Das Flüstern der Sterne - Anonymer Autor - E-Book

Das Flüstern der Sterne E-Book

Anonymer Autor

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Beschreibung

Was, wenn ein uraltes Erbe nicht Reichtum verspricht, sondern eine tödliche Verantwortung? Tauche ein in die Welt von Rhys, einem Mann auf der Flucht, der ungewollt zum Hüter von Das Flüstern der Sterne wird – einem Geheimnis, das bis zu den Sternen reicht und die Macht birgt, die Menschheit zu retten oder zu vernichten. Ein Fragment uralter Technologie ist dein einziger Hinweis, doch du bist nicht allein auf der Jagd. Die Bruderschaft, eine skrupellose Organisation mit globaler Reichweite, will das Erbe der Sterne um jeden Preis an sich reißen. Sie glauben, nur ihre Kontrolle über die fremdartige Macht könne eine kosmische Bedrohung abwenden, doch ihre Methoden sind finster und ihre Pläne weitaus gefährlicher, als du ahnst. Folge Rhys tief in das Herz der Verschwörung, infiltriere verborgene Basen und entschlüssle die Geheimnisse einer längst vergessenen Zivilisation. Kannst du die Wahrheit hinter Hyperions Warnungen aufdecken, bevor die Bruderschaft ihre ultimative Waffe aktiviert? Bist du bereit, dich der Dunkelheit zu stellen, wenn selbst die Sterne nicht mehr sicher scheinen? Das Flüstern der Sterne ist mehr als eine Jagd – es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, voller atemloser Action, technologischer Wunder und einer Wahrheit, die dein Verständnis des Universums für immer verändern wird.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 204

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Das Flüstern der Sterne

Impressum

© 2025 Joris Plettscher

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: Joris Plettscher, Büschen 31, 41334 Nettetal, Deutschland.

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

Das Fragment von Skye

Die Jäger im Nebel

Kurs auf das Unbekannte

Rätsel unter Palmen

Der Schlangentempel

Im Herzen der Bruderschaft

Hyperions Wahrheit

Das Erbe der Sterne

Das Fragment von Skye

Der Regen peitschte gegen die kleinen, tief liegenden Fenster der Steinhütte, als wäre er persönlich beleidigt von dem bisschen Schutz, den sie boten. Draußen heulte der Wind über die kargen Hügel der Isle of Skye, ein wildes, einsames Lied, das durch die Ritzen der alten Tür pfiff und die Flamme der Öllampe auf dem groben Holztisch zum Tanzen brachte. Stell dir vor, du sitzt mit im schwachen, gelblichen Lichtkreis, der kaum die Ecken des einzigen Raumes erreicht. Überall türmen sich Bücher, manche aufgeschlagen, mit Eselsohren versehen, andere in wackeligen Stapeln, die drohen, jeden Moment in sich zusammenzufallen. Kartenrollen lehnen an der Wand, daneben liegen vergilbte Manuskripte und Notizbücher voller hastiger Kritzeleien und sauber gezeichneter Skizzen. Es riecht nach altem Papier, nach dem leicht modrigen Duft feuchter Wolle von dem Pullover, den der junge Mann am Tisch trägt, und nach dem schwachen, öligen Geruch der Lampe.Inmitten dieses geordneten Chaos sitzt Rhys. Du siehst ihn von der Seite, Mitte zwanzig vielleicht, eher schlank gebaut, fast ein wenig zu dünn wirkend für die raue Umgebung draußen. Sein dunkles Haar ist zerzaust, fällt ihm immer wieder in die Stirn, und er schiebt es mit einer unbewussten, fahrigen Bewegung zurück, ohne den Blick von dem schweren, ledergebundenen Folianten zu heben, der vor ihm liegt. Seine Kleidung ist praktisch, aber unauffällig – ein einfacher Wollpullover über einem Hemd, robuste Hosen. Nichts an ihm schreit nach Abenteuer, eher nach langen Nächten in Bibliotheken. Doch wenn er kurz aufblickt, um eine Notiz in sein Heft zu kritzeln, siehst du seine Augen: ein waches, intelligentes Braun, voller Neugier und einer Energie, die im Kontrast zu seiner momentanen Müdigkeit steht. Die Schatten unter ihnen verraten, dass dies nicht die erste Nacht ist, die er über seinen Büchern verbringt.Er forscht. Das ist es, was er tut, was er liebt. Gerade vertieft er sich in die oft widersprüchlichen Berichte über schottische Seefahrer des 16. Jahrhunderts, Männer, die angeblich weiter gesegelt sind, als es die offiziellen Karten erlaubten, getrieben von Gerüchten über Inseln im Westen, die auf keiner Karte verzeichnet waren. Legenden, Mythen, Seemannsgarn – das ist sein Metier. Er saugt die Geschichten auf, vergleicht Daten, sucht nach Mustern, nach dem Körnchen Wahrheit, das sich in jeder guten Lüge verbirgt. Doch heute Abend mischt sich eine leise Frustration in seine Leidenschaft. Die Zeilen verschwimmen vor seinen Augen, die immer gleichen vagen Hinweise führen ins Nichts. Es ist die alte akademische Tretmühle: Man sammelt Wissen, interpretiert, spekuliert, aber das echte, greifbare Geheimnis, der eine Fund, der alles verändert, bleibt meistens genau das – eine Legende auf vergilbtem Papier. Er sehnt sich nach etwas mehr, nach etwas, das nicht nur in Büchern existiert, sondern das man in den Händen halten kann, dessen Kälte oder Wärme man spürt. Etwas Echtes. Hier, in der Abgeschiedenheit von Skye, umgeben von einer Landschaft, die selbst wie ein vergessenes Geheimnis wirkt, fühlt sich dieser Wunsch besonders stark an. Der Wind, der draußen an den Mauern rüttelt, scheint ihm zuzuflüstern, dass es mehr gibt als das, was in den staubigen Archiven steht.Rhys seufzte leise und rieb sich die müden Augen. Die Buchstaben im Folianten begannen endgültig zu verschwimmen. Er lehnte sich zurück, der alte Holzstuhl knarrte unter seinem Gewicht. Sein Blick wanderte durch den Raum, blieb an einer dunklen, eisenbeschlagenen Seekiste hängen, die er vor ein paar Tagen eher zufällig bei einem kauzigen Antiquitätenhändler in Portree erstanden hatte. Der alte Mann hatte behauptet, sie stamme aus dem Nachlass eines Kapitäns, der vor Jahrhunderten verschollen war – eine Geschichte, die Rhys mit der üblichen Prise Salz genommen hatte, aber die Kiste selbst, mit ihren robusten Beschlägen und dem abgewetzten, dunklen Holz, hatte eine Aura von Alter und Geheimnis ausgestrahlt, der er nicht widerstehen konnte. Sie war leer gewesen, zumindest auf den ersten Blick, und diente ihm nun mehr als rustikales Möbelstück denn als Forschungsgegenstand.Er stand auf, streckte sich, die Glieder steif vom langen Sitzen. Mehr aus Langeweile, aus dem Bedürfnis heraus, etwas anderes zu tun, als Buchstaben zu entziffern, ging er zu der Kiste hinüber. Er fuhr mit den Fingern über das raue Holz, spürte die Kerben und Schrammen vergangener Reisen. Sein Blick fiel auf den Boden der Kiste. Eine der breiten Holzleisten schien nicht ganz bündig mit den anderen zu liegen. Er hatte das schon bemerkt, als er sie gekauft hatte, es aber als einfachen Altersschaden abgetan. Jetzt, in der Stille der Hütte, nur unterbrochen vom Heulen des Windes, packte ihn eine plötzliche Neugier. Was, wenn...? Es war eine alberne Idee, der Stoff, aus dem Abenteuerromane gemacht sind, nicht die Realität eines jungen Archäologen. Und doch...Er kniete sich hin, zog sein Taschenmesser aus der Hosentasche – ein einfaches, praktisches Werkzeug, das er immer bei sich trug. Vorsichtig schob er die Klinge in den schmalen Spalt neben der lockeren Leiste. Sie gab ein wenig nach. Kein lautes Knacken, eher ein leises Ächzen des alten Holzes. Mit sanftem Druck hebelt er die Leiste an. Sie löste sich überraschend leicht, als wäre sie dafür vorgesehen, entfernt zu werden. Darunter war nicht der massive Boden der Kiste, wie er erwartet hatte. Stattdessen offenbarte sich ein flacher Hohlraum, kaum tiefer als ein paar Zentimeter. Und in diesem Hohlraum lag etwas. Ein kleines, unscheinbares Päckchen, sorgfältig eingewickelt in ein dunkles, ölig wirkendes Tuch, das leicht nach Teer und Salzwasser roch.Rhys' Atem stockte. Sein Herz machte einen kleinen Sprung, eine Mischung aus Ungläubigkeit und aufkeimender Aufregung. Das war kein einfacher Schaden. Das war ein Versteck. Mit leicht zitternden Fingern griff er nach dem Päckchen. Es war kühler als das umgebende Holz und überraschend schwer für seine Größe. Das Tuch fühlte sich steif und alt an, fast brüchig. Er legte es vorsichtig auf den Boden neben sich, seine Hände bewegten sich nun langsamer, fast ehrfürchtig. Er faltete das ölige Tuch auseinander, Schicht für Schicht. Darunter kam kein Gold oder Juwel zum Vorschein, sondern etwas anderes. Etwas Flaches, Dunkles, mit einer seltsamen, matten Oberfläche.Er hob es auf. Es war ein Fragment, nicht größer als seine Handfläche, unregelmäßig geformt, als wäre es von einem größeren Ganzen abgebrochen. Es bestand aus einem Metall, das er nicht sofort identifizieren konnte – kein glänzendes Silber oder Gold, eher ein dunkles, fast schwarzes Material mit einem subtilen, bläulichen Schimmer, wenn das Lampenlicht darauf fiel. Es war kühl, fast kalt, und lag schwer und dicht in seiner Hand. Die Oberfläche war glatt, aber nicht poliert, und überzogen mit einem Netzwerk feiner Linien, die sich kreuzten und verbanden. Manche waren perfekt gerade, geometrisch, andere seltsam geschwungen, fast organisch wirkend. Dazwischen waren winzige Punkte eingraviert, manche einzeln, manche in Gruppen, die vage an Sternenkonstellationen erinnerten, aber keine, die er auf Anhieb erkannte. Die Gravuren waren unglaublich präzise, zu fein, um mit einfachen Werkzeugen gemacht worden zu sein. Wer auch immer dieses Ding hergestellt hatte, verfügte über eine erstaunliche Kunstfertigkeit – oder Technologie. Rhys spürte einen leichten Schauer über seinen Rücken laufen, eine Gänsehaut, die nichts mit der Kühle des Metalls zu tun hatte. Das hier war alt. Sehr alt. Und es war anders als alles, was er je zuvor gesehen oder berührt hatte.Rhys kniete auf dem kalten Steinboden, das seltsame Metallfragment fest in der Hand. Sein Herz pochte nun nicht mehr nur schnell, sondern hämmerte ihm fast gegen die Rippen, ein wilder Rhythmus aus Ungläubigkeit und einer fast schmerzhaften Aufregung. Die Symbole auf dem Fragment zogen seinen Blick magisch an. Sie waren fremd, gehörten keiner bekannten Kultur an, die er studiert hatte – nicht ägyptisch, nicht sumerisch, nicht keltisch, nicht nordisch. Und doch war da dieses irritierende Gefühl der Vertrautheit, wie ein Wort, das einem auf der Zunge liegt, aber nicht herauskommen will. Die geometrischen Linien erinnerten ihn an Schaltpläne oder architektonische Entwürfe, die geschwungenen an biologische Formen oder Flussläufe, und die punktförmigen Markierungen... Sterne. Es mussten Sterne sein. Aber die Anordnung ergab keinen Sinn im Kontext der bekannten Himmelskarten der nördlichen oder südlichen Hemisphäre.Er drehte das Fragment im Schein der Öllampe, suchte nach Hinweisen, nach einem Anhaltspunkt. Das Material selbst war ein Rätsel. Es war kein Meteoriteneisen, dafür war die Oberfläche zu gleichmäßig, die Gravuren zu präzise. Es fühlte sich uralt an, aber nicht verwittert. Eher, als wäre es geschaffen worden, um die Zeit zu überdauern. Wer konnte so etwas herstellen? Und warum war es im doppelten Boden einer alten Seemannskiste versteckt?Plötzlich durchzuckte ihn eine Erinnerung, ausgelöst durch die sternenähnlichen Punkte. Eine Randnotiz in einem obskuren, fast vergessenen Text, den er vor Monaten in einer verstaubten Ecke der Universitätsbibliothek entdeckt hatte. Ein Text, der von der Legende des Hyperion handelte – nicht dem Titanen der griechischen Mythologie, sondern einer viel älteren, nebulöseren Überlieferung, die von einem Schatz sprach, der weit mehr war als nur Gold und Juwelen. Ein Schatz, der Wissen oder Macht versprach und dessen Standort auf einer Karte verzeichnet sein sollte, die "nicht die Erde, sondern den Weg durch die Sterne selbst zeigt". Damals hatte er es als poetische Metapher abgetan, als typische Übertreibung alter Mythen. Aber jetzt... eine Karte, die den Weg durch die Sterne zeigt...Ein elektrischer Schlag schien durch ihn zu fahren. Er sprang auf, ließ das Fragment beinahe fallen, und stürzte zu seinen Notizbüchern, die auf dem Tisch verstreut lagen. Seine Hände zitterten leicht, als er durch die Seiten blätterte, vorbei an Skizzen von Runensteinen, an Übersetzungen alter gälischer Verse, an Entwürfen von Schiffsrouten. Wo war es? Er musste diese Notiz finden. Sein Atem ging stoßweise, die Luft in der kleinen Hütte schien plötzlich zu knistern. Da! Eine hastig hingekritzelte Seite, überschrieben mit "Hyperion-Mythos – Quellen?". Darunter Zitate, Verweise, und dann, fast am unteren Rand, die entscheidende Passage, kopiert aus jenem obskuren Text: "...und der Pfad ward nicht auf Pergament gebannt, noch in Stein gemeißelt, sondern in das Himmelsmetall selbst graviert, eine Karte der fernen Feuer, die nur jenen den Weg weist, die den Himmel zu lesen verstehen..."Er griff nach dem Fragment, das er auf den Tisch gelegt hatte, und hielt es neben die Notiz. Himmelsmetall. Eine Karte der fernen Feuer. Sterne. Sein Blick flog zwischen dem Fragment und seinen gesammelten Skizzen obskurer astronomischer Symbole hin und her. Er kramte eine weitere Mappe hervor, eine, die sich speziell mit unidentifizierten oder alternativen Sternenkarten aus verschiedenen Epochen befasste – meist als Fälschungen oder Fantasieprodukte abgetan. Er breitete die Blätter neben dem Fragment aus. Und dann sah er es. Eine winzige Konstellation auf dem Fragment, eine Gruppe von sieben dicht beieinander liegenden Punkten mit einer markanten Linie, die davon ausging. Sie entsprach exakt einer Skizze, die er von einer kaum leserlichen Zeichnung in einem mittelalterlichen Alchemie-Traktat angefertigt hatte – einer Zeichnung, die als "Der Schlüssel des Wanderers" bezeichnet wurde und keiner bekannten Sternenformation zugeordnet werden konnte.Es war kein Zufall. Die Übereinstimmung war zu perfekt, zu spezifisch. Die Linien, die Punkte, die seltsame Geometrie – sie begannen, einen unheimlichen Sinn zu ergeben, nicht als Darstellung des Nachthimmels, wie wir ihn kennen, sondern als etwas anderes. Eine Wegbeschreibung? Ein Code? Er wusste es nicht genau, aber er wusste mit einer plötzlichen, überwältigenden Gewissheit: Das Ding in seiner Hand war echt. Es war kein wertloses Stück Altmetall, keine Kuriosität. Es war ein Teil davon. Ein Fragment der legendären Sternenkarte, die zum mythischen Schatz des Hyperion führen sollte. Die Legende war keine Legende. Sie war real. Und er hielt den ersten greifbaren Beweis dafür in seinen Händen. Ein Schauer, diesmal aus purer Ehrfurcht und einem Anflug von Furcht, lief ihm erneut über den Rücken. Die Welt hatte sich in diesem Moment unwiderruflich verändert.Die Erkenntnis traf ihn mit der Wucht einer physischen Kraft, ließ ihn für einen Moment wie erstarrt dastehen, das Fragment in der einen, die Notizen in der anderen Hand. Hyperions Schatz. Die Sternenkarte. Es war nicht nur real, es war hier, in dieser windgepeitschten Hütte auf Skye. Die Mythen, die Legenden, die er so lange nur als faszinierende Geschichten betrachtet hatte, waren plötzlich zu einer greifbaren, metallischen Realität geworden, die kühl und schwer in seiner Hand lag. Ein Rausch der Entdeckung durchströmte ihn, ein Gefühl von Triumph und grenzenloser Möglichkeit. Er hatte etwas gefunden, das die Welt der Archäologie, vielleicht sogar die Geschichtsschreibung selbst, auf den Kopf stellen könnte.In diesem Moment reiner Euphorie, als sein Geist bereits tausend Theorien spann und mögliche nächste Schritte durchspielte, ließ ihn ein Geräusch hochfahren. Ein scharfes Knacken, direkt vor der Hütte. Es war lauter als das stetige Prasseln des Regens, anders als das tiefe Heulen des Windes. Eher wie ein trockener Ast, der unter einem schweren Tritt zerbricht, oder wie Holz, das sich unter plötzlichem Druck spaltet. Er erstarrte, lauschte mit angehaltenem Atem in die Dunkelheit hinein. Sein Herz, eben noch vor Aufregung pochend, schlug nun einen schnelleren, unruhigeren Takt – den der aufkeimenden Furcht.War da jemand? Hatte jemand seine Ankunft in der abgelegenen Hütte bemerkt? Hatte der kauzige Antiquitätenhändler vielleicht doch mehr über die Kiste gewusst, als er zugegeben hatte? Oder war es nur der Sturm, der ein Stück Treibholz gegen die Wand geschleudert hatte? Er starrte auf die schwere Holztür, als könnte er durch sie hindurchsehen. Nichts. Nur das unaufhörliche Lied des Windes und des Regens, das nun plötzlich nicht mehr beruhigend, sondern bedrohlich klang. Er versuchte, sich zu beruhigen. Es war wahrscheinlich nichts. Nur seine überreizten Nerven, die ihm einen Streich spielten nach dem Adrenalinstoß der Entdeckung. Wer sollte ihm hierher folgen? Niemand wusste, was er gefunden hatte. Niemand konnte es wissen.Doch das nagende Gefühl der Unruhe blieb, eine kalte Strömung unter der Oberfläche seiner Aufregung. Er warf einen erneuten Blick auf das Fragment in seiner Hand. Es war nicht mehr nur ein faszinierendes Artefakt, ein Schlüssel zu einem alten Rätsel. Es war etwas, das jemand – vor langer, langer Zeit – für so wertvoll oder gefährlich gehalten hatte, dass er es in einem doppelten Boden einer Seekiste versteckte. Solche Dinge blieben selten unbemerkt. Wenn diese Legende real war, dann gab es vielleicht andere, die ebenfalls danach suchten. Menschen, die nicht nur mit Notizbüchern und Lupen bewaffnet waren. Menschen, die vielleicht wussten, wonach sie suchten und bereit waren, alles dafür zu tun.Die Bedeutung seines Fundes lastete plötzlich schwer auf ihm. Es war nicht nur eine akademische Sensation, es war potenziell gefährlich. Er schluckte. Unwillkürlich wanderte sein Blick zum einfachen Riegel an der Innenseite der Tür. Er stand auf, ging hinüber und schob den schweren Eisenbolzen vor. Eine kleine, fast lächerliche Geste gegen die imaginäre Bedrohung da draußen, aber sie beruhigte ihn ein wenig. Die Einsamkeit der Hütte, die er eben noch als perfekten Ort für ungestörte Forschung empfunden hatte, fühlte sich nun anders an. Exponiert. Verletzlich. Er war allein hier draußen, meilenweit vom nächsten Dorf entfernt, mit einem Geheimnis in der Hand, dessen wahre Tragweite er noch nicht einmal ansatzweise ermessen konnte. Die Dringlichkeit, das Fragment zu verstehen, mischte sich nun mit einer neuen, subtilen Dringlichkeit – der Notwendigkeit, vorsichtig zu sein. Sehr vorsichtig.Die Angst saß ihm zwar noch im Nacken, ein kaltes Kribbeln, das ihn daran erinnerte, dass die Welt außerhalb der kleinen Hütte vielleicht nicht mehr so harmlos war wie noch vor einer Stunde. Aber die Neugier, der unstillbare Durst des Forschers, war stärker. Die Müdigkeit, die ihn eben noch geplagt hatte, war wie weggewischt, ersetzt durch eine fiebrige Energie. Die Fragen, die das Fragment aufwarf, brannten ihm unter den Nägeln. Was genau zeigte es? Wohin wies es? Und wie passte diese seltsame Sternenkonstellation, der "Schlüssel des Wanderers", ins Bild? Die Gefahr mochte real sein, aber die Antworten lagen hier, in diesem Stück kühlen Metalls, und er konnte nicht anders, als danach zu suchen.Er kehrte zum Tisch zurück, schob die schweren Folianten und losen Papiere seiner bisherigen Forschung achtlos beiseite, um Platz zu schaffen. Die Seekiste, der Ursprung dieses ganzen Umbruchs, stand vergessen in der Ecke. Jetzt zählte nur noch das Fragment. Er rollte eine große, detaillierte Seekarte der Nordatlantikregion auf dem knarrenden Holzboden aus, beschwerte die Ecken mit Büchern, damit sie sich nicht wieder zusammenrollte. Daneben legte er vorsichtig das metallene Fragment, als wäre es aus zerbrechlichem Glas. Seine Notizbücher mit den relevanten Skizzen und Zitaten platzierte er griffbereit. Schließlich holte er eine starke Lupe aus seiner Tasche, ein unverzichtbares Werkzeug seines Handwerks, und kniete sich neben die Karte auf den Boden.Die Öllampe warf lange, tanzende Schatten, während er sich tief über das Fragment beugte, die Lupe dicht vor sein Auge haltend. Sein Atem bildete kleine, sichtbare Wölkchen in der kühlen Luft der Hütte. Unter der Vergrößerung traten die feinen Details der Gravuren noch deutlicher hervor. Die Linien waren unglaublich scharfkantig, die Punkte perfekt rund. Er folgte mit der Fingerspitze einer der Hauptlinien, die von der zentralen Konstellation, dem "Schlüssel des Wanderers", ausging. Sie schien auf eine bestimmte Region auf der Seekarte zu deuten, aber die Projektion war seltsam, verzerrt, als würde sie sich nicht auf eine flache Karte, sondern auf eine Kugel oder einen noch komplexeren Raum beziehen."Himmelsmetall... Karte der fernen Feuer...", murmelte er leise vor sich hin, die Worte kaum mehr als ein Flüstern im Tosen des Sturmes draußen. Er verglich die Winkel der Linien auf dem Fragment mit den Längen- und Breitengraden auf der Karte, versuchte, ein Muster zu erkennen, eine Logik hinter der Anordnung. Er zog ein weiteres Notizbuch heran, eines voller astronomischer Berechnungen und alter Navigationsmethoden. Vielleicht war es kein direkter Wegpunkt auf der Erde, sondern ein Hinweis auf eine bestimmte Zeit, eine Sternenkonstellation, die nur zu einem bestimmten Zeitpunkt von einem bestimmten Ort aus sichtbar war? Er begann, Berechnungen anzustellen, kritzelte Zahlen und Symbole auf ein loses Blatt Papier, völlig versunken in die Komplexität des Rätsels. Die Welt draußen – der heulende Wind, der peitschende Regen, die nagende Furcht – schien zu verblassen, zurückgedrängt von der intensiven Konzentration, die ihn nun völlig gefangen hielt. Sein ganzer Fokus lag auf den winzigen Linien und Punkten unter der Lupe, auf der Suche nach dem ersten Faden, der ihn aus diesem Labyrinth aus Mythen und Metall führen könnte. Wohin, um alles in der Welt, sollte dieser erste Schritt ihn führen?Der Regen peitschte gegen die kleinen, tief liegenden Fenster der Steinhütte, als wäre er persönlich beleidigt von dem bisschen Schutz, den sie boten. Draußen heulte der Wind über die kargen Hügel der Isle of Skye, ein wildes, einsames Lied, das durch die Ritzen der alten Tür pfiff und die Flamme der Öllampe auf dem groben Holztisch zum Tanzen brachte, lange, zuckende Schatten an die feuchten Steinwände werfend. Stell dir vor, du sitzt mit im schwachen, gelblichen Lichtkreis, der kaum die Ecken des einzigen Raumes erreicht, ein Raum, der mehr Lager als Wohnstätte zu sein scheint. Überall türmen sich Bücher, manche aufgeschlagen und mit Notizzetteln gespickt, andere in wackeligen Stapeln, die drohen, jeden Moment unter ihrem eigenen Gewicht nachzugeben und eine Lawine aus Papier und gebundenem Wissen auszulösen. Kartenrollen, manche brüchig und an den Rändern ausgefranst, lehnen an der Wand neben Bündeln vergilbter Manuskripte, deren Tinte an manchen Stellen schon fast verblasst ist. Dazwischen liegen offene Notizbücher, die Seiten bedeckt mit einer Mischung aus hastiger, kaum leserlicher Kritzelei und erstaunlich präzisen Skizzen von Symbolen, Küstenlinien und Artefakten. Es riecht intensiv nach altem Papier, diesem trockenen, leicht süßlichen Duft der Jahrhunderte, vermischt mit dem erdigen Geruch feuchter Wolle von dem Pullover, den der junge Mann am Tisch trägt, und dem schwachen, aber doch präsenten, öligen Geruch der Lampe, die tapfer gegen die Dunkelheit ankämpft.Inmitten dieses geordneten Chaos sitzt Rhys. Du siehst ihn von der Seite, die Schultern leicht gebeugt über dem schweren, ledergebundenen Folianten, der vor ihm aufgeschlagen liegt. Er kann nicht viel älter als Mitte zwanzig sein, eher schlank gebaut, fast ein wenig zu dünn wirkend für die raue Umgebung draußen, die man durch das Heulen des Windes erahnen kann. Sein dunkles Haar ist zerzaust, fällt ihm immer wieder in die Stirn, und er schiebt es mit einer unbewussten, fahrigen Bewegung zurück, ohne den Blick von den eng bedruckten Seiten zu heben. Seine Kleidung ist zweckmäßig, aber unauffällig – ein einfacher, dunkelgrauer Wollpullover über einem verwaschenen Hemd, robuste Hosen, die schon bessere Tage gesehen haben. Nichts an ihm schreit nach Abenteuer, eher nach langen, stillen Nächten in den Tiefen von Bibliotheken und Archiven. Doch wenn er kurz aufblickt, die Stirn runzelt, um eine Passage noch einmal zu lesen, oder um eine knappe Notiz in sein Heft zu kritzeln, siehst du seine Augen: ein waches, intelligentes Braun, voller Neugier und einer fast fiebrigen Energie, die im Kontrast zu der sichtbaren Müdigkeit steht, die sich als dunkle Schatten unter ihnen abzeichnet. Es ist klar, dass dies nicht die erste Nacht ist, die er so verbringt, versunken in seiner Arbeit.Er forscht. Das ist es, was er tut, was ihn antreibt, was seine Welt bedeutet. Gerade kämpft er sich durch die oft widersprüchlichen und blumig ausgeschmückten Berichte über schottische Seefahrer des 16. Jahrhunderts, Männer, von denen gemunkelt wird, sie seien auf ihren kleinen, kühnen Schiffen weiter gesegelt, als es die offiziellen Karten der damaligen Zeit erlaubten. Getrieben von Gerüchten über Inseln im Westen, die auf keiner Karte verzeichnet waren, von Strömungen, die ins Unbekannte führten. Legenden, Mythen, Seemannsgarn – das ist sein tägliches Brot. Er saugt die Geschichten auf wie ein Schwamm, vergleicht Daten akribisch, sucht nach Mustern, nach Widersprüchen, nach dem winzigen Körnchen historischer Wahrheit, das sich oft im Herzen der fantastischsten Erzählung verbirgt. Doch heute Abend, während der Sturm draußen tobt, mischt sich eine leise, aber hartnäckige Frustration in seine Leidenschaft. Die Zeilen auf dem alten Pergament verschwimmen vor seinen müden Augen, die immer gleichen vagen Hinweise führen wieder und wieder ins Nichts, in Sackgassen aus Spekulation und fehlenden Beweisen. Es ist die alte akademische Tretmühle: Man sammelt Wissen, interpretiert, spekuliert, aber das echte, greifbare Geheimnis, der eine Fund, der alles verändert, der Beweis, den man in den Händen halten kann, bleibt meistens genau das – eine flüchtige Legende auf vergilbtem Papier. Er sehnt sich nach etwas mehr, nach etwas, das nicht nur in Büchern existiert oder als verwitterte Ruine in der Landschaft steht, sondern das man berühren kann, dessen Kälte oder Wärme man spürt. Etwas Echtes, das die Geschichten bestätigt. Hier, in der rauen, ursprünglichen Abgeschiedenheit von Skye, umgeben von einer Landschaft, die selbst wie ein vergessenes Geheimnis wirkt, mit ihren nebelverhangenen Bergen und versteckten Buchten, fühlt sich dieser Wunsch besonders stark, fast schmerzhaft an. Der Wind, der draußen an den alten Mauern rüttelt, scheint ihm zuzuflüstern, dass es da draußen mehr gibt als das, was in den staubigen Archiven sicher verwahrt wird, wenn man nur weiß, wo man suchen muss.Rhys stieß einen leisen Seufzer aus, der im Heulen des Windes fast unterging, und rieb sich mit beiden Händen über die müden Augen. Die altmodischen Buchstaben im Folianten begannen endgültig vor seinem Blick zu tanzen, sich zu einem unleserlichen Brei zu vermischen. Genug für heute Nacht. Er lehnte sich im Stuhl zurück, der unter seinem Gewicht ein langes, klagendes Knarren von sich gab, als würde er ebenfalls gegen die späte Stunde protestieren. Sein Blick wanderte durch den schummrigen Raum, glitt über die Bücherstapel, die wie seltsame Felsformationen im Lampenlicht aufragten, und blieb schließlich an einer dunklen, massiven Seekiste hängen, die er vor ein paar Tagen eher zufällig in dem überfüllten, staubigen Laden eines kauzigen Antiquitätenhändlers in Portree entdeckt und erstanden hatte. Der alte Mann, dessen Augen hinter dicken Brillengläsern funkelten, hatte ihm mit rauer Stimme eine blumige Geschichte dazu erzählt – sie stamme angeblich aus dem Nachlass eines Kapitäns namens MacLeod, der vor Jahrhunderten mitsamt seiner Crew auf einer Reise ins Ungewisse verschollen war. Rhys hatte die Geschichte mit der üblichen Skepsis eines Historikers aufgenommen, der schon zu viele solcher Seemannsgarne gehört hatte, aber die Kiste selbst, mit ihren schweren, rostigen Eisenbeschlägen, dem tiefdunklen, von unzähligen Reisen gezeichneten Holz und einer unbestreitbaren Aura von Alter und verborgenen Geschichten, hatte eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn ausgeübt. Sie war leer gewesen, zumindest hatte er nichts darin gefunden außer dem Geruch von Salzwasser und altem Holz, und diente ihm nun mehr als rustikales Möbelstück, als Ablage für weitere Bücher, denn als konkreter Forschungsgegenstand.