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Western Helden – Die neue Reihe für echte Western-Fans! Harte Männer, wilde Landschaften und erbarmungslose Duelle – hier entscheidet Mut über Leben und Tod. Ob Revolverhelden, Gesetzlose oder einsame Reiter auf der Suche nach Gerechtigkeit – jede Geschichte steckt voller Spannung, Abenteuer und wilder Freiheit. Erlebe die ungeschönte Wahrheit über den Wilden Westen »Hund!«, schrie Steve Corley. Nur dieses eine Wort. Es enthielt alles, was er fühlte. Dann riss er seinen Spencer aus dem Scabbard. Das Pferd spürte den Schlag von Corleys Hacken. Es raste den Hang hinunter auf das Wasserloch zu. Corley sah den Mann dort unten zusammenfahren. Er sah Tordan loslaufen, als hätte der Teufel ihn mit seiner glühenden Höllenforke gestoßen. Tordan rannte an den Rindern vorbei zu seinem Pferd. Es stand an einem Zaunpfosten, dem letzten, der noch vorhanden war. Die anderen waren ebenso niedergerissen wie die Querlatten, zerstört, zerbrochen, alles entzwei. Ich bringe ihn um, dachte Corley. Der Zorn in ihm wuchs zu einer alles versengenden Flamme. Das war sein Wasserloch, dort soffen sonst seine Rinder. Jetzt war Tordan hier. Er hatte den Zaun um die Wasserstelle zerstört, Corleys Zaun, Corleys Arbeit. Corley nahm das Gewehr hoch, aber es war noch zu weit für einen sicheren Schuss. Tordan würde es doch nicht mehr schaffen. Der verdammte Landpirat rannte wie ein Hase zu seinem Pferd.
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Seitenzahl: 142
Veröffentlichungsjahr: 2025
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»Hund!«, schrie Steve Corley. Nur dieses eine Wort. Es enthielt alles, was er fühlte. Dann riss er seinen Spencer aus dem Scabbard. Das Pferd spürte den Schlag von Corleys Hacken. Es raste den Hang hinunter auf das Wasserloch zu.
Corley sah den Mann dort unten zusammenfahren. Er sah Tordan loslaufen, als hätte der Teufel ihn mit seiner glühenden Höllenforke gestoßen. Tordan rannte an den Rindern vorbei zu seinem Pferd. Es stand an einem Zaunpfosten, dem letzten, der noch vorhanden war. Die anderen waren ebenso niedergerissen wie die Querlatten, zerstört, zerbrochen, alles entzwei.
Ich bringe ihn um, dachte Corley.
Der Zorn in ihm wuchs zu einer alles versengenden Flamme.
Das war sein Wasserloch, dort soffen sonst seine Rinder. Jetzt war Tordan hier. Er hatte den Zaun um die Wasserstelle zerstört, Corleys Zaun, Corleys Arbeit.
Corley nahm das Gewehr hoch, aber es war noch zu weit für einen sicheren Schuss. Tordan würde es doch nicht mehr schaffen. Der verdammte Landpirat rannte wie ein Hase zu seinem Pferd. Er hatte es nur zu weit rechts angebunden. Die Rinder waren ihm nun im Weg.
Lauf, dachte Corley, lauf, du Schurke. Nun jage die Rinder zur Seite. Los, versuche es, lauf zwischen ihnen hindurch. Na, schaffst du es?
Bei allem Zorn meldete sich in Corley die Schadenfreude. Tordan hatte einen Fehler gemacht. Jetzt musste er ihn bezahlen. Tordan schrie, ruderte mit den Armen, brüllte, rannte, stieß zwei Rinder weg. Die anderen setzten sich nun in Bewegung, aber sie quirlten durcheinander. Tordan kam nicht mehr zu seinem Pferd, Corley raste auf seinem Braunen den Hang hinunter.
Dann war er nahe genug. Er riss sein Pferd mit einem Ruck auf die Hacken.
Der Gaul blieb stehen, Corleys Gewehr flog an die Schulter.
Er hatte noch Zeit, denn Tordan konnte erst nach zwanzig Schritten bei seinem Pferd und damit an seinem Gewehr sein. Tordan sah sich um, heiser schrie er auf. Natürlich sah er das Gewehr auf sich gerichtet.
Hast du Angst, dachte Corley, du Hund, hast du jetzt Angst? Lauf noch fünf Schritte, dann kommst du an dein Gewehr. Du wirst es sehen, aber es niemals erreichen. Ich bringe dich um.
Das dachte er, als der Knall kam. Es war ein trockener Knall, sehr nahe, sehr kurz und hart. Dann traf die Kugel Corleys Pferd.
Es geschah zu schnell, auch für einen Mann wie Corley. Dieser Corley war ein Kämpfer, eisenhart und erbarmungslos, wenn es sein musste.
Corley hatte nur Tordan gesehen.
Dabei musste noch jemand auf seiner Weide gewesen sein. Und dieser Mann hatte gefeuert. Corley aber hatte beide Hände an der Waffe und keinen Finger am Zügel gehabt.
Das war es, und das entschied die Sache schon jetzt. Das Pferd sprang, Corley flog hintenüber. Er versuchte noch, mit einer Hand nach den Zügeln zu greifen, den Gaul herumzureißen. Es war zu spät. Er wusste es, als das Pferd sich aufbäumte. Es sprang nun vorwärts. Dabei flog Corley über die Zügel hinweg. Er schoss mit dem Gesicht voran gegen den Hals des Pferdes. Einen Moment sah Steve Corley nur Feuer. Immerhin aber hatte er den Gedanken, aus dem Sattel zu müssen. Er warf sich zur Seite. Es war die falsche Flanke. Aber das begriff er erst, als das Pferd fiel und er mit ihm stürzte. Das Sattelhorn schlug gegen seinen Ellbogen. Durch den Arm fuhr ein Stich und sein Gewehr flog davon.
Und dann kam das Pferd.
Corley schrie nicht, Angst hatte er nie gekannt. Darum versuchte er, sich noch abzustoßen. Doch das Pferd fiel zu schnell.
Als es auf seine linke Schulter krachte, glaubte er zerquetscht zu werden. Er trug den Colt links. Das war sein nächster Gedanke. Es war unmöglich, an die Waffe zu kommen, da sein linker Arm unter dem Pferd war. Corleys Atem stockte. Die Luft wurde ihm knapp. Im kniehohen saftigen Gras sah er sein Gewehr liegen. Zwei Schritte nur war es entfernt. Aber er kam nicht heran.
Corley biss die Zähne zusammen, zog das rechte Bein an. Hochstemmen, dachte er, wegdrücken. Ich werfe den Gaul von mir herunter, ich muss.
Sie sahen ihn liegen und hielten an. Mike Tordan lief längst nicht mehr. Er war stehen geblieben, nachdem Piet Jarrings geschossen hatte. Niemand schoss so gut wie Jarrings. Tordan wusste, ehe er sich umwandte, dass Jarrings getroffen hatte.
Hinter den Büschen tauchte Jarrings jetzt zu Pferde auf. Glennock erschien am Rand des Geröllgrabens mit dem Gewehr in der Faust. Sein Pferd stampfte über die Kante. Dann hielt auch er.
Sie hatten noch zwei Mann mitgenommen, aber diese beiden waren zu Fuß. Sie kamen hinter den Büschen hervor, die auch Jarrings Deckung gegeben hatten.
Jetzt starrten sie alle auf den schweren Braunen, unter dem Corley lag. Jarrings Augen weiteten sich, Glennock stockte der Atem, Tordan vergaß die Rinder, er stierte nur auf den Braunen, der sich nun bewegte.
Steve Corley zog die Beine an. Sie sahen deutlich, wie sein Hals anschwoll und sein Gesicht feuerrot wurde. Es war ungeheuerlich.
Corley, dieser blonde Riese, krümmte sich, dann rutschte der Braune nach links. Corley war frei.
Er wollte aufstehen. Sie hatten keine Ahnung, wie Corley es geschafft hatte, das Pferd von sich zu wälzen. Sie wussten nichts von der ungeheuren Anstrengung und dem verbissenen Willen Corleys.
Als das Pferd gefallen war, verließ Corley für Sekunden die Kraft. Das Tanzen der Feuerringe vor seinen Augen hörte langsam auf. Corley stemmte sich hoch.
In diesem Moment trieb Glennock seinen Gaul an. Glennock jagte los. Er ahnte, was Corley tun wollte, und musste ihm zuvorkommen.
Das Dröhnen der Hufe ließ Corley den Kopf wenden. Der blonde Riese sah sich um. Glennock kam tief gebückt und mit dem herumwirbelnden Gewehr in der Rechten auf ihn zugeritten. Er war schon zu nahe, Corley konnte weder zum Revolvergurt greifen und die Waffe im Kreuzgriff ziehen, noch hätte er sein Gewehr erreichen können. Dennoch sprang Corley vorwärts auf sein Gewehr zu.
Er sah das Gewehr Glennocks herumzischen und das Pferd auf sich zurasen.
Er tauchte weg, aber der Kolben der Waffe erwischte ihn.
Corley fiel wie ein gefällter Baumriese zu Boden.
*
Sie hatten einen Knoten gemacht.
Der Strick scheuerte um Corleys Hals. Er sah am Strick entlang auf das Pferd und auf Tordan. Tordan saß im Sattel, er lachte finster und bissig.
Corley schwieg, er blickte Tordan nur an. Irgendetwas war in seinen Augen, das Jarrings beklommen als kalten Hass deutete.
»Boss«, sagte Jarrings, seine Stimme klang heiser und rau. »Boss …«
»Was willst du?«, fragte Tordan kalt. »Wenn es dir nicht gefällt, Piet, musst du nach Hause reiten. Ich habe ihm gesagt, dass ich die Weide nehmen würde. Es ist freie Weide, sie gehört so wenig ihm wie mir. Der Stärkere nimmt sich, was er zum Leben braucht, das ist ein Naturgesetz, Piet.«
»Boss, es ist ein Fehler.«
»Fehler?«
Tordan sah ihn an, seine dunklen Augen flammten auf.
»Wenn schon, dann ist es ein Fehler, meiner, verstehst du, Piet? Vergiss nicht, dass du meine Befehle auszuführen hast. Ich habe ihm gesagt, ich würde ihn von dieser Weide schleifen.«
»Er ist verwundet«, wandte Jarrings ein. »Boss, er war zuerst auf diesem Land.«
»Jetzt bin ich hier.«
Jarrings sah zur Seite. Er kannte Tordans grimmigen Willen. Tordan nahm sich, was er zu brauchen glaubte. Es würde nie anders sein.
»Wenn ich mit dir fertig bin, Corley, wirst du keinen Fuß mehr auf dieses Land setzen, oder du stirbst«, hörte er Tordan sagen. »Ich habe dich gewarnt, du Narr. Bleib jenseits der Sheep Mountains. Dort kannst du sitzen und deine drei Kühe hüten. Aber komm niemals wieder her. Jetzt läufst du, du Narr.«
Corley schwieg noch immer. Er war ein halbes Jahr eher in dieses Land gekommen als Tordan. Jenseits der Berge lag sein Blockhaus, eine kümmerliche Hütte. Diesseits war die bessere Weide, hier gab es mehr Wasser. Er hatte geglaubt, eine gute Rinderweide für die Zukunft zu haben, aber dann war Tordan gekommen. Tordan hatte fünf Leute und den Store in Laramie, Tordan war reich und Corley war arm.
»Los!«, schrie Tordan.
Sein Pferd sprang an, der Strick spannte sich und kratzte Corley den Nacken auf. Er lief nun vorwärts mit seinem bewegungsunfähigen Arm. Corley sah in Tordans Gesicht, als er den Kopf wendete.
»Du kannst noch schneller von meinem Land rennen, wetten?«, schrie Tordan grimmig. »Du Hund, warum bist du stumm, hat es dir die Sprache verschlagen?«
Corley biss die Zähne zusammen. Jedes Wort, das wusste er, würde in seinem Gedächtnis haften bleiben. Er hatte nicht geglaubt, dass Tordan die Grausamkeit auf die Spitze treiben würde. Jetzt erlebte er Tordans Zorn und lief schneller.
Als das Pferd den Hügel hochstob, kam Corley nicht mehr mit. Er strauchelte und stürzte auf die linke Schulter. Aber er schrie nicht vor Schmerz, obgleich er glaubte, dass nun auch noch die Schulter gebrochen sei. Der Strick riss ihn einige Meter weit über den Boden. Er schnürte ihm die Luft ab, und als er glaubte, ersticken zu müssen, hielt Tordan endlich an. Vom Sattel aus starrte Tordan in Corleys blaurotes Gesicht.
»Ich sollte dich aufhängen«, knurrte er. »Siehst du die drei Bäume dort oben? Das ist in Zukunft deine Grenze, bis zu den Bäumen reicht mein Land. Komm niemals einen Schritt weiter, du Hundesohn. Steh auf, hoch mit dir, es geht weiter.«
Corley stand auf. Das Pferd ging wieder an.
»Lauf, Corley!«
Corley musste den Hang hinunterlaufen, das Pferd lief zu schnell. Es riss ihn erneut um. Diesmal blieb ihm die Luft weg. Er wurde ohnmächtig.
Als er die Augen aufschlug, sah er Tordan vor sich stehen. Blut lief ihm über den Hals in das schäbige Hemd, Schmerz breitete sich aus und kroch bis in seine Brust.
Am Boden lag, gewunden wie eine Schlange, der Strick. Tordan hatte ihm die Hanfkrawatte gelöst.
»Du kannst zu deiner Hundehütte kriechen«, schrie Tordan giftig. »Verschwinde du Narr, und komm nie wieder.«
Corley sah Jarrings. Sein Gesicht blieb düster und verkniffen, als er Sattel, Zaumzeug und Waffen Corleys ins Gras fallen ließ.
»Nimm deinen Plunder mit, du Schurke«, knurrte Tordan bissig. »Verschwinde aus diesem Land.« Corley lag still. Er sah nicht hin, als sie fortritten.
Endlich waren sie fort.
Er hatte drei Meilen zu gehen, aber er war fertig. Schulter und linker Arm schmerzten fürchterlich. Dazu kam das Brennen und Pochen der Kugelwunde im rechten Arm.
»Tordan«, sagte er zwischen den Zähnen. »Tordan …«
Er würde den Namen und den Mann niemals vergessen, so lange er lebte.
*
Esther Corley schrie gellend auf, als sie ihn am Zaun entlangschwanken sah. Er schien den Schrei seiner Frau nicht zu hören. Erst als sie bei ihm war und mit kreidebleichem Gesicht nach seiner Jacke griff, bemerkte er sie. Es war, als kehrte sein Verstand von einem unendlichen Ausflug in die Weite zurück.
»Steve, was ist passiert? Dein Arm, dein Hals. Steve …«
»Tordan«, sagte Steve Corley. »Tordan …«
Zu mehr reichte seine Kraft nicht. Die nächsten Worte erstickten in einem Lallen, er knickte ein und fiel, obgleich sie ihn zu halten versuchte.
»Steve, steh auf, bitte, steh auf.«
»Nicht – den Arm«, stöhnte er, als sie ihn unter den Achseln fassen wollte. »Hosenriemen – ziehen …«
Esther Corley half ihm hoch. Steve Corley stand nun am Zaun, sein breiter Rücken fand endlich den richtigen Halt. Er sah, wie sein Sohn nach den entsetzten Rufen seiner Frau aus der Hüttentür trat. Sein ältester Sohn Thomas trug zu klein gewordene Hosen. Sie hatten ihm noch keine anderen kaufen oder anfertigen können. Thomas blieb stehen. Seine hellen Augen wurden jetzt immer größer, der Schreck verdunkelte sie. Danach kam Larry-Steve heraus. Er war zwei Jahre jünger als Tom und nun sechs Jahre alt. Der vierjährige Gregg folgte. Wo einer der Brüder hinlief, da rannten auch die anderen hin.
Den Schluss machte Liz, die einzige Tochter Corleys. Sie war drei Jahre alt und ein zartes Kind mit großen blauen Augen.
Steve Corley betrachtete seine vier Kinder. Liz war ein Mädchen, aber er hatte drei Söhne. In diesem Augenblick sah Steve Corley nicht diese drei kleinen Burschen in den verschlissenen, zu großen oder zu kleinen Hosen. Er bemerkte auch nicht, dass ihre Sachen vielfach gestopft und geflickt waren. Vor seinen Augen verwandelte sich die Gruppe der in einer Reihe wie Orgelpfeifen dastehenden Kinder. Sie wuchsen und wurden groß, riesengroß wie ihr starker, aber jetzt halb toter Vater.
Der Gedanke kam wie ein Blitz. Ich werde sie erziehen, dachte Corley. Dieses Land wird niemals zuvor und niemals hinterher solche Männer sehen. Wann immer ich mit ihnen Rede, wann immer ich sie lehre, dieses Leben zu meistern, ich werde von Tordan reden. Wie ein Samenkorn will ich die Saat meiner Rache aussäen. Und wenn sie aufgeht, diese Saat, Tordan, dann wirst du die Hölle von innen sehen und schreien nach Gnade und Barmherzigkeit. Aber Auge um Auge, Zahn um Zahn, Blut um Blut!
In fünfzehn Jahren, dachte Steve, in fünfzehn Jahren, Tordan, geht die Saat der Rache auf.
In fünfzehn Jahren…
*
Sie sahen ihn an und warteten auf den letzten Ruck am Gatterbalken.
Tom Corley stand genau 30 Schritte vor dem Gatter. Rechts von ihm lehnte Larry-Steve am Wagen. Linker Hand hielt der hellblonde Gregg auf seinem grobknochigen Pferd.
Sie schwiegen und sahen nur auf den steifen Unterarm ihres Vaters. Jener Bruch vor fünfzehn Jahren war nie mehr in Ordnung gekommen. Aber was der Alte mit den Fingern einmal packte, das brachte niemand mehr aus dieser Hand heraus.
»Pass auf, Tom!«
Tom senkte leicht den Kopf. Er hatte verstanden. Er trug ein grellrotes Hemd, es war brandneu, nur etwas verknittert, weil der Alte wenige Minuten vorher jemand mit diesem Hemd vor der Nase herumgewedelt hatte.
Gregg spannte sich, seine Hand umklammerte das Lasso. Gregg sah, wie der Gatterbalken zur Seite schoss. Der Alte hatte ihn aus dem Lager gezogen und mit einer Drehung herumgeschleudert.
Der Corral war nun offen. Der jemand, dem Steve Corley zuletzt das grellrote Hemd um die Ohren geschlagen hatte, stieß einen dumpfen, zornigen Laut aus.
»Vorsicht«, murmelte Larry-Steve Corley. »Achtung, Bruder, er kommt.«
»Halt du das Maul«, knurrte der Alte barsch. »Du brauchst deinem älteren Bruder keine Vorsicht anzuraten. Er weiß selbst, was er zu tun hat. Hüpfst du bald, Tom?«
Tom Corley riss die Arme hoch und sprang. Die stechende Vormittagssonne ließ das Hemd wie eine blutige Fahne leuchten.
In diesem Augenblick fuhr der Bulle Moose herum und brüllte vor Wut. Er sah das verfluchte rote Ding, das ihm um die Ohren geklatscht worden war, und stürmte los. Als er anging, begann der Boden zu dröhnen. Die gewaltige Masse von Moose schoss aus dem Corral auf Tom Corley zu.
Tom stand nun leicht geduckt und sah Moose entgegen.
Der Riesenbulle nahm den Mann an, er senkte das Gehörn.
Gregg biss die Zähne zusammen, denn Moose entwickelte jetzt seine volle Geschwindigkeit. Er wollte das verhasste rote Ding aufspießen.
Tom Corley ritt der Teufel, denn er wartete, bis das Gehörn nach oben schoss. Erst in diesem Moment tat der gewaltige Tom einen blitzartigen Satz zur Seite.
Gregg stieß einen heiseren Schrei aus. Er hatte geglaubt, dass Tom es nicht mehr schaffen würde.
Tom Corley wirbelte so ungeheuer schnell zur Seite, dass Moose mit den Hörnern in den leeren Raum torkelte. Dann schnellte Tom sich ab. Er flog mit einem ungeheuer weiten Satz neben dem Bullen her, ehe der den Fleck rot neben sich ausmachen konnte. Danach schloss sich Toms linke Faust um das rechte Horn von Moose. Die rechte Hand Toms griff wie eine Kralle in das Büschel Nackenhaare an dem Fetthöcker des Bullen.
Moose rannte noch geradeaus, er war blind vor Wut, konnte aber so schnell nicht anhalten und brüllte schaurig, als sich Tom Corley nach einem neuen Sprung an ihm klammerte und mit dem rechten Stiefel zustieß.
Im nächsten Augenblick geschah es. Der Bulle krachte zu Boden. Eine gewaltige Staubwolke schoss um seinen massigen Körper in die Höhe und nahm die Sicht. Danach tauchte nur Toms Kopf aus der Wolke auf. Das Brüllen des Bullen hallte durch das Tal, die Staubwolke zerflatterte, und sie sahen, wie Moose sich einstemmte, um wieder auf die Beine zu kommen.
Steve Corley stand am Corral, die Lider halb geschlossen, ein karges Lächeln um die Mundwinkel. Er sah, wie Tom blitzschnell das rechte Horn nach unten drückte und das linke herumbrachte. Moose war schon halbwegs vorn hoch, als Toms Drehgriff kam. Sie bemerkten, wie Toms Halsadern anschwollen und sein Gesicht so rot wie sein Hemd wurde. Im nächsten Moment kippte Moose auf die Seite. Tom warf sich über den Hals, er spreizte weit die Beine und hielt den riesenhaften Bullen mit seiner ganzen Kraft am Boden.
»Gregg, das Lasso.«
Als, Gregg heranfegte, ließ Tom los und sprang mit einem Satz weg. Brüllend kam Moose in die Höhe, aber die Schlinge fiel schon.
Der Bulle machte kehrt, er folgte dem Zug des Lassos bis in den Corral. Donnernd fiel der Balken wieder zwischen die beiden Pfosten.
»Das war gut, zu gut beinahe«, brummte Steve Corley. Es war das höchste Lob, das er jemals für Toms Schnelligkeit und Bärenkraft gehabt hatte. »Niemand macht dir das nach. Well, ist das Hemd zum Teufel?«