Das Erwachen der Intuition - Tanja von Salzen-Märkert - E-Book

Das Erwachen der Intuition E-Book

Tanja von Salzen-Märkert

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

"Das Erwachen der Intuition - Der Weg der Pferdefrauen": In diesem Werk geht es um zwei Pferdefrauen - eine in Pferde- und eine in Menschengestalt. Dieses Buch handelt davon, wie beide, Mensch und Pferd, sich positiv und ihres Wesens entsprechend entfalten und entwickeln können. Am Beispiel von der Begegnung mit der kleinen Stute Sweet Molly schildere ich das Hören auf das Bauchgefühl, die Intuition, und erzähle von erfolgreichem Finden des richtigen Pferdes, von Entscheidungen, die zu fällen sind, Gestaltung von Umzug, Integration in die Herde, Beginn der Beziehungsführung und erste Schritte erfolgreicher Arbeit (mit vielen praxiserprobten Tipps, die immer wieder wichtig sind!) - Dabei Hürden zu meistern und weder sich selbst, noch die Bedürfnisse des Pferdes aus den Augen zu verlieren, ist das zentrale Ziel zur glücklichen Pferde-Mensch Beziehung. Im zweiten Teil leite ich Sie an, sich selbst auf den Zahn zu fühlen - um sich Ihrer persönlichen Situation bewußt zu werden und die Entwicklung Ihrer eigenen Intuition zu unterstützen. Ein Buch, über das sich sicher auch Ihr Pferd freuen wird!

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Seitenzahl: 246

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Das Erwachen der Intuition

Der Weg der Pferdefrauen

Tanja von Salzen-Märkert

Haftungsausschluss:

Die Autorin übernimmt keine Haftung für Folgen, die in Anlehnung an Vorschläge und Tipps, wie sie in diesem Buch beschrieben werden, entstehen. Alle Empfehlungen dienen ausschließlich der unterhaltsamen Erweiterung des/der Lesers/Leserin, dienen der möglichen Entwicklung von Wissen und Intuition, und sind niemals als direkt zu übertragende Weisung für eine Handlung zu verstehen. Empfehlungen und Beispiele in diesem Buch ersetzen nicht die fachliche Analyse Ihrer Situation oder der Ihrer/s Pferde/s. Die direkte Übertragbarkeit wird hiermit ausdrücklich ausgeschlossen.

Copyright: Tanja von Salzen-Märkert, 2019

Gestaltung: Tanja von Salzen-Märkert

Schriftsatz und E-Books: Dr. Bernd Floßmann www.IhrTraumVomBuch.de

Fotos: Archiv Tanja von Salzen-Märkert

Fotos Innenteil: Seite 7, 60, 133, 164 Christiane Slawik, www.slawik.com

Titelfoto: Sabine Stüwer, www.stuewer-tierfoto.de

Druck und Veröffentlichung: epubli, Deutschland

Deutsche Nationalbibliothek, CIP Einheitsaufnahme

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Inhalt

Einleitung

Teil I

1. Weisung von Peggy

2. Der inneren Führung folgen

3. Zu Besuch bei den Isländern

4. Die Begegnung

5. Verantwortung tragen

6. Naturfrau sein

7. Der richtige Moment

8. Die Ankunft

9. Die Integration

10. Zu Hause ankommen

11. Die Grenzen der Belastbarkeit

12. Das wiederkehrende Lied

13. Seliges Urvertrauen

14. Das Spiel mit dem Feedback

15. Die Bindung

16. Die Stärke der Instinkte

17. Der Weg der Pferdefrauen

Teil II

1. Das Grundrecht auf Entfaltung

2. Das Erwecken Ihrer Intuition

Übungen

Übung 1. Die Vorbereitungen für den Kauf eines Pferdes

Übung 2. Das Finden IHRES Pferdes

Übung 3. Der Umzug Ihres Pferdes

Übung 4. Die Unterbringung Ihres Pferdes

Übung 5. Die Integration in die Herde

Übung 6. Der Beginn der Beziehungsarbeit

Nachwort

Dank

Über die Autorin

Bücher von Tanja von Salzen-Märkert

für Peggy und Molly

Einleitung

Die Zeit des Wandels

Dieses Buch ist eine Mitschrift der scheinbar schicksalhaften Begegnung mit der wundervollen und zum Zeitpunkt dieses Schreibens noch jungen Pferdefrau Sweet Molly. Sweet Molly ist die kastanienbraune Connemara-Stute, die mir auf geradezu schicksalhafte Weise zur Begleiterin geworden ist. Sie hat der Kehrtwende, die ich in meinem Leben zu vollziehen hatte, die entscheidende Süße gegeben und in einer großen Wandlungsphase Licht und Erkenntnis ins Dunkle gebracht.

Sweet Molly ist in einer Zeit des Wandels zu mir gekommen. Ein Wandel, der sich innerlich auf allen Ebenen seit Jahren angekündigt hatte und sich nun, zur Zeit des Schreibens, seit fast fünf Jahren kontinuierlich vollzieht. Noch vor drei Jahren lebte ich meinen Kindertraum aus: einen Resthof mit einem Pferde-Menschen-Projekt, in dem sowohl Pferde als auch Menschen aneinander gegenseitigen Halt finden. Ich hatte mir gewünscht, dass Pferde und Menschen voneinander profitieren, lernen und sich gegenseitig die Zeit des gemeinsamen Seins und sich Entwickelns versüßen. Ich wollte schon seit meiner Jugend einen Raum schaffen, in dem es nicht um Zwänge, Leistungsdruck und Machtgehabe geht. Vielmehr wollte ich das, was mir damals als Kind und Jugendliche meine damalige traumhafte Traber-Stute Peggy gezeigt und geschenkt hatte, anderen zum Erleben möglich machen.

Nach meiner Ausbildung zur Erzieherin und Reitpädagogin und wenig später zur Pferdepsychologin machte ich den Traum war: Ich kaufte gemeinsam mit meinem damaligen Partner einen Resthof mitten in einem kleinen Dorf in Norddeutschland und startete das einschließlich Vorbereitung und Planung fast 17 Jahre dauernde Projekt Pferdeschule Equus Caballus. Dank Peggy hatte ich eine ziemlich genaue Vorstellung von dem, wie dieses Projekt inhaltlich aussehen sollte. Peggy war es, die mir die Grundzüge des Pferdedaseins und des natürlichen Umgangs näher brachte. Sie brachte mir die Lehre näher, als je ein Trainer und Lehrer es vermocht hätte. Von Anfang an drehte es sich in meinem Tun mit Pferden um das, was ich heute für wesentlich und sinnvoll erachte. Viele Menschen und Pferde habe ich in den Jahren gesehen und kennen gelernt, ihnen Beistand und Unterstützung geben dürfen. Viele Kinder und Jugendliche, und noch mehr Pferde habe ich auf ihrem Weg auf unterschiedlichste Weise unterstützen dürfen. So viele kleine und große Persönlichkeiten haben sich miteinander und aneinander geradezu großartig entwickelt und ihren ganz eigenen, individuellen Weg gefunden. Ich war und bin sehr glücklich darüber, den Raum dafür geschaffen zu haben und dankbar dafür, dass ich Zeitzeugin all dieser Prozesse und Entwicklungen sein durfte.

Doch eines Tages, etwa vor fünf Jahren, holte mich mein eigener Schatten ein. Zweifel machten sich breit, mein Tun verlor an Enthusiasmus, die Arbeit wurde schwerer und die Nächte wurden dunkler. Ich hatte viel gegeben, immer gerne, doch hatte ich meine eigenen Grenzen missachtet und war nun selbst in der Situation wie viele, die Hilfe suchend zu mir kamen. Und eines nachts fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Mein Lebensplan war zu Ende. Das klingt dramatisch. Und fühlte sich auch monatelang so und noch viel schlimmer an. Ich hatte als Kind einen ganz klaren Plan wer ich bin und was ich mit dieser Identität machen wollte. Ich wollte wahrhaftig etwas bewegen in dieser Welt. Ich konnte es damals sogar schon in Jahreszahlen ausdrücken und wusste konkret meine ersten vier Jahrzehnte zu gestalten. Ich wusste, was ich mit dem Schatz, den Peggy mir geschenkt hatte, anfangen wollte. Ich wusste meinen Beruf. Heute würde ich sagen, ich spürte meine Berufung und war mir sicher, dass ich diesem starken Impuls in mir nachgehen und ihm voll und ganz nachgeben und vertrauen wollte. Ich wollte meinem Traum folgen. Zielstrebig verlor ich nicht eine Minute. Man könnte sagen, dass ich für die ersten 40 Jahre in meinem Leben einen ganz klaren Plan hatte. Ich wollte ohne Unterlass diesem Herzensplan folgen. Ich war mir so sicher. Was danach kommen sollte? Ich hatte keine Ahnung. Und das war zu der Zeit auch nicht weiter schlimm. Denn das, was ich wollte, war das Größte, was ich mir vorstellen konnte.

Es benötigte all meinen Enthusiasmus, mein Engagement, meine Aufmerksamkeit und meine körperliche Kraft, um meine Ziele mit meinem eigenen sehr hohen Anspruch an mich und meine Tätigkeit zu erreichen. Mir war klar, dass ich diese Ziele nur in der Form erreichen könnte, wenn ich unaufhaltsam mein höheres Ziel, meine Vision, im Auge behielt. Und so tat ich es auch. Tag für Tag widmete ich mich meiner Berufung und lernte unaufhörlich vom Leben, und von den vielen guten und zum Teil sehr herausfordernden Begegnungen. Nebenbei recherchierte ich nächtelang, was mich bewegte und absolvierte eine Ausbildung oder Fortbildung nach der anderen, meist ohne genau zu wissen, woher diese starke innere Motivation kam. Ich nahm das Angebot des Lebens einfach an. Es schenkte mir immer die richtigen Inspirationen zur rechten Zeit. Zum Glück hatte ich schon immer viel Freude daran gehabt, zu lernen und die Grenzen meines Horizontes zu erweitern. So wurde ich für das, was mich beschäftigte, zu einem wandelnden Lexikon und einer guten Pferdeexpertin. Und eines nachts kam die Erkenntnis, dass es nun reichte. Mein Kopf war voll von Wissen, ich strotzte vor sinnvollen Therapieansätzen und von ganzheitlichen und heilsamen Methoden. Meine Tage waren voll von Projekten, Gruppen- und Einzelstunden: Unterricht, Coaching, Hilfestellungen, Zuhören, Auskunft geben und demütig meiner Arbeit auf dem Hof nachgehen. Und des nachts wieder Nachsinnen über all das, was in diesem Rahmen geschah, in der Hoffnung, alle Impulse zu verstehen und in ihrer Tiefe begreifen zu können.

Das Telefon klingelte in einer Tour. Ich schaffte es mit steigender Präsenz nur mühevoll, alle Anfragen, die per eMail eintrafen, zu beantworten und so viele Stunden, wie ich hätte geben können und müssen, um allen gerecht zu werden, hatten meine Wochen nicht.

Mittlerweile teilten geradezu unglaubliche Pferdewesen meinen Projektalltag, allen voran Llano, Massitah, Fenja, Lucy, Neo Kameni und Quinoah. Für besondere Übergänge lebten bei uns verschiedene weitere Pferde, die unser Privat- und Projektleben ganz individuell bereicherten. Doch auf einem Pferd gesessen, ganz in Ruhe und aus freien Stücken, am besten in meiner eigenen Freizeit, vollkommen selbstbestimmt, hatte ich schon lange nicht mehr. Das letzte Mal, als ich auf einem Pferderücken saß, fand ich mich – Asche auf mein Haupt – sehr schmerzlich mit dem Hintern im Sand wieder.

Teil 1

Der Weg der Pferdefrauen

1Weisung von Peggy

Nach einer verkopften und wie ich heute sagen würde vollkommenen überflüssigen und sinnlosen Aktion, in der ich einen sensiblen und verstörten Araber bekehren wollte, begegnete ich dem Ende meiner Weisheit. Nach starker und nachhaltiger Demütigung und emotionaler Lastübernahme von Menschen, denen dieser Wallach bisher begegnet und zum Teil ausgeliefert war, hatte sich dieser niemals reiten lassen wollen.

In der Verstrickung meiner Ansprüche und eigener nicht bemerkter Überlastung scheiterte ich, wie viele meiner Kollegen und Kolleginnen, indem ich trotz besseren Wissens eben doch versuchte, ihm das Geritten werden näher zu bringen. Warum das passierte? Weil ich, diejenige, die seit Jahren studierte, übte und sogar andere lehrte, im Jetzt zu sein, nicht richtig bei vollem Bewusstsein präsent und auch nicht achtungsvoll genug war. Ich überging meine Intuition, durch die ich bewußt gewusst hätte, was für dieses fabelhafte Pferd das beste wäre, und gab meiner Ahnung, dass das Unterfangen Reiten nicht klappen würde, nicht in aller Konsequenz Ernstnahme und Raum. Ich war wie alle vor mir, nach einer langen Zeit des Verständnisses und der Geduld plötzlich weder sanft, noch behutsam, weder langsam noch wirklich feinfühlig genug und schon gar nicht verständnisvoll und milde gewesen. Ich hatte mich verleiten lassen, von einem Pferd etwas zu fordern, was nicht funktionieren konnte. Mit Praxiserfahrung, Weisheit und Weitsicht hatte mein nun unter Leistungsdruck stehendes Bestreben rein gar nichts zu tun. Ich handelte in einer Art und Weise, wie ich grundsätzlich jedem predigte, dass er oder sie es eben nicht tun sollte. Für dieses Pferd machte es keinen Sinn, sich reiten zu lassen.

Ich überforderte das Pferd in einer sehr gut getarnten und gut gemeinten Art und ich überforderte mich dabei selbst. Ich überging nicht nur seine Grenzen, sondern auch meine. Und am Ende wies mich der sonst am Boden sehr zarte und sanfte Wallach in meine Schranken und zeigte mir angstvoll und bestimmt, bei vollkommener Empörung und vor mir erschrocken meine und seine Grenzen auf. Peinlich berührt brauchte ich lange Zeit, mir all dies demütig einzugestehen und mich mit meiner Scham und meinem Scheitern zu beschäftigen. Ich pflegte meine Schmerzen und fühlte mich gebrochen. Ich sehnte mich nach Trost durch Peggy. Doch die war schon lange nicht mehr da. Die herzensgute Traberstute starb in meinen Armen vor vielen Jahren als alte Pferdedame nach einer treuen, harmonischen Partnerschaft und ihrer Reittherapiepferdkarriere auf dem Therapiehof.

Mir stieg die Schamesröte ins Gesicht. Ich konnte mir im Spiegel kaum mehr in die Augen schauen. Ich hatte nicht nur Peggys Lehre aktuell in meiner Bereit-Mission dieses besonderen Wallachs missachtet wie noch nie, ich hatte vielbeschäftigt auch ganz vergessen ihr „Lebewohl“ zu sagen, mir eine Zeit des Trauerns einzuräumen und mich wahrhaftig von ihrer Seele zu verabschieden. Ich hatte ihre Ahnenschaft nicht gepflegt. Meine Erinnerungen an all das, was sie mir beigebracht und mich liebevoll und geduldig gelehrt hatte, hatte ich im stressigen Alltag durch meine eigene Überlastung verdrängt und durch neu gelernte Theorien abgelöst.

Damals zu ihrer Lebzeit, als ich noch mit ihr im realen Leben über alle Ebenen tief verbunden war, stand ich mit ihr in einer ganz besonderen Beziehung. Wo immer ich auch war, vernahm ich ihre Weisungen in meinem inneren Ohr, so wie eine gedankliche Beraterinnenstimme. Immer stand sie mir mit Rat und Tat zur Seite, bis ich den Unterschied von ihrer Stimme zu meiner Stimme kaum mehr vernehmen konnte. Lange Zeit waren wir eins und ich hatte die bestmögliche Beraterin in allen Pferdefragen an meiner Seite. Ich traf sie jeden Tag mehrfach. Diese Begegnungen hatten mir Halt gegeben und ließen mich all das leben und weitergeben, was sie mir gegeben und mich gelehrt hatte. Und dann starb sie eines Tages. Würdevoll. Voll und ganz zugewandt und mit all meiner Widmung für sie in ihren letzten Stunden. Ich ließ sie gehen und eine Traube ihrer Pferdefamilie stand um uns herum, als sie ihren Körper verließ. Nachdem sie gestorben war kümmerte ich mich schleunigst um die Pferde und Menschen, die am meisten darunter litten. Doch ich vergaß zu realisieren, welch großen Verlust ich in dieser Stunde selbst erlitten hatte.

Peggy hatte mich seit meiner Kindheit begleitet. Sie war mir Freundin, Mutter, Befürworterin, Retterin, Lehrerin und Großmeisterin gewesen. Doch nach ihrem Tod war ich pflichtgetreu so beschäftigt mit dem, was verantwortungsbewusst zu tun war, dass ich mich selbst und meine eigenen Bedürfnisse verdrängt und übergangen hatte. Ich machte mir nach ihrem Tod bewusst, die Verbindung zu ihr auch ohne körperliche Anwesenheit vernehmen zu können. Das kannte ich schon von anderen Wesen. Doch ich vergaß währenddessen, wie wichtig die rein irdische Anwesenheit für uns Menschen ist und was solch ein Verlust einer wahrhaft gelebten Beziehung zu einem Lebewesen für uns als Mensch bedeutete. Ich überging meine Trauer und vergaß dabei das irdische Loslassen. Ich lebte mit ihr in einer geistigen Welt weiter ...

Im darauf folgenden Alltag schlief die Verbindung meinerseits langsam schleichend einfach ein. Vermutlich hätte ich zu jedem Zeitpunkt die Verbindung zu ihr tatsächlich aufnehmen, halten und pflegen können, so wie ich es sonst auch getan hatte. Doch hatte ich es im Angesicht meiner täglichen Anforderungen schlicht und einfach versäumt, den Begegnungen Raum zu geben. Und so geschah es, dass all dies in meiner eigenen Sinnkrise über mich hereinbrach. Die Knochen taten vom Sturz vom Pferd noch Monate später weh und mit gebrochenem Gefühl verlor ich zu der Zeit einen Teil meines sonst so starken Selbstvertrauens.

So begann ich, mich zu erinnern, und mich wieder auf meine alte Freundin und Beraterin Peggy zu besinnen. Wie in einem täglichen Gebet bat ich sie um Rat, Zuspruch und Hilfe.

Und die Hilfe kam.

Nachdem ich viele Tage und Nächte damit verbrachte, meine Einsichten zu tätigen, zu sortieren und niederzuschreiben, mich zu reflektieren und zu realisieren, dass nun zwar ein großes Kapitel in meinem Leben zu Ende ging, aber zeitgleich ein ganz neues anfangen würde, bekam ich langsam eine neue, viel feinere Sicht der Dinge. Im Grunde war das, was sich in mir festigte, gar nicht neu. Es war uralt. Als Kind hatte ich all diese Einsichten schon einmal ganz klar vor Augen gehabt. Sie waren nahtlos in mein Gefühl integriert gewesen. Und nun wurden genau diese Einsichten und Gefühle wieder neu präsent und wollten aus der Tiefe heraus gelebt und in die Praxis umgesetzt werden.

Die kommenden 40 Jahre wurden versehen mit einer Idee: Nachdem ich meine Sinnkrise, in der ich oftmals gedacht hatte, dass ich das mit den Pferden vielleicht lieber ganz sein lassen sollte, überwunden hatte, wurde klar, dass ich die alte Tätigkeit mit neuer Qualität zu füllen hatte. Ich überarbeitete meine Konzepte und während ich das tat, tauchte unaufgefordert immer wieder und immer häufiger Peggy in meinen Gedankengängen und Visionen auf. Es schien sie fröhlich zu stimmen, dass ich die Lektion zu lernen bereit war und sie berührte mich mit ihrer Liebe warm in meinem Herzen. So, als wäre sie stolz auf mich, dass ich die Herausforderung annahm und mein Leben neu sortierte. Endlich. Als mir klar wurde, dass all die Theorien, die ich in den letzten Jahren gelernt hatte, nur der Orientierungshilfe dienten, um mein eigenes System bewußt zu erkennen, entstand eine neue und sinnvolle Perspektive. So machte sogar der Sturz und das Sitzen im Sand plötzlich Sinn. Heute danke ich dem zarten Araber von damals, dass er mich so unmissverständlich gebremst hatte, um mir zu zeigen, dass der Weg, den ich an dem Tag einschlug, der falsche war. Vielmehr als um gesammeltes Wissen und Theorien zu verbreiten wollte Peggys Lehre von der weiblichen Intuition in die Tat umgesetzt werden. Nicht um damit vorrangig und zielstrebig etwas damit zu tun, sondern vielmehr, um selbstverkörpert zu sein, was ich bin und schon immer war.

Durch die vielen unterschiedlichen Begegnungen in den Jahren der Pferdeschule hatte ich viel gelernt, wurde inspiriert, musste und durfte mich wundern, recherchieren und wieder lernen, verstehen und begreifen.

Ich hatte erst spät verstanden, dass die Impulse, die ich aus den vielen Situationen heraus mitnahm, nur einen Teil des Lebens ausmachten. Nun kam dazu der Teil, in dem ich realisierte, dass ich das erlangte Wissen in Weisheit umwandeln und in liebevolle, klar verständliche und eindeutige Handlung umsetzen musste. Und zwar noch deutlicher als zuvor. Neu. Zu hundert Prozent konsequent das umsetzend, was ich theoretisch wusste und für mich selbst anstrebte. Meine Pferde, meine weiteren tierischen und menschlichen Begleiter begrüßten meine Veränderung und Entwicklung und den daraus folgenden stetig wachsenden geistigen und emotionalen Tiefgang. Sie alle sicherten mir ihre Unterstützung zu. Ich nahm meine Zügel wieder selbst in die Hand und öffnete mich vorsichtig für neue Handlungsweisen. Von nun an ging alles nur noch durch das Herz. Von nun an spielte wieder die Intuition die Hauptrolle in meinem Leben.

Eine fabelhafte Theorie allein konnte nichts bewegen. Die darauf folgende Handlung war es, die die Welt und meine innere und äußere Sicht der Dinge verändern könnte. Die aus tiefsten Herzen gelebte Handlung war es, die aus Wissen und Fühlen intuitive Weisheit werden ließ. Stets als Lernende.

Alles, aber auch alles, was ich jemals Mensch und Tier predigte, schien sich danach zu sehnen, dass ich all das für mich selbst vollständig umsetzte, was ich in meinem tiefsten Innersten bereits lange bewegte und wusste. Die konsequente Umsetzung eines aus der Tiefe meines Selbst stammenden Wissens war es, was ich anstrebte. Ich war nicht zufrieden damit, dass Methoden oder Ergebnisse für mein Umfeld wissenschaftlich beweisbar sein mußten. Und ich fühlte mich begrenzt dadurch, dass zumindest für den Betrachter die Umsetzung von Entwicklungs- und Heilungsgeschehen sichtbar oder erklärbar sein mussten. Ich wollte nur noch hundert Prozent des puren Lebens zulassen, erfahren und weitergeben. Inmitten dieser hundert Prozent wollte ich mich bewegen können und dürfen. Ich wollte mich nicht weiter begrenzen lassen und spürte den Wunsch, alle Ebenen miteinander zu vernetzen, ohne sie voneinander zu trennen oder erklären zu müssen. Alle körperlichen, energetischen, emotionalen, mentalen und geistigen Impulse sollten naturgemäß miteinander verschmelzen dürfen und zu einem authentischen großen Ganzen werden. Dabei wollte ich disziplinierter sein als zuvor und den Teil in mir, der auch manchmal etwas bequem und träge ist, wohlwollend überlisten. Ich wollte meinen inneren Schweinehund nicht wieder in die Welt der Schatten verdrängen, ich wollte ihn zum Freund gewinnen und ihn achten und respektieren und ihn zum Helfen motivieren. Unabhängig davon, was die Außenwelt davon hielt.

Ich entschied mich gegen eine Vergrößerung des Projektes und machte zum Schrecken vieler Mitmenschen Nägel mit Köpfen. Ich wusste, ich brauche eine Pause, eine Erleichterung, um für meine eigene Erneuerung Zeit und Raum zu haben. Und vor allem brauchte ich so wenig irdisches Gepäck wie nötig, das mich in alten Fesseln und überholten Mustern hielt. Nachdem ich bereit war, mich nicht nur um andere, sondern mich als Basis zuallererst intensiv um mich selbst zu kümmern - und mir selbst in meinem tiefsten Inneren zu begegnen, verkaufte ich den gut situierten Therapiehof, beendete das bis dahin sehr erfolgreiche Projekt Pferdeschule Equus Caballus, reduzierte mein Hab und Gut auf das Wesentliche und machte mich auf die spannende Reise in meine tiefsten Tiefen. Und dann geschah das Wunder. Nachdem ich tatsächlich alles entschieden hatte und mich schweren Herzens selbst von dem Grossteil meiner treuen Pferdeherde trennte, tauchte Peggy jede Nacht in meinen Träumen auf. Als Tanja-Spezialistin vernahm ich Hinweise und Weisungen von ihr für mein neues, weiteres Leben. Ich hatte endlich wieder Platz für sie in meinem Leben. Jeden Morgen wachte ich berührt und wie von ihr geführt auf. Die Morgenstunden widmete ich der Meditation und überlegte, wie ich die neuen Handlungsweisen und Gefühle in mein neues Dasein integrieren sollte. Der Schatten, Angst, Scham und Schmerz der Vergangenheit, wurden meine großen Lehrer, ohne die ich den Weg der Wandlung wahrscheinlich nicht gefunden und den konsequenten Wandel nicht eingeleitet hätte. Der Weg führte nun scheinbar nicht mehr wie gewohnt Vollgas vorwärts, sondern zurück. Zurück zu mir selbst, zu meinem Kern, zu meiner Quelle, die ich tief in mir fand.

2Der inneren Führung folgen

Nachdem ich im Winter 2015/2016 in der Endschleife meiner therapeutischen Tätigkeit auf dem Hof der Pferdeschule Equus Caballus drei Nächte lang von Peggy immer wieder die Impulse bekam, eine kleine zweijährige Stute hoch im Norden zu finden, die farblich genauso aussehen würde, wie sie selbst damals als junges Pferd aussah, wurde von ihr ein neuer, wichtiger Akzent gesetzt. Ich sollte mich nicht beirren lassen, denn diese Stute würde mir helfen, wieder voll und ganz bei mir selbst anzukommen und mir von nun an hilfreich zur Seite stehen. Sie würde meinen gesamten Wandel begleiten. An ihr sollte ich mich festhalten können, wenn ich Ruhe, Rat, Wärme und Hilfe brauchte. Sie sollte mich dabei unterstützen, nicht den Boden unter den Füssen zu verlieren. Sie sollte mir helfen, ganz die fühlende, intuitive Frau zu sein, die ich bin.

So ging ich am Vormittag des dritten Tages zwar etwas zweifelnd und verunsichert, aber ebenso neugierig und motiviert und dabei auf meine Intuition vertrauend in mein Büro. Ich startete den Computer und ging direkt in das Internet, um genau mit den wenigen Daten zu recherchieren, die ich als wegweisende Information bekommen hatte:

Stute, braun, 2 Jahre, Norden, zu verkaufen. Ich war mir sicher, wenn all das nur meiner Fantasie oder meiner Sinnkrise entsprang und ich einem Irrtum oder einer Illusion aufgesessen war, würde sich sowieso kein eindeutiges Ergebnis zeigen. Dann könnte ich mich voller Überzeugung aus dieser Art der Beeinflussung und gefühlten Fremdsteuerung lösen. Ich würde meine Träume dann gegebenenfalls einfach als Wunschtraum oder Sehnsucht abhandeln und mir deren Entstehung damit erklären, dass wieder einmal die Dämonen meiner alten Zeit mich einzuholen versuchten, um traditionsbewusst die alten Muster zu erhalten und Altes neu zu beleben. Schließlich halten wir uns als Menschen gerne an Erfahrungen fest, die schon einmal Sinn gemacht haben und umsetzbar gewesen waren, egal welchen Schmerz dieser Weg mit sich bringt.

Zu der Zeit wusste ich nicht mehr so ganz genau, wie weit ich meinen Wahrnehmungen trauen sollte. Ich hatte mir und meiner Intuition Jahrzehnte lang unumstößlich und blind vertraut. Doch nach dem erwähnten Sturz und dem sehr schmerzlichen Landen mit dem Hintern im Sand war ich verunsichert und nicht mehr so stabil und mir selbst vertrauend wie früher. Die Verunsicherung kam nicht vom Sturz allein, sondern viel mehr von all dem, was für mich sinnbildlich dahinter stand und dazu geführt hatte. Die Verunsicherung galt all den Gründen, weshalb es so weit kommen konnte. Es war vielmehr der Sturz in die bereits weit offen stehende Falltür meinerseits, in die ich eines Tages stolpern musste, nicht nur der Sturz von einem Pferderücken allein. Hinter dieser Falltür offenbarten sich schnell aufeinander folgend viele alte Schmerzen und unschöne Erinnerungen, und das auf jeder Ebene, auf der es sich nur vorstellen ließ. Ich hatte vieles zu überdenken, wenn ich diese entstandenen Zweifel jemals wieder abschütteln können wollte. Ich musste loslassen und mich hingeben.

So räumte ich mir einen einzigen mutigen Versuch ein, die kleine Stute mit Hilfe des Internets zu finden. Auch auf die Gefahr hin, mich selbst als verwirrt oder irrsinnig zu entlarven und die Sache mit der Intuition von nun an als zweitrangig und nebensächlich einzustufen, und endlich „vernünftig“ zu werden. Dann würde ich mich von nun an ausschließlich an Fakten halten und dem Spuk der Spiritualität ein Ende setzen: Schluss mit dem Hokuspokus!

Und was geschah? Ich weiß es noch wie heute. Ich recherchierte im Internet und eine einzige Seite erschien konkret mit all den Daten, die ich eingegeben hatte. Ein Isländergestüt im hohen Norden Dänemarks hatte ganz aktuell im Internet eine Anzeige inseriert, dass das Gestüt verkauft werden würde. Vor allem die zweijährigen Stuten vor Ort hatten noch kein neues Zuhause gefunden. Diese waren zur Vermittlung ausgeschrieben. Bingo! Doch etwas ließ mich skeptisch werden: Ich hatte mich in der Vergangenheit mit allen Pferderassen immer gleichwertig, ohne große Vorlieben oder Vorurteile beschäftigt. Ich mochte grundsätzlich alle Pferde. Und ich war in der Lage, in jedem Pferd das Schönste seines Wesens zu erkennen. Doch Isländer? Ich? Ich war verwirrt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Mit Islandpferden hatte ich persönlich rein gar nichts zu tun. Obwohl ich Isländer sehr schätzte und sie auf eine besondere Art respektierte und mochte. Mir gefiel, dass sie die Menschen im Grunde nicht wirklich brauchten, denn so natürlich schienen mir die Isländer die ich bis dahin kannte in ihrem Wesen. Etwas sträubte sich in mir. Doch ich spürte die Anwesenheit von Peggy. Sie schien sich köstlich zu amüsieren und sie schien mir Mut machend zuzunicken und auffordernd mit den Hufen zu scharren. Sie war nicht nur besonders deutlich, sondern auch hartnäckig und begleitete mich mit ihrem Schmunzeln so lange, bis ich selber schmunzeln musste. In meinem inneren Hin und Her nahm ich beherzt den Hörer in die Hand und rief die Frau an, die in Deutschland die Kontakte zum Gestüt herstellte. Ich verabredete mich mit ihr auf dem über 700km entfernt gelegenen Gestüt. Wie im Traum hörte ich mich während des Telefonats „übermorgen“ sagen und „kein Problem“ und wunderte mich über mich selbst. Ich hatte gerade entschieden, sechs von meinen acht sehr geliebten Pferden abzugeben und wusste noch gar nicht, wo meine beiden verbleibenden Pferde nach dem Verkauf des Hofes wohnen sollten. Und nun war ich im Begriff, für eine Stute, die ich vor allem zu diesem Zeitpunkt gar nicht selbst suchte, eine Reise weit in den Norden Dänemarks zu machen? „Wahrscheinlich verrückt!“, war mein Urteil über mich selbst. Doch dieses Urteil änderte nichts. Ich beruhigte mich während dieses etwas irrsinnigen Unternehmens damit, dass ich dann einfach drei Tage Urlaub mit Verschnaufpause in Dänemark auf einem wahrscheinlich großartigen Gestüt zwischen vielen Pferden machen würde und wahrscheinlich frei von dieser ganzen verrückten Idee zurückkäme. Wahrscheinlich käme ich dann endlich wieder zu mir und könnte dieses Kapitel abschließen. Danach würde ich in geklärter Seelenruhe und mit neuer Kraft meiner aktuellen Lebensumbauaktion alle Aufmerksamkeit schenken und mich weiter von allem lösen, was mir für den nächsten Schritt als zu viel, zu groß, zu aufwändig oder zu außenorientiert erschien. So fuhr ich in den Norden, halb offen, halb verschlossen, in dem vermeintlichen Wissen, was ich wollte und wonach ich suchte, ohne konkret zu wissen, warum. Warum überhaupt und warum gerade jetzt?

3Zu Besuch bei den Isländern

Ich kam