Das große Ernährungsbuch bei Krebs - Fran Warde - E-Book

Das große Ernährungsbuch bei Krebs E-Book

Fran Warde

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Beschreibung

Grundlagen der Krebs-Ernährung und Rezepte in einem: Die Ernährungswissenschaftlerin Catherine Zabilowicz und die Köchin Fran Warde haben ein Ernährungsbuch mit über 80 Rezepten speziell für Krebspatienten zusammengestellt. Gerade bei Krebs-Erkrankung spielt die richtige Ernährung eine wichtige Rolle. Die Expertinnen nehmen die Leser in alle Stadien der Krankheit an die Hand – von der Diagnose, während der Behandlung und der Zeit danach. Dieser Antikrebs-Ernährungsratgeber liefert zum einen wichtiges Hintergrundwissen über gesunde Ernährung bei Krebs und beschreibt alle Behandlungsmethoden und Heilansätze. Zum anderen bietet er konkrete Gerichte zur Immunsystem-Stärkung, Entzündungs-Hemmung, Anregung des Appetits, Gewichtszunahme, Aktivierung von Darmbakterien, Versorgung mit Vitaminen, besonders B12 oder für das allgemeine Wohlbefinden. Die Rezepte sind geordnet nach den Kategorien: Start in den Tag, Energiespender für zwischendurch, ein vegetarischer Regenbogen, fantastischer Fisch, leckeres Fleisch, süße Verführer sowie Superfood für jeden Tag. Ein besonders einfühlsames neues Standardwerk, das die Betroffenen in Sorgen und Nöten abholt und ernst nimmt.

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Seitenzahl: 399

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Fran Warde / Catherine Zabilowicz

Das große Ernährungsbuch bei Krebs

Mit 80 heilsamen Rezepten

Knaur e-books

Über dieses Buch

Grundlagen der Krebsernährung und Rezepte in einem: Die Ernährungswissenschaftlerin Catherine Zabilowicz und die Köchin Fran Warde haben ein Ernährungsbuch mit über 80 Rezepten speziell für Krebspatienten zusammengestellt. Sie nehmen die Leser in alle Stadien der Erkrankung an die Hand – von der Diagnose, während der Behandlung und der Zeit danach.

Mit wichtigem Hintergrundwissen sowie konkreten Gerichten zur Immunsystemstärkung, Entzündungshemmung, Anregung des Appetits, Gewichtszunahme etc. Ein besonders einfühlsames neues Standardwerk, das die Betroffenen in Sorgen und Nöten abholt und ernst nimmt.

Inhaltsübersicht

WidmungVerzeichnis der RezepteEinleitungAktiv werdenFrans GeschichteCatherines GeschichteTeil 1 Krebs, Ernährung und Lebensweise1 Warum die Ernährung zähltEvidenzbasierte Medizin (EBM)2 Was ist Krebs eigentlich?Was hat den Krebs verursacht?Gene und EpigenetikMilieu und MikroumgebungKrebsstammzellenDie entscheidende Rolle der Mitochondrien beim Schutz vor KrebsZellatmung und Warburg-EffektFreie RadikaleEntzündungenDie ImmunabwehrDarmgesundheitHormone, Insulin und der insulinähnliche Wachstumsfaktor (IGF-1)AngiogeneseMetastaseStandard-TherapienBiopsieChirurgieChemotherapieStrahlentherapieBiopharmazeutika und gezielte TherapieHormontherapieWeitere Informationen3 Den Körper gesund ernährenNährstofftestsErnährungsberatungDas Richtige essenDie wichtigen Bausteine einer gesunden ErnährungProteine (Eiweiß)Fette – verdient schlechter Ruf?KohlenhydrateFakten zu BallaststoffenGemüse und Obst – jeden Tag ein RegenbogenSekundäre PflanzenstoffeHydratationSalzDie besten Anti-Krebs-LebensmittelKreuzblütengewächse (Brassicaceae)Kurkuma (Curcumin)Grüner TeeBlaue, rote & schwarze BeerenPilzeKnoblauch und ZwiebelnMeeresgemüse und JodLeinsamenWichtige NährstoffeKalzium und Vitamin DVitamin A – Retinoide und CarotinoideCoenzym Q10SelenZinkB-VitamineKüchenkräuter und GewürzeKräuterBasilikumDillZitronenstrauch, VerbeneMinzeOreganoPetersilieRosmarinEstragonThymianGewürzeKardamomChiliZimtGewürznelkenKorianderKreuzkümmelBockshornkleeIngwerSafranSäfte und SmoothiesTipps zu Säften und SmoothiesErnährungsfragenLohnen sich Bio-Lebensmittel?Bio-Qualität preiswerter einkaufenSind Milchprodukte gesund?Wie ungesund ist Zucker?Was ist so schlimm an Gluten?Soja und andere PhytoöstrogeneAlkoholGrundlagen der GesundheitDarmgesundheitSeien Sie gut zu Ihrer LeberGesunde KnochenSäure-Basen-HaushaltWohlfühlessenNahrung, die das Gehirn überlistetGarmethodenAchtsam essenBewegung4 Häufige Nebenwirkungen von Krebs und KrebstherapienStress vermeiden – einfacher gesagt als getan!ErschöpfungGewichtsverlust und KachexieAppetitlosigkeitGewichtszunahmeVerdauungsstörungenTrockener Mund und SchluckbeschwerdenMundgeschwüreGeschmacksveränderungenÜbelkeitSodbrennenVerstopfung und DurchfallSchlafstörungenNeutropenieSymptome der MenopauseDas »Chemohirn«Periphere NeuropathieGesunde Ernährung nach einer DarmoperationStomasDumping-SyndromBallaststoffarme Ernährung5 Alternative Therapien bei KrebsErnährungsansätzeDie ketogene DiätKalorienbeschränkung und IntervallfastenKurzzeitiges Fasten vor Beginn der ChemotherapieDie Gerson-TherapieDie Budwig-DiätEinsatz von NutraceuticalsAntioxidantiengaben während der BehandlungEnzymeMisteltherapieAprikosenkerne (Vitamin B17)Essiac-TeeEntgiftungKaffee-EinläufeCannabisHomöopathieAkupunkturTherapeutische HyperthermieHyperbare Sauerstofftherapie (HBO-Therapie)Hochdosiertes intravenöses Vitamin CLow-dose Naltrexone (LDN)LymphstimulationMassageReflexzonenmassageMeditationAchtsamkeit6 Leben nach der BehandlungSchlechte und gute GewohnheitenGewichtskontrollePalliativpflegeTeil 2 Die Nährstoff-KücheVorbereitungen für eine gesunde ErnährungGrundzutatenDas gehört in Küchenschränke und KühlschrankDas gehört aus der Küche verbanntNützliche UtensilienEntsafterSmoothiemaker und MixerKüchentippsGeflügel und FleischFetteBrüheMehlEierBohnenSamenSprossenNatürliches Protein und KalorienboosterKühlende KräuterGewürze gegen den metallischen Geschmack der ChemotherapieSeetangSäfte und SmoothiesStart in den TagPfannkuchen mit frischen Früchten, Joghurt & HonigErdbeer-Gläschen mit Cashewkernen & ChiasamenPorridge mit ChiasamenBirchermüsliWinterliches Trockenobst-KompottFrisches Früchte-Kompott der SaisonPochiertes Ei auf Spinat & HülsenfrüchtenEnergiespender für zwischendurchAufbau-SmoothieEnergie-Drink mit Grünkohl & AnanasSonnenaufgang im GlasRoter KracherHerzhafte Körner-KräckerSardinen-DipAvocado-Tofu-DipRote-Bete-Ricotta-DipHummusWarmer Quinoa-SalatEin vegetarischer RegenbogenPikante Rote-Bete-Kokos-SuppeKohl- & Bohnensuppe mit Paranuss-PestoNudelsuppe mit gemischten Pilzen & pochiertem EiLinsen-Spinat-SuppeAmarant-TabouléRote-Bete-Salat mit ZiegenkäseWeicher Rohkostsalat mit Budwig-DressingWassermelonensalat mit Feta & GranatapfelkernenBunter KrautsalatGebackene Süßkartoffel mit BüffelmozzarellaGrünkohl-Champignon- Omelett mit HarissaKürbis-Süßkartoffel-Tajine mit ChermoulaBlumenkohl-Spargel-PfanneIndischer BlumenkohlBlumenkohl-Bohnen-PüreeKühlschrank-FrittataRotes Dhal mit geriebener ZucchiniGefüllte Rote PaprikaPerlgraupen-Risotto mit Seetang & PilzenPikanter Tofu mit GemüseGeschmorte AuberginePhantastischer FischMakrelen-Salat mit schwarzen BohnenAvocado-Lachs-SandwichChia-Lachs-Küchlein mit Avocado-Dill-SalatOfenforelle mit Grünkohl & HirseFischsuppeKedgeree mit BlattgemüseLachs und Puy-Linsen mit KoriandersoßeDorschrücken in der KörnerkrustePapayasalat mit gegrilltem FischKrebsfleisch mit Zucchini-SpaghettiLeckeres FleischDuftendes Kräuter-Mandel- Hähnchen mit QuinoaThailändische HähnchenpfanneKohlsuppe mit Putenbrust & AugenbohnenIndisches Hähnchenleber-CurryAsiatische Brühe mit Ente, Buchweizennudeln & BlattgemüseShepherd’s Pie mit Kartoffel-Wirsing-HaubeLamm-TajineKräftigende Rinderbrühe mit KräuternEinfaches Steak mit asiatischer Power-ButterChili con Carne mit Bohnen & grün-weißem GemüsereisRindfleisch-Eintopf mit Süßkartoffel & KurkumaSchweinelende mit Zitronencremesoße & SalbeiSüße VerführerIn grünem Tee pochierte Pfirsiche mit Honig & MandeljoghurtHafer-Beeren-RiegelSchoko-Walnuss-BrowniesBananen-Dattel-BrotEnergiebombenFrüchtebrot mit Körnern & NüssenSuperfood für jeden TagDinkel-SodabrotSauerkrautKimchiFrüchte-Chutney10-Gemüse-TomatensoßeBeste BrühenSamen-Power-PulverChermoulaParanuss-PestoCashew-CremeSelbstgemachtes HarissaTrauben-Heidelbeer- KonfitüreMandelmilchSelbstgemachte TeesMiso-SuppeSchneller Salat mit Hülsenfrüchten, Nüssen und AvocadoErnährungstagebuchGlossarBibliographieHilfreiche Webadressen für den deutschsprachigen RaumZum Thema KrebsSpeziell zur ErnährungZur ForschungMaggie’s CentresMaggie’s CentresDankRegister
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Dieses Buch ist allen gewidmet, die von Krebs betroffen sind und die versuchen, neben der schulmedizinischen Krebsbehandlung einen integrativen Ansatz zu finden.

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Verzeichnis der Rezepte

Start in den Tag

Pfannkuchen mit frischen Früchten, Joghurt & Honig

152

Erdbeer-Gläschen mit Cashewkernen & Chiasamen

154

Porridge mit Chiasamen

156

Birchermüsli

157

Winterliches Trockenobst-Kompott

159

Frisches Früchte-Kompott der Saison

160

Pochiertes Ei auf Spinat & Hülsenfrüchten

161

Energiespender für zwischendurch

Aufbau-Smoothie

166

Energie-Drink mit Grünkohl & Ananas

166

Sonnenaufgang im Glas

167

Roter Kracher

167

Herzhafte Körner-Kräcker

169

Sardinen-Dip

170

Avocado-Tofu-Dip

171

Rote-Bete-Ricotta-Dip

173

Hummus

174

Warmer Quinoa-Salat

175

Ein vegetarischer Regenbogen

Pikante Rote-Bete-Kokos-Suppe

178

Kohl- & Bohnensuppe mit Paranuss-Pesto

181

Nudelsuppe mit gemischten Pilzen & pochiertem Ei

183

Linsen-Spinat-Suppe

184

Amarant-Taboulé

185

Rote-Bete-Salat mit Ziegenkäse

186

Weicher Rohkostsalat mit Budwig-Dressing

187

Wassermelonensalat mit Feta & Granatapfelkernen

188

Bunter Krautsalat

190

Gebackene Süßkartoffel mit Büffelmozzarella

192

Grünkohl-Champignon- Omelett mit Harissa

193

Kürbis-Süßkartoffel-Tajine mit Chermoula

195

Blumenkohl-Spargel-Pfanne

196

Indischer Blumenkohl

198

Blumenkohl-Bohnen-Püree

199

Kühlschrank-Frittata

200

Rotes Dhal mit geriebener Zucchini

202

Gefüllte Rote Paprika

203

Perlgraupen-Risotto mit Seetang & Pilzen

204

Pikanter Tofu mit Gemüse

206

Geschmorte Aubergine

207

Phantastischer Fisch

Makrelen-Salat mit schwarzen Bohnen

211

Avocado-Lachs-Sandwich

212

Chia-Lachs-Küchlein mit Avocado-Dill-Salat

214

Ofenforelle mit Grünkohl & Hirse

215

Fischsuppe

216

Kedgeree mit Blattgemüse

218

Lachs und Puy-Linsen mit Koriandersoße

219

Dorschrücken in der Körnerkruste

220

Papayasalat mit gegrilltem Fisch

223

Krebsfleisch mit Zucchini-Spaghetti

224

Leckeres Fleisch

Duftendes Kräuter-Mandel- Hähnchen mit Quinoa

228

Thailändische Hähnchenpfanne

230

Kohlsuppe mit Putenbrust & Augenbohnen

231

Indisches Hähnchenleber-Curry

233

Asiatische Brühe mit Ente, Buchweizennudeln & Blattgemüse

234

Shepherd’s Pie mit Kartoffel-Wirsing-Haube

236

Lamm-Tajine

238

Kräftigende Rinderbrühe mit Kräutern

239

Einfaches Steak mit asiatischer Power-Butter

240

Chili con Carne mit Bohnen & grün-weißem Gemüsereis

243

Rindfleisch-Eintopf mit Süßkartoffel & Kurkuma

244

Schweinelende mit Zitronencremesoße & Salbei

245

Süße Verführer

In grünem Tee pochierte Pfirsiche mit Honig & Mandeljoghurt

248

Hafer-Beeren-Riegel

251

Schoko-Walnuss-Brownies

252

Bananen-Dattel-Brot

254

Energiebomben

255

Früchtebrot mit Körnern & Nüssen

256

Superfood für jeden Tag

Dinkel-Sodabrot

260

Sauerkraut

262

Kimchi

263

Früchte-Chutney

264

10-Gemüse-Tomatensoße

265

Beste Brühen

266

Samen-Power-Pulver

268

Chermoula

270

Paranuss-Pesto

271

Cashew-Creme

271

Selbstgemachtes Harissa

272

Trauben-Heidelbeer- Konfitüre

273

Mandelmilch

274

Selbstgemachte Tees

277

Miso-Suppe

278

Schneller Salat mit Hülsenfrüchten, Nüssen und Avocado

279

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Einleitung

Aktiv werden

Dies ist ein positives Buch. Wir hoffen, es macht Ihnen Mut und bestärkt Sie darin, dass Sie als Krebsbetroffener mit einer gesunden Ernährung und einem gesunden Lebenswandel Ihre Lebensqualität und vielleicht auch Ihre Lebenserwartung stark verbessern können. Für Krebspatienten und ihre Angehörigen haben wir hier die wichtigsten Fakten über Krebs, Ernährung und Lebensstil zusammengetragen und bieten eine Reihe köstlicher, einfach zuzubereitender Gerichte, die Ihnen den Start in eine gesunde Ernährung erleichtern.

Mit diesem Buch und den weiterführenden Informationen können Sie sich mit solidem Hintergrundwissen wappnen, das Ihnen gegen die Hilflosigkeit und Angst helfen wird, die Sie unweigerlich verspüren, während Sie durch den Wirbel aus Krankenhausaufenthalten, ungewohnter Fachsprache, Behandlungsplänen und Untersuchungen tappen. Wir möchten Ihnen ein Verständnis dafür vermitteln, wie Ernährung, Lebensweise und Behandlungsmöglichkeiten mit der Entwicklung von Krebszellen und Tumoren zusammenhängen. Wir möchten Ihnen zeigen, wie Sie dadurch, dass Sie in Ihrem Körper eine optimale Umgebung für gesunde Zellen schaffen, gleichzeitig dafür sorgen, dass Krebszellen Mühe haben, in dieser für sie feindlichen Umgebung zu überleben.

Was die Erforschung und Behandlung von Krebs angeht, bricht gerade eine neue Ära an. Wir hoffen, Sie ehrlich und aufrichtig mit Fakten ausstatten zu können, die Sie befähigen, eine aktive Rolle in Ihrer Krebsgeschichte zu übernehmen, so, wie es die Maggie’s Centres in Großbritannien, in denen wir aktiv sind, vorsehen. Egal, ob Sie ein erhöhtes Krebsrisiko haben, frisch diagnostiziert wurden oder bereits eine Behandlung hinter sich haben und das Wiederauftreten des Krebses verhindern wollen – es ist nie zu spät, Ernährung und Lebensweise umzustellen.

Die wichtigste Inspiration für dieses Buch war Maggie Keswick Jencks’ A View from the Front Line (»Ein Ausblick direkt von der Front«), das auf der Maggie’s Website erhältlich (s. S. 295; nur in englischer Sprache) und sehr lesenswert ist. Die Arbeit mit Krebspatienten zeigt, dass die Übernahme einer proaktiven Rolle der wichtigste aller Schritte ist, die sie selbst machen können. Jeder Mensch muss über seine Krankheit – genau wie über sein Leben – selbst bestimmen können. Die Rolle des »aktiven Partners« gibt dem Erkrankten diese Selbstbestimmung zurück und hilft ihm auch in Phasen, in denen er emotional Achterbahn fährt.

Möglicherweise stehen Ihnen verschiedene Behandlungsalternativen offen. Wenn man Sie zu einer Entscheidung drängt, denken Sie immer daran, dass ein paar Tage oder sogar Wochen (je nach Diagnose) vermutlich keinen großen Unterschied machen, Ihnen aber vielleicht Zeit und Raum geben, die Alternativen zu durchdenken und zu entscheiden, was für Sie richtig ist. Sie können helfen, Körper und Geist auf das Kommende vorzubereiten. Es ist allzu verständlich, dass man in Panik verfällt und sich dazu treiben lässt, möglichst schnell mit der Behandlung zu beginnen. Und natürlich ist bei hochgradigen Tumoren und in einigen akuten Situationen ein radikaler Eingriff oder eine sofortige und aggressive Behandlung die einzige Rettung. Lassen Sie sich von Ihrem Onkologen und Ärzteteam anleiten, aber denken Sie immer daran, dass die Ärzte für Sie da sind und Sie das Recht haben, den Weg zu wählen, der für Sie der stimmigste ist.

Wir möchten Sie ermutigen, Fragen zu stellen und alle Möglichkeiten auszuloten. Wir wissen, dass es nicht immer leicht ist, proaktiv zu sein, und dass eine passivere Rolle manchmal einfacher erscheint. Nehmen Sie dieses Buch als Wegweiser und Motivation und nutzen Sie die Quellen im Anhang, um sich umfassend zu informieren. Sie dürften hilfreicher sein als das Durchforsten des Internets, was häufig widersprüchliche Ratschläge zutage fördert, die noch mehr verwirren und Angst machen. Nach der Krebsdiagnose und vor allem während der Behandlung ist der Erhalt der Lebensqualität neben der möglichst langen Eindämmung des Krebses das wichtigste Anliegen vieler Menschen. Dabei kann die Ernährung sehr helfen.

Für ihr Buch 9 Wege in ein krebsfreies Leben sprach Kelly A. Turner mit Menschen aus aller Welt, die eine Radikalremission, also eine unerwartete Rückbildung des Krebses erlebt hatten. Dabei entdeckte sie neun entscheidende Faktoren. Zwei davon waren die radikale Umstellung der Ernährung und die Einnahme von Kräutern und Nahrungsergänzungsmitteln. Die restlichen Faktoren betrafen die Psyche. Vermutlich ist die Kombination verschiedener Ansätze schlussendlich hilfreich, aber der Einfluss der Psyche kann gar nicht überbewertet werden. Wir glauben, dass niemand ohne Hoffnung sein sollte, und genau sie wollen wir mit diesem Buch ebenfalls vermitteln.

Frans Geschichte

Nachdem ich meine Mutter ganz plötzlich durch Krebs verlor, wollte ich versuchen, diese Krankheit positiv zu verstehen. Meine erste Anlaufstelle war das Maggie’s Centre in West London, da ich in der Nähe wohne. Ich wusste wenig über die Organisation, abgesehen davon, dass ich vor vielen Jahren ein Benefiz-Abendessen für sie veranstaltet hatte. Nach einigen Besuchen und Treffen – und nachdem ich nach langem Staunen über die wundervolle Architektur den Mund wieder zubekommen hatte – fing ich dort als freiwillige Helferin an. Ich hatte so etwas noch nie zuvor getan und auch nie viele Menschen mit Krebs getroffen. Ich fühlte mich geehrt, jetzt diese Möglichkeit zu erhalten.

An meinem ersten Tag machte ich mich in der Küche nützlich, versuchte überall auszuhelfen und fing an, mich auf die Besucher des Zentrums einzulassen. Meine Gefühle waren aufgewühlt, da ich noch sehr um meine Mutter trauerte. Aber ich befahl mir, mich zusammenzureißen: »Hör auf, Fran, es geht um die anderen, nicht um dich!« Die Wochen vergingen, und ich traf auf wunderbare Menschen, die an Krebs in unterschiedlichen Stadien litten, und ihre Familien. Ich war erstaunt, wie sie es schafften, in dieser schwierigen Zeit so gelassen und pragmatisch zu bleiben. Ich glaube, dass die Maggie’s Centres Oasen sind, die diese positive Einstellung fördern.

In dieser einzigartigen Umgebung arbeitet ein phantastisches Team von Menschen, die bereit sind, jedem, der durch die Tür kommt, zu helfen und Rat zu geben. In der Küche traf ich auf Catherine, die Ernährungsberaterin des Zentrums, die Seminare zum Thema Krebs und Ernährung gibt, und ich fing an, sie zu Gesprächen mit Menschen, denen sie half oder geholfen hatte, zu begleiten. Sie mochten sie so sehr, dass sie immer wieder ihren Rat suchten.

Catherine war ein Quell einfach verständlichen, praktischen Ernährungswissens. Ich war fasziniert. Wir unterhielten uns endlos übers Essen, und ich merkte, dass wir die Vorliebe für gute, gesunde und selbstgekochte Dinge teilten. Ich wusste zwar schon einiges über Lebensmittel, aber nun lernte ich noch viel mehr über Samen, Nüsse, Öle, Kurkuma, die Regenbogen-Diät, die Pflege des Darms – die Themen waren schier endlos, und alles, was Catherine sagte, faszinierte mich. Da ich schon einige Kochbücher geschrieben hatte, schlug ich ihr vor, dass wir gemeinsam ein Kochbuch mit leckeren und gesunden Rezepten und Ernährungsratschlägen für Krebspatienten schreiben könnten. Das Buch, das Sie nun in der Hand halten!

Ich habe von Catherine so viele Ernährungstipps bekommen: Wie ich supereinfach Mandelmilch selbst machen kann, dass man mit ein paar frisch gemahlenen Samen einen Eintopf andickt, dass Pilze Vitamin D entwickeln, wenn man sie in die Sonne legt, dass man möglichst viel Kurkuma essen, Zucker durch nährstoffreichere Alternativen ersetzen und immer nur reinen Imkerhonig (kalt geschleudert und nicht weiterverarbeitet) kaufen sollte … Die Liste der Tipps geht noch weiter, und Sie finden sie alle in diesem Buch und seinen Rezepten.

Also ran an den Kochtopf! Das große Ernährungsbuch bei Krebs wird Ihnen und Ihrer Gesundheit rundum guttun.

Catherines Geschichte

Mein kulinarischer Weg mit Krebs begann, als bei meinem Sohn Sebastian mit sieben Jahren akute lymphatische Leukämie diagnostiziert wurde. Ich war zwar der Meinung, dass wir uns grundsätzlich gesund ernährten, da wir fast alles von Grund auf selbst kochten, aber es gab noch Raum für Verbesserungen. Wir stellten unsere Ernährung auf Bioprodukte um und erfreuten uns an unserer wöchentlich gelieferten Gemüsekiste. Wir versuchten glutenfreie Ernährung (was mit Tränen endete) und machten regelmäßig Saftkuren.

Ich verbrachte die dreieinhalb Jahre der erfolgreichen Behandlung meines Sohns aber auch damit, in Forschungsbeiträgen und im Internet nach Belegen für den Zusammenhang zwischen Ernährung, Lebensweise und Tumorzellen zu suchen. Danach wollte ich immer mehr wissen und studierte vier Jahre lang Ernährungsmedizin und hängte noch ein postgraduales Studium an, wobei ich mich auf Ernährung und Onkologie spezialisierte. Das war vor fünfzehn Jahren. Sebastian ist heute Biochemiker und möchte in der Krebsforschung arbeiten.

Mein Grundstudium schloss eine kleine Pilotstudie mit ein, die die Auswirkungen der Chemotherapie auf die Darmfunktion und mögliche Langzeitschäden untersuchte. Dieser Studie habe ich es zu verdanken, dass ich als Ernährungsberaterin bei Maggie’s West London eingestellt wurde, wo ich seit der Eröffnung des Zentrums 2008 regelmäßig Ernährungsseminare abhalte. Ich bin davon überzeugt, dass der Erhalt und die Wiederherstellung der Darmfunktion für das Wohlbefinden der Krebspatienten und ihre weitere Gesundheit absolut notwendig sind. Der Darm ist daher ein wichtiges Thema in meinen Seminaren und in diesem Buch.

Außerdem arbeite ich neben einigen sehr erfahrenen Fachleuten für Body Soul Nutrition und engagiere mich für die Wohltätigkeitsorganisation Matthew’s Friends, die anfangs an Epilepsie erkrankten Kindern durch ketogene Diät (s. S. 114) half, sich inzwischen aber auch mit der Onkologie befasst. Die Erforschung von Krebs und ketogener Therapie hat in den USA Fahrt aufgenommen. In Großbritannien laufen dazu Fallstudien, und eine klinische Studie mit Hirntumorpatienten ist in Vorbereitung.

Ich glaube, dass ich aufgrund der vielen Erfahrungen, die ich über die Jahre gesammelt habe, die Nöte und Bedürfnisse von Krebsbetroffenen und die Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen, gut verstehe. Ich weiß noch genau, wie hilflos ich mich nach der Diagnose meines Sohnes fühlte. Ich habe seither viel darüber gelernt, wie man Menschen auf dem Weg durch diesen Irrgarten helfen kann. Ich hoffe, dass Ihnen dieses Buch all die Informationen bietet, für die ich damals so dankbar gewesen wäre.

Sebastians Geschichte

Ich erinnere mich gut daran, wie ich mich als Kind darauf gefreut habe, »normales« Essen zu essen – so etwas wie Chicken Nuggets oder Pommes frites –, wenn ich Freunde besuchte. Erst einige Jahre später fing ich an, die köstlichen und nährstoffreichen Mahlzeiten wirklich zu schätzen, die meine Eltern kochten. Heute bin ich dankbar, dass ich mit dem Wissen um den hohen Wert gesunder Ernährung aufgewachsen bin, um ihre Wirkung auf unser Wohlbefinden und natürlich um ihre krebsbekämpfenden Aspekte. Je älter ich wurde, umso weniger spannend fand ich Kekse, Chips und Süßigkeiten, und auch wenn mein Studentenbudget meine Hingabe an gesundes Essen auf die Probe stellte, schmeckt mir jedes herzhafte, gesunde, selbstgemachte Essen besser als Fertiggerichte. Als Biochemiker weiß ich heute umso besser, wie wichtig es ist, was wir unserem Körper zuführen, und ich glaube, dass jeder Leser, ob Krebspatient oder nicht, von diesem Buch profitieren kann.

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Teil 1Krebs, Ernährung und Lebensweise

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1Warum die Ernährung zählt

Ich höre immer wieder: »Aber ich habe mich doch gesund ernährt und gesund gelebt und trotzdem Krebs bekommen.« Ich verstehe das, weil ich genau dasselbe dachte, als mein Sohn die Diagnose Leukämie bekam. Ich habe mich schon immer für Essen und Ernährung interessiert und dachte, unsere Familie ernähre sich gesund. Dann schlug der Krebs zu, und ich fragte mich, ob sich meine Begeisterung für gesundes Essen gelohnt hatte. Aber dann sagte ein Freund, vielleicht wäre die Prognose meines Sohnes weniger gut, wenn wir nur Junkfood gegessen hätten. Das machte mir Mut, und heute zeigt mir meine Erfahrung mit vielen Krebspatienten, dass diejenigen, die sich schon vorher vernünftig ernährt haben, oftmals besser mit der Behandlung zurechtkommen und weniger unter Nebenwirkungen zu leiden haben.

Aber auch wenn Sie bisher nicht supergesund gegessen haben, müssen Sie sich nicht verrückt machen. Es ist nicht schwer, die Ernährung umzustellen, die Nährstoffzufuhr zu erhöhen und auf den Blutzuckerspiegel zu achten. Für all das ist es nie zu spät. Ich möchte Sie wachrütteln, schließlich wissen wir nie, was uns in Sachen Gesundheit erwartet. Ernähren wir unseren Körper also gut, damit er für Herausforderungen gewappnet ist.

Krebs ist keine klar abgegrenzte Krankheit – es gibt unterschiedlichste Krebsarten. Außerdem reagiert jeder Mensch anders, daher ist auch die Erfahrung jedes einzelnen Patienten individuell verschieden. Somit ist eine ganzheitliche Betrachtung sehr wichtig, die nach tief liegenden Ursachen und den treibenden Kräften für das Tumorwachstum fragt. Die in und um unsere Zellen existierenden Bedingungen, häufig auch »internes Milieu« genannt, können das Gedeihen des Krebses fördern. Daher gilt es, diese Umgebung für Krebszellen so unangenehm wie möglich und für gesunde Zellen so gastlich wie möglich zu gestalten. Es steht außer Zweifel, dass wir dieses Milieu mit dem, was wir unserem Körper zuführen, beeinflussen.

Die Biochemie des Körpers wird in einem großen Maß davon bestimmt, was er als Treibstoff erhält. Es ist wie beim Auto: Füllt man den falschen Treibstoff ein, frisst sich der Motor fest. Mit dem richtigen Treibstoff, gut geölt und gut gepflegt, schnurrt er wie ein Kätzchen. Mit ausreichend Pflege und Nährstoffen kann man dem Körper helfen, sich selbst zu heilen. »Wir sind, was wir essen« mag vereinfacht und klischeehaft klingen, schließlich müssen wir auch dafür sorgen, dass die Nährstoffe aufgenommen und effizient genutzt werden, aber es ist ein guter Ausgangspunkt, um mit einer so vielschichtigen Erkrankung wie Krebs umzugehen.

Seit ich dieses Buch plante, habe ich Besucher des Maggie’s Centre gefragt, was sie sich von einem solchen Buch wünschen würden. Die Antwort lautete immer: klare Aussagen darüber, was sie essen und was sie nicht essen sollten. Ich kenne die Verunsicherung: Immer wenn man gerade beschlossen hat, den Vorratsschrank mit etwas zu füllen, das angeblich krebsbekämpfende Eigenschaften hat, liest man an anderer Stelle, man solle nicht zu viel davon essen oder es nur in einer bestimmten Zubereitung zu sich nehmen, weil genau dasselbe Nahrungsmittel sonst den Krebs begünstigt. Keiner scheint zu wissen, was das Beste für einen ist. Man verzweifelt und steht kurz davor, einfach aufzugeben.

Lebensmittel, Diäten und Ernährung gehören zu den umstrittensten Themen, die es gibt. Anscheinend hat jeder eine Meinung dazu, die er auch unbedingt mitteilen muss – besonders, wenn man gerade eine Krebsdiagnose bekommen hat. Es gibt so viele Diättrends, teils sehr fragwürdige Behauptungen und Massen von Medienberichten über die neuesten »revolutionären« Heil- und Nahrungsmittel, die Krebs aufhalten können. Leider sind diese Informationen häufig unsinnig oder falsch, oder sie stammen aus Einzelstudien, die es nie bis zur klinischen Erprobung geschafft haben (mehr dazu unter der nächsten Überschrift).

Das Problem ist, dass die Ernährungswissenschaft recht jung ist. Sie kann bisher noch kaum verbindliche Aussagen treffen, da die Forschung ständig voranschreitet. Zudem verändern sich die Informationen mit neuen Erkenntnissen über das Verhalten der Krebszellen. Allerdings macht die Forschung gerade immense Fortschritte, wenn es um die heilenden und den Krebs bekämpfenden Eigenschaften von Nahrungsmitteln geht. Im Jahr 2007 veröffentlichte der World Cancer Research Fund (WCRF) einen Bericht über die systematische Erforschung des Zusammenhangs zwischen Ernährung, körperlicher Aktivität, Körpergewicht und Krebsprävention, der nun regelmäßig aktualisiert wird. Übereinstimmend wird festgestellt, dass eine Ernährung mit sehr viel Pflanzlichem das Krebsrisiko senkt.

Niemand kann heute mehr behaupten, Nahrung sei nicht auch Medizin. Immer mehr Menschen fällt zudem auf, dass vieles von dem, was wir essen, überhaupt nichts mehr mit natürlicher Nahrung zu tun hat. Wir wissen heute, dass es zwingend notwendig ist, sich mit frischen, natürlichen und nährstoffreichen Produkten ausgewogen zu ernähren. Sie sollten möglichst wenig industriell verarbeitet sein, damit die Nahrung so wirken kann, wie von der Natur vorgesehen. Es gibt Anti-Krebs-Diäten, die einen veganen Ansatz verfolgen, andere, die auf einen hohen Fettanteil und wenig Kohlenhydrate setzen, und einige mit individuellerem Ansatz. Aber alle beharren darauf, dass viele pflanzliche Nahrungsmittel und allen voran grünes Blattgemüse auf jeden Ernährungsplan gehören.

Dieses Buch möchte Ihnen helfen, ein Gespür dafür zu entwickeln, welche Lebensmittel Ihnen während Ihrer Krebserkrankung und darüber hinaus möglichst viel Kraft und Gesundheit geben können. Wenn wir die Bedeutung von nährstoffreicher Nahrung und ihre Wirkung auf den Lebenszyklus einer Krebszelle erkennen, können wir unsere Lebensmittel in ganz neuem Licht betrachten. »Hegend/pflegend«, »köstlich« und »nährstoffreich« sind meine Lieblingsworte, da sie zusammenfassen, wie Nahrung sein sollte. Wer Nahrung als etwas Schönes und Wunderbares mit dem Potenzial zum Heilen begreift, beginnt zu verstehen, welche Macht und Kontrolle er über seinen Körper, seine Gesundheit und sein Leben hat.

Unsere Beziehung zur Nahrung ist häufig sehr komplex. Aber die erstaunlichen Selbstheilungskräfte des Körpers zielen, wenn man sie ein wenig lenkt, immer auf die Gesundheit ab. Wir unterstützen sie, wenn wir im Einklang mit dem Körper sind und darauf hören, was er uns sagt. Nahrungsmittel, die für den einen gut verdaulich sind, müssen es für den anderen nicht sein. Seien Sie daher sanft zu Ihrem Körper. Ein Ernährungstagebuch (s. S. 280) kann helfen, mögliche Intoleranzen zu erkennen. Vor allem am Anfang einer Ernährungsumstellung empfiehlt es sich unbedingt.

Da aber auch der Geist eine wichtige Rolle spielt, müssen Sie sich mit der Umstellung Ihrer Ernährung und Ihres Lebensstils wohl fühlen und daran glauben, dass sie etwas bewirken. Wir alle kennen den Placeboeffekt: Wenn wir glauben, dass uns etwas guttut, kann sich das erstaunlich positiv auf unsere Gesundheit auswirken.

Ich glaube, dass wir lernen sollten, was bei einer Krebserkrankung in unserem Körper passiert, damit wir erkennen, welche Schritte wir zu einer positiven Veränderung unternehmen können. Kapitel 2 umreißt daher grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Krebs. Ansonsten sollten wir aber vielleicht auf allzu viel Wissenschaft verzichten und lieber ein inneres Verständnis dafür entwickeln, dass unser Körper für stark verarbeitete und chemisch behandelte Lebensmittel einfach nicht gemacht ist. Das Beste, was wir ihm bieten können, ist eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung mit möglichst frischen, größtenteils pflanzlichen und vollwertigen Nahrungsmitteln aus möglichst natürlichem oder Bio-Anbau. Dafür benötigen wir keine wissenschaftliche Studie.

Erscheint Ihnen das ein wenig extrem? Ich glaube, dass ein Übermaß – auch an »extrem gesunden« Dingen – schädlich ist und die Biochemie des Körpers aus dem Gleichgewicht bringen kann. Ausgewogenheit ist der Schlüssel. Ich glaube, dass eine gelegentliche Leckerei nicht schadet und uns aufmuntert. Das gilt aber nur, wenn wir uns ansonsten nährstoffreich ernähren, so dass alle Körpersysteme optimal versorgt werden. Dann kann es der Körper wegstecken, wenn wir mal weniger gut essen oder den Lebenswandel kurzzeitig etwas schleifen lassen. Wenn Sie also ab und zu Lust auf ein Glas Alkohol haben, bei einem Geburtstag ein Stück Kuchen essen oder im Restaurant etwas bestellen, das alles andere als gesund ist, machen Sie sich nicht verrückt. Genießen Sie es völlig ohne schlechtes Gewissen! Wichtig ist, die Dinge nicht zu verkomplizieren, denn ich bin überzeugt, dass jemand, der sich dauernd mit seiner Ernährung unter Druck setzt, dem Körper mehr schadet als jemand, der sich schlecht ernährt, aber genießt. Wer sich ständig über jedes Gramm Gedanken macht, das er zu sich nimmt, verliert die Freude am Essen und macht es zur lästigen Notwendigkeit.

Evidenzbasierte Medizin (EBM)

Dies ist eine weitere, viel diskutierte Richtung der Medizin. Bevor ich mir den Zorn mancher Wissenschaftler, Mediziner oder Laien zuziehe, möchte ich klarstellen, dass ich für eine vernünftige evidenzbasierte Medizin extrem dankbar bin, da sie bereits zu einer besseren Erfolgsrate in der Blutkrebsbehandlung beigetragen hat. Ohne Chemotherapie wäre mein Sohn Sebastian heute nicht mehr bei uns. Aber wir sollten klarstellen, dass EBM andere Behandlungsalternativen nicht ausschließt. Das Allerwichtigste ist ein integrierter und offener Ansatz, der dem Patienten ein Mitspracherecht einräumt, ohne ihn für eigene Entscheidungen abzustrafen.

Die randomisierte kontrollierte Studie gilt als die zuverlässigste Grundlage für jede Gesundheitstherapie. In einer idealen Welt würden wir alle gern unsere Entscheidungen für oder gegen eine Behandlung auf fehlerlose, wertfreie und ehrliche wissenschaftliche Belege stützen, aber das ist leider unrealistisch. Aufgrund der großen Bandbreite der Alternativ- oder Komplementärmedizin und ihrer sehr individuellen Ansätze ist die wissenschaftliche Untersuchung ihrer Behandlungsmethoden oft äußerst komplex und für umfassende Studien meist einfach zu teuer. Daher kommt die Forschung häufig zu dem generellen Ergebnis, dass weitere Studien auf Basis größerer Bevölkerungsgruppen benötigt werden. Das ist gut und schön, doch meist sind die finanziellen Mittel dafür nicht zu beschaffen, und die meisten Patienten können sich den Luxus, noch unbestimmte Zeit zu warten, bis solche Studien doch erstellt sind, einfach nicht leisten.

Bei der Forschung zu Nahrungsmitteln und Ernährung ist es noch komplizierter, denn eine präzise Messung des Konsums ist schwierig, und Selbsteinschätzung und Ernährungstagebücher sind oft eher unzuverlässig.

Natürlich sollte bei jeder Behandlung die Sicherheit des Patienten an oberster Stelle stehen, und mögliche Gefahren müssen gründlich untersucht werden. Viele alternative Angebote, wie Massage, Reiki, Reflexzonenmassage, Achtsamkeitsschulung und psychologische Betreuung, sind heute in den Onkologiezentren vertreten. Aber im Bereich Ernährung, Nahrungsergänzung und Pflanzenstoffe ist guter Rat oft schwer zu finden, da die Qualität der Forschung stark schwankt und es oftmals fraglich ist, wie gesichert sie ist. Häufig haben Inhaltsstoffe von Nahrungs- oder Naturheilmitteln im Labor und anschließend im Tierversuch eine Wirkung gegen Krebs gezeigt, aber ihre Wirksamkeit beim Menschen wurde noch nicht belegt. Daher gilt die Beweislage als ungesichert, auch wenn viele Menschen diese Inhaltsstoffe zu sich genommen haben, Verbesserungen feststellen konnten und – was viel wichtiger ist – immer noch leben und davon berichten können. Solche Nahrungsmittel, Behandlungen und Ernährungsansätze lehnt die Schulmedizin allerdings meist als unerprobt, wertlos oder möglicherweise gefährlich ab.

Die große Frage ist also: Wenn es (vielleicht wissenschaftlich ungesicherte) Erkenntnisse gibt, dass bestimmte Nahrungsmittel, Ernährungsrichtungen oder alternativmedizinische Methoden Krebs hemmen können, wenn ausreichend Sicherheit gegeben ist und keine Nebenwirkungen beobachtet wurden, sollten wir dann warten, bis die Forschung gesicherte Ergebnisse liefert (was – wenn es je passiert – Jahre dauern kann)? Oder sollten wir unserem Instinkt und den besten verfügbaren Studien und einigen Erfahrungsberichten trauen?

Natürlich wird dieser zweite Weg in einigen Kreisen für einen Aufschrei sorgen, denn er folgt nicht dem wissenschaftlich Anerkannten. Aber die Wahrheit ist nun einmal, dass viele Menschen solche Möglichkeiten und Therapien ohne das Wissen ihrer Ärzte ausprobieren, da sie Angst vor deren Widerstand haben. Es wäre viel einfacher, wenn Patienten sich mit ihren Ärzten unvoreingenommen austauschen könnten, damit die Ergebnisse überwacht, dokumentiert und systematisch untersucht werden können. Dabei kämen auch verwertbare Fallstudien heraus, die später als Therapiegrundlage dienen könnten.

Viele Inhaltsstoffe der Nahrung und natürliche Therapien verstärken beispielsweise die Wirksamkeit von Chemo- und Strahlentherapie und mit ausreichend Erfahrung und Wissen ließen sich die Dosen entsprechend anpassen.

Krebs ist durch die Masse von beteiligten Genen und Mechanismen so komplex, dass ich bezweifle, dass wir die Behandlung jemals auf eine Handvoll Behandlungspläne reduzieren können. Personalisierte Medizin wird heute zwar schon als der Weg der Zukunft angepriesen, aber dafür muss der Ansatz weiter definiert werden, die Wünsche des Patienten mit einbeziehen und den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus ermöglicht werden. Jeder Mensch ist einzigartig, auch in Bezug auf seinen Krankheitsverlauf und wie er auf die Therapie anspricht. Daher sollte der Patient von einem Mediziner unterstützt werden, der seine individuelle Reaktion auf die Therapie bewertet und den Behandlungsplan entsprechend anpasst. Leider werden Alternativtherapien oft erst als letzter Ausweg in Betracht gezogen, statt sie von Anfang an sinnvoll mit einzubeziehen.

Die Argumente gegen einen solchen personalisierten Ansatz sind häufig Geld, mangelnde Information der Ärzte über komplementäre und alternative Therapien und die Zeit, die ein solch individualisierter Ansatz in Anspruch nähme. Dabei bin ich fest davon überzeugt, dass sich die Behandlungskosten senken und die Heilungschancen steigern ließen, wenn direkt nach der Krebsdiagnose ein multidisziplinäres Team zum Einsatz käme, dem auch ein Ernährungsexperte angehört.

»EBM – wäre das nicht eine großartige Idee?«
Jerome Burne, Gesundheitsjournalist

Was könnte in der Medizin wichtiger sein, als zu wissen, dass eine Behandlung funktioniert und sicher ist oder zumindest keine Nebenwirkungen hat, die schlimmer sind als die Krankheit selbst? Das ist die schlichte Idee hinter EBM (evidenzbasierter Medizin), die in der Mitte der 1990er Jahre in Kanada als Reaktion auf diverse Medizinskandale entstand. So kam beispielsweise ans Licht, dass ein Mittel, das regelmäßig Herzinfarktpatienten verabreicht wurde, um gefährliche Herzrhythmusstörungen zu verhindern, einen von zehn Patienten das Leben kostete. Der Gedanke war, dass solche Zusammenhänge nicht durch persönliche klinische Erfahrung, sondern nur durch großangelegte Erprobungsstudien erkennbar werden. Man hoffte, solche Katastrophen verhindern zu können, wenn Medikamente vor der Zulassung randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) durchlaufen müssten, die ihre Wirkung mit der von Placebos vergleichen.

Aber wie so oft haben wohlgemeinte Ideen oft ungewollte Nebenwirkungen, mit anderen Worten: Der Teufel liegt im Detail. Ein ungewollter Nebeneffekt von EBM ist beispielsweise, dass man sich trotz großangelegter randomisierter Studien zu cholesterinsenkenden Statinen immer noch nicht einig ist, ob ihr Nutzen tatsächlich die Nebenwirkungen überwiegt. Die Studien wurden alle von Pharmakonzernen durchgeführt. Die vollständigen Ergebnisse sind nicht einsehbar, und Daten zu Nebenwirkungen werden häufig nicht gesammelt. Wenn EBM die Antwort auf eine so grundlegende Frage zu einem der meistverschriebenen und profitabelsten Medikamente schuldig bleibt, wie groß sind dann die Chancen, dass es ein wirksames (und nicht etwa bequemes oder akzeptables) Mittel zur Überprüfung ist?

Der »Teufel im Detail« liegt darin, dass Pharmakonzerne nachweislich mehr Interesse daran haben, ihre Forschungsergebnisse zu »schönen«, bis sie die gewünschte Antwort liefern, als irgendwer sonst. Wie einfallsreich die Pharmakonzerne darin sind, Ergebnisse zu frisieren – vom Ausschluss von Patienten, die zu stark auf ein Placebo reagieren (weil dies den Nachweis der Wirksamkeit eines Mittels erschwert), bis zum schlichten Verstecken bzw. Nichtveröffentlichen von ungünstigen Studien –, lässt sich ausführlich in Ben Goldacres Buch Die Pharma-Lüge nachlesen.

Und Goldacre ist nicht allein. Erst kürzlich verfasste Richard Horton, Herausgeber der britischen medizinischen Fachzeitschrift The Lancet, einen Leitartikel über ein in London gehaltenes Symposium zur »Reproduzierbarkeit und Glaubwürdigkeit biochemischer Forschung«. »Die Beweise gegen die Forschung sind eindeutig«, schreibt Horton. »Ein großer Teil der wissenschaftlichen Literatur, wenn nicht sogar die Hälfte, ist möglicherweise unwahr. Getrübt durch Studien mit zu wenigen Proben/Probanden, winzige Wirkungsgrade, ungültige Analysen und offenkundige Interessenskonflikte … hat sie eine finstere Entwicklung genommen.«

Ben Goldacres Enthüllungen über die Tendenz der Pharmaindustrie, ihre Ergebnisse zu verfälschen, stammen aus dem Jahr 2012. Drei Jahre später war das Problem nicht kleiner. Im Juni 2015 schrieb er im British Medical Journal: »Gut dokumentierte Probleme bestehen bei der Förderung und Priorisierung der Forschung, der Durchführung von Studien, im Zurückhalten von Resultaten, bei der Veröffentlichung von Belegen und bei der Umsetzung beim Patienten.« Dennoch ist er optimistisch, dass sich das System korrigieren lässt.

Neben seinen großen Mankos hat sich das Projekt EBM als sehr effektiv erwiesen, wenn es um die Unterscheidung von wissenschaftlich erprobter Medizin und unwissenschaftlichen, nicht medikamentösen Behandlungen wie Akupunktur, Kräuterheilkunde und klinische Ernährung geht. Das Resultat ist, dass Alternativmedizin als »Quacksalberei, die sich auf Hörensagen und auf Placebos ohne jeden Effekt stützt«, abgetan werden kann. Nirgends wird die Grenze zwischen EMB und »Quacksalberei« schärfer bewacht als in der Krebsmedizin, in der RCTs – über 30 Millionen an der Zahl – die Seriosität von Medikamenten bescheinigen. Ein kürzlich im British Medical Journal erschienener Artikel deutet aber an, dass das Feigenblatt EBM ziemlich fadenscheinig geworden ist: »Why do cancer drugs get such an easy ride?« (Warum haben es Krebsmedikamente so einfach?) zeigt, dass sie bis zur Zulassung weit weniger rigoros getestet werden als Medikamente anderer Fachgebiete. Eine Überprüfung von fast 9000 Studien zu Krebsmedikamenten, die zwischen 2007 und 2010 durchgeführt wurden, ergab beispielsweise, dass sie im Vergleich zu anderen Medikamentenstudien dreimal häufiger nicht randomisiert waren, 2,6-mal häufiger nicht mit anderen Behandlungen verglichen wurden und 1,8-mal häufiger keine Blindstudien waren.

Dass Medikamente von lockeren Regularien profitieren, bedeutet nicht zwangsläufig, dass Behandlungen ohne RCTs nicht effektiv und sicher sind. Es zeigt aber, dass die Unterteilung von Krebsbehandlungen in wissenschaftliche und nicht wissenschaftliche Methoden irreführend ist und für die Patienten nicht hilfreich ist.

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2Was ist Krebs eigentlich?

Als bei meinem Sohn Leukämie diagnostiziert wurde, versuchte ich mit allen Mitteln, diese Krankheit, ihre Behandlung und die Bedeutung von Ernährung und Lebensweise zu begreifen. Ich wollte mich mit möglichst vielen Informationen versorgen, um kluge Entscheidungen treffen zu können und die Kontrolle über die Situation zu behalten. Sicher geht nicht jeder so an die Krankheit heran, aber es ist wohl eine ganz besondere Situation, wenn das eigene Kind krank ist. Ich glaube, dass ein Grundverständnis der Tätigkeit unserer Zellen uns auf jeden Fall besser verstehen lässt, wie Ernährung und Lebensweise unsere Gesundheit beeinflussen. Dieses Wissen kann uns dann motivieren, unseren Umgang mit uns selbst zu ändern.

Es ist nicht immer einfach, die wissenschaftlichen Hintergründe verständlich zu erklären, aber es gibt im Internet einige großartige Videos, die einem beim Verstehen helfen können, und ab Seite 33 finden Sie eine Tabelle mit einer vereinfachten Darstellung der medizinischen Zusammenhänge. Dieses Kapitel soll Ihnen als Nachschlageteil dienen, während Sie die folgenden Kapitel lesen. Am Ende des Buches finden Sie außerdem ein Glossar mit Erläuterungen zu den wichtigsten Begriffen.

Was hat den Krebs verursacht?

Als Krebs bezeichnen wir die unkontrollierte Teilung abnormaler Körperzellen. Eine der ersten Fragen, die sich meist stellt, ist die nach den Ursachen für dieses Wachstum. Gut dokumentierte Auslöser sind zunächst Strahlung, Chemikalien (vor allem im Tabakrauch) und Mikroorganismen, aber Krebs ist eine komplexe und vielgestaltige Krankheit, der fast immer eine Schädigung der DNA (Desoxyribonukleinsäure) zugrunde liegt. Die DNA enthält Anweisungen, die darüber bestimmen, wie sich unsere Zellen verhalten, deshalb lässt eine Schädigung der DNA Zellen mutieren. Diese Mutationen laufen beständig ab, und der Körper ist normalerweise in der Lage, sie zu korrigieren, aber manchmal versagen diese Mechanismen eben auch.

Einer dieser Mechanismen ist die Apoptose, der »programmierte Zelltod«. Unsere Zellen vermehren sich unablässig durch Teilung und erneuern und reparieren damit das Körpergewebe. Das geschieht je nach Zelltyp unterschiedlich schnell und verlangsamt sich mit zunehmendem Alter. In dieser Situation greift der Körper auf »adulte Stammzellen« zurück, die sich differenzieren, also in spezialisierte Zelltypen verwandeln können und damit eine entscheidende Rolle bei der Reparatur beschädigter Körpergewebe spielen.

Damit das Gewebe Erwachsener seine Größe beibehält, müssen Zelltod und Zellteilung im Gleichgewicht sein. Wenn alles richtig läuft, sterben beschädigte oder alte Zellen ab und werden im Rahmen der Apoptose planmäßig ausgetauscht. Tumorzellen setzen aber diesen Mechanismus des programmierten Zelltods außer Kraft, was zu einem unkontrollierten Wachstum und damit zur Entstehung nicht sterbender und abnormaler Zellhaufen, den Tumoren, führt. Zudem haben Tumorzellen, die sich schnell teilen, keine Zeit zu reifen und sind dadurch noch chaotischer und unausgeprägter. Das Ausmaß der Differenzierung (wie ähnlich die Zellen gesundem Gewebe noch sind) dient als Grundlage für die Klassifizierung von Tumoren, so ist der Grad 1 gesundem Gewebe am ähnlichsten und wächst am langsamsten.

Sobald der Krebs Fuß gefasst hat, müssen wir ihm eine für ihn feindliche Umgebung und eine starke Immunabwehr entgegensetzen. Oft muss die Behandlung mehrgleisig erfolgen und regelmäßig die Taktik wechseln, um die Tumorzellen frühzeitig auszutricksen.

Im Idealfall kann man die Tumorzellen sanft abtöten, indem man sie entweder für die Immunabwehr besser sichtbar macht, damit sie sie gezielt bekämpfen kann, oder indem man die reguläre Apoptose anregt, damit die Tumorzellen auf natürliche Weise absterben und recycelt werden. Diese Herangehensweise belastet den Körper nicht und erspart der Leber den Stress, die toten Zellen verarbeiten zu müssen. Chemo- und Strahlentherapie (s. S. 35) sind wesentlich aggressiver, verursachen Nekrosen und den Tod nicht nur der Tumorzellen, sondern auch gesunder Zellen. Dadurch wird der Körper wiederum durch Entzündungen und Stress belastet (s. S. 29).

Viele Lebensmittel hingegen greifen Tumorzellen auf sanfte Weise an. So kann das in Gelbwurz (Kurkuma) enthaltene Curcumin eine ganze Reihe von Vermehrungsmechanismen der Tumorzellen hemmen. Leider gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass Naturstoffe den Krebs allein heilen können, aber sie haben sich in Kombination mit anderen Therapien bereits als ausgesprochen wirksam erwiesen (s. S. 120).

Einer von zwei Menschen wird in seinem Leben einen Krebs entwickeln, aber die neuere Forschung legt nahe, dass zwar 30 Prozent durch Ernährung, Lebensweise und Veranlagung mitverursacht sein dürften, der Rest aber schlicht Pech ist. Allerdings erklärt das nicht die dramatische Zunahme der Krebserkrankungen über die letzten hundert Jahre, die sehr wohl auch mit Umwelteinflüssen zusammenhängen kann.

Cancer Research UK berichtet, dass in den letzten fünf Jahren etwa 600000 Krebserkrankungen hätten vermieden werden können, wenn sich die Briten gesünder ernährten. Natürlich kennen wir alle Menschen, die ein Leben lang geraucht und sich ungesund ernährt haben und nie an Krebs erkrankt sind. Niemand weiß, warum das so ist. Krebs ist ein Puzzle mit vielen Ursachen, die zusammenkommen müssen, um ein Ganzes zu ergeben. Es läuft aber am Ende immer darauf hinaus, dass der Körper aus dem Gleichgewicht geraten ist, in den meisten Fällen durch eine Veränderung der Biochemie durch Giftstoffe oder Fehlernährung. Diese Veränderungen haben das Milieu (s. S. 26) kippen lassen und so die richtigen Bedingungen für die Entstehung von Tumorzellen geschaffen.

Gene und Epigenetik

Vielleicht glauben Sie, dass Krebs vor allem genetische Ursachen hat und dass eine bestimmte Krebserkrankung in der Familie die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Verwandte auch diesen Krebs entwickeln. Das ist bis zu einem gewissen Punkt richtig, aber es braucht mehr als eine Mutation, um aus einer Zelle eine Tumorzelle zu machen. Wenn jemand eine abnormale Kopie eines Gens wie BRCA1 erbt, das mit Brustkrebs in Verbindung steht, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, aber unsere genetische Veranlagung ist keineswegs in Stein gemeißelt.

Die Gene in unseren Zellen produzieren Proteine, die Bausteine der Zellen. Tausende von Genen im menschlichen Körper bringen Hunderte von Proteinen hervor, aber wenn ein Gen mutiert, kann es defekte Proteine produzieren oder sie gar nicht erst erzeugen. Wenn nun das betreffende Protein für die Zellteilung und den Zelltod verantwortlich ist und diesen Funktionen nicht mehr richtig nachkommt, kann sich die Zelle unkontrolliert teilen und so einen Tumor entstehen lassen.

Manche Proteine fungieren auch als Schalter, die Gene an- oder ausschalten. So besitzen wir beispielsweise Onkogene, die Krebs erzeugen, und Tumorsuppressorgene, die die Tumorbildung unterdrücken. Probleme entstehen, wenn diese Gene mutieren. Ob diese Gene sich ausdrücken oder nicht und ob sie die Zelle zur Tumorbildung anregen, scheint allerdings stark von der Mikroumgebung (siehe weiter unten) im Körper abzuhängen.

Die Steuerung der Genaktivität durch biochemische Reaktionen nennt man »Epigenetik«. Das Wissen um diese Prozesse hat unser Verständnis von Erkrankungen und der Ernährung verändert und erlaubt uns, die Bedeutung der »epigenetischen« Rolle von Ernährungs- und Lebensweise zu begreifen. Kurz gesagt: Was wir in uns aufnehmen und wie aktiv wir sind, kann die Funktion der Gene beeinflussen – die Gene laden den Revolver, und die Lebensweise drückt den Abzug!

Die folgenden Faktoren sind wichtig, um zu verstehen, welche Rolle Ernährung und Lebensweise dabei spielen, das Risiko einer Krebserkrankung zu senken oder mit einem Tumor fertig zu werden.

Milieu und Mikroumgebung

Ich habe bereits erwähnt, dass das »Milieu« im Körperinneren der Tumorbildung hinderlich oder förderlich sein kann. Mit Milieu meine ich hauptsächlich die unmittelbare Umgebung der Zelle, die man wissenschaftlich als extrazelluläre Matrix (EZM) oder Mikroumgebung bezeichnet. Sie hält die Zellen zusammen, so dass sie über chemische Signale kommunizieren und geordnet und gesund funktionieren können. Eine gesunde Mikroumgebung ist nährstoff- und sauerstoffreich, wasserhaltig und kann Stressfaktoren wie Toxine über den Blutkreislauf eliminieren.

Gerät die Mikroumgebung aus dem Gleichgewicht, wird die Kommunikation zwischen den Zellen gestört und chaotisch, die Zellen verhalten sich abnormal, erleiden Schäden und können Tumore ausbilden. Die Untersuchung bestimmter Zellen hat gezeigt, dass selbst bei einem aktivierten Onkogen die Zelle nicht kanzerös wird, bis die richtigen Umstände eintreten, sprich, ein gestörtes Mikroumfeld entstanden ist. Die Elemente, denen wir ausgesetzt sind, die Luft, die wir atmen, und das Wasser, das wir trinken, hinterlassen Spuren im Körper und beeinflussen das Verhalten unserer Zellen.

Krebsstammzellen

Krebs- bzw. Tumorstammzellen sind in den letzten Jahrzehnten intensiv erforscht worden. Adulte Stammzellen können sich selbst erneuern und geschädigtes Gewebe regenerieren, und einige Krebsformen enthalten seltene Krebsstammzellen mit ebendieser Regenerationsfähigkeit. Sie können das Tumorwachstum vorantreiben, und Forscher vermuten, dass sie für eine Therapieresistenz und Rückfälle verantwortlich sein könnten.

Unglückseligerweise werden Krebsstammzellen vom Immunsystem nicht erkannt, aber zahlreiche Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Mikroumgebung einen entscheidenden Einfluss auf ihre Verbreitung und eventuelle Medikamentenresistenzen hat. Bei der Untersuchung von Zellkulturen hat man herausgefunden, dass bioaktive Substanzen, wie Vitamin A (Carotinoide), Catechine (grüner Tee), Theanin (Tee), Sulforaphan (Kreuzblütler), Vitamin D, Kurkuma, Genistein (Soja) und Cholin (vor allem tierische Nahrungsmittel), die chaotische Selbsterneuerung von Krebsstammzellen modifizieren oder unterbinden können. Man nimmt an, dass dies mit einer Veränderung der Mikroumgebung zusammenhängt. All diese Stoffe sind in einer gesunden, ausgewogenen Ernährung enthalten (s. S. 46).

Die entscheidende Rolle der Mitochondrien beim Schutz vor Krebs

Stoffwechsel oder Metabolismus ist die Umwandlung von Nahrung in Energie und findet größtenteils in den Mitochondrien statt, die wie Kraftwerke im Zellinneren funktionieren. Die Milliarden dieser Kraftwerke in unserem Körper brechen die chemischen Bindungen zwischen Nahrungsmolekülen auf und verwandeln sie in Energie in Form von ATP. Diesen Vorgang nennt man Zellatmung. Eine gesunde Ernährungs- und Lebensweise sind wichtig für eine optimale Anzahl und Funktion der Mitochondrien, zumal sie eine entscheidende Rolle beim Krebsschutz zu spielen scheinen.

Es besteht wohl kein Zweifel daran, dass Sport die Produktion von Mitochondrien in der Skelettmuskulatur fördert, aber das scheint auch bei anderen Geweben und Organen der Fall zu sein, einschließlich des Gehirns. Das bestätigt die Erkenntnis, dass Sport das Krebsrisiko senken kann.

Zahlreiche Nährstoffe können Funktion und Leistungsfähigkeit der Mitochondrien steigern, deshalb ist eine ausgewogene Ernährung mit vielen Vitaminen und Mineralien so wichtig. Wir sollten aber auch nicht mehr essen, als wir brauchen, und auch das Kurzzeitfasten (s. S. 116) in Betracht ziehen, da eine Einschränkung der Kalorienzufuhr offensichtlich die Produktion von Mitochondrien stimuliert. Eine Kalorienbeschränkung scheint auch die »Autophagie« zu fördern, den für die Zellgesundheit wichtigen Abbau und die Verwertung beschädigter Mitochondrien und Proteine in den Zellen.

Schließlich kann die DNA der Mitochondrien auch durch Umweltgifte geschädigt werden. Man nimmt an, dass geschädigte mitochondriale DNA entscheidend zur Krebsentstehung beiträgt (s. S. 29).

Zellatmung und Warburg-Effekt

Wenn Zellen atmen, um unter Mitwirkung des Sauerstoffs Energie zu erzeugen, entsteht als Nebenprodukt Wasserstoff, der sich mit Sauerstoff zu harmlosem Wasser verbindet. Fehlt der Sauerstoff, ist die normale Zellatmung gestört, und es kommt im unmittelbaren Umfeld der Mitochondrien im Zellinneren zu einer Fermentation. Dadurch entsteht nur sehr wenig Energie und als Nebenprodukt Milchsäure. Dazu kommt es zum Beispiel in der Folge eines harten Trainings, wenn die Muskeln nicht genügend Sauerstoff erhalten. Die Milchsäurebildung lässt die Muskeln schmerzen, unsere Ausdauer sinkt, und wir hecheln, um dem Körper mehr Sauerstoff zuzuführen.

Tumorzellen brauchen die Mitochondrien nicht unbedingt zur Energieproduktion. Ob nun Sauerstoff vorhanden ist oder nicht, sie verbrauchen viel mehr Glukose als gesunde Zellen, um durch Fermentation Energie zu erzeugen, und das führt ebenfalls zur Milchsäurebildung, die ein sehr saures Milieu erzeugt und zum Tumorwachstum beizutragen scheint. Dieses Phänomen bildet die Grundlage der Warburg-Hypothese, benannt nach dem nobelpreisgekrönten Biochemiker Otto Warburg, der 1924 vermutete, dass Krebs aus Zellen mit einem gestörten Stoffwechsel entsteht. Dies zeigt sich in PET-Scans (Positronen-Emissions-Tomographie), die zur Entdeckung von Krebs verwendet werden können. Der Patient nimmt ein radioaktiv markiertes Glukosemolekül ein, das sich im Tumorgewebe anreichert, wo die Tumorzellen die Glukose wesentlich schneller verbrauchen als gesunde Zellen und dadurch im Scan sichtbar werden.

Anscheinend können Tumorzellen ihren eigenen Stoffwechsel umprogrammieren, um ihr schnelles Wachstum selbst unter Sauerstoffmangel aufrechtzuerhalten. Dies ist vielleicht ein Überlebensmechanismus, weil ihre gestörte Umgebung nicht genügend Sauerstoff und Glukose über die Blutgefäße liefern kann. Damit immer genügend Treibstoff vorrätig ist, erhöhen sie die Anzahl ihrer Glukosetransporter in der Zellmembran.

Eine andere Erklärung ist, dass Krebs eine Stoffwechselerkrankung ist, bei der sich die Art, wie sich die Zelle mit Treibstoff versorgt, aufgrund von Schäden an ihren Mitochondrien verändert und dass dieser veränderte Stoffwechsel die Zelle kanzerös werden lässt. Man nimmt an, dass die Zellen durch eine ungesunde Lebensweise mit übermäßigen Kalorien, zu viel Zucker und zu wenig Bewegung nicht genügend Sauerstoff erhalten und dass dadurch die Mitochondrien Schaden nehmen. Bei Sauerstoffmangel geben sie große Mengen an freien Radikalen ab, was zu einem Teufelskreis von Ereignissen führt, die die Zelle weiter beschädigen.