Das eingeschossige Amerika - Ilja Ilf - E-Book

Das eingeschossige Amerika E-Book

Ilja Ilf

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Beschreibung

Ilfa Ilf und Jewgeni Petrow durchquerten drei Monate lang Amerika: von Oktober 1935 bis Januar 1936, von Ost nach West und wieder zurück. Ihr mausgraues Ford-Automobil brachte sie 16000km durch mehrere hundert Städte. Sie „erlebten die Indianer, sprachen mit jungen Arbeitslosen, alten Kapitalisten, radikalen Intellektuellen und revolutionären Arbeitern, mit Dichtern, Schriftstellern und Ingenieuren“, sie besuchten kulturelle, soziale, industrielle Institutionen – und fotografierten mit ihrer Leica-Kamera auf der Höhe der Fotokunst ihrer Zeit. Ihr Amerika war ein alltägliches: Das eingeschossige Amerika, von Ilf und Petrow präzis beobachtet, beschrieben und im Stil einer klassischen Fotoreportage bebildert – mit Neugier, Scharfsicht und Ironie. Ilja Ilf (1897–1937) und Jewgeni Petrow (1903–1942) arbeiteten in den zwanziger Jahren zusammen mit Michail Bulgakow und Juri Olescha für satirische Zeitungen. Mit den beiden Romanen „Zwölf Stühle“ (1928) und „Das Goldene Kalb“ (1931) wurden sie zu den meistgelesenen Autoren ihrer Zeit. Und: Ein 1982 entdeckter Kleinplanet wurde nach dem populären Autorenduo benannt – 3668 IlfPetrow …

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Ilja Ilf ★ Jewgeni Petrow

Das eingeschossige Amerika

Eine Reise

Aus dem Russischen von Helmut Ettinger

Mit einer Vorbemerkung von Alexandra Ilf und einem Vorwort von Felicitas Hoppe

ISBN 978-3-5477-5320-9

© für die deutschsprachige Ausgabe:

AB – Die Andere Bibliothek GmbH & Co. KG, Berlin www.die-andere-bibliothek.de

Die Originalausgabe erschien erstmals vollständig im Jahr 2006

Das eingeschossige Amerika von Ilja Ilf und Jewgeni Petrow ist August 2011 als dreihundertzwanzigster/dreihunderteinundzwanzigster Band der Anderen Bibliothek erschienen und ist als limitierte Originalausgabe vergriffen

In gedruckter Form erhältlich als Extradruck, Nachauflage in Klappenbroschur, unter:

http://www.die-andere-bibliothek.de/Extradrucke/Das-eingeschossige-Amerika::624.html

Um keine limitierte gedruckte Ausgabe zu verpassen, empfehlen wir das Abonnement: ab-abo.de

Übersetzung: Helmut Ettinger

Herausgabe: Christian Döring

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

E-Book Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, www.le-tex.de

Umsetzung und Vertrieb des E-Book erfolgt über:

Inhaltsübersicht

Impressum

DIE ANDERE BIBLIOTHEK

Alexandra Ilf: »Stalin schickt Ilf und Petrow ins Land der Coca-Cola«

Felicitas Hoppe: »Kolumbus geht an Land«

Erster TeilAUS DEM FENSTER DER 27. ETAGE

1. Kapitel: Die ›Normandie‹

2. Kapitel: Der erste Abend in New York

3. Kapitel: Was aus dem Hotelfenster zu sehen ist

4. Kapitel: Der Appetit schwindet beim Essen

5. Kapitel: Wir suchen einen Engel ohne Flügel

6. Kapitel: Papa und Mama

7. Kapitel: Der elektrische Stuhl

8. Kapitel: Die große Arena von New York

9. Kapitel: Wir kaufen ein Auto und gehen auf die große Tour

Zweiter TeilDURCH DIE STAATEN DES OSTENS

10. Kapitel: Auf dem Highway

11. Kapitel: Die kleine Stadt

12. Kapitel: Eine große Kleinstadt

13. Kapitel: Das elektrische Haus des Mr. Ripley

14. Kapitel: Amerika ist nicht zu packen

15. Kapitel: Dearborn

16. Kapitel: Henry Ford

17. Kapitel: Die grauenhafte Stadt Chicago

18. Kapitel: Die besten Musiker der Welt

Dritter TeilZUM STILLEN OZEAN

19. Kapitel: In der Heimat Mark Twains

20. Kapitel: Ein Soldat der Marineinfanterie

21. Kapitel: Roberts und seine Frau

22. Kapitel: Santa Fé

23. Kapitel: Begegnung mit den Indianern

24. Kapitel: Ein Unglückstag

25. Kapitel: Die Wüste

26. Kapitel: Der Grand Canyon

27. Kapitel: Der Mann im roten Hemd

28. Kapitel: Ein junger Baptist

29. Kapitel: Auf der Dammkrone

Vierter TeilDER GOLDENE STAAT

30. Kapitel: Mrs. Adams stellt einen Rekord auf

31. Kapitel: San Francisco

32. Kapitel: American Football

33. Kapitel: Der Russenhügel

34. Kapitel: Captain X

35. Kapitel: Vier Arten Filme

36. Kapitel: Der Gott des Schunds

37. Kapitel: Die Leibeigenen von Hollywood

38. Kapitel: Betet, wiegt euch und zahlt!

39. Kapitel: In Gottes eigenem Land

Fünfter TeilZURÜCK ZUM ATLANTIK

40. Kapitel: Auf dem Alten Spanischen Pfad

41. Kapitel: Ein Tag in Mexiko

42. Kapitel: Neujahr in San Antonio

43. Kapitel: Wir fahren in die Südstaaten

44. Kapitel: Die Neger

45. Kapitel: Die amerikanische Demokratie

46. Kapitel: Ein unruhiges Leben

47. Kapitel: Leb wohl, Amerika!

»JE LÄNGER ICH HIER BIN,DESTO NÄHER KOMMT MEINE RÜCKKEHR«Briefe aus Amerika

»WENN AMERIKA SOWJETISCH WÄRE,DANN WÄRE ES DAS PARADIES«Leserbriefe aus dem Jahre 1937

DIE ANDERE BIBLIOTHEK

Die 1984 von Hans Magnus Enzensberger und dem Verleger und Buchgestalter Franz Greno begründete Buchreihe DIE ANDERE BIBLIOTHEK ist längst zum Bestandteil unserer deutschsprachigen Lesekultur geworden. Monat für Monat ist seit Januar 1985 ein Band erschienen – »Gepriesen und geliebt« (Frankfurter Allgemeine Zeitung). An dem Anspruch, intellektuelles und visuelles Vergnügen zu verbinden, hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert:

DIE ANDERE BIBLIOTHEK ist die »schönste Buchreihe der Welt« (Die Zeit).

Seit Januar 2011 wählt der Herausgeber Christian Döring monatlich sein Buch aus und gibt es im Verlag DIE ANDERE BIBLIOTHEK unter dem Dach des Aufbau Hauses am Berliner Moritzplatz heraus. In Haltung, Gestaltung und Programm hat sich am Anspruch seit drei Jahrzehnten nichts geändert: »Wir drucken nur Bücher, die wir selber lesen möchten.«

Das Programm der ANDEREN BIBLIOTHEK folgt inhaltlich seit Anbeginn nur einem Maßstab: Genre-, epochen- und kulturraumübergreifend wird entdeckt und wiederentdeckt, die branchenübliche Einteilung in Sachbuch und Literatur hat nie interessiert, der Klassiker zählt so viel wie die Neuerscheinung. Es gilt der »Kanon der Kanonlosigkeit«, nur Originalität und Qualität sollen zählen.

– Jeden Monat erscheint ein neuer Band, von den besten Buchkünstlern gestaltet.

– Die Originalausgabe erscheint in einer Auflage von 4.444 Exemplaren – limitiert und nummeriert.

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Alexandra Ilf

»Stalin schickt Ilf und Petrow ins Land der Coca-Cola«

Die in diesem Band zusammengestellten Reportagen sind das Ergebnis einer Reise Ilja Ilfs und Jewgeni Petrows durch die Vereinigten Staaten von Amerika. Die Autoren des berühmten Doppelromans »Zwölf Stühle/Das goldene Kalb« unternahmen sie als Korrespondenten der Zeitung Prawda, in deren Feuilleton seit Anfang 1932 regelmäßig Beiträge aus ihrer Feder erschienen.

Ilf und Petrow brachen am 19.September 1935 in Moskau auf. Über Polen, die Tschechoslowakei und Österreich gelangten sie nach Frankreich. In Paris legten sie einen Zwischenstopp von mehreren Tagen ein, um die Herausgabe ihrer Bücher zu regeln. Am 2.Oktober verließen sie Le Havre auf dem Dampfer Normandie, der am 7.Oktober in New York eintraf. Dreieinhalb Monate hielten sich die beiden Schriftsteller in den Vereinigten Staaten auf. In einem kleinen mausgrauen Ford durchquerten sie den gesamten nordamerikanischen Kontinent zweimal – von Ost nach West und von West nach Ost. »Zusammen mit Millionen Automobilen rollten auch wir von Ozean zu Ozean – ein Sandkörnchen im Benzinsturm, der seit so vielen Jahren über Amerika tobt!«

Das Programm war prall gefüllt. Ilf und Petrow fassten die Reise so zusammen: »Wir besuchten fünfundzwanzig Staaten und mehrere Hundert Städte, wir atmeten die trockene Luft von Wüsten und Prärien, fuhren über die Rocky Mountains, erlebten die Indianer, sprachen mit jungen Arbeitslosen, alten Kapitalisten, radikalen Intellektuellen und revolutionären Arbeitern, mit Dichtern, Schriftstellern und Ingenieuren. Wir besichtigten Fabriken und Parks, bestaunten Straßen und Brücken, erklommen die Sierra Nevada und stiegen in die Carlsbader Höhlen hinab. Insgesamt legten wir 10000 Meilen1 zurück.«

1 Die hier gemeinte Englische Meile beträgt 1,609344 km – d.Ü.

Die Arbeit an diesem Buch begann schon in den USA. Statt am Abend nach der Ankunft in ihrem Quartier der Ruhe zu pflegen, griffen Ilf und Petrow regelmäßig zur Feder oder setzten sich an die Schreibmaschine. Sie folgten dem Rat ihres Begleiters und Freundes Mr. Trone (im Buch nennen sie ihn Adams) und kritzelten nicht nur von früh bis spät Reiseeindrücke in ihre Notizbücher, sondern füllten auch dicke amerikanische Kladden mit ausführlichen Aufzeichnungen. Dazu Ilf in seinem Tagebuch: »Wenn man nicht jeden Tag oder gar zweimal täglich festhält, was man gesehen hat, dann ist es bald vergessen und nie wieder zurückzuholen.« Bei alledem fanden Ilf und Petrow auch noch Zeit, ihren Familien in der Heimat Briefe zu schreiben. Sätze daraus tauchen immer wieder im Buchtext auf.

Bereits einen Monat nach Abfahrt der Schriftsteller aus New York ins Land,am 24.November 1935, erschien in der Prawda ihre erste Reportage unter dem Titel »Der Weg nach New York«. Einen Monat zuvor hatte Ilf in seinem Tagebuch notiert: »Wir haben begonnen, für die Prawda zu schreiben …« Während des ganzen Jahres 1936 brachte die Zeitung weitere sechs Reiseberichte: am 5.Januar »Begegnungen in Amerika«, am 18.Juni »Reise ins Land der bürgerlichen Demokratie«, am 4.Juli »New York«, am 12.Juli »Elektrische Gentlemen«, am 5.September »Das berühmte Hollywood« und am 18.Oktober »In Carmel«.

Wie eine Zusammenfassung des Buches erscheinen uns heute die elf Fotoreportagen von Ilf und Petrow, welche die Zeitschrift Ogonjok im April 1936 unter dem Titel »Fotografien aus Amerika« abzudrucken begann. Dabei handelte es sich um Bilder von Ilja Ilf mit ausführlichen Begleittexten. Sie vermittelten den Lesern eine (wenn auch recht flüchtige) Vorstellung von Amerika und den Menschen, die den beiden Schriftstellern begegnet waren. Während der Reise machte Ilf insgesamt über eintausend Aufnahmen.

Der Buchtext entstand im Sommer 1936.

Oft wird gefragt, wie die beiden Autoren zusammenarbeiteten. »Wie schreiben wir eigentlich gemeinsam? Ständig reden wir von uns in der Mehrzahl. Wir haben gesagt, wir haben gedacht … Das bereitet uns schon selber Kopfschmerzen«, meinte Ilf einmal ironisch. Sie hatten die seltene Gabe, gemeinsam zu denken und zu formulieren. »Dieses Buch war die erste Arbeit, an die wir uns getrennt setzten«, erinnerte sich Petrow. »Zwanzig Kapitel hat Ilf und zwanzig habe ich geschrieben. Sieben haben wir dann nach alter Gewohnheit gemeinsam formuliert.«

Das fertige Werk durften als Erste die Leser der Literaturzeitschrift Snamja (Nr.10 und 11, 1936) zur Kenntnis nehmen. Im Frühjahr 1937 erschien es auch in Nr. 4 und 5 der Roman-Gaseta. Zugleich brachte es der Verlag Chudoschestwennaja literatura als Buch heraus. Ilja Ilf, der am 13.April 1937 verstarb, konnte noch eines der ersten Exemplare im blauen Einband in den Händen halten.

Was ist das für ein Buch?

Es gibt Reisebeschreibungen, die nicht nur etwas über ein Land, sondern auch über den Reisenden selbst aussagen. Man könnte sie als psychologisch bezeichnen. Die klassischen Beispiele dieses Genres von Sterne, Heine und Andersen, von den Russen Karamsin oder Fonwisin sind eher der Belletristik als dem Sachbuch zuzuordnen. Das gilt auch für Ilfs und Petrows Werk. Es ist kein Reiseführer durch die USA, sondern echte erzählende Prosa über dieses »Land in ständiger Bewegung« von zwei sensiblen, scharf beobachtenden Autoren. »Wir wussten: Nur nichts übereilen. Keine vorschnellen Schlüsse. Erst einmal so viel wie möglich sehen. Wir arbeiteten uns durch das Land wie durch die Kapitel eines dicken, spannenden Romans, bei dem der Leser ständig der Verlockung widerstehen muss nachzuschauen, wie er ausgeht.«

Im Russland der zwanziger und dreißiger Jahre war man gewohnt, die kapitalistischen USA kritisch zu sehen. Der Dichter Jessenin nannte New York ein »eisernes Mirgorod«. Gorki taufte es in einer seiner Kurzgeschichten »Stadt des gelben Teufels«, womit er das Gold im Auge hatte. Majakowski wollte »Amerika ein wenig säubern und dann ein zweites Mal entdecken«. Für diese Schriftsteller war das noch ein inneres Bedürfnis. Aber Mitte der dreißiger Jahre konnte daraus schon ein direkter Auftrag werden.

Wir wissen nicht, mit welchen Instruktionen des Prawda-Chefredakteurs Mechlis Ilf und Petrow nach Amerika reisten. Sollten sie vor dem Hintergrund des Siegeszuges des sozialistischen Aufbaus in der Sowjetunion die USA einer vernichtenden Kritik unterziehen, das Unvermögen und die Perspektivlosigkeit des Kapitalismus, das Primitive und Vulgäre der amerikanischen Lebensweise, die Verlogenheit der bürgerlichen Presse und die gewaltsame Vernichtung der amerikanischen Filmkunst entlarven? Oder war der Besuch der Tatsache geschuldet, dass in dieser Zeit zwischen der Sowjetunion und den USA unter Präsident Franklin Roosevelt zum ersten Mal normale diplomatische Beziehungen hergestellt wurden?

Wie dem auch sei, ob es nun einen gesellschaftlichen Auftrag gab, oder nicht, eines ist sicher: Was herauskam, war kein Auftragswerk.

Amerika nahm Ilf und Petrow freundlich auf. Den fortschrittlichen Intellektuellen waren die beiden Satiriker ein Begriff. Der Roman »Das goldene Kalb« erschien in New York zweimal – 1932 und 1935. Auch »Das eingeschossige Amerika« kam 1937 kurz nach dem Erscheinen der sowjetischen Ausgabe in englischer Übersetzung heraus. Ilf und Petrow trafen mit Hemingway, Upton Sinclair, John Dos Passos, Lincoln Steffens, Henry Ford und mit Regisseuren in Hollywood zusammen. Dort schrieben sie das Szenarium für einen Film nach Motiven ihres Romans »Zwölf Stühle«.

Beide hatten nicht die Absicht, eine Satire, Groteske oder »Kritik« des Lebens in den USA zu schreiben. »Amerika ist nicht die Premiere eines neuen Stückes, und wir sind keine Theaterkritiker. Wir haben lediglich unsere Eindrücke von diesem Land und unsere Gedanken darüber zu Papier gebracht.« »Vielleicht haben wir Amerika ja nur als Außenseiter erlebt. Aber dann ist es eben so, und wir berichten, was wir gesehen haben«, bekannte Ilf aufrichtig.

»Das eingeschossige Amerika« erschien auf dem sowjetischen Büchermarkt. Nach den Reaktionen zu urteilen, stieß das Buch bei den »einfachen« Lesern (so nannten sie sich selbst) auf lebhaftes Interesse.

Womit konnte ein solches Werk die sowjetischen Leser der dreißiger Jahre fesseln? Damit, dass es ihnen erzählte, wie andere Menschen in einem fremden Land lebten.

Im Russland jener Zeit gab es weder Wolkenkratzer, Cafeterias noch Striptease, einen Service, Grapefruit oder Grapefruitsaft, keine entwickelte Autoindustrie, keine elektrische oder andere Werbung, weder Hotdogs noch Toilettenpapier, elektrische Haushaltsgeräte und vieles andere mehr. Heute gehört das zum Alltag.

Viel Zeit ist vergangen, seit Ilf und Petrow von Bord des Dampfers Normandie zum ersten Mal die Wolkenkratzer von New York erblickten, die aus dem Ozean aufstiegen »wie stille Rauchsäulen«. Seitdem hat sich Amerika verändert, und mit ihm unser Land, ja die ganze Welt.

Heute haben auch wir in Russland Schutzgelderpresser, exotische Früchte, einen Präsidenten, Makler, Dealer und Killer, ein Weißes Haus, »nackte Mädchen, die nach Liebe dürsten«, Hamburger und andere Genüsse. Äußerlich gesehen, gibt sich unser Land alle Mühe, so zu werden wie Amerika: Thriller von Hollywood-Format, die allgegenwärtige Werbung und vieles andere hat auch bei uns Einzug gehalten. Was wir nach wie vor nicht haben, sind gute Straßen, ein funktionierender Service, exakte und pünktliche Arbeit sowie vieles andere mehr. Auch das gehört zu unserem Alltag.

Mit Recht kann man fragen, weshalb ein über siebzig Jahre altes Buch heute noch einmal erscheinen soll.

Weil Ilf und Petrow Amerika und die Amerikaner richtig gesehen und begriffen haben. Ja, in Amerika gibt es alles. Zwei Ozeane, achtundvierzig Bundesstaaten. Himmel und Hölle. Frappierende Kontraste. Reichtum und Armut, Wolkenkratzer und Elendsquartiere, höchstes Lebensniveau und geistige Leere. Ein Triumph des Absurden.

Warum sprechen Ilf und Petrow vom »eingeschossigen Amerika«? Und die Wolkenkratzer?

»Eingeschossig« ist von den Autoren nicht abwertend gemeint: »Sehr viele Menschen stellen sich Amerika als das Land der Wolkenkratzer vor, wo Tag und Nacht über und unter der Erde Züge rattern, auf den Straßen Motoren heulen und und ständig das Geschrei verzweifelter Börsenmakler ertönt, die zwischen den Wolkenkratzern umherlaufen und mit permanent fallenden Aktien wedeln. Dieses Bild ist seit langem fest und unverrückbar.« Dem halten Ilf und Petrow entgegen, dass »Amerika überwiegend ein Land der ein- und zweigeschossigen Häuser« ist. »Der größte Teil der Bevölkerung lebt in Kleinstädten …«

Im Unterschied zu ihren sowjetischen Vorgängern wollen Ilf und Petrow kein »eisernes Mirgorod« zeigen, sondern ein anderes, das »eingeschossige« Amerika und die Amerikaner, wie sie wirklich sind, ohne sie schönzufärben oder zu diskreditieren.

Manches dort gefiel ihnen, anderes nicht. Manches wollten sie gern in ihrem Lande haben, anderes verurteilten sie scharf. Sie haben versucht, hinter die Kulissen zu schauen. Und man kann ihnen keinesfalls Unaufrichtigkeit vorwerfen, wenn sie schreiben: »Von der Sowjetunion sprachen wir ständig, zogen Parallelen, stellten Vergleiche an.« »Immerzu verspürten wir den dringenden Wunsch, uns zu beschweren, oder, wie es sowjetischen Menschen eigen ist, Vorschläge zu machen.«

Bei alledem ist ein sehr wohlwollendes und merkwürdigerweise kaum ideologiebefrachtetes Buch herausgekommen. »Die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten – das ist ein unerschöpfliches Thema. Unsere Aufzeichnungen fußen lediglich auf Reisebeobachtungen. Wir wollten in der sowjetischen Gesellschaft das Interesse an Amerika, an der Beschäftigung mit diesem großen Land befördern.« (Wenn der Leser wissen möchte, was die Autoren von der amerikanischen Demokratie gehalten haben, dann möge er in Kapitel 45 nachlesen.)

Selbst in so großer Entfernung von der Sowjetunion waren das Leben in Russland und dessen Literatur bei Ilf und Petrow ständig präsent. Sie freuten sich darüber, dass in einem New Yorker Kino der sowjetische Film »Der neue Gulliver« lief. Eine Unterkunft der Heilsarmee sahen sie als Gorkis »Nachtasyl« auf Amerikanisch. Die Moskauer Schriftsteller, die beide aus Odessa stammen, ließen mit Genuss solche Namen amerikanischer Städtchen auf der Zunge zergehen wie »… Moskau, das entzückende kleine Moskau, wo in der Apotheke ein Frühstück Nr.2 – heiße Plinsen mit Ahornsirup – serviert wird, wo zu einem Mittagessen süße Salzgürkchen gehören und wo im Kino ein Gangsterfilm läuft, ist ein typisch amerikanisches Moskau. Es liegt im Staate Ohio, und in anderen Staaten gibt es weitere zwei davon … Es gibt auch mehrere Odessas. Kein Problem, dass Odessa nicht am Schwarzen Meer, ja an überhaupt keinem Meer liegt. Wie hat es einen Odessaer nur in eine so ferne Weltgegend verschlagen können?« Den amerikanischen Gangsterboss Al Capone verglichen sie mit dem Droschkenkutscher Komarow, einem Moskauer Serienmörder der zwanziger Jahre. Oder sie meldeten wichtigtuerisch: »Wie Tschitschikow haben auch wir dem Stadthauptmann einen Besuch abgestattet …« Und schließlich ein Schrei der gequälten Seele: »An diesem Silvesterabend haben wir besonderes Heimweh nach Moskau, nach unseren Verwandten und Freunden gehabt. Wie gern hätten wir wieder einmal ein ordentliches Glas Wodka gekippt, mit Hering und Schwarzbrot nachgegessen, gefeiert und dabei fröhliche, sinnlose Trinksprüche ausgebracht.«

Das Buch ist fesselnd und in makellosem Stil verfasst. Mit dem ihnen eigenen Humor und zugleich mit unfroher Ironie beschreiben Ilf und Petrow bekannte Aspekte des amerikanischen Alltags: »Hinter der Glasscheibe [des Automaten] steht traurig ein Teller mit Suppe oder Fleisch, ein Glas Saft. Glas und Metall blitzen, aber die ihrer Freiheit beraubten Würstchen und Frikadellen machen einen merkwürdigen Eindruck. Sie tun uns leid wie Katzen auf einer Ausstellung.« Oder: »… Die Pornografie ist derart mechanisiert, dass sie schon an eine Fabrik erinnert. Dieses Schauspiel ist so unerotisch wie die Serienproduktion von Staubsaugern oder Rechenmaschinen.« Und: »Es dröhnt der Jazz, als gäbe er sich alle Mühe, das Rattern der Hochbahn nachzuahmen.« Natürlich kommen sie auch um die witzige Gestalt von Mr. Adams-Trone nicht herum, einem komischen Kauz, einem ›Pickwicker‹ und zugleich einem gebildeten, umsichtigen Mann mit fortschrittlichen Ansichten, der die zweimonatige Autofahrt der beiden Schriftsteller durch das Land organisierte und angenehm gestaltete.

Man könnte sich noch lange über die literarischen Qualitäten des Buches verbreiten, über die offizielle Kritik, die mehrfach daran geübt wurde. Man könnte auf die Streichungen verweisen, die Zensoren vornahmen, von den Vorbildern für das Ehepaar Adams erzählen, den Brief Ilfs und Petrows an Stalin nach ihrer Rückkehr aus den USA erwähnen. Man könnte die vielen verschiedenen Übersetzungen des Buchtitels in andere Sprachen aufzählen, zum Beispiel die grellrote Werbebanderole der Pariser Ausgabe mit der Aufschrift: »Stalin schickt Ilf und Petrow ins Land der Coca-Cola«.

Heute ist dieses ehrliche, kluge, nicht ideologisch gefärbte Buch über Amerika und seine Bewohner nötiger und aktueller denn je.

Die vorliegende Ausgabe enthält den Buchtext in der Fassung der Autoren ohne alle Eingriffe der Zensoren, dazu Briefe von Ilf und Petrow, die sie während der Reise an ihre Familien geschrieben haben (ein großer Teil der Briefe Ilja Ilfs wird hier zum ersten Mal veröffentlicht), sowie Reaktionen von Lesern auf die erste Ausgabe des Buches im Jahre 1937.

Felicitas Hoppe

Kolumbus geht an Land

»Dass Sie Amerika entdeckt haben, will noch gar nichts heißen. Wichtig ist, dass Amerika Sie entdeckt«, schreiben Ilf und Petrow 1936 in einer kurzen Satire mit dem Titel »Kolumbus geht an Land«, als sie ihre große Reise ›cross country‹ hin und zurück, von Ost nach West und von West nach Ost, mit einem Abstecher nach Mexiko und in die Südstaaten, bereits längst hinter sich haben. Womit sie nicht nur Amerika und ihre eigene Reise, sondern das Reisen insgesamt auf eine bündige Formel bringen. Und das unaufhörliche Schreiben darüber, das auch dann nicht aufhören wird, wenn längst alles gesagt scheint. »Es gibt Reisebeschreibungen, die nicht nur etwas über ein Land, sondern auch über die Reisenden selber aussagen«, so Ilfs Tochter Alexandra in ihren Vorbemerkungen zu dem hier vorliegenden Buch. Und sie fährt fort: »Die klassischen Beispiele dieses Genres (…) sind eher der Belletristik als dem Sachbuch zuzuordnen.«

Das gilt auch für »Das eingeschossige Amerika«, denn es ist nicht allein die Genauigkeit der Beobachtung, die Bestandsaufnahme, das wache fotografische Auge, was die Qualität des vorliegenden Textes ausmacht, nicht das also, was man landläufig ›Reportage‹ nennt, sondern allem voran die Kraft der Verwandlung, die die persönliche Beobachtung zu Literatur macht (welchen Grades auch immer), zu dem, was Alexandra Ilf ›Belletristik‹ nennt, die nicht deshalb schön ist, weil sie beschönigt, sondern weil sie mithilfe der »präzisierenden Hefe der Phantasie«, wie es Bohumil Hrabal einmal ausdrückte, die Dinge in ein anderes, weit erhellendereres Licht taucht als jede Reportage es könnte. Dies und nichts anderes ist es, was die Lektüre von »Das eingeschossige Amerika«, heute nicht weniger als damals, nicht nur zu einem großen Vergnügen, sondern jenseits aller Zeitzeugenschaft, zu einem eigenwilligen Reiseroman macht, obwohl Ilf und Petrow diese Bezeichnung vermutlich gar nicht für sich in Anspruch genommen hätten.

Entdecken wir also hinter dieser nur scheinbar naiven und höchst eigensinnigen Beschreibung der ›Neuen Welt‹ von 1936 zwei russische Schriftsteller, die aus einer ganz anderen ›neuen Welt‹ kommen und uns, anders als in ihren Briefen, nur selten verraten, wie es ihnen unterwegs wirklich ergeht in einem Land, das sie zum ersten Mal bereisen, dessen Sprache sie keineswegs mächtig sind (auch wenn sie das zu verbergen suchen) und das sie gleichermaßen begeistert, irritiert und verwirrt. Diskretion und die weitgehende Abwesenheit persönlicher oder ideologischer Denunziation gehören ebenso zu den Stärken des Buches wie die Abwesenheit jenes subjektiv impressionistischen Reisegefühls, das Leser von zeitgenössischen Reiseromanen so oft unbefriedigt zurücklässt. Und doch wird die Reportage, bei allem Ehrgeiz zur scheinbar nüchtern ironischen Berichterstattung, im Lauf des Erzählens auf so schöne wie vertrackte Weise Fiktion.

Ein Narr also, wer glaubt, Amerika zu sehen, wenn er lesenderweise mit Ilf und Petrow und ihrem persönlichen Reiseführer, einem nach Russland eingewanderten litauischen Ingenieur (im Text auf geniale Weise in die so wunderbare wie unverwechselbare Figur des Mr. Adams verwandelt) und seiner amerikanischen Frau (die mindestens ebenso wunderbare und noch weit genialere Mrs. Adams alias Becky, die Einzige nämlich, die tatsächlich einen Führerschein hat!) in einem kleinen grauen Ford das große Land west- und wieder ostwärts bereist. Und ein noch größerer Narr, wer glaubt, Amerika nicht zu sehen, weil er glaubt, ›sein Amerika‹ so viel besser zu kennen als jene ahnungslosen russischen Gäste.

Denn hier sieht der Gast und lässt sich das Sprechen darüber nicht nehmen, auch wenn sich, Himmelsrichtung egal, bis heute hartnäckig jene seltsame Meinung hält, dass, wer zum ersten Mal ein Land bereise und dort nur kurzfristig zu Besuch sei, sich darüber nicht äußern könne, weil der ›erste Blick‹ nur bedingt Gültigkeit habe, weil er kindlich, naiv, unberufen sei. Von Erwartung und Vorurteil geprägt. Man unterschätze aber die Kraft des Vorurteils nicht, das uns gelegentlich weiter bringt als jene diplomatisch politische Korrektheit, die den Verkehr miteinander nicht selten so gut wie unmöglich macht, weil wir uns den Blick aufeinander mit nichts als Höflichkeiten verstellen.

Entgegen der herrschenden Meinung, die ständig von Kennerschaft spricht, wiegt nämlich, wie in jeder menschlichen Begegnung, auch auf Reisen (und auf Reisen besonders) der erste Blick weit schwerer als alles andere, weil man im Vorbeigehen, im Vorüberfahren auf endlosen Straßen, weit mehr sieht und mehr zu erzählen hat als alle selbstberufenen Zeugen zusammen, die (aus Not die einen, aus Neigung und Aussicht auf Vorteil die anderen) seit Jahren hier leben, in ängstlicher Anwärterschaft auf Einwohnerschaft, und darum vorgeben, alles besser zu wissen als der, der zum ersten Mal reist und sieht. Der Gast sieht nun mal anders als der Gastgeber, wo nicht mehr, so doch klarer, denn die Konturen treten schärfer hervor, gerade weil er nur auf der Durchreise ist und keine Zeit zu verlieren hat – das macht ihn, auf höchst produktive Weise, unberechenbar frei.

Von dieser Unberechenbarkeit, von der Freiheit und Naivität des Gastes, ist der vorliegende Text getragen und wird damit zu einem Gespräch zwischen jenen, die zum ersten Mal reisen, und ihrem schon vor Jahren eingewanderten Führer Mr. Adams, der während der Reise andauernd glaubt, eine Lanze für seine Wahlheimat brechen zu müssen: »Ja, ja, Gentlemen, es wäre töricht zu glauben, Amerika sei durch und durch standardisiert, hier jagten die Menschen nur dem Dollar nach, spielten Bridge oder Poker. Nein, nein, Gentlemen!«

Im Lauf der Reise und ihrer Erzählung wird die Geschichte zwischen Gentleman und Gentlemen zu weit mehr als einer Addition der Beobachtungen der Erstreisenden Ilf und Petrow. Tatsächlich wird sie, je länger und weiter sie reisen, allmählich zur Geschichte ihres Gastgebers und Routenplaners, der sich, auf so begeisterte wie gequälte Weise, zum wiederholten Mal auf dieselbe Reise begibt und dabei zum Gast im eigenen Land wird, in einem Land, das er »wie seine Westentasche« kennt, also längst für ›entdeckt‹ hält, und das trotzdem niemals das eigene ist. Vermutlich ist genau das auch der Grund dafür, warum er einfach nicht aufhören kann zu sprechen, wie alle, die sich ihrer Sache nicht sicher sind und denen das scheinbar vertraute Gelände plötzlich wieder ›terra incognita‹ wird. Der Gedanke gefalle uns oder nicht: Wir alle sind Reisende der ersten Stunde.

Allerdings ist Mr. Adams mehr als nur ein literarischer Trick, also nicht, wie man anfänglich annehmen könnte, nur dazu erdacht, den roten Erzählfaden der Reise zu spinnen. In Wahrheit ist er, handwerklich ausgedrückt, wie geschaffen für einen Roman, also einfach eine gute Figur, vielleicht sogar die schönste von allen. Ein Geschenk an den Leser wie an seine beiden Erfinder, denen er über kurz oder lang zum willkommenen Spiegel wird, weil Mr.Adams alles in sich vereint, was die beiden reisenden Gäste beschäftigt: den Auswanderer und den Einwanderer, Abschied und Ankunft, die Kunst der Anverwandlung und des Vergessens gegen das Heimweh und die Erinnerung. Und die noch viel größere Kunst der unmöglichen Moderation zwischen zwei Kulturen, die, wie man die Geschichte auch wendet und dreht und wie sehr sich die beiden Gesichter auch gleichen (Imperium Ost und Imperium West), am Ende eben doch unversöhnlich bleiben: »Wenn Amerika sowjetisch wäre, dann wäre es das Paradies.«

Aber: »Amerika ist ein Land, das in all seinem Denken und Handeln Einfachheit und Klarheit liebt. Reich sein ist besser als arm sein. Und statt Zeit auf das Nachdenken über die Ursachen der Armut zu verschwenden und diese zu beseitigen, versucht der Amerikaner mit allen Mitteln, eine Million zu verdienen.«

Natürlich wird einem aufmerksamen Leser nicht entgehen, dass es im Text wimmelt von jenen kleinen Tributen, die die Reisenden ihrer Heimat zollen, als hätten sie Angst, es könne womöglich ein Zweifel daran aufkommen, dass es nirgends schöner sein kann als zu Hause, auch wenn es zu Hause (man lese Ilf und Petrow, die gesammelten Werke) alles andere als schön ist. (Denn zu Hause in der Sowjetunion geht es längst um Leben und Tod.)

Dass Amerika weder paradiesisch noch sowjetisch ist, versteht sich von selbst. Und doch bleiben die an die Heimat gezollten Tribute allgemein, formelhaft, gebetsmühlenartig und täuschen an keiner Stelle über die Faszination hinweg, die das Gastland auf seine Besucher ausübt. Der größte Narr ist also jener sowjetische Leser, der, als Ilfs und Petrows »Amerika« erstaunlicherweise tatsächlich erscheint, vom Verlag in die Pflicht genommen und auf sein Leseerlebnis hin befragt, um auf Nummer sicher zu gehen, seinerseits einen Katalog von Fragen vorlegt:

»Ich lese gerade das Buch von Ilja Ilf und Jewgeni Petrow, ›Das Eingeschossige Amerika‹. Das Buch interessiert mich sehr. Ich bitte die Redaktion, mir auf einige Fragen zu antworten: Soll man dieses Buch als einen Reisebericht der Autoren ansehen oder ist es einfach ein fantastischer Roman? Wenn es ein fantastischer Roman ist, dann muss man, um so etwas zu schreiben, sehr viel mehr über Amerika wissen. Wenn es eine Erzählung ist, dann wird die Lage der Werktätigen wenig beleuchtet. (…) Schreiben Sie mir bitte, welches Ziel sich die Autoren mit diesem Werk gestellt haben. Wenn ich eine Antwort auf diese Fragen habe, dann teile ich Ihnen meine Eindrücke ausführlicher mit. (…)«

Hier, knapp siebzig Jahre später, meine Antworten: 1. Es ist, was sonst, ein fantastischer Roman, dieses Genre beherrschen die Russen seit je. 2. Es kommen viele Werktätige vor. Allerdings selten als Helden. 3. Das Ziel der Autoren: Darüber kann ich keine nähere Auskunft geben. Teilen Sie uns bitte trotzdem Ihre Eindrücke mit.

Das ist, zugegeben, billiger Spott auf Kosten des Lesers, der auf mich zurückfällt, auf den nachgeborenen Besserwisser, weil ich beim Lesen jene Geschichte überspringe, die sich nicht überspringen lässt, jene Phase der großen Annäherung zwischen den USA und der Sowjetunion, noch keine Rede vom ›Kalten Krieg‹, dafür von Technikbegeisterung und Neugier getragen und von dem uns heute absurd erscheinenden Glauben an den ›neuen Menschen‹, der hier wie da, auf jeweils höchst unterschiedliche Weise, so mühelos zu erschaffen schien und, Gottseidank, niemals erschaffen wurde.

Und doch gibt es, bei aller Vorsicht und jenseits aller Versuche einer genauen Lektüre im historischen Kontext, etwas, das weit über diesen Kontext hinausgeht und das hier nicht unerwähnt bleiben soll: Es macht einfach großen Spaß, dieses Buch zu lesen, weil der Leser, von der ersten Seite an, unwiderruflich mit von der Partie ist, weil es eine fast kindliche Freude bereitet, mit Ilf und Petrow ein Schiff zu besteigen (die ›Normandie‹), den Atlantik zu überqueren und ein Schiff zu begehen, das man niemals von außen sieht. Weil man Freude an den Mitreisenden hat (›Familie Butterbrot‹) und, wenn plötzlich ein Sturm aufkommt, den Bodenbelag zu betrachten beginnt, dessen Vorzüge man erst zu schätzen weiß, »wenn das Schiff zu schaukeln beginnt. Die Schuhsohlen kleben geradezu daran fest. Das schützt zwar nicht vor der Seekrankheit, bewahrt einen aber vor Stürzen.«

Die Schiffsreise ist nur der Anfang, die Exposition einer großen Reiseschule des Sehens und Hörens, die zu Wasser beginnt und sich später an Land, mit derselben Genauigkeit der Beobachtung und Einfühlung fortsetzt: »Zum ersten Mal im Leben hörten wir, wir ein Handtuch klingt, die Seife, der Teppich auf dem Fußboden, das Papier auf dem Schreibtisch, Vorhänge und selbst ein auf das Bett geworfener Kragen. Alles in der Kabine tönte und dröhnte. Wenn der Passagier sich eine Sekunde in Gedanken verlor (…), begannen seine Zähne zu klappern. (…) Allein in unserer Kabine entdeckten wir an die hundert verschiedene Geräusche.«

Und dann sind wir da, in der ›neuen Welt‹, Abenteuer und Geheimnis zugleich: »Über geschlossene Gänge gelangten die Passagiere in die Zollhalle, erledigten die Formalitäten und traten auf die Straße hinaus. Das Schiff, das sie über den Ozean gebracht hatte, bekamen sie auch jetzt nicht zu Gesicht.« Und: »Als wir endlich gehen konnten, war es schon Abend. Ein weißes Taxi mit drei leuchtenden Laternen auf dem Dach, das wie eine nostalgische Kutsche wirkte, brachte uns zum Hotel.«

Wie eine »nostalgische Kutsche« wirkt auch jener legendäre »kleine graue Ford«, mit dem, einen Monat später, Ilf und Petrow in der Begleitung von Mister und Misses Adams ihre große Reise durch den nordamerikanischen Kontinent antreten. Kurz vor Reisebeginn besuchen die Russen (auf Vermittlung von Ernest Hemingway!) noch das berüchtigte Gefängnis von Sing Sing, eine Schlüsselszene, nicht nur was Mister Adams betrifft, der plötzlich unbedingt wissen will, wie sich ein ›Todeskandidat‹ fühlt: » (…) ›Nein, nein, Gentlemen, murmelte er dabei, es dauert nicht lange.‹ Er nahm auf dem geräumigen Sitz Platz und schaute uns triumphierend an. (…) Den Helm bekam Mr. Adams nicht aufgesetzt, aber er bettelte so lange, bis man ihm wenigstens das nackte Ende des Kabels auf seinen schweißglänzenden Kopf legte. Für eine Minute wurde uns angst und bange. Aus Mr. Adams’ Blick dagegen sprach nichts als grenzenlose Neugier. Man sah sofort, dass er zu dem Menschenschlag gehört, die alles selbst erleben, mit eigenen Händen betasten, selbst sehen und hören wollen.«

Die so alte wie grausame Erkenntnis, dass Fortschritt und Vernichtung nah beieinander liegen und wie wenig, egal wo, ein Menschenleben tatsächlich zählt, begleitet uns auf der ganzen Reise. In Mister Ripleys ›elektrischem Haus‹ begegnen wir wenig später dafür den Sonnenseiten der Elektrizität und dem, was ›Publicity‹ bedeutet, ein Phänomen, das die beiden Russen besonders beschäftigt: »Nachdem uns Mr. Ripley noch rasch eine elektrische Maschine zum Schlagen von Eiern gezeigt hatte, forderte er uns auf, mit ihm nach oben ins Schlafzimmer zu gehen. Dort zog er sein Jackett aus und legte sich aufs Bett. (…) ›Sie brauchen keinerlei Bewegungen zu machen. Sie schnallen sich nur an und schalten den Strom ein. Der Apparat massiert Sie auf das gründlichste durch.‹« Eine Vorführung, die sowjetische Leserinnen überzeugte: »Ob Amerika mir gefallen hat? Überhaupt nicht. Das Einzige, worum ich die Amerikaner beneide, das sind die Ehrlichkeit der Leute und der Einsatz der Elektrizität, besonders in der Hauswirtschaft, da ich nur Hausfrau bin und viel Zeit mit Primuskochern und Petroleumlampen verbringen muss.«

Ein anderes beeindruckendes Kapitel schildert den Besuch bei Henry Ford, der, aus Prinzip, kein Büro besitzt (denn das ist Macht: immer überall und nirgends zugleich sein) und ein Museum über Edison aufbaut, in dem die große Geschichte des großen Fortschritts eindrücklich dokumentiert werden soll: »In diesem armseligen Holzhaus mit knarrenden Dielen (…) wurde die Technik unserer Tage geboren. Spuren von Edisons Genie und seinem titanischen Fleiß sind heute noch zu sehen. (…) Als wir das Laboratorium betraten, empfing uns ein krausköpfiger alter Mann mit glühenden schwarzen Augen (…), ein ehemaliger Mitarbeiter Edisons, offenbar der Einzige, der noch lebte. (…) Der Alte zeigte uns die erste Glühlampe, die in der Welt aufleuchtete. Er spielte uns das Ereignis regelrecht vor: Wie sie um das Lämpchen herumsaßen und auf das Ergebnis warteten. Alle Glühfäden flammten für einen Moment auf und brannten sofort durch. Schließlich aber war einer gefunden, der nicht erlosch. Sie saßen eine Stunde, und die Lampe brannte immer noch. Sie saßen zwei Stunden, und die Lampe glühte weiter. Da blieben sie die ganze Nacht sitzen. Das war der Sieg. ›Ohne Edison keine Wissenschaft!‹, rief der alte Mann aus.«

Und ohne Ilf und Petrow kein Amerika! Also reisen wir weiter, von Osten nach Westen, über Chicago (wo man traurigen ausgewanderten russischen Geigern im Konzertsaal zuhören kann und über das Verhältnis der Amerikaner zur Kunst erfährt, was Alexis Tocqueville schon hundert Jahre früher wusste, als er über die Demokratie in Amerika schrieb – nämlich dass sie keins haben: »Die Darbietung war tadellos. Im Saal löste sie keine sichtbaren Emotionen aus.«), bis in die Heimat Mark Twains nach Hannibal (»In diesem Sessel (…) hat Tante Polly immer gesessen, und durch dieses Fenster ist der Kater Peter gesprungen, als Tom Sawyer ihm Rizinusöl eingeflößt hatte.«) und von dort aus immer weiter nach Westen, durch die Wüste, durch den Grand Canyon, bis in den ›Goldenen Staat‹, in das gelobte Land Kalifornien, nach San Francisco und schließlich nach Hollywood.

Darüber ist weiter kein Wort zu verlieren, nicht weil sich das Sprechen darüber nicht lohnt, sondern weil es viel schöner ist, selbst zu lesen, was uns allen bekannt ist. Oder zumindest bekannt vorkommt. Denn es ist ja, wie immer, das scheinbar Bekannte, das die Lust an jeder Lektüre erhöht und das Vergnügen des Lesens steigert, weil wir abzugleichen versuchen, was wir glauben, selber gesehen zu haben. Wer Amerika kennt, erkennt alles wieder und sieht trotzdem alles anders und neu, durch die Lupe einer Vergangenheit, die zur Kenntlichkeit hin vergrößert, dass wir selbst dieser Mister Adams sind (für den Fall, dass wir einen Führerschein haben, womöglich auch seine Frau!), der erste Mensch in der neuen Welt, weshalb es natürlich das Beste wäre, wir könnten sofort ein Schiff oder Flugzeug besteigen und noch am selben Tag ein Auto mieten (es muss kein Ford sein), um, ich weiß nicht, zum wievielten Mal, selber von Osten nach Westen zu fahren. Denn plötzlich möchte ich wieder wissen, was stimmt und was nicht, was wahr ist, was falsch, was erlogen und was nur ehrlich erfunden, was Anekdote, was Ideologie. Vor allem aber möchte ich sehen, was ich übersehen habe, als ich zum ersten Mal dort war.

Aber das alles werde ich niemals erfahren, genauso wenig wie ich erfahren werde, wie Ilf und Petrow sich wirklich fühlten, als sie mit Mister und Misses Adams durch das eingeschossige Amerika reisten. Die Geschichte verwandelt sich. Und kommt trotzdem, indem sie sich ständig verwandelt, immer auf dasselbe zurück. Weshalb es nicht weiter überrascht, dass wir, wenn wir Ilf und Petrow lesen (oder Tocqueville), das Gefühl haben, irgendwie ›up to date‹ zu sein.

Denn nichts ist bewältigt, nichts vergessen, die indianischen Ureinwohner so wenig wie die viel beschworene ›Rassenfrage‹, und in Hollywood tragen die Frauen bis heute, ganz egal, in welchem historischen Film, die aktuelle Tagesfrisur. Kein Grund zu spotten. Aber nachdenken kann man darüber schon, warum Ilf und Petrow, als sie den legendären ›Russenhügel‹ besuchen, wo sie zu Gast bei den ›Molokanern‹ sind (eine ausgewanderte russische Sekte), die Lieder von vor hundert Jahren hören, von Sängern, die kein Wort Englisch können: »Der gewaltigste der Molokaner, ein älterer Mann mit Metallbrille und graumeliertem Bärtchen, holte plötzlich tief Luft und begann mit ungewöhnlich starker Stimme zu singen, so laut, dass es uns zunächst beinahe schien, er singe nicht, sondern schreie:

Matt bin ich vor Gram und Sorge,

Dieser Schlange fürchterlich,

Brenne ab, mein kleiner Kienspan.

So wie du verbrenn auch ich.

Alle Männer und Frauen fielen ein. Sie taten das ebenso wie ihr Vorsänger – mit voller Stimme. Der Gesang hatte keinerlei Nuancen. Die Leute sangen Fortissimo, nur Fortissimo, mit all ihrer Kraft, als wollten sie einander überschreien. (…) Ungeachtet der Lautstärke lag Wehmut darin. (…) Dieses Lied hatten die Menschen an der Wolga gesungen (…), jetzt sangen sie es hier in San Francisco, im Staate Kalifornien. Würde man sie nach Australien, Patagonien oder auf die Fidschi-Inseln vertreiben, dann sängen sie es wohl auch dort. Das Lied stellte alles dar, was ihnen von Russland geblieben war. (…) Mr. Adams (…) stimmte in den Gesang der Molokaner ein.«

2006 erschien unter dem Titel »Ilf and Petrov’s American Road Trip« in New York eine stark gekürzte Neuauflage der Reiseberichts der beiden Russen, die neben Textauszügen und zahlreichen Fotos, die Ilf mit seiner Leica machte, auch einen Essay von Alexander Rodschenko enthält, in dem der berühmte Fotograf anmerkt, die Fotografien Ilfs entbehrten der ironischen Aussagekraft ihres beiliegenden Reiseberichts. Schwerer als diese etwas mäkelige Kritik eines Meisters am ›ersten Blick‹ eines Laien wiegt allerdings die Tatsache, dass die sorgfältige Edition sich auf die ›Reportage‹ beschränkt und Mr. und Mrs. Adams weitgehend auslässt, mithin die präzisierende Hefe jener Phantasie, die nur aus menschlicher Begegnung erwächst. Umso schöner also, dass es jetzt eine deutsche Ausgabe gibt, die sich erlaubt, den so ernsthaften wie komischen Text in voller Länge zu drucken und uns Ilf und Petrow zeigt als die, die sie sind, auch wenn sie dabei manchmal die Zähne zeigen. Denn: »Die Amerikaner lachen und blecken ständig die Zähne. Nicht weil gerade etwas Lustiges passiert ist, sondern weil das zu ihrem Stil gehört.«

Ein Stil, den der sterbende Schriftsteller Lincoln Steffens, seinen Besuchern Ilf und Petrow zufolge, auf dem Totenbett folgendermaßen kommentierte: »Ich kann nicht länger hier bleiben«, sagte er leise und drehte seinen Kopf zum Fenster, als wirke die leichte freie Natur Kaliforniens erstickend auf ihn. »Ich kann dieses idiotische optimistische Lachen nicht mehr hören. (…) Während wir Pläne schmiedeten, lag Steffens, von dem Gespräch erschöpft, in seinem Bett, und eine seiner Hände ruhte auf der Schreibmaschine. Still, in weißem Hemd mit offenem Kragen, abgemagert, mit dünnem Hals und kleinem Bärtchen erinnerte er an den sterbenden Don Quichotte.«

Dass wir Amerika entdeckt haben, will gar nichts heißen, solange Amerika nicht Don Quichotte entdeckt, aber das kann dauern.

Erster Teil

AUS DEM FENSTER DER 27. ETAGE

1. Kapitel

Die ›Normandie‹

Um neun Uhr morgens fährt ein Sonderzug von Paris ab, der die Passagiere der Normandie nach Le Havre bringt. Ohne Zwischenhalt rollt er nach drei Stunden in das Abfertigungsgebäude des Hafens ein. Die Fahrgäste kommen auf einem geschlossenen Bahnsteig an, werden mit dem Lift in die oberste Etage des Bahnhofsgebäudes gefahren, durchschreiten dann mehrere Säle und gelangen durch einen Gang in ein großes Foyer. Dort bringen sie andere Fahrstühle zu den verschiedenen Decks, wie die Stockwerke hier heißen. Jetzt befinden sie sich bereits auf der Normandie. Wie die von außen aussieht, wissen sie nicht, denn das ganze Schiff bekommen sie nicht zu Gesicht.

Als wir den Lift bestiegen, drückte ein Boy in roter, goldbetresster Livree mit eleganter Bewegung einen Knopf. Der nagelneue, blitzblanke Fahrstuhl fuhr einige Meter nach oben, blieb zwischen den Etagen hängen und sackte dann unerwartet durch, ohne auf den Boy zu reagieren, der verzweifelt alle Knöpfe drückte. Nachdem er drei Etagen nach unten gefahren war, statt zwei nach oben, hörten wir einen sattsam bekannten Satz, nur diesmal auf Französisch: »Der Lift ist außer Betrieb.«

In unsere Kabine gelangten wir über die Treppe, die von einem unbrennbaren hellgrünen Kautschukbelag bedeckt war. Mit dem gleichen Material sind alle Korridore und Foyers des Dampfers ausgelegt. Der Schritt wird davon weich und geräuschlos. Sehr angenehm. Wirklich zu schätzen lernt man die Vorzüge dieses Belages erst, wenn das Schiff zu schaukeln beginnt. Die Schuhsohlen kleben geradezu daran fest. Das schützt zwar nicht vor der Seekrankheit, bewahrt einen aber vor Stürzen.

Die Treppe war gar nicht so, wie man sie sonst von Schiffen kennt, sondern breit und flach mit Stufen und Absätzen. Mit diesen Maßen hätte sie in ein Haus gepasst.

Auch die Kabine präsentierte sich anders als gewohnt. Ein geräumiges Zimmer mit zwei Fenstern, zwei breiten Holzbetten, Sesseln, Wandschränken, Tischchen, Spiegeln und allem Komfort bis hin zum Telefon. Dass die Normandie ein Schiff ist, gibt sie eigentlich nur bei Sturm zu erkennen, denn dann schwankt sie wenigstens ein bisschen. Bei ruhigem Wetter dagegen ist sie ein riesiges Hotel mit prächtigem Meerblick, das sich unerwartet von der Küste eines eleganten Kurorts gelöst hat und nun mit einer Geschwindigkeit von dreißig Knoten nach Amerika fährt.

Tief unten wurden uns von allen Etagen des Terminals letzte Grüße und Wünsche zugerufen. Auf Französisch, auf Englisch und Spanisch. Auch auf Russisch. Vom Schiff rief ein merkwürdiger Mann in schwarzer Seemannsuniform mit einem silbernen Anker und dem Davidstern am Ärmel, mit Barett und traurigem Bärtchen etwas auf Jiddisch. Später stellte sich heraus, dass es der Schiffsrabbiner war, den die General Transatlantic Company angeheuert hat, um die geistlichen Bedürfnisse eines Teils der Passagiere zu befriedigen. Für andere Teile stehen ein katholischer und ein protestantischer Geistlicher zur Verfügung. Muslime, Feueranbeter und sowjetische Ingenieure bleiben dagegen ohne jeden spirituellen Beistand. Die Reederei überlässt sie in dieser Hinsicht glatt ihrem Schicksal. Die Normandie besitzt eine ziemlich geräumige katholische Kirche mit trübem elektrischem Licht – sehr passend für das Gebet. Altar und Heiligenbilder können leicht mit Abdeckungen versehen werden, wodurch die Kirche im Handumdrehen zum Protestantismus konvertiert. Der Rabbi mit dem traurigen Bärtchen besitzt keinen eigenen Gebetsraum. Er hält seinen Gottesdienst im Kinderzimmer ab. Dafür stellt ihm die Company einen Gebetsmantel und besondere Tücher zur Verfügung, um die profanen Bilder von Häschen und Kätzchen zeitweilig verschwinden zu lassen.

Der Dampfer legte ab. Am Kai und auf der Mole drängten sich die Menschen. Für die Bürger von Le Havre war die Normandie noch ungewohnt, und jedes Auftauchen des transatlantischen Riesen geriet zu einer Sensation. Bald war die Küste Frankreichs im Dunst des trüben Tages verschwunden. Gegen Abend blinkten vor uns bereits die Lichter von Southampton. Eineinhalb Stunden lag die Normandie auf der Reede und nahm englische Passagiere auf, umflossen vom fernen, geheimnisvollen Licht der unbekannten Stadt. Dann hielt sie auf den offenen Ozean zu, wo unter ihr bald unsichtbare Wellen tosten, die ein heftiger Wind aufwühlte.

Im Heck, wo wir untergebracht waren, begann alles zu vibrieren – die Decks, die Wände, die Bullaugen, die Sessel, die Gläser über dem Waschbecken und dieses selbst. Das Schiff bebte so stark, dass Gegenstände Geräusche machten, von denen man solche nie erwartet hätte. Zum ersten Mal im Leben hörten wir, wie ein Handtuch klingt, die Seife, der Teppich auf dem Fußboden, das Papier auf dem Schreibtisch, Vorhänge und selbst ein aufs Bett geworfener Kragen. Alles in der Kabine tönte und dröhnte. Wenn der Passagier sich eine Sekunde lang in Gedanken verlor und die Gesichtsmuskeln erschlafften, begannen seine Zähne zu klappern. Die ganze Nacht schien uns, als wolle jemand unsere Tür aufbrechen, klopfe an die Fenster oder lasse ein polterndes Lachen erschallen. Allein in unserer Kabine entdeckten wir an die hundert verschiedene Geräusche.

Die Normandie absolvierte ihre zehnte Überfahrt zwischen Europa und Amerika. Nach der elften sollte sie ins Dock gehen, wo man sicher ihr Heck öffnen und die Konstruktionsfehler beseitigen würde, die die Vibration verursachten.

Am Morgen kam ein Matrose in unsere Kabine und verschloss die Bullaugen fest mit Metalldeckeln. Der Sturm gewann an Stärke. Ein kleiner Frachtdampfer strebte mit großer Mühe der französischen Küste zu. Manchmal verschwand er völlig hinter einer Welle, und nur die Mastspitzen waren noch zu sehen.

Bisher hatten wir die Vorstellung gehabt, der Seeweg zwischen der Alten und der Neuen Welt sei eine belebte Straße, wo man vielen lustig beflaggten Schiffen mit Musik begegnet. In Wirklichkeit ist der Ozean eine gewaltige Wasserwüste. Der kleine Dampfer, der 400 Meilen vor Europa mit den Wellen kämpfte, war das einzige Schiff, das uns während der fünftägigen Überfahrt begegnete. Die Normandie legte sich langsam und würdevoll von einer Seite auf die andere. In gleichmäßigem Tempo pflügte sie durch die hohen Wellen, die von allen Seiten gegen sie anrannten, und verbeugte sich nur hin und wieder vor dem Ozean. Das war nicht das Ringen einer schwachen Schöpfung von Menschenhand mit den entfesselten Elementen. Es war ein Kampf von Gleich zu Gleich.

Im halbrunden Rauchsalon hockten drei berühmte Ringer mit Blumenkohlohren, hatten ihre Jacketts abgelegt und spielten Karten. Unter ihren Westen quollen die Hemden hervor. Dicke Zigarren im Mundwinkel, dachten sie angestrengt nach. An einem anderen Tischchen spielten zwei Männer Schach und mussten dauernd die Figuren neu aufstellen, weil die beim Schlingern des Schiffes verrutschten. Zwei andere, das Kinn in die Hände gestützt, sahen gespannt zu. Wenn es jemandem bei diesem Wetter einfiel, ein Damengambit zu spielen, dann konnten das nur sowjetische Menschen sein. So war es auch. Die sympathischen Botwinniks stellten sich als Ingenieure aus der Heimat heraus.

Nach und nach schloss man Bekanntschaften, bildeten sich Grüppchen. Als gedruckte Passagierlisten verteilt wurden, entdeckten wir eine sehr lustige Familie: Mr. Butterbrot, Mrs. Butterbrot und dazu noch ein junger Mr. Butterbrot. Wäre Samuil Marschak auf der Normandie gefahren, dann hätte er wahrscheinlich ein Kindergedicht mit dem Titel »Der dicke Mr. Butterbrot« geschrieben.2

2 Anspielung auf Samuil Marschaks Kindergedicht »Das Eis«, in dem ein dicker Mann so viel Speiseeis isst, dass er sich in einen Eisberg verwandelt, auf dem die Kinder rodeln – d.Ü.

Dann fuhr unser Schiff in den Golfstrom ein. Ein warmer Nieselregen fiel, und in der schwülen Treibhausluft schwebten Rußflöckchen vom Rauch eines der Schornsteine der Normandie.

Wir machten uns auf, das Schiff zu erkunden. Der Passagier der Dritten Klasse bekommt davon kaum etwas zu sehen. Er darf weder die Erste noch die Touristenklasse betreten. Wer in der Touristenklasse fährt, sieht auch nicht viel von der Normandie, denn auch er darf bestimmte Grenzen nicht überschreiten. Die Erste Klasse ist die Normandie. Sie nimmt fast neun Zehntel des gesamten Schiffes ein. Alles dort ist riesig – die Promenadendecks und Restaurants, die Rauch-, Spiel- und Damensalons, die Orangerie, wo fette französische Spatzen auf gläsernen Zweigen herumhüpfen und von der Decke Hunderte von Orchideen hängen, das Theater mit 400 Plätzen, der Swimmingpool, dessen Wasser von grünen Lampen erleuchtet wird, der Marktplatz mit einem ganzen Kaufhaus und Sporthallen, wo betagte glatzköpfige Herren, auf dem Rücken liegend, mit den Füßen Bälle in die Luft schlagen, dazu Säle, in denen dieselben Glatzköpfe, wenn sie vom Ballspielen oder vom Laufen auf der Tartanbahn erschöpft sind, in tiefen Sesseln ein Nickerchen machen. Gewaltig ist auch der Teppich im Hauptsalon, der über eine halbe Tonne wiegt. Selbst die Schornsteine der Normandie, die doch eigentlich dem ganzen Schiff gehören müssten, sind ausschließlich der Ersten Klasse vorbehalten. In einem sind die Hunde der Passagiere der Ersten Klasse untergebracht. Die hübschen Kerle sitzen dort in Käfigen und langweilen sich zu Tode. Die meisten werden seekrank. Ab und zu führt man sie auf einem besonderen Deck spazieren. Dann lassen sie ein schüchternes Bellen hören und blicken traurig auf den stürmischen Ozean.

Wir stiegen in die Küche hinunter. An einem siebzehn Meter langen elektrischen Herd werkelten Dutzende Köche. Ebenso viele nahmen Geflügel aus, schlachteten Fische, buken Brot und stellten Torten her. In einer besonderen Abteilung wurde koscheres Essen zubereitet. Ab und zu schaute der Schiffsrabbi herein, um sicherzugehen, dass übermütige französische Köche nicht etwa Stückchen von unkoscherem Trefa in die Speisen der Orthodoxen warfen. Die Vorräte wurden in Eiskammern aufbewahrt. Dort herrschte strenger Frost.

Die Normandie gilt als ein Meisterwerk der französischen Technik und Kunst. Ihre Technik ist in der Tat hervorragend. Die Geschwindigkeit des Schiffes, die Brandschutzvorrichtungen, den kühnen, eleganten Schwung des Rumpfes oder die Funkanlage kann man nur bewundern. Was die Kunst betrifft, da haben die Franzosen schon bessere Zeiten gesehen. Die Bemalung der Glaswände ist tadellos ausgeführt, aber die Gemälde auf dem Schiff stellen nun wirklich nichts Besonderes dar. Ebenso wenig die Reliefs, die Mosaiken, Skulpturen und das Mobiliar. Überall viel Gold, gefärbtes Leder, glänzende Metallbeschläge, Seide, Edelhölzer und prächtiges Glas. Viel Prunk und wenig Kunst. Genau das, was französische Künstler mit resignierendem Achselzucken triumphalistischen Stil nennen. Kürzlich wurde auf den Pariser Champs Elysées ein Café Triumph eröffnet, das genauso ausgestattet ist – wie ein plüschiges Boudoir. Schade! Hätten doch die großartigen französischen Ingenieure, als sie die Normandie bauten, ebensolche großartigen Künstler und Architekten zu Partnern gehabt! Schade vor allem deswegen, weil es die in Frankreich gibt.

Die wenigen technischen Mängel – die Vibration im Heckbereich, der Lift, der schon nach einer halben Stunde seinen Geist aufgab – und andere ärgerliche Kleinigkeiten kann man nicht den Ingenieuren anlasten, die dieses herrliche Schiff gebaut haben, sondern wohl eher den ungeduldigen Auftraggebern, die es so rasch wie möglich in Betrieb nehmen und sich um jeden Preis das Blaue Band für den Geschwindigkeitsrekord sichern wollten.

Am Abend vor der Ankunft in New York gab es ein Festessen und ein Unterhaltungsprogramm, das die Passagiere selbst gestalten sollten. Das Essen war wie immer, nur hatte man ein Löffelchen russischen Kaviar hinzugefügt. Außerdem wurden Piratenhüte aus Papier, Rasseln, Abzeichen in Form eines blauen Bandes mit der Aufschrift Normandie und Brieftaschen aus Kunstleder mit dem Logo der Transatlantic Company verteilt. Mit den kleinen Souvenirs will man die Passagiere davon abhalten, Inventar des Schiffes mitgehen zu lassen. Denn man weiß, dass die meisten Reisenden besessene Souvenirjäger sind. Auf der ersten Überfahrt der Normandie nahmen sie eine große Zahl von Messern, Gabeln und Löffeln als Andenken mit. Nicht einmal Teller, Aschenbecher und Karaffen blieben verschont. Es scheint also günstiger zu sein, ein Abzeichen für den Jackenaufschlag zu opfern als Löffel, die auf dem Schiff noch gebraucht werden. Die Passagiere freuten sich über die kleinen Dinge. Eine beleibte Dame, die während der ganzen Überfahrt allein an einem Tisch in der Ecke gehockt hatte, setzte sich geschäftig den Piratenhut auf, steckte sich das Abzeichen an die Brust und ließ ihre Rassel ertönen. Offenbar hielt sie es für ihre Pflicht, all die Wohltaten gewissenhaft zu nutzen, die ihr für das Ticket zustanden.

Das kleinbürgerliche Unterhaltungsprogramm fand am Abend statt. Die Passagiere versammelten sich im Salon. Das Licht ging aus, ein Scheinwerfer erleuchtete das kleine Podium, das, am ganzen Körper zitternd, ein abgehärmtes junges Mädchen in silberglänzendem Kleid bestieg. Das Orchester aus Berufsmusikern warf ihr mitleidige Blicke zu. Das Publikum ließ aufmunternden Applaus hören. Das Mädchen öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder. Geduldig spielte das Orchester die Einleitungstakte noch einmal. Die Leute sahen einander nicht ins Gesicht, als erwarteten sie etwas Schreckliches. Dann zuckte die junge Dame zusammen und hub zu singen an. Sie trug das bekannte Chanson »Parlez-moi d’amour« vor, aber so leise, dass ihr zartes Flehen wohl kaum an jemandes Ohr drang. Mittendrin brach sie plötzlich ab, schlug die Hände vors Gesicht und lief davon. Ein weiteres noch abgehärmteres weibliches Wesen erschien auf dem Podium. Sie war barfuß und trug ein einfaches schwarzes Kleid. Sie blickte noch ängstlicher drein. Das sollte eine Barfußtänzerin sein. Einer nach dem anderen stahlen sich die Zuschauer aus dem Saal. Mit unserer lebensfrohen, talentierten, lautstarken Laienkunst hatte das nicht das Geringste zu tun.

Am fünften Tag füllten sich die Decks des Dampfers mit Koffern und Kisten, die man aus den Kabinen holte. Alle Passagiere liefen nach Steuerbord, hielten ihre Hüte fest und starrten wie gebannt auf den Horizont. Die Küste war noch nicht in Sicht, aber die Wolkenkratzer von New York stiegen direkt aus dem Wasser auf wie stille Rauchsäulen. Welch gewaltiger Kontrast, nach der öden Weite des Ozeans plötzlich die größte Stadt der Welt vor sich zu haben. Im sonnendurchfluteten Dunst glänzten schwach die stählernen Kanten des Empire State Building mit seinen 102 Etagen. Möwen umflatterten das Heck der Normandie. Vier kleine, aber starke Schlepper begannen den riesigen Rumpf des Schiffes zu drehen, zogen und schoben ihn in Richtung Hafen. Backbords tauchte die kleine grüne Freiheitsstatue auf. Später war sie dann aus unerfindlichen Gründen plötzlich steuerbords. Wir wurden gedreht, und die Stadt drehte sich um uns, zeigte sich bald von der einen, bald von der anderen Seite. Schließlich blieb sie stehen – unmöglich groß, laut und uns noch völlig unverständlich.

Über geschlossene Gänge gelangten die Passagiere in die Zollhalle, erledigten die Formalitäten und traten auf die Straße hinaus. Das Schiff, das sie über den Ozean gebracht hatte, bekamen sie auch jetzt nicht zu Gesicht.

2. Kapitel

Der erste Abend in New York

Die Halle der Zollabfertigung am Kai der French Line ist riesig. Unter der Decke hängen große eiserne Buchstaben des lateinischen Alphabets. Jeder Ankömmling hat sich unter den Buchstaben zu stellen, mit dem sein Familienname beginnt. Dorthin wird sein Gepäck vom Dampfer gebracht, und dort wird es auch kontrolliert.

Der große Raum war erfüllt von den Rufen, dem Lachen, den Küssen der Angekommenen und der sie Erwartenden. Die nackten Stahlkonstruktionen ließen ihn wie eine Fabrikhalle erscheinen, in der Turbinen gebaut werden.

Wir hatten niemandem unsere Ankunft mitgeteilt, und keiner holte uns ab. Da standen wir nun unter unseren Buchstaben und warteten auf den Zollbeamten. Der erschien schließlich auch. Es war ein ruhiger, behäbiger Mann. Ihn beeindruckte überhaupt nicht, dass wir den Ozean überquert hatten, um ihm unsere Koffer vorzuführen. Höflich berührte er mit den Fingerspitzen die oberste Schicht unserer Sachen und schaute nicht weiter nach. Dann streckte er seine Zunge heraus, eine ganz gewöhnliche nasse Zunge ohne jedes technische Zubehör, und feuchtete damit große Etiketten an, die er auf unsere Koffer klebte.

Als wir endlich gehen konnten, war es schon Abend. Ein weißes Taxi mit drei leuchtenden Laternen auf dem Dach, das wie eine nostalgische Kutsche wirkte, brachte uns zum Hotel. Anfangs quälte uns der Gedanke, dass wir aus Unerfahrenheit ein schlechtes, altmodisches Gefährt bestiegen haben könnten, dass wir lächerlich und provinziell wirkten. Aber als wir ängstlich aus dem Fenster schauten, sahen wir, dass Fahrzeuge mit den gleichen albernen Lampen in alle Richtungen fuhren. Da beruhigten wir uns ein wenig. Erst später wurde uns klar, dass man sie auf dem Dach angebracht hat, damit die Taxis unter den Millionen anderer Automobile besser zu erkennen sind. Aus demselben Grunde haben die Taxis in Amerika auch die grellsten Farben. Sie sind orange, gelb wie Kanarienvögel oder weiß.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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