Das Haus Zamis 78 - Michael M. Thurner - E-Book

Das Haus Zamis 78 E-Book

Michael M. Thurner

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Beschreibung

Magdalena ...
Da war dieser Name, aber er sagte mir nichts. Schemenhafte Erinnerungen vergingen im Nichts, sobald ich versuchte, sie aneinanderzufügen. Es bereitete mir Mühe, mich meines Selbst zu erinnern. Meines ungewöhnlichen Namens.
Ich war Coco Zamis.
Und wo befand sich Coco Zamis? - Ich wusste es nicht. Rings um mich war Dunkelheit. Die Luft schmeckte abgestanden, und ich fühlte mich eingeengt.
Ich versuchte, die Arme auszustrecken; es gelang nicht. Etwas umgab mich, drückte gegen meine Schultern und die Hüften, und selbst als ich den Kopf heben wollte, scheiterte ich. Ich lag in einer hölzernen Hülle, und ich konnte mich nicht bewegen.
Ich ruhte in einem grob gezimmerten Sarg.


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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

FRIEDHOF DER VERDAMMTEN

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrundeliegt. Die Zamis sind Teil der Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben.

Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht Coco den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Ihr Vater sieht mit Entsetzen, wie sie den Ruf der Zamis-Sippe zu ruinieren droht. So lernt sie während der Ausbildung auf dem Schloss ihres Patenonkels ihre erste große Liebe Rupert Schwinger kennen. Auf einem Sabbat soll Coco zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an, doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut und verwandelt Rupert Schwinger in ein Ungeheuer.

Seitdem lässt das Oberhaupt keine Gelegenheit aus, gegen die Zamis-Sippe zu intrigieren. So schickt Asmodi den Dämon Gorgon vor, der Wien und alle seine Bewohner zu Stein erstarren lässt – und die Stadt komplett aus dem Gedächtnis der Menschheit löscht. Nur Coco kann im letzten Augenblick entkommen, allerdings hat sie jede Erinnerung an ihre Herkunft verloren ... Nach und nach gewinnt sie diese jedoch zurück und fühlt sich mehr denn je verpflichtet, etwas gegen Gorgons Fluch zu unternehmen.

In einer Bibliothek auf Schloss Laubach in Deutschland stößt Coco auf die Dämonenvita ihres Vaters. Mit Hilfe der Vita gelingt es Coco, Gorgons Bann zu brechen und Wien zu retten.

In der Folge baut Michael Zamis seine Kontakte zu den Oppositionsdämonen aus, die sich Asmodis Sturz auf die Fahnen geschrieben haben. Als Cocos Mutter Thekla von Michaels Liaison mit einer Kämpferin des Widerstands erfährt, tötet sie diese. Es kommt zum Bruch mit den Oppositionsdämonen, die Coco ungefragt ein »Permit« verpassen – ein magisches Tattoo in Form eines zweiköpfigen Adlers. Unterdessen verfällt Thekla dem Anführer der Oppositionsdämonen, Graf Nocturno. Aber der schickt sie zurück nach Wien. Letztlich einigen sich Asmodi und Nocturno und teilen in der Charta Daemonica die Herrschaftsbereiche unter sich auf. Michael Zamis jedoch wird in eine krötenartige Kreatur verwandelt. Coco bittet um Gnade für ihren Vater und willigt ein, Nocturno zu begleiten – ohne seine wahren Gründe zu kennen. Nocturno glaubt, mit Coco eine »Geheimwaffe« zu besitzen, die ihm zur Rückkehr ins centro terrae verhelfen könnte.

Es gelingt Nocturno, einen magischen Kompass zu erlangen. Jedoch scheint ihm sein mächtigster Gegner, Letum, stets voraus zu sein. Nocturno folgt der Richtung, die der Kompass anzeigt, und lässt mit Coco das Dorf der Stille hinter sich. Inzwischen ist Georg Zamis Nocturno dicht auf den Fersen, um seiner Schwester beizustehen. In seiner Begleitung befindet sich der – fast – allmächtige Banshee Peter.

FRIEDHOF DER VERDAMMTEN

von Michael M. Thurner

Es tanzt ein Bi-Ba-ButzemannIn unsrem Haus herum, dideldum.

Kleine, kleinste Partikel aus Schwarz strebten zueinander, wie magisch voneinander angezogen. Rasch ergaben sie einen Nebel. Einen Wissens- und Bewusstseinsnebel, der einfache Gedanken fassen und verstandesgemäß verarbeiten konnte und der begann, sich als Individuum zu begreifen.

Er fing an zu leben. Er wurde zu einem Ganzen, zu einer Einheit aus Körper und Geist. Und er ahnte, dass er sich jederzeit wieder aufteilen und zu vielen Winzigkeiten werden konnte. Er beschloss, sich einen Namen zu geben. Besser gesagt: eine Bezeichnung. Ammut erschien ihm ein passender Begriff zu sein. Woher auch immer er es wusste: Die hiesigen Bewohner würden damit etwas Bestimmtes assoziieren.

Er richtete sich auf und stand nun auf zwei Beinen. Er schaute sich diese äußerliche Wesensform von jenem Geschöpf ab, das sich in unmittelbarer Nähe befand und seinen Körper unter großen Anstrengungen krümmte.

1. Kapitel

Warum stehen und nicht kriechen? Oder springen, fliegen, durch die Luft schwimmen?

Er empfand Amüsement, denn all diese Möglichkeiten standen ihm offen. Wollte er sich aber den hiesigen Bedingungen anpassen und – vorerst – nicht allzu viel Aufsehen erregen, war es wohl besser, wenn er »ging«.

Der Andere bemerkte ihn mit seinen bloß rudimentär ausgebildeten Sinnen. Er »sah« ihn und kam auf Ammut zu. Neugierig, ein wenig ängstlich vielleicht, und mit jenem Respekt, den diese Spezies allem Fremden gegenüber empfand.

»Du bist fremd hier im Land Kemet?«, fragte der ... Mann in einer Sprache, die Ammut augenblicklich verstand.

»Ich bin fremd hier«, echote er.

»Und was hast du im Tal des sechsten Gaus zu suchen?«

Tal. Berg. Suchen. Finden. Begriffspärchen fanden zueinander. Sie formten gegensätzliche Bedeutungen, die ihm zugleich die Dualität dieser Welt begreiflich machten.

Es gab Schwarz. Weiß. Dick. Dünn. Groß. Klein.

Gut. Böse.

Ammut blickte zu Boden und entdeckte zwischen den zarten, grünen Pflanzentrieben ein fast fingerlanges Krabbeltierchen. Er griff danach, ohne weiter auf den Anderen zu achten, hob den Käfer auf, legte ihn auf eine Handfläche und sah zu, wie er sich mit trägen Bewegungen vorwärtsbewegte, auf Ammuts Ellenbogen zu.

Er schlug mit der anderen Hand zu und beobachtete, wie sich das kleine Leben in einen grüngrauen Matsch verwandelte. Dünne Insektenbeinchen zappelten noch ein wenig. Dann war Ruhe.

»Warum hast du das getan?«, fragte der Andere. Der ... Mensch.

»Weil ich kann.«

Der Mann wich zurück. Er tastete nach einem der Dinger an seinem Bastgürtel. Es handelte sich um eine Waffe, um einen gekrümmten Dolch.

Das Wissen strömte nur so auf ihn ein. Es lag in der Luft. Es war wie Dunst, der sich über seinen Körper legte und in ihn einsickerte, ihn durchdrang und ständig neue gedankliche Assoziationen schuf.

»Keine Angst«, sagte Ammut zum Menschen, »ich möchte dir nichts Böses. Das erscheint mir momentan nicht zielführend.«

Der Mann wich dennoch weiter zurück. »Es ist besser, wenn du nun gehst«, sagte er. »Du hast hier nichts zu suchen.« Er hielt den Krummdolch in der Rechten weit von sich gestreckt; in einer angestrengten, verkrampften Haltung, die darauf hinwies, dass er mit der Waffe nicht sonderlich gut umzugehen wusste.

Und er, Ammut? Konnte er jemandem die Klinge in den Leib rammen, sodass es wie ein Akt voll künstlerischer Anmut wirkte? Und: War es denn notwendig, dass er der Drohgeste in irgendeiner Form begegnete? Sollte er Angst empfinden?

»Es ist besser, wenn du nun gehst!«, meinte Ammut und zeigte ein Lächeln. Es missriet ihm. Er beherrschte seine Mimik noch lange nicht gut genug.

Der Mann drehte sich um. Er war voll Furcht, reagierte fast panisch. Irgendetwas hatte Ammut an sich, das sein Gegenüber erschrecken ließ.

Der Mensch eilte davon, den sanften Abhang hinab, auf eine Reihe anderer Arbeiter zu, die sich mit störrischen Zugtieren abmühten. Seine braun gebrannten Beine hoben und senkten sich in rascher Folge; die nackten, weißen Fußsohlen standen in starkem Kontrast zur Hautfarbe des übrigen Körpers.

Ammut kümmerte sich nicht weiter um die Menschen. Sie waren anders als er. Sie waren Vieh, das sich Vieh hielt. Mitunter mochten sie sich als Spielzeug eignen; doch nicht jetzt, da er nach verloren gegangenen Erinnerungen in seinem Geist forschen musste.

Ammut wandte sich ab und wanderte parallel zum Ufer des trägen Flusses, dessen Wasser fast schwarz war und Unmengen von Schlamm mit sich führte. Das Gehen erschien ihm als unnatürliche Form der Fortbewegung; dennoch blieb er dabei. Noch wusste er nichts über seine sonstigen Fähigkeiten.

Da war ein Schiff, eine Barke, aus Papyrus geformt. Es war schlank; der zentrale Mast trug ein einfaches Dreieckssegel. Es glitt mit hoher Geschwindigkeit flussabwärts, Richtung Norden. Voraus tanzten weitere kleine, bunte Flecken über die Wellen. Der Fluss war viel befahren; er bildete die Lebensader dieses fruchtbaren Landes.

Die Gegend wirkte friedlich, die Menschen wirkten friedlich. Es irritierte Ammut. Nur zu gerne hätte er da und dort bluttriefendes Fleisch in der Sonne verwesen gesehen und das Gebrumme gieriger Fliegen gehört, die sich um Beute stritten. Er vermisste vor allem den Geruch nach Verwesung ... dieses süßliche Odeur, das insbesondere in geschlossenen Räumen gut zur Geltung kam und sich ins Mauerwerk einbrannte.

Ammut wanderte weiter. Immer wieder erblickte er Menschengruppen, die gemeinsam irgendwelche Tätigkeiten verrichteten. Meist waren sie damit beschäftigt, die Felder zu bestellen; da und dort gab es Häufchensiedlungen, in denen sich Handwerker versammelten und die Bevölkerung mit Lebenswichtigem belieferten: mit Brot, Werkzeug und Bekleidung.

Und mit Waffen.

Er roch das frische, blanke Metall. Es war von minderer Qualität, doch es trug den Zorn in sich. Es war geschaffen, um zu verletzen und zu töten. Fleisch zu durchdringen, Blut umherspritzen zu lassen, Schmerzen zu bereiten.

Ein Schauder packte ihn, seine Haut kribbelte. Der Gedanke an Leid und an Tod erregte Ammut über alle Maßen.

Die Menschen achteten nur wenig auf ihn. Sie wandten den Kopf ab, so sie seiner überhaupt gewahr wurden. – Wollten sie ihn denn nicht wahrnehmen? Missachteten sie ihn, weil er sie erschreckte?

Gut so.

Eine befestigte Stadt kam in Sicht. Sie war von einer mannshohen Mauer umgeben. Dahinter zeigten sich Lehmhäuser, deren Mauern sich im Licht der untergehenden Sonne dunkelrot färbten. Blutrot, um genau zu sein.

Sollte er weiterziehen, die Nacht durchwandern und sich mithilfe der Sterne orientieren? – Unsinn! Der Lauf des Flusses gab ohnedies die Richtung vor. Er konnte sich nicht verirren.

Verirren?! – Ammut lachte. – Er hatte vorerst kein Ziel. Er musste sich erst über sich selbst klar werden, bevor er eine Aufgabe und ein Ziel definierte. Es war notwendig, dass er das neue Wissen über die Menschen mit jenen Erinnerungsbruchstücken in Einklang brachte, die ihm durch den Kopf schwirrten.

Ammut beschloss, die Stadt aufzusuchen und die Bewohner genauer zu studieren. Die Gelegenheit erschien ihm günstig, um mehr über ihren Habitus zu erfahren und über jene Mechanismen, die sie antrieben. Außerdem roch er ... Dinge, die im Inneren dieser Mauern geschehen waren. Hier war gekämpft, vergewaltigt, getötet worden. Man opferte irgendwelchen Göttern, und manche Mitglieder der Gemeinschaft gaben sich, soweit er es mit seinen allmählich erwachenden Sinnen erkennen konnte, einer Zügellosigkeit hin, die ihm gefiel.

»Lass uns also die Menschen kennenlernen«, sagte Ammut zu sich selbst und marschierte auf die Stadt zu.

Es bereitete ihm keinerlei Probleme, an den Wärtern vorbei in die Stadt zu gelangen. Sie blickten beiseite, sie wollten ihn nicht sehen. Bloß aus den Augenwinkeln gewahrten sie ihn; doch sie schoben die Erinnerung an seine Anwesenheit rasch wieder beiseite und widmeten sich einem Würfelspiel.

Er ging eine schmale, holprige Gasse entlang, vorbei an kleinen Häusern, die sich aneinanderschmiegten. Das Leben spielte sich an den sonnigen Tagen – und derer gab es hier offenbar viele – auf den Dächern ab, die aus dem Inneren durch Leitern zu erreichen waren.

Weiter vorne ertönte Lärm. Menschen vergnügten sich. Sie saßen vor einem etwas größeren Haus, in dem Getränke ausgeschenkt wurden. Der zartbittere Geruch sauren Biers erfüllte die Luft, ebenso wie die leicht aggressive Grundstimmung der Leute. Sie tranken, um sich von ihrem schweren Tagwerk zu erholen und um Schmerzen zu vergessen, und sie nahmen zu viel des Gebräus zu sich.