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Michael Zamis schreckte hoch. Er stürmte aus seinem Schlaf¬gemach und eilte den Gang entlang. Er schlug heftig gegen Theklas Zimmertür und an die von Georg, der als einziges seiner Kinder einsatzbereit war. Michael konnte die Eindringlinge fühlen. Viele von ihnen. Sie schwärmten über das Gelände der Villa Zamis aus, sie beschäftigten sich mit den ausgelegten Fallen, sie fielen über die Wachbäume her. Die Villa Zamis stöhnte und ächzte. Sie wehrte sich mit aller Vehemenz gegen die Eindringlinge. Die Abwehrmechanismen des Hauses funktionierten also. Doch sie würden bei der Überzahl der Feinde bald an ihre Grenzen stoßen ...
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Was bisher geschah
DER DEN HASS SÄT ...
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
mystery-press
Vorschau
Impressum
Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrundeliegt.
Die Zamis sind Teil der Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben. Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht Coco den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Ihr Vater sieht mit Entsetzen, wie sie den Ruf der Zamis-Sippe zu ruinieren droht. So lernt sie während der Ausbildung auf dem Schloss ihres Patenonkels ihre erste große Liebe Rupert Schwinger kennen. Auf einem Sabbat soll Coco zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an, doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut und verwandelt Rupert Schwinger in ein Ungeheuer.
In den folgenden Jahren lässt das Oberhaupt keine Gelegenheit aus, gegen die Zamis-Sippe zu intrigieren. So verlangt Asmodi von Coco, einen gewissen Dorian Hunter für ihn töten. Es gelingt Coco, Dorian zu becircen – doch anstatt den Auftrag sofort auszuführen, verliebt sie sich in ihn. Zur Strafe verwandelt Asmodi Dorian Hunter in einen seelenlosen Zombie, der fortan als Hüter des Hauses in der Villa Zamis sein Dasein fristet.
In Wien übernimmt Coco ein geheimnisvolles Café. Sie beschließt, es als neutralen Ort zu etablieren, in dem Menschen und Dämonen gleichermaßen einkehren. Zugleich stellt Coco fest, dass sie von Dorian Hunter schwanger ist. Coco, Michael und Toth bitten Asmodi um Hilfe gegen die Todesboten, müssen dafür jedoch das für sie jeweils Wertvollste als Pfand hinterlegen. So wird Coco ihr Ungeborenes genommen.
Mit Hilfe ihres neuen Liebhabers Damon Chacal gelingt es Coco schließlich, das Kind zu finden und es im Totenreich zu verstecken. Sie trennt sich von Chacal und folgt einer Einladung ihrer Freundin Rebecca nach New York ... doch die schwangere Rebecca steht unter dem Einfluss der dämonischen Vanderbuilds. Coco kann nicht verhindern, dass das Kind im Dakota Building zur Welt kommt. Es entpuppt sich als missgestalteter Dämon. Coco kann das Dämonenkind jedoch töten.
Unterdessen erscheint in Wien eine junge Frau, die sich als Dorian Hunters Schwester Irene ausgibt. Im Café Zamis hinterlässt sie eine seltsame Uhr. Zurück in Wien spürt Coco deren gefährlichen Einfluss: Sie und die anderen Zamis werden immer jünger. Dahinter steckt die Hexe Mother Goose. Als ihr Haus in Flammen aufgeht, erlischt der Fluch. Außer bei Lydia, die zusehends altert. Hilfe erhofft sie sich von dem sogenannten Blutbaron. Doch als sie sich mit dessen Blut einreibt, wird sie zwar zunächst wieder jung, doch verwandelt sie sich im nächsten Moment in eine Goldstatue ...
DER DEN HASS SÄT ...
von Michael M. Thurner
Das Wach-Schrapnell brüllte seinen Alarm in die Dunkelheit hinaus, mehrere der Heulsusen schlugen zeitverzögert an. Die kleinen Wesen, aus Ton gewonnen, der für die Fertigung von Golems genutzt wurde, hüpften aufgeregt hin und her. Sie trampelten mit ihren hohlen Beinen auf, schrien in hohen Tönen.
Michael Zamis schreckte hoch. Er riss sein Gewand an sich, schlüpfte in die Hose, stürmte aus seinem Schlafgemach und eilte den Gang entlang. Er schlug heftig gegen Theklas Zimmertür und an jene Georgs, der als Einziger seiner Kinder einsatzbereit war.
Michael konnte die Eindringlinge fühlen. Viele von ihnen. Sie schwärmten über das Gelände der Villa Zamis aus, sie beschäftigten sich mit den ausgelegten Fallen, sie fielen über die Wachbäume her. Das Holz der vielen Wandvertäfelungen im Erdgeschoss ächzte. Es stammte von uralten Galgenbäumen und war magisch geladen. Der Sand des Mauerwerks war mit dem Blut des Roten Bergs in unmittelbarer Nähe der Villa Zamis vermengt, die verarbeiteten Nägel, Klammern und Schrauben aus unheiligen Relikten gewonnen.
Selbst die Wandfarben beinhalteten Pigmentstoffe, die sich auf mittelalterliche Dämonen-Meistermaler zurückführen ließen.
Und dennoch stöhnte und ächzte die Villa Zamis. Sie wehrte sich mit aller Vehemenz gegen die Eindringlinge.
»Sprecht mit mir!«, verlangte Michael Zamis von den Heulsusen, während er Socken und Hemden überzog.
»Laute, schreiende Geschöpfe!«, sagte eine von ihnen und klammerte sich an seinem Fuß fest. »Sie sind stark, so stark, Herr und Meister! Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie alle Bannsprüche überwunden und die Fallen unbrauchbar gemacht haben. Sie tun uns weh, Herr und Meister! Hilf uns, bitte!«
Michael Zamis schüttelte das lästige Geschöpf ab. Er hatte kürzlich mehrere Dutzend von ihnen bei einer dämonischen Auktion erstanden und für die Verteidigung des Hauses brauchbar gemacht. Sie erledigten ihre vielfältigen Aufgaben ausgezeichnet. Doch ihr devotes, unterwürfiges Verhalten nervte.
»Wer sind sie?«, fragte er, während er seine Dämonensinne schweifen ließ und nach Spuren der Eindringlinge suchte.
»Frauen. Sie ähneln Menschenfrauen, haben aber grässliche Gebisse. Sie schreien so schrecklich laut. Hilf uns doch, Meister ...«
Michael Zamis bekam Kontakt zu einem der Feinde. Er ertastete Gedanken, die ein Brei an bösen, kaum beherrschten Emotionen waren, aber auch Schläue beinhalteten. Da waren Hass und Wut und Gier und Lust ... Das Wesen wollte ins Innere der Villa Zamis gelangen, sich an seinen Bewohnern vergehen und vor allem ein glänzendes Ding an sich reißen. Ein Ding, dessen Form in den Gedanken des anderen ein gestaltloser Schemen blieb.
Er hatte genug gesehen. Er wusste, wer der Feind war.
»Geht hinaus!«, befahl er den Heulsusen. »Alle von euch. Macht schon! Ihr werft euch dem Feind entgegen und haltet ihn auf, so lange es geht.«
»Aber ... aber dann sterben wir, Herr!«
»Ihr könnt nicht sterben, Heulsuse. Das vermeintliche Leben, das ihr in euch fühlt, wurde euch durch dämonischen Atem gegeben. Also los, ab mit euch!«
Die gerade mal dreißig Zentimeter großen Heulsusen gehorchten. Mit schleppendem Schritt trippelten sie auf die Katzentür zu, die Michael eigens für sie angefertigt hatte, und schlüpften hindurch. Die Sprecherin der Heulsusen warf ihm einen letzten, traurigen Blick zu, bevor sie in den Kampf zog.
Glaubte sie denn wirklich, dass er Mitleid für ihresgleichen empfand? Was waren das bloß für dumme Geschöpfe!
Georg kam die Treppe herabgestolpert, hinter ihm Thekla. Beide wirkten konzentriert und beherrscht. Es war viel vorgefallen in den letzten Jahren. Sollten sie jemals Zweifel oder gar Angst empfunden haben, dann waren ihnen diese Schwächen längst ausgetrieben worden.
»Selkies«, sagte Michael Zamis kurz angebunden. »Sie sind Lydias Spur bis hierher gefolgt. Sie wollen sie haben und sich an ihr rächen.«
Er blickte in Richtung der Statue, die im Wohnzimmer an die Wand gelehnt dastand, wie ein kitschiges Stück Einrichtung. Hinter der goldenen Gestalt verbarg sich seine Tochter. Lydia. Sie war ein verzogenes Gör, das seine grausame Ader oft falsch fokussierte – und diesmal für ihre Fehler bezahlte.
Ich hätte eine wie sie gebraucht, verdorben und voll gemeiner Gedanken, die zugleich Cocos Geist und Kämpfernatur in sich trägt, dachte Michael.
Er vertrieb diesen Gedanken gleich wieder. Er wollte nicht an das weiße Schaf der Familie zurückerinnert werden, an Coco, die den Namen der Zamis mit all ihren Taten entehrte.
»Die Heulsusen werden die Selkies nicht lange aufhalten können«, sagte Georg, der die Situation rasch erfasst hatte.
»Es sollte reichen. Sofern es uns gelingt, die Kräfte zu bündeln.«
Thekla nickte, griff nach Georgs Hand und setzte sich gemeinsam mit ihrem Sohn auf die Couch im Wohnzimmer. Michael zögerte, bevor er sich neben seiner Frau niederließ. Neben ihr zu sitzen, war, als würde man kochenden Magma-Brei in einem Vulkan umrühren und müsste darauf achten, dass er nicht explodierte.
Thekla hatte einen Zauber gesponnen, der ihn seit einigen Wochen schon gefangen hielt. Er begehrte sie so sehr, dass es schmerzte. Ihr enger, gut sitzender Rock, der Anblick ihrer Knie, das Knistern ihrer Strümpfe – wann, bitteschön, hat sie die Strümpfe angezogen?! – die Wärme ihres Körpers ...
»Konzentrier dich gefälligst, Michael!«, fuhr sie ihn an, nicht ohne ein lüsternes Lächeln anzudeuten.
Er umfasste eine ihrer Hände und konzentrierte sich auf die Berührung. Georgs Finger schoben sich über seine andere Hand. Sie waren rasch miteinander verbunden. Auch ihre Geister vereinten sich. Auf eine Art und Weise, die man kaum zu beschreiben vermochte.
Theklas Verstand fühlte sich wie das Holz eines harten, knorrigen Kirschbaums an, während Georg ein Weichholz mit hartem Kern darstellte.
Er, Michael, beherrschte sie beide – und er sog ihre dämonischen Kräfte in sich auf. Er sammelte und bündelte sie, bereit, sie auf die Feinde loszulassen, sobald er das passende Gefäß für ihre Gedanken gefunden hatte.
Er ließ ihre Geister auf Wanderschaft gehen. Hinaus ins Freie, in die kühle Nacht. Schlingpflanzen ackerten den Boden durch auf der Suche nach einer Selkie, die sich gegen fünf der Heulsusen zur Wehr setzte. Sie packten zu und strangulierten das widerliche Geschöpf zu Tode. Es wollte einen finalen Schrei loslassen, in dem all seine verbliebene Kraft steckte. Doch bevor es dazu kam, trennte die Schlingpflanze den Kopf vom Rumpf.
Die Abwehrmechanismen des Hauses funktionierten also. Doch sie würden bei der Überzahl der Feinde bald an ihre Grenzen stoßen.
Weiter.
Drei Selkies wehrten sich gegen den Dornenbeschuss neu gepflanzter Rosenbüsche. Sie bekamen einige tiefe Wunden ab, doch sie ließen sich nicht aufhalten. Sie wüteten durchs Gestrüpp, vernichteten es, wollten sich in das Außengemäuer der Villa krallen und daran hochklettern.
Ranken wilden Weins hielten sie davon ab. Sie zogen den Selkies Striemen über die Rücken, trennten ihre Glieder ab, töteten sie. Doch es waren rasch neue Feinde heran, die sich alsbald auf die Ranken stürzten und sie in wilder Raserei zerbissen.
Michaels Geist erahnte Hundertschaften der Selkies. Sie waren überall, sie hatten die Villa Zamis umzingelt und griffen aus mindestens fünf Richtungen gleichzeitig an. Die wenigen Heulsusen und die Wächter des Parks würden nicht mehr lange durchhalten. Er musste eingreifen und durfte nicht erst warten, bis die Selkies ins Innere des Hauses vorgedrungen waren.
»Bereit?«, fragte er seine Frau und Georg.
Beide gaben ihr Einverständnis. Michael bündelte ihre gemeinsamen Kräfte, sodass er meinte, mit den beiden für alle Zeiten verschmolzen zu bleiben. Er war nun ein Wesen, so mächtig, dass ihm kaum eine dämonische Kraft widerstehen mochte. Aber sie waren immer noch auf der Suche nach einem Behältnis für all ihre Energien ...
Michael ertastete den Geräteschuppen mit seinem Geist. Er drang ins Innere vor, fühlte sein Zielobjekt, überprüfte dessen Körperfunktionen. Es hätte einen besseren Körper für seine Zwecke geben können. Doch er würde reichen.
Der Gärtner ..., hörte er Thekla in seine Richtung und voll Unmut denken. Ich hatte mich schon gewundert, warum er gestern nicht gekommen ist.
Wie bist du bloß auf die Idee gekommen, einen Menschen für die Arbeit in unserem Garten einzustellen, fragte Michael. Einen, den du darüber hinaus an unsere dämonischen Pflanzen heranließest?
Er trug etwas abgrundtief Böses in sich, das mich anzog. Und sein Gefühl für Schönheit entsprach ganz meinem Geschmack.
Hast du ihn auch an dich rangelassen, Thekla?
Das geht dich nichts an. Wir haben eine Vereinbarung ...
Wir sind hier, um die Villa Zamis und letztlich uns zu retten, machte sich Georg erstmals bemerkbar. Eure Probleme könnt ihr ein anderes Mal besprechen.
Michael wollte auffahren, wollte seinen Sohn zur Ordnung rufen. Georg hatte kein Recht, ihm über den Mund zu fahren. Doch er beherrschte sich und konzentrierte sich auf die bevorstehende Aufgabe.
Er machte, dass der Gärtner seine Glieder bewegte und allmählich wieder auf die Beine kam. Einer der Finger brach ab, als er sich am Stiel eines hölzernen Rechens festhalten wollte. Es spielte keine Rolle. Für die bevorstehende Aufgabe war keine Feinmotorik erforderlich.
Er ließ den Gärtner das Tor des Schuppens öffnen und ins Freie treten. Die Wahrnehmungen des Toten waren eingeschränkt. Er roch und hörte nur noch schlecht; Michael hatte ihn vor bereits drei Tagen entsorgt. Die Augen allerdings funktionierten ausreichend.
Eine Selkie lief an ihm vorbei. Sie war nackt, ihr Körper blass.
Ich fühle, was du für sie empfindest, hörte er Theklas Gedanken. Sie spricht dich an. Viel zu sehr für meinen Geschmack.
Michael ignorierte sie. Er konzentrierte sich auf seine Aufgabe und ließ den Gärtner der Nackten hinterhereilen. Sie war schnell, sie hatte den umkämpften Hintereingang des Hauses im Visier. Doch sie wurde von einigen Heulsusen aufgehalten. Die tönernen Lebewesen stürzten sich mit dem Mut der Verzweiflung auf die Selkie und verkrallten sich in ihren Beinen.
Mit einem wütenden Fauchen warf sich der Gärtner auf die Selkie. Er stolperte beinahe, bevor er sie erreichte, erwischte das frauenähnliche Wesen aber dann doch an der Hüfte. Riss es zu Boden, drehte es auf den Rücken, fuhr ihm mit den klammen Fingern in den Leib, bohrte in seinen Eingeweiden umher und bekam das glitschige Herz zu fassen. Der untote Gärtner drückte zu und zerquetschte es. Ein weiterer Finger brach dabei ab und blieb im Inneren des Selkie-Leibes stecken.
Schreckliches Geheul ertönte, als Thekla, Georg und Michael kraft ihres Geistes den Gärtner wieder auf die Beine stellten und ihn sich umdrehen ließen. Vier Selkies stellten sich dem dämonisch gesteuerten Toten entgegen. Sie hatten den Mund weit aufgerissen und geiferten in seine Richtung.
»Töötennn!«, brachte der Gärtner qualvoll langsam hervor.
Die Selkies stürzten sich wie Furien auf ihn. Verbissen sich in seinen Armen und in seinen Beinen, spuckten Brocken verdorbenen Fleisches aus, langten ein weiteres Mal zu.
Irgendwo brach ein Knochen. Das alles spielte keine Rolle. Der Körper des Mannes war belanglos. Es war die Willenskraft der Zamis-Familienmitglieder, die ihn vorwärtstrieb und mit deren Hilfe er die Selkies von sich schleuderte.
Eine der Frauen packte er am kurzgeschnittenen Haar, verdrehte es zu einem Knoten und riss es samt der Kopfhaut mit einem Ruck vom Schädel. Das Geschrei der Selkie änderte sich. Aus Aggression wurde Angst, aus Zorn Panik. Sie starb als zitterndes und leidendes Etwas, als er ihr seine Hand in das weit aufgerissene Maul rammte und tief in ihren Schlund hinabreichte, bis er irgendein Organ zu fassen bekam.
Die anderen Selkies waren erneut herangekommen. Sie gingen gezielter vor und fielen aus drei Richtungen über den Gärtner her.
Michael machte, dass sich der Untote rasend schnell im Kreis drehte, auf eine unmenschliche Art und Weise. Die Arme bewegten sich wie Windmühlenflügel, schlugen zu und trafen, verletzten, vernichteten.
Dem Gärtner waren keine Grenzen gesetzt. Er war eine Marionette, die dem Willen der Zamis gehorchte. Diese Kraft war von einer dämonischen Natur, der selbst die Selkies kaum etwas entgegenzusetzen hatten.
Der Gärtner tötete zwei der Selkies, indem er ihre Schädel gegeneinander krachen ließ, und beförderte die dritte mit einem gewaltigen Hieb zu Boden. Einen weiteren Gegner an der Tür trat er in den Rücken, das Rückgrat brach gut hörbar. Einen zerbiss er, einem zerbrach er die Nase und bohrte ihm den letzten übriggebliebenen Finger der rechten Hand ins Hirn, einem weiteren Feind trieb er die linke Faust in den After.
Für einen Augenblick kehrte sonderbare Stille ein. Alle Feinde hielten inne und wandten sich dem Gärtner zu. Dutzende Augenpaare glühten in der Dunkelheit auf.
Michael ließ den Gärtner brüllen. In einer unnatürlichen Lautstärke und in einer unmenschlichen Tonlage. Dann warf er den Leib des Toten nach vorne, auf mehrere Selkies zu, die sich um ein wehrhaftes Kürbisgewächs gruppiert hatten und dessen Pflanzenschlingen zu zerreißen versuchten.
Die Selkies zögerten. Jene Wildheit, mit der sie bislang gekämpft und einen Großteil des Gartens verwüstet hatten, ließ nach.
Der Gärtner tötete einen, zwei, drei von ihnen – und auf einmal war keine der Selkies mehr da.
Sie zogen sich zurück, kletterten mit bemerkenswerter Geschicklichkeit über die Mauer, die das Grundstück der Villa Zamis umgab, um sich auf die Straßenseite hinabfallen zu lassen.