Das große Weltraum Abenteuer SF-Paket Juni 2025 - Alfred Bekker - E-Book

Das große Weltraum Abenteuer SF-Paket Juni 2025 E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Science Fiction Abenteuer von Alfred Bekker: Die ganze Wahrheit über einen Mord auf dem Mond Angriffsziel Erde Das Artefakt der Canyaj Der Kampf mit den Hegriv Ein besetzter Planet Prophet der Verräter Einsamer Commander Planet der Wyyryy Absturz des Phoenix Invasion der Qalaak Galaxienwanderer - Der Katzenartige Die Androidenchronik Der galaktische Krieg ist vorbei, die räuberischen Aliens sind besiegt und ihr Heimatplanet wurde besetzt. Aber damit beginnen die Probleme erst, denn so leicht ist der Alien-Planet nicht zu beherrschen. Die von einem fanatischen Anführer geleitete Widerstandsorganisation holt zum Gegenschlag aus – und im Hintergrund lauert eine Macht, die den Krieg von neuem entfachen könnte. Ein Spezialagent der Erde wird ins Zentrum der Krise geschickt – mit einem unmöglichen Auftrag. Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

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Alfred Bekker

Das große Weltraum Abenteuer SF-Paket Juni 2025

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Inhaltsverzeichnis

Das große Weltraum Abenteuer SF-Paket Juni 2025

Copyright

Die ganze Wahrheit über einen Mord auf dem Mond: Science Fiction

Angriffsziel Erde

Das Artefakt der Canyaj

Der Kampf mit den Hegriv

Ein besetzter Planet

Prophet der Verräter

Einsamer Commander

Planet der Wyyryy

Absturz des Phoenix

Invasion der Qalaak

Galaxienwanderer - Der Katzenartige

Die Androiden-Chronik

Das große Weltraum Abenteuer SF-Paket Juni 2025

von Alfred Bekker

Dieser Band enthält folgende Science Fiction Abenteuer

von Alfred Bekker:

x

Die ganze Wahrheit über einen Mord auf dem Mond
Angriffsziel Erde

Das Artefakt der Canyaj

Der Kampf mit den Hegriv

Ein besetzter Planet

Prophet der Verräter

Einsamer Commander

Planet der Wyyryy

Absturz des Phoenix

Invasion der Qalaak

Galaxienwanderer - Der Katzenartige

Die Androidenchronik

Der galaktische Krieg ist vorbei, die räuberischen Aliens sind besiegt und ihr Heimatplanet wurde besetzt. Aber damit beginnen die Probleme erst, denn so leicht ist der Alien-Planet nicht zu beherrschen. Die von einem fanatischen Anführer geleitete Widerstandsorganisation holt zum Gegenschlag aus – und im Hintergrund lauert eine Macht, die den Krieg von neuem entfachen könnte. Ein Spezialagent der Erde wird ins Zentrum der Krise geschickt – mit einem unmöglichen Auftrag.

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Die ganze Wahrheit über einen Mord auf dem Mond: Science Fiction

Alfred Bekker

Die ganze Wahrheit über einen Mord auf dem Mond: Science Fiction

von ALFRED BEKKER

Science Fiction Krimi.

Der Roman spielt in einer Stadt auf dem Mond. Die Stadt hat die Form eines rotierenden Kegels. Durch die Rotation wird auf den Innenseiten des Kegels Schwerkraft auf Erdniveau erzeugt.

In der Kegelstadt ist ein Mord geschehen. Kommandant Davis lässt deswegen Brian Smith den Fall untersuchen, einen erfahrenen Ermittler. Brian Smith soll den Mord aufklären.

Kapitel 1: Ein Schatten auf dem Mond

Die Stadt, die wir Luna-Kegon nennen, dreht sich beständig um ihre eigene Achse, wie eine riesige Metallspitze, die im schwarzen Nichts tanzt. Der Kegel sorgt durch seine Rotation dafür, dass wir hier auf dem Mond so etwas wie Schwerkraft haben – zwar nicht ganz wie auf der Erde, aber nah genug dran, dass man es als „normal“ empfinden könnte. Für mich war aber seit jeher nichts an diesem Ort normal.

Ich war in meinem Quartier, einer kleinen, spartanisch eingerichteten Kabine nahe der Basis des Kegels, als der Ruf kam. Die Nachricht war knapp und kühl: „Smith, sofort ins Kommandozentrum. Es hat einen Mord gegeben.“

Mord ist selten hier oben. Es is irgendwie etwas Grundlegendes an der Natur des Menschen, dass sie wütend, verzweifelt oder einfach krank genug sein können, um einander Leid zuzufügen, egal ob auf der Erde oder auf dem Mond. Ich zog meine Jacke an, steckte meinen Dienstblaster in den Halfter und machte mich auf den Weg. Die Gänge führten mich in Spiralen und langen Korridoren durch das metallene Labyrinth. Nur das Summen der rotierenden Maschinen und das gelegentliche Zischen von Luftschleusen durchbrachen die Stille.

Im Kommandozentrum erwartete mich Kommandant Davis. Er war ein großer Mann mit scharf geschnittenen Zügen und kalten, durchdringenden Augen. Als ich den Raum betrat, stand er fest und unbeweglich wie eine Statue neben dem holografischen Projektor in der Mitte des Raumes.

"Smith", begrüßte er mich knapp und deutete auf das Holoprojekt, das gerade die schematische Darstellung eines der Wohnsektoren zeigte. Ein rotes Licht pulsierte an einem Punkt in der Nähe der Kegelspitze, wo die Wohlhabenderen der Stadt wohnten.

"Was wissen wir?" fragte ich, während ich näher trat und die Projektion eingehend musterte.

"Die Leiche wurde heute Morgen von einem Wartungstechniker gefunden", erklärte Davis. "Wohnsektor Alpha-Sieben. Das Opfer: Dr. Elena Kovacs, eine führende Wissenschaftlerin unseres Genetiksprojekts. Todesursache: offenbar ein Messerstich ins Herz."

Ich hob eine Augenbraue. "Ein Messer? Hier oben? Da muss jemand sehr zielstrebig gewesen sein. Alle Waffen werden streng kontrolliert."

Davis nickte, seine Miene blieb unverändert. "Deshalb brauchen wir jemanden, der in der Lage ist, nicht nur die Oberfläche zu betrachten. Jemanden wie Sie, Smith. Wir müssen wissen, wer das getan hat und warum."

Ich betrachtete das schwebende Hologramm, das stationäre rote Licht, das symbolisch für Dr. Kovacs' Leben stand, das brutal erloschen war. Luna-Kegon mag eine Stadt auf dem Mond sein, aber menschliche Abgründe, so scheint es, machen keinen Unterschied zwischen Erde und Mond.

Ich drehte mich zu Davis um. "Ich werde herausfinden, was passiert ist." Gleichzeitig fragte ich mich, welche Geheimnisse unter der glänzenden Oberfläche dieser kalten Metallsiedlung verborgen lagen. Es war mein Job, diese Geheimnisse zu entwirren – aber hier auf dem Mond konnte jedes Detail, jeder Schritt ins Unbekannte, tödlicher sein als irgendwo sonst.

"Bringen Sie mich zum Tatort", sagte ich bestimmt. "Je schneller wir beginnen, desto besser."

Davis nickte nur und führte mich durch die Gänge und Aufzüge, die zum Alpha-Sieben-Sektor führten. Während wir durch die Gänge schritten, konnte ich die leisen Gespräche und fragenden Blicke der Bewohner spüren. Die Nachricht eines Mordes verbreitet sich schnell, unabhängig davon, wie viele Kilometer Stahl und schwarzer Weltraum einen umgeben.

Als wir schließlich vor der Kabine der toten Wissenschaftlerin standen, legte ich die Hand auf die Zugangstafel. Der Türmechanismus glitt zischend zur Seite und offenbarte das Innere der Kabine: ein edel eingerichteter Wohnraum, der brutal durch den Anblick von Blut und dem leblosen Körper der Frau am Boden gestört wurde.

Ich atmete tief durch und trat ein. Es war Zeit, die Puzzleteile zusammenzusetzen und das Dunkle in der Leere des Weltraums zu erhellen – ein Mosaik, das aus Mysterium, Kälte und dem unbändigen Drang, die Wahrheit ans Licht zu bringen, bestand.

Ich musterte die Szene mit geschultem Blick. Das Wohnzimmer der Wissenschaftlerin war stilvoll eingerichtet – elegantes Mobiliar, dezente Kunstwerke an den Wänden, und holografische Pflanzen, die das Ambiente lebendig wirken ließen. Alles war ordnungsgemäß, bis auf den Anblick des blutgetränkten Teppichs und des Körpers in dessen Mitte.

Dr. Elena Kovacs lag auf dem Rücken, ihre Augen starrten leer an die Decke. Ihre blasse Haut kontrastierte scharf mit dem tiefroten Fleck auf ihrer Brust, dort, wo das Messer – eine scharfe, primitive Waffe – ihren Körper durchbohrt hatte. Es war eine groteske Szene inmitten der klinischen Perfektion des Mondhabitats.

Neben ihr kauerten ein paar Mitglieder des forensischen Teams. Sie nahmen vorsichtig Proben und scannten den Raum nach möglichen Hinweisen. Ich kniete mich neben den Leichnam und warf einen weiteren, genaueren Blick auf die Wunde. „Ein präziser Stich“, murmelte ich laut. „Jemand wollte sicher gehen, dass sie sofort stirbt.“

Kapitel 2

Davis stand schweigend hinter mir und beobachtete meine Untersuchung. "Kannst du etwas aus den bisherigen Informationen schließen?" fragte er schließlich, ein Hauch von Ungeduld in seiner Stimme.

"Vielleicht", antwortete ich, ohne aufzublicken. "Gibt es Sicherheitsaufzeichnungen dieses Bereichs? Irgendjemand muss Zugang gehabt haben. Und wovon wir ausgehen können, ist, dass der Täter entweder jemand sein muss, den sie kannte, oder jemand, der sehr gut vorbereitet war.“

"Wir sind dabei, die Aufzeichnungen durchzugehen", antwortete Davis. "Aber bisher gibt es keine auffälligen Aktivitäten. Niemand wurde gesehen, der unbefugt in den Bereich eingedrungen wäre."

Das ließ zwei Möglichkeiten zu: Entweder wurden die Aufzeichnungen manipuliert, oder der Mörder war klüger, als wir geglaubt hatten – vielleicht sogar beides.

Ich trat einen Schritt zurück und ließ meinen Blick über den Raum schweifen, aufmerksam auf Details achtend, die auf den ersten Blick unscheinbar erscheinen mochten. Auf dem Schreibtisch in der Nähe der linken Wand standen mehrere Terminals und ein Haufen Papiere, eine Seltenheit in dieser digitalen Welt. Ich nahm eines der Blätter und überflog es. Es waren wissenschaftliche Notizen, komplizierte Genomsequenzen und mathematische Formeln, nur für elite Wissenschaftler wie Kovacs verständlich.

"Was genau hat Dr. Kovacs hier erforscht?" fragte ich und zeichnete mental Linien zwischen den wenigen Informationen, die wir bisher hatten.

"Genetische Modifikationen", antwortete Davis. "Sie arbeitete an Technologien, um den menschlichen Körper an extreme Umgebungen anzupassen – vor allem, um uns besser für das Leben auf extraterrestrischen Planeten zu wappnen."

"Das könnte einige Motive eröffnen", stellte ich fest und legte das Papier vorsichtig zurück auf den Stapel. "Wissen wir, ob sie sich mit jemandem angelegt hat? Kollegen? Geschäftspartner? Irgendwelche Schattenseiten bei ihren Forschungen?"

"Das wird gerade untersucht", sagte Davis zögerlich. "Aber was Motive angeht, könnte die Liste der Verdächtigen lang werden. Jemand könnte ihre Forschung stehlen oder sabotieren wollen. Oder vielleicht ging es um persönliche Rache."

Ich nickte, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob Davis in dieser Richtung schon alle Möglichkeiten in Betracht gezogen hatte. Ein plötzlicher Gedanke durchzuckte mich, und ich drehte mich zu dem forensischen Team um. "Gibt es Anzeichen eines Kampfes? Irgendwelche defensiven Wunden an ihren Händen oder Armen?"

Ein junger Forensiker namens Kelly sah auf und schüttelte den Kopf. "Negativ. Keine Anzeichen eines Kampfes. Es sieht so aus, als ob der Täter sie überrascht hat. Die Wunde ist der einzige Verletzungsbeweis."

Irgendetwas stimmte daran nicht. Ich konnte nicht glauben, dass eine Frau wie Dr. Kovacs jemanden so nahe an sich heranlassen würde, ohne Alarm zu schlagen – es sei denn, es war jemand, dem sie vertraut hatte.

"Jemand aus ihrem engen Umfeld also", murmelte ich mehr zu mir selbst als zu den anderen.

Davis' Augen verengten sich. "Was soll das bedeuten, Smith?"

"Es bedeutet", sagte ich, aufstehend und Davis direkt anblickend, "dass unser Mörder nicht nur klug und zielgerichtet war, sondern wahrscheinlich auch jemand ist, den Dr. Kovacs gut kannte. Freund, Kollege oder vielleicht sogar ein Liebhaber. Wir sollten anfangen, nach innen zu schauen, Kommandant. Und wir brauchen schnellstmöglich diese Sicherheitsaufzeichnungen, sowie genaue Profile von allen, die Dr. Kovacs nahe standen."

Ich sah seinen Adamsapfel sich bewegen, als er schwer schluckte. "Verstanden. Ich werde dafür sorgen, dass Sie alles bekommen, was Sie brauchen."

Dieses Versprechen musste halten. Denn in einer Stadt, die sich stetig im All drehte, konnte ein falscher Schritt alles ins Chaos schleudern – und ich war entschlossen, diesen Schritt zu verhindern.

Kapitel 3

Dr. Elena Kovacs war eine der brillantesten Köpfe hier oben, ein Genie auf dem Gebiet der Genetik. Ihre Arbeit hatte sich darauf spezialisiert, den menschlichen Körper zu modifizieren und an die extremen Bedingungen des Weltraums anzupassen. Es war das ambitionierteste Projekt, das Luna-Kegon jemals gesehen hatte – und das ambitionierteste Projekt zog oft ebenso große Gegner an.

Während ich tiefer in ihre Forschung eintauchte, wurde mir klar, dass diese Arbeit mehr als nur wissenschaftlichen Wert hatte. Es ging um Macht, Einfluss und die Zukunft der menschlichen Rasse. Dr. Kovacs war dabei, die genetischen Codes zu entschlüsseln, die es Menschen ermöglichen würden, sich schneller an wechselnde Umweltbedingungen anzupassen. Ihre Arbeit bedeutete nicht nur eine Revolution in der Raumfahrttechnik, sondern auch immense Profite für jene, die Kontrolle darüber ausüben würden.

Es verwunderte mich wenig, dass sie Rivalen hatte. Eine Liste mit Namen von Beteiligten an ihrem Projekt lag auf dem Tisch. Ich nahm das Dokument zur Hand und blätterte durch die Akten. Da war Dr. Henry Kwan, ein erfahrener Wissenschaftler, der für seine umstrittenen Methoden bekannt war. Ihm wird nachgesagt, er habe vor nichts zurückgeschreckt, um seine Ziele zu erreichen. Auch Dr. Maia Rios, eine aufstrebende Forscherin, die Kovacs oft infrage stellte und eigenen Vorstellungen folgte, erschien mir verdächtig. Dazu kamen noch zwei weitere Namen auf der Liste, die besonders hervorstachen: Dr. Victor Helms und Professor Ada Chen.

Dr. Helms und Dr. Kovacs hatten eine Geschichte, die weit zurückreichte. Helms war einst ihr Mentor, bevor ihre Karrieren getrennte Wege gingen. Die Gerüchte besagten, dass Kovacs seinen Einfluss herabgewürdigt hatte, als sie ihren eigenen Durchbruch erzielte, was Helms in seinem Ehrgeiz zutiefst gekränkt hatte. Ihrer beider Intellekte waren unbestreitbar, und doch hatte es immer leise gemunkelt, dass Helms neidisch auf Kovacs' unermüdlichen Aufstieg war.

Professor Chen hingegen war eine enigmatische Figur im Forschungssektor der Stadt. Ihre Arbeit an biotechnologischen Implantaten galt als wegweisend, doch ihre Methoden waren oft umstritten. Sie teilte mit Dr. Kovacs eine tiefe Konkurrenz in der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Es ging ums Prestige, ums Geld, und um das unermüdliche Streben, der erste zu sein, der das Unsterbliche berührt.

Während ich diesen Namen nachging, fragte ich mich, wie viele dieser Rivalitäten über reine eherne Wissenschaft hinausreichten und in die Bereiche von Politik, Macht und Intrigen übergingen. Das war kein einfacher Fall von Neid oder Missgunst; hier ging es um die Zukunft der Menschheit, und solch ein Preis war es wert, alles zu riskieren, sogar Mord.

Noch während ich in Gedanken versunken an diese Figuren dachte, erschien ein Mann an der Tür. Es war Lieutenant Mark Anders, der Sicherheitschef der oberen Sektoren. Er war jung, doch sein Blick vermittelte Erfahrung und Härte. "Smith, wir haben die Sicherheitsaufzeichnungen, die du angefordert hast."

Ich nickte und folgte ihm zum Überwachungsraum. Wir setzten uns vor die Monitore, und ich begann, die Aufzeichnungen der letzten 48 Stunden durchzugehen. Ich bemerkte sofort, dass jemand sehr umsichtig war. Keine unerlaubten Zugänge, keine auffälligen Bewegungen. Alles schien normal, bis ich auf eine Lücke in den Daten stieß – etwa eine Stunde vor Dr. Kovacs' Tod.

"Was haben wir hier?", fragte ich, den Bildschirm anstarrend. Anders sah sich ebenfalls die Sequenz genauer an.

"Es sieht nach einer Systemwartung aus", sagte er. "Aber das ist ungewöhnlich. Wartungen werden normalerweise angekündigt, und keine wurde für diesen Zeitraum gemeldet."

Das könnte bedeuten, dass jemand das System kompromittiert hatte. "Wer hat Zugriff auf die Wartungssysteme?", fragte ich, bereits mehrere Schritte vorausdenkend.

"Nur eine Handvoll Leute", erwiderte Anders. "Aber um das zu klären, müssen wir in die spezifischen Login-Details schauen."

Ich nickte. "Alles klar, das brauchen wir auch. Aber zuerst will ich mit den Hauptverdächtigen sprechen. Bringt mir Helms, Rios und Chen. Und lasst Kwan im Auge behalten – ich will wissen, wenn er sich verdächtig verhält."

Während Anders losging, blieb ich einige Momente länger vor den Monitoren sitzen, mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Die nächste Stunde würde entscheidend sein. In diesen kalten, rotierenden Korridoren lag eine Wahrheit verborgen, die ich entschlossen war ans Licht zu bringen. Jeder Schritt, den ich nun tat, musste präzise und durchdacht sein. Die Uhr tickte, und ich war fest entschlossen, dem Mörder einen Schritt voraus zu sein.

Es gab immer Schatten auf dem Mond, aber einer dieser Schatten hatte gerade eine Grenze überschritten. Und es war an mir, diesen Schatten zu entlarven, bevor noch mehr Blut vergossen wurde.

Kapitel 4

Dr. Elena Kovacs' Forschungsergebnisse waren nicht nur bahnbrechend, sondern geradezu revolutionär. Sie war nicht nur einePionierin auf dem Gebiet der Genetik, sondern auch eine Visionärin, die die Grenzen der menschlichen Evolutionsfähigkeit neu definierte.

Als ich mich weiter in ihre Unterlagen vertiefte, begann das Ausmaß ihrer Entdeckungen klarer zu werden. Dr. Kovacs hatte an einem Projekt gearbeitet, das den Codenamen „Protokoll Genesis“ trug. Der Kern der Entdeckung lag in der Möglichkeit, menschliches Erbgut so zu modifizieren, dass es sich schneller und effizienter an extreme Umweltbedingungen anpassen konnte. Das Ziel war es, nicht nur die Überlebensfähigkeit auf dem Mond oder Mars sicherzustellen, sondern auch auf zukünftigen entfernten Planeten, die weit jenseits unseres Sonnensystems lagen.

Eines der erstaunlichsten Ergebnisse ihrer Forschung war die sogenannte „Adaptogene Sequenz.“ Diese Sequenz ermöglichte es, gezielt Veränderungen im Genom vorzunehmen, die das Immunsystem verstärkten, die Knochenstruktur robust machten und die Muskeln widerstandsfähiger gegen Belastungen und Strahlung im Weltraum machten. Kurz gesagt, Kovacs hatte den Grundstein gelegt, um den menschlichen Körper nahezu unzerstörbar zu machen – im Kontext extraterrestrischer Kolonisation.

In meinem Kopf drehte sich alles. Ein solcher Durchbruch konnte nicht nur Leben retten, sondern auch die Expansion der Menschheit ins All beschleunigen. Die wirtschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Implikationen waren massiv. Wer auch immer Kontrolle über diese Technologie hatte, würde die Zukunft der Menschheit in Händen halten.

Aber dieser Fortschritt kam nicht ohne Kontroversen und ethische Fragen. Die Manipulation des menschlichen Genoms war ein heiß umstrittenes Thema. Viele sahen darin die Büchse der Pandora, die besser ungeöffnet bleiben sollte. Andere hingegen sahen es als den nächsten logischen Schritt in der natürlichen Evolution unserer Spezies.

Interessanterweise hatte Kovacs eine umfassende Sicherheitsschicht um ihre primären Daten gelegt – als hätte sie geahnt, dass ihre Arbeit Begehrlichkeiten wecken könnte. Trotz alledem fand ich Hinweise darauf, dass ihre Forschung nicht ganz abgeschlossen war. Es gab noch Unbekannte, Parameter, die Kovacs noch nicht völlig verstehen oder kontrollieren konnte. Dies könnte der Grund gewesen sein, warum jemand, in unruhiger Eile, ihre Arbeit an sich reißen wollte.

Die Liste möglicher Rivalen mutierte in meinem Kopf weiter. Dr. Henry Kwan war bekannt für seine skrupellosen Methoden und seinen unstillbaren Ehrgeiz. Er hätte sicher keine Bedenken gehabt, Kovacs zu beseitigen, wenn es seine eigene Karriere voranbringen könnte. Ich stellte mir vor, wie er in seinem Labor stand, die Erkenntnisse von Kovacs begutachtend und sein eigenes, dürftiges Wissen mit ihrem geballten Fortschritt konfrontierend.

Dr. Maia Rios hingegen war eine Idealistin – jemand, der dachte, dass Wissen um seiner selbst und zur Verbesserung der Menschheit verbreitet werden sollte. Ihre Differenzen mit Kovacs könnten aus philosophischen Meinungsverschiedenheiten resultieren. Vielleicht sah Rios in Kovacs' Forschung eine Gefahr, eine moralische Grenze, die nicht überschritten werden durfte.

Dann war da noch Dr. Victor Helms – ein umstrittener Mentor, dessen Stolz und Eitelkeit ihn zu einem möglichen Täter machten. Ein Mensch, der nicht älter, sondern größer werden wollte in den Augen der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Unter diesen Umständen konnte auch Helms ein Motiv haben – sei es Rache oder der Wunsch, sich wieder an die Spitze zu setzen.

Und schließlich Professor Ada Chen, deren Arbeit an biotechnologischen Implantaten oft mit Kovacs' Forschung in Konflikt geraten war. Chen könnte den Gedanken gehabt haben, dass ihre eigenen Entdeckungen durch die Fortschritte von Kovacs obsolet würden und daher unsichtbar blieben.

Es war klar, dass Kovacs' Entdeckungen viele Menschen berührten. Und genau hier, in den Zwischenräumen von Gier, Ehrgeiz und ethischer Dialektik, lag das Motiv für den Mord.

Während ich diese Gedanken durchspielte, kam Anders zurück. Er wirkte angespannt, als er mir ein Tablet reichte. „Die Wartungsprotokolle zeigen, dass während der Systemlücke das Zugangspasswort eines ranghöchsten Wissenschaftlers verwendet wurde. Das war nicht einfach eine interne Systemwartung.“

Ich nahm das Tablet und betrachtet die Daten. Es war kein Zweifel: Jemand hatte gezielt und bewusst das Sicherheitssystem umgangen. Der verwendete Zugangscode stammte von keinem Geringeren als Dr. Victor Helms. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Der alte Mentor doch nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht aggressiv, sondern auch bereit, seine Hände blutig zu machen?

"Wir müssen Dr. Helms sofort befragen," sagte ich zu Anders. "Und lasst uns jemanden zu seiner Wohnung schicken. Es gibt mit Sicherheit Beweise, die darauf schließen lassen, dass er noch eine größere Schuld auf sich geladen hat."

Anders nickte und verschwand erneut aus dem Raum, um die Anweisungen zu verteilen. Ich blieb zurück, mit einem mulmigen Gefühl. Die Wahrheit lag unmittelbar vor mir, verborgen zwischen den Strukturen unserer rotierenden Kegelstadt und den dunklen Motiven der menschlichen Natur.

Es war Zeit, diese Wahrheit ans Licht zu bringen, bevor mehr Geheimnisse und Menschen im dunklen Schatten des Mondes verloren gingen.

Während Anders sich beeilte, das Nötige zu veranlassen, blieb ich zurück im Überwachungsraum und rückte mein Augenmerk erneut auf die Sicherheitsaufzeichnungen. Die Lücke war auffällig genug, um einen versierten Ermittler aufmerksam zu machen, und sobald er das Zugangspasswort überprüft hatte, ließ es keinen Zweifel: Victor Helms war tief in dieser Sache verwickelt – oder jemand sehr geschickt hatte seinen Zugang missbraucht.

Ich ließ mich nicht von dieser Annahme blenden. Entscheidende Beweise hatten uns oft auf falsche Fährten gelockt, und ich konnte mir nicht erlauben, in diese Falle zu tappen. Genau in dem Moment, in dem ich die Gedanken erneut durchging und mit den Hypothesen jonglierte, kam die Meldung durch, dass Helms auf dem Weg zum Verhörraum war.

Mir ging durch den Kopf, was ich über Helms wusste. Jemand, der seinen ehemaligen Schützling so verachtet haben könnte, dass er sogar bereit war, Mord zu begehen? Oder nur die tragische Figur, die durch einen perfiden Plan ebenfalls zum Opfer wurde?

Im Verhörraum herrschte eine elektrisierende Spannung. Helms saß dort, die Schultern straff, der Blick kühl. Als ich eintrat, fixierten mich seine ausdruckslosen Augen. Er war ein Mann, der sichtlich daran gewöhnt war, die Kontrolle zu haben – und durch mein Hinzutreten wusste er, dass er diese Kontrolle vielleicht verlieren würde.

"Dr. Helms," begann ich, "Sie wissen sicherlich, warum Sie hier sind."

Er verzog keine Miene. "Sebastian, nennen Sie mich Victor. Und nein, eigentlich weiß ich das nicht."

Ich entschied mich für eine Verschleierungstaktik. "Wir haben Hinweise darauf, dass jemand Ihr Zugangspasswort zu Dr. Kovacs' Labor benutzt hat, in der Nacht ihres Todes. Es war eine systematische Lücke in den Aufzeichnungen. Können Sie das erklären?"

Helms starrte mich an, als wäre er einen Moment versucht zu überlegen, dann schüttelte er den Kopf. „Unmöglich, mein Zugang ist sicher. Nur ich habe die Autorisierung. Jemand muss es manipuliert haben.“

"Manipuliert, oder haben Sie jemanden autorisiert, Ihren Zugang zu nutzen?"

"Das behaupte ich nicht." Seine Stimme war fest, beinahe erzürnt. „Ich habe niemandem meinen Zugang gegeben, und ich bearbeite nur meine Labe-Daten. Wenn jemand mein Passwort verwendet hat, dann war es sicher nicht mit meinem Wissen."

Ein merkwürdiges Lächeln spielte um seine Lippen. "Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass ich Elena etwas angetan habe? Wir waren Konkurrenten, sicher. Aber das ist lächerlich."

"Lustig, dass Sie das Wort 'lässlich' sagen, Dr. Helms, denn das Ergebnis könnte uns das Gegenteil beweisen. Hatten Sie in den letzten Tagen merkwürdige Aktivitäten oder jemanden an Ihrem Terminal?"

Sein Blick veränderte sich – ein Hauch Sorge. „Nein, nichts dergleichen. Wollen Sie mir androhen, dass ich gehackt wurde? Also, hören Sie – ich habe in der letzten Woche unermüdlich an meinem Implantat-Projekt gearbeitet.“

Ich musterte ihn weiterhin. Es klang nicht überzeugend genug, um ihn aus der Schusslinie zu ziehen. "Wir gehen das ebenfalls nach. Aber in der Zwischenzeit, Dr. Helms, sollten wir über Ihr Verhältnis zu Dr. Kovacs sprechen. Was ist der tatsächliche Grund für Ihre Trennung?"

Er seufzte, das erste Signal für Erschöpfung. "Unsere Ansichten zur Ethik in der Wissenschaft haben uns entzweit. Sie wurde rücksichtsloser, während ich – nun, ich zog die Ingenieurskunst der Genetik vor. Es gab oft Spannungen, persönliche und berufliche. Aber Morde? Nein, Smith, das ist nicht mein Stil."

Während er sprach, musterte ich seine Körpersprache – jede unbewusste Geste, jedes Zucken der Hände. Er war schwer zu durchschauen, aber ich konnte seine tiefe Erschöpfung und eine Spur versteckter Angst erkennen. Helms gab nichts Offensichtliches preis, aber die Spuren seiner Unsicherheit waren wie Risse in einer Mauer aus Marmor.

Plötzlich ertönte ein Summen an meinem Gürtel. Eine Nachricht von Anders: Sie hatten in Helms' Quartier einen versteckten Datenspeicher gefunden – der solche Sicherheitslücken erklären könnte, wenn er tatsächlich dafür verwendet worden war.

"Danke für Ihre Zeit, Dr. Helms," sagte ich kühl. "Wir sind noch nicht fertig, aber das hier kann einige Zeit in Anspruch nehmen."

Kapitel 5

Ich verließ den Verhörraum und machte mich auf den Weg zum Labor, wo Anders und sein Team bereits erste Untersuchungen durchführten. Der versteckte Datenspeicher lag auf dem Tisch, neben Dokumenten aus Helms' persönlichen Forschungen.

"Smith," begrüßte mich Anders. "Das hier ist der Datenspeicher. Er war gut versteckt, hinter einer Layout-Platte seines Quartiers."

Ich hob das Gerät und betrachtete es. Klein, unscheinbar und doch möglicherweise der Schlüssel zu diesem ganzen Fall. "Gut gemacht, Anders."

Ein Schimmer der Erleichterung huschte über sein Gesicht. "Was werden wir als nächstes tun?"

"Wir werden diesen Datenspeicher analysieren. Wenn er die relevanten Daten enthält, können wir damit den Umfang von Helms' Beteiligung abschätzen. Aber das ist noch nicht alles. Wir sollten Dr. Rios und Professor Chen ebenfalls im Auge behalten und ihre Bewegungen überprüfen. Es ist möglich, dass jemand versucht hat, Helms' Verantwortlichkeit zu verschleiern."

Die schwierigste Phase dieses Falls lag noch vor uns. Einen Mord aus den Trümmern eines Verbrechens zu entwirren war harte Arbeit. Aber hier, auf dem kalten, leblosen Mond, der durch den Kegel seiner Stadt wuchs, war es eine Aufgabe, die einen klaren Kopf und festes Handeln erforderte. Und ich war bereit, keine Ruhe zu geben, bis die Schatten zurückgewichen und die Wahrheit ans Licht gekommen war.

Ich nahm den Datenspeicher und begab mich zurück in mein Büro, wo ich den Computer für die Analyse vorbereitete. Das Gerät musste sorgfältig gescannt werden, um sicherzustellen, dass kein versteckter Mechanismus aktiviert wurde, der die darin enthaltenen Daten zerstören könnte. Während das System arbeitete, lehnte ich mich zurück und ließ meine Gedanken noch einmal durch die bisherigen Ereignisse wandern. Diese Analyse würde uns vielleicht die entscheidenden Puzzleteile liefern, aber es war klar, dass dieser Fall weit verzweigter war, als es zunächst den Anschein hatte.

*

Eine Nachricht auf meinem Terminal zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war ein Bericht von einem der Überwachungsmitglieder, die Dr. Rios im Auge behalten sollten. Der Bericht war nicht lang, aber er enthielt einige beunruhigende Details. Rios hatte sich in den letzten Tagen mehrfach in sensiblen Bereichen der Kegelstadt aufgehalten, ihre Bewegungen und Gespräche waren höchst untypisch für ihren gewöhnlichen Arbeitsalltag. Sie hatte mehrere geheime Treffen mit unbekannten Personen, deren Identität momentan noch nicht geklärt war.

Ich speicherte den Bericht ab und beschloss, mich nach dem Ende der Datenspeicheranalyse intensiver mit Rios' Aktivitäten zu beschäftigen. Ein Summen vom Computer kündigte an, dass die Analyse abgeschlossen war. Die Ergebnisse waren auf den ersten Blick verblüffend – der Datenspeicher enthielt nicht nur Informationen über systematische Sicherheitslücken, sondern auch detaillierte Pläne und Skizzen eines neuen genmodifizierten Prototyps, der die Adaptogene Sequenz von Dr. Kovacs noch weiter vervollständigte.

Ich blätterte durch die Dateien, während die Konsequenzen dieser Entdeckungen sich langsam setzten. Helms war tiefer in Kovacs' Forschung involviert, als er zugegeben hatte – oder jemand hatte herausgefunden, wie man seine Arbeit missbrauchen konnte, um den Mord wie einen kalkulierten Verrat aussehen zu lassen. Ich war versucht, Helms sofort zurück ins Verhör zu holen, aber die neue Information über Rios verlangte nach sofortiger Aufmerksamkeit.

"Rios. Holen Sie Rios ins Verhörzimmer, und überprüfen Sie nochmal ihre persönlichen Datenbanken," wies ich Anders an. "Und informieren Sie mich über jeden Schritt."

Anders nickte knapp und verließ den Raum. Es dauerte nicht lange, bis ihm eine Nachricht folgte: Rios war bereits auf dem Weg und sollte in wenigen Minuten eintreffen. Ich sammelte meine Gedanken und ging durch die Fluren zurück zum Verhörraum.

Rios betrat den Raum mit einer Haltung, die Selbstsicherheit ausstrahlte, aber darunter ein klarer Funken Unbehagen verbarg. Ihr Gesichtsausdruck war wachsam und gleichzeitig herausfordernd. Sie wusste offensichtlich, dass ihre Bewegungen beobachtet worden waren.

"Dr. Rios, nehmen Sie bitte Platz," sagte ich freundlich. Sie setzte sich langsam und musterte mich mit durchdringenden Augen.

"Brian," begann sie, als wäre es ein alltäglicher Plausch, "Sie stoßen mich ins kalte Wasser. Was kann ich für Sie tun?"

"Ich denke, Sie wissen bereits, warum Sie hier sind," antwortete ich ruhig, aber bestimmt. "Wir untersuchen den Mord an Dr. Kovacs, und Ihre jüngsten Aktivitäten erfordern einige Klärung."

Sie zuckte leicht mit den Schultern. "Meine Aktivitäten haben nichts mit dem Mord zu tun, ich versichere Ihnen. Ich habe lediglich an einer Veröffentlichung gearbeitet."

Ich konnte den Hauch von defensiver Berechnung in ihren Worten spüren. "Veröffentlichung? Inwiefern haben diese 'Veröffentlichungen' Meetings mit unbekannten Personen an sensiblen Orten involviert?"

Ein Zucken durchlief ihre Brauen, fast unmerklich. "Das sind private Angelegenheiten, die meine Forschung betreffen."

"Private Angelegenheiten?", erwiderte ich scharf. "In einem Mordfall gibt es nichts Privates, Dr. Rios. Wenn Sie vorhaben, uns etwas zu verschweigen, könnte es sich böse auswirken."

Sie zögerte, und ich nutzte diesen Moment. "Wir wissen von den Sicherheitslücken in den Systemen und erkennen Ihre Verbindungen zu den Aktivitäten jener Nacht. Sie haben Zugang zu sensiblen Bereichen und können die Wahrheit nicht länger verschleiern."

Ihre Maske begann zu bröckeln. Panik blitzte in ihren Augen auf, aber sie wandte den Blick nicht ab. "Ich hatte nicht vor, Elena zu schaden," flüsterte sie. "Wir hatten Differenzen, sicher, aber es war nichts dergleichen."

"Warum dann die Geheimhaltung? Warum die Treffen?", drängte ich weiter.

Rios seufzte tief. "Es gab unter uns verschiedenen Gruppen Redebedarf. Einige, die Kovacs' Forschung unterstützen wollten und einige, die dagegen waren. Wir trafen uns, um über die moralischen, ethischen Fragestellungen und Reinheitsgebote wissenschaftlichen Fortschritts zu debattieren."

Ihre Worte klangen wahrhaftig, aber da war noch etwas versteckt. "Und diese Kommentare über die Veröffentlichung – war das ein Druckmittel? Versuchten Sie, Kovacs einzuschüchtern?"

Ein schmaler Schimmer Wut glühte in ihren Augen. "Victor Helms hatte genauso viel Anteil an diesen Treffen wie ich. Er führte die meisten Gespräche und ich war lediglich vermittelt. Wir alle hatten Bedenken."

Jetzt kam es ans Licht. Helms war nicht nur eine isolierte Figur, sondern tief vernetzt. Aber das erklärte den Mord immer noch nicht vollständig.

"Victor führte sie also. Wussten Sie, dass sein Zugangspasswort bei der Sicherheitslücke verwendet wurde?"

Rios wirkte verblüfft. "Das wusste ich nicht. Victor war immer sorgfältig mit seinen Zugängen."

"Und doch ist es geschehen. Glauben Sie, er könnte verantwortlich sein?"

Rios schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht. Die Lage wird immer undurchsichtiger." Dann fügte sie zögernd hinzu: "Es gibt vielleicht eine weitere Person, die alles orchestriert hat. Eine Person, die Zugang hat und die genau weiß, wie man uns alle gegeneinander ausspielt."

"Wer?" fragte ich mit gespannten Erwartungen.

"Jemand, der im Schatten agiert. Ein dritter Spieler. Ich kann nur vermuten: Professor Ada Chen."

Mein Instinkt sagte mir, dass dies der nächste entscheidende Schritt war. Rios hatte eine Karte gespielt, die mein Interesse weckte. Es war Zeit, Chen auf die Probe zu stellen.

Während die Stadt auf dem Mond weiterdrehte und die Metallkorridore ihre Geheimnisse hüteten, war ich entschlossen, endlich die Dunkelheit zu durchdringen. Jedes Puzzleteil rückte mich näher zur Aufklärung des Verbrechens und es war möglich, dass die Antwort in der undurchdringlichsten der Figuren lag: Ada Chen.

Während Rios unter Bewachung in einem anderen Raum gebracht wurde, bereitete ich mich auf die nächste Stufe dieser intensiven Ermittlung vor. Professor Ada Chen war von Anfang an eine schillernde Figur gewesen. Sie bewegte sich durch die wissenschaftlichen Kreise mit einer Aura von Mysterium und Macht. Ihre Arbeit an biotechnologischen Implantaten war gefeiert, aber es lag immer ein Hauch von Kontroverse in der Luft.

Ich sprach mit Anders und seinem Team, organisierte den Zugriff auf Chens Labordaten und stellte sicher, dass sie möglichst wenig Zeit hatte, ihre Spuren zu verwischen.

"Smith, ich habe Chen informiert. Sie wartet bereits im Verhörraum," sagte Anders, während er die letzten Vorbereitungen traf. Sein Gesicht sprach Bände über die angespannte Atmosphäre, die uns umgab.

Kapitel 6

Ich nickte nur und machte mich auf den Weg. Jede Entscheidung, jeder Schritt fühlte sich an, als würde er das Gleichgewicht in dieser schwerelos wirkenden Stadt beeinflussen. Der Verhörraum schien von einer eisigen, fast unwirklichen Spannung erfüllt, als ich Adas Augen begegnete. Sie saß ruhig, beinahe gelassen, mit einer geheimnisvollen Ruhe in ihren Zügen.

"Professor Chen," begrüßte ich sie höflich, aber bestimmt. "Danke, dass Sie so schnell erschienen sind."

"Mister Smith," erwiderte sie ruhig, "ich nehme an, das betrifft die tragischen Ereignisse um Dr. Kovacs?"

Ich setzte mich ihr gegenüber und drehte den Bildschirm zu ihr, auf dem die Datenanalyse vom Datenspeicher zu sehen war. "Wir haben Informationen gefunden, die darauf hindeuten, dass es mehr gibt, als wir zunächst dachten. Ihre Anwesenheit an sensiblen Orten und Ihre Interaktionen mit Dr. Rios und Dr. Helms werfen einige Fragen auf."

Chen hob eine Augenbraue, eine subtile Geste, die mich herausforderte, meine Theorie zu beweisen. "Ich kann Ihnen versichern, dass meine Bewegungen absolut wissenschaftlich begründet sind."

"Das mag so sein," fuhr ich fort, "aber es gibt Berichte über geheime Treffen. Daten, die verschwunden sind und unklare Aktivitäten an Orten und Zeiten, die sich nicht erklären lassen."

Sie lehnte sich leicht zurück, ihre Haltung wurde defensiv, aber immer noch kontrolliert. "Ich gebe zu, dass ich mich mit den anderen getroffen habe. Doch es ging um die zukünftige Ausrichtung unserer Forschung und war nie von Heimlichkeit oder kriminellen Absichten geprägt."

Ihre Worte waren gut gewählt, aber ich war nicht überzeugt. "Und was ist mit den genmodifizierten Prototypen, die wir auf Helms' Datenspeicher gefunden haben? Sie entsprechen Arbeitsweisen, wie man sie von Ihrer tiefen Kenntnis in der Biotechnologie kennt."

Ihr Blick versteinerte. "Helms hat unrechtmäßig auf meine Arbeiten zugegriffen. Ich wusste nichts von seinen Machenschaften. Und wenn er Informationen von meinem System hat, muss er sie gestohlen haben."

Es war ein Katz-und-Maus-Spiel, und ich musste vorsichtig sein. "Wissen Sie von den Sicherheitslücken, die mit Ihrem Zugang verknüpft wurden?"

Ein kurzer Anflug von Unruhe durchkreuzte ihre Züge. "Ich habe nichts zu verbergen, Kommandant. Meine Arbeiten sind von höherer Natur, ethisch umstritten vielleicht, aber nicht kriminell."

Ich schaltete den Monitor zurück zur Sicherheitslücke und zeigte auf die Anomalie. "Dieses Muster passt ebenfalls zu Ihren üblichen Arbeitszeiten und den Zugriffsorten. Es scheint, als wäre jemand derart versiert, Verschlüsselungen variiert und Zugang zu äußerst vertraulichen Informationen zu haben. Und ich bin mir sicher, dass Sie, Ada, als einzige Person Zugang und Fachwissen gleichermaßen besitzen."

Sie schwieg für einen Augenblick, dann sprach sie mit einer kalten, berechnenden Klarheit. "Vielleicht haben Sie Recht, Kommandant. Vielleicht gibt es Dinge, die nicht offensichtlich sind. Aber ich war es nicht, die diese Ereignisse inszenierte. Persönlich halte ich Henry und die Wissenschaftsgruppe, die er heimlich anführte, für fähig. Ich bin nicht die zentrale Figur in Ihrem Mordfall."

Ihre Verteidigung war überzeugend und gleichzeitig erdrückend ehrlich. Ich beschloss, sie unter engmaschige Überwachung zu stellen. Niemand sollte ohne genaueste Prüfung von der Hakenleiste springen dürfen.

Kapitel 7

Ich verabschiedete Chen fürs Erste und ging erneut zu Anders. "Sie hat genug gesagt, uns möglicherweise zu Helms zurückzuführen. Aber es gibt noch offene Verbindungen."

Anders' Gesichtsausdruck wurde härter. "Helms oder jemand, der Helms' Wissen nutzen könnte."

Ich nickte. "Setzt alle auf Hochalarm. Ich will Helms' Bewegungen konstant überwacht wissen."

Sobald ich den Raum verließ, hallten diverse Szenarien in meinem Kopf wider. Finger deuten in viele Richtungen, doch die Wahrheit war bislang verborgen. Es könnte ein perfides Netz aus Verrat und falschen Fährten sein.

Mit den Spuren, die Professor Chen und Dr. Helms hinterließen, verdichtete sich das Netz. Unsere nächste Bewegung musste überlegt sein – in undurchdringlicher Dunkelheit des Monds war jeder Fehler verblendend.

Doch ich war entschlossen, jeden Schatten zu vertreiben. Der Kegel drehte sich weiter, und mit ihm auch die machiavellistischen Pläne verborgener Rivalitäten und der Markt der Intrigen. Und ich? Ich würde die Puppenspieler entdecken – auf dem Mond konnten sich keine Geheimnisse ewig verstecken.

Die wenigen Stunden, die noch bis zum Morgengrauen auf Luna-Kegon verblieben, verbrachte ich in fieberhafter Recherche und Koordination. Helms war in Haft, Rios und Chen unter strenger Beobachtung, und doch fühlte sich der Fall noch immer wie ein unvollständiges Puzzle an.

Eine neue Idee formte sich in meinem Geist: Gab es möglicherweise eine Verbindung zwischen den Rivalitäten innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und einem externen Akteur, der alles orchestrierte? Während sich mein Team auf den Fall konzentrierte, schweiften meine Gedanken zu den Möglichkeiten von Industriespionage oder politischen Machenschaften, die die ohnehin angespannte Lage noch komplizierter gemacht haben könnten.

Als ich in mein Büro zurückkehrte, wartete schon eine neue Nachricht auf meinem Terminal. Sie stammte von einem internen Informanten, der anonym bleiben wollte, aber bedeutende Informationen preisgab. Die Nachricht enthielt verschlüsselte Pläne und Kommunikationen zwischen Dr. Helms und einer externen Entität, die unter dem Codenamen „Argus“ operierte. Eine Organisation, die offenbar Interesse an der Kontrolle und dem Besitz von genetischem Material hatte – und nicht davor zurückschreckte, Gewalt anzuwenden, um ihre Ziele zu erreichen.

Das war ein Wendepunkt. Helms war tiefer involviert als bisher angenommen, aber er spielte vielleicht selbst nur eine Rolle in einem größeren Spiel. „Argus“ war eine gefährliche Keimzelle, die ihren Tentakeln über die Grenzen der Kegelstadt hinaus erstreckte.

„Smith!“ Anders kam hastig in mein Büro. „Wir haben ein Eindringen in unserem Netzwerk festgestellt. Jemand versucht, auf die Hauptdatenbanken zuzugreifen. Es scheint gezielt zu sein – und raffiniert genug, um unentdeckt durchzukommen.“

Meine Gedanken rasten. „Könnte das ‘Argus’ sein?“

Er zuckte mit den Schultern, aber seine Augen blickten entschlossen. „Es ist wahrscheinlich. Wir müssen das sofort unterbinden.“

„Nicht nur das,“ erklärte ich, „wir nutzen diesen Angriff, um eine Falle zu stellen. Lassen wir sie glauben, dass sie wahren Zugang haben.“

„Klingt riskant, aber das könnte unseren wahren Gegner erhellen.“

Wir machten uns sofort an die Arbeit. Das technische Team implantierte falsche Daten und legte eine Spur, die direkt in einen separaten, weniger sensiblen Bereich führte. Die Idee war, dass der Feind glauben sollte, sie hätten Kontrolle erlangt, während wir sie leise in die Falle lockten.

Der Countdown lief. Minutengenau wartete ich auf die Bestätigung der Übertragung. Dann, plötzlich, kam die Meldung: „Zugriff erfolgreich geloggt. Der Fremde ist in der Falle.“

„Verfolgen Sie die Quelle.“ Anders gab seinen Leuten das Signal, und die Bildschirme zeigten die unerwartete Route. Es war nicht Helms’ oder Chens Labor, wie wir erwartet hätten – sondern ein abgelegener Subkontrollraum nahe des Energiezentrums, eine fast vergessene infrastrukturelle Zone der Kegelstadt.

„Wir fahren zum Kontrolldeck,“ ordnete ich an. „Seien Sie kein Held, aber auch nicht nachlässig.“

Rasch organisierte sich das Team und wir erreichten den besagten Raum nach wenigen Minuten. Die Tür war bereits offen, die Überwachung abgeschaltet. Innen lag ein hektisch aufgebautes Setup – Monitore, Server und dazwischen ein Fahrrad aus aufgeschlüsselten Geräten, das eindeutig improvisiert und doch hochprofessionell war.

Als der Hacker uns bemerkte, reagierte er blitzschnell. Ein Schatten verschwand hinter den Maschinen. Meine Männer stürmten voran und ich hörte das Geräusch eines Kampfes. Ich erreichte die Quelle in Sekunden: Ein junger Techniker, in Bedrängnis.

„Aufhören!“ rief ich. Die Polizisten zogen sich zurück.

Der Hacker war ein blasser, magerer Typ, kaum älter als Mitte zwanzig, mit hellen, nervösen Augen. „Ich wusste, dass jemand kommen würde,“ stammelte er.

„Wer sind Sie?“ fragte ich scharf.

„Ich… ich bin nur ein Werkzeug,“ antwortete der Junge. „Ich arbeite für eine Organisation, unaussprechlich. Sie wollten Zugriff auf die genetischen Datenbanken. Argus… sie überzeugen Leute, Dinge zu tun, die sie nicht tun wollen. Mir wurde – keine Wahl gelassen.“

„Erzählen Sie mir alles, was Sie wissen. Jetzt,“ forderte ich mit aller Entschlossenheit.

Er sprach hastig, von Angst getrieben. „Argus plant, die genetische Forschung zu stehlen und sie zu monetarisieren – oder sie zu nutzen, um die Machtverhältnisse auf der Erde zu ihrem Vorteil zu verschieben. Elena… sie war zu nah daran, sie zu stoppen. Das ist der Grund, warum sie sterben musste.“

„Wer sind die Köpfe dahinter?“ fragte ich.

„Ich weiß das nicht genau. Aber sie haben einen hiesigen Anführer. Jemanden, der die Stadt und ihre Schwachstellen kannte. Dieser Jemand hatte das Zugangspasswort von Helms und alles koordiniert.“

„Wo finde ich diesen Anführer?“

Er zögerte, sah sich um, als würde er wissen, dass seine Zeit ablief. „Sie nennen ihn ‚Der Architekt‘ – aber ich weiß nicht, wo er jetzt ist. Sagen Sie, was Sie wollen, ich war nur ein Mittel zum Zweck.“

Anders, der die Szene überwachte, teilte einen bedeutungsschweren Blick mit mir. Wir hatten unseren nächsten Zielpunk erreicht. ‚Der Architekt‘ – wer immer auch diesen Titel trug, war der wahre Kopf hinter dem Mord an Dr. Kovacs und den dunklen Manipulationen der Stadt.

Mit dieser neuen Information begann die Uhr erneut zu ticken. Die leisen Schatten der Kegelstadt wurden dunkler. Der Mond hatte seine Geheimnisse mir offenbaren müssen, und ich würde jeden letzten Winkel durchsuchen, um sie zu enttarnen.

Meine nächste Mission war klar: Der Architekt musste gefunden und gestoppt werden. Und dafür bedurfte es all meines Wissens, meines Scharfsinns und der Entschlossenheit eines knallharten Mondermittlers.

Kapitel 8

Die fiebrige Hektik, die unser Team in den Griff nahm, als wir die Details rund um den Architekten diskutierten, wurde abrupt durch ein grelles, alarmierendes Signal unterbrochen. Die Lichter flackerten, und das monotone, aber beängstigende Dröhnen der Notfallsirenen erfüllte den Raum.

„Was zum Teufel ist das?“ rief Anders über den Lärm hinweg und schlug auf seinen Kommunikator.

„Ein Notfallalarm,“ antwortete eine Stimme von der anderen Seite. „Es wurde ein massiver Energieausfall im Kernkraftwerk der Stadt gemeldet!“

„Verdammt!“ fluchte ich und stieß die Tür auf. „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Das könnte eine Ablenkung sein oder etwas viel Schlimmeres.“

Unser Team machte sich auf den Weg zum Kraftwerk, jeder Schritt hallte dumpf durch die metallischen Flure. Bei unserer Ankunft war das Bild chaotisch: Funken sprühten aus beschädigten Leitungen, Arbeiter liefen hektisch umher, versuchten verzweifelt, das Schlimmste zu verhindern.

Ein Techniker stürmte auf uns zu, das Gesicht aschfahl. „Jemand hat den Hauptreaktor sabotiert! Wenn wir das nicht bald in den Griff kriegen, könnten wir eine Kernschmelze erleben!“

Mein Magen zog sich zusammen. Eine Kernschmelze auf Luna-Kegon? Das wäre der wahrgewordene Alptraum. „Zeigen Sie uns die Zugangspunkte,“ sagte ich entschlossen. „Wir müssen herausfinden, wie das passieren konnte.“

Der Techniker führte uns tiefer in die Eingeweide des Kraftwerks, wo die Hitze und das Dröhnen der Maschinen beinahe unerträglich waren. An einem Kontrollpanel standen mehrere Bildschirme still, eingefroren in einem blauen Todesdisplay.

„Hier drin ist alles manipuliert,“ erklärte der Techniker. „Jemand weiß genau, was er tut. Es ist kein Zufall, dass dies während der Ermittlungen passiert.“

Meine Gedanken rasten. Wer auch immer der Architekt war, er war bereit, die gesamte Stadt zu opfern, um seine Ziele zu erreichen. „Anders, ich will jeden Ein- und Ausgang überwachen. Keiner kommt hier rein oder raus, ohne dass ich es weiß.“

Anders nickte und begann sofort, die Anweisungen weiterzugeben.

Während mein Team fieberhaft daran arbeitete, die Systeme zu stabilisieren, ging ich die Verdächtigen durch. Rios, Chen, Helms – waren sie Mitspieler oder eine Ablenkung? Ein Unbekannter musste sich hier noch irgendwo verbergen. Der Architekt.

Einer der Techniker zischte. „Sir! Jemand hat über das interne Netz eine verschlüsselte Nachricht gesendet. Es sieht aus, als käme sie aus einem der abgeschotteten Kommunikationsmoduls direkt im Herzen des Kraftwerks.“

Ohne zu zögern, folgte ich den Anweisungen des Technikers. Der Modulkern war ein gesicherter Bereich, für Notfallprotokolle und unwahrscheinliche Katastrophenszenarien reserviert. Doch genau hier würde ich vielleicht meine Antworten finden.

Die Türen glitten auf und das schummrige Licht enthüllte eine schlanke Gestalt, die über ein Terminal gebeugt war. Professor Chen – ihr Gesicht konzentriert und ihre Finger flogen über die Tastatur. Mein Herz stockte.

„Chen! Treten Sie zurück!“ befahl ich, den Blaster in der Hand.

Chen sah mich an, und ein kaltes Lächeln zog sich über ihre Lippen. „Smith. Ich hätte wissen müssen, dass Sie es bis hierher schaffen werden.“

„Was tun Sie hier? Sind Sie der Architekt?“

„Der Architekt,“ wiederholte sie leise und fast mystisch. „Ich gehöre zu ihnen, aber ich bin nicht die Einzige. Die wirkliche Macht liegt weit über Ihrem Verständnis.“

„Stoppen Sie die Sabotage, oder auf dem Mond oder nicht, es wird kein Ort geben, zu dem Sie fliehen können.“

Chen zögerte nicht lange. „Es ist zu spät, Smith. Argus hat bereits kontrolliert und gegenseitig gesichert. Aber ich kann Ihnen anbieten, die effiziente Methode zu verhindern – durch Codes, die nur ich kenne.“

„Reden Sie. Und schnell.“

„Ich werde es Ihnen sagen, aber nur, wenn Sie mich freilassen und mir sichere Passage zur Erde garantieren.“

Ihre Bedingungen waren lächerlich riskant, aber ich konnte nicht ignorieren, was auf dem Spiel stand – die gesamte Stadt.

„Einverstanden,“ log ich und hielt meinen Blaster entsichert. „Demonstrieren Sie Ihre Codes. Jetzt.“

Ihr Gesicht leuchtete in triumphaler Freude auf, als sie zu arbeiten begann. Doch unter ihrer beherrschten Haltung flackerte ein Funken Panik. Sie fürchtete etwas – vielleicht sogar ihre eigenen Verbündeten.

Als die Maschinen wieder zu surren und sich normal zu kalibrieren begannen, wusste ich, dass sie zumindest die drohende Katastrophe abgewendet hatte. Aber meine Gedanken wanderten schon weiter. Sobald wir wieder Kontrolle hatten, würde ich keine Sekunde zögern, Chen und jede Spur von Argus auszulöschen.

„Es ist getan,“ sagte sie endlich und drehte sich zu mir um. „Die Stadt ist sicher. Ich bin bereit für meine Freiheit.“

„Sicher ist die Stadt, aber Sie sind es nicht,“ antwortete ich kühl und machte ein Zeichen.

Anders und sein Team stürmten herein, nahmen Chen sofort in Gewahrsam. „Sie werden gesichert bleiben, Professor Chen. Und Sie werden jede weitere Information über Argus und den Architekten preisgeben.“

Ihr Lächeln erlosch in Bitterkeit. „Das ist noch nicht das Ende, Smith. Sie haben keine Ahnung, welche Mächte Sie gerade provozieren.“

Wie ich diese Worte hörte, wusste ich eines: Chen war nur ein Teil eines viel größeren Bildes. Aber Stück für Stück würden wir das Puzzle aufklären. Und am Ende würden wir jeden Schatten ans Licht zerren – auch wenn der Mond nie heller wurde.

Die unmittelbare Gefahr, die durch Chen abgewendet wurde, verschaffte der Stadt eine vorübergehende Atempause. Doch ich war mir sicher, dass wir nur die Spitze des Eisbergs berührt hatten. Mit Chen in Gewahrsam und dem Kraftwerk stabilisiert, schien alles auf den ersten Blick ruhig zu sein. Doch im tiefsten Inneren spürte ich, dass nichts wirklich so war, wie es schien.

„Smith, Chen sagt, sie will mit Ihnen reden. Sie meint, sie hätte Informationen, die Sie unbedingt wissen müssen,“ informierte mich Anders, als ich zurück in mein spartanischen Büro ging.

Ich nickte, holte tief Luft und machte mich auf den Weg zum Verhörraum. Chens Worte konnten ein weiterer Trick sein, aber ich musste jedes Puzzleteil zusammenfügen, um das Gesamtbild zu verstehen. Als ich eintrat, saß sie an der gleichen Stelle wie zuvor, doch ihre Haltung hatte sich verändert. Sie wirkte weniger überlegen und eher nachdenklich, vielleicht sogar besorgt.

„Smith,“ begann sie ohne Umschweife, „Sie denken sicher, Sie haben gewonnen oder zumindest die Kontrolle wieder erlangt. Aber Sie verstehen nicht, wie weitreichend die Verstrickungen von Argus sind.“

„Erklären Sie mir das genauer,“ forderte ich sie auf, meinen Blick fest auf sie gerichtet.

„Argus ist mehr als nur eine Organisation. Es ist ein Netzwerk, ein Kollektiv von wissenschaftlichen und politischen Kräften, die jenseits normaler Rechtsprechung operieren. Sie manipulieren, infiltrieren und kontrollieren, was immer sie wollen. Der Architekt, von dem Sie hören, ist nicht nur eine Person. Es ist ein Konzept, eine Position, die von mehreren Akteuren besetzt wird.“

Ihre Worte ließen mich innehalten. Ein Netzwerk, das so organisiert und tief war – es erklärte die zahlreichen Hindernisse und Unsicherheiten auf unserem Weg zur Wahrheit.

„Und Sie? Welchen Platz nehmen Sie darin ein?“

„Ich war ein Knotenpunkt, ein Akteur, aber ich war nie die Spitze dieser Macht. Meine Rolle war, die Fäden innerhalb eines begrenzten Bereichs zu ziehen. Aber ich kenne einige andere, die weitaus mehr wissen und gefährlicher sind.“

„Und warum sollten Sie mir jetzt helfen?“ fragte ich skeptisch.

„Weil ich möchte, dass dieser Alptraum endet. Argus hat zu viel Macht erlangt. Sie sind außer Kontrolle geraten, und wenn sie nicht gestoppt werden, wird es nicht nur Luna-Kegon, sondern vielleicht die gesamte Menschheit betreffen.“

Ich überlegte sorgfältig und entschied, ihre Informationen gründlich zu nutzen. „Also gut, Professor Chen. Wir arbeiten zusammen, aber unterschätzen Sie nicht, dass wir in erster Linie die Wahrheit herausfinden und Argus zerschlagen wollen. Jegliche doppelten Spiele und Sie werden ohne Gnade fallen.“

Sie nickte langsam. „Einverstanden. Als erstes müssen Sie auf die Protokolle achten, die wir im Zentrum der Stadt implementierten. Sie sind tief in die Infrastruktur integriert und schwer zu lokalisieren. Sie werden Ihnen mehr über Argus und ihre Operationen offenbaren.“

Ich ließ weitere Sicherheistmaßnahmen für Chen einführen und machte mich sogleich an die Arbeit, die neuen Hinweise zu verfolgen. Es dauerte nicht lange, bis wir in den zentralen Systemen der Stadt eine versteckte, verschlüsselte Datei fanden. Wir öffneten sie und enthüllten eine unglaubliche Menge an Informationen.

„Das ist verrückt,“ sagte Anders, als er neben mir stand und den Bildschirm überflog. „Sie haben alles infiltriert – die Energieversorgung, die Kommunikation und sogar die medizinische Versorgung.“

„Das ist die Wahrheit, die wir gesucht haben,“ murmelte ich. „Aber es öffnet mehr Fragen. Wer führt das alles? Und warum?“

Meine Überlegungen wurden unterbrochen, als eine weitere Nachricht einging. Diesmal war es eine direkte Bedrohung:

– „Smith, Sie haben zu tief gegraben. Treten Sie zurück oder die Konsequenzen betreffen uns alle.“ –

Mein Herzschlag beschleunigte sich. Es war eine klare Warnung, dass wir gegen Kräfte kämpften, die vor nichts zurückschreckten.

„Verschlüsselt die Information und bewahrt sie sicher auf!“ forderte ich mein Team auf. „Wir haben eine Bedrohung erhalten und wissen jetzt, dass sie zurückschlagen werden.“

Ich wusste, dass ich diesen Kampf nicht alleine gewinnen konnte. Es erforderte ein ungeheures Maß an Koordination und Vertrauen – sowohl mit meinen eigenen Leuten als auch möglicherweise mit Verbündeten, die außerhalb der Norm lagen. Eine Aura der Unsicherheit schwebte über uns, jeder Schritt konnte uns näher ans Ziel bringen oder in ein tiefes Verderben führen.

Doch eine Sache war sicher: Wir würden nicht aufgeben, bis sämtliche Tentakeln des Argus-Netzwerks aufgedeckt und abgeschnitten waren. Die Kegelstadt drehte sich als Sinnbild für die Kontraste zwischen Licht und Schatten, auf Erdniveau gehalten durch Rotation, in einer Odysee von Enthüllung und Konfrontation. Nichts war so, wie es schien – aber genau darin lag unsere Stärke.

Kapitel 9

Die folgenden Tage waren ein fließender Strom intensiver Ermittlungen und ständiger Vorsicht. Unsere bisherigen Entdeckungen hatten uns tiefer in das Herz der Verschwörung geführt, aber auch neue Gefahren ans Licht gebracht. Anders und ich arbeiteten rund um die Uhr, abwechselnd Schlaf und Wachsamkeit - die Kegelstadt konnte nicht ruhen, und wir durften es auch nicht.

Mit Chen in Haft und bereit zur Zusammenarbeit erhielten wir wertvolle Einblicke in die Infrastruktur von Argus. Wir nutzten diese Informationen, um weitere Untersuchungen durchzuführen und weitere Spuren des Netzwerks zu lokalisieren. Schritt für Schritt bahnten wir uns unseren Weg durch verschlüsselte Daten, manipulierte Systeme und eine Vielzahl an versteckten Fallen.

„Smith,“ rief Anders mich zu sich, als wir uns wieder in meinem Büro versammelten. „Diese neue Datei, die wir entschlüsselt haben… es sieht aus, als hätte Argus nicht nur in die technische Infrastruktur der Stadt eingegriffen, sondern auch psychologische Operationen durchgeführt. Sie haben Personen manipuliert und umgedreht.“

Ich starrte auf den Bildschirm seinen Fingerzeig folgend. Die Datei enthielt Protokolle, die abgefahrene Experimente zur psychischen Beeinflussung und zum Gedankenkontrolle zeigten - beunruhigende Einblicke in Tests, die durchgeführt wurden, um loyale Anhänger zu schaffen. Dies erklärte, wie tief Argus bereits in die Gesellschaft von Luna-Kegon eingedrungen war.

„Das ist mehr als gefährlich,“ sagte ich düster. „Sie können Menschen manipulieren, ihre Loyalität und Entscheidungen beeinflussen. Wir müssen diese Operationen sofort stoppen.“

„Stimmt,“ stimmte Anders zu und zeigte mir eine weitere Datei. „Schau dir das an. Es gibt eine Liste von Personen, die als ‚Schlüsselsubjekte‘ eingestuft sind. Es sieht so aus, als existieren Echtzeit-Überwachungen. Wir sollten sofort Maßnahmen ergreifen, um diese Personen zu sichern und die Störungen zu entfernen.“

Ich warf einen Blick auf die Liste und erkannte einige Namen sofort. Wissenschaftler, Techniker, sogar einige Sicherheitskräfte waren unter den verdächtigen Personen. Diese Liste war das Herzstück von Argus‘ Manipulationsinstrument.

„Zuerst müssen wir sicherstellen, dass keine davon Aktiven uns unterwandern könnten,“ ordnete ich an. „Überprüft die fortwährende Überwachung dieser Subjekte und stellt sicher, dass sie isoliert und gesichert sind.“

Während mein Team sich an die Arbeit machte, durchsuchte ich weiter die Unmengen an Informationen, die wir erbeuteten. Immer wieder stieß ich auf Hinweise, dass der „Architekt“ nicht nur eine zentrale Figur, sondern eine Ideologie war, die von mehreren Akteuren getragen wurde. Einer stach jedoch besonders hervor: Victor Helms. Er, der Mentor und Rivale von Dr. Kovacs, spielte definitiv eine größere Rolle als ursprünglich angenommen.

Unsere Bemühungen brachten schließlich Helms‘ Standort ans Tageslicht – ein versteckter, gut bewachter Komplex tief unter dem zentralen Versorgungsbereich der Stadt. Er hatte sich dort verbarrikadiert und operierte offenbar weiter im Verborgenen. Jetzt war der Moment gekommen, um zuzuschlagen und die Wurzeln dieses schrecklichen Netzwerks herauszureißen.

Mit einem sorgfältig geplanten Zugriff machten wir uns auf den Weg. Mehrere Teams wurden mobilisiert, bereit, jede Gefahr zu neutralisieren. Die Luft war schwer von Anspannung, als wir die unterirdischen Tunnel durchquerten und uns dem Versteck näherten.

„Sichern die Eingänge,“ wies ich mein Team an, als wir die verschlossenen Türen erreichten. „Niemand kommt hier raus, bis wir jeden Winkel durchsucht haben.“

Mit gezogenen Waffen betraten wir den Raum. Der Komplex entfaltete sich vor uns – eine Mischung aus hochmoderner Technologie und improvisierten Mechanismen. Monitore zeigten Echtzeitdaten und Überwachungen der gesamten Stadt. Und dort, ruhig inmitten des Chaos, stand Victor Helms.

„Smith,“ begrüßte er mich mit einem verächtlichen Lächeln. „Willkommen in meinem kleinen Imperium.“

„Das Spiel ist aus, Helms,“ sagte ich kalt. „Ihre Machenschaften werden hier und jetzt enden.“

Er hob die Hände und machte keine Anstalten, Widerstand zu leisten. „Sie verstehen nicht, dass dies alles nur ein Teil eines viel größeren Plans ist. Argus ist überall. Selbst wenn Sie mich festnehmen, werden die Tentakel weiterspielen.“

„Das mag sein,“ sagte ich und zeigte auf die Monitore. „Aber wir werden jeden einzelnen dieser Tentakel abschneiden, und wir fangen mit Ihnen an.“

Helms ergab sich widerstandslos und wurde von den Sicherheitskräften abgeführt. Doch seine letzten Worte ließen einen kalten Schauer über meinen Rücken laufen. „Denken Sie daran, Smith. Es gibt immer jemanden im Schatten. Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen – vielleicht werden Sie überrascht sein, wer dort wartet.“

Zurück in der Zentrale entfernten wir allmählich die restlichen Überwachungsprotokolle und subversiven Operationen von Argus. Helms‘ Verhaftung war ein großer Sieg, doch es war klar, dass dies nur der Anfang des Endes war. Der wahre Architekt oder die dahinterliegenden Kräfte blieben wahrscheinlich noch verborgen.

Die Ermittlungen gingen unermüdlich voran, und mit jedem weiteren Tag enthüllten wir mehr über die komplexen Strukturen und die dunklen Motive, die Luna-Kegon heimsuchten. Wir mussten wachsam bleiben und stets bereit sein, weitere Schichten des Unbekannten zu lüften. Denn hier, in den rotierenden Tiefen der Kegelstadt auf dem Mond, war nichts jemals so, wie es schien.

*

Kapitel 10: Abschlussbericht der Ermittlungen – Brian Smith

Als die Wochen vergingen, schien Luna-Kegon langsam zur Normalität zurückzukehren. Unsere Operationen gegen Argus waren erfolgreich, und wir hatten deren Netzwerke größtenteils zerschlagen. Die Stadt stand wieder stabiler auf den Beinen – zumindest oberflächlich betrachtet. Doch es bleibt ein nagender Zweifel, der mich nicht losließ. Der Fall hatte eine so tiefgehende Komplexität, dass ich befürchtete, wir hätten noch nicht alle Geheimnisse erfasst.

Eines Abends, als ich in meinem Büro saß und die Berichte durchlas, kam Anders herein – sein Gesichtsausdruck ernst. „Smith, ich habe hier eine neue Entwicklung,“ sagte er und legte mir einen Stapel von Dokumenten auf den Tisch.

Ich hob eine Augenbraue und begann zu blättern. „Was ist das?“

„Es sind Aussagen von mehreren Wissenschaftlern und Technikern, die an Dr. Kovacs’ und Dr. Helms’ Projekten mitgewirkt haben,“ sagte Anders. „Sie behaupten, dass die Technologie und das Wissen, das sie verwendeten, weit über ihren eigenen Fähigkeiten lag. Einige von ihnen äußern den Verdacht… dass eine außerirdische Intelligenz eingegriffen hat.“

Ich starrte ihn an, versuchte, die Worte zu begreifen. „Außerirdische? Das ist doch Unsinn, Anders.“

„Ich weiß, es klingt unglaublich,“ erwiderte er. „Aber sehen Sie sich die Berichte an. Die Details, die sie beschreiben, passen zu keiner uns bekannten Technologie. Es gibt Hinweise auf Materialien und Energiequellen, die wir einfach nicht erklären können.“

Ich las weiter und konnte nicht leugnen, dass die Berichte faszinierend und verstörend zugleich waren. Die Wissenschaftler beschrieben Phänomene wie selbstreparierende Materialien, Datenübertragungen, die jenseits unseres Verständnisses lagen, und sogar das Auftreten von unbekannten Symbolen und Mustern in ihren Daten – Symbole, die keiner bestehenden Sprache oder Kultur zuzuordnen waren.

„Was glauben Sie?“ fragte ich schließlich Anders.

„Ich weiß es nicht, Smith. Aber wir können die Möglichkeit nicht einfach ignorieren. Wenn es tatsächlich außerirdisches Eingreifen gab, dann müssen wir herausfinden, wer oder was dahinter steckt und warum.“

Ich lehnte mich zurück und starrte auf die Decke. War es möglich? All die Mysterien, die wir ungelöst gelassen hatten – könnten sie tatsächlich auf eine außerirdische Präsenz zurückzuführen sein? Und wenn ja, was bedeutete das für unsere Ermittlungen und die Zukunft von Luna-Kegon?

„Wir müssen die Nachforschungen erweitern,“ entschied ich schließlich. „Kontaktiert jeden, der an den Projekten beteiligt war, und holt ihre Aussagen ein. Lasst uns die Materialien analysieren und nach Anomalien suchen. Und schickt Teams zu den abgelegenen Bereichen der Stadt, um jede Spur zu untersuchen.“

Anders nickte zustimmend und machte sich sofort an die Arbeit. Es war eine gewaltige Aufgabe, aber ich wusste, dass wir auf alles vorbereitet sein mussten – sogar auf das Undenkbare.

Während die Ermittlungen weitergingen, stieß unser Team auf immer mehr Hinweise, die dafür sprachen, dass die Argumentationen nicht aus menschlicher Hand stammten. In den versteckten Archiven und abgeschirmten Räumen entdeckten wir Hinweise auf eine fortschrittliche Zivilisation, die möglicherweise schon lange vor uns existierte und Luna-Kegon für ihre eigenen Zwecke nutzte – oder vielleicht noch immer nutzte.

Eines Nachts, in der Ruhe meines Büros, begann ich, alle Informationen zusammenzufassen. Ich überlegte, ob wir überhaupt in der Lage wären, die Zusammenhänge vollständig zu begreifen. Doch eines war klar: Was wir entdeckt hatten, wandelte unsere Vorstellung von Technologie, Macht und Einfluss.

Die letzten Enthüllungen, die vor mir lagen, enthüllten kaum glaubliche Verbindungen – Hinweise darauf, dass Helms und andere möglicherweise in Kontakt mit dieser Intelligenz standen, und dass deren Motiv hinter dem Mord an Dr. Kovacs komplexer war, als wir je erahnt hatten.

„Smith,“ rief Anders mich durch die Gegensprechanlage. „Wir sollten uns die neuen Berichte ansehen. Es gibt neue Erkenntnisse.“

Ich ging zum Kontrollraum, wo verschiedene Daten auf den Monitoren flimmerten. „Was haben wir?“

„Es gibt Signale, die aus dem tiefen Weltraum stammen und direkt auf uns zielen,“ sagte einer der Techniker. „Wir wissen nicht, was sie bedeuten, aber sie sind definitiv nicht menschlich.“

Ich starrte auf die Bildschirme und dann zurück zu Anders. „Wir müssen die Wahrheit herausfinden. Wenn es eine außerirdische Präsenz gibt, müssen wir wissen, was sie will und wie wir darauf reagieren.“

Wir waren am Anfang eines neuen Kapitels unserer existenziellen Reise. Die Ermittlungen in Luna-Kegon hatten uns tiefer hineingezogen, als wir je erwartet hatten. Der Mond, so schien es, hütete Geheimnisse, die weit über unsere Vorstellungskraft hinausgingen – und wir standen nun an der Schwelle, diese Geheimnisse zu entschlüsseln.

Die Aufdeckung der gesamten Wahrheit mag noch in der Ferne liegen, aber eines war sicher: Unser Wissen und unser Verständnis würden nie mehr dieselben sein. Es war eine neue Ära des Staunens und der Entdeckungen eingetreten, und die Kegelstadt auf dem Mond war der Mittelpunkt eines universal bedeutenden Mysteriums.

Es war eine weitere ruhige, mondhelle Nacht in Luna-Kegon, als ich endlich in meinem Quartier ankam. Die Ermittlungen hatten mich bis an meine Grenzen gebracht, und doch war das Gefühl, dass wir etwas Gewaltiges entdeckt hatten, überwältigend. Die Hinweise, die wir gefunden hatten, deuteten auf etwas weit Größeres hin als nur Intrigen und Machtkämpfe unter Menschen. Anders und ich hatten uns entschlossen, nichts unversucht zu lassen, die wahre Natur der Kräfte zu verstehen, die im Verborgenen operierten.

Eine Nachricht blinkte auf meinem Terminal auf. Es war eine verschlüsselte Übertragung von einem Namen, den ich nicht kannte. „Delta“ war der Absender. Meine Finger schwebten unentschlossen über der Tastatur, bevor ich die Nachricht entschlüsselte und las:

– „Brian Smith, wir müssen reden. Kommen Sie um Mitternacht Standardzeit zum Koordinatenpunkt Alpha-7. Es geht um das Schicksal von Luna-Kegon und darüber hinaus.“ –

Mein Instinkt war gespalten. War das eine Falle? Oder die Chance, die fehlenden Puzzlestücke zu erhalten?

Mit wachsender Vorsicht nahm ich eine Waffe an mich und begab mich zu den angegebenen Koordinaten. Alpha-7 war ein abgelegener Bereich der Stadt, selten genutzt und kaum überwacht, was die Heimlichkeit des Treffens sicherstellte.

Ich erreichte den Punkt und sah niemanden. Die Minuten verrannen, bis eine Gestalt aus dem Schatten trat. Ein menschliches Gesicht, aber die Augen – sie hatten etwas fast unmenschliches, einen Blick voller Weisheit und Tiefe.

„Sie sind Delta?“ fragte ich leise.

„Ja, aber nicht in der Weise, wie Sie denken,“ antwortete die Gestalt mit einer ruhigen Stimme. „Mein wahrer Name ist uns Menschen nicht aussprechbar.“

Verblüfft versuchte ich die Bedeutung ihrer Worte zu verstehen. „Was sind Sie?“

„Ich bin eine Projektion einer fortschrittlichen Intelligenz, die einst auf diesem Mond lebte – lange vor Ihrer Zeit. Wir beobachteten, leiteten, aber griffen nie aktiv ein. Doch die Entwicklungen in Luna-Kegon haben einen Punkt erreicht, der uns betrifft.“

Ich begann zu begreifen. „Die außerirdischen Einflüsse... die Technologien, die wir nicht erklären konnten – das war alles von Ihnen?“

„Unsere Hinterlassenschaften,“ bestätigte Delta. „Doch nicht mehr lange, und der Menschheit könnte der Preis für Hybris und Gier teuer zu stehen kommen.“

„Was wollen Sie von uns?“ fragte ich vorsichtig.

„Verständnis und Mäßigung,“ sagte Delta ruhig. „Ihr Fortschritt ist bemerkenswert, aber gefährlich. Eure Kriege und Intrigen zeichnen sich durch kurzsichtigen Ehrgeiz aus. Ihr habt Technologien freigeschaltet, die nicht für eure Hände bestimmt sind.“

Ich nickte langsam, die Tiefe und Wahrheit seiner Aussage erfassend. „Wie können wir das ändern? Wie können wir die Fehler der Vergangenheit rückgängig machen?“

Delta trat einen Schritt näher. „Indem ihr die Macht des Wissens schützt, anstatt es zu missbrauchen. Der Mord an Dr. Kovacs war nur ein Symptom. Doch ein Gleichgewicht kann wiederhergestellt werden. Eine Botschaft muss gesendet werden, die den Völkern der Erde und Luna-Kegons zeigt, dass Fortschritt mehr bedeutet als blinder Ehrgeiz.“

„Und diese Botschaft?“ hakte ich nach.

„Wird durch Euch selbst gesendet,“ sagte Delta. „Indem ihr jene verantwortlich macht, die versucht haben, Macht durch das Wissen anderer zu erlangen. Und indem ihr die Überreste unserer Zivilisation respektvoll bewahrt – für eine Zukunft, die auf Verständnis basiert.“

Mit einem tiefen Atemzug erfasste ich die Tragweite dessen, was vor mir lag. Es verlangte mehr als nur Rechtschaffenheit, es verlangte Weisheit und Demut.

Bevor Delta sich verabschiedete, fügte er hinzu: „Und denken Sie daran, Brian Smith: Die wahren Fortschritte der Menschheit werden nicht durch technologische Wunderwerke, sondern durch ihre Weisheit und ihre Fähigkeit zur Empathie bestimmt.“

Mit diesen Worten wendete er sich ab und verschwand in der Dunkelheit. Ich stand allein, aber nicht mehr in Unsicherheit. Unsere Aufgabe war klarer denn je.

Am nächsten Tag trafen Anders und ich Entscheidungen, die weitreichende Reformen für Luna-Kegon bedeuteten. Helms und seine Verbündeten wurden offiziell verurteilt, und eine Kommission wurde ins Leben gerufen, um alle Technologien einer genauen Prüfung zu unterziehen und sicherzustellen, dass die Erkenntnisse zum Wohl aller genutzt und nicht missbraucht wurden.

Ich gab eine Pressekonferenz und teilte den Bewohnern von Luna-Kegon unser Wissen mit – nicht alles, aber genug, um sie daran zu erinnern, dass Macht immer mit Verantwortung einhergeht.

Die Stadt war in hellem, rotierenden Licht getaucht, als wir ein neues Kapitel aufblätterten. Vielleicht würde die Zukunft uns noch viele Herausforderungen bringen, aber zumindest hatten wir alle eins verstanden: Nur indem wir den Schatten in uns selbst erkennen und überwinden, können wir den wahren Glanz unserer Zivilisation freisetzen.

Und irgendwo, tief im Herzen des Mondes, ruhten die Geheimnisse einer uralten Intelligenz, die weiter wachte und hoffte, dass die Menschheit sich an ihre Lehren erinnern würde.

Angriffsziel Erde

Alfred Bekker

von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten.

Eine Raumflotte nähert sich dem Sonnensystem - ihr Angriffsziel ist die Erde!

Alfred Bekker vor allem als Autor von Fantasy-Romanen und Jugendbüchern bekannt wurde. Daneben war er Mitautor von Spannungsserien wie Jerry Cotton, Cotton Reloaded, John Sinclair , Kommissar X und Ren Dhark.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Die Flugbahn eines Space Viper zog sich von der Marsbahn herkommend auf Terra zu. Zwei Männer befanden sich an Bord, die sich im Auftrag der Organisation NET-OF-REBELLION zur Erde begeben sollten. Eine Mission von entscheidender Bedeutung. Das überlichttaugliche Kleinraumschiff hatte die Form eines Zylinders, war etwa drei Meter lang, anderthalb Meter im Durchmesser und wies sechs dünne Ausleger auf. Seine Masse entsprach 4,7 Tonnen. Es hatte Platz für zwei Personen.

Roy Hensley und Pemmo Ramirez befanden sich an Bord. Ramirez fungierte dabei als Pilot.

Hensley genoss es, für einige Augenblicke die Augen schließen zu können, während sein Begleiter darauf achtete, dass das Kleinraumschiff seinen Kurs beibehielt.

Space Viper-Raumer ließen sich sowohl manuell als auch per Gedankensteuerung fliegen, wobei Pemmo Ramirez die zweite Möglichkeit bevorzugte, ermöglichte sie ihm doch, den Space Viper ohne vorherige, langwierige Ausbildung fliegen zu können.

,,Seit zwanzig Minuten sind wir aus dem Hyperraum zurück ins normale Universum gefallen", sagte Pemmo Ramirez. ,,Und die Raumkontrolle der AST-Station scheint noch immer keine Notiz von uns genommen zu haben."

Roy Hensley lächelte dünn.

,,Auf die Tarn-Technik scheint Verlass zu sein", sagte er.

,,Wie gut diese Technik ist, wird sich zeigen, wenn wir erst auf der Erde landen."

Die beiden Terraner gehörten zu den Gefolgsleuten des Extraterrestriers Namlans, der eine Wiedererrichtung des alten, karsan'altorischen Imperiums anstrebte und zwischenzeitlich die Produktionswelt Magol in seinen Besitz gebracht hatte.

Die Aufgabe der Beiden bestand darin, in Nairobi Kontakt zur Organisation NET-OF-REBELLION aufzunehmen. Von dieser Organisation war auf Terra nicht viel übrig geblieben, seit sie einer massiven Fahndung durch die Galaktische Sicherheitsorganisation GALACTIC SECURITY ausgesetzt gewesen war.

Der Space Viper tauchte jetzt in die obersten Schichten der irdischen Atmosphäre ein. Noch immer gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass das kleine Raumschiff bemerkt worden war. Und das, obwohl auf dem Weg zur Erde hin das Netz der Ortungsstationen immer dichter wurde.

,,Scheint ja alles ganz reibungslos zu funktionieren", meinte Roy Hensley.

,,Worauf du einen lassen kannst", erwiderte Ramirez. Ein ehrgeiziges Ziel, das wir uns gesetzthaben, ging es Pemmo Ramirez durch den Kopf. Die Ausschaltung des Qrroqg-Schirms, der im Notfall Terra gegen fremde Raumschiffe und die galaktischen Magnetorkane schützen soll.

Natürlich war es keineswegs Namlans Ziel, die Erde schutzlos den Magnetstürmen auszusetzen. Die Ausschaltung sollte nur für wenige Tage erfolgen, damit Namlan mit seiner Großraumerflotte Terra besetzen konnte. Ein genau geplanter Schlag war also von Nöten, um die Schutzstation, von der aus der Schirm projiziert wurde, für einen genau begrenzten Zeitraum auszuschalten.

Das Blau des indischen Ozeans wurde durch die Sichtfenster des Space Viper sichtbar. Auf einer Drei-D-Projektion war in einer schematischen Darstellung die gegenwärtige Position erkennbar.

,,Wir sind gleich da", sagte Pemmo Ramirez.

,,Vorausgesetzt man holt uns nicht doch noch vom Himmel", gab Roy Hensley zur Antwort.

Pemmo Ramirez lachte kurz auf.