Der Berliner - Jan Nadelbaum - E-Book

Der Berliner E-Book

Jan Nadelbaum

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Beschreibung

Friedrich kauft sich in einer ungewöhnlichen Bäckerei einen ebenso ungewöhnlichen Berliner. Das merkt er jedoch erst, als er in ihn beißen will... Aber er ist nicht allein: auch andere haben sich einen dieser Berliner gekauft...

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Seitenzahl: 19

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Jan Nadelbaum

Der Berliner

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Der Berliner

Impressum neobooks

Der Berliner

Aus der Ferne schon sah er das große Schild mit der Aufschrift ‚Bäckerei Seelenleben‘ an der Hauswand prangen. Autos und der ein oder andere Lkw donnerten an ihm vorüber. Friedrich blickte beiläufig in das Schaufenster eines Kiosks, der verschiedene Pfeifentypen zum Verkauf anbot. Leicht ließ sich die Tür zur Bäckerei öffnen. Der kleine Raum war bis zum Bersten gefüllt mit allerlei Leckereien, rustikalen Brotlaiben, Brötchen, Teilchen – die Augen verschlangen mehr, als der Magen je zu leisten vermocht hätte. Friedrich stand vor den Teilchen und ließ seine Blicke über ein Blech bunter Berliner schweifen, alle mit einem Paar Zuckergussaugen versehen. Es dauerte nicht lange und eine korpulente Verkäuferin mittleren Alters wallte aus Richtung Backstube heran. Friedrich lächelte. Er mochte sie, nicht im erotischen Sinne, dafür war sie ihm zugegebenermaßen dann doch etwas zu alt und füllig, aber auf einer persönlichen Ebene irgendwie, von Käufer zu Verkäufer eben, eine im wahrsten Sinne des Wortes rundum sympathische Erscheinung, die einfach zu den Puddingteilchen, den Apfeltaschen, den Schweineohren oder den wohlgeformten Broten passte.

„Hallo! Bitteschön“, grüßte sie voller Elan.

„Hallo. Einen Berliner, bitte.“

„Welche Farbe?“

Friedrich überlegte.

„Einen roten.“

„Einen roten“, wiederholte sie und griff mit der Metallzange in den Teigkloß, dass einige der roten Brösel herabrieselten.

Unversehens war das Ding in einem papiernen Tütchen verschwunden.

„Darf’s sonst noch was sein?“

„Nein, danke, das wär’s.“

„Einen Euro, bitte.“

Friedrich reichte ihr die Münze über die Theke und schnappte sich seinen Einkauf.

„Tschüss.“

„Tschüss“, rief sie ihm hinterher und schlug die Kassenschublade zu.

Er verließ die ‚Bäckerei Seelenleben‘ und die Verkäuferin verschwand wieder im Nebenraum.

Friedrich überquerte an einer Ampel die Straße und bewegte sich auf einen Platz zu Füßen des gotischen Turms einer von pittoresken Häusern umsäumten Kirche zu. Die Gebäude in der Seitenstraße abseits des Hauptverkehrs zeugten von einer vergangenen, ruhmvolleren Zeit, als Architekten noch Künstler und Häuser noch Heimstätten waren. Prächtige Stuckaturen, Künder einer längst verflossenen Lebensfreude, schienen in den leeren Raum dringen zu wollen, um ihn wieder mit Sinn zu füllen. Die Seelen der Menschen waren leer und ebenso ihre Häuser, Straßen und Plätze.