Das Ghetto-Sex-Tagebuch - Sıla Sönmez - E-Book

Das Ghetto-Sex-Tagebuch E-Book

Sıla Sönmez

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Beschreibung

Eigentlich ist Ayla ein ganz normaler Teenager – wäre da nicht ihre ständige Neugier auf seltsame Typen. Mit ihren Eltern lebt die 17-jährige Türkin in einer Plattenbausiedlung, geht mal mehr, mal weniger regelmäßig zur Schule und hat mit Religion überhaupt nichts am Hut. Die ließe sich auch kaum mit ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung vereinbaren: Ayla sucht beim Online-Dating nach den verrücktesten Gestalten und trifft sich mit ihnen zum Sex. Unentwegt testet die junge Frau ihre Grenzen aus und versucht herauszufinden, was sich für sie richtig anfühlt. Ihre Erlebnisse, intimen Gedanken und auch Zweifel vertraut sie ihrem Tagebuch an. Bald ist Ayla jedoch hin und her gerissen zwischen ihrer blühenden Promiskuität und ihren Gefühlen zu Sammy. Denn zum ersten Mal möchte sie von einem Mann mehr als nur einen Orgasmus … Die Autorin Sila Sönmez entführt den Leser in Aylas Welt der Extreme und liefert damit ein provokantes und temperamentvolles Debüt.

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Sıla Sönmez

DAS GHETTO-SEX-TAGEBUCH

Roman

Vorwort

Ich, Ayla Atakol, habe von meiner Therapeutin die Aufgabe bekommen, einen Monat lang meine Erlebnisse in einem Tagebuch festzuhalten. Na, hoffentlich stellt sie danach endlich was fest. Für die Klapse bin ich nicht psycho genug, doch für mein Alter anscheinend nicht normal, für Türken verdeutscht, für Deutsche eine Türkin. Für sensible Menschen zu burschikos und durchtrieben. Für Asis zu öko und für Ökos zu asi. Für Lehrer zu temperamentvoll. Für andere wiederum einfach nur direkt.

Als ich das erste Mal in der 4. Klasse zum Schulpsychologen geschickt wurde, weil ich Konzentrationsschwächen aufwies, ungern zur Schule ging und in den Tag hinein träumte, wusste ich bereits aus diversen Filmen im Fernsehen, dass ich auf die schwarzen Flecken auf dem weißen Blatt Schmetterling und nicht Fledermaus antworten musste. Meine Zeichnungen als Kind waren alle normal, voilà, zu sehen waren ein Einfamilienhaus, Garten, Mama, Papa, mein kleiner Bruder Sinan und ich. Mit logischen Würfeltests hatte ich auch kein Problem, also wurde ich als leicht hyperaktiv eingestuft. Ritalin wäre für meine Eltern sowieso nicht in Frage gekommen, da sie strikt gegen das Interesse der Pharmaindustrie sind, die Konzentrationsfähigkeit von neunjährigen Grundschülern künstlich zu steigern. Also lebte ich wie alle anderen Kinder normal weiter. Ein Geheimnis für mich bewahrend.

Ich bin 17 Jahre alt, hab braun gelocktes Haar, grüne Augen, bin 1,70 groß und schlank. Was ich mag, sind Kreolen, Turnschuhe, Jogginghosen, enge blaue Jeanshosen, normale Mädchenshirts, Lederjacken und Chucks. Ich glätte gern mein krauses Haar, gehe einmal im Jahr auf die Sonnenbank. Nicht zu oft, da ich finde, dass die Leute, die zu oft gehen, echt scheiße aussehen.

Hör gern Rap, hab ein Profil auf MySpace, studiVZ, Facebook, MSN und Skype. Kiff ab und zu. Manche würden mich als frühreif abstempeln. Joaaah, kann man so sagen, denn ich war schon als Kind mit vier oder so scharf darauf, mich selbst zu befriedigen. Laut Therapeutin ist das nicht sonderlich außergewöhnlich.

Ich hasse künstlich schöne Menschen. Ein sexuelles Abenteuer mit Marcel Reich-Ranicki törnt mich mehr an als der Gedanke an Brad Pitt. Wobei der Erzeuger meines Kindes irgendwann schon gut aussehen sollte.

Meine Eltern kommen zwar aus der Türkei, aber können mit Religion nichts anfangen. Keine Ahnung, ich weiß nur, als Kind fand ich religiöse Menschen echt cool, weil die türkischen Kinder an türkischen Festen Geschenke bekommen haben, ich ging leer aus, genauso wie an Weihnachten. Deshalb wollte ich als Kind religiös sein. Jetzt bin ich froh, nicht so groß geworden zu sein, da ich viel mehr Freiheiten hab als einige junge moslemische Frauen. Kein Ding, ich respektier das, jedem seinen Glauben. Ich hab nur keinen Bock mehr auf Bekehrungsversuche. Ja, vieles in meinem Leben ist haram (Sünde), nur wie solls haram sein, wenn ich nicht an Gott glaube? Manche gläubige Menschen fühlen sich allein durch diesen Satz schon angegriffen; dann muss ich immer dazusagen, dass ichs aber doch schön finde, wenn jemand glaubt, stimmt ja auch. Ich fänds viel schöner, wenn mir meine Eltern von einem Paradies nach dem Leben erzählt hätten. Stattdessen weiß ich einfach nur, dass ich tot bin, wenn ich tot bin, und kann nicht daran glauben, dass es danach noch irgendwas gibt.

Manche denken vielleicht, nur weil ich keinen Glauben hab, hätte ich keine Prinzipien und keine Moral.

1. Mai

Auf MySpace habe ich letztens einen Typen kennengelernt, Sven-Fiftytwo, er ist gerade online. Ich glaube, er hat mir zurückgeschrieben. Auf seiner Topfriends-Liste hat er nur geile Ollen. Oh Mann!! Jetzt klopft die schon wieder, ich schließe die Seite.

Leider lebe ich mit meinen Eltern und meinem pubertierenden Bruder zusammen in einer Drei-Zimmer-Wohnung, aber bald, wenn ich Kohle hab, zieh ich aus.

»Was willst du?«

»Kannst du bitte die Wäsche aufhängen, Ayla? Immer muss man dir das sagen!«

»Jaa, mein Gott, ich bin grad erst aus der Schule und will nur mal kurz meine Mails checken.«

»Bist du schon wieder auf diesen Chat-Seiten? Ich hab dir doch von dem Bericht erzählt, den ich gesehen hab, ekelhafte alte Männer nutzen junge Mädchen wie dich aus, indem sie euch etwas vorlügen.« Sie nimmt noch einen Haufen Wäsche mit und geht beleidigt aus meinem Zimmer. Meine Mutter kapiert nicht, dass genau das der Reiz ist. Was heißt schon pervers? Wenn meine Mutter wüsste, was ich mache. Ich hatte schon einige Angebote von Männern, aber ich wähle sie mir bestens aus. Selbst wenn einer mal nicht möchte, möchte er irgendwann irgendwie doch. Vielleicht ist es etwas Dominantes in mir, das sich einfach nimmt, was es braucht.

Sven-Fiftytwo. »Lass endlich treffen«, schreibt er. Gebongt. Wir chatten schon seit geraumer Zeit, er hat mir seinen Schwanz per Cam gezeigt. Ich hab keine Cam und zieh mich auch nicht gern im Internet aus, will mich ja schließlich nicht zum Gespött machen. Er hatte schon des Öfteren einen Orgasmus im Keller vor dem Bildschirm, hat mir stolz ein Foto von seiner Wichse geschickt.

*

17:00 Uhr. Ich steh da am Busbahnhof. Dortmund, extra ein paar Kilometer von zu Hause entfernt. Das Risiko, dass meine Eltern oder jemand, der mich kennt, es herausfinden könnten, ist in Köln zu groß. Er kommt, wow, gar nicht so wie auf seinen Bildern, ungefähr Anfang fünfzig, dick und irgendwie hässlich. Das ist geil.

»Sven, hallo«, stellt er sich vor.

»Hi, Ayla, hi.«

»Ja, Ayla, wollen wir zu mir gehen?«

Gut, dass er so direkt ist. »Ja.«

»Ich bin mit dem Auto da.«

»Cool.«

Als wir ins Auto steigen und er sich setzt, spannt seine Hose so sehr, dass ich erkenne, was für einen dicken Schwanz er hat. Er parkt aus und fährt los. Es scheint, als wolle er die peinliche Situation irgendwie überbrücken, und redet etwas von »Jaaa, hier im Wald isses im Sommer besonders schön«. Häh? Im Internet war er doch noch so selbstsicher. Ich sehe nur auf seinen Schritt, fasse ihn an, und er hört auf zu reden. Ich streichele seine Eier, öffne den Reißverschluss und fühle die Stoppeln auf seinen Eiern.

»Wollen wir uns nicht erst mal warm machen, magst du was zum Ziehen? Guck mal in meiner Hosentasche.«

»Okay.«

Ich grinse, nehme eine CD-Hülle, lege das Koks mit der Kreditkarte zurecht und halte es ihm hin. Er zieht es mit einem Fünf-Euro-Schein.

Es ist gut. Er wird selbstbewusster, und mein sexuelles Verlangen wird größer. Ich bin geil.

»Hast du Freunde zu Hause?«

»Bei mir zu Hause warten mehrere Freunde, wie besprochen.«

Wow, ich dachte, er hätte das nicht zur Kenntnis genommen. Ich habe ihm mal geschrieben, dass es mir gefallen würde, wenn er und mehrere Freunde, in seinem Alter und älter, mich ficken. Ich in der Mitte eines Kreises, Männer, die mich überall bespritzen, während ich nackt in der Mitte von vorne und hinten genommen und angepisst werde. Eine dicke alte Frau, die kommt und mir ihren Riesenbusen ins Gesicht drückt …

Einige Männer sind maskiert, wahrscheinlich aus Scham. Ich komme durch die Tür und bin bereits nackt. Hab mich überall rasiert. Am Eingang steht ein Mann, der mich am Hals packt und zu Boden drückt, ich soll kriechen und bekomme eine Halsleine. Ich bin gerne devot. So sind die Regeln. Vier Männer stellen sich um mich und spritzen mir nacheinander ins Gesicht. Dann krieche ich in einen Salon. Einer der Männer stopft seinen Schwanz in meinen Mund, während ein anderer meinen Kopf mit Sekt vollschüttet. Alles geht ziemlich schnell, und ich bekomme einen Orgasmus.

Ich stehe auf und beeile mich, von dort wegzukommen. Nach meinem Orgasmus fühle ich mich irgendwie dreckig. Mein Gewissen setzt ein. Also ziehe ich meine Klamotten an und schleiche mich raus. Ich will ja nicht, dass Sven mich fragt, wohin. Es ist schließlich 21 Uhr, ich muss zum Bahnhof und noch zwei Stunden nach Köln fahren. Meine Eltern kriegen immer einen ihrer Belehrungsanfälle, wenn ich mitten in der Woche erst nach 23 Uhr nach Hause komme.

Dortmund Hauptbahnhof, der Zug kommt in zehn Minuten. Ich rauche eine Kippe, dann sinds nur noch vier.

*

Zu Hause angekommen, endlich. Mein Zimmer, meine Welt. Ich verstehe nicht, warum ich das, was ich heute gemacht habe, tue. Ich machs nicht für Geld, es macht mir einfach Spaß! Doch sobald ich gekommen bin, fühle ich mich irgendwie schlecht. Moralisch gesehen, ist mein Verhalten natürlich nuttig, aber ist das der Grund für mein schlechtes Gefühl?

Seit meinem zwölften Lebensjahr bin ich in Therapie. Aber nicht wegen meiner ausgeprägten Sexualität. Ich habs mir schon mit jedem vorgestellt: mit Herrn Peters, dem Hausmeister, meinen Mitschülern, sogar mit meiner Therapeutin. Ich hab mich als Kind schon zu anderen Kindern hingezogen gefühlt und überredete die meisten zu meinen Doktorspielchen. Doch wir spielten nicht »Doktor«, sondern »Ehepaar«, Barbie und Ken. Meine Mutter hat mich oft abends im Bett mit Kuscheltieren erwischt, die ich an meine Vagina rieb. Sie fragte mich: »Kind, was ist denn los? Kannst du nicht schlafen?« Mann, war mir das peinlich! Vielleicht ist es eine Art Krankheit, die ich hab. Meine Ärztin hat untersucht, ob es an einem Überschuss an Hormonen liegt. Doch das war es nicht, und so kam sie zu dem Schluss, dass es an irgendeinem Schlüsselerlebnis in meiner Vergangenheit liegen muss. Sie fragte mich ständig, ob Familienmitglieder mich als Kind sexuell genötigt hätten, aber auch das war nicht der Fall. Ich hab keine Ahnung, warum ich sexuell so aktiv bin. Vielleicht bin ich einfach eine Nymphomanin.

2. Mai

Die meisten Türken aus meiner Gegend sind auf der Hauptschule. Ich hatte Glück, dass meine Eltern der Hauptschulempfehlung widersprachen und ich jetzt in der 11. Klasse auf dem Gymnasium bin. Ich weiß, dass jeder andere Türke, der nur aufgrund seiner Muttersprache in die Hauptschule musste, es ebenfalls aufs Gymnasium geschafft hätte, wenn seine Eltern nur nicht gedacht hätten: »Ah, Hauptschule iyi (gut), da gibts Türkischunterricht.« Manche türkische Eltern aus unserer Straße kannten nicht mal den Unterschied zwischen Gymnasium, Haupt- und Realschule.

Jeden Morgen auf dem Weg zur Schule ists dasselbe, ich muss gucken, dass ich nen Bogen um Nadine aus unserer Straße mache. Sie lässt ihren Stress ständig an mir aus. Nadine, das fette Mannsweib, sie ist halb Italienerin, halb Deutsche. Vor ihr fürchten sich die Kinder aus der Straße. Man darf ihr auf keinen Fall ins Gesicht schauen. Immer auf den Boden gucken und durch! Sonst schlägt sie drauf. Ihr erstes Argument, auf mich loszugehen, war: »Ayla, du denkst wohl, du bist voll hübsch, oder warum guckst du mich so an, kriegst gleich paar auf die Fresse!«

»Wie, ich hab doch gar nicht geguckt.«

»Ey, biste behindert, ich hab doch Augen im Kopf, ich seh doch, wie du mich anguckst, willste mich verarschen?« Ich erinner mich, dass eine dicke alte deutsche kölsche Asitante dazu bemerkte: »So was wie dich sollte man doch abschieben, Nadine«, sodass Nadine noch wütender auf mich wurde. Eine andere Olle rief aus dem dritten Stock des Plattenbaus, der einen länglichen Schatten auf den Spielplatz warf, nach ihren Söhnen Kevin und Sascha, die auf dem Spielplatz mit türkischen Kindern aus unserer Straße spielten. »Kevin, Sascha!!!!! Kommt zum Essen jetzt, ihr sollt nicht mit dem Pack spielen, dat han isch euch doch jesaht.«

Es ist ziemlich schwer, auf dem Gymnasium mitzuhalten, wenn deine Straße so hängen geblieben ist. Die Leute in meiner Stufe wohnen hier nicht. Es ist auch nicht wie im Bezirk Ehrenfeld, wo deutsche Akademiker, Studenten oder linke Punker neben Türken und Arabern leben. Hier wohnen nur die Deutschen, die dich aus ihrer Nachbarschaft am liebsten rauswählen würden. Die NPD bezieht hier prozentual gesehen die zweitmeisten Stimmen. Aber zurück zu Nadine.

Nadine mit der Narbe im Gesicht – ihr Vater ist im Knast und die Mutter ne Nutte –, sie hat mich schon oft bedroht, aber mittlerweile kann ich damit umgehen.

Ihr zweites Argument, auf mich loszugehen, war: »Scheiße, Ayla, du bist doch aufm Gymnasium, du glaubst wohl, du bist was Besseres!« Nun ja, immer auf den Boden gucken und weitergehen, sie ist ein Monster. Einmal hat sie mich erwischt, auf den Boden geschubst und auf mich eingetreten. Nach einer geprellten Brust, einer zerrissenen Lieblings-Jeanshose und einem Kopf voll Beulen entschloss ich mich, meine Klappe nicht mehr so weit aufzureißen. Schließlich hat sie vierzig Kilo mehr als ich auf den Rippen.

Im Kampf hab ich immer eine »Ich spüre nichts und wehre mich«-Haltung. Wenn ich auf dem Boden liege, schließe ich meine Augen und trete einfach wild um mich. Diese Taktik geht leider nicht auf. Ich meine, ich hab noch nie einen Kampf angefangen, aber ich muss mich ja wehren. Meine Straße ist tückisch. Du darfst nicht ducken, sonst wirst du geopfert, aber muckst du auf, kriegst du immer wieder eine drauf. Oder du verstehst dich mit ihnen, was bedeutet, du gibst dich mit geisteskranken Vollidioten ab und verschwendest deine Zeit. Meine Lösung ist immer noch, auf den Boden gucken und ganz schnell laufen, wenn Nadine mal wieder Streit sucht. Die fette Kuh kann sowieso nicht so weit laufen. Heut hab ich sie Gott sei Dank nicht getroffen.

Ich hasse es, morgens im Bus zu sitzen. Er ist so überfüllt, laut und hell! Vor allem mieft er nach morgendlichem Mundgeruch und Schlaf. Die ganzen Spinner mit ihren Handy-MP3-Playern. Wenn wenigstens nur einer laufen würde, aber aus einer Ecke hört man Eko Fresh und aus der nächsten Leona Lewis’ Bleeding in Love. Gut, ein bisschen morgenmuffelig bin ich auch. Dann hab ich noch die ersten beiden Stunden Mathe – Mann, der Wichser drückt mir am Ende des Jahres doch so oder so wieder eine Fünf rein, ich hab ja versucht zu schleimen, aber er hasst mich einfach.

Als ich so aus dem Bus steige, denke ich an Hendrik. Er ist in meiner Stufe, wir beide sind auf Kumpel. Ich steh irgendwie auf Hendrik, für ihn würde ich sogar – vielleicht – monogam werden. Er hat köterblonde Haare, grüne Augen, Grübchen, wenn er lacht, kommt mit jedem gut aus, ist wie MacGyver, ihn bringt nichts aus der Fassung. Er hat den Führerschein bereits mit 16 in den USA gemacht. In den Winterferien liebt er Snowboarden. Aber es wirkt leider nicht so, als sei er an mir interessiert. Vergucken kann ich mich in glatte Typen, aber meine sexuellen Fantasien haben nichts damit zu tun. Vielleicht liegt es an der heilen Welt, die Hendrik vermittelt. Er nimmt das Leben praktisch und leicht, das ist toll.

Die Raucherecke vor dem Schulgebäude, zehn vor acht. Wie jeden Tag steht er mit Martin da.

»Hey, alles klar?«

»Klar, und bei dir, Ayla Alter?«

Ich sags ja, er behandelt mich wie einen Kumpel. Aber dafür sitzen wir in den Unterrichtsstunden auch zusammen an einem Tisch. Er hat keinen blassen Schimmer von meinen Gedanken. Und er ist der Einzige, den ich mich nicht traue anzumachen.

Dann kommt Micha auf uns zu, das »It-Girl« unserer Schule. Alle nennen sie Micha, aber eigentlich heißt sie Michaela. Sie geht in dieselbe Stufe wie ich, ist platinblond, trägt Ed Hardy. Was so viel heißt wie: Ihr Vater hat Kohle und ist leicht prollig. Sie braucht nicht mit dem Bus zu fahren. Mal fährt sie mit nem dunkelgrünen Mercedes A-Klasse zur Schule, mal mit nem Hummer. Sie sieht gut aus, das kommt bei den Mitschülern gut an. Sie schwört auf MAC-Make-up und trägt jede Woche neue High Heels. Die Mädels in der Schule behaupten, ohne Make-up sehe sie nur halb so gut aus. Den Jungs hingegen ist das egal, sie finden Micha geil. Sie liebt Sushi, liest Horoskope, befolgt die Beautytipps der Cosmopolitan und ist gut in der Schule. Ich wünschte, ihr Vater hätte sie auf eine Privatschule geschickt, aber die sind hier ja leider nicht so angesehen. Micha ist die affektierteste Bitch, die ich kenne.

»Na, Ayla, heute mal geduscht?«

Boa, die dumme Fotze ist ja nur scharf auf Hendrik.

»Hey, Hendrik, sehen wir uns heute nach dem Sport?«

»Klar, um fünf am Tor?«

Was? Was hatte denn Hendrik mit der blöden Fotze zu tun?

»Wie? Um fünf am Tor!? Ich dachte, wir chillen und gucken nen Film?«

»Sorry, Ayla, aber das war Micha. Ich wäre ein Idiot, wenn ich die nicht treffen würde. Letzte Woche, da …«

»Ey, stopp, ich wills nicht hören. Du schnallst nicht, dass sie dich nur ficken will, weil sie mich verletzen will!«

»Ey, sachte, sachte, Ayla, es geht nicht immer nur um dich. Vielleicht steht sie ja auf mich, weil ich einfach ein Hengst bin, Alter! Das ist Micha.« Er lacht.

»Fuck you!« Ich drehe mich um und geh.

»Was ist denn mit der los?«

*

Nach der Schule gehe ich zu meiner Therapeutin, rege mich über Micha auf. Sie fragt mich aber nur über Hendrik aus, will Michas Asi-Verhalten wohl auf meine Eifersucht schieben. Ich gerate wieder einmal in meine Verteidigerposition und widerspreche ihr, was Hendrik betrifft. Ich sage ihr, es sei mir egal und es ginge mir nicht um Hendrik, Micha sei einfach ne Fotze. Am Ende der Sitzung schlägt meine Therapeutin mir vor, meine Träume und Gedanken aufzuschreiben. Das soll wohl zu Selbstreflexionszwecken dienen, aber für Kiffer ist es eine wahre Kunst, sich an ihre Träume zu erinnern.

In meinem Zimmer angekommen, höre ich etwas lauter Toxicity von System of a Down. Natürlich kommt meine Mutter irgendwann rein und meckert: »Weißt du, wie respektlos du bist, wir arbeiten den ganzen Tag, du nimmst nie Rücksicht auf andere, es geht nicht immer nur um dich!!!« Sie sieht aus wie ein Stier, der etwas Rotes sieht. Sie knallt die Tür zu und murmelt lautstark vor sich hin.

Die Moral des Tages sollte wohl sein: »Es geht nicht immer nur um dich, Ayla.« Ich fühl mich wie in einer schlechten Super Nanny-Folge. Meistens kommt an der Stelle Katia Saalfrank und führt ein Gespräch mit dem Problemkind. Nach einer kurzen Werbepause klebt sie bunte Regel-Sticker in bunten Sternformaten auf die »Familientafel«.

Es ist schon abends, und ich setze mich an meine Aufgabe zu schreiben. Wie fang ich an? Gut. Bin allein zu Hause. Meine Eltern sind bei Freunden okey (türkisches Rummy) spielen, und Sinan ist irgendwo. Stille.

*

Ich sitze hier schon seit zwei Stunden, versuch zu schreiben, ab und zu spiel ich Solitär, lauf zum Kühlschrank, mache den Wasserkocher an, esse irgendwas, was halt noch da ist, mach mir den dritten Pulverknastkaffee und starre dann weiter auf meinen Bildschirm in der Hoffnung auf einen Geistesblitz. Ich erinnere mich nicht an meine Träume und weiß nicht, wo ich anfangen soll. Ich sitze hier, Leere ist in meinem Kopf, es geschieht nichts, hör Radio – langweilt mich! Im Fernseher laufen grad fette Kinder, die abnehmen wollen – langweilt mich! Mein Arsch und mein Nacken tun mir weh – scheiße. Geh auf den Balkon, zieh noch mal am Joint, doch es scheint keine Erleuchtung in Sicht: Stille kann so grausam sein und Nebengeräusche, die durch die dünnen Wände hallen, auch. Alles um mich herum bewegt sich, meine eigenen Gedankengänge verlieren sich im Nirgendwo. Mein Telefon ist neu und schön, aber keiner ruft an. Geh das Adressbuch durch – langweilt mich. Will keinen sprechen. Und ich denk: »Was wollen Sie denn von mir hören, Frau Therapeutin???« Was ist mein Problem? Wo sind sie, meine Träume? Und es passiert weiterhin nichts. Langeweile, Selbstbefriedigung, Leere. Langeweile. Selbstmitleid. Starre mein Bett an, meine Matratze schimmelt unten auf dem Boden, weil ich keinen Lattenrost hab. Irgendwann mal hab ich meinen Bettrahmen zerstört, ich weiß nicht mehr, aus welchem Grund, es war echt ziemlich hässlich. Jetzt schlafe ich auf einer Matratze aufm Boden.

Nun gut. Bin online – YouPorn, jaaa!!! Ein bisschen Orgasmus und danach pennen? Ich weiß, ich kann das nicht wortwörtlich, aber ich hole mir einen auf YouPorn-Clips runter, wie wenn mehrere Schwänze einer jungen Asiatin auf die Muschi wichsen, zwei Minuten reichen vollkommen aus. Gleich nach meinem Orgasmus habe ich zwar Mitgefühl für diese Frau, bezweifel, dass sie das freiwillig gemacht hat, aber denk mir dann wiederum – war trotzdem geil.

Ich guck öfter mal YouPorn, anhand der Klicks, die meine Lieblingsvideos haben, kann ich erkennen, dass mein Geschmack nicht unbedingt »kommerziell« ist. Geil find ich ein junges blondes Mädchen, das mit einem alten fetten Sack fickt und sich grinsend von ihm ins Gesicht spritzen lässt, mit 91.483 Aufrufen ist der Clip in Zeiten von YouPorn nicht unbedingt oft angeklickt worden.

Fast 2.000.000 Klicks hat ein junges Mädchen, das ziemlich auf Minderjährig getrimmt ist. Sie kniet auf einem grünseidenen Bett und trägt einen pinken Spitzentanga, sie besorgt es sich selbst, hat zwei Zöpfe wie Pippi Langstrumpf, ein goldenes Kettchen und bleiche, fast weiße Haut. Ihr puppenhaftes Gesicht verrät, dass sie aus dem Osten, aus der Ukraine oder so, kommt. Diese unschuldige Art, ihr kleiner Busen und ihr nettes Lächeln törnen mich irgendwie an. Aber ich bin nicht lesbisch. Könnte niemals mit einer Frau zusammenleben, da wäre mir viel zu viel Konkurrenz im Spiel, wenn sie beispielsweise einen geileren Körper hätte. Das Geile beim Sex mit Männern ist einfach, dass sie dich und deinen Körper so begehren, weil sie ihn eben nicht haben und ich somit viel geheimnisvoller bin. Wenn jemand aber den gleichen Körper hat und meine Gedanken nachvollziehen kann, geht das sexuelle Geheimnis in einer Beziehung doch flöten. Für Sex ohne Reden wäre es okay, aber ne Beziehung mit ner Frau wäre mir zu durchschaubar. Ich bin ganz froh, dass Männer nicht über jeden Scheiß quatschen und Bescheid wissen. Dafür kann ich Mädchen sein, über mich lachen und bin einzigartig.

3. Mai

Das Problem an unserer Schule ist, dass sich das Gymnasium und die Hauptschule nebeneinander in einem Gebäudekomplex befinden. Es gibt oft Stress auf dem Pausenhof. Wer auch immer sich das ausgedacht hat, war wohl ziemlich blauäugig.

Vor der Schule ärgern wieder einmal ein paar Hauptschüler die hilflose Lara aus meiner Klasse, sie nennen sie Grufti und machen sich über ihren gammligen Kleidungsstil lustig. Lara ist eher ein ruhiges Mädchen, kaut an ihren Fingernägeln, trägt ausschließlich Schwarz, findet I Kissed a Girl von Katy Perry »kommerz«, sie ist Emo, bi und Veganerin aus Überzeugung, Jennifer Rostock ist für sie das absolute Maß aller Dinge, sie hat kinnlanges, dunkelrot gefärbtes Haar mit schwarz-blauen Strähnchen und einem blonden Ansatz, sie geht containern: »Weil der Kapitalismus ungerecht ist, die Menschen in der Dritten Welt hungern und wir das Essen hier wegschmeißen.« Lara lebt allein mit ihrer Mutter, der russischen »blonden Bombe«, zusammen. Die Frau hat damals schon den Jungs aus unserer Klasse die Köpfe verdreht. MILF (Mother I Like To Fuck) haben sie sie genannt. Lara fand das natürlich nicht so lustig.

Im Geschichtsunterricht reden wir über Hitlers Krieg. Lara läuft aus dem Klassenzimmer, schreit uns alle verheult an. Sie könne das Gerede über KZs und Vergasung nicht mehr hören, sie habe jüdische Vorfahren. Die Klasse lacht, und selbst mein Lehrer findet die Reaktion übertrieben, er schüttelt seinen Kopf und fährt mit dem Unterricht fort. Das ist nicht das erste Mal, dass sie so emotional auf Diskussionen reagiert. Endlich läutet der Gong der Erlösung, wir haben Pause. Auf dem Pausenhof macht sich Sebastian aus meinem Geschichtskurs vor anderen Jungs aus unserer Stufe über Laras Abgang lustig: »Die ist so lächerlich, fängt die einfach an zu heulen, Alter! Oooh, meine Eltern sind Juden, und irgendwer aus meiner Vergangenheit wurde mal vergast, ooh, dafür haben wir für immer Mitleid verdient.«

Lara geht mit gesenktem Kopf an uns vorbei, bricht erneut in Tränen aus und läuft aufs Mädchenklo. Ich gehe ihr hinterher, bin echt neugierig, was in ihrer Vergangenheit passiert sein musste, dass sie so emotional darauf reagiert. Als ich auf dem Mädchenklo bin, hat Lara sich in einer Toilette eingeschlossen, man kann sie schluchzen hören.

»Warum geht dir das so nah?«, frag ich sie direkt.

Sie öffnet nicht die Tür, scheint aber dennoch mit mir reden zu wollen. »Ich hab doch gesagt, ich hab jüdische Vorfahren.«

»Kanntest du die denn? Ich mein, du kannst sie doch gar nicht gekannt haben?«

»Es geht ja genau darum, Ayla, meine Eltern leben getrennt, ich kenne meinen Vater nicht, seine Familie ist jüdisch und lebt irgendwo in Israel. Wenn ich daran denke, dass ich noch eine richtig große Familie hätte, wenn sie nicht alle ausgewandert wären. Meine Oma und mein Opa sind nach Israel gezogen, so viel weiß ich. Meine Mutter redet nicht viel über meinen Vater, ich weiß nicht, wo er ist und wer er ist, weißt du? Und sie ist auch nie da.«

Scheiße, Alter, warum bin ich eigentlich hier? Soll ich jetzt den Therapeuten spielen? Was hat sie sich da denn ausgesponnen?

»Hm, ja, das ist scheiße, Lara, aber weißt du, wir haben halt alle so unsere Probleme, vielleicht solltest du nicht alles so auf dich beziehen … Und wenn die Leute quatschen, einfach kontern. Die wissen doch, dass sie auf dir rumhacken können, deshalb tun sies auch.«

»Das sagst du so einfach. Wenn er einen Witz macht, lachen alle mit, und mich lachen alle aus!«

»Boah, Lara! Wenn du über dich selbst schon so denkst, sorry, dann ist es aber kein Wunder, dass alle anderen auch so über dich denken.« Zum ersten Mal bin ich froh, den zweiten Gong zum Pausenende gehört zu haben. »Hmm, ich muss reinhauen, bis morgen.«

Ich hab eigentlich noch eine Doppelstunde Kunst, aber das reicht mir für heute. Ich hab echt keinen Bock mehr auf Lara-Drama Part 2.

Also fahre ich zu Sammy. Sammy ist der Ticker der Schule, und man sieht ihn nie ohne seine schwarze Cappy. Er hat seine eigene Wohnung, ist Sprayer, Rapper und Beatbauer, zockt gern World of Warcraft am PC, Grand Theft Auto auf der Playsie 3 und steht auf Verschwörungstheorien wie die von Zeitgeist, die er sich stundenlang auf YouTube reinzieht. Er möchte irgendwann mal irgendwas mit Grafik machen, ist einmal sitzen geblieben und daher eine Stufe unter mir. »Hallo?«, fragt mich Sammys Stimme aus der Sprechanlage.

»Hey, Sammy, ich bins, mach mal auf!« Ich bin faul und nehme den dreckigen Zwei-Mann-Aufzug in den ersten Stock. Sammy öffnet die Tür, und ich trete ein.

Sein Zimmer ist wirklich Trauer. Eine Mikrowelle. Ein Kühlschrank. Eine Playsie. Ein Oldschool-Fernseher. Ein grauer Riesenbildschirm für den PC. Eine gelb-braune Toilette. Ein blauer Teppich. Eine blaue Matratze. Zur Rechten Jennifer Lopez, Angelina Jolie, Alyssa Milano, nackt für die FHM oder den Playboy posierend. Zur Linken Al Pacino in Scarface und Samuel Jackson mit John Travolta in Pulp Fiction. Ein Keyboard von E-MU Xboard. Ein Mic. Ein Achtkant-Oma-Tisch mit braunen Kacheln und einem dunkelbraunen Holzrahmen.

Er setzt sich auf die blaue Matratze, checkt seine Waage und holt eine große Tupperdose raus. »Wie viel brauchst du?«

»Kannst du mir nen Zehner leihen?«

»Kommi gibts nicht bei mir, Ayla, hab ich dir doch gesagt. Weißt du, wenn ich könnte, dann würd ich ja …«

Immer das Gleiche. Sammy ist ein Geier. Da steht fast ein halbes Kilo Gras vor mir, und er will mir noch nicht mal nen Zehner leihen?! »Ich komme morgen nach der Schule, versprochen!«

»Wenn ich nicht da bin, schmeiß die Kohle in den Briefkasten, Ayla! Und das war das letzte Mal. Hier!« Er gibt mir einen Fünfer – und ich soll dafür einen Zehner bezahlen? Dieser Spast. »Ja, versprochen.«

Ich gehe. Gut, zwei Joints, und jetzt?

Ich setze mich in den Hundepark in der Nähe meiner Schule. Hundebesitzer lassen ihre Hunde dort kacken, und die Jungs aus meiner Straße benutzen den Rasen im Sommer als Fußballplatz. Daher sieht er eher braun, plattgetreten und kacke als grün, frisch und schön aus.

Kein Kaugummi- oder Zigarettenautomat überlebt in unserer Straße, und die Holzbänke im Park wurden auch immer wieder verbrannt oder zugesprüht. Daher haben sie diese hässlichen Metallbänke hierhergestellt. Seit Neuestem zerkratzen die Kids auch die Autos, äffen die Franzosen nach, die Dummköpfe haben den Wagen von meinem Vater zerkratzt. Können die das nicht bei reichen Leuten machen, statt bei uns im Ghetto? Spasten, na ja. Setze meinen Arsch auf den oberen Teil der Metallbank, meine Füße auf den Sitz und baue einen. Rauche gemütlich meinen Joint, bis mein 15-jähriger Nachbar Ilan auf mich zukommt.

»Hey, Ayla, alles klar? – Darf ich mal ziehen?«

»Wow, wow, du kleiner Gammler, bist noch viel zu klein, um zu rauchen. Kauf dir was Eigenes.«

»Komm schon, Ayla, ein Zug.«

»Hast du schon mal die Muschi einer Frau geleckt?«

»Ja.« Als ob …

»Auch wenn ich dir das nicht glaube, du hast die Chance, mir das zu beweisen.«

»Wie, äh? Jetzt, äh? Hier?«

»Nein, du Spinner, dort drüben im Busch.«

Ich ziehe ihn an seinem Arm und sage: »Danach darfste mal ziehen.« Er ist noch soo jung, wahrscheinlich wirds grausig, aber mal schauen. Ich lege mich zwischen die Äste auf den Boden.

»Was soll ich denn jetzt machen?«

»Na, ganz einfach, mach meine Hose auf und taste dich mit deinen Lippen von meinem Bauchnabel in Richtung Fotze. Weitere Fragen?«

»Nee, okay.«

Nach zwei superlangen Minuten hab ich die Schnauze voll. Es ist eher ein Sabbern als ein Lecken. Was zum Teufel macht der da? Ich beuge mich vor und schubse ihn weg. Wenn er jetzt wenigstens männlich reagieren würde.

»Hey, was hab ich denn falsch gemacht?«

»Einfach alles! Willst du, dass ich dich ankotze, während du mich leckst, oder was? Du darfst natürlich nicht an meinem Joint ziehen!«

»Iihh, bist du krank!«

»Halt die Klappe, Ilan, geh mir einfach aus dem Weg.«

Ich gehe vom Rasen wieder auf den Sandweg und setze mich auf die Bank. Kaum ziehe ich am Joint, da kommt Ilan zurück. »Erzähl das keinem, ja?«

»Warum? Willst du nicht, dass ich dich blamier?«

»Das ist nicht fair.«

»Ich erzähls keinem. Aber nur, wenn du zu Hendrik gehst und sagst, dass Micha überall herumerzählt, was für einen winzigen Schwanz er doch hat …«

Wow, ich kann echt böse sein, wenn ich will. Aber auch nur, weil es angebracht ist. Micha nutzt jede Gelegenheit, um mich zu opfern. Hendrik muss erkennen, was für eine Fotze sie ist.

4. Mai

Es war ein Fehler, gestern Lara auf dem Klo zu fragen, was los war, denn heute in der Pause klebt sie wie eine Klette an mir.

»Hey, Ayla, ich wollt dir nur für das Gespräch gestern danken.«

»Eh, ja, kein Problem.«

»Weißt du, ich finde es toll, dass du so ehrlich bist und sagst, was du denkst.«

Soso, warum kann ich ihr nur jetzt nicht sagen, was ich denke? »Ehm, ja, cool, danke«, antworte ich.