Das große Tarot-Buch - Eleonore Radtberger - E-Book

Das große Tarot-Buch E-Book

Eleonore Radtberger

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Beschreibung

Tarot - eine Entscheidungshilfe, ein Analytiker, ein Ratgeber: Die 78 Karten des Rider-Waite-Tarot. Er hat immer wieder eine Renaissance erlebt, dieser geheimnisvolle Satz Karten, der Tarot genannt wird. Seit dem Mittelalter kennt und schätzt man ihn, und das hat sich bis heute nicht geändert. Eine Tarot-Sitzung ist wie ein wohltuendes Gespräch mit einem sehr weisen und sehr machtvollen Freund, der uns genau kennt und uns nicht belügt. Verändern können allerdings letztendlich nur wir selbst alleine oder mit der Hilfe anderer Menschen etwas - das Tarot zeigt uns die Möglichkeiten und Wege dazu auf. Die Autorin Eleonore Radtberger bespricht ausführlich in diesem Buch alle 78 Karten des Rider-Waite-Tarot. Zehn weitere Beiträge liefern wertvolle Tipps zum Umgang mit dem Tarot und zu Legesystemen.

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Inhaltsverzeichnis

Der Tarot: Ratgeber und Entscheidungshilfe

Der richtige Umgang mit dem Tarot

Die großen Arkana

Die Karte 0: Der Narr

Die Karte I: Der Magier

Die Karte II: Die Hohepriesterin

Die Karte III: Die Herrscherin

Die Karte IV: Der Herrscher

Die Karte V: Der Hierophant

Die Karte VI: Die Liebenden

Die Karte VII: Der Wagen

Die Karte VIII: Die Gerechtigkeit

Die Karte IX: Der Eremit

Die Karte X: Das Rad

Die Karte XI: Die Kraft

Die Karte XII: Der Gehängte

Die Karte XIII: Der Tod

Die Karte XIV: Die Mäßigkeit

Die Karte XV: Der Teufel

Die Karte XVI: Der Turm

Die Karte XVII: Der Stern

Die Karte XVIII: Der Mond

Die Karte XIX: Die Sonne

Die Karte XX: Das Gericht

Die Karte XXI: Die Welt

Die kleinen Arkana

As der Schwerter

As der Stäbe

As der Kelche

As der Münzen

Zwei der Schwerter

Zwei der Stäbe

Zwei der Kelche

Zwei der Münzen

Drei der Schwerter

Drei der Stäbe

Drei der Kelche

Drei der Münzen

Vier der Schwerter

Vier der Stäbe

Vier der Kelche

Vier der Münzen

Fünf der Schwerter

Fünf der Stäbe

Fünf der Kelche

Fünf der Münzen

Sechs der Schwerter

Sechs der Stäbe

Sechs der Kelche

Sechs der Münzen

Sieben der Schwerter

Sieben der Stäbe

Sieben der Kelche

Sieben der Münzen

Acht der Schwerter

Acht der Stäbe

Acht der Kelche

Acht der Münzen

Neun der Schwerter

Neun der Stäbe

Neun der Kelche

Neun der Münzen

Zehn der Schwerter

Zehn der Stäbe

Zehn der Kelche

Zehn der Münzen

Die Hofkarten

Der König der Schwerter

Die Königin der Schwerter

Der Ritter der Schwerter

Der Page der Schwerter

Der König der Stäbe

Die Königin der Stäbe

Der Ritter der Stäbe

Der Page der Stäbe

Der König der Kelche

Die Königin der Kelche

Der Ritter der Kelche

Der Page der Kelche

Der König der Münzen

Die Königin der Münzen

Der Ritter der Münzen

Der Page der Münzen

Tarot sollte Ihnen ‚gelegen‘ kommen

Tarot – Ritual und Konzentration

Welches Deck ist das Richtige?

Das Legesystem „Der Blinde Fleck“

Weitere Tarot-Legesysteme

Das Dreier-Legesystem

Das Kreuz

Kleine Zahlenkunde

Das Beziehungsspiel

Entscheidungen

Der Jahreskreis

Tarot ist Auslegungssache

Spirituelle Medien: wenn weniger mehr ist

Darf man nur „gute“ Karten haben?

Tarot für die Tafelrunde

Empfehlung: Das Pendeln

Buch-Empfehlungen

Der Tarot: Ratgeber und Entscheidungshilfe

Er hat immer wieder eine Renaissance erlebt, dieser geheimnisvolle Satz Karten, der Tarot genannt wird. Seit dem Mittelalter kennt und schätzt man ihn, und das hat sich bis heute nicht geändert.

Woher er eigentlich stammt, darüber gibt es viele Spekulationen, aber rein historisch gesehen scheint die französische Herkunft des Namens gesichert und eng mit dem Wort „Tarock“ verwandt, welches ein beliebtes Kartenspiel bezeichnet. Die eigentliche Bedeutung dieses Wortes ist „Trumpf“, und man spricht auch heute noch zuweilen von den Trumpfkarten des Tarot. Tatsächlich könnte man mit einem Satz Tarotkarten, einem sogenannten „Deck“, auch ganz profan Karten spielen, denn es hat vier Farben, Trümpfe und Zahlwertkarten, und umfasst meist 78 Karten.

Schließlich werden traditionell auch ganz normale Skat-Blätter zum Wahrsagen benutzt. Die Trümpfe entsprechen nämlich den Farben des Tarot, beziehungsweise haben sich daraus entwickelt. So wurden die Stäbe oder Lanzen zu Kreuz, Kessel oder Kelche zu Herz, Münzen oder Pentakel zu Karo, und Schwerter zu Pik. Soweit die Fakten, aber damit ist die Bedeutung des Tarot nicht erklärt.

Niemand, der sich mit Divinatorik befasst, wird ein Deck einfach ein Kartenspiel nennen, denn das ist es auch nicht wirklich. Viele Esoteriker haben den Tarot auch das „Buch Thot“ genannt, nach dem ägyptischen Gott der Weisheit und auch der Schreibkunst. Viele bedeutende Fachleute sehen die Wurzeln des Tarot in den ägyptischen Mysterien und auch in der jüdischen Kabbala, ein Buch, das aus variablen Seiten besteht, die je nach Anordnung das gesamte Wissen des Kosmos enthalten und immer wieder neue Wahrheiten vermitteln können. Ein interaktives Buch sozusagen, das auf denjenigen reagiert, der es liest. Das hört sich an wie der Zauberkessel in den alten Märchen, der niemals leer wird und für jeden etwas anderes bereithält, nämlich genau das, was er im Moment braucht. Daran ist durchaus etwas Wahres, denn die Symbole auf den Karten sind uralt und archetypisch. Das betrifft in erster Linie die zweiundzwanzig „großen“ Karten, die großen Arkana. Diese sind in manchen Decks die einzigen mit bildhaften Darstellungen, obwohl mittlerweile auch die „kleinen“ Karten in den meisten Variationen mit Bildern ausgestattet sind. Es macht den Zugang zu den Karten sehr viel einfacher, wenn das Unterbewusstsein auf die Bildsymbole reagiert.

Von den 78 Karten eines Decks sind die zweiundzwanzig großen Arkanen – das Wort Arkana bedeutet „Geheimnis“ – die wichtigsten. Es wurden Decks geschaffen, die überhaupt nur aus den zweiundzwanzig „Trümpfen“ bestehen, denn nach Meinung vieler Esoteriker sind sie der eigentliche Tarot. In diesen Arkanen ist alles enthalten, was an vermittelbarem Wissen dem Fragenden mitgeteilt werden kann. Die kleinen Arkanen, die restlichen also, sind nach dieser Sicht eher begleitender Kontext.

Es gibt viele Legesysteme, die nur mit den großen Arkana gelegt werden und bei denen auf die kleinen Arkana völlig verzichtet wird. Die Reihenfolge der großen zweiundzwanzig ist nicht zufällig, sie hat eine lange Tradition und folgt uraltem Wissen – mag der Tarot, wie wir ihn heute benutzen, auch erst seit dem Mittelalter bekannt sein. Die Kraft der Symbolik tritt in Rapport mit dem Unterbewusstsein, auch wenn wir uns dessen überhaupt nicht bewusst sind.

Neben persönlichen Symbolen – eine Katze zum Beispiel bedeutet für jeden etwas anderes – gibt es archetypische, die allgemein gültig sind und die für fast alle Menschen dasselbe bedeuten. Der moderne Mensch reagiert auf bildliche Darstellungen vordergründig anders als die Menschen der Antike und Vorzeit, aber sein Unterbewusstes Ich versteht die versteckten Botschaften der Symbolik, was sich oft in den Träumen der Menschen zeigt. Dort kommen selten Maschine, Bits und Bytes vor, sondern wilde Tiere und Elemente – Ausdrucksmöglichkeiten der Seele, die alle Zeiten eines Menschenlebens vereint und nicht an den linearen Ablauf gebunden ist.

Zwar ändern sich auch Symbole – was früher im Traum vielleicht eine Pferdekutsche war, ist heute ein Bus – aber der Grundgedanke ist immer noch der Gleiche. Wenn man nun eine Tarotkarte betrachtet, braucht man die enthaltene Symbolik nicht gleich zu verstehen, sie spricht trotzdem. Das hängt allerdings auch davon ab, inwieweit die ursprüngliche Bedeutung noch vorhanden ist. Es gibt tausende von sehr schönen Decks, von denen einige moderne außer den Zahlen und Namen nichts mehr mit dem eigentlichen Tarot zu tun haben.

Wie die Karten gestaltet sind, ist gleichgültig, und für welches Deck sich der Käufer entscheidet, bleibt seinem persönlichen Geschmack überlassen – nur darf die Botschaft nicht entstellt sein. Man kann zum Beispiel spezielle „Liebestarots“ kaufen oder astrologische Decks – das ist nur eine Geschmacksfrage – denn alles, was man wissen möchte, wird mitgeteilt, gleichgültig ob es sich um Herzensangelegenheiten oder finanzielle Dinge handelt. Man braucht kein Deck für jede Gelegenheit, sondern eines, das man umsichtig ausgesucht hat. Für Anfänger wird meist zum traditionellen Rider-Waite-Deck geraten, da die klaren und ansprechenden Bilder einen leichten Zugang ermöglichen. Das Gleiche gilt für den hinreißend gestalteten Crowley-Tarot. Hat man die Sprache der Karten erst einmal erlernt, kommt man mit fast jedem guten Deck zurecht und kann sich nach rein ästhetischen Gesichtspunkten entscheiden.

Was nun kann der Tarot für uns tun? Die Antwort darauf ist: „Was wollen wir, dass er für uns tut?“ Wer einfach einen Satz Wahrsagekarten sucht, so nach dem Motto: „Frollein, da liegt Ihnen ein dunkelhaariger Herr, und daneben ein Prozess, den sie verlieren“, der sollte sich vielleicht anderswo umsehen. Es gibt spezielle Orakelkarten, die zur Zukunftsdeutung geschaffen wurden, wie die Karten der Mademoiselle Lenormand oder die sogenannten „Kipperkarten“. Das bedeutet nicht, dass der Tarot das nicht könnte – er kann es sehr wohl. Aber das ist nicht der Grund, warum man sich mit ihm befasst.

Wenn „Wahrsagen“ bedeutet, dass die Wahrheit gesagt wird – dann wird man nicht enttäuscht werden. Wichtiger als die Geschehnisse der nächsten Zukunft ist zuerst die Gegenwart, die Analyse der Situation. Wo stehe ich und warum bin ich an diesen Punkt angekommen? Was wird geschehen, wenn ich mich auf diese oder andere Weise verhalte? Warum gerate ich immer wieder in solche Situationen und wie kann ich den Kreislauf unterbrechen? Ich stehe vor einer Entscheidung und brauche Hilfe. Ich weiß nicht, was ich tun soll in dieser oder jener Angelegenheit.

Der Tarot zeigt auch unangenehme Wahrheiten auf, er sagt eben „wahr“. Er ist eine Entscheidungshilfe, ein Analytiker, ein Traumdeuter, ein Ratgeber, eine hervorragende Meditationshilfe, natürlich auch ein Orakel, und tausendmal mehr. Aber er soll auch nicht mehr als eine Hilfe sein – denn die Möglichkeit, etwas zu ändern oder zu tun, liegt nur in uns selbst. Die Karten sind das Medium, die uns die Möglichkeiten aufzeigen, sie sind nicht der Zweck.

Jemand hat einmal gesagt, eine Tarot-Sitzung ist wie ein wohltuendes Gespräch mit einem sehr weisen und sehr machtvollen Freund, der uns genau kennt und uns nicht belügt. Verändern können allerdings letztendlich nur wir selbst alleine oder mit der Hilfe anderer Menschen etwas – der Tarot zeigt uns die Möglichkeiten und Wege dazu auf. Und er kann auch ein Licht auf die kommende Zeit werfen. Wir dürfen nur nicht vergessen, dass wir unser Leben täglich selber neu erschaffen und alles in uns liegt.

Der richtige Umgang mit dem Tarot

Richtig oder falsch ist eigentlich nicht die Frage. Es müsste heißen: „Was sollte ich beachten, damit sich mir der Tarot erschließt?“ Die häufigsten Fehler im Umgang mit diesem Medium entspringen der Erwartungshaltung. Anfänger sind oft etwas enttäuscht, da sie direkt und sofort ein klares Bild erwarten.

Nun ist es aber so, dass die Karten durch Symbole sprechen. Und diese wirken auf das Unterbewusstsein. Natürlich spielt die Wahl des Decks eine Rolle – so mancher konnte absolut nichts mit seinem Tarot anfangen, bis er auf ein anderes Deck umstieg, dessen Gestaltung ihm einfach mehr entsprach. Daher sollte man sich unbedingt beim Kauf die nötige Zeit lassen. Welche Bilder sprechen mich spontan an, bei welchem Stil habe ich ein gutes Gefühl? Und so weiter.

Der Neuling kann vermutlich mit den Namen der Arkanen nicht sehr viel anfangen – Namen wie „Der Herrscher“ oder „Die Hohepriesterin“ sind nicht unbedingt zeitgemäß, und ihre Bedeutung erschließt sich nicht so einfach. Zudem variieren die Namen von Deck zu Deck. Man kann sagen, es kommt auf das „Einlassen“ an – und auf die Geduld, die man bereit ist aufzubringen.

Ein großer Kenner der Materie hat einmal gesagt, wenn wir es zulassen, sprechen die Karten nicht nur, sie überschütten uns mit einem Wortschwall. Wenn die Tür einmal aufgestoßen ist, schließt sie sich nicht wieder und der Raum dahinter wird heller und größer.

Um sich richtig „einzulassen“, gibt es viele Methoden. Es wird oft geraten, die Karten nach der Reihenfolge zu betrachten und einfach die Bilder auf sich wirken zu lassen. Einfach die Gedanken schweifen lassen bzw. frei zu assoziieren ist eine sehr gute Methode. Fällt zum Beispiel irgendein Detail des Bildes ins Auge, fragt man sich: „Was bedeutet das für mich, wie ist dieser Gegenstand oder diese Farbe für mich belegt?“ Ohne dass man vorher nachgelesen hat, erschließt sich so ein ganz eigenes Bild einer Karte.

Die traditionelle Bedeutung ist nicht die einzig gültige, sondern auch die persönliche. Jeder findet mit der Zeit einige Lieblingskarten oder solche, die er überhaupt nicht mag. Hier kann man das Spiel wunderbar fortsetzen, indem man sich fragt, wieso diese Wirkung zustande kommt. Wieso mag ich den Mond nicht, oder warum spricht mich der Wagen so positiv an? Im Prinzip findet ein Gespräch mit den Karten statt, ein Austausch. Lässt man sich tatsächlich darauf ein, erfährt man überraschende Dinge über sich selbst. Verloren geglaubte Erinnerungen kommen unversehens wieder, oder man findet längst gesuchte Antworten. Es geht plötzlich wie von selbst.

Obwohl jedes gute Tarotbuch darauf hinweist, dass es keinen Sinn hat, nach „Ja oder Nein“ zu fragen, ist man häufig versucht, genau das zu erzwingen. Aber der Tarot ist sehr viel tiefgründiger. Man kann fragen: „Was wird geschehen, wenn ich das oder jenes tue, oder nicht tue?“ Die Karten werden einen Trend aufzeigen, der aber trotzdem veränderlich ist. Alles ist im Fluss, nichts stagniert für lange Zeit.

Das vermutlich wertvollste, die Analyse der Situation, wird von vielen ungeduldigen Neulingen nicht beachtet. Viele Legesysteme beziehen sich auf die jüngste Vergangenheit, die Gegenwart und die nächste Zukunft – ein Kompaktpaket sozusagen. Man könnte auch sagen, es werden das Problem, die Ursachen dafür und die Lösungsmöglichkeit angezeigt. Die Frage, ob man diese Woche im Lotto gewinnt, erübrigt sich also.

Für viele ist es auch verführerisch, bei negativem Bild solange zu „legen“, bis sich vermeintlich das zeigt, das dem Fragenden gefällt. Diese „Schummelei“ ist nichts weiter als Selbstbetrug. Der sogenannte Legetest, der auf der Annahme gründet, dass bei mehrmaligem Auslegen auf eine bestimmte Frage hin die gleichen Karten jeweils erscheinen müssten, erweist sich bei näherem Hinsehen als Irrtum. Denn eine einzige Angelegenheit hat tausende von Facetten – aber dennoch werden die Karten in der Basisbedeutung nicht abweichen. Dazu müssen nicht die gleichen Bilder erscheinen.

In den Fachbüchern werden meist verschiedene Varianten angezeigt, was die Bedeutung einiger Karten betrifft. Die tatsächliche, auf die jeweilige Situation bezogene Aussage ist allerdings je nach Lage und Umgebung der Karten variabel. Letztendlich ist auch die persönliche Bedeutung sehr wichtig. Diese kann einfach als wertvolle Ergänzung betrachtet werden, denn das Verständnis und Empfinden für Symbolik ist nicht bei jedem Menschen gleich.

Es gibt auch die Praxis, auf dem Kopf stehende Arkanen als negativ zu lesen, was die Auslegung vermeintlich erleichtert. Viele Fachleute sehen allerdings davon ab, da jede einzelne Karte die eine wie die andere Tendenz anzeigt. Ob das Bild als Warnung oder Hinweis auf negative Aspekte verstanden werden soll, ergibt sich wiederum aus dem Kontext der anderen Karten, und natürlich auch aus der Fragestellung.

Also ist klar, dass der Tarot kein schnelles Orakel im Vorbeigehen ist, sondern erforscht und entdeckt werden will. Wer diese Arbeit nicht scheut, wird durch völlig neue Perspektiven und Erkenntnisse belohnt werden. Und das ruhige Versenken in Bilder ist keine schlechte Methode, um Stress entgegenzuwirken und der inneren Ruhe ein Stück näher zu kommen.

Die großen Arkana

Die 22 Karten, die man die „großen Arkana“ nennt, repräsentieren nach Meinung vieler Eingeweihter den eigentlichen Tarot, das „Buch Thot“. Tatsächlich sind die restlichen 56 Karten, die kleinen Arkanen, nicht zwingend notwendig, um in diesem geheimnisvollen Buch zu lesen. Umgekehrt ist das nicht der Fall. Ohne die 22 ist nichts möglich.

Manche Legesysteme verwenden nur die „Großen“ und verzichten völlig auf den Kontext der „Kleinen“. Wer sich mit der Materie befasst, wird recht schnell entdecken, warum das so ist. Es gibt nichts, das nicht in den Symbolen des Tarot enthalten wäre – nichts, das „durch das Gitter fällt“, könnte man sagen.

Anfänger sind gut beraten, wenn sie sich vor allem für die großen Arkanen sehr viel Zeit nehmen, um sie kennenzulernen. Es gibt viele Wege, um sich ihnen zu nähern. So kann man mit dem ersten Bild anfangen und sich einen Tag lang um die Symbolik Gedanken machen – und man wird feststellen, dass man es gut und gerne Wochen tun könnte. Dann die zweite Karte, und so weiter, bis zur letzten. Eine andere Möglichkeit wäre auch, die gesamten 22 offen auszulegen und diejenige zu wählen, die einen gerade besonders anspricht. Jeder kann für sich einen spannenden Entdeckungsweg in die Welt des Tarot finden.

Bei vielen Decks wurde auf die bildliche Darstellung bei den kleinen Karten verzichtet und nur die Symbole in entsprechender Anzahl dargestellt – was niemals der Fall bei den Hauptkarten sein kann. Diese, und nur diese, tragen die uralten Symbole in sich, ohne die das Übermitteln nicht denkbar ist.

Eines der schönsten und auch verbreitetsten Decks ist der Rider-Waite-Tarot, auf den sich alle Beschreibungen beziehen. Die Gründe dafür sind, dass gerade bei dieser Ausgabe die Bilder sehr klar und übersichtlich sind, trotzdem aber sehr ansprechend.

Der Rider-Waite-Tarot zeigt die Symbolik ohne allzu viel kreatives Beiwerk und konzentriert auf das Wesentliche. Somit ist er gerade für Einsteiger sehr zu empfehlen. Zudem sind auch die kleinen Arkanen mit bildlichen Darstellungen versehen, was die Deutung sehr viel einfacher macht. Da es unzählige Decks in verschiedenen Stilen und Ausführungen gibt, wird hier die klare Symbolik des Rider-Waite besprochen, die auf die meisten anderen Decks anwendbar ist.

Die großen Arkanen sind ein in sich geschlossenes System, eine logische Entwicklungskette, die auf verschiedene Weise erfahren werden kann. Jede einzelne Karte kann in Interaktion mit einer beliebigen anderen treten und zeigt jeweils eine völlig andere Sicht. Stellen Sie sich vor, es gäbe ein Buch, das seinen Text jedes Mal verändert und anpasst, wenn man es aufschlägt, je nachdem was man erfahren möchte. Ein einziger Ratgeber, der für Sie persönlich geschrieben ist und der sich der jeweiligen Situation anpasst … genau das ist der Tarot, ob nun alle Karten benutzt werden oder nur die großen Arkana.

Die Karte 0: Der Narr

Frohen Mutes tänzelt er auf einem schroffen Grat, den Blick in den Himmel gerichtet und in lässiger höfischer Manier eine Rose haltend – so zeigt sich der Narr, die Karte mit der Zahl 0 des Rider-Waite-Tarot. Die Karte kann am Anfang oder am Ende der großen Arkana stehen, in dem Fall trägt sie die Nummer XXII.

Mit viel Gepäck belastet er sich nicht – alles was er braucht, befindet sich in einer kleinen Tasche. Mit ihm ein kleiner weißer Hund, der ebenso wie der Narr am Abgrund Kapriolen schlägt. Jeder weitere Schritt kann den Absturz bedeuten, doch das kümmert den Narren ebenso wenig wie den Hund. Er befindet sich in höheren Regionen, er atmet freie Luft und lässt sich von nichts belasten oder hemmen. Kindliches und gedankenloses Vertrauen in sein Glück lassen ihn da oben in den luftigen Gefilden wandeln, ohne auf den Weg zu achten – mit der Sonne im Rücken.

Ein richtiger Narr eben? Wie man es nimmt. Die Karte gehört ganz zum Element Luft, was auch durch die vorherrschende Farbe Gelb symbolisiert wird. Das bedeutet Veränderung, das Unerwartete, die Leichtigkeit, das Abenteuer. Der Narr auf dem Bild hat kein festes Ziel, er wandert mit großem Selbstvertrauen fürbass und harrt der Wunder, die ihm begegnen werden. Er vertraut auf sich und die Welt.

Der Hund steht für das Unbewusste, das Triebhafte, das hier possierlich den Possen seines Herrn folgt. Der kleine Hund ist weiß, das deutet auf Unschuld hin. Und unschuldig im Geiste ist der Narr. Er tut nichts Böses, er will nichts Böses – selbst wenn es ihm begegnet, erkennt er es nicht als solches. Und wenn, dann vertraut er auf seinen Stern, der ihn schützen wird. Der Narr repräsentiert auch das Kindliche in uns, das noch unschuldige Erkunden der Welt. Erst durch Erfahrung kommt Weisheit, oft wird sie teuer erkauft. Der Narr beginnt seinen Weg erst, und noch genießt er den Schutz der Unschuld.

Voller Selbstvertrauen findet er und sucht nicht, denn er weiß nicht, was er suchen sollte. Ihm fehlt nichts, er ist glücklich. Seine manierierte und übertriebene Haltung zeugt von Selbstironie oder der Fähigkeit, über sich ebenso rasch zu lachen wie über andere. Ein Betrachter mag das Bild hinreißend finden und lächelt bei der Betrachtung – ein anderer sieht nichts als einen eitlen Laffen, der von maßloser Selbstüberschätzung und Dummheit nur so strotzt.

Wie man den Narren sieht, hängt vom eigenen Standpunkt ab. Wer fähig ist, seinem inneren Kind Raum zu geben und zu spielen, fühlt sich auf Anhieb wohl bei der Karte. Oder auch jemand, der eine unausgesprochene Sehnsucht nach Loslassen und Leichtigkeit in sich trägt, weil er zu viele Pflichten und Verantwortung übernehmen musste.

Menschen, die den spielerischen Aspekt des Lebens leugnen und für sich ablehnen, die sich immer mehr und mehr aufladen und sich keine Minute der Entspannung gönnen, weil sie sich selber umtreiben – diese Menschen mögen ihn auf Anhieb nicht. Er macht ihnen Angst, könnte man sagen. Denn er spricht das an, was in jedem von uns vorhanden ist: Das innere Kind und den „reinen Toren“. Und vielleicht ist er klüger, als man denkt.

Das alles und viel mehr repräsentiert der Narr, der da in seinen Höhen in der reinen und unbelastenden Luft wie ein Tänzer seinen Weg findet, ohne ihn zu suchen oder auch nur zu bemerken.

Erscheint der Narr bei einer Sitzung, dann rät er für gewöhnlich dazu, die Dinge mit mehr Leichtigkeit anzugehen. Der schwere Kummer oder die Angst, die jetzt gerade die Seele verdunkelt, mag nichtig erscheinen im Angesicht dessen, was morgen kommt. Oder sie löst sich auf in der reinen Luft des jungen Tages.

Der Narr warnt vor der Schwere, vor dem Festklammern am Schmerz und dem Vertiefen der Probleme. Er ist auch ein Symbol für das positive Denken. Er, der keine Hindernisse wahrnimmt, warnt davor, sich selber welche zu bauen. Er möchte vielleicht, dass man den Ballast abwirft und ihm folgt auf seinem Spaziergang. Vielen von uns täte das wahrscheinlich sehr gut.

Aber jede Karte des Tarot zeigt auch die dunkle Seite der Dinge – ebenso kann der Narr vor allzu viel Blauäugigkeit warnen. Die Karte könnte in manchem Fall dazu aufrufen, sich genauer umzusehen und die Gedanken von den Luftschlössern weg und zu den greifbareren Dingen hinzuwenden. Tatsächlich könnte sie sagen: „Mach dich nicht zum Narren!“ Wie die Botschaft lautet, hängt natürlich von den weiteren Karten, die erscheinen, ab und auch von der Problematik des Fragenden.

Es gibt immer sehr viel mehr zu erfahren, als auf den ersten Blick erkannt wird. Der Tarot gibt niemals knappe Antworten ohne Kontext. Wenn sich der Sinn oder die Botschaft nicht erschließen will, dann liegt das am Fragenden. Nervosität oder Verkrampftheit, Kopfschmerzen oder sonstiges Unwohlsein sind nicht gerade die besten Voraussetzungen bei der divinatorischen Arbeit. In entspannter Aufmerksamkeit sind wir am empfänglichsten für die Botschaften des Tarot.

Es kann sehr hilfreich sein, die ausgelegten Karten, mit denen man so gar nichts anfangen kann, zu notieren und sie später oder am nächsten Tag wieder so zu legen, wie sie waren. Manchmal dauert es seine Zeit, bis sich der Sinn erschließt. Dann ist es wie beim Narren – man findet, ohne zu suchen.

Die Karte I: Der Magier

„Erkenne deine Möglichkeiten, alles ist offen.“ So spricht der Magier, die Karte mit der Nummer Eins. Diese Karte des Rider-Waite-Tarot zeigt einen weiß gewandeten Mann mit einem roten Umhang. Er hebt kraftvoll seinen Stab und zeigt damit in die Höhe, während er mit der anderen Hand nach unten weist, auf die Erde.

Eingeweihte wissen: „Es ist alles oben wie unten.“ Alles hat seine Entsprechung im Kosmos, das Gesetz ist überall gültig. Vor sich auf dem Tisch sieht man die Münze, das Schwert und den Kelch. Mit dem Stab sind das alle vier Elemente des Tarot, die er vorstellt – eigentlich ins Spiel bringt, sozusagen.

Über seinem Kopf sehen wir eine Lemniskate, das Zeichen für Unendlichkeit. Die Blumen deuten dabei auf lebendiges Wachstum hin. Das ganze Bild strotzt nur so von Aktivität, der Magier scheint zu rufen: „Möge das Spiel beginnen!“ Er fordert den Betrachter auf, sich seiner Kraft bewusst zu werden und vom Gedanken zur Tat zu schreiten. Die Umsetzung der Idee ist eine der vielen Bedeutungen der Karte. Vom Gedachten zur Tat, von der Ruhe zur Kraft. Das Bild symbolisiert auch den Willen, das Selbst, das sich auf den Weg begibt, zu verwirklichen, was es in sich trägt. Zwischen der rein geistigen Idee und der Verwirklichung steht der Magier, er ist das Bindeglied.

Er handhabt sicher alle Elemente und setzt sie ein, wo er es für nötig findet. Im Gegensatz zur vorigen Karte, der 0, ist hier alles zielgerichtet und bewusst. Und so fordert sie uns auch auf, die Dinge in die Hand zu nehmen und das Abenteuer zu beginnen. Wer diese Karte zieht, dem ruft sie zu: „Worauf wartest du, es liegt alles in deiner Hand. Die Mittel, um zu tun, was du tun willst, liegen alle in dir selber.“

Der Magier gibt immer den Rat, sich nicht allzu sehr auf andere zu verlassen. Er rät vom Abwarten ab und zeigt, dass es an der Zeit ist, zur Tat zu schreiten. Das ist immer seine Antwort auf Fragen, die alle Lebenslagen betreffen – er feuert an. Er warnt auch davor, sich in übertriebener Weise anzupassen und lenken zu lassen. In verfahrenen Lebenssituationen kommt diese Botschaft oft, die der Magier vermittelt. Menschen neigen dazu, ihre Probleme wie eine Mauer um sich herum aufzubauen und sich gewissermaßen damit selbst zur Bewegungsunfähigkeit zu verurteilen. Wer nichts tut, der macht nichts falsch. Das führt aber nur zur Verstärkung der Situation im negativen Sinne.

Menschen, die lange gehört haben, dass sie nichts können und nichts zustande bringen, bis sie es selber glauben, sollten sich intensiv mit dem Bild des Magiers befassen. Er kann sie eines anderen belehren und warnt auch vor der manchmal willkommenen Stagnation. „Das klappt ja doch nicht, ich werde das nicht schaffen“ – wer sich das immer wieder selber vorsagt, schafft sich neben einer guten Ausrede eine Insel, auf der er immer mehr vereinsamt. Dieser ständig wiederkehrende Satz, der bei jedem kleinen Missgeschick regelrecht aufgesagt wird, schafft mit der Zeit einen Kosmos, in dem es sich dann auch tatsächlich so verhält – und in dem der Mensch nicht verantwortlich ist für sein oft nur vermeintliches Scheitern.

Der Magier sagt, dass jeder für sich und seine Gedanken und Taten die Verantwortung übernehmen kann und muss, und dass jeder die Möglichkeiten hat, etwas in seinem Leben zu verändern und einiges zu bewirken. Die Karte steht in den meisten Fällen für ein begeistertes „Ja“, vorausgesetzt man wartet nicht ab, sondern ist im Begriff etwas zu tun.

Wer fragt, ob eine bestimmte Idee in die Tat umzusetzen ist, bekommt hier die Antwort. Wer wissen will, ob es an der Zeit ist etwas zu tun, wird aufgefordert. Wo der Magier erscheint, ist es Zeit zum Handeln. Und vor allem ist es Zeit, sich seiner Fähigkeiten und Kräfte bewusst zu werden. Wo der Narr sein Bündel lässig am Stab mit sich trägt und keinen Gebrauch davon macht, hat der Magier es aufgeschnürt und bedient sich des Inhaltes.

Die vier Elemente und das Wissen um uns selber tragen wir alle in uns, das ist uns mitgegeben. Es gibt Menschen, die ihre Begabungen so lange geleugnet haben, dass sie sie vergessen haben. Wie viele besinnen sich erst in mittlerem oder fortgeschrittenem Alter auf Fähigkeiten und Talente, die seit ihrer Jugend verschüttet waren, weil vielleicht nicht erwünscht oder weil es andere Hindernisse gab. In jedem Menschen liegen Schätze, die er heben kann. Das ist nicht vom Alter abhängig, sondern vom Willen und der Erkenntnis, dass man selber aktiv werden muss, wenn etwas erreicht werden soll.

Die Karte gibt aber auch den Rat, den Willen und die Tatkraft der anderen anzuerkennen und zu achten – dies bezieht sich auf den etwas negativen Aspekt des Magiers. Er warnt nämlich auch vor Übertreibung, vor manischem Arbeitszwang oder der Vorstellung, dass man alles selber tun müsse, damit es getan wird.

Alles an sich Positive kann in das Gegenteil verkehrt werden, wenn man das Maß der Dinge verliert. Das ist bei allem so, und das gilt auch für diese Karte. Wer an seine tatsächlichen Grenzen stößt, der akzeptiere sie. Aber man respektiere auch die Grenzen der anderen.

In jedem Menschen verbirgt sich schöpferische Kraft, die es zu entdecken gilt. Dem Geist sind keine Grenzen gesetzt, und der Verwirklichung nicht allzu viele.

Die Karte II: Die Hohepriesterin

Der Magier stand am Anfang der Tat, er ist die Tat – die Bewegung. Er ist der männliche Aspekt des Universums. Ihm gegenüber erscheint die Hohepriesterin, die das weibliche Prinzip verkörpert. Sie sitzt auf einem Thron und hält eine Buchrolle in der Hand, beim Rider-Waite-Tarot steht das Wort „Thora“ darauf geschrieben. Das deutet auf die Geheimnisse der Kabbala hin, das Tiefgründige.

Hinter ihr ist ein Vorhang, der den Durchgang zwischen zwei Säulen verdeckt – die Geheimnisse sind noch zu ergründen, der Pfad muss erforscht und gegangen werden. Das Tuch trägt ein Muster, das aus großen Granatäpfeln besteht – den Früchten des Lebens. Das Leben selber gilt es zu erforschen und zu erfahren, das eigene Universum. Nach dem Magier zeigt diese Karte nun die Dualität der Dinge auf – das Gegenüber. Nichts ist für sich zu betrachten, das Prinzip umfasst immer oben wie unten, rechts wie links, hell wie dunkel – die Dualität.

In den meisten Kulturen stand die Sonne für die männliche Kraft, und der Mond für das Weibliche, was auch in der Sprache seine Entsprechung fand (interessanterweise ist es in Deutschland gerade umgekehrt, hier heißt es „der Mond“ und „die Sonne“). Man ordnete die Leben spendende Kraft der Sonne dem Mann zu – das lichte und helle und offene, das Element des Feuers. Das Reich der Frau sah man als dem Mond zugehörig – sanftes Licht, Dämmer und auch das Wasser.

Die Hohepriesterin war die Wahrerin der Geheimnisse – diejenige, die den Schlüssel zum Wissen und vor allem zum Unbewussten in Händen hält. Auf der Karte rieselt der Faltenwurf ihres Gewandes wie ein Wasserfall über eine Mondsichel zu ihren Füßen, welche den zunehmenden Mond anzeigt. Wasser als Element ist den Gefühlen zugeordnet, und der Mond ist unter anderem ein Symbol für das Unbewusste.

Hier geht es um das verborgene Wissen im Innern, das seine Entsprechungen im Äußeren findet. Wenn sich die Hohepriesterin zeigt, ist es Zeit, den Dingen auf den Grund zu gehen. Sie verschafft Klarheit über vieles. Fast alles, was uns hemmt oder immer wieder schmerzt, hat seine Ursprünge im Unterbewussten. Dort liegen auch die Wurzeln für negative Kreisläufe, die wir immer wieder durchleben, weil wir nicht wissen, wie wir sie unterbrechen können. Da das Wasser ein Symbol der Karte ist, kann sie auch auf „nicht wissen wollen“ deuten – oder auf falsche Voraussetzungen, von denen man ausgeht.

Selbsttäuschung ist ebenfalls ein Thema der Hohepriesterin. In stärkerem Maße trifft das auf die Karte XVIII – den Mond – zu. Er zeigt die Dinge oft in trügerischem Licht – hier aber handelt es sich einfach darum, den Schleier ein wenig zur Seite zu schieben.

Die Hohepriesterin fordert uns auf, auf die innere Stimme – die Intuition – zu hören. Die Seele kennt meist die Antwort auf die gestellten Fragen, man muss nur hinhören. Eine intuitive Beurteilung einer Situation oder eines Menschen hat nichts mit Vorurteilen zu tun. Es ist das Wissen, das in uns liegt und das wie ein Schatz in uns selber ruht.

Ohne dass wir es wahrnehmen, sammeln wir Eindrücke und Wissen, das wir speichern von allerfrühester Kindheit an, denn das Unterbewusstsein vergisst nichts. Was wir „Intuition“ nennen, ist meist das nicht bewusste Anzapfen dieses gespeicherten Wissens. Der direkte Vorgang ist nicht bewusst, also nehmen wir keinen logisch nachzuvollziehenden Gedankengang wahr und glauben, wir hätten „rein aus dem Bauch heraus“ entschieden, oder eine unverhoffte Eingebung gehabt.

Einfach ausgedrückt: wir sehen die Rechenaufgabe und das Ergebnis – der Rechenweg bleibt unsichtbar, obwohl er völlig korrekt ist. Macht man sich dieser Vorgänge bewusst, wird klar, von welchem Wert die Intuition sein kann. Der logische Weg und der intuitive ergänzen sich, sie negieren sich nicht. Hier kommt es auf die Balance an, man sollte beide Möglichkeiten nutzen und, wo es möglich ist, miteinander verbinden. Der reine Kopfmensch wird ebenso wie der nur aus dem Gefühl heraus agierende scheitern.

Wenn die Hohepriesterin erscheint, kann sie sagen, dass wir genauer hinsehen sollen, dass wir uns nichts vormachen sollen, dass etwas vor uns verheimlicht werden soll, dass wir selber etwas verbergen, dass wir zu wenig wissen, dass wir uns seelisch weiterentwickeln sollen, und sie warnt vor allem vor Stillstand. Sie zeigt auch an, dass es Zeit ist, verdrängte Wahrheiten zu akzeptieren und auch zu integrieren.

Immer weist sie darauf hin, dass jede Münze zwei Seiten hat und man jede akzeptieren muss. Nicht immer ist alles so, wie es scheint. Sie kann Klarheit in verwirrte Gefühle bringen und sie ordnen helfen durch das Wissen um die Ursprünge. Sie gibt den Rat, auf die Traumbotschaften zu hören und zu lernen, sie zu verstehen. Gegebenenfalls ist es an der Zeit, von anderen Wahrheiten zu verlangen, um Klarheit zu haben.

Sie verkörpert die heilende Kraft der Spiritualität, die Macht der eigenen Seele. Sie ist das Gegenstück zum Magier, sie ist die Zauberin der Nacht. Sie ist eine Seite der Dualität.

Die Karte III: Die Herrscherin

Die linke und die rechte Hand, das Aktive und das Passive, der Kopf und das Herz, das Äußere und das Innere – die Dualität erst ist die schöpferische Kraft, symbolisiert durch die Herrscherin.

Sie sitzt inmitten von fruchtbarem Reifen und Wachsen. Alles um sie grünt und blüht und trägt üppig Frucht. Sie selber sitzt auf einem Thron, der mit roten Kissen ausgestattet ist und hält ein Szepter in der Hand. Ihr Gewand fällt in reichen Falten und ist mit Granatäpfeln gemustert, auf dem Haupt hat sie eine Sternenkrone. Zu ihren Füßen steht hoch der Weizen in prallen, goldenen Ähren.

Wer diese Karte intensiv betrachtet, dem kommt ganz bestimmt niemals das Wort „Mangel“ in den Sinn.

Die Erde selbst zeigt sich in verschwenderischem Reichtum und Fülle. Die Karte wird auch oft „Die Kaiserin“ genannt, und das ist die Frau auf dem Bild auch – eine Herrscherin, die zudem schwanger ist und somit das allumfassende Wachstum zeigt. Ihre Autorität ist auf ihrem Sein begründet, denn sie ist das Leben selbst, die personifizierte ernährende Erde und die weibliche Kraft und Macht.

Tatsächlich kann sie bei entsprechender Fragestellung eine Schwangerschaft anzeigen, wenn sie erscheint. Zudem sind auch Mütterlichkeit, Familie, Kinder und Ehe ihre Bereiche. Aber sie deutet vor allem auf erfolgreiche Beziehungen hin, seien sie geschäftlich oder emotional. Die Schwangerschaft symbolisiert meist, dass eine Idee oder etwas Neues am Reifen ist. Wachstum und positive Entwicklung sind ihre Botschaften. Sie verlangt keinen Gehorsam, sie hält nicht Hof – sie ist einfach, so wie die Naturgesetze. Die reine urwüchsige Kraft des Lebens. Ihr liegt nichts an Symbolen der Macht, ihre Kraft ist offensichtlich.

Sie steht für Kraft, Wille und Durchsetzungskraft. „Warum machst du dir Sorgen?“, scheint sie zu fragen, „Du hast alle Möglichkeiten und kannst aus dem Vollen schöpfen.“ Immer weist sie auf den vorhandenen Reichtum hin, der in jedem Menschen steckt.