1,99 €
"Wenn die, die nichts Höheres kennen als die Wahrheit, nicht frei reden dürften – so müssten endlich die Steine zu schreien anfangen!" Diese sorgfältig in heutige Sprache übertragene Ausgabe macht zwei Schlüsseltexte der deutschen Aufklärung erstmals einem breiten Publikum zugänglich. Wielands Kosmopoliten-Orden schreckte bisher durch seine verschachtelte Sprache viele Leser ab - nun führt der Text von 1788 in modernisierter Fassung mitten hinein in die Debatten der Zeit. Herders Vision einer gemeinsamen Menschheitsgeschichte aus dem gleichen Jahr weitet den Blick auf die ganze Welt - Texte, die unmittelbar vor der Französischen Revolution die Ideale einer vernunftgeleiteten, weltbürgerlichen Gesellschaft entwarfen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
WIELAND: DAS GEHEIMNIS DES KOSMOPOLITEN-ORDENS
Einleitung
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
HERDER: IDEEN ZUR PHILOSOPHIE DER GESCHICHTE DER MENSCHHEIT
Einleitung des 15. Buchs
I
II
III
IV
V
Nachwort
Editorische Notiz
Glossar
Zeittafel
Anmerkungen
Impressum
Titelangaben
Christoph Martin Wieland
Johann Gottfried Herder
Jean Delaube (Hrsg.)
Das Geheimnis der Weltbürger
Stimmen der deutschen Aufklärung vor der Französischen Revolution
Diese Edition enthält historische Texte mit drei Passagen, die rassistisch sind. Der Herausgeber distanziert sich von diesen Ansichten, hat sie jedoch als Dokumente ihrer Zeit inhaltlich unverändert gelassen. Eine kritische Einordnung findet sich in den Anmerkungen.

Die Kosmopoliten binden sich nicht durch einen Eid, der ein unverbrüchliches Geheimnis vor Außenstehenden wahrt. Sie behaupten, dass keine Privatgesellschaft ohne ausdrückliche Erlaubnis des Staates ihren Gliedern einen solchen Eid auferlegen kann. Sie halten solche geheimen eidlichen Verbindungen für unzulässig, unabhängig davon, wie unschuldig ihre ursprüngliche Absicht und Verfassung auch sein mag. Sie behaupten außerdem, dass ein eigenmächtiger Eid – der nicht von der höchsten Gewalt mit vollständiger Kenntnis der Sache autorisiert wurde – eine Verschwörung darstellt.
Ein solcher Eid schafft einen »Staat im Staat«. Dieser kann der öffentlichen Ordnung auf vielfältige Weise gefährlich und nachteilig werden. Dies gilt besonders, wenn die Verschwörer ihre Mitgliederzahl willkürlich auf Tausende oder Hunderttausende ausdehnen. Eine geheime Konföderation kann niemals gerechtfertigt werden, außer wenn das Volk durch kein anderes Mittel vor seinem völligen Untergang gerettet werden könnte. Allgemein wird es niemandem verwehrt, so viel Gutes in seinem Staat zu tun, wie er kann und will und solange er innerhalb der Grenzen bleibt, die ihm Verfassung und öffentliche Ordnung vorgeben. Wenn aber diese Einschränkung in einigen Staaten oder zu bestimmten Zeiten so streng ist, dass ein gutgesinnter Mann nicht alles tun kann, wozu er sich berufen fühlt, so muss er sich damit abfinden und kann sein Gewissen damit beruhigen, dass er als Mensch zu nichts verpflichtet ist, was er nicht ohne Verletzung seiner bürgerlichen Pflichten tun kann.
Die bloße Versicherung einer geheimen Gesellschaft, dass weder ihre Verfassung noch ihre Tätigkeiten dem Staat, der Religion oder den Sitten schaden, macht sie nicht automatisch unschuldig oder rechtmäßig – selbst wenn diese Versicherung ehrlich gemeint ist. Niemand kann garantieren, dass sie nicht eines Tages genau das wird, was sie heute nicht zu sein behauptet. Zudem sind die Meinungen und Urteile einzelner Menschen über komplexe und vielschichtige Themen oft unzuverlässig und widersprüchlich. Deshalb kann man nicht darauf vertrauen, dass die Anführer einer solchen Gesellschaft immer richtig entscheiden. Es besteht sogar die Gefahr, dass sie – ohne es selbst zu erkennen – durch genau die Mittel, mit denen sie eigentlich Gutes tun wollen, Religion und Staat ungewollt schaden.
Am wenigsten, so sagen die Kosmopoliten, können sich solche geheimen Gesellschaften mit den alten ägyptischen, eleusinischen und ähnlichen Mysterien rechtfertigen. Sie versuchen, eine Ähnlichkeit herzustellen, die jedem Sachkundigen den wesentlichen Unterschied verschleiert. Diese alten Mysterien aber wurden von den Gesetzgebern selbst eingerichtet und waren Teil der politischen und religiösen Ordnung. Sie standen direkt unter staatlicher Aufsicht. Falls moderne Geheimbünde diese Vorrechte beanspruchen können, wird niemand ihre Rechtmäßigkeit infrage stellen.