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Sind deine Porträts technisch perfekt, aber dir fehlt das gewisse Etwas? Möchtest du Bilder schaffen, die wirklich Charakter zeigen und unter die Oberfläche blicken? Dann ist dieses Buch dein Schlüssel zu einer neuen Dimension der Porträtfotografie! Tauche ein in die faszinierende Welt des 'Charakters im Bruch'. Lerne, wie du mit einfachen Mitteln – einem Prisma, einem Glas Wasser, einer Spiegelscherbe oder sogar nur einer Fensterscheibe – das Licht gezielt brichst, reflektierst und lenkst, um einzigartige Effekte direkt in deiner Kamera zu erzeugen. Vergiss langweilige Standardporträts und entdecke, wie du Lichtschleier malst, Regenbögen auf Haut zauberst, die Realität kunstvoll verzerrst oder geheimnisvolle Spiegelwelten erschaffst. Dieses Buch begleitet dich Schritt für Schritt: - Verstehe die Magie von Reflexion und Refraktion. - Finde dein kreatives Arsenal – oft schon in deinem Haushalt. - Meistere Kameraeinstellungen, Lichtsetzung und Komposition für diese speziellen Techniken. - Verleihe deinen Bildern den letzten Schliff in der Nachbearbeitung. Entfessle deine Kreativität, brich mit Sehgewohnheiten und erschaffe Porträts voller Tiefe, Emotion und einzigartiger Ästhetik. Bist du bereit, den Charakter im Bruch zu entdecken?
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Seitenzahl: 198
Veröffentlichungsjahr: 2025
Seelenlicht im Splitter
Impressum
© 2025 Joris Plettscher
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: Joris Plettscher, Büschen 31, 41334 Nettetal, Deutschland.
Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]
Inhaltsverzeichnis
Jenseits der Oberfläche: Eine Einführung in den Charakter im Bruch
Das Spiel des Lichts: Reflexion und Refraktion verstehen
Dein kreatives Arsenal: Werkzeuge für Lichtbrechung und Spiegelung
Scharf gestellt auf den Bruch: Kamera, Objektive und Einstellungen
Prismen-Poesie: Licht malen und Muster erzeugen
Spiegelwelten: Kreative Porträts mit Reflexionen gestalten
Durchblick mit Hindernissen: Fotografieren durch Glas, Wasser und Co.
Licht formt den Bruch: Beleuchtungstechniken für besondere Effekte
Harmonie im Chaos: Komposition mit gebrochenem Licht
Der digitale Feinschliff: Nachbearbeitung für einzigartige Looks
Galerie der Brüche: Inspiration und Fallstudien
Jenseits der Oberfläche: Eine Einführung in den Charakter im Bruch
Kennst du das Gefühl? Du betrachtest ein Porträt, technisch ist es absolut einwandfrei – die Schärfe sitzt perfekt auf den Augen, die Ausleuchtung schmeichelt, jedes Detail ist klar erkennbar. Und doch… irgendetwas fehlt. Es berührt dich nicht so recht, bleibt an der Oberfläche. Es ist wie eine makellose Maske, hinter der du die eigentliche Person, die Seele, die Tiefe, dieses gewisse, ungreifbare Etwas vermisst, das über die reine, technische Abbildung hinausgeht? Wir sind oft darauf getrimmt, in der Porträtfotografie nach dieser glatten Perfektion zu streben. Ein klares, direktes Abbild, das die Person möglichst vorteilhaft und unverfälscht zeigt. Doch was, wenn gerade die Abweichung, die bewusste 'Störung' im Bild, der Schlüssel zu einer tieferen Aussage ist? Was, wenn wir die glatte Oberfläche gezielt aufbrechen, um etwas darunter Liegendes sichtbar zu machen? Stell dir vor, wir nutzen nicht nur das Licht, um zu beleuchten, sondern auch, um zu verzerren, zu spiegeln, zu brechen – um bewusst Elemente einzuführen, die das Bild auf den ersten Blick vielleicht 'unvollkommen' machen, ihm aber gleichzeitig eine ganz neue Dimension verleihen. Genau hier setzt die Idee von 'Charakter im Bruch' an, die diesem Buch seinen Namen gibt. Es ist eine Einladung an dich, die Porträtfotografie aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Wir werden gemeinsam erkunden, wie du durch das gezielte Spiel mit Lichtbrechungen – dem Weg des Lichts durch Materialien wie Glas oder Wasser –, mit Spiegelungen auf glatten oder unebenen Flächen und mit bewussten Verzerrungen Porträts erschaffen kannst, die weit mehr sind als nur Abbilder. Es geht darum, Bilder zu gestalten, die Geschichten erzählen, die Facetten einer Persönlichkeit aufblitzen lassen, die Stimmungen einfangen und den Charakter auf eine oft überraschende, vielschichtige und visuell faszinierende Weise enthüllen. Wir wollen nicht nur auf die Oberfläche schauen, sondern lernen, durch sie hindurchzublicken, die Brüche im Licht zu nutzen, um den wahren Charakter dahinter einzufangen oder neu zu interpretieren.Das Wort 'Bruch' mag auf den ersten Blick vielleicht negativ klingen, assoziiert mit Zerstörung oder Makel. Doch in unserem Kontext, in der kreativen Fotografie, wollen wir es ganz anders verstehen. Denk nicht an einen Scherbenhaufen, sondern an das faszinierende Muster, das entsteht, wenn Licht durch ein geschliffenes Glas fällt. Stell dir vor, wie eine spiegelnde Oberfläche ein Gesicht nicht einfach nur verdoppelt, sondern es teilt, neu zusammensetzt, mit seiner Umgebung verschmilzt. Das ist der 'Bruch', den wir suchen: eine bewusste Abweichung von der glatten, erwartbaren Norm. Es ist das Aufbrechen einer perfekten Fassade, nicht um zu zerstören, sondern um eine neue Perspektive zu eröffnen, um Schichten freizulegen, die sonst verborgen blieben. Wie ein Prisma, das weißes Licht in seine Spektralfarben zerlegt und diese wie flüchtige Pinselstriche auf die Haut malt, so können wir mit Reflexionen und Lichtbrechungen die Realität vor der Linse aufbrechen und neu interpretieren. Dieser 'Bruch' ist eine Chance, dem Sichtbaren eine unerwartete Wendung zu geben.Und warum fasziniert uns das Unkonventionelle, das vom Perfekten Abweichende, so oft mehr? Ein makelloses Bild liefert uns alle Informationen auf dem Silbertablett – es ist klar, eindeutig, leicht zu entschlüsseln. Aber gerade die 'Brüche', die wir durch Licht und Reflexion erzeugen, laden das Auge zum Verweilen ein. Sie werfen Fragen auf, schaffen Mehrdeutigkeit, verleihen dem Bild eine visuelle Spannung und Tiefe, die ein glattes Porträt oft vermissen lässt. Eine leichte Unschärfe durch eine Glasscheibe, ein unerwarteter Lichtfleck, eine verzerrte Spiegelung – all das sind Elemente, die unsere Wahrnehmung herausfordern und dem Bild eine eigene, unverwechselbare visuelle Sprache geben. Es ist, als würde das Bild flüstern statt schreien, als würde es Andeutungen machen statt Behauptungen aufstellen. Diese subtilen oder auch dramatischen Abweichungen vom Erwarteten sind es, die ein Bild oft erst wirklich interessant und erinnerungswürdig machen. Sie verhindern, dass unser Blick gelangweilt weiterwandert, und ziehen uns stattdessen tiefer in die Szene hinein.Darüber hinaus liegt in diesen Techniken eine enorme Kraft, Emotionen und innere Zustände sichtbar zu machen, die sich einer direkten Darstellung oft entziehen. Wie könntest du das Gefühl der Zerrissenheit besser visualisieren als durch ein Porträt, das durch eine Spiegelung buchstäblich geteilt wird? Wie eine träumerische Stimmung oder das Gefühl, in Gedanken verloren zu sein, besser einfangen als durch weiche, diffuse Lichtschleier, die das Gesicht wie ein sanfter Nebel umhüllen? Geheimnis, Melancholie, Freude, innere Konflikte – all das kann durch den gezielten Einsatz von Lichtbrechungen und Reflexionen eine visuelle Entsprechung finden. Diese 'Brüche' im Bild werden zu Metaphern für die komplexen Schichten der menschlichen Psyche. Sie erlauben uns, über die reine äußere Erscheinung hinauszugehen und einen Blick auf das innere Erleben zu werfen, eine emotionale Resonanz zu erzeugen, die ein technisch perfektes, aber vielleicht seelenloses Porträt niemals erreichen könnte. Es ist die Kunst, das Unsichtbare durch das Sichtbare anzudeuten.Lass uns das Ganze etwas greifbarer machen, weg von der reinen Theorie, hin zu ersten Bildern im Kopf. Stell dir einfach mal vor, du hältst ein ganz gewöhnliches, vielleicht etwas älteres Trinkglas mit einer interessanten Struktur direkt vor dein Objektiv, ganz nah dran. Das Licht, das auf dein Model fällt, muss nun diesen zusätzlichen Weg durch das Glas nehmen. Was passiert? Es wird abgelenkt, gebrochen, vielleicht leicht verzerrt. Plötzlich entstehen auf der Haut deines Models weiche, unregelmäßige Lichtmuster, fast wie Wasserreflexionen. Teile des Gesichts verschwimmen sanft, während andere scharf bleiben. Die Kanten werden weicher, die Atmosphäre vielleicht etwas träumerischer, geheimnisvoller. Du hast mit einem simplen Alltagsgegenstand einen einzigartigen Look geschaffen, der weit entfernt ist von einem Standardporträt. Oder denke an einen regnerischen Tag. Du fotografierst jemanden durch eine Fensterscheibe, auf der noch Regentropfen perlen. Die Tropfen wirken wie winzige Linsen, sie zerlegen das Bild dahinter, erzeugen Unschärfen und kleine Lichtpunkte. Gleichzeitig spiegelt sich vielleicht die Außenwelt, die Lichter der Straße oder die Wolken am Himmel, ganz zart auf der Scheibe und überlagert das Gesicht deines Models. Das Porträt verschmilzt förmlich mit seiner Umgebung, erzählt eine Geschichte von diesem spezifischen Moment, von Innen und Außen, von Nähe und Ferne. Es ist eine flüchtige, malerische Szene, eingefangen durch die einfache Physik des Lichts und eine nasse Oberfläche.Das sind nur zwei winzige Beispiele, erste flüchtige Blicke auf das, was möglich ist. Die Welt um dich herum ist voller potenzieller Werkzeuge für diese Art der Fotografie! Ein kleines Stück zerbrochener Spiegel, eine alte CD, die das Licht in Regenbogenfarben zerlegt, eine durchsichtige Plastikfolie, eine mit Wasser gefüllte Schale – die Möglichkeiten sind schier endlos und oft direkt in deinem Haushalt oder deiner unmittelbaren Umgebung zu finden. Du brauchst keine teure Spezialausrüstung, um anzufangen. Was du brauchst, ist ein neugieriges Auge, die Bereitschaft, Dinge einfach mal auszuprobieren, und den Mut, vom gewohnten Pfad abzuweichen. Dieses Buch will genau das in dir wecken: die Lust am Experimentieren, am Entdecken neuer visueller Wege. Es geht darum, zu sehen, was passiert, wenn du dieses oder jenes Objekt vor deine Linse hältst, wie sich das Licht verändert, welche unerwarteten Effekte entstehen. Sei verspielt, sei mutig, sei neugierig – die spannendsten Bilder warten oft genau dort, wo du sie am wenigsten erwartest.Natürlich werden wir uns in den folgenden Kapiteln intensiv mit den verschiedenen Techniken beschäftigen, mit den Werkzeugen, die du nutzen kannst, und den Kameraeinstellungen, die dir helfen. Aber lass uns eines von Anfang an klarstellen: Dieses Buch ist kein reines Technik-Handbuch. Die Methoden, die wir besprechen – sei es das Fotografieren durch ein Prisma, das Spiel mit Spiegeln oder das Nutzen von Glasoberflächen – sind Mittel zum Zweck, nicht der Zweck selbst. Der wahre Kern liegt in deiner kreativen Vision, in dem, was du mit diesen Techniken ausdrücken möchtest. Es geht nicht darum, einen coolen Effekt nur um des Effektes willen zu erzeugen, so nach dem Motto "Schau mal, was ich kann!". Vielmehr geht es darum, diese Werkzeuge bewusst und gezielt einzusetzen, um eine bestimmte Stimmung zu verstärken, eine Facette des Charakters deines Models hervorzuheben oder eine visuelle Metapher für eine Idee oder ein Gefühl zu schaffen. Der "Bruch" im Bild sollte immer im Dienst deiner Aussage stehen, er sollte die Geschichte unterstützen, die du erzählen willst, und nicht davon ablenken oder zum reinen Gimmick verkommen. Frag dich also bei jedem Experiment nicht nur "Wie mache ich das?", sondern vor allem "Warum mache ich das? Was will ich damit erreichen?".Genau deshalb möchte ich dich von Herzen einladen, dieses Buch nicht nur zu lesen, sondern es als Sprungbrett für deine eigenen Experimente zu nutzen. Verlasse deine fotografische Komfortzone! Trau dich, Dinge auszuprobieren, die vielleicht auf den ersten Blick seltsam oder unkonventionell erscheinen. Halte alles Mögliche vor deine Linse, beobachte, wie sich das Licht verändert, wie sich die Wirkung deines Porträts wandelt. Nicht jedes Experiment wird sofort zu einem Meisterwerk führen – und das ist völlig in Ordnung! Der Prozess des Entdeckens, das Spiel mit den Möglichkeiten, das Lernen aus Versuch und Irrtum ist ein unglaublich wichtiger und oft auch sehr befriedigender Teil des kreativen Schaffens. Manchmal sind es gerade die unerwarteten Ergebnisse, die "glücklichen Unfälle", die zu den spannendsten Bildern führen. Brich bewusst mit Regeln, die du gelernt hast, wenn es deiner Vision dient. Genieße die Freiheit, die dir diese Techniken bieten, um deine ganz eigene Bildsprache zu entwickeln.Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Fotografie mit Lichtbrechung und Reflexion öffnet dir eine Tür zu Porträts, die mehr tun, als nur eine Person abzubilden. Sie können interpretieren, andeuten, faszinieren und den Betrachter auf eine tiefere emotionale oder intellektuelle Ebene ziehen. Es ist ein Weg, den Charakter nicht nur zu zeigen, sondern ihn durch das Licht selbst zu formen und zu brechen, um neue, spannende Perspektiven zu gewinnen. Um diese kreativen Werkzeuge jedoch wirklich souverän und zielgerichtet einsetzen zu können, um zu verstehen, warum bestimmte Effekte entstehen und wie du sie steuern kannst, ist es unglaublich hilfreich, einen genaueren Blick auf die Grundlagen zu werfen: Wie verhält sich Licht eigentlich, wenn es auf unterschiedliche Oberflächen trifft oder durch verschiedene transparente Materialien dringt? Dieses Verständnis bildet das Fundament für all die kreativen Techniken, die wir noch erkunden werden.
Das Spiel des Lichts: Reflexion und Refraktion verstehen
Okay, wir haben also im letzten Kapitel die Neugier geweckt, Porträts durch bewusste 'Brüche' wie Spiegelungen interessanter zu gestalten. Aber was steckt eigentlich dahinter, wenn wir von einer Spiegelung sprechen? Was passiert da physikalisch genau, wenn Licht auf eine Oberfläche trifft und uns ein Abbild zurückwirft, das wir für unsere kreativen Ideen nutzen können? Im Grunde ist es ganz einfach: Stell dir Lichtstrahlen wie unzählige winzige Bälle vor, die von einer Lichtquelle ausgehen und auf alles in ihrer Umgebung treffen. Wenn diese Licht-Bälle nun auf eine Grenzfläche treffen, also zum Beispiel auf die Oberfläche eines Spiegels, eines ruhigen Sees oder auch nur einer polierten Tischplatte, werden sie zurückgeworfen. Sie prallen ab, ganz ähnlich wie ein Gummiball, den du gegen eine glatte Wand wirfst. Dieses Zurückwerfen von Licht nennen wir Reflexion. Es ist wie ein Echo, nur eben nicht für Schall, sondern für Licht. Ohne diese Reflexion könnten wir die meisten Dinge um uns herum gar nicht sehen, denn viele Objekte leuchten nicht von selbst, sondern werfen nur das Licht zurück, das auf sie fällt.Jetzt wird es für uns als Fotografen spannend: Dieses Zurückwerfen des Lichts geschieht nicht irgendwie zufällig, sondern folgt einem ganz einfachen Gesetz, dem Reflexionsgesetz. Es besagt im Grunde nur: Der Winkel, in dem der Lichtstrahl auf die Oberfläche trifft (der Einfallswinkel), ist genau derselbe wie der Winkel, in dem er wieder davon wegfliegt (der Ausfallswinkel). Stell dir wieder den Ball vor: Wenn du ihn senkrecht auf die Wand wirfst, kommt er auch direkt zu dir zurück. Wirfst du ihn schräg von links, fliegt er auch schräg nach rechts weg. Warum ist das für dich wichtig? Weil es dir hilft zu verstehen und sogar vorherzusagen, wo du eine Spiegelung sehen wirst und was darin zu sehen ist, abhängig von deinem eigenen Standpunkt und dem deines Models. Wenn du deine Kameraposition leicht veränderst, ändert sich auch der Einfallswinkel des Lichts, das von deinem Model zur spiegelnden Oberfläche und dann zu deiner Kamera gelangt – und damit ändert sich auch das, was du im Spiegelbild siehst. Du kannst also durch deine Bewegung ganz gezielt steuern, wie sich das gespiegelte Bild zum realen Motiv verhält, ob es sich überlagert, danebensteht oder einen bestimmten Teil des Hintergrunds zeigt. Dieses simple Gesetz ist dein Schlüssel, um Spiegelungen nicht dem Zufall zu überlassen, sondern sie bewusst zu komponieren.Allerdings ist Reflexion nicht gleich Reflexion. Wir müssen zwei Arten unterscheiden, die für uns relevant sind. Die erste ist die spiegelnde oder gerichtete Reflexion. Sie tritt auf, wenn Licht auf eine sehr glatte Oberfläche trifft, wie einen richtigen Spiegel, eine ruhige Wasseroberfläche, poliertes Metall oder auch Glas. Hier werden alle parallel einfallenden Lichtstrahlen auch parallel wieder zurückgeworfen, und zwar geordnet nach dem Reflexionsgesetz. Das Ergebnis ist ein klares, erkennbares Abbild – genau das, was wir für unsere kreativen Spiegelporträts suchen! Die zweite Art ist die diffuse oder gestreute Reflexion. Sie passiert an rauen, unebenen Oberflächen, wie einer weißen Wand, deiner Kleidung oder auch der menschlichen Haut. Hier trifft das Licht zwar auch auf, aber weil die Oberfläche mikroskopisch rau ist, werden die Lichtstrahlen in alle möglichen Richtungen wild durcheinander zurückgeworfen. Es entsteht kein klares Spiegelbild, sondern die Oberfläche selbst wird für uns sichtbar und erscheint beleuchtet. So sehen wir die meisten nicht-glänzenden Gegenstände um uns herum. Für unsere Zwecke, das Erzeugen von interessanten Doppelungen, Überlagerungen und visuellen Brüchen durch Spiegelbilder, ist also klar die spiegelnde Reflexion die entscheidende. Wir suchen gezielt nach glatten Oberflächen, die uns klare Echos der Realität liefern.Wie kannst du dieses Wissen nun praktisch nutzen? Halte Ausschau nach spiegelnden Oberflächen! Das muss bei Weitem nicht immer der perfekte Badezimmerspiegel sein. Denke an Fensterscheiben (besonders wenn es draußen dunkler ist als drinnen), Pfützen nach einem Regen, die Oberfläche eines Sees oder Teichs, eine polierte Motorhaube, eine glänzende Tischplatte, sogar der Bildschirm deines ausgeschalteten Smartphones oder eine Sonnenbrille können spannende Reflexionen erzeugen. Experimentiere dann mit deinem Standpunkt und dem deines Models. Gehe näher ran, weiter weg, verändere den Winkel deiner Kamera zur spiegelnden Fläche. Beobachte genau, wie sich das Spiegelbild verändert, wie es sich zum direkten Bild deines Models verhält. Manchmal willst du vielleicht nur einen Teil des Gesichts spiegeln, manchmal eine komplette Doppelung erzeugen, manchmal das Spiegelbild nutzen, um etwas aus der Umgebung ins Porträt zu integrieren. Dein Standpunkt ist hier das A und O. Sei dir aber auch bewusst, dass Reflexionen manchmal unerwünscht sein können, zum Beispiel deine eigene Spiegelung in einer Fensterscheibe, wenn du hindurch fotografieren willst. Auch hier hilft das Verständnis des Reflexionsgesetzes: Oft reicht eine leichte Änderung des Aufnahmewinkels, um störende Spiegelungen zu minimieren oder ganz aus dem Bild zu bekommen. Manchmal kann auch ein spezielles Werkzeug wie ein Polfilter helfen, aber dazu kommen wir später noch. Wichtig ist erstmal: Verstehe, wie Reflexion funktioniert, und fange an, sie bewusst zu sehen und einzusetzen.Neben dem Zurückwerfen von Licht, der Reflexion, gibt es noch ein zweites faszinierendes Phänomen, das für unsere kreative Porträtfotografie mindestens genauso wichtig ist: die Lichtbrechung, auch Refraktion genannt. Hier geht es nicht darum, dass das Licht abprallt, sondern darum, was passiert, wenn Licht durch ein transparentes Material hindurchgeht, also beispielsweise von der Luft in ein Stück Glas oder in Wasser eintritt und auf der anderen Seite wieder austritt. Sicher hast du das schon unzählige Male beobachtet, ohne vielleicht groß darüber nachzudenken: Stell einen Strohhalm in ein Wasserglas. Wenn du von der Seite darauf schaust, sieht es so aus, als wäre der Strohhalm an der Wasseroberfläche geknickt. Er ist es natürlich nicht, aber das Licht, das von dem untergetauchten Teil des Strohhalms zu deinem Auge gelangt, hat seinen Weg geändert, als es vom Wasser zurück in die Luft übertrat. Genau diese Richtungsänderung des Lichts beim Übergang zwischen zwei verschiedenen durchsichtigen Materialien nennen wir Refraktion oder Lichtbrechung. Das Licht wird buchstäblich "geknickt".Aber warum knickt das Licht überhaupt ab? Der Grund dafür liegt in der Geschwindigkeit, mit der sich Licht ausbreitet. Im Vakuum ist Licht unvorstellbar schnell, aber sobald es in ein Material wie Luft, Wasser oder Glas eintritt, wird es abgebremst. Und zwar in jedem Material unterschiedlich stark! Wasser bremst Licht stärker als Luft, Glas bremst es in der Regel noch stärker als Wasser. Wenn nun ein Lichtstrahl nicht genau senkrecht, sondern schräg auf die Grenzfläche zwischen zwei Materialien trifft (zum Beispiel von Luft auf eine Glasplatte), dann tritt der Teil des Strahls, der zuerst auf das Glas trifft, früher in das "langsamere" Medium ein als der andere Teil. Das führt dazu, dass sich der Strahl sozusagen in die neue Richtung "zieht" – er ändert seine Ausbreitungsrichtung. Wie stark diese Richtungsänderung ausfällt, hängt davon ab, wie groß der Geschwindigkeitsunterschied zwischen den beiden Materialien ist (das beschreibt der sogenannte Brechungsindex – je höher der Index, desto stärker die "Bremswirkung" und desto stärker die Brechung) und wie schräg das Licht einfällt. Trifft Licht genau senkrecht auf die Oberfläche, wird es zwar langsamer, aber nicht abgelenkt. Die Brechung passiert also nur bei schrägem Lichteinfall.Jetzt kommt ein Aspekt der Refraktion ins Spiel, der für uns besonders aufregend ist und die Tür zu wunderschönen Farbeffekten öffnet: die Dispersion. Das klingt kompliziert, bedeutet aber nur, dass nicht alle Farben des Lichts gleich stark gebrochen werden, wenn sie zum Beispiel von Luft in Glas übergehen. Weißes Licht, wie das Sonnenlicht oder das Licht vieler Lampen, ist ja eigentlich ein Gemisch aus allen Farben des Regenbogens. Jede dieser Farben entspricht einer etwas anderen Wellenlänge. Und es stellt sich heraus, dass Licht mit kürzerer Wellenlänge (wie Blau und Violett) beim Eintritt in Glas oder Wasser stärker gebrochen wird als Licht mit längerer Wellenlänge (wie Rot). Das rote Licht wird also weniger stark "geknickt" als das blaue Licht. Was ist die Folge? Wenn weißes Licht schräg auf ein Material wie Glas trifft, werden die verschiedenen Farben unterschiedlich stark abgelenkt und fächern sich dadurch auf. Das weiße Licht wird in seine einzelnen Farbkomponenten zerlegt – genau das passiert in einem Prisma! Ein Prisma ist so geformt, dass dieser Effekt besonders deutlich wird und wir einen wunderschönen Regenbogen sehen können. Aber auch Wassertropfen in der Luft nach einem Regen wirken wie winzige Prismen und erzeugen so den Regenbogen am Himmel. Dieses Phänomen der Dispersion, die Aufspaltung des Lichts in seine Farben durch unterschiedliche Brechung, ist absolut essenziell für viele der kreativen Effekte, die wir mit Prismen und anderen Glaselementen erzielen wollen.Was bedeutet das nun alles für deine Fotopraxis? Die Refraktion beeinflusst deine Bilder auf vielfältige Weise, sobald du durch transparente Materialien fotografierst. Schon eine einfache Fensterscheibe sorgt für eine leichte Brechung. Das Motiv dahinter erscheint minimal verschoben, was meist kaum auffällt, aber bei dicken oder unebenen Scheiben (wie bei altem Glas oder Glasbausteinen) kann es zu sichtbaren Verzerrungen kommen. Manchmal siehst du an kontrastreichen Kanten auch leichte farbige Säume (oft lila oder grün), das ist die sogenannte chromatische Aberration – im Grunde eine unerwünschte, minimale Form der Dispersion, die auch in Objektiven selbst auftreten kann. Fotografierst du durch Wasser, wird es noch interessanter. Objekte unter Wasser erscheinen oft vergrößert und verzerrt, eben weil das Licht vom Objekt durch das Wasser und dann durch die Luft zu deiner Kamera gebrochen wird. Je nach Tiefe und Trübung kann das Wasser auch wie ein Farbfilter wirken und bestimmte Farben absorbieren. Richtig spannend wird es aber, wenn wir die Refraktion und Dispersion gezielt nutzen, indem wir Objekte wie Prismen, geschliffene Kristalle, Glaskugeln oder auch einfach nur ein Weinglas direkt vor die Linse halten. Hier können wir das Licht bewusst brechen und aufspalten, um leuchtende Regenbogenfarben ins Bild zu zaubern, helle Lichtflecken (Lens Flares) zu erzeugen, die fast wie gemalt wirken, oder auch "Geisterbilder" (Ghosting) und interessante Verzerrungen zu kreieren, die Teile des Motivs duplizieren oder verschwimmen lassen. Ganz entscheidend ist dabei, wie du das jeweilige Objekt hältst und drehst – eine kleine Änderung der Position oder des Winkels zur Lichtquelle und zur Kamera kann den Effekt dramatisch verändern. Hier liegt ein riesiges kreatives Potenzial, das nur darauf wartet, von dir entdeckt zu werden.Nachdem wir uns nun Reflexion und Refraktion einzeln angeschaut haben, ist es wichtig zu verstehen, dass die Realität selten so sauber getrennt ist. In den allermeisten Situationen, in denen wir es mit transparenten oder teiltransparenten Oberflächen zu tun haben, treten beide Phänomene gleichzeitig auf! Denk nur wieder an die Fensterscheibe: Wenn du tagsüber von drinnen nach draußen schaust, siehst du nicht nur die Landschaft oder die Straße vor dem Fenster (das Licht von draußen dringt durch das Glas zu dir – Refraktion), sondern oft auch eine leichte, geisterhafte Spiegelung deines eigenen Zimmers oder deines Gesichts im Glas (das Licht von drinnen wird von der Glasoberfläche zurückgeworfen – Reflexion). Oder stell dir vor, du stehst am Ufer eines ruhigen, klaren Sees. Du kannst gleichzeitig die Spiegelung des Himmels und der Bäume am gegenüberliegenden Ufer auf der Wasseroberfläche sehen (Reflexion) und, wenn du direkt nach unten blickst, vielleicht sogar die Steine oder Fische am Grund des Sees erkennen (das Licht vom Grund dringt durch das Wasser und die Oberfläche zu dir – Refraktion). An jeder Grenzfläche zwischen zwei durchsichtigen Medien (wie Luft und Glas oder Luft und Wasser) wird ein Teil des einfallenden Lichts reflektiert und ein anderer Teil dringt in das neue Medium ein und wird dabei gebrochen (sofern der Einfall nicht exakt senkrecht erfolgt). Das Verhältnis, wie viel Licht reflektiert und wie viel durchgelassen und gebrochen wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem vom Material selbst und vom Einfallswinkel des Lichts.