Die Beere - Jan Nadelbaum - E-Book

Die Beere E-Book

Jan Nadelbaum

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Beschreibung

Max mag Paul und Paul mag Max, doch ist Paul sich dessen so sicher, dass er glaubt, mit Max spielen zu können. Der lässt sich auch immer wieder darauf ein, bis er eines Tages jemand anderes kennen lernt... (2014)

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Seitenzahl: 23

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Jan Nadelbaum

Die Beere

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

I.

II.

III.

IV.

V.

Impressum neobooks

I.

Lange hatten sie nichts mehr voneinander gehört. Immer wieder gab es Phasen der Funkstille zwischen ihnen, obschon beide keineswegs als ungesprächig bezeichnet werden konnten. Nur miteinander, das wollte manchmal nicht so laufen. Meistens machte Max nach einiger Zeit wieder den Anfang. Paul tat sich damit schwerer. Bisher war es ohnehin erst einmal zu einem Treffen gekommen, nachdem sie sich monatelang Nachrichten geschrieben hatten. Man war irgendwann – beide kannten den genauen Tag nicht mehr – über eine Kontaktbörse aufeinander aufmerksam geworden, hatte sich sympathisch gefunden und schließlich eben ein Kennenlernen vereinbart. Danach ging es auf und ab. Max war in Urlaub gefahren.

Paul schlurfte zum Briefkasten. Werbung. Rechnungen. Eine Postkarte. Er blickte auf die Rückseite und musste lächeln. Eine schöne Schrift. Viele Schnörkel.

Er ging zurück ins Haus und fuhr seinen Rechner hoch. Es dauerte nicht lange, und er hatte „Danke für die Karte“ geschrieben. Nicht mehr und nicht weniger. Er wartete. Was könnte er tun? Er müsste eigentlich an seiner Abschlussarbeit weiterschreiben. Mehr für die Uni als für sich. Er hatte keine Lust. Das Wetter war schön. Er würde schon etwas finden, mit dem er sich die Langeweile vertreiben könnte. Das mit der Abschlussarbeit hatte sicher noch Zeit, für ihn sowieso – wenn nicht für ihn, für wen sonst?

Er lebte nach wie vor bei seinen Eltern, studierte Chemie, wusste aber, dass er nie ein herausragender Chemiker würde. Unten im Haus rumorte es. Vermutlich seine Mutter. Paul seufzte, schaute auf den Bildschirm, dann zum Fenster, stand auf und beobachtete die Amseln auf dem Rasen.

Zur selben Zeit saß Max im Zug nach Hause. Sein Kurzurlaub hatte ihm vorzüglich gefallen. Er selbst kam vom Land, liebte Städte und musste als Germanistikstudent natürlich einmal im Leben nach Weimar. Das Flair dieser kleinen, doch aufgrund ihrer kulturellen Vergangenheit derart bedeutenden Stadt beseelte sein Gemüt so sehr, dass ihn der schnarchende Dicke neben ihm kaum störte. Wenn er bloß nicht immer durch den Mund ausatmen würde. Das halbe Abteil glotzte alle zwei Minuten, wenn außer dem muffigen Atem auch noch dieses langgezogene Brrr der aufeinandergepressten Lippen durch den Wagen wanderte. Max sah kurz verlegen auf und wandte sich erneut seinem Buch zu, Kellers ‚Kleider machen Leute‘.

Gegen Abend war er heimgekehrt. Er überprüfte sein Postfach. Neben vielen anderen eine Nachricht von Paul. Max freute sich und war zugleich enttäuscht darüber, dass es nur zu einem „Danke für die Karte“ gereicht hatte.

„Bitte. Wie geht’s dir? Was machst du?“