen Kirche. Birta ist heute ungewöhnlich freundlich. Nur, als Kolles Freundin Margi die Kirche betritt, macht sie ein mürrisches Gesicht, sagt jedoch nichts.

Nachdem alle ihre Plätze eingenommen haben, breitet Magolus die Arme aus. „Liebe Gemeinde, ich bringe euch heute frohe Kunde“, sagt erfeierlich, macht dabei jedoch ein ernstes Gesicht. „Denn Notch, der Herr, istzu mir gekommenund hat mir seinen Willen verkündet!Er erschien mirhier in dies