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Der Macho Stig und der schüchterne Aaron sind seit Kindertagen befreundet. Sie treffen sich immer wieder im Abstand einiger Monate. Dabei verändert sich Stig mehr und mehr und auch ihr Verhältnis zueinander unterliegt einem Wandel...
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Seitenzahl: 16
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Jan Nadelbaum
Ein- und Aussichten
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Inhaltsverzeichnis
Titel
I.
II.
III.
Impressum neobooks
Die Frühjahrssonne stand senkrecht über dem weiten Platz. Die ihn umgebenden Häuser warfen kaum Schatten. Für kurze Zeit füllten sich die Gassen der Altstadt mit Leben, ehe die Menschen wieder in irgendwelchen Läden oder Büros verschwanden, deren es hier viele gab. Auf einem Balkon, hoch über dem geschäftigen Treiben, saßen – wie abgehoben – an einem kleinen Tisch zwei junge Männer. Sie hatten Mittagspause und waren dort zum Essen verabredet.
„Wir haben uns ja seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen“, meinte Stig.
Aaron lächelte zustimmend.
„Wie lang ist das her? Drei, vier Monate?“
„Ein halbes Jahr“, korrigierte Aaron trocken.
„Oha, hätte ich nicht gedacht.“
„Ja, aber schön dich noch mal zu sehen“, sagte er und betrachtete halb träumend die kastanienfarbenen Augen seines Gegenübers. Sein Gesicht, sein spitzbübisches Lächeln, seine vollen Lippen und die – zwar nicht ganz in Reih und Glied stehenden – hellen Zähne übten auf ihn einen eigenartigen Zauber aus. Er hätte ihn stundenlang anstarren können, ohne auch nur ein Wort zu wechseln. Selten war er jemandem mit einer solchen Ausstrahlung begegnet, ja, ihm war es, als sei Stig gar der Erste, der überhaupt eine solche Ausstrahlung besaß. Lange hatte er auf ein Wiedersehen gehofft. Früher ging es leichter. Sie kamen beide vom Land, beide aus demselben Dorf und waren zwecks Studiums in die Stadt gezogen, wo sie nun auch beruflich ihr Auskommen gefunden hatten.
„Haben die Herren sich schon entschieden“, fragte eine dunkelhaarige Schönheit, die ihrer Kleidung nach wohl die Kellnerin war und Aaron mit einem Schlag aus seinen Träumen riss.
„Klar, ein stilles Mineralwasser und die Don Giovanni“, lachte Stig ihr ins Gesicht.
Sie blinzelte ihn verlegen an und wandte sich Aaron zu.
„Ein Wasser und die Vegetarische, bitte“, nuschelte er.
„Still, medium oder normal?“