Das Geheimnis natürlicher Schönheit - Gertraud Gruber - E-Book

Das Geheimnis natürlicher Schönheit E-Book

Gertraud Gruber

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  • Herausgeber: Kösel
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
Beschreibung

Gertraud Gruber, erfolgreiche Kosmetikunternehmerin, gilt als Vorreiterin der Wellness-Bewegung. 1955 gründete sie die erste Schönheitsfarm Europas am Tegernsee. Heute geraten pflegebewusste Frauen bei ihrem Namen ins Schwärmen. Mit ihrer begehrten Kosmetiklinie ebenso wie bei ihren Behandlungsmethoden verfolgt sie einen durch und durch ganzheitlichen Ansatz.

In diesem eleganten Wellness-Begleiter verrät Gertraud Gruber ihre Erfolgsrezepte für Körper, Haut und Seele: sich innerlich und äußerlich verwöhnen, Bewegung, Ernährung, Pflege für Körper und Geist und wie wir unsere Ausstrahlung zum Blühen bringen.

Charmante Anekdoten aus der eindrucksvollen Biografie der »Wohlfühl-Pionierin« runden das Buch ab.

  • Von der Grande Dame der Wellness-Bewegung
  • Ganzheitlich schön
  • Ganzheitliche Pflege für Körper und Seele
  • Die besten Rezepte für Bewegung, Wohlbefinden, Ernährung und schöne Haut

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Seitenzahl: 131

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Gertraud Gruber

Das Geheimnis natürlicher Schönheit

Meine Erfolgsrezepte für Körper, Haut und Seele

In Zusammenarbeit mit Christine Koller

Kösel

Copyright © 2013 Kösel-Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlag: Weiss Werkstatt, München

Umschlagmotive: Shutterstock und Schönheitsfarm Gertraud Gruber

Lektorat: Imke Oldenburg, Bremen

Bildredaktion: Annette Mayer, München

Herstellung, Layout und Satz: Nadine Wagner, München

ISBN 978-3-641-10933-2

Weitere Informationen zu diesem Buch und unserem gesamten lieferbaren Programm finden Sie unter

www.koesel.de

»Lächeln ist keine Falte, Lächeln ist Wesen vom Licht«

FRANZ WERFEL (1890–1945)

Inhalt

Einführung

Ganzheitskosmetik statt ewiger Jugend

Meine Anfänge

Die erste Wellnessfarm Europas

Die Ganzheitskosmetik entwickelt sich weiter

Mein Erfolgsrezept für wahre Schönheit

Sich verwöhnen, der Seele schmeicheln

Eigene Bedürfnisse leben

Achtsamkeit

Meditation

Positiv denken

Mitgefühl mit sich selbst

Bewegung ist Vitalität

Gymnastik

Yoga

Qi Gong

Mehr Energie für den Alltag

Beckenbodengymnastik

Vollwertige, basenreiche Ernährung

Was tun bei Übersäuerung?

Zweitägige Säure-Basen-Kur für zu Hause

Ganzheitliche Pflege

Gesichts- und Körperpflege

Schönheitstipps für das ganze Jahr

Schönheitsbehandlungen

Was ich für meine Schönheit tun kann

Dran bleiben

10 Anti-Aging-Tipps

1. Üben Sie sich im positiven Denken2. Entspannen Sie sich3. Genießen Sie die Sonne in Maßen4. Bewegen Sie sich5. Finden Sie die goldene Mitte6. Essen Sie vernünftig7. Geben Sie nicht auf8. Pflegen Sie sich richtig9. Umgeben Sie sich mit Freunden und Familie10. Erkennen Sie den Stellenwert von Liebe und Dankbarkeit

Epilog

Meine Quintessenz

Was meinem Leben Sinn gibt

Was unsere Gäste mit nach Hause nehmen

Einführung

Ganzheitskosmetik statt ewiger Jugend

Schönheit und ewige Jugend – so lautet das Beauty-Diktat unserer Zeit. Botox, Filler und andere Unterspritzungen sind »in«. Diese Eingriffe sind mittlerweile fast alltäglich und trotz der bekannten Risiken ist der Umgang mit ihnen meist sehr unkritisch. Viele Menschen sind, wenn sich erste Fältchen ins Antlitz schleichen zu diesen Prozeduren bereit, ohne sie zu hinterfragen. Nach meiner Erfahrung erreicht man im Laufe der Zeit, durch zu viele Eingriffe (denn meistens bleibt es ja keine einmalige Angelegenheit) jedoch das genaue Gegenteil des eigentlich angestrebten Ziels: einen unnatürlichen Gesichtsausdruck und eine unnatürliche Mimik.

Besser ist es, das große Ganze, den ganzen Menschen zu betrachten, anstatt die Aufmerksamkeit nur auf das Gesicht zu lenken. Der Blick sollte sich vielmehr auch auf den Körper und die Seele richten. Diesem Ansatz verpflichtet, setze ich seit der Eröffnung meiner Schönheitsfarm am Tegernsee im Jahre 1955 auf die sogenannte Ganzheitskosmetik. Neben klassischen Schönheitsanwendungen – Bädern, Massagen, Gesichts- und Körperbehandlungen – biete ich meinen Gästen auch ein umfangreiches Bewegungsprogramm, bestehend aus Gymnastik, Yoga, Tanz und Qi Gong an. Dazu gibt es eine vollwertige, frische Ernährung vorwiegend aus Bio-Lebensmitteln, die mit unseren Gästen individuell abgestimmt wird.

Seit 1997 bieten wir darüber hinaus auch eine basische Entsäuerungswoche an, um den Säure-Basen-Haushalt des Körpers wieder in Einklang zu bringen. Denn durch die Anforderungen des modernen Lebens, durch viel Stress, zu viel Süßes und insgesamt zu säurereiches Essen ist der Säure-Basen-Haushalt vieler Menschen aus dem Gleichgewicht geraten. Hier greift einer der Grundsätze meiner Arbeit: Nur wenn ich mich auch innerlich wohlfühle, strahle ich das nach außen hin aus. Denn innere Balance und körperliches Wohlbefinden, die wir durch Bewegung, ausgewogene, vollwertige Ernährung, Achtsamkeit, eine positive Lebenseinstellung und Warmherzigkeit zu erreichen suchen, haben Einfluss auf die äußere Schönheit. Natürlich sollen Sie Ihren Körper auch angemessen pflegen und sich um Ihr Aussehen kümmern. Aber die übertriebene Beschäftigung mit sich selbst, mit dem eigenen Äußeren bewirkt meiner Meinung nach genau das Gegenteil von Schönheit.

Das sind nun keine revolutionären Einsichten, aber doch die Erkenntnisse, auf die es ankommt. Was nützen sämtliche dermatologischen und chirurgischen Tricks, wenn ich mich in meiner Haut nicht wohlfühle? Wellness ist für mich gleichbedeutend Wohlgefühl. Und auch das eine Erkenntnis, zu der ich in all den Jahren, die ich nun in dieser Branche arbeite, gelangen konnte. Denn wer plötzlich wieder ein faltenfreies, jugendlich-straffes Gesicht hat, stellt meistens fest, dass auch an anderen Stellen seines Körpers die Spannkraft nachgelassen hat. Das frustriert. Schlimmer noch wird es, wenn man glaubt, dass auch die anderen genauer und kritischer hingucken. Und natürlich lassen sich bestimmte Körperstellen wie etwa die Hände gar nicht straffen. Aber auch hier gibt es Möglichkeiten, dem Zahn der Zeit ein Schnippchen zu schlagen. Sie werden später davon lesen.

»Das Geheimnis natürlicher Schönheit« beschreibt in vier Kapiteln die Grundlagen meiner Schönheitsphilosophie: die Ganzheitskosmetik. Ich gebe Ihnen in diesem Buch wichtige Tipps, die ich im Laufe der Zeit sammeln konnte, um Sie am Geheimnis authentischer, strahlender Schönheit teilhaben zu lassen – Einsichten und Erkenntnisse, die ich seit Jahren auf meiner Farm in Rottach-Egern anwende und mit meinen mittlerweile 93 Jahren bis heute selbst lebe.

Ich wünsche Ihnen dabei ein bereicherndes Lesevergnügen und viel Freude bei der Umsetzung!

Ihre Gertraud Gruber

© SCHÖNHEITSFARM GERTRAUD GRUBER (ARCHIV UND GRAFIKHAUS TEGERNSEE)

Meine Anfänge

Schönheit war in der Zeit, in der ich aufwuchs, kein Thema. Morgens und abends das Gesicht waschen, fertig! Wer fortschrittlich war, nutzte eine Nachtcreme. Masken, Tagescreme, Make-up, Booster – das gab es alles nicht, als ich am 24. Mai 1921 in München geboren wurde. In Haidhausen – damals im Gegensatz zu heute ein Glasscherbenviertel am Stadtrand – wohnten wir in einem schönen, mehrgeschossigen Mietshaus am Max-Weber-Platz, direkt über der Metzgerei meiner Eltern Dominikus und Wilhelmine Rest. Da traditionell der älteste Sohn in die Fußstapfen des Vaters trat, fiel meinem Bruder Rudolf, der acht Jahre älter war als ich, diese Aufgabe zu. Ich hingegen, die jüngste Tochter und das Nesthäkchen der Familie, konnte mich frei entfalten.

Schon als Kind hatte ich viel Kontakt mit Tieren. Meine Großeltern hatten ein kleines Landhaus in Icking, wo ich viele Ferien verbrachte. Doch statt Puppen zu schieben, packte ich Igel, Käfer und Katzen in meinen Puppenwagen und fuhr sie sachte über Stock und Stein. Unsere ganze Familie war sehr tierlieb, und so hatten meine Eltern immer einen Schäferhund. Oft begleitete ich meinen Vater auf den Dressurplatz, und meine Hausaufgaben erledigte ich während des täglichen Gassigehens mit dem Hund in den umliegenden Grünanlagen. So war ich bei Wind und Wetter an der frischen Luft unterwegs – mit der Folge, dass ich kaum krank war und selten in der Schule fehlte.

Bei den Servitinnen, den Schwestern, die das katholische Klosterlyzeum in der Herzogspitalstraße, das ich seit meinem 12. Lebensjahr besuchte, leiteten, interessierten mich vor allem Schauspiel und Tanz. Als mit 18 Jahren die Entscheidung anstand, welchen Beruf ich wählen sollte, überraschte ich meine Eltern mit dem Wunsch, Tänzerin zu werden. Das war ungewöhnlich für diese Zeit und bedurfte einiger Überredungskunst. Aber ich war musikalisch und fest von meinem Berufswunsch überzeugt. Zurückblickend wird mir klar, dass sich diese Neigung schon im Alter von sechs Jahren gezeigt hatte: Zur Weihnachtszeit durften wir unsere Eltern damals, wie jedes Jahr zur Nachmittagsmärchenstunde ins Theater am Gärtnerplatz begleiten. Ein großartiges Erlebnis! Am Ende klatschte ich mit den anderen Zuschauern und wollte eine Wiederholung. Ich warf mich sogar auf den Boden und strampelte wie wild mit den Füßen, in der Hoffnung, damit ein Dacapo durchzusetzen.

Ohne viel Aufhebens akzeptierten meine Eltern schließlich mein Ausbildungsziel »Tänzerin«, und ich wusste auch genau, auf welche Schule ich gehen wollte: Auf die Isadora-Duncan-Schule in der Kaulbachstraße, zu Fuß in zwanzig Minuten von unserer Wohnung aus zu erreichen. Die amerikanische Tänzerin und Choreografin Isadora Duncan (1877–1927) war eine Wegbereiterin des modernen, sinfonischen Ausdruckstanzes, die mich sehr faszinierte. Außerdem war ihre Schule nicht teuer. Die Tänzerin wuchs zusammen mit ihren zwei Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen bei ihrer geschiedenen Mutter, einer Musiklehrerin, auf und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, junge Mädchen in ihrem Talent zu unterstützen. Im Zentrum ihres Unterrichts stand der Körper, aber auch die Seele und der Geist – der Ausdruck, der sich am griechischen Schönheitsideal orientierte. Es war Avantgarde, was diese schillernde und selbstbewusste Frau machte, die ich leider nicht mehr kennengelernt habe.

Nach zwei Jahren Ausbildung und ersten Soloauftritten begann der Zweite Weltkrieg. Damit die Schule nicht geschlossen wurde, änderte man kurzerhand den Lehrplan. Anstelle von Ausdruckstanz dominierten jetzt Fächer wie Massagetechniken und Heilgymnastik den Stundenplan: Immer stärker, je länger der Krieg dauerte. Als staatlich geprüfte Gymnastiklehrerin schied ich aus der Schule aus, und jene bedeutungsschwere Stundenplan-Veränderung sollte sich als Meilenstein auf dem Weg zu meiner Berufung entpuppen.

Sofort nach der Ausbildung wurden wir zum Arbeitsdienst eingeteilt – wie viele andere junge Menschen, die nicht zur Wehrmacht eingezogen wurden. Ich kam zu einem Bauern nach Wolnzach in der Holledau und musste von früh bis spät Hopfen zupfen, auf dem Feld oder im Stall helfen. Das hat mir nicht geschadet, wenngleich es Knochenarbeit und ein sehr entbehrungsreiches und anstrengendes Jahr war.

Danach wurde ich, gerade mal 20 Jahre alt, als Sportlehrerin in Freimann beim Luftnachrichtendienst kaserniert. Umso mehr empfand ich es als Geschenk, nach einem Jahr Luftnachrichtendienst als Heilgymnastin fürs Lazarett eingeteilt zu werden. Das Schicksal war mir mehr als wohlgesonnen, denn ich kam an den 60 Kilometer südlich von München gelegenen Tegernsee, nach Rottach-Egern.

An einem herrlich sonnigen Wintertag sah ich diesen Ort, der in meinem Leben so eine wichtige Rolle spielen sollte, zum allerersten Mal: Der sonst türkisgrüne See lag ruhig und zugefroren da, gesäumt von tiefverschneiter Landschaft, aus der vereinzelt Bauernhäuser lugten. Märchenhaft erschien mir die Welt hier nach Kriegswirren, Kasernenleben und Bombenhagel in der Großstadt. Hier auf dem Land schien alles friedlich und intakt zu sein. Das war ein ungemein wohltuender Gegensatz, und beim Anblick dieser Idylle habe ich mir geschworen, dass mich kein Mensch mehr von hier wegbringen würde!

© SCHÖNHEITSFARM GERTRAUD GRUBER (ARCHIV UND GRAFIKHAUS TEGERNSEE)

Im Lazarett, zu dem die vier Hotels des 4000 Einwohner zählenden Ortes umfunktioniert waren, wurde ich oft zur Behandlung von Gesichtslähmungen eingesetzt, die von Schussverletzungen herrührten. Nachdem die Soldaten von Professor Lange, einem Nerven-Chirurgen operiert worden waren, übernahmen wir Heilgymnastinnen die Nachbehandlung und ich erreichte dabei gute Resultate.

Ich arbeitete mit Widerstandsübungen und entdeckte, dass sich größere Fortschritte einstellten, wenn jemand bei der Sache war und an seinen Erfolg glaubte. Zu dieser Erkenntnis gelangte ich durch einen Zufall: Ich behandelte einen blutjungen Soldaten mit Fazialislähmung, einer Lähmung der mimischen Gesichtsmuskulatur. Weil er mir so leid tat, flunkerte ich nach unseren ersten Übungen: »Ich spür schon was!« Mein Patient war daraufhin so begeistert, dass er umso konzentrierter mitarbeitete – und siehe da: wir machten große Fortschritte bei der Behandlung seiner Gesichtslähmung. Das beeindruckte auch meine Vorgesetzten, und bald hatte ich den Ruf weg, »ein besonderes Händchen« zu haben. Infolgedessen reifte in mir der Entschluss, auch zukünftig den Menschen, mit denen ich arbeitete, nie etwas Negatives zu sagen, sondern im Gegenteil sie aufzubauen und mir die Kraft der positiven Verstärkung, die Kraft des Geistes, zunutze zu machen. Auch stellte ich im Laufe meiner Zeit als Heilgymnastin fest, dass diejenigen, die voll des Glaubens waren, etwas verändern zu können, gute Erfolge erzielten, während die Frustrierten, die Traurigen, die Selbstmitleidigen nur schleppende Fortschritte verzeichneten und oftmals auch krank wurden. Diese Erkenntnis, zu der ich in jenen Jahren gelangte, sollte der Grundstein meiner späteren Ganzheitlichkeitsphilosophie werden.

Nach dem Krieg wollte ich mich 1946, im Alter von 25 Jahren, als Heilgymnastin selbstständig machen. Ich sprach bei der Gemeinde vor, doch der Bürgermeister lehnte mein Gesuch mit der Begründung ab, dass kein Bedarf daran bestehe. Diese Absage stürzte mich zwar nicht in tiefe Verzweiflung, denn nachdem man den Krieg überlebt hatte, war man hart im Nehmen, doch wütend und frustriert war ich allemal: Was sollte ich jetzt machen? Beruflich steckte ich in einer Sackgasse. Im Nachhinein allerdings war die Entscheidung des Bürgermeisters eine glückliche Fügung, denn ohne sie hätte ich später nie die Schönheitsfarm eröffnet, hätte nie diesen Weg eingeschlagen.

Mit den Themen Gesicht und Haut habe ich mich nicht nur während meiner Zeit im Lazarett intensiv beschäftigt, sondern auch schon als Backfisch. Ich neigte zu Akne und zu unreiner Haut und war über meine »Wimmerl« – wie man in Bayern zu Pickeln sagt – sehr unglücklich. Als mir eine Freundin aus München kurz nach dem Krieg vorschwärmte, dass sie sich von einer Kosmetikerin behandeln ließe, war ich ganz Ohr. Obwohl der Preis der Behandlung – ich hatte mich vorher extra danach erkundigt – mit fünf Mark für die damalige Zeit ausgesprochen hoch war, siegte meine Neugier. Kurze Zeit, nachdem meine Freundin mir davon erzählt hatte, lag ich selbst auf einer einfachen Holzpritsche bei Friedl Groh. Einst Friseurin, hatte Friedl Groh bei Frau Schöner alles Wissenswerte über Gesichtsbehandlungen gelernt.

Nun kam ich also in den Genuss der ersten Kosmetikbehandlung meines Lebens: Mit heißen Kompressen reinigte Frau Groh mein Gesicht, um es dann mit purem Lebertran zu behandeln. Das war viel zu fett für die Bedürfnisse meiner Haut, wie ich rückblickend feststellen musste, aber wir waren damals noch ganz am Anfang einer jungen Bewegung. Umso eindrücklicher erinnere ich mich an die anschließende Gesichtsmassage: Sie war eine ganz besondere Erfahrung für mich, ein echtes Aha-Erlebnis. Das Streicheln und feine Kreisen von Frau Grohs Händen auf meinen Wangen, der Stirn, den Schläfen, den Kieferbögen und meinem Kinn empfand ich als ausgesprochen wohltuend und auch die ruhige und feine Atmosphäre in der Praxis hat mir gut gefallen. Alles in allem war ich so angetan, dass ich 1948 in Friedl Grohs Praxis in der Neuhauserstraße eine halbjährige Ausbildung absolvierte. Ich schaute ihr über die Schulter und lernte die Grundzüge der kosmetischen Behandlung kennen. Danach praktizierte (nun ja – auch hier musste ich zunächst einmal viel Zusehen) ich in Dr. Scheidigs Kosmetikinstitut in Bogenhausen. Wie es damals üblich war, konzentrierten sich die Behandlungen auf das Gesicht, doch wurden hier sehr gute, selbstgemachte Produkte eingesetzt. Allerdings wurden die Inhaltsstoffe nicht deklariert – Betriebsgeheimnis, wie mir auf Nachfrage mitgeteilt wurde …

1949 heiratete ich meinen Mann, Sepp Gruber, den ich beim Skifahren am Hirschberg unweit von Rottach-Egern kennengelernt hatte. Er stammte aus Rottach, und so wurde Rottach-Egern tatsächlich zu meiner endgültigen Heimat, wie ich es mit gewünscht hatte, seitdem ich den Ort zum ersten Mal erblickt hatte. Wir wohnten mit zwei Schäferhunden (den einen hatte ich von meinem Vater geerbt, den anderen von einer Freundin bekommen) in einem Holzhäuschen am Berg, Richtung Weißach. In diesem »Isartaler Zwerg«, wie sich das Fertighaus nannte, lebten wir am Waldesrand, sehr einsam. Mein Mann hatte an der Kunstschule gelernt und konnte wundervoll malen, vor allem auf naive Bauernmalerei verstand er sich. Da das zu der Zeit aber nicht genügend abwarf, machte er sich mit einer Lackiererwerkstatt selbstständig. Auch ich wollte meinen Beitrag für unser gemeinsames Leben leisten. Außerdem war ich viel zu jung für diese Idylle am Waldesrand und entsprechend langweilig wurde mir dort nach kurzer Zeit. Also begann ich, eigene Cremes herzustellen und zu experimentieren. Aus Büchern eignete ich mir immer mehr Wissen über Kräuter an und befreundete mich mit einer Sennerin aus der Gegend, die sich auf diesem Gebiet sehr gut auskannte. Ich sammelte Kräuter und Heilpflanzen, destillierte sie und stellte aus biologischen, kaltgeschlagenen Ölen meine ersten Cremes und Tonics her. Mit einem blauen Schleifchen versehen, verschenkte ich die ersten Produkte aus eigener Fertigung an meine Freundinnen, die ganz scharf darauf waren. Und jagte um ein Haar mein ganzes Bad in die Luft: Die Tonics hatten nicht unbedingt eine lange Haltbarkeit. Mit einer der neu kreierten Cremes fettete ich auch die Kämme meiner Hühner ein, die der Hahn angepickt hatte und ließ diesen vom Hund durch den Garten jagen, wenn ich ihn wieder dabei ertappte. So tastete ich mich langsam an die Naturkosmetik heran.

© SCHÖNHEITSFARM GERTRAUD GRUBER (ARCHIV UND GRAFIKHAUS TEGERNSEE)

Schließlich schnallte ich meine ersten Produkte hinten in einen Flechtkorb auf mein Fahrrad und begann als Kosmetikerin zu arbeiten. Begleitet von meinem Schäferhund Ari radelte ich los. Ich machte mich immer abends auf den Weg, wenn die Herren beim Kartenspielen waren. So konnte ich ungestört meine Hausbesuche bei Geschäftsfrauen und bei Frauen aus handwerklichen Betrieben absolvieren.