Das große Buch der Heilpflanzen - Mannfried Pahlow - E-Book

Das große Buch der Heilpflanzen E-Book

Mannfried Pahlow

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Beschreibung

Das Standardwerk der Heilpflanzen - Der Klassiker jetzt in komplett aktualisierter Neuausgabe und hochwertiger Ausstattung Wissenswertes über 300 einheimische und fremdländische Heilpflanzen, ihre Inhaltsstoffe und Heilwirkung. Rezepte für Tees und Tinkturen, Anwendungsvorschläge für Bäder, Umschläge, Inhalationen. Heilpflanzen in der Homöopathie, ihre Anwendung und Dosierung. Ausführliches Beschwerden-Register - Wegweiser zur passenden Anwendung. Zur Neuausgabe des Klassikers: - Auf dem neuesten Stand: Das gesammelte Wissen eines der erfahrensten Kenner der Pflanzenheilkunde komplett aktualisiert. - Mit über 500 Farbfotos und botanischen Zeichnungen - Verständlich und fundiert - das Standardwerk sowohl für Laien als auch für Profis - In neuer hochwertiger Ausstattung

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EPUB

Seitenzahl: 872

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Impressum

HINWEIS UND WARNUNG

Im vorliegenden Buch werden auch Giftpflanzen vorgestellt. Dabei handelt es sich um hochwirksame Heilpflanzen, die, zu Arzneimitteln verarbeitet, ausschließlich für die ärztliche Praxis bestimmt sind. Die im Buch als Giftpflanzen gekennzeichneten Heilpflanzen dürfen keinesfalls zur Selbstbehandlung verwendet werden.

Wer Heilpflanzen selbst sammeln möchte, muss vor Verwechslungen gewarnt werden. Viele Heilpflanzen gehören beispielsweise zur Familie der Doldengewächse, in der es auch giftige Arten gibt. Gehen Sie beim Sammeln mit äußerster Sorgfalt vor; die Erkennungsmerkmale im Beschreibungstext, in Zeichnung und Foto müssen mit der gefundenen Pflanze voll übereinstimmen. Nur exakt bestimmte Pflanzen mitnehmen. Bei geringstem Zweifel: Pflanze nicht verwenden!

Wichtiger Hinweis

VORWORT DES AUTORS

Früher waren Heilpflanzen neben wenigen Mineralien und tierischen Produkten die einzigen Heilmittel, die man kannte. Die Erfahrungen im Umgang mit ihnen, erarbeitet von den Arzt-Botanikern der Antike, des alten Ägypten und von Mönchen mittelalterlicher Klöster, wurden in vielen Kräuterbüchern von Generation zu Generation weitergegeben.

Heute ist die Heilpflanzenkunde eine eigenständige Wissenschaft. Durch die Bestimmung der Pflanzeninhaltsstoffe und die Erforschung ihrer Wirkung findet Erklärung, was zuvor nur Empirie war. In der Medizin werden Heilpflanzen täglich und mit Erfolg eingesetzt: als Tee, Tinktur, Extrakt, als Arzneispezialität auch aus Einzelwirkstoffen. Viele erfolgreiche Medikamente beruhen auf Wirkstoffen pflanzlichen Ursprungs.

Heilpflanzen können Krankheiten heilen, sie können vorbeugen und lindern – Wundermittel allerdings sind sie nicht. Ihr Einsatz ist nur dann sinnvoll, wenn die Möglichkeiten und die Grenzen ihrer Anwendung genau beachtet werden. Das große Buch der Heilpflanzen enthält ausführliche Beschreibungen von mehr als 400 einheimischen und fremdländischen Heilpflanzen, über deren Inhaltsstoffe zumeist schon wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen oder deren therapeutische Wirksamkeit sich in der Praxis bewährt hat. Die meisten Heilpflanzen werden zusätzlich in Naturfarbfotos und botanischen Zeichnungen vorgestellt.

Besonders wertvoll für die Behandlung von Alltagsbeschwerden, akuten und chronischen Erkrankungen sind die vielen Rezepte für Tees, Bäder, Umschläge und Inhalationen.

Dieses Hausbuch der Heilpflanzenkunde dient aber auch Fachleuten als Nachschlagewerk in ihrem Arbeitsalltag.

Seit seinem Erscheinen im Jahr 1979 hat sich dieses Buch als Standardwerk durchgesetzt. Fundiert, zuverlässig, verständlich – so berät »der große Pahlow« alle Menschen, die auf die Heilkräfte der Natur vertrauen.

München 1993, Mannfried Pahlow

VORWORT ZU DIESER AUSGABE

Wir bewohnen einen blauen Planeten, aber die Welt, in der wir leben, ist grün. Fünfundneunzig Prozent aller Lebewesen auf der Erde sind Pflanzen. Allein die höheren Pflanzen – die Blütenpflanzen, ergänzt um Farne, Bärlappgewächse, Schachtelhalme und so fort – zählen annähernd 300.000 Spezies, von denen noch lange nicht alle eingehend erforscht sind. Die Natur gebärdet sich verschwenderisch und großzügig, eine Fülle, aus der alles Leben entspringt. Man könnte sagen: Ohne Pflanzen kein höheres Leben, ohne das Blatt kein Gedanke.

Immer wenn ich eine neue Klasse an der Josef-Angerer-Schule für Naturheilweisen in Phytotherapie unterrichte, mache ich in der ersten Stunde ein kleines Experiment. Ich lasse alle Schüler eine x-beliebige Pflanze aus ihrem persönlichen Umfeld mitbringen. Wir bestimmen die jeweilige Art und bilden dann drei Gruppen: Pflanzen, die man im weitesten Sinne als Heilpflanzen ansehen kann, solche, denen schädliches Potenzial innewohnt, und neutrale, die weder nutzen noch schaden. Alljährlich ist die letzte Gruppe mit Abstand die kleinste, auch die Giftpflanzen sind nicht übermäßig häufig vertreten, zumal bei ihnen oft die Dosierung ihre Giftigkeit ausmacht und sie in den meisten Fällen schon therapeutisch verwendbar sind. Wir stellen also fest, dass wir von einer unermesslichen Fülle erprobter und potenzieller Heilpflanzen umgeben sind. Kein Wunder, dass sich die Menschen, egal wann und wo sie lebten, pflanzlicher Heilmittel bedienten, ja es sich wie von selbst verstand, dass jegliche Arznei aus pflanzlichen Inhaltsstoffen bestand. Erst 1935 wurde es überhaupt notwendig, den Begriff Phytotherapie einzuführen, um pflanzliche Heilmittel als solche kenntlich zu machen und sie von den inzwischen vielfach hergestellten synthetischen Arzneimitteln abzugrenzen. Meist dienten allerdings wiederum pflanzliche Substanzen als Ausgangsstoff für die »Retortenmittel«: Ohne Mädesüß kein Aspirin, ohne Fingerhut kein Digitoxin – um nur zwei zu nennen. Natürlich gäbe es ohne pflanzliche Substanzen auch kein Morphin, Heroin, Opium oder auch Ecstasy, will sagen: Pflanzliche Ausgangsstoffe sind nicht immer harmlos und unschädlich, Pflanzenheilkunde ist nicht per se eine »sanfte Therapieform«. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist eine gründliche Kenntnis der Heilpflanzen und ihrer sinnvollen Anwendungsmöglichkeiten nötig, ehe man als Heilpraktiker (oder auch als Arzt) zum Rezeptblock greift oder sich als informierter Laie in Selbstmedikation therapiert.

Um sich einen Überblick über die als wirksam und unschädlich bekannten, häufig verwendeten Heilpflanzen und ihre Darreichungsformen zu verschaffen, hatte der Apotheker und Autor Mannfried Pahlow seinerzeit eine Auswahl von 410 Heilpflanzen getroffen. Als Bearbeiter dieses grundlegenden Werkes sehe ich mich nicht ermächtigt, völlig Neues hinzuzufügen – schließlich soll kein neues Buch entstehen –, sondern das Bestehende an die gegenwärtige Situation und neue wissenschaftliche Erkenntnisse anzupassen. Dabei musste ich insbesondere die neuen gesetzlichen Richtlinien sowie die Empfehlungen der Kommission E des damaligen BGA sowie der ESCOP (European Society Of Phytotherapy) berücksichtigen. In Hinsicht auf Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sowie unerwünschte Arzneimittelwirkungen, aber durchaus auch auf neue Fragestellungen bei Indikationen und Anwendungsmöglichkeiten hat sich seit der letzten Auflage einiges verändert. Die therapeutische Situation in der Naturheilpraxis ist ebenfalls nicht mehr dieselbe wie vor dreißig Jahren. Rezepturen, die Patienten damals klaglos schluckten, würden heute im Schrank ihrer langsamen Verpilzung entgegensehen, würde man nicht – um mit Galen zu reden – versuchen, mit möglichst gefälliger Medizin das Leben zu versüßen: Anpassungen waren notwendig, ohne die Originalrezepturen allzu sehr zu verfälschen. Weiteren Veränderungen musste Rechnung getragen werden: ein Sammelkalender mit monatlichen Sammelhinweisen ist angesichts des Klimawandels nicht mehr denkbar. Eine ganze Reihe von damals relativ knapp abgehandelten Monografien erfahren hier nun eine ausführlichere Würdigung, andere dagegen, die bereits in der letzten Auflage nurmehr dokumentarisch aufgelistet worden waren, mussten nun gänzlich weichen. Dies geschah sicher nicht zum Schaden des Lesers, den ja mit Sicherheit vor allem jene Heilpflanzen interessieren dürften, die gegenwärtig zur Verfügung stehen und auch in Apotheken erhältlich sind. Diese finden sich im Hauptteil, während in einem zweiten kleineren Teil, ganz im Sinne des Autors Mannfried Pahlow, Pflanzen vorgestellt werden, die aus mancherlei Gründen nicht völlig dem Vergessen anheimfallen sollen.

In diesem Sinne wünscht der Bearbeiter allen Lesern und Anwendern dieses Buches viel Freude beim Lesen und Stöbern sowie, eingedenk des Mottos Medicus curat, natura sanat*, gutes Gelingen bei der Arbeit mit diesem Baukasten, den uns die Natur zur Verfügung gestellt hat.

Grafing im Januar 2021, Bernd Hertling

*der Arzt/Therapeut bemüht sich (um den Kranken), die/seine Natur heilt (ihn). Oder kurz: Der Arzt behandelt, die Natur heilt.

EINFÜHRUNG UND ANLEITUNG

Wissenswertes über Heilpflanzen in komprimierter Form – die folgenden Kapitel liefern umfangreiche Informationen, die dem Verständnis der in den Heilpflanzen-Steckbriefen gegebenen Ausführungen dienen. Auch eine kleine historische Einführung in die Welt der Phytotherapie ist hier zu finden.

GENAUE BESTIMMUNG VON HEILPFLANZEN

PFLANZENMORPHOLOGIE (BOTANIK)

Es ist wichtig, dass derjenige, der sich mit Heilpflanzen befassen möchte, auch etwas über den Aufbau einer Pflanze weiß, über ihre Organe und deren Aufgabe. Einmal, weil er dann die Pflanzenbeschreibung besser verstehen kann, bei der es ohne den Gebrauch von Fachausdrücken kaum geht, zum anderen, weil er diese Kenntnisse braucht, wenn er Heilpflanzen sammeln und aufbereiten will.

ÜBER DAS SAMMELN UND TROCKNEN VON HEILPFLANZEN

Heilpflanzen, die gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht sind und deshalb unter Naturschutz stehen – im Steckbrief-Kopf als »geschützt« ausgewiesen –, dürfen nicht gesammelt werden! Mit den ebenfalls gekennzeichneten Giftpflanzen ist die Selbstbehandlung verboten!

Das Wichtigste vor dem Sammeln der ausgewählten Heilpflanze ist ihre exakte Bestimmung; nur so lassen sich Verwechslungen mit giftigen Pflanzen vermeiden! Viele Heilpflanzen beispielsweise gehören zur Familie der Doldengewächse, in der es auch giftige Arten gibt. Deshalb muss sorgfältig bestimmt werden. Hilfen dabei sind die Pflanzenbeschreibungen im Steckbrief, die Zeichnungen und die Fotografien.

Gesammelt wird nur der arzneilich verwendete Pflanzenteil (wie im Steckbrief angegeben) – und niemals bei Regen, Nebel oder feuchtem Wetter. Der frühe Vormittag ist die günstigste Sammelzeit, die Pflanzen dürfen aber nicht mehr feucht sein vom Morgentau.

Es sollten nur saubere Pflanzen gesammelt werden. Schmutz und Staub machen sie wertlos. Sie dürfen nicht gewaschen werden (Ausnahme: Wurzeln). Achten Sie darauf, dass der Boden, auf dem die Pflanze wächst, und die Luft, die sie atmet, möglichst wenig, am besten gar nicht mit Schadstoffen belastet ist. Heilpflanzen sollte man niemals an vielbefahrenen Straßen und in der Nähe von Autobahnen sammeln. Auch die weitere Umgebung von Feldern und Weiden, die mit Unkrautbekämpfungs- oder sogenannten Pflanzenschutzmitteln bearbeitet wurden, sollten Sie als Sammelplätze für Ihre Heilpflanzen meiden, weil diese zum Teil auch giftigen Substanzen vom Wind weit in die Umgebung getragen werden können.

Die Blätter sollten ganz jung, doch voll entfaltet gepflückt werden, die Blüten am besten kurz bevor sie sich öffnen. Wenn sie bereits voll erblüht sind, dann besser junge und frische verwenden.

Ganze Kräuter, also alle oberirdischen Pflanzenteile, sammelt man zu Beginn der Blütezeit. Früchte werden vollreif geerntet.

Wurzeln werden ausgegraben, wenn sie kräftig und voll entwickelt sind. Das Gleiche gilt für Wurzelstöcke. Rinden werden von jungen Zweigen geschält; im Frühling lösen sie sich leicht ab.

Das Trocknen von Heilpflanzen verhindert, dass pflanzeneigene Fermente die Wirkstoffe umwandeln oder abbauen. Außerdem wird Pilzen und Bakterien durch die Trocknung der Nährboden entzogen. Das Trocknen von Heilpflanzen ist als Konservierung anzusehen und muss nach der Ernte schnell und schonend geschehen. Richtig ist dafür ein luftiger, schattiger Platz; in der prallen Sonne verlieren die Heilpflanzen leicht die in Blüten, Blättern und Früchten enthaltenen ätherischen Öle. Am besten breitet man das Sammelgut auf einem Sieb oder einer Darre (spezielle Trockenvorrichtung) in dünner Schicht aus und trocknet es an einem luftigen, aber nicht zugigen Ort. Ganze Pflanzen (Kräuter) kann man auch gebündelt luftig aufhängen.

Bei künstlicher Wärme können Heilpflanzen ebenfalls getrocknet werden, wenn man auf die richtige Temperatur achtet.

Alle Pflanzen und Pflanzenteile, die aromatisch riechen – sie enthalten ätherische Öle –, dürfen nur bei einer Temperatur bis zu 35 °C getrocknet werden. Die anderen Pflanzen oder Pflanzenteile vertragen eine Trockentemperatur bis zu 60 °C.

Wichtig ist die Luftzirkulation, damit Gärung oder Fermentierung vermieden wird.

Bei den Heilpflanzen, die nicht nach diesen Regeln getrocknet werden dürfen, sind in den Steckbriefen andere Verfahren beschrieben. Wurzeln und Wurzelstöcke sollten, sofern es sich nicht um sehr feine Wurzeln handelt, halbiert werden, Knollen werden in Scheiben geschnitten.

Ist das Sammelgut trocken, muss die Droge in luftdicht schließenden, mit entsprechend beschrifteten Etiketten versehenen Gefäßen, vor Licht und Feuchtigkeit geschützt, aufbewahrt werden. Weißblech, Holz oder getöntes Glas sind die geeigneten Materialien, die sich für diesen Zweck gut hernehmen lassen, oder man besorgt sich in der Apotheke spezielle, zur Aufbewahrung bestens geeignete Tütchen. Plastik (PVC) ist dagegen ungeeignet, denn es wird durch die Einwirkung ätherischer Öle weich.

HEILPFLANZEN ZUBEREITEN UND ANWENDEN

Heilpflanzen sind wirksam, darüber besteht kein Zweifel. Wie wirksam sie aber sind, das hängt weitgehend von der richtigen Anwendung ab. Man muss bestrebt sein, die entsprechenden Stoffe den Blättern, den Früchten und Samen, der Rinde oder den Wurzeln (aus der Droge also) unverändert und möglichst optimal zu entziehen. Das setzt die Verwendung hochwertiger Drogen voraus. Um ganz sicher zu sein, Qualitätsdrogen zu bekommen, kauft man sie am besten in der Apotheke, denn der Apotheker ist Fachmann auf diesem Gebiet. Er ist persönlich dafür verantwortlich, dass die von ihm verkauften Drogen den Anforderungen der gültigen Arzneibücher entsprechen, muss sie auf Identität, Reinheit und Wirkstoffgehalt untersuchen und darf auch die Heilkräuter, die in Arzneibüchern nicht aufgenommen wurden, nur in bester Qualität abgeben. Dass er darauf spezialisiert ist, bedarf keiner Erwähnung, denn solange es Apotheken gibt, solange haben dort die Heilpflanzen immer eine besonders wichtige Rolle gespielt. Natürlich kann jeder seine Kräuter auch selbst sammeln und aufbereiten. Besondere Hinweise stehen in den Abschnitten »Botanik« und »Ernte und Aufbereitung« der einzelnen Heilpflanzen-Steckbriefe.

ANWENDUNG – INNERLICH UND ÄUSSERLICH

Der Tee ist seit langem schon die am meisten genutzte Arzneiform der Heilpflanzen. Tees kann man aus einer einzelnen Heilpflanze bereiten, man kann aber auch Kräutermischungen verwenden. Ein Tee ist ein wässriger Auszug, der meist mit heißem Wasser oder aber auch durch einen Kaltansatz bereitet wird. Welche Form den besten Erfolg verspricht, ist nicht allgemeingültig zu beantworten. Deshalb wurde in den Heilpflanzen-Steckbriefen die richtige Art der Teezubereitung beschrieben. Halten Sie sich möglichst genau an die Vorschrift, es hat sich bewährt, was dort vorgeschlagen wird. Es ist nämlich nicht gleichgültig, ob man mit kaltem Wasser übergießt, dann zum Sieden erhitzt und abseiht oder ob mit sprudelnd kochendem Wasser übergossen, schließlich eine Zeit lang ausgezogen und dann erst abgeseiht oder gar mit kaltem Wasser ausgezogen wird. Auch die Zeitangaben für den Auszug sind nicht willkürlich gewählt. Hinweise auf Trinktemperatur, das Süßen oder darauf, dass der Tee langsam und schluckweise, vor oder nach dem Essen getrunken werden muss, sollten beachtet werden.

Einen Tee kann man innerlich und äußerlich anwenden. Man spricht auch von äußerlicher Anwendung, wenn damit gegurgelt wird, wenn Entzündungen in Mund und Rachen damit behandelt oder wenn Spülungen empfohlen werden. In solchen Fällen gebraucht man den Tee lauwarm (etwa 30 bis 35 °C). Sehr häufig ist für die äußerliche Anwendung eine Verdünnung mit der gleichen Menge Kamillentee empfohlen. Diese Empfehlung sollte beachtet werden, denn die Kamille besitzt viele gute Eigenschaften, die so zusätzlich genutzt werden können.

Wundbehandlung mit Tee (Heilpflanzenauszüge) kann auf verschiedene Weise geschehen. Man kann Teilbäder machen, indem man das verletzte Glied (Finger, Hand, Fuß) in dem Tee badet, was bei mäßiger Temperatur (35 bis 40 °C) etwa 10 bis 15 Minuten lang geschehen soll. Man kann aber auch feuchte Umschläge machen, auch Überschläge genannt, die einige Stunden auf der zu behandelnden Stelle verbleiben müssen, oder man macht feuchte Verbände, die so lange angelegt bleiben, bis sie getrocknet sind. Für Umschläge und Verbände legt man mit dem Tee (Pflanzenauszug) getränkte Watte oder Mullläppchen über die Verletzung und fixiert das Ganze unter luftiger Abdeckung mit einer Mullbinde. Das Abdecken mit Plastikfolie ist ein Fehler. Ein Luftzutritt muss gewährleistet sein. Um den Verband nicht zu häufig erneuern zu müssen, kann man nach dem Austrocknen (Verdunsten der Flüssigkeit) durch das Auftropfen von Tee den Verband wieder »beleben«.

Vielfach wird ein Drogenauszug (Tee) auch zu Waschungen bei Hautunreinheiten empfohlen. Wie schon der Name Waschung sagt, ist hier auch eine Reinigung beabsichtigt. Dafür taucht man ein sauberes Tuch in den lauwarmen Tee und wäscht unter leichten, kreisenden Bewegungen die unreinen Hautstellen. Die Wirkstoffe aus der Heilpflanze beeinflussen auf diese Weise die kranke Haut, regen zur Abheilung an und reinigen schonend. Das leichte Reiben wirkt durchblutungsfördernd.

Wenn es darum geht, Krusten zu beseitigen, drückt man zunächst ein Tuch, das mit heißem Tee (so heiß, wie man es gut vertragen kann) getränkt ist, auf die verkrusteten Stellen und beginnt erst nach etwa 10 Minuten ganz sanft mit der Reinigungsbewegung. Die Krusten sind dann aufgeweicht und lassen sich abwaschen. Man muss sich einfach etwas Zeit nehmen, damit alles mild und schonend geschieht.

Mit Kräutersäckchen verfolgt man zwei Ziele. Einmal dienen sie zum Erweichen, Reifen und Zerteilen von Geschwülsten, zum anderen zur Wärmetherapie. Folglich legt man sie gut warm auf.

Die Temperatur richtet sich nach der jeweiligen Verträglichkeit.

Für die Anwendung näht man sich ein Leinensäckchen oder eines aus Mull in der Größe der zu behandelnden Fläche, füllt die Droge ein und legt das Säckchen zunächst in sprudelnd kochendes Wasser. Nach 5 bis 10 Minuten drückt man es leicht aus, um es dann temperaturgerecht auf die kranke Stelle zu legen.

Auch Inhalationen und Dampfbäder sind äußerliche Anwendungen. Man gibt eine kleine Handvoll Droge in einen Topf mit etwa einem Liter Wasser und erhitzt dieses bis zum Sieden. Bei der Inhalation atmet man, Kopf und Gefäß mit einem großen Tuch abgedeckt, die Kräuterdämpfe langsam und tief durch Mund oder Nase (bei Schnupfen und Nebenhöhlenentzündungen) ein, beim Dampfbad lässt man sie auf die Haut einwirken – beides jeweils so lange, bis keine Dämpfe mehr aufsteigen. Derselbe Ansatz kann mehrmals zur Verwendung erhitzt werden. Ein Dampfbad oder eine Inhalation soll man 5 bis 10 Minuten lang durchführen. Für Dampfbäder im Anal-(After-) und Genitalbereich (die Partie der Geschlechtsorgane) braucht man ein standfestes Gefäß, auf das man sich setzen kann. Die Ansatzmenge wird auf 2 bis 3 Liter Wasser und entsprechend mehr Droge erhöht.

Vollbäder mit Heilpflanzenzusätzen macht man in der Badewanne bei Temperaturen um 35 °C, Dauer längstens 15 Minuten. Dabei sollte die Badetemperatur konstant gehalten werden.

Anschließende Bettruhe ist zu empfehlen. Bei einer Sitzbadewanne kommt man mit weniger Droge aus, wenn nur die unteren Körperpartien gebadet werden. Für Sitz- und Vollbäder gibt es geeignete Badeextrakte zu kaufen, man kann sich den Badezusatz jedoch auch selbst bereiten.

Und schließlich gibt es Einreibungen (meistens alkoholische Zubereitungen) aus Heilpflanzen. Damit behandelt man Schmerzzustände (beispielsweise bei Rheuma und Sportverletzungen, außerdem Muskelneuralgien), indem man die schmerzenden Stellen mit der Flüssigkeit benetzt und, mit der Hand leicht massierend, in die Haut einreibt. Einreibungen sollten zweimal täglich, morgens und abends, durchgeführt werden.

Auch Salben werden aus Heilpflanzen bereitet, beispielsweise aus Kamille, Arnika, Rosskastanie. Salben werden meistens zur Wundbehandlung gebraucht, aber auch zur Hautpflege oder als Einreibung. Zur Wundbehandlung ist ein Verband erforderlich: Man streicht die Salbe messerrückendick auf ein Mullläppchen, das man auf die zu behandelnde Stelle legt und mit einer Mullbinde fixiert; zwar haltbar fest, doch ohne die Blutzirkulation einzuengen. Luft soll den Verband durchdringen können – es darf keine Plastikfolie verwendet werden!

Gelegentlich werden auch Arzneiweine verschrieben. Hierzu verwendet man in der Regel süße Südweine beziehungsweise einen Wein, der dem Geschmack des Patienten entgegenkommt, schließlich ist der Medizinalwein gewissermaßen ein Mittelding zwischen Arznei und Genussmittel. Auf einen Liter Wein werden 30 bis 50 Gramm Droge oder ein alkoholischer Auszug der jeweiligen Pflanze gegeben. Bei Letzterem ist der Wein sofort verfügbar, legt man Drogen ein, müssen diese je nach Löslichkeit zwischen einem Tag oder einer Woche bei gelegentlichem Verschütteln eingelegt und ausgezogen werden. Dabei geht es nicht zuletzt darum, wenig schmackhafte Drogen wie Rosmarin, Wermut oder Baldrian mithilfe des Weins als Trojanisches Pferd der Medizin in den Körper zu schmuggeln. Sehr beliebt ist hier auch ein verdauungsfördernder Condurangowein oder ein Herz stärkender Weißdornwein. Als blutgefäßschützende Frühjahrskur kann man auch einen Bärlauchblütenwein mit Weißwein herstellen, der natürlich seine besondere Note entfaltet. Diese Weine werden dann likörglasweise, bevorzugt vor den Hauptmahlzeiten, eingenommen. Im Mittelalter, als noch kein hochprozentiger Alkohol bekannt war, basierten die meisten Flüssigarzneien auf Wein, Bier oder Essig.

Die Anwendung von Tinkturen geht auf Paracelsus zurück. Nach dem Deutschen Apotheker Buch (DAB), Ausgabe 9 sind Tinkturen »Auszüge aus Drogen (d. i. getrocknete Pflanzen), die mit Aethanol oder Aether (in der Regel 70%iger Alkohol) hergestellt werden«. Zur Unterscheidung vom Fluidextrakt, der in der Regel 1 zu 2 verdünnt wird, lautet das Mischungsverhältnis bei Tinkturen 1 zu 5. Eine Tinktur ist also schwächer als der Extrakt, dafür aber auch preisgünstiger. Bei giftigen Pflanzen werden grundsätzlich Auszüge im Verhältnis von 1 zu 10 durchgeführt. Alkoholische Auszüge verwendet man innerlich (tropfenweise auf Zucker oder in Wasser) oder äußerlich verdünnt für Spülungen und Umschläge.

Genauere Angaben über die Herstellung – sofern es sich lohnt, es selbst zu versuchen – sind in den Heilpflanzen-Steckbriefen zu finden.

Der Pflanzensaft, aus Frischpflanzen bereitet, wird immer beliebter. Früher wurde er in der Volksmedizin häufig verwendet. Bei den entsprechend geeigneten Heilpflanzen ist darüber berichtet.

Allgemeine Hinweise für die Herstellung von Frischsäften: Saftige Wurzeln (zum Beispiel Rettich, Möhren und Sellerie) kann man nach dem Zerschneiden ohne Flüssigkeitszusatz im Entsafter zu Frischsaft verarbeiten. Will man aus derberen Wurzeln, aus Blättern und ganzen Kräutern Saft bereiten, muss man die frischen Pflanzenteile zunächst grob zerkleinern, mit etwas kaltem Wasser übergießen und einige Minuten »weichen« lassen. Erst dann kann man die Pflanzenteile in den Entsafter geben. Ohne Entsafter ist die Frischsaftherstellung schwieriger: Die Pflanzenteile müssen vorher ganz fein zerschnitten oder zerstampft und dann mit wenig Wasser übergossen werden. Die Einweichzeit sollte etwa ½ Stunde betragen. Danach wird das Ganze in ein Tuch gegeben, durch Winden und Pressen wird der Saft gewonnen. Frischsäfte sollte man immer gleich verwenden.

VERGIFTUNG DURCH UNSACHGEMÄSSE ANWENDUNG

Wer sich genau nach den Vorschriften für die Anwendung der Heilpflanzen richtet, wer sich mit den als giftig bezeichneten Heilpflanzen nicht selbst behandelt, kann sich nicht vergiften. Dennoch gebe ich hier Verhaltensmaßregeln für den Fall einer Vergiftung. Diese Regeln sind unbedingt zu beachten.

Erste-Hilfe-Maßnahmen

Bei den ersten Vergiftungsanzeichen – Übelkeit, Brechreiz, Magenkrämpfe, Durchfälle – ist sofort der Magen zu entleeren. Das geschieht, indem man reichlich lauwarmes Wasser (Kinder auch Saft) trinkt, alsdann den Finger in den Hals steckt und kräftig auf den Zungengrund drückt, oder indem man den Rachen mit einer Feder kitzelt.

Es ist ratsam, gleich danach 10 bis 20 Kohletabletten zu schlucken oder 20 bis 30 Gramm Kohlegranulat, in Wasser aufgeschlemmt, einzunehmen. Die Kohle resorbiert die Giftstoffe und verhindert oder verzögert die Aufnahme ins Blut. Noch einmal den Magen mittels Erbrechen entleeren!

Auch der Darm muss entleert werden: 2 Teelöffel Glaubersalz, aufgelöst in 1 Glas Wasser, einnehmen.Bewusstlosen darf nichts eingeflößt werden!

Danach sofort zum Arzt!

Für den Arzt ist es wichtig, eine klare Auskunft zu bekommen. Sie sollten folgende Fragen genau beantworten können: Welches Heilkraut wurde in Überdosis genommen? Wann ist die Einnahme erfolgt? Welche Beschwerden sind aufgetreten? Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen wurden bereits angewendet. – Der Arzt wird dann alle weiteren erforderlichen Maßnahmen treffen können.

HEILKRÄUTER ALS GEWÜRZE

Nur einen Augenblick wird man überrascht sein, wenn im Zusammenhang mit Heilpflanzen von Gewürzen die Rede ist. Dann aber wird man sich an den Kümmel im Sauerkraut, den Anis im Brot, den Wermut oder den Beifuß im Gänsebraten, den Salbei in Suppen und Eintöpfen und noch an viele andere aromatische Kräuter erinnern, die sowohl beliebte Gewürze als auch wirksame Heilkräuter sind.

RICHTIG WÜRZEN – GESÜNDER LEBEN

Gewürze, so könnte man diesen Begriff definieren, sind Pflanzenteile, die aromatische, bittere oder scharfe Inhaltsstoffe besitzen. Sie werden frisch oder getrocknet den Speisen zugesetzt, mit dem Ziel, diese geschmacklich zu verbessern und bekömmlicher zu machen. Bekömmlicher wiederum heißt: leichter verdaubar, weniger belastend, optimal verwertbar. Deshalb sind alle Heilpflanzen, die die Magen- und Darmfunktion, die Gallen- und Lebertätigkeit günstig beeinflussen, auch gute Gewürze, wenn sie den Geschmack der Speisen verbessern. Mit Gewürzen will man zum Essen einladen, sie sollen das Gericht also auch optisch verbessern. Das erreicht man durch frische Küchenkräuter, die Suppen, Salaten und Eintöpfen erst kurz vor dem Servieren beigegeben werden.

Richtiges Würzen dient der Gesundheit – wer das bedenkt, muss die häufig geäußerte Meinung, kräftiges (auch scharfes) Würzen sei ungesund, revidieren. Das Gegenteil ist der Fall. (Dass Salz kein Gewürz im Sinne dieser Erörterung ist, dürfte selbstverständlich sein.) Richtiges Würzen – auch scharf darf es sein – schafft Wohlbefinden und steigert die Leistungsfähigkeit, nicht zuletzt deswegen, weil Herz und Kreislauf entlastet werden. Das Verdauen der Nahrung ist eine körperliche Belastung und durch die Wahl der geeigneten Gewürze wird der Organismus entlastet.

Wer das bisher Gesagte nicht so recht glauben kann, dem möchte ich einige Beispiele für meine Behauptung geben; er wird sich dann bestimmt erinnern, schon selbst gute Erfahrungen mit Gewürzen gemacht zu haben.

Manchmal fürchtet man, keinen Bissen hinunterzubringen, weil man absolut keinen Appetit verspürt, wenn zum Essen gebeten wird. Das ändert sich jedoch sofort, wenn eine duftende, gut gewürzte Suppe auf den Tisch kommt. Man beginnt zu essen und freut sich dann auf alle folgenden Gänge. Was ist passiert? Durch den Duft und den würzigen Geschmack der Suppe hat sich der ganze Organismus auf die Nahrungsaufnahme und die Verwertung der Nahrung eingestellt. Die Verdauungssäfte haben »zu fließen« begonnen, der Appetit hat sich entwickelt. Man kennt den Ausspruch »Mir läuft das Wasser im Munde zusammen«, und man weiß, wie das ist. Aber nicht nur im Munde läuft das Wasser (Verdauungsflüssigkeit) zusammen, auch im Magen und im Darm werden die Verdauungssäfte produziert und ausgeschüttet.

Dass es nicht gleichgültig ist, welche Gewürze zu welcher Speise verwendet werden, kann man schon daran erkennen, dass es bestimmte Gewürze gibt, die in der ganzen Welt für die gleichen Gerichte gebraucht werden. Kümmel beispielsweise ist ein vorzügliches Karminativum. Es hilft gegen Blähungen verschiedenster Ursachen. Und was würzt man bevorzugt damit? Solche Gerichte, die bei empfindlichen Menschen Blähungen hervorrufen können. Dazu gehören Kraut- und Kohlgerichte sowie Gerichte aus Hülsenfrüchten wie aus Bohnen oder Erbsen bereitete deftige Wintersuppen. Der bittere Wermut oder der Beifuß sind Arzneimittel, die bei gestörter Gallenproduktion helfen, und man würzt damit fette Speisen wie Gänsebraten und fette Fleischeintöpfe, weil für die Fettverdauung genügend Gallenflüssigkeit vorhanden sein muss. Diese Beispiele ließen sich endlos fortführen. In den Steckbriefen der Heilpflanzen ist im Abschnitt »Verwendung als Gewürz« immer genau angegeben, wie die Kräuter als Gewürz optimal genutzt werden können.

Heilpflanze und Gewürz unterscheiden sich voneinander nur in der Art der Anwendung. Es gibt viele bittere, aber auch eine große Anzahl aromatischer oder scharfer Gewürze. So kann jeder seinem persönlichen Geschmacksempfinden entsprechend unter vielen Gewürzen, die den gleichen gesundheitlichen Nutzen bieten, das für ihn richtige Gewürz auswählen. Anregungen vermittelt dieses Buch genug.

Die gesündesten Gewürze sind frische Küchenkräuter. Man kann damit Suppen, Gemüseeintöpfen, Weichkäsezubereitungen nicht nur eine besondere Note geben, sondern tut auch sehr viel für seine Gesundheit. Einige von ihnen, die man auch auf dem Balkon oder am Fensterbrett ziehen kann, seien hier vorgestellt.

Basilikum

Garten: Aussaat Mitte Mai – Reihenabstand 20 bis 30 cm – Samen nur leicht mit Erde bedecken – Samenmenge für einen Vier-Personen-Haushalt beträgt 1 Gramm.

Balkon und Fensterbrett: Mittelgroße Blumentöpfe mit sandig-lehmiger Erde füllen – pro Topf einen halben Fingerhut voll Mineraldünger zugeben – Samen wie im Garten aussäen – einen sonnigen Platz wählen, fleißig gießen.

Bohnenkraut

Garten: