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Western Helden – Die neue Reihe für echte Western-Fans! Harte Männer, wilde Landschaften und erbarmungslose Duelle – hier entscheidet Mut über Leben und Tod. Ob Revolverhelden, Gesetzlose oder einsame Reiter auf der Suche nach Gerechtigkeit – jede Geschichte steckt voller Spannung, Abenteuer und wilder Freiheit. Erlebe die ungeschönte Wahrheit über den Wilden Westen »Schafe«, sagt Ben Bowman, und es klingt beinahe wie ein wilder Schrei. »Schafe, verdammte Schafe! Diese Vagabunden fragen nicht einmal, sie kommen aus dem Nichts, aber sie werden nicht im Nichts verschwinden, dafür werde ich sorgen. Walt, sieh dir die Spur drüben an.« »Ja«, antwortet Walt Glencoe knapp und zieht sein Pferd herum. Er reitet an, ein Mann, der sonst nur mit Rindern und Pferden zu tun hat und Schafe genauso wenig liebt wie jeder Rindermann. In diesem Moment denkt Walt Glencoe an die Gerüchte aus dem Osten, an die Rancher dort, die mit den Schafzüchtern gekämpft und sie vertrieben haben. Jeder Rindermann weiß nur zu gut, was Schafe für dieses karge Land hier bedeuten. Schafe rupfen das Gras aus und ziehen bei diesem Boden sogar die Wurzeln mit aus. Wo hier Schafe gestanden haben, da bleibt für zwei, drei Jahre eine beinahe unbrauchbare Weide zurück. Rindermänner wissen das. Und darum hassen sie Schafe und die Leute, die sie ins Land schaffen. »Ich sage dir, Evans, wir werden sie mit Stumpf und Stiel ausrotten. Ich schwöre dir, wir werden ihnen Hörner wachsen lassen! Wenn das die anderen hören … Großer Gott, kommen etwa noch mehr dieser Vagabunden her?« Einen Augenblick scheint der Gedanke, den er laut ausspricht, seine Zunge zu lähmen. Er ringt nach Luft und blickt unwillkürlich nach Osten, als wenn sie dort über die Hügel kommen könnten. »Male nicht den Teufel an die Wand, Boss«
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Seitenzahl: 156
Veröffentlichungsjahr: 2025
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»Schafe«, sagt Ben Bowman, und es klingt beinahe wie ein wilder Schrei. »Schafe, verdammte Schafe! Diese Vagabunden fragen nicht einmal, sie kommen aus dem Nichts, aber sie werden nicht im Nichts verschwinden, dafür werde ich sorgen. Walt, sieh dir die Spur drüben an.«
»Ja«, antwortet Walt Glencoe knapp und zieht sein Pferd herum.
Er reitet an, ein Mann, der sonst nur mit Rindern und Pferden zu tun hat und Schafe genauso wenig liebt wie jeder Rindermann. In diesem Moment denkt Walt Glencoe an die Gerüchte aus dem Osten, an die Rancher dort, die mit den Schafzüchtern gekämpft und sie vertrieben haben. Jeder Rindermann weiß nur zu gut, was Schafe für dieses karge Land hier bedeuten. Schafe rupfen das Gras aus und ziehen bei diesem Boden sogar die Wurzeln mit aus. Wo hier Schafe gestanden haben, da bleibt für zwei, drei Jahre eine beinahe unbrauchbare Weide zurück. Rindermänner wissen das. Und darum hassen sie Schafe und die Leute, die sie ins Land schaffen.
»Ich sage dir, Evans, wir werden sie mit Stumpf und Stiel ausrotten. Ich schwöre dir, wir werden ihnen Hörner wachsen lassen! Wenn das die anderen hören … Großer Gott, kommen etwa noch mehr dieser Vagabunden her?«
Einen Augenblick scheint der Gedanke, den er laut ausspricht, seine Zunge zu lähmen. Er ringt nach Luft und blickt unwillkürlich nach Osten, als wenn sie dort über die Hügel kommen könnten.
»Male nicht den Teufel an die Wand, Boss«, erwidert Evans, sein Zureiter, grimmig. »Du weißt, was wir geschworen haben. Alle Rancher werden zusammenstehen. Ich bin sicher, es gibt Krieg, wenn diese Kerle sich hier blicken lassen. Niemand will sie haben, sie wissen es, aber sie kommen trotzdem. Nichts ist leichter, als Schafe zu hüten. Du brauchst nur ein paar Hunde, die darauf dressiert sind. Für ein paar hundert Schafe genügt ein Wächter. Aber sie werden mit ihren Familien kommen, genau wie im Osten am Powder River, am Mispah und Yellowstone. Verdammt, warum bringen die Kerle ihre Frauen und Kinder denn bloß mit?«
»Weil sie gerissen sind, die Aasgeier!«, brüllt Bowman wütend los. »Aasgeier sind das, unsere Totengräber, sage ich. Sie wissen ganz genau, dass man nicht gegen Frauen und Kinder Krieg führt, aber sie werden sich verrechnet haben. Wir jagen sie zurück oder in die Berge. Sollen sie mit ihren verdammten Schafen in den Bergen hausen und im Winter alle erfrieren. Niemand hat das Gesindel eingeladen. Niemand, verstehst du?
He, Glencoe, wie lange, zum Teufel, brauchst du dazu, um die Spur zu lesen?«
Glencoe, der auf der Bowman Ranch der beste Spurenleser ist, klettert drüben auf sein Pferd und kommt in scharfem Galopp zurück.
»Maulesel!«, sagt er dann knapp. »Vier Maulesel, ein Wagen, wahrscheinlich ist ein Junge dabei.«
»Was denkst du, wie alt ist die Spur?«
»Sie haben dort gelagert, am Feuer sind die Spuren von drei Männern und die kleine Spur. Es muss vergangene Nacht gewesen sein. Am Morgen sind sie wieder aufgebrochen.«
Unter ihnen liegt die Senke, in der weit hinten eine kleine Staubwolke zu sehen ist.
»Staub«, sagt Glencoe finster. »Dort sind sie, keine vier Meilen von hier, Boss. Es sieht aus, als wenn sie am Bacharm vor uns über Nacht bleiben wollen.«
»Bleiben werden sie, aber auf dem Bauch liegend, wenn sie es nicht anders haben wollen. Ziehen auf unsere Winterweide, als wenn sie ihnen gehörte, diese Strolche. Denen werde ich Beine machen. Wir reiten von Norden heran und packen sie dann überraschend. Evans, siehst du sie genau?«
Evans hat scharfe Augen, denen so schnell nichts entgeht. Er beobachtet die Staubwolke schon die ganze Zeit und sagt nun: »Eine gute Meile noch für sie bis an den Bach. Das reicht für uns dreimal, um sie einzuholen. Auch Schafe werden Wasser wittern, was? Nach dem Staub haben sie sicher Durst, Boss, wir erreichen sie noch weit vor dem Bach.«
»Das wollte ich hören«, sagt Bowman grimmig. »Dann los, aber wir reiten unten im Tal, damit sie uns nicht zu sehen bekommen.«
Er jagt los und knirscht mit den Zähnen vor Zorn. Im Tal sind sie gedeckt. Sie reiten später, um keinen Staub aufzuwirbeln, langsam über den einzigen Hang, der mit Büschen bestanden ist, und preschen dann im nächsten Tal weiter.
Keine halbe Stunde darauf, ihre Pferde dampfen schon, reißt Bowman sein Pferd zurück und hat den Bach vor sich. Der Bach führt um diese Zeit viel Wasser. Das Frühjahr hat zeitig eingesetzt, die Schneeschmelze genug Wasser in die Bäche und Flüsse gebracht. Es verspricht ein gutes Heujahr und damit ein prächtiges Jahr für die Rinder zu werden.
Und nun kommen die Schafe, um den Ranchern das Heu abzufressen, ehe sie es noch einbringen können. Der Vorrat, den eine Ranch haben muss, ist beträchtlich. Überall in den Tälern, in denen die Rinder überwintern sollen, müssen riesige Heustapel angelegt werden, eine Arbeit für eine ganze Mannschaft, die sich dabei nicht schonen darf.
Links vor Bowman liegt der Ausläufer des Hügels. Und hinter dem Hügel, etwas mehr als eine halbe Meile zurück, müssten die Schafe sein.
»Evans, hinauf mit dir«, sagt Bowman heiser. »Sieh nach, Mann. Sie können nicht weit sein. Ich schätze, in diese Gegend wollen sie. Sieh besser nach, ehe wir uns zeigen. Und lass keine Nasenspitzen sehen, verstanden?«
»Ich bin kein Narr«, erwidert Evans trocken und reitet scharf an. »Gleich haben wir sie.«
Bowman blickt ihm nach, sieht Evans oben halten und sein Pferd an einen Strauch binden. Dann klettert Evans das letzte Stück.
Er duckt sich oben und beginnt zu kriechen.
Evans kommt auf einen Stein zu, der ausgewaschen vom Regen neben der ständig auf dem Kamm der Hügel wachsenden Buschreihe steht, und nimmt den Hut ab.
Im nächsten Augenblick, er braucht sich keine zwei Schritte nach vorn zu schieben, sieht er auch schon die Schafe. Rechts vorn jagt ein Hund.
Es müssen mehr als 600 Schafe sein.
Eine Masse zum Teil dunkler wolliger Rücken schiebt sich in einer Wolke von Staub, die nur die Spitze der Schafherde erkennen lässt, auf den Bach zu, aber noch etwa 800 Yards entfernt.
Evans, der noch nie mit Schafen zu tun gehabt hat, beobachtet die Reaktion der Schafe auf die Witterung des Wassers und findet, dass sie sich fast so benehmen wie eine Rinderherde auf dem Trail.
Links im Staub erkennt Evans einen Reiter, drüben, auf der anderen Seite der Herde, scheint der nächste zu sein. Er taucht nur schemenhaft auf und verschwindet gleich wieder. Der Wagen aber ist mehr als 800 Yards hinter der Staubwolke und rollt gemächlich auf die ausgewaschene, tiefe Rinne zu, die etwa auf der Hälfte des Weges zwischen ihm und den letzten Schafen ist.
Er gleitet zurück und zieht sich auf sein Pferd.
»Boss«, sagt er, als er Bowman erreicht und der ihn fragend ansieht, »die Schafe sind schneller als der Wagen, sie rennen auf das Wasser zu. Die Leute an der Herde haben Mühe, sie in einem Block zu halten, aber der Wagen hängt zurück und muss durch den Graben.
Hier hinten sind Büsche genug, sodass man mit Leichtigkeit in den Graben kommen kann, um den Wagen abzufangen. Was meinst du, Boss?«
»Wo ist der Graben, links?«
»Ja, ziemlich weit links, etwa vierhundert Yards von hier.«
»Los!«, sagt Bowman hart. »Wenn wir in den Graben kommen, dann können wir uns zuerst um den Wagen kümmern. Sicher haben die Burschen an der Herde genug zu tun, um den verrückten Haufen Schafe zu halten. Sie werden kaum nach hinten sehen. Schnell, Evans, schaffen wir es noch?«
»Sicher«, sagt Evans trocken, und das Jagdfieber hat ihn gepackt. »Wenn wir schnell genug sind, dann erwischen wir sie.«
Er treibt sein Pferd wieder an. Bowman hält sich nun links von ihm. Glencoe ist rechts. Sie treiben ihre Pferde hastig so weit den Hang hinab, bis sie fast ganz hinter den Büschen verschwunden sind. Hier liegen Felsen frei, dazwischen stehen kleine Krüppelkiefern und ein paar Wacholderbäume.
Evans taucht als erster Reiter knapp hinter den Felsen und einer Krüppelkiefer auf. Er blickt vorsichtig nach rechts, doch kann er den Mann links der Schafherde nicht erkennen.
»Jetzt«, sagt Evans heiser und treibt sein Pferd an, um schnell über den Hang zu kommen. »Schnell, kommt nach!«
Die Hufe klappern kurz, dann sind die Pferde auch schon auf dem Geröll und hinter den nächsten Felsen verschwunden. Evans duckt sich. Er kann, als er sich hinter einem der stark belaubten Büsche etwas höher aufrichtet, den Wagen erkennen.
Auf dem Bock sitzt ein Mann, der die Maultiere an den Leinen hat, während hinter ihm, durch die offene Plane des Wagens gut zu erkennen, ein Junge hantiert. »Runter, Evans, sollen sie uns sehen, Mensch?«
»Die sehen uns nicht«, erwidert Evans mit Sicherheit. »Ich wette, dass sie dort vorn herunterwollen.« Er duckt sich wieder.
Es müsste reichen, denkt Evans, der sein Pferd nun scharf antreibt und es hinter die beiden Kiefern zwischen den Felsen bringen will. Er prescht los, hinter ihm kommt Bowman, dann Glencoe.
*
»Wollt ihr wohl, ihr faulen Galgenstricke? Weiter, runter mit euch, jüüaaah!«
Die Peitsche knallt.
Der Wagen taucht auf.
Die Maultiere prusten.
»Los!«, sagt Bowman hinter Evans scharf. »Schnell, die Maultiere nimmt Glencoe. Weg mit dir, Evans!«
Niemand braucht Evans zu sagen, was er zu tun hat. Evans setzt seinem Pferd die Hacken ein. Der Gaul prescht aus dem Stand los.
Sein Pferd rutscht um ein Haar auf dem Geröll aus.
»Halt!«, brüllt Ben Bowman in dieser Sekunde scharf. »Anhalten. Hände hoch!«
Der alte Mann auf dem Bock sieht rechts einen Mann auftauchen.
Der Reiter kommt so plötzlich aus den Büschen des Grabens, dass der Alte vor Schreck seine zum Schlag erhobene Peitsche sinken lässt. Dann ist der Reiter auch schon bei den Maultieren und packt das erste am Zaumzeug.
»He, verdammt, was soll das?«
Rinderleute, denkt der Alte verstört und entsetzt. Cowboys, das hat uns noch gefehlt.
Der Mann ist neben ihm und hat sein Gewehr in der Hand.
»Nimm die Hände hoch, verdammter Schaftreiber, sonst drücke ich ab!«
Ben Bowman blickt mitten in das Gesicht eines Mannes, der fast sein Vater sein könnte. Er würde nicht zaudern zu schießen, wenn dieser Mann jünger wäre.
An der anderen Seite taucht plötzlich Evans auf. Evans, der die Szene überfliegt, nimmt sein Gewehr jäh hoch.
Der Alte ist aufgestanden, weil er so besser die Peitsche führen kann, um die Maulesel den Hang hochzutreiben. Mit seinem erhobenen Arm wirkt er drohend. Und genau das ist es, was Evans zu erkennen glaubt.
Evans flucht einmal, dann stößt er sein Gewehr vorwärts.
Der Gewehrlauf trifft den Alten mitten in den Rücken.
Und der Stoß wird mit der verstärkten Gewalt des an den Wagen springenden Pferdes geführt.
Der alte Mann blickt sich noch um, verliert aber in diesem Moment den Halt.
Er stürzt an die Kastenwand, er kann sich nicht halten und fällt über die Kante mitten auf das Geröll.
Sie haben den Wagen, denkt er, und sie haben mich.
Wir werden nirgendwo eine Heimat finden.
Sie werden uns überall vertreiben.
*
»Schaftreiber«, sagt Bowman fluchend, als der Alte sich aufstemmen will, und ist mit einem wilden Satz aus dem Sattel neben ihm. »Ich werde euch zeigen, eure verdammten Schafe auf mein Land zu treiben, ich werde euch in die Hölle jagen!«
Er hört den Schrei des Jungen vom Wagen, aber er blickt nicht hoch. Der einzige Gedanke, den Bowman hat, ist der, diese Leute für alle Zeiten zu vertreiben. Er kommt, die Beine gespreizt und die rechte Faust herumschwingend, auf den Alten herunter und wirft ihn auf den Boden zurück. Der Alte will gerade hoch, als ihm Bowman auf den Rücken prallt und ihn mit einem erneuten Stoß auf die harte Geröllfläche zurückbefördert.
Der Junge aber, der auf dem Wagen nach vorn gehastet ist, stößt einen schrillen Angstschrei aus und sieht einen Mann vor sich. Es ist Evans, der genau am Bock des Wagens hält und nur den Arm ausstreckt.
Evans Gewehr ruckt herum. Der Junge, er mag etwa vierzehn Jahre alt sein, bekommt den Gewehrlauf vor die Brust und wird nach hinten gedrückt.
»Bleibst du wohl da, Junge?«, sagt Evans scharf, als der Junge zwar hinfällt, jedoch innerhalb eines Augenblicks unter dem Gewehr durchkriecht.
Der Junge versucht, allen Ernstes zu springen. Evans flucht kurz, streckt die Hand aus und erwischt den Jungen an dessen grober Cordjacke.
»Mister«, sagt der Alte würgend und mühsam. »Mister, wir sind friedliche Leute, wir haben nicht vor, euch Ärger zu machen, wir wollen nur …«
»Uns das Gras abreißen und die Weide unbrauchbar machen!«, brüllt Bowman. »Mensch, wenn ich nicht deine weißen Haare sehen würde, dann …«
In diesem Augenblick aber dreht sich oben am Hang Glencoe mit einem wilden Ruck im Sattel um und sagt scharf:
»Boss, sie haben etwas gemerkt, sie blicken her. Ein Hund kommt.«
»Was, zum Teufel?«
Bowman dreht sich um. Der Junge, wendig wie eine Schlange, kann sich befreien und ruft, während er wegrennt: »Joe, Hilfe, Rindermänner!«
Der Junge ist einfach zu flink und Evans nicht schnell genug für ihn. Schon ist der Bengel am Busch vorbei, rennt links den Hang hoch und schreit aus Leibeskräften nach Joe und um Hilfe.
»Evans, du Narr, fang ihn.«
Evans hört Bowman fluchen, rennt hinter dem Jungen her.
Auch Glencoe, der an der rechten Seite der Maultiere ist, kann nichts mehr tun. Zwar versucht er, noch an den Maultieren vorbeizukommen, aber zu spät.
Glencoe taucht nun für die zwei Männer, die ihre Pferde herumgerissen haben und zurückkommen, deutlich sichtbar über dem Hang auf und versucht dem Jungen den Weg zu verlegen.
Der Junge, schräg hinter sich das Pferd sehend, rennt wie ein Hase über den Hang und schreit dabei weiter.
Evans flucht, er kann den Jungen nicht einholen und hebt sein Gewehr.
Glencoe, der Evans’ Bewegung sieht, stößt einen entsetzten Schrei aus. Der Alte am Boden kann zwar kaum etwas sehen, ist aber hoch und torkelt an den Wagen, als Glencoe brüllt: »Nicht auf den Jungen schießen, Evans!«
Der Alte bleibt stehen und wird aschgrau vor Entsetzen.
Evans, unschlüssig, was er tun soll, sieht zu Bowman, der den Hang hochrennt und den Jungen anbrüllt: »Stehen bleiben! Bleibst du stehen!«
Der Junge aber rennt weiter auf den ersten Reiter zu.
Vor dem Reiter taucht, das zottige Fell voller Kletten und Staub, der erste Schäferhund auf. Es ist ein großer, wilder Wolfshund.
»Bessy, pack sie, Bessy, pack!«
»Dieser Teufelsjunge«, sagt Evans knirschend. »Junge, du wirst das noch be… Vorsicht, Boss, der Hund!«
Der letzte der beiden Reiter ruft irgendetwas. Hinten tauchen die anderen Hunde auf. Der vordere Hund saust an dem Jungen vorbei.
»Pack sie, Bessy, pack sie!«
»Himmel, Donner …«
Es ist Bowman, der heiser losflucht, sein Gewehr herumreißt und auf den Hund anlegt. Bowman kommt es in diesem Augenblick vor, als wenn der Hund genau das Gewehr und die Gefahr für sich erkennt. Kaum hat Bowman sein Gewehr angeschlagen, als der Hund auch schon einen Haken schlägt. Und da ist der Moment, in dem Bowman abdrückt.
Das Gewehr brüllt auf, die Kugel ist aus dem Lauf. Der Hund aber ist weg.
Dann schlägt der Wolfshund den nächsten Haken. Der Junge ruft noch immer, der erste Reiter hat zwei Finger im Mund und pfeift schrill, aber der Hund scheint nicht auf den Pfiff, sondern auf die Stimme des Jungen zu hören, der immer noch schreit: »Pack sie, Bessy, pack sie!«
Evans aber ist starr vor Schreck, denn der Hund ist keine 20 Yards mehr vor ihm und kommt rasend schnell näher.
Es ist Evans, als wenn er kein Glied rühren kann. Er sieht für einen Augenblick den Kopf des Hundes.
Als Evans aus seiner Starre erwacht und sein Gewehr auf den Hund anschlägt, kracht es hinter ihm.
Bowman feuert zweimal blitzschnell hintereinander. Die erste Kugel lässt den Hund zucken und den Jungen einen gellenden, weithin hörbaren Schrei ausstoßen. Die zweite Kugel trifft den Hund schräg von vorn. Der große Wolfshund wirbelt auf der Stelle herum. Er stößt ein schreckliches Geheul aus und verstummt dann mit einem heiseren, japsenden Laut, um auf die Seite zu fallen und mit den Läufen zu schlagen. Sein Geröchel ist bis zu Bowman und dem Wagen zu hören.
Vorn reißt der erste Reiter sein Pferd hastig herum, zieht es hinter einen Busch und bleibt hinter ihm. Der andere weiter hinten treibt sein Pferd auf den Hang. Er ist zu weit für einen sicheren Schuss entfernt, hat die Hunde bei sich und pfeift ihnen schrill. Die drei restlichen Hunde gehorchen, sie folgen dem Pfiff und verschwinden wie der zweite Mann hinter Büschen und Felsen.
Keine 30 Yards aber vor Bowman, der auf den Hang blickt, rennt der Junge mit zuckendem Gesicht auf den verstummenden Wolfshund zu und ruft dabei gellend: »Bessy, Bessy, ich komme!«
Glencoe blickt auf den Alten am Wagen, der die Hände erhoben hält und stammelnd sagt: »Nicht auf den Jungen schießen, Leute, ich bitte euch, schießt nicht auf meinen Enkelsohn.«
Er trägt keinen Revolver, er hat nur ein Messer im Gürtel stecken und blickt Glencoe mit einer Mischung aus Furcht und Grauen an.
Glencoe blickt einmal zurück, sieht den Jungen bei dem Hund ankommen und hört ein wildes Schluchzen, aber auch die Worte: »Ihr Mörder, ihr habt ihn getötet.«
Er kniet neben dem Hund und hält seinen Kopf.
Der Hund hechelt nie mehr.
»Diese Bestie!«, brüllt Bowman voller Wut, dreht sich und blickt auf den Busch, an dem der eine Reiter verschwunden ist. »Verfluchte Wolfsbestie. Als wenn wir nicht genug Wölfe in der Gegend haben! Bringen die Kerle uns noch mehr her. Komm da raus, Mann, komm raus, sage ich, sonst passiert dem Alten hier was! Komm raus, hörst du?«
Er richtet sein Gewehr auf den Busch und schlägt kaum an, als der Alte am Wagen laut und ängstlich ruft: »Joe, komm hervor. Es hat keinen Zweck, sie schießen, die Leute!«
Es bleibt einen Moment hinter dem Busch still, dann erscheint zögernd der Reiter und hält nach einigen Schritten. Er blickt zaudernd auf Bowman, dann nach hinten und weiß, dass er gegen die Gewehre nichts ausrichten kann, wenn sie anfangen sollten, auf den Busch zu schießen. Zudem befindet sich sein Vater in der Hand der Rindermänner.
»Komm her!«, ruft Bowman drohend und grimmig. »Ich sage dir, du kommst, sonst passiert dem Alten hier einiges. Komm her!«
Der große, stämmige Mann mit rötlichem Haar und einem Revolver, einem Gewehr und einer Schrotflinte am Sattel, lenkt sein Pferd auf sie zu, nimmt aber nicht die Arme hoch.
Der andere jedoch zeigt sich nicht, aber die Hunde tauchen nicht wieder hinter dem Kamm auf.
»Evans«, sagt Bowman heftig. »Nimm dein Pferd und sieh zu, wo der andere steckt, aber sei vorsichtig wegen der verdammten Köter, Mann!«