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Western Helden – Die neue Reihe für echte Western-Fans! Harte Männer, wilde Landschaften und erbarmungslose Duelle – hier entscheidet Mut über Leben und Tod. Ob Revolverhelden, Gesetzlose oder einsame Reiter auf der Suche nach Gerechtigkeit – jede Geschichte steckt voller Spannung, Abenteuer und wilder Freiheit. Erlebe die ungeschönte Wahrheit über den Wilden Westen Bill Fletcher hebt den Kopf und hat doch nicht die Kraft, ihn hochzuhalten. Sein Kopf sinkt wieder nach unten. Er dreht ihn auf dem heißen Sand und verbrennt sich fast die Haut, so heiß ist der Sand und so aufgeschrammt seine Haut. Jetzt sieht er die Flanke des Berges, aber durch Schleier. Sein Blick zuckt etwas herum. Und dann liegt er jäh still, die Augen geschlossen. Vor ihm ragen drei Beinpaare auf. Er hebt erst nach einiger Zeit wieder die Lider, aber die Beinpaare sind noch da. Dort sind breite und eingerissene Chaps zu erkennen, die kleinen Lederriemen, die sie an den Beinen halten. Mühsam öffnet Fletcher die Augen etwas weiter, dann hat er auch schon den Revolver im Blickfeld, der tief rechts am Oberschenkel dieses Mannes festgeschnallt ist. Und nun sieht er sogar den Mann ganz. Ein breitkrempiger Hut, ein dunkles Gesicht mit einem kleinen Schnurrbart auf der Oberlippe und zwei stechende Augen. Fletcher keucht einmal laut, dann versucht er, sich zu drehen, und kriecht mühsam davon. Es kommt ihm vor, als wäre er schon hundert Schritte gekrochen, aber es sind keine drei, dann stößt er gegen einen Gegenstand und liegt still. Seine linke Hand tastet über den Gegenstand, fährt hoch … Metall, aber es dauert eine volle Minute, ehe die Erkenntnis kommt, dass dies ein Stiefel mit einem Sporn ist. Fletchers Hand wandert langsam über den Sand zurück. Und jetzt redet endlich jemand. Die Stimme jedoch gellt Fletcher in den Ohren. »Du Narr, willst du weg?«, fragt der Mann vor ihm ausdruckslos und etwas hoch.
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Seitenzahl: 152
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Bill Fletcher hebt den Kopf und hat doch nicht die Kraft, ihn hochzuhalten. Sein Kopf sinkt wieder nach unten. Er dreht ihn auf dem heißen Sand und verbrennt sich fast die Haut, so heiß ist der Sand und so aufgeschrammt seine Haut.
Jetzt sieht er die Flanke des Berges, aber durch Schleier. Sein Blick zuckt etwas herum.
Und dann liegt er jäh still, die Augen geschlossen.
Vor ihm ragen drei Beinpaare auf.
Er hebt erst nach einiger Zeit wieder die Lider, aber die Beinpaare sind noch da.
Dort sind breite und eingerissene Chaps zu erkennen, die kleinen Lederriemen, die sie an den Beinen halten.
Mühsam öffnet Fletcher die Augen etwas weiter, dann hat er auch schon den Revolver im Blickfeld, der tief rechts am Oberschenkel dieses Mannes festgeschnallt ist.
Und nun sieht er sogar den Mann ganz.
Ein breitkrempiger Hut, ein dunkles Gesicht mit einem kleinen Schnurrbart auf der Oberlippe und zwei stechende Augen.
Fletcher keucht einmal laut, dann versucht er, sich zu drehen, und kriecht mühsam davon.
Es kommt ihm vor, als wäre er schon hundert Schritte gekrochen, aber es sind keine drei, dann stößt er gegen einen Gegenstand und liegt still. Seine linke Hand tastet über den Gegenstand, fährt hoch … Metall, aber es dauert eine volle Minute, ehe die Erkenntnis kommt, dass dies ein Stiefel mit einem Sporn ist.
Fletchers Hand wandert langsam über den Sand zurück.
Und jetzt redet endlich jemand. Die Stimme jedoch gellt Fletcher in den Ohren.
»Du Narr, willst du weg?«, fragt der Mann vor ihm ausdruckslos und etwas hoch. »Dann laufe nur weit genug, Fletcher. Erwischen wir dich noch einmal, dann bekommst du es doppelt, und das hält keiner aus, keiner, auch du nicht.«
Links und rechts knirschen nun die Schritte im Sand, sie nähern sich ihm von allen Seiten. Es müssen sieben Mann sein, ja, er erinnert sich … sieben Mann waren es. Sieben verdammte Hunde …
Die Männer um ihn stehen still, und einer stößt ihn leicht mit der Stiefelspitze an.
Fletcher macht die Augen auf und kann über sich die Gesichter der Männer sehen: Godfrey, Rallson, Ferguson … links.
Baldwin, Chavarez, Drees und Jingo Morro.
Jingo Morro macht den Schluss, er steht auch nicht genau im Kreis, den die Männer bilden.
Niemals ist es Fletcher deutlicher geworden, dass Jingo sich nicht zu den anderen rechnet, dass er eine Sonderklasse für sich beansprucht und nicht mit einem gewöhnlichen Cowboy verglichen werden will.
»Genug«, sagt Jingo jetzt mit seiner leisen und immer etwas traurig klingenden Stimme. »Es hat mir nicht sehr gefallen, aber er musste es begreifen, damit … Sim Vance es lernt. Hört jetzt auf, er hat genug. Fletcher, hörst du mich?«
Fletcher muss den Kopf wenden, denn Morro tritt etwas zurück. Er steht nun hinter den anderen und gibt Fletcher noch einmal Gelegenheit, ihn zu studieren.
Ein mittelgroßer, schlanker Mann mit auffallend schwarzen Haaren, einem alten Hut und einem eckigen und scharfgeschnittenen Gesicht, aus dem eine Menge Kälte sprechen kann, wenn man ihn ärgert. Jedoch ist er nun friedlich und hat sogar etwas wie Bedauern in den Augen, denn er mag es nicht, wenn mehr als zwei Männer einen Kampf gegeneinander führen. Hier waren es sechs gegen einen … es findet nicht Jingo Morros Beifall.
»Ich höre dich«, sagt Fletcher mühsam und kaum verständlich. »Was wollt ihr denn noch?«
»Dir einige Dinge mit auf den Weg geben«, antwortet Jingo Morro knapp. »Hören wirst du mich ja können. Du brauchst nicht zu antworten, es ist nicht nötig. Es gibt für dich nur eine Antwort, Fletcher: Du gehst aus diesem Land und kommst nie wieder. Was dein Partner dazu sagt, das ist uns gleich, aber du gehst. Dies ist eine Warnung an Sim Vance, verstehst du?«
»Yank«, stammelt Fletcher, »Yank …«
»Na gut, dann eben Yank, sein zweiter Vorname«, brummt Morro heiser. Er ist etwas irritiert. »Yank wird wissen, was wir ihm damit sagen wollen. Es ist nicht seine Sache, aber er wird es begreifen, schneller noch als du. Wenn er zu Jean Palance hält, dann hat er selber schuld an seinem Unglück. Hör gut zu, Fletcher: Du bist in drei Tagen aus diesem Land verschwunden, wenn nicht, dann wird dir auch Yank Vance nicht helfen können.«
»Yank wird euch … wird euch …«
Auf einmal sieht Fletcher rote Nebel und ein grinsendes Gesicht in diesem Nebel. Es ist das Gesicht von Jaime Chavarez. Und er weiß genau, warum Chavarez in der letzten Sekunde vor seiner Ohnmacht ihm noch einmal sein widerliches Grinsen zeigt: Chavarez hat es am schlimmsten mit ihm getrieben.
Dann ist Bill Fletcher fertig.
Er liegt still auf dem Rücken.
Um ihn stehen einzelne Männer mit den verschiedensten Eigenschaften und Gesichtern.
Rallson hat ein Bullengesicht, mürrisch, aber doch wachsam. Godfrey spuckt nach dieser Arbeit aus. Keiner von ihnen fühlt sich besonders wohl, nur der Mexikaner Jaime Chavarez grinst.
»Wenn er nicht geht, was dann?«
James Baldwin sagt es von links.
»Dann«, sagt Chavarez giftig, »dann wird er gegangen … mit dieser Peitsche hier. Seine Nase gefiel mir nie!«
Keiner der Männer spricht etwas. Sie wenden sich um und gehen auf ihre Pferde zu, die am linken Rand der Schlucht stehen, in die sie Bill Fletcher jagten.
Nur einer bleibt stehen und blickt aus seinen braunen und ewig traurigen Augen auf Fletcher hinab. Niemand weiß, warum Jingo Morro immer so traurig blickt. Er ist allen ein Rätsel, aber er ist der schnellste Mann weit und breit. Und niemand will sein eigenes Todesurteil unterschreiben und gegen ihn kämpfen.
Jingo Morro, zu einem Drittel Mexikaner, zum nächsten Indianer und zum letzten Drittel endlich Bürger der United States, blickt traurig auf den ohnmächtigen Mann hinab.
Rallson erstarrt vor Staunen, Baldwin hüstelt nervös, Godfrey sperrt den Mund auf.
Jingo Morro geht tatsächlich mit dem Hut zu dem besinnungslosen Fletcher, bückt sich und presst ihm den Hut fest auf den Kopf. Danach richtet er sich auf. Und jeder weiß, dass er Fletcher auch nicht einmal mit der Spitze seines kleinen Fingers, während der vorangegangenen zwanzig Minuten berührt hat.
Und dann sagt Chavarez halb erstaunt, halb höhnisch: »Ich würde an deiner Stelle sogar seine Decke abgeschnallt haben, um sie ihm überzudecken, hähä!«
»Hähä«, macht Jingo da auf einmal grimmig. »Du verlauster Greaser, geh hin und hole seine Decke!«
Fünf der sechs sind starr vor Schreck und Überraschung, der sechste Mann, Chavarez, wird blass.
»Waaas soll ich?«
Jingo Morro, schnellster Mann in ganz Socorro, spreizt die Finger über seinen Revolverkolben.
Rechts und links von Chavarez weichen die Männer hastig zur Seite.
»Geh jetzt, du Gorilla«, sagt Jingo Morro eiskalt und fauchend. »Du nimmst seine Decke und breitest sie über ihm aus. Er geht in der Sonne vor die Hunde, hat er keinen Schutz. Holst du jetzt die Decke, du Menschenfresser? Greaser, verfluchter, gehst du?«
Alles kann Jaime vertragen, aber nicht das Wort Greaser. Das Wort hasst er, man hat es schon zu oft zu ihm gesagt.
»Gehst du jetzt oder willst du ein halbes Ohr weniger haben, du Totschläger?«
Er zieht den Kopf ein, dreht sich um, und geht jetzt los.
Jaime sieht sich einmal um, aber Jingo Morro steht ganz ruhig, beide Daumen hinter den Gurt gehakt, die Hände offen und den Blick kalt auf Jaime gerichtet.
Da geht Jaime weiter, aber wenn er auch nicht reden kann, denken kann er.
Diesem verdammten Kleinrancher auch noch eine Decke überwerfen … das ist das Letzte, verdammt.
Jaime geht und kommt zu Fletchers Pferd, dort nimmt er die Decke ab.
Er wirft die Decke herunter und deckt ihn so zu, wie ein guter Bruder den anderen … wirklich, er macht es sehr sorgfältig. Kann er seine Wut schon nicht an Jingo Morro auslassen, dann soll dieser Kerl hier wenigstens …
»Jaime, du Bestie, decke ihn nicht so fest zu. Du willst wohl, dass er erstickt, was? Los, lass ihm oben genug Luft!«
»Was du für Gedanken hast«, knurrt Jaime mit abgewandtem Gesicht. »Erst soll ich ihn zudecken, dann nicht fest … Weißt du eigentlich, was du willst, Jingo?«
»Das weiß ich, Mann, genau sogar. Gut so, jetzt komm und reite vor mir her, ich möchte zu gern deinen hübschen Rücken sehen!«
Jaime fletscht die Zähne. Dieser Jingo kann Gedanken lesen. Aber eines Tages wird er es nicht mehr können, dann wird Jaime lachend auf ihn hinabsehen, und Jingo wird ganz klein und hässlich sein.
Jaime geht los, vorbei an den anderen, die ihn unbewegt anstarren. Er sitzt auf und hört Jingo leise lachen.
»Hör auf zu lachen, du Gauner«, sagt er wütend. »Ich vertrag’s nicht, wenn man über mich lacht.«
Von dieser Sekunde an hasst er Jingo Morro, wie er selten noch einen Mann in seinem Leben hasste. Er kann es nicht vertragen, wenn ihn jemand vor anderen Männern klein macht und erniedrigt.
Jaime Chavarez weiß genau, dass er sich eines Tages rächen wird. Und wie immer seine Rache aussehen wird, am Ende der Rache soll Jingo Morro tot sein.
Das Rudel reitet den Hohlweg hoch und auf die Ranch Don Millers zu.
*
Yank Vance nimmt den Topf vom Herd und schüttet das brodelnde Wasser in die vorgewärmte Kanne aus Zinnblech. Er mag es nicht, wenn andere den Kaffee in einer kalten Kanne aufgießen. Das musste er schon Fletcher abgewöhnen.
Überhaupt musste er Fletcher einige Dinge abgewöhnen, aber immerhin ist Fletcher sein Partner, sein Weidepartner.
Es ist acht Uhr. Eigentlich höchste Zeit, dass Fletcher nach Hause kommt, denkt Yank.
Er setzt sich an den Tisch, schenkt sich eine Tasse Kaffee und bröckelt den Kuchen in Stücke.
Dann tunkt er den Kuchen ein und schlürft etwas, als er sich das erste Ende in den Mund schiebt.
Es mögen noch keine fünf Minuten vergangen sein, da hört er von rechts Hufschlag kommen und steht mit einem Ruck auf.
Sein Blick geht kurz zur Wand neben der Tür. Dort steht seine Winchester, die ständig geladen ist. Danach tritt er an das schmale und mit richtigem Fensterglas versehene Südfenster und blickt hinaus.
Über den Streifen unterhalb des Hügelzuges rechts von ihm kommen vier Reiter im mäßigen Trab auf das Haus zu. Sie halten sich links des Corrals, in dem seine hundertdreißig Rinder weiden, biegen dann durch den Nebenarm des Baches, der knochentrocken auf mehr als eine Meile ist, und verschwinden für Augenblicke.
Als das Rudel wieder auftaucht und auf zweihundert Schritt heran ist, erkennt er Jean Palance und lässt den Blick nicht mehr zum Gewehr gehen.
Palance hat einen Bogen gemacht, um Yank zu besuchen.
Yank gibt sich einen Ruck, tritt dann in die Tür und sieht den Reitern entgegen.
Wie immer lächelt Palance bereits freundlich, als er noch gute fünfzig Schritt entfernt ist. Die anderen sind weniger freundlich, Winner sogar ausgesprochen gleichgültig, als hielte er es unter der Würde von Palance, dass dieser einen Smallrancher aufsucht.
Sie kommen auf den Hof, halten am Balken und bleiben in den Sätteln. Dabei wirft Canter Yank einen seltsamen Blick zu, schweigt aber.
»Hallo, Yank«, beginnt Jean Palance das Gespräch. »Ich habe eine gute Nase und rieche Kaffee auf drei Meilen. Du hast Kaffee, was? Kann man absteigen?«
»Natürlich, Jean«, erwidert Yank freundlich. »Habe ich mal jemanden weggeschickt, der um einen Augenblick der Ruhe hier bat? Dann kommt nur herunter, der Kaffee reicht für alle, schätze ich. Wohin geht es, Jean?«
Palance ist der einzige größere Rancher in der Gegend. Er steigt ab, bindet sein Pferd fest und sagt lässig: »Ich will mal auf die Westweide, aber ich habe es nicht sehr eilig. Zeit genug für ein kleines Gespräch. Nun los, steigt schon ab. Und du machst ein anderes Gesicht, Gaile!«
»Ich mache doch kein Gesicht, Boss«, sagt Winner brummig. »Wenn bei dir einer nicht lacht, dann ist es dir nicht recht. Na schön, ich kann ja wie ein Narr grinsen! Yank, ist Fletcher nicht da?«
Diese Frage kommt ganz nebensächlich, aber Yank Vance spürt sofort einen sonderbaren Unterton heraus.
Er geht vor ihnen ins Haus und sagt knapp: »Fletcher ist nach San Antonio geritten. Ich habe vor, ein paar Rinder zu kaufen, Texasrinder.«
Dann sind sie in der Küche des Lehmbaues. Jean Palance zieht den Kaffeeduft ein und sagt lächelnd: »Es ist schrecklich mit meinem Kaffeedurst. Nur eine Tasse, Yank, nicht mehr. Hast du eigentlich das Kaffeekochen auch in El Paso gelernt, Yank?«
»Sicher, sicher«, murmelt Yank Vance. »Das und noch einige Dinge. Wie kommst du auf El Paso, Jean?«
»Du hast einige Zeit für Old Higgins in El Paso geritten, hörte ich. Bis nach Mexiko hinein mit Texasrindern. Ist es wahr?«
»Ja, es ist wahr. Hier ist euer Kaffee, Freunde!«
Er stellt die Becher auf den Tisch und gießt sie voll. Die Männer greifen hastig zu.
Palance schlürft den Kaffee, dann sagt er auch schon und sieht ihn über den Rand des Bechers hinweg an: »Ich werde nicht der einzige Mann sein, der über dich Bescheid weiß, Yank. Meinst du nicht, dass Don Miller auch über dich und deine Zeit an der Grenze Bescheid weiß?«
»Jean, was ich dort unten getan habe, das kann jeder wissen, schätze ich. Was soll es ändern, wenn auch Miller über mich Bescheid weiß? Es fragt sich, was ihr überhaupt wisst. Du, Miller und die anderen, Jean. Es ist nichts, dessen sich ein Mann schämen muss.«
»Ich bin nicht hierhergekommen, um dich auszuhorchen oder dich an deine Vergangenheit zu erinnern, du hast wohl selber mit ihr gebrochen«, sagt Palance leise. »Wie du weißt, liegt meine Weide weit genug entfernt, sodass ich keine Smallrancher zu fürchten brauche, die mir mein Wasser wegnehmen … In diesem Land ist Wasser wichtiger als Geld, wie?«
Er lacht ein wenig, aber es ist kein Witz, Wasser ist wirklich wichtiger als Geld.
»Yank«, fährt er fort, »kennst du einen Mann namens Skinner?«
Yank Vance nickt knapp. Winner sieht hoch, etwas neugierig, etwas gespannt.
»Ja, ich kenne ihn, er ist mir einmal in El Paso und dann noch einmal in Fort Stockton begegnet, Jean. Warum fragst du nach Skinner?«
»Er scheint dich genau zu kennen, er redet eine Menge über dich, Yank. Das war vor vierzehn Tagen. Danach hat ihn Jingo Morro auf die Seite genommen, er soll ihn zu Don Miller gebracht haben.«
»Don kann sich seine Lügengeschichten ruhig anhören«, lächelt Yank, aber Palance weiß nun genau, dass Yank Vance niemals zugeben wird, was er war. »Er ist der größte Lügner am Rio Grande, sage ich.«
»Die Kugel, die er mit sich herumschleppt, sagt auch einige Dinge, ich denke nicht, dass er sie sich in seine Schulter gelogen hat«, hüstelt Winner trocken. »Er hatte es wirklich eilig zu verschwinden, als er erfuhr, dass du hier in der Gegend wohnst.«
»So«, sagt Yank träge. »Warum denn das? Niemand hat ihm etwas getan, und da läuft er weg? Tatsächlich, hat er eine Kugel in der Schulter?«
Sie grinsen plötzlich alle auf eine seltsame Weise, die Yank nicht unbekannt ist. Schließlich kann er noch erkennen, ob ein Mann ihm Glauben schenkt oder nicht.
»Du bist ein seltsamer Spaßvogel, Yank«, brummt Jean Palance rau. »Dann ist es sicher auch eine Erfindung, dass du ganz allein in Fort Hancock gegen vier Banditen kämpfen musstest, von denen einer Hope Braddock hieß? Immerhin ist Braddock einer der bekanntesten Revolverhelden im westlichen Texas gewesen, – bis er dich traf. Danach war er tot, wie?«
»Ich merke, dieser Lügenbeutel Skinner hat wirklich eine Menge erzählt«, murmelt Yank sanft. »Ganz gut, dass er es eilig hatte, ich würde ihm sonst einen Besuch gemacht haben.«
»Mit zwei Revolvern, wie?«
Die Frage von Palance kommt schnell und scharf.
»Ich trage doch nur einen, Jean, ich bin ein friedlicher Mann.«
»Das warst du durchaus nicht immer, mein Freund. Du musst zu deiner Zeit eine wandelnde Kanone gewesen sein, vor der alles weglief. Yank, du bist ein seltsamer Mann.«
Der seltsame Mann lächelt dünn und trinkt einen Schluck. »Willst du mir nicht sagen, warum du den Umweg machtest und Winner sich nach Fletcher erkundigte?«
Winner und Palance wechseln einen Blick und sehen dann Yank an.
»Gut, jetzt fragst du«, sagt Palance. »Nun, wie lange ist Fletcher nicht bei dir, wann sollte er nach Hause kommen, Yank?«
»Er müsste längst hier sein«, erwidert Yank. »Jean, du fragst doch nicht umsonst? Was ist mit Fletcher?«
Palance zuckt die Achseln und schickt einen kurzen Blick zu Winner.
»Ich sah Fletcher heute in San Antonio«, murmelt Winner. »Er war bei Risley, das ist richtig. Als er hinausging, Yank, sah ich Jaime Chavarez und Baldwin. Sie beobachteten ihn, entdeckten mich aber nicht. Er ritt gegen Mittag weg, genau nach Westen.«
»Und?«, fragt Yank schnell und besorgt. »Was machten die beiden Burschen von Miller?«
»Sie ritten ihm nach«, erwidert Winner trocken.
»Hast du ihn nicht zu warnen versucht?«, fragt Yank hastig. »Du müsstest doch eine Möglichkeit besessen haben, Gaile?«
»Hatte ich nicht«, antwortet Gaile heiser. »Ich stand in Trentons Saloon und hatte Jingo Morro als Nebenmann. Sollte ich hinausgehen und Fletcher warnen, um vielleicht mit Morro Ärger zu bekommen, Yank? Du weißt doch selber, dass Jingo zu schnell für jeden hier ist. Fletcher ritt weg und die beiden anderen hinterher. Dann ging Jingo. Sollte ich ihm nachgehen und Selbstmord begehen?«
Yank nickt bestätigend, Winner hat sicher recht. Nur … wo ist Fletcher jetzt?
»Jean, wenn Bill nun wirklich verfolgt worden ist, was können die Burschen von ihm gewollt haben?«
Palance zuckt die Achseln.
»Frage ich mich auch, Yank. Du sitzt Don Miller nicht mehr im Weg als der Rest der kleinen Leute, die er schon vertreiben wird. Vielleicht will er nur Fletcher beeinflussen, eure Partnerschaft aufzugeben, um dich allein zu haben, wenn er losgeht? Nachdem er eine Menge über dich weiß, kommt mir das wahrscheinlich vor. Yank, du musst jetzt der gefährlichste Mann für ihn sein.«
»Ich habe nicht die Absicht, ihm etwas zu tun, Jean!«
»Das sagst du, aber glaubt er dir das? Was wird er von einem Mann denken, bei dem sich die anderen kleinen Leute Rat holten und der Moss Agill bei sich aufnahm, als ihn seine Leute verjagten? Nun – kennst du seine Gedanken? Yank, wir haben es nicht so eilig, dass wir dir nicht suchen helfen könnten. Mit fünf Mann finden wir ihn vielleicht schneller als du allein, Mann.«
Einen Augenblick zaudert Yank Vance mit der Antwort, dann schüttelt er den Kopf und sagt kühl: »Jean, du magst Don Miller nicht besonders, das weiß ich. Wenn du mir helfen willst, was erwartest du als Gegenleistung?«
