Das Geheimnis der Weltbürger - Christoph Martin Wieland - E-Book

Das Geheimnis der Weltbürger E-Book

Christoph Martin Wieland

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Beschreibung

"Wenn die, die nichts Höheres kennen als die Wahrheit, nicht frei reden dürften – so müssten endlich die Steine zu schreien anfangen!" Diese sorgfältig in heutige Sprache übertragene Ausgabe macht zwei Schlüsseltexte der deutschen Aufklärung erstmals einem breiten Publikum zugänglich. Wielands Kosmopoliten-Orden schreckte bisher durch seine verschachtelte Sprache viele Leser ab - nun führt der Text von 1788 in modernisierter Fassung mitten hinein in die Debatten der Zeit. Herders Vision einer gemeinsamen Menschheitsgeschichte aus dem gleichen Jahr weitet den Blick auf die ganze Welt - Texte, die unmittelbar vor der Französischen Revolution die Ideale einer vernunftgeleiteten, weltbürgerlichen Gesellschaft entwarfen.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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WIELAND: DAS GEHEIMNIS DES KOSMOPOLITEN-ORDENS

Einleitung

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

HERDER: IDEEN ZUR PHILOSOPHIE DER GESCHICHTE DER MENSCHHEIT

Einleitung des 15. Buchs

I

II

III

IV

V

Nachwort

Editorische Notiz

Glossar

Zeittafel

Anmerkungen

Impressum

 

Titelangaben

 

Christoph Martin Wieland

Johann Gottfried Herder

Jean Delaube (Hrsg.)

 

Das Geheimnis der Weltbürger

Stimmen der deutschen Aufklärung vor der Französischen Revolution

 

Diese Edition enthält historische Texte mit drei Passagen, die rassistisch sind. Der Herausgeber distanziert sich von diesen Ansichten, hat sie jedoch als Dokumente ihrer Zeit inhaltlich unverändert gelassen. Eine kritische Einordnung findet sich in den Anmerkungen.

 

 

Kapitel II

 

Die Kosmopoliten binden sich nicht durch einen Eid, der ein unverbrüchliches Geheimnis vor Außenstehenden wahrt. Sie behaupten, dass keine Privatgesellschaft ohne ausdrückliche Erlaubnis des Staates ihren Gliedern einen solchen Eid auferlegen kann. Sie halten solche geheimen eidlichen Verbindungen für unzulässig, unabhängig davon, wie unschuldig ihre ursprüngliche Absicht und Verfassung auch sein mag. Sie behaupten außerdem, dass ein eigenmächtiger Eid – der nicht von der höchsten Gewalt mit vollständiger Kenntnis der Sache autorisiert wurde – eine Verschwörung darstellt.

Ein solcher Eid schafft einen »Staat im Staat«. Dieser kann der öffentlichen Ordnung auf vielfältige Weise gefährlich und nachteilig werden. Dies gilt besonders, wenn die Verschwörer ihre Mitgliederzahl willkürlich auf Tausende oder Hunderttausende ausdehnen. Eine geheime Konföderation kann niemals gerechtfertigt werden, außer wenn das Volk durch kein anderes Mittel vor seinem völligen Untergang gerettet werden könnte. Allgemein wird es niemandem verwehrt, so viel Gutes in seinem Staat zu tun, wie er kann und will und solange er innerhalb der Grenzen bleibt, die ihm Verfassung und öffentliche Ordnung vorgeben. Wenn aber diese Einschränkung in einigen Staaten oder zu bestimmten Zeiten so streng ist, dass ein gutgesinnter Mann nicht alles tun kann, wozu er sich berufen fühlt, so muss er sich damit abfinden und kann sein Gewissen damit beruhigen, dass er als Mensch zu nichts verpflichtet ist, was er nicht ohne Verletzung seiner bürgerlichen Pflichten tun kann.

Die bloße Versicherung einer geheimen Gesellschaft, dass weder ihre Verfassung noch ihre Tätigkeiten dem Staat, der Religion oder den Sitten schaden, macht sie nicht automatisch unschuldig oder rechtmäßig – selbst wenn diese Versicherung ehrlich gemeint ist. Niemand kann garantieren, dass sie nicht eines Tages genau das wird, was sie heute nicht zu sein behauptet. Zudem sind die Meinungen und Urteile einzelner Menschen über komplexe und vielschichtige Themen oft unzuverlässig und widersprüchlich. Deshalb kann man nicht darauf vertrauen, dass die Anführer einer solchen Gesellschaft immer richtig entscheiden. Es besteht sogar die Gefahr, dass sie – ohne es selbst zu erkennen – durch genau die Mittel, mit denen sie eigentlich Gutes tun wollen, Religion und Staat ungewollt schaden.

Am wenigsten, so sagen die Kosmopoliten, können sich solche geheimen Gesellschaften mit den alten ägyptischen, eleusinischen und ähnlichen Mysterien rechtfertigen. Sie versuchen, eine Ähnlichkeit herzustellen, die jedem Sachkundigen den wesentlichen Unterschied verschleiert. Diese alten Mysterien aber wurden von den Gesetzgebern selbst eingerichtet und waren Teil der politischen und religiösen Ordnung. Sie standen direkt unter staatlicher Aufsicht. Falls moderne Geheimbünde diese Vorrechte beanspruchen können, wird niemand ihre Rechtmäßigkeit infrage stellen.