Das Forsthaus von Friedrichsheyde - Jan Nadelbaum - E-Book

Das Forsthaus von Friedrichsheyde E-Book

Jan Nadelbaum

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Beschreibung

Jan und Daniel bleiben auf dem Heimweg von einer Freundin mit ihrem Wagen im Schnee stecken. Gezwungenermaßen müssen sie ihre Strecke zu Fuß durch die winterlichen masurischen Wälder fortsetzen. Dabei stoßen sie auf ein altes Forsthaus, von dem sie eigentlich dachten, dass es unbewohnt sei - eigentlich... Eine kleine Liebeserklärung an Ostpreußen unter Verarbeitung der Sage vom Konopka-Berg, des Ännchens von Tharau und des Ostpreußenliedes mit Anleihen bei einem bekannten ostpreußischen Schriftsteller und Komponisten des 18./19. Jahrhunderts. (2017)

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Seitenzahl: 39

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Jan Nadelbaum

Das Forsthaus von Friedrichsheyde

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Das Forsthaus von Friedrichsheyde

Anhang

Impressum neobooks

Das Forsthaus von Friedrichsheyde

„Scheiße“, fluchte Jan, nachdem er zum dritten Male versucht hatte, den Wagen wieder auf den Waldweg zu steuern. Zornig schlug er das Lenkrad, als könne es etwas dafür, dass er sein Auto im Graben versenkt hatte. Daniel kam von hinten und klopfte an das Fenster der Fahrertür.

„Schalt aus! Das wird so nichts mehr. Ich will nicht die ganze Nacht schieben!“

Den Nachsatz, dass er schließlich von Anfang an eine andere Strecke habe fahren wollen, verkniff er sich. Jan hatte ihm erklärt, er nehme einen Weg durch den Wald, der zwar etwas mehr Zeit beanspruche, dafür aber kilometermäßig kürzer sei und man auf diese Weise eben Sprit spare – eine bestechende Logik, wie der zur Ironie neigende Daniel Jan zugestehen musste, besonders jetzt, wo der Wagen im Graben hing und die Versuche zu seiner Befreiung bereits eine halbe Stunde währten. Das mit der längeren Dauer schien sich immerhin zu bestätigen. An sich war’s dort in den dunklen Wäldern ja auch ganz schön, nur eben nicht im Winter, nachts, bei minus 15°C und zwanzig Zentimetern Neuschnee, der auf die bereits vierzig vorhandenen gefallen war.

Jan schaltete den Motor aus, öffnete die Tür und stellte sich neben seinen Freund, der sich ans Auto lehnte und auf die finstere Armee von Bäumen starrte, die sich schemenhaft vor ihnen im Mondschein abzeichnete. Das geschah ihm recht, hätte er sich doch gegen Jan durchgesetzt! Nun standen sie frierend im Wald auf dem Heimweg von Borken nach Friedrichsheyde. Im Sommer – mit dem Fahrrad – war der Weg tatsächlich eine Abkürzung, wenn es darum ging, möglichst schnell zum Litigaino- oder Haaßnensee zu gelangen, deren kristallenes Wasser die Borkener Halbinsel sanftmütig umspülte und der masurischen Landschaft mit den weiten Feldern ihr melancholisches Gepräge verlieh, aber im Winter – gerade bei diesem Wetter – hätten sie auf den Schleichweg verzichten und die feste Straße über Duneyken wählen sollen.

„Was machen wir,“, fragte Jan, „ein paar Kilometer sind’s schon noch…“

„Wir hätten besser Elsas Angebot angenommen und bei ihr übernachtet!“

„Ja, was bringt uns das jetzt?!“

„Nichts. Ich habe mein Handy zu Hause liegen lassen. Mein Vater könnte mit dem Traktor…“

„Gute Idee“, unterbrach ihn Jan, öffnete die Wagentür und verkroch sich für eine Weile ins Autoinnere, um umso schimpfender wieder hervorzuschnellen: „Dieser beschissene Akku!“

Daniel reichte diese Information völlig aus. Er seufzte. Sein Kumpel knallte die Tür zu und gesellte sich erneut zu ihm an die Wagenwand.

„Und nun“, fragte Daniel.

„Müssen wir wohl zu Fuß“, meinte Jan.

„Jo. Wir können ja von Glück sagen, dass irgendjemand den Altschnee bereits vom Weg geräumt hat.“

„Wird ein Bauer mit seinem Traktor gewesen sein.“

„Ja, wird wohl“, grummelte Daniel, der seinem Freund die ‚Abkürzung‘ immer noch – oder immer mehr? – übel nahm.

„Gehen wir“, sagte Jan.

„Gehen wir“, bestätigte Daniel und stapfte hinter ihm her.

Bald hatten sie Jans Wagen hinter sich gelassen. Der Weg führte schnurstracks durch den Wald. Beidseitig ragten die schwarzen Fichten in den sternenklaren Himmel. Ringsum herrschte Stille, bloß das Knirschen des Schnees unter ihren Schuhen störte die mitternächtliche Idylle.

Plötzlich hielt Daniel. Jan marschierte noch einige Meter weiter, ehe er merkte, dass sein Freund längst stehen geblieben war.

„Was ist?“

„Da,“, Daniel wies in Richtung Fluss, „da ist ein Licht!“

Jan kam näher.

„Ein Licht?“

„Dort zwischen den Bäumen.“

„Stimmt. Das könnte von dem alten Forsthaus sein.“

„Ich dachte, da wohnt niemand mehr“, entgegnete Daniel skeptisch.

„Das dachte ich auch“, gab Jan zu.

Die beiden sahen einander an und erkannten doch jeweils nur die glänzenden Augen des anderen.

„Vielleicht können wir von dort anrufen“, antwortete Daniel und verließ, ohne auf Jan zu warten, den Weg in Richtung Lichtschimmer.

Quer durch das Unterholz dauerte es keine zehn Minuten, bis sie vor dem kleinen Haus standen, in dem in der Tat ein Raum erleuchtet war. Daniel schritt zur Tür und suchte nach einem Klingelknopf oder etwas Ähnlichem.

„Eine Klingel wirst du hier nicht finden“, flüsterte Jan, dem es offensichtlich nicht ganz geheuer war.

Daniel hämmerte mit der Faust gegen die Holztür. Sie harrten aus. Nichts rührte sich.

„Es ist sicher jemand im Haus“, behauptete Daniel, nicht viel lauter als Jan zuvor gesprochen hatte.

„Was willst du machen, wenn niemand öffnet? Wir können wohl schlecht einbrechen…“

Daniel schüttelte den Kopf und klopfte erneut. Wie zuvor geschah nichts. Er blickte zu Jan, der mit den Achseln zuckte. Daniel schlich zu dem Fenster, aus dem das Licht fiel.

„Keiner da“, raunte er Jan zu.

„Dann lass uns wieder gehen“, bat dieser.

„Vielleicht gibt’s einen Hintereingang“, widersprach Daniel und huschte an der Mauer entlang.