Maddrax 604 - Michael M. Thurner - E-Book

Maddrax 604 E-Book

Michael M. Thurner

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Beschreibung

Wir schreiben das Jahr 2012. Die Menschheit bereitet sich auf den Einschlag des Kometen "Christopher-Floyd" vor. Weltweit strömen die Leute in die viel zu wenigen Bunker, laufen umfangreiche Evakuierungen an. Es gilt, den Tsunami, die Druckwelle und die Feuerwalze zu überstehen, die fast um den ganzen Globus laufen werden.
Mit einer dieser Rettungsaktionen ist die USS Nimitz betraut; sie soll Menschen von der Westküste der USA durch den Panamakanal ins Karibische Meer in relative Sicherheit bringen. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit der Besatzung und den Passagieren des Flugzeugträgers...


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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Als die Erde unterging

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 hält ein gewaltiger Komet Kurs auf die Erde! Man beschießt ihn mit Atomraketen – vergeblich. »Christopher-Floyd« schlägt in Asien ein. Die Druckwelle trifft auch drei Jets, die die Auswirkung beobachten sollten. Als der Commander der Staffel, der US-Pilot Matthew Drax, und sein Copilot Professor Dr. Jacob Smythe aus einer Ohnmacht erwachen, trudelt ihr Jet auf die Alpen zu! Smythe steigt per Schleudersitz aus. Matt kann notlanden und wird von Barbaren gefunden, die ihn »Maddrax« nennen. Statt einer verwüsteten Erde sieht er sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen in einer veränderten Geografie gegenüber.

Die Druckwelle hat die Jets durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert. Dieser Strahl, der vom Mars zur Erde reicht, sicherte vor 4,5 Mrd. Jahren den Marsbewohnern, den Hydree, das Überleben. Der vermeintliche Komet war die Arche einer Wesenheit namens »Wandler«, deren Dienerrasse, die Daa'muren, sich die Erde untertan machen will, indem sie Fauna und Flora mutieren und die Menschen verdummen lässt.

Zusammen mit Aruula, einer telepathisch begabten Kriegerin, beginnt Matt Drax seinen Feldzug. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben –, kämpft gegen die Daa'muren und gerät an Schurken wie Jacob Smythe, der wahnsinnig wurde und die Weltherrschaft anstrebt, bis Matt ihn unschädlich macht. Auch Smythes Zwilling aus einem Parallelwelt-Areal stirbt, während dessen ebenso verrückte Freundin Haaley entkommt. Diese Areale, die überall auf der Erde aufbrechen, sind das Ergebnis von Zeitreisen, die die Menschen einer fernen Zukunft unternahmen. Matt und seine Verbündeten können alle schließen, wobei ihnen GRÜN, eine Art Pflanzenbewusstsein der Erde, zur Seite steht.

Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer Parallelwelt – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber einer Elitetruppe namens Dark Force, scheint sich zu besinnen und verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht. Denn kaum ist das letzte Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmischen Bedrohung namens »Streiter« gegenüber, die noch immer den Wandler auf der Erde vermutet, obwohl der längst mit seinen Daa'muren weitergezogen ist. In einem furiosen Endkampf gelingt es Matt, den Streiter zu versteinern.

Doch dann verschwindet Aruula mit dem Gleiter RIVERSIDE. Matt und ein Dark-Force-Trupp folgen ihr bis nach Südamerika. Über Peru stürzen sie wegen plötzlichem Energieverlust ab und finden die havarierte RIVERSIDE. Von Aruula keine Spur! Dafür entdeckt Matt das Wrack eines Flugzeugträgers mitten im Dschungel – und eine blinde Passagierin, die mit nach Amraka kam: Haaley.

Auf der USS Nimitz trifft Matt auf eine feindlich gesinnte Mannschaft und einen gewaltigen roten Diamanten. Inzwischen wird sein Trupp dezimiert. Die letzte Soldatin stirbt beim Kampf gegen einen mutierten Jaguar, kann ihn aber erlegen – ein heiliges Tier, wie Matt und Haaley erfahren, als sie von Eingeborenen überwältigt werden. Zusammen mit einer Frau von der Nimitz warten sie auf den Tod, denn auch die Fremden sind Feinde der Indios, seit sie deren Heiligtümer, zwei rote Diamanten, raubten.

Sie versuchen zu fliehen, doch nur die Fremde entkommt. Matt und Haaley erhalten eine Chance in Form einer Götterprobe. Dazu müssen sie den geheimnisvollen »Spiegel von Pachacámac«, mit dem sich weitere rote Diamanten herstellen lassen, aus einer Todeszone bergen – was ihnen auch gelingt.

Als die Erde unterging

von Michael Marcus Thurner

Die gewaltige Flutwelle ragte hinter der USS Nimitz auf wie ein Berg. Wie ein sehr, sehr hoher Berg, der sich bewegte. Und sie wurde schnell größer, mächtiger, tödlicher.

»Nur die Ruhe bewahren«, sagte Captain Mongue zu seinem Ersten Offizier. Er bemühte sich, Zuversicht auszustrahlen. »Ihr wisst alle, was zu tun ist. Wir stehen das durch.«

Keiner seiner Leute antwortete. Mongue zwang sich, die Augen offen zu halten. Viel lieber hätte er sie geschlossen, um auf den Tod zu warten. Tagelang hatten sie ums Überleben gekämpft, allen Widernissen getrotzt, doch nun schien alles umsonst gewesen zu sein.

Sturm kam auf, die Welle verdunkelte die Sicht. Da waren nur noch gewaltige Massen, gekrönt von weißer, schaumiger Gischt.

»Wir stehen das durch!«, brüllte Mongue gegen den Lärm an.

Dann kam die Welle über sie.

Fünf Tage zuvor

Captain Paul Mongue ließ sich auf seinem Platz nieder und blendete das übliche Stimmengewirr in der Kommandozentrale aus. Er konzentrierte sich auf seine eigenen Gedanken, auf seine eigene Gefühlslage.

Die USS Nimitz pflügte ruhig durch den Nordpazifik. Die Geschwindigkeit lag bei siebenundzwanzig Knoten – und war bei dem herrschenden Wellengang kaum spürbar. Es fehlten die Vergleichsbilder, um das Tempo tatsächlich einschätzen zu können. Kutter zum Beispiel, die in die fischreichen Fanggebiete hinausfuhren. Sie wären schon nach wenigen Minuten hinter dem Flugzeugträger zurückgeblieben.

Niemand außer der Navy schien sich mehr dafür zu interessieren, Aufgaben und Pflichten nachzukommen. Die Kutter waren in ihren Häfen geblieben – oder aber auf dem Weg Richtung Süden.

Die monotone mexikanische Wüstenlandschaft der Baja California zog mit quälender Langsamkeit backbords an ihnen vorüber. Viel zu langsam für Mongues Geschmack. Die Isla de Cedros hatten sie in den Nachtstunden passiert. Erst wenn sie die etwas wärmeren Gewässer des Golfs von Kalifornien erreichten, würde sich die Landschaft wieder ändern.

Mongue hörte, wie sich der Erste Offizier und einer der Chargen um eine Kleinigkeit stritten. Er war es müde, Ordnung schaffen zu müssen – und dennoch gehörte es zu seinen Pflichten.

»Ruhe!«, rief er. »Sie werden sich beide beruhigen und die Lage an Bord so anerkennen, wie sie ist.«

Commander William Bright wandte sich widerwillig von seinem Kontrahenten ab. Er besaß eine außergewöhnliche Kompetenz in der technischen Schiffsführung, hatte aber dafür in puncto Menschenkenntnis Defizite. Immer wieder geriet er mit anderen Offizieren zusammen, wenn es um Disziplin und die derzeit so ungewöhnliche Situation auf der Nimitz ging.

»Kümmern Sie sich um die Koordination der Flugeinsätze«, befahl Mongue. »Wenn die Informationen stimmen, dass entlang der Küste Piraten unterwegs sind, sollten wir uns darauf vorbereiten.«

»Aber Sir...«

»Das war ein Befehl, Bright!«

Der kleine untersetzte Commander wandte sich ab und verließ die Kommandobrücke. Er wirkte erleichtert. Fast so, als bräuchte er jemanden, der ihm für jeden einzelnen Schritt eine Anweisung gab.

Sobald Bright den Raum verlassen hatte, entspannte sich die Stimmung. Die anderen Offiziere gingen ihre Routinearbeit nach oder bildeten kleinere Gruppen, die sich mit den nicht alltäglichen Problemen an Bord der USS Nimitz beschäftigten.

Mongue gab Anweisungen, legte einige neue Routinen fest und unterhielt sich mit den Navigationsoffizieren über die Route der kommenden vierundzwanzig Stunden. Alles war so weit im Lot. Sofern sie ihren Zeitplan einhielten, würden sie es rechtzeitig durch den Panamakanal schaffen und damit das klar definierte Ziel ihrer Mission erreichen.

»Sir?«

»Ja, Mitch?« Mitch McCollum. Lieutenant Commander, zuständig für die Verteidigung und so etwas wie das Bordmaskottchen. Er war seit der Indienststellung der Nimitz im Jahr 1976 an Bord. Seit fast sechsunddreißig Jahren.

»Da wäre dieser Chief Warrant Officer, mit dem Sie sich unterhalten wollten.«

Mongue dachte nach, konnte sich aber an nichts erinnern.

»Patrick Kompio. Der Chemiker im Rang eines Beraters des technischen Personals. Einer der Wobbles.«

McCollum bezeichnete jedes Mitglied der Bordbesatzung, das keiner bestimmten Position zugeordnet war, als Wobble. Vermutlich konnte er selbst nicht mehr sagen, was diese Bezeichnung ursprünglich zu bedeuten gehabt hatte.

»Stimmt. Der Wobble Kompio.« Mongue lächelte. Vermutlich das erste Mal am heutigen Tag. »Lassen Sie ihn eintreten.«

Mongue wandte sich ab und beschäftigte sich zum x-ten Mal mit den navigatorischen Problemen der nächsten Stunden, bis er von einem dezenten Räuspern aus seiner Versunkenheit gerissen wurde.

Vor ihm stand ein Mann mit unverschämt dichtem Bartschatten, der ihm zu anderen Zeiten gewiss einen Rüffel eingebracht hätte. Sein Blick wirkte müde, sein Wesen wie das eines Phlegmatikers.

»Chief Warrant Officer Patrick Kompio«, sagte der Mann und salutierte schlampig.

»Ich erinnere mich. Stehen Sie bequem.« Mongue verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Man hat mich unterrichtet, dass sie derzeit ZBV sind.«

»Zur besonderen Verfügung, richtig, Sir.«

»Weil sie im Normaldienst die kämpfende Truppe bei der Konteranalyse zum Einsatz chemischer Waffen unterstützen.«

»Ganz genau, Sir.«

»Man sagte mir, dass Sie ein heller Kopf wären.« Mongue rief sich in Erinnerung, was er über den Unteroffizier erzählt bekommen hatte. »Meist unterfordert. Etwas gelangweilt vom Dienst. Sie wollten bereits abrüsten und hatten darum gebeten, in Bremerton von Bord gehen zu dürfen. Im Anschluss an die Reparaturarbeiten an der Nimitz.«

Kompio blickte betreten zu Boden. »Ja, Sir. Ich bin der Meinung, dass meine Kompetenz als Chemiker nicht benötigt wird. Es gibt genügend andere Fachkräfte an Bord, die meine Agenden übernehmen können.«

»Darüber möchte ich nicht mit Ihnen diskutieren. Und schon gar nicht mache ich Ihnen einen Vorwurf dafür, dass Sie uns verlassen wollten.«

»Nicht, Sir?« Kompio sah überrascht hoch.

»Nein.« Mongue atmete tief durch. »Hören Sie mir gut zu, Chief Warrant Officer: Ich bin für jeden Mann dankbar, der in diesen Stunden einen klaren Kopf behält und mir Ärger vom Hals hält. Man sagte mir, dass Sie trotz der besonderen Situation und Ihres Widerwillens, an Bord bleiben zu müssen, gute Arbeit leisten. Sie haben als Freiwilliger beim Aufbau und Erhalt des Containerlagers an Deck mitgeholfen und in der Organisation bestmöglich geholfen.«

»Das ist doch selbstverständlich, Sir.«

»Nein, ist es nicht.« Mongue erhob sich und nahm den Unteroffizier zur Seite. Sie blickten beide durch das große Backbordfenster ins Freie. Immer noch war eintöniges Land am Horizont zu sehen: Sanddünen, geringe Vegetation, dahinter felsiges Gebiet und das Flirren der Hitze. »Wir wissen nicht, was auf uns zukommt, Kompio. Dieser verdammte Komet sorgt dafür, dass die ganze Welt durchdreht. Je näher der Zeitpunkt des Aufpralls rückt, desto schlimmer wird die Lage. Sie kennen unseren Auftrag?«

»Zivilisten an der Küste entlang in Sicherheit zu bringen, bevor die Flutwelle kommt.«

»Richtig. Außerdem kommt es im Inneren des amerikanischen Kontinents zu Aufständen, Brandschatzungen, Gewalt, Raub, Vergewaltigungen. Die Lage an Land wird mit jeder Stunde schlimmer. Umso wichtiger, dass sich die Angehörigen der Navy – und insbesondere die Besatzung der USS Nimitz – resistent gegen jegliche Form der Disziplinlosigkeit zeigt. Wir erledigen unsere Pflicht. Was auch immer kommen mag.«

»Mit Verlaub, Sir...«

»Sprechen Sie offen, Chief Warrant Officer.«

»Wir erfüllen einen Auftrag, der von korrupten Politikern und Wirtschaftsbossen an die Navy übertragen wurde. Wir haben tausende Zivilisten in San Diego aufgenommen, die bei einer Lotterie auserwählt wurden, bei der es nach menschlichem Ermessen nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann, Sir. Vermutlich haben nicht einmal fünfzig Prozent jener Leute tatsächlich gewonnen. Ich schätze, mehr als die Hälfte hat es durch Beziehungen oder kriminelle Machenschaften an Bord geschafft.«

Mongue schwieg. Lange.

Schließlich sagte er: »Offiziell müsste ich Ihnen einen Verweis für ihre defätistische Rede erteilen. Inoffiziell stimme ich Ihnen zu.« Noch bevor Kompio etwas sagen konnte, fuhr er fort: »Aber macht es denn einen Unterschied, Chief Warrant Officer? Unsere Aufgabe ist es, so viele Menschen wie möglich zu retten.«

»Auch solche, die es nicht verdient haben?«

»Sie wissen so gut wie ich, dass wir jetzt keine Möglichkeit haben, erlittenes Unrecht beim Ablauf der Lotterie zu ahnden. Meine Aufgabe ist es, Menschenleben zu retten und auch die Besatzung der Nimitz in Sicherheit zu bringen. Vergessen Sie niemals: Wir sind die Navy. Wir sind einem Ethos verpflichtet. Sobald diese Krise überwunden ist, können wir immer noch Gerechtigkeit walten lassen.«

»Sofern sie überwunden werden kann...«

»Wir werden mithelfen, Gesetz und Ordnung erneut herzustellen«, unterbrach ihn Mongue. »Das Motto der US-Navy lautet: ›Belastbar und stets bereit‹*. Und daran werden wir uns halten, Soldat.«

Kompio wirkte so, als wollte er widersprechen, aber Mongue hatte keine Nerven und vor allem keine Zeit, sich auf eine längere Diskussion einzulassen. Der Mann war ihm zwar nicht unsympathisch, aber Mongue hatte wichtigere Aufgaben zu erledigen.

»Hören Sie mir zu, Kompio«, sagte er. »Sie mögen als Chemiker keine Aufgabe an Bord der Nimitz haben. Sehr wohl aber als Dokumentarfilmer.«

Der Unteroffizier zuckte zusammen. »Woher wissen Sie...«

»Tagaus, tagein laufen Sie mit ihrer Videokamera durch die Schiffsdecks und drehen Clips. Mir wurde zugetragen, dass einiges davon auf YouTube gelangt sein soll, obwohl das den Dienstvorschriften streng zuwiderliefe. Es handelt sich doch nur um Gerüchte, nicht wahr?«

»Richtig«, sagte Kompio, dessen Gesicht abrupt an Farbe verlor.

»Wie auch immer: Sie gelten als sehr begabt. Es heißt, Sie hätten ein besonderes Händchen für Kamera und Schnitt und würden lebensnahe Situationen besonders gut vermitteln.«

»Danke für das Lob, aber...«

»Ich möchte, dass sie während der nächsten Tage das Leben an Bord der Nimitz in all seinen Facetten einfangen, Chief Warrant Officer. Dass sie sich unter die Besatzung und Zivilisten mischen und ein möglich wirklichkeitsgetreues Bild der Lage abbilden.«

»Ich verstehe nicht so recht, Sir. Es gibt eine Medienabteilung an Bord, die sehr gut ausgestattet ist und hervorragende Arbeit leistet. Dort sind Profis am Werk.«

»Eben. Profis. Offiziere, die alles unternehmen werden, um ein geschöntes Bild von den Zuständen zu zeigen. Die nicht imstande sind, die Realität abzubilden.«

»Das sind... sehr offene Worte, Sir.«

»Die Zeit, irgendetwas zu beschönigen, ist vorbei, Kompio. Dies sind womöglich die letzten Tage der Nimitz. Wenn man gewissen Untergangs-Apolegeten folgt, müssen wir sogar mit dem Ende der Menschheit rechnen.«

Mongue blickte an seinem Gegenüber vorbei. Am Festland stiegen mehrere dünne Rauchfahnen in die Höhe. Irgendwo brannte es, irgendwo wurde gekämpft.

»Machen Sie, was ich Ihnen auftrage«, fuhr er fort. »Lichten Sie die ungeschminkte Wahrheit ab. Ich werde dafür Sorge tragen, dass Ihre Bilder und Berichte anschließend sicher verwahrt werden. So sicher, dass sie womöglich sogar den Untergang unserer Zivilisation überstehen.«

»Sie... Sie glauben wirklich, dass es so weit kommen könnte, Sir? Ich weiß nicht mehr, was ich von all diesen Katastrophennachrichten halten soll. Die Fernsehsender widersprechen sich in beinahe allem. CNN spricht von einer globalen Katastrophe, während Tucker Carlson und Sean Hannity von Fox behaupten, dass es sich bloß um Panikmache der Linken handle und dass man getrost weiterhin auf Erdölaktien setzen könne.«

»Beide berichten aus einem Bunker in der Nähe New Yorks. Was sagt Ihnen das?« Mongue blickte auf die Uhr. »Ich könnte Ihnen den Befehl geben, diese Aufgabe zu übernehmen...«

»Das müssen Sie nicht, Sir. Ich wüsste nicht, was ich lieber täte.« Kompio zeigte mit einem Mal ein strahlendes Lächeln. Eines, das ganz und gar nicht zur sonst vorherrschenden Stimmung auf der Brücke passte.

»Sehr gut. Ich lasse Ihnen einen Freipass ausstellen, mit dessen Hilfe sie überall an Bord ihre Arbeit verrichten können. Gegebenenfalls bekommen Sie Unterstützung durch Sicherheitsoffiziere. Benötigen Sie Material? Einen Kameramann? Assistenten?«

»Nein, Sir. Bitte lassen Sie mich alleine arbeiten. Glaubwürdigkeit kommt nur zustande, wenn meine Gesprächspartner nicht durch ein Team verschreckt werden.«

»Schon gut. Machen Sie's so, wie Sie es für richtig halten. Erstatten Sie mir täglich um 0800 Bericht. Pünktlich.«

»Jawohl, Sir! Ich werde mein Bestes geben, um...«

»Das war alles, Chief Warrant Officer.« Mongue wandte sich ab. Die Rauchwolke nahe der Küste der Baja California wurde dichter. Um Erkundigungen einzuholen, würde er zwei der vier Seahawks losschicken. Die hatte man ihm immerhin gelassen, zusammen mit drei Lockheed Martin F-35B Senkrechtstartern. Die restlichen Kampfflieger waren abgezogen worden, um im Landesinneren der USA für Ordnung zu sorgen.

Er hörte hinter sich zwei Hacken gegeneinander knallen, hatte aber keinen Blick mehr für den Chief Warrant Officer übrig. Seine Gedanken waren längst woanders.

Patrick Kompio hatte sich bemüht, die USS Nimitz in ihrer Größe zu verstehen – und war gescheitert. Der Flugzeugträger war in jeder Hinsicht gigantisch. Dreihundertdreißig Meter lang und fast achtzig Meter breit. Angetrieben von mächtigen Nuklearreaktoren, die über zweihundertsechzigtausend Pferdestärken an der Turbine lieferten. Eine Besatzung von nahezu sechstausend bestens geschulten Marinesoldaten, Offizieren und Angehörigen der Luftwaffe, die für die mehr als neunzig Kampfjets und Hubschrauber an Bord verantwortlich waren.

Beziehungsweise gewesen waren, dachte Kompio.

Trotz der Größe war es auf der Nimitz reichlich eng. Die Kajüten waren winzig. Sechs Menschen quetschten sich in einen Raum, in dem es schwierig war, sich zwischen den Drei-Mann-Stockbetten an beiden Seiten umzudrehen. Wenn man lag, hatte man als normal gewachsener Mann gerade mal so viel Platz, dass man den Unterarm aufstellen konnte. Besatzungsmitglieder mit einer Körpergröße von mehr als einem Meter neunzig mussten die Beine anziehen und erwachten stets wie gerädert.

Ein Minimum an Privatsphäre erreichte man, wenn man einen winzigen Vorhang vor die Sechser-Abteile schob. Supervisors, die in benachbarten Kabinenabteilen schliefen, hatten zwar kaum mehr Platz zur Verfügung, aber zumindest eine Abtrennung in Form von schweren Tüchern.

Es roch nach saurem Schweiß, nach Maschinenöl und nach der billigen Schmierseife, die seit jeher in gewaltigen Mengen im Bauch des Schiffs zur Anwendung kam.

In den letzten Tagen hatte das Gefühl der Enge deutlich zugenommen, denn...

»Haste mal Feuer?«

Kompio zuckte zusammen. Vor ihm tauchte ein Schrank von einem Mann auf, fast einen Kopf größer als er selbst, dunkelhäutig, mit Narben und Tattoos im Gesicht und einer gespaltenen Oberlippe.

»Tut mir leid, ich rauche nicht«, antwortete er. »Außerdem sind Zigaretten in den Besatzungsdecks verboten.«