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Die Welt in all ihrer Brüchigkeit: Der Schweizer Buchpreisträger Christian Haller erzählt vom Lebensweg eines jungen Mannes inmitten der turbulenten 70er Jahre.
Als der idealistische Thyl Osterholz sich nach dem Studium beim einflussreichen „Institut für Soziales“ um einen Aushilfsjob bewirbt, ahnt er nichts von dem steilen Aufstieg, der ihm bevorsteht: Schnell darf er Kongresse zu Ernährungspolitik und Atomkraft organisieren, reist in die USA und knüpft Kontakte in die Zirkel der Macht. Es sind die 70er Jahre, das Jahrzehnt der Ölkrise und des Club of Rome, in dem der Boom der Nachkriegszeit endet und den westlichen Staaten dämmert, dass es ewiges Wachstum und grenzenlosen Ressourcenverbrauch nicht geben kann. Doch hinter der glänzenden Fassade des Instituts, Treffpunkt internationaler Berühmtheiten, tobt ein gnadenloser Machtkampf, in dem sich alle Gewissheiten auflösen und Thyl selbst bald zum bloßen Spielball zu werden droht. Als schließlich sein Förderer, der Institutsleiter Lavetz, zu immer fragwürdigeren Mitteln des Machterhalts greift, muss Thyl entscheiden, wo er eigentlich steht...
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Seitenzahl: 240
Veröffentlichungsjahr: 2024
Als der idealistische Thyl Osterholz sich nach dem Studium beim einflussreichen »Institut für Soziales« um einen Aushilfsjob bewirbt, ahnt er nichts von dem steilen Aufstieg, der ihm bevorsteht: Schnell darf er Kongresse zu Ernährungspolitik und Atomkraft organisieren, reist in die USA und knüpft Kontakte in die Zirkel der Macht. Es sind die 70er Jahre, das Jahrzehnt der Ölkrise und des Club of Rome, in dem der Boom der Nachkriegszeit endet und den westlichen Staaten dämmert, dass es ewiges Wachstum und grenzenlosen Ressourcenverbrauch nicht geben kann. Doch hinter der glänzenden Fassade des Instituts, Treffpunkt internationaler Berühmtheiten, tobt ein gnadenloser Machtkampf, in dem sich alle Gewissheiten auflösen und Thyl selbst bald zum bloßen Spielball zu werden droht. Als schließlich sein Förderer, der Institutsleiter Lavetz, zu immer fragwürdigeren Mitteln des Machterhalts greift, muss Thyl entscheiden, wo er eigentlich steht …
Christian Haller wurde 1943 in Brugg, Schweiz, geboren, studierte Biologie und gehörte der Leitung des Gottlieb Duttweiler-Instituts bei Zürich an. Er wurde u. a. mit dem Aargauer Literaturpreis (2006), dem Schillerpreis (2007) und dem Kunstpreis des Kantons Aargau (2015) ausgezeichnet. Zuletzt ist die Novelle »Sich lichtende Nebel« erschienen, für die er den Schweizer Buchpreis 2023 erhielt. Christian Haller lebt als Schriftsteller in Laufenburg.
Christian Haller
Roman
Luchterhand
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Umschlaggestaltung: buxdesign | Ruth Botzenhardt unter Verwendung eines Motivs von plainpicture/Bias
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-641-32304-2V001
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Endlich solltest du doch einmal einsehen, was das für eine Welt ist,
der du angehörst, und wie der die Welt regiert, dessen Ausfluss du bist;
und dass dir die Zeit zugemessen ist, die, wenn du sie nicht brauchst dich abzuklären, vergehen wird, wie du selbst.
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen
Die Unruhen am Institut für Soziales begannen kurz nach meinem ersten Arbeitstag im September 1975. Ich zog die schwere, mit Kupfer beschlagene Eingangstür auf, betrat das Foyer und stand im gedämpften, warmen Licht der Deckenstrahler. Von der gegenüberliegenden Wand sah mich ein ernstes, selbstbewusstes Gesicht an: die Bronzebüste des Gründers der Wilfors, Alois Baltensperger, 1893–1965.
Ein Fleck grauen Lichts, das durch die seitliche Glaswand hereinfiel, lag auf den dunklen Steinfliesen, und ich folgte dem Hinweisschild, das mich zum Tagungssekretariat wies.
Eine junge Frau, den Telephonhörer am Ohr, blickte auf, sagte »One moment, please« und deckte mit der Hand die Sprechmuschel ab.
– Wie kann ich Ihnen helfen?
– Thyl Osterholz. Ich werde von Ben Seymour erwartet.
– Hold the line, please, sagte sie ins Telefon, drückte Knöpfe an der Schaltzentrale, meldete meinen Namen.
– Nehmen Sie bitte im Foyer einen Augenblick Platz. Herr Seymour wird Sie abholen.
Ich hatte mich vor einer Woche um eine Stelle als Aushilfe beworben. Das Stipendiengeld blieb mit dem Abschluss des Studiums aus, und ich wusste nicht, was ich mit dem Diplom in Biologie anfangen sollte. Nach halbherzigen Bewerbungen riet mir meine Freundin zu einem Gelegenheitsjob. Ich hätte dann Zeit zu überlegen, wofür ich mich künftig entscheiden wolle. So fragte ich auf Empfehlung eines Bekannten beim Institut für Soziales um Arbeit nach. Ich wurde zu einem Gespräch eingeladen, an dessen Schluss der Institutsleiter, Herr Lavetz, sagte: »Wir haben zwar keine Arbeit für Sie, aber Sie fangen am nächsten Montag an.«
Ich saß kaum in einem der Ledersessel neben der Glaswand, als Ben Seymour vor mir stand, groß, schlank, in Cordhose und Rollkragenpullover. Sein Gesicht war von ungesunder Farbe, und eine Strähne fettigen Haars hing ihm in die Stirn. Er machte eine ausfahrende Geste mit dem Arm.
– Herr Osterholz – ich freue mich sehr!
Er lächelte, entblößte dabei die vorstehenden Zähne. Er sprach mit englischem Akzent und hatte die Eigenart, einzelne Wörter durch Dehnen zu betonen.
Ich würde, wie der Institutsleiter entschieden habe, in seiner Abteilung »Internationale Kongresse« eine kleine Aufgabe übernehmen, sagte er, doch fürs Erste werde er mich durchs Institut führen. Ich solle schließlich wissen, wohin es mich verschlagen habe.
Er lachte ein kurzes, keuchendes Lachen, wandte sich ab, durchquerte das Foyer und öffnete eine der Türen zum Tagungssaal.
Die Wände waren mit hellem Holz getäfelt. Vorne nahm das Podest der Referenten die ganze Breite ein, überblickte die Reihen schwarzer Tische mit senkrecht aufgebogenen Mikrophonen. Seitlich zur Innenwand hin spiegelten die Glasscheiben der Übersetzerkabinen das Licht, das durch die Front aus Fenstertüren hereinbrach. Der Saal ging nahtlos in den Park über, in eine Komposition aus Rasenflächen, Hügeln und Senken.
In diesem Saal, erklärte Ben Seymour, trafen sich bei den internationalen Kongressen die Größen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, Berühmtheiten, von denen die »gewöhnlichen Leute (the ordinary people)« bestenfalls in den Zeitungen lasen.
– Sie aber werden sie erleben, sagte er mit einem Anflug von Begeisterung in der Stimme.
– Sie werden dabei sein, wenn zum Beispiel Seine Exzellenz Scheik Ahmed Zaki Yamani, Petrolminister aus Riad, lächelnd den Regierungs- und Wirtschaftsleuten erklärt, was die Folgen für sie sein werden, sollte er an der Förderschraube drehen.
In diesem Saal habe Horkheimer eine Herzschwäche erlitten.
– Sein Kopf schlug zwischen Tür drei und vier an die Wand, während ein Fernsehmann bereits die Kamera auf ihn richtete, um das Sterben des großen deutschen Philosophen »abzudrehen«.
Die Anekdoten sollten den Neuling beeindrucken und diesem vielleicht andeuten, er könne hier am Institut tatsächlich etwas »über die Welt erfahren, der wir angehören«, wie ich während des Vorstellungsgesprächs etwas großspurig Marc Aurel zitiert hatte. Und ich war beeindruckt. Ich stellte mir all die Berühmtheiten vor, die dagesessen und an dieselben Wände geblickt hatten wie ich jetzt. Sie hatten verdaut und geschwitzt, geredet und nachgedacht. Sie würden hier aus Ben Seymours Anekdoten heraus in die Wirklichkeit treten, zu leibhaftigen Persönlichkeiten werden, eine auserwählte Gesellschaft, zu der ich Zugang erhalten würde, wenn auch nur am Rand und für eine kurze Zeit.
Wir verließen den Tagungssaal und betraten gegenüber das Studio. An dem hufeisenförmigen Tisch, umstellt von lederbezogenen Stühlen, würden unter einem Kranz Lampen die Gespräche geführt, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt seien.
– Achten Sie auf das Fenster, sagte Ben Seymour und deutete auf eine kleine, viereckige Öffnung mit in Sichtbeton angedeutetem Rahmen.
– Sie finden die Art Fenster überall im Institut, eine Idee des Gründers. Die Landschaft wird durch den Rahmen zum Kunstwerk. Verstehen Sie, der Rahmen ist »creator«, durch ihn erst wird aus einem alltäglichen Ausblick ein Bild, ein Gemälde. Und da die Landschaft sich ändert, behält der Rahmen seine kreative Rolle durch das Begrenzen des Ausschnitts bei …
Wir gingen die geschwungene Treppe hinunter zum Speisesaal, der durch einen langen Tresen von der Essensausgabe und Küche abgetrennt war. Zwischen den Kongressen würden hier auch die Angestellten essen, das Institut habe einen Koch. Die geistige Nahrung hingegen würde auf der gegenüberliegenden Seite eingenommen, und Ben Seymour führte mich in die Bibliothek.
– Hier ist Ihr Arbeitsplatz, sagte er und blieb bei einem Lesepult an der Fensterfront stehen, auf dem ein Stapel englischer und amerikanischer Zeitungen und Zeitschriften lag.
– Sie können einen Teil auch zu Hause erledigen, wie Herr Lavetz bestimmt hat. Sie müssen nicht täglich anwesend sein.
Die Wände waren hier ebenfalls mit Holz getäfert, was dem Raum eine warme und ruhige Atmosphäre verlieh. Ein flüchtiger Blick über die Bücherrücken zeigte mir, dass vor allem Studien und Sachbücher die Regale füllten.
– In den Zeitschriften sind Artikel markiert, die Sie auf den vorgedruckten Formularen in fünf Stichworten zusammenfassen sollen. Diese werden in eine der neuen Computermaschinen übertragen, durch die wir möglichst früh erkennen, welche gesellschaftspolitischen Diskussionen wichtig werden. Wir müssen die Ersten sein, die einem Thema internationale Aufmerksamkeit verschaffen.
Dann ließ Ben Seymour mich vor dem Vorzimmer und Büro des Institutsleiters stehen.
Herr Lavetz saß zurückgelehnt in seinem Sessel, sah an die Wand über meinem Kopf und fuhr mit dem rechten Zeigefinger über den Nasenrücken. Er war etwas über fünfzig, hatte gelichtetes, zurückgekämmtes Haar, das Gesicht war gebräunt und leicht gedunsen. Er wolle mich begrüßen, sagte er, und hoffe, ich würde mich gut einarbeiten und mich mit dem Institut und seinen Aufgaben vertraut machen. Das Institut sei eine Gründung von Alois Baltensperger, der die Wilfors aus regionalen Genossenschaften aufgebaut habe, heute ein Konzern. Der Wilfors gegenüber habe das Institut die Aufgabe, das wirtschaftliche wie auch das soziale Erbe des Gründers zu bewahren. Dies geschehe durch die Organisation von Zusammenkünften wichtiger Entscheidungsträger.
Am Abend schwärmte ich von der Architektur des Instituts, dem Park, der Lage mit Blick auf den See, während Isabelle kochte. Ich sagte ihr, wie faszinierend es sein werde, mit bedeutenden Persönlichkeiten in Kontakt zu kommen, einen Gesellschaftskreis kennenzulernen, zu dem ich sonst kaum jemals Zutritt erhalten hätte.
– Was mich verblüfft hat, sagte ich, im Büro des Institutsleiters musste ich mich auf eine Bank vor dessen Pult setzen, niedrig wie eine Schuhablage, und Herr Lavetz erzählte, es gäbe mit dem Chef der mächtigsten Genossenschaft der Wilfors ein noch vertrauliches Projekt, das sie nach dessen Wahl zum neuen Konzernchef realisieren wollten. Die Kartei, für die ich die Artikel in fünf Stichworten zusammenfasse, sei ein Teil dieses Projekts und diene als Modellversuch, wie sich diese neue Computertechnologie künftig in verschiedenen Arbeitsgebieten der Wilfors nutzen lasse.
– Was ich nicht verstehe, weshalb erzählt der Institutsleiter mir, einem Teilzeitangestellten, von einem Projekt, das vertraulich ist, und das am ersten Tag?
Isabelle wendete am Herd das Omelett, und ich stellte die Gläser auf den Tisch, holte Teller und Messer und gestand, dass ich vergessen hatte, Brot einzukaufen.
– Schaust du bitte im Kühlschrank nach, ob vom gestrigen Weißwein noch etwas übrig ist?
Nach einem ersten Schluck sagte Isabelle:
– Dass der Institutsleiter mit dem künftigen Konzernchef ein vertrauliches Projekt erarbeitet, erklärt vielleicht, weshalb er dich »ohne Arbeit für Sie zu haben« eingestellt hat. Und dass deine Aufgabe, die Artikel der Zeitschriften in fünf Stichworte zusammenzufassen, sehr viel wichtiger ist, als die Mitarbeiter wissen.
Während wir das Omelett ohne Brot aßen, klagte ich, das Zusammenfassen der Fachartikel sei oft schwierig, und ich käme nur langsam voran. Das liege nicht nur daran, dass mein Englisch alles andere als perfekt sei. In den Artikeln würden oft Fachausdrücke verwendet, die mir unbekannt seien.
– Die Buchstaben zu zwei oder drei Stichworten kann ich oftmals rasch in die vorgedruckten Quadrate eintragen, zum Beispiel UMWELT / KLIMA / OZONLOCH … doch dann wird es schwierig. Was dann? GESUNDHEIT? SONNENBRAND? HAUTKRANKHEITEN?
– Du musst nicht das Welträtsel lösen, Thyl, du machst eine Aushilfsarbeit, mehr nicht, und verdienst etwas Geld.
Etwas? Als die erste Zahlung Ende September kam, war ich verblüfft. Der Postbote brachte das Dreifache von meinem monatlichen Stipendiengeld, und ich schämte mich für den Betrag, denn so viel konnte mein Zusammenstoppeln von Stichworten gar nicht wert sein.
Wie Ben Seymour angeboten hatte, arbeitete ich an manchen Tagen zu Hause. Doch zwei-, dreimal die Woche fuhr ich ins Institut, saß am Nachmittag in der Bibliothek, las die markierten Artikel in den Zeitschriften und trug die sie charakterisierenden Stichworte in die Formulare ein. Ich fand die Arbeit anregend, lernte in den amerikanischen und englischen Periodika neue Themen kennen, auch mir unbekannte Sichtweisen, und wenn es oftmals schwierig war, die passenden Stichworte zu finden, so gefiel mir, lesen zu dürfen, dafür bezahlt zu werden und dabei an keine festen Zeiten gebunden zu sein. Ich trug die aufgewendeten Stunden in eine Liste ein, die ich am Ende des Monats abgab, und bekam durch den Postboten meinen Lohn ausgehändigt.
Nachdem ich an einem Nachmittag mit den bereitgelegten Zeitschriften fertig war, stieg ich ins Untergeschoss, um weiteres Material in Bens Büro zu holen. Der Kellerraum war von Neonröhren erhellt, über Türmen von Zeitungen und Zeitschriften lagerten Schwaden von Zigarrenrauch, und ein staubgrauer Teppichpfad führte zwischen den Stapeln zu Bens Pult, auf dem sich die Sedimente von Briefen und Prospekten im Schein einer Tischlampe schichteten. Im Schachtfenster serbelte zäher Cotoneaster, und auf dem Fenstersims reihten sich die Kaffeetassen, Gläser und Aschenbecher.
Dies also war der Ort, aus dessen Dunst und Ablagerungen die Themen künftiger Tagungen stiegen, Veranstaltungen, die den Ruf des Instituts begründeten und von denen die hauseigene Zeitschrift Streiflichter lebte. Nein, sagte Ben auf meine Frage hin, er brauche nicht alles zu lesen. Das Material aber um sich zu haben, sei dennoch notwendig. Beim Querlesen oder auch nur Durchblättern spüre er, welche Themen in der öffentlichen Diskussion wichtig würden. Die Kunst jedoch bestünde im Finden der »richtigen und wichtigen Namen«, die als Referenten klare Standpunkte vertreten, Aufmerksamkeit schaffen oder mit ihren Ansichten provozieren. Er war gerade dabei, mir zu erklären, worauf beim Schreiben eines Briefs an eine der Berühmtheiten zu achten sei, als Bernhard Wiedemann hereinkam, zwischen den Papiertürmen stehen blieb und auf seiner erloschenen Toscanello kaute. Er war Redaktor der Streiflichter, Mitte dreißig mit bereits dünnem, schwarzem Haar. Er neigte zu einer wabbeligen Fülligkeit.
– Kommt Thorsten Øreborg zur Fettsucht-Tagung?
Bens Sekretärin Gerda, die gebeugt über der Schreibmaschine gesessen hatte, wandte sich auf ihrem Drehstuhl um, eine junge, grobknochige Frau, sah Wiedemann geduckt von unten her an. Sie zuckte leicht die Schultern.
Ben, statt zu antworten, fuhr in seiner Erklärung fort, weshalb er beim Schreiben an Referenten ähnliche, ihrer Ausdrucksweise nachempfundene Sätze benutzte. Man müsse deshalb deren Bücher lesen, um den Ton zu treffen, die Argumentation zu kennen und deren Ansichten als Ergebnis eigenen Nachdenkens darzustellen. Als Gleichgesinnter schaffe dies ein enges Band, und es schade nicht, durchblicken zu lassen, man halte allein den Standpunkt des verehrten Herrn Referenten für den wichtigsten der ganzen Tagung. Die Einladung anzunehmen, sei deshalb absolut notwendig.
– Du machst doch die Tagung zum Thema Fettsucht?
Bernhards weiches, zerfließendes Gesicht war ernst, im Blick ein sorgenvolles Abwarten.
– Ich muss wissen, ob ich dieses Jahr noch ein Streiflichter zum Thema der Fettsucht herausbringen kann.
Ich mochte Ben, und ich bewunderte ihn auch. Ich hatte längst begriffen, dass er der eigentliche Kopf des Instituts war. Er schaffte es, ihm Glanz und Größe zu geben, und er hatte die Fähigkeit, die Berühmtheiten der Welt hierher zu bringen, in dieses Institut mit Blick auf See und Berge.
– Ich muss Øreborg zurückrufen, sagte Ben kurz angebunden.
– Ben! Du hast ihm noch nicht einmal geschrieben. Ich habe dich schon zweimal erinnert …
Gerdas Gesicht war rot vor Erregung.
– Du hast überhaupt nicht an der Tagung gearbeitet. Und die Zeit …
– … wird knapp, ich weiß. Hat schon je eine meiner Tagungen nicht stattgefunden?
Bens Ton war gereizt, sein Gesicht blass, die Haut ungesund. Er verschwand kurz darauf aus seinem Büro, und Gerda, seine Sekretärin, sah mich an, als könnte sie nur mit größter Mühe ihre Klagen über Ben zurückhalten.
– Ich mag Ben Seymour, sagte ich zu Isabelle, doch ich vermute, dass die Begeisterung, der Idealismus, der Sinn, den eine Arbeit hat, irgendwann verbraucht und zerschlissen sind. Ben wirkt müde, ausgelaugt.
Ich hatte gewartet, bis Isabelle nach Hause kam. Sie arbeitete als Physiotherapeutin im Spital, und obwohl sie feste Arbeitszeiten hatte, gab es am Ende des Tages noch immer etwas aufzuräumen, zu notieren, abzuschließen. Es konnte an manchen Tagen halb acht werden, bis sie nach Hause kam.
– Ben ist ein kluger Kopf, fuhr ich fort, mit einer Fähigkeit, die ich bewundere. Er kann einem Thema Bedeutung geben, es zu einer überlebenswichtigen Sache machen, die besprochen und gelöst werden muss. Obwohl ich noch keinen seiner Kongresse miterlebt habe, kommt er mir wie ein Theaterautor vor, der seine eigenen Stücke auf die Bühne bringt, entscheidet, wer die Schauspieler sind, und das Publikum mit in die Handlung einbezieht.
Nein, ich habe Isabelles erstaunten Blick über meine Begeisterung für Kongresse nicht gespürt, zu sehr war ich in meinen Gedanken gefangen.
– Doch offenbar gibt es auch Versäumnisse bei der Vorbereitung einer Tagung …
– Thyl, ich hatte einen strengen Tag.
Auch Isabelle war müde und erschöpft. Sie hatte seit sieben Uhr früh gearbeitet. Sie hörte sich den ganzen Tag die Probleme ihrer Patienten an, Menschen, die ihr nicht nur ihre Leiden, sondern oft auch die Lebensgeschichte erzählten. Sie war abends nicht erpicht, sich noch weitere anzuhören.
– Was kümmern dich die Belange des Instituts? Du bist noch zwei, drei Monate, vielleicht bis Frühjahr dort angestellt. Fülle deine Formulare mit fünf Stichworten aus und schau dich nach einer Arbeit um, die dir und deinem Studium entspricht.
Für mich war meine Arbeit längst kein Aushilfsjob mehr. Ich mochte das Institut, die Räumlichkeiten, die Mitarbeiter, die ich allmählich kennenlernte. Ich konnte meine Zeit einteilen, wie ich wollte, konnte lesen, wie ich es vor dem Studium getan hatte. Zwar keine belletristischen Werke wie damals, sondern Times, Guardian, New York Times, The Economist, Science. Ich bewegte mich in einer internationalen Sphäre von Themen, Forschungsergebnissen, gesellschaftlichen Problemfeldern. Warum sollte ich mich beeilen und mich nach einer anderen Stelle umsehen, solange ich bezahlt wurde, die Essays in der New York Review of Books zu lesen?
Ich verschwieg Isabelle, dass ich keine Lust hatte, mich um eine neue Stelle zu bemühen.
Lavetz hatte mich beim Vorstellungsgespräch gefragt, was ich über das Institut wisse, und ich hatte geantwortet, dass Professor Goldberg, der mich ihm empfohlen habe, lediglich von den internationalen Kongressen berichtet habe, die das Institut organisiere und an denen er selbst schon als Referent teilgenommen habe. An dieser bescheidenen Kenntnis hatte sich wenig geändert, obwohl ich bereits zehn Wochen am Institut war. Es gab keinen Grund, mich mit der Geschichte des Instituts oder mit den konkreten Projekten zu beschäftigen. Meine Arbeit war Teil eines Konzepts, das Lavetz mit dem künftigen Chef der Wilfors erarbeitete und das nichts mit dem Institut zu tun hatte, sondern die künftige Strategie des Konzerns betraf.
An einem Morgen bekam ich früh von Ben Seymour einen Anruf.
– Heute Nachmittag Besprechung um zwei Uhr. Wichtig!
Wir saßen in Jacken und Mänteln am Tisch auf der Terrasse. Lavetz, im Stuhl zurückgelehnt, legte die Fingerspitzen auf die Stirn und zupfte mit den Daumen an der Unterlippe. Ben und Bernhard, Zigarren im Mund, stießen Rauchwolken in die föhnige Luft.
Mit einem Ruck setzte sich Lavetz auf.
– Also zur Sache.
Er umfasste die Stuhllehnen und beugte sich vor.
– Letztes Frühjahr haben wir eine internationale Studientagung zum Thema Medizin und Gesundheitswesen durchgeführt. Jetzt planen wir eine Fortsetzung. Dabei soll es um den Zusammenhang von Ernährung, Pharmaindustrie und Profit gehen.
Er nickte Ben zu, das Thema auszuführen, und der legte seine Havanna auf den Rand des Aschenbechers.
Es ginge darum zu zeigen, sagte er, wie die aufkommende Convenience-Food-Industrie mit ihren Produkten die Konsumenten übergewichtig mache, wovon die Pharmaindustrie profitiere, da Übergewicht zu Diabetes und zu Herzerkrankungen führten.
– Ein geschlossener Kreislauf, der das Gesundheitswesen belastet und die Volkswirtschaft einiges kostet, zu schweigen von den Menschen, die an Fettsucht sterben.
Bens Augen blitzten, und in einem schadenfreudigen Ton sagte er, mit der Tagung würden wir gleich zwei mächtige Industriezweige in die Zange nehmen.
Er steckte sich die Havanna in den Mund, kippte in den Stuhl zurück. Keiner der drei sprach. Lavetz hatte seine alte Haltung eingenommen, die Fingerspitzen auf die Stirn gelegt, doch nun sah er mich durch diese kurzen schwieligen Finger an, und ich konnte den Blick spüren, wie er in mich drang, in meinem Kopf, in meiner Brust herumtastete, als prüfte er, ob es die Stärken gab, die er vermutete, aber auch Schwächen, die sich nutzen ließen.
Er lehnte sich vor:
– Machen Sie es?
Gemeint war die Tagung zum Thema Fettsucht.
Mir blieb keine Zeit zur Überlegung. Es gab nur das Ja, ein rasches, bestimmtes Ja, oder ich würde weiterhin Artikel zusammenfassen.
– Gut!, sagte Lavetz.
Dann in knappem, militärischem Ton:
– Wie gehen Sie vor?
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich zu etwas Ja gesagt hatte, von dem ich keine Ahnung hatte. Ich antwortete, was mir einfiel:
– Ich werde zur Bibliothek gehen und mich anhand der Literatur in das Thema einarbeiten.
– Genau das werden Sie nicht tun. Sie sind hier nicht an der Universität, und hier wird auch nicht geforscht. Von Fettsucht und Medikamenten brauchen Sie nichts zu verstehen. Es genügt, die richtigen Leute zu kennen, Leute, die sich kritisch zum Thema geäußert haben. Diese müssen Sie finden. Reisen Sie herum, telephonieren Sie!
Ich schluckte und nickte.
– So, los, Namen!, kommandierte Lavetz.
Ben und Bernhard rückten die Stühle, nannten Amerikaner, Franzosen, Deutsche, Experten und Ärzte, Professoren und Priester, nannten auch Institutionen und Firmen, ein Trommelfeuer von Namen, das mich verwirrte. Die Seite meines Schreibblocks blieb leer, und ihr Weiß löste eine Panik aus.
Lavetz fasste die Armlehnen, stemmte die Arme an.
– Haben wir’s? Gut!
Er stand auf, wandte sich zur Glastür, blieb unvermittelt stehen.
– Dass ich es nicht vergesse. Sie fliegen nächste Woche nach London. Ihr Flug ist gebucht. Sie besuchen den weltweit ersten Fachkongress zum Thema Übergewicht.
Isabelle war nicht begeistert, als ich ihr erzählte, ich hätte zugesagt, am Institut einen internationalen Kongress zu organisieren. Über das Thema wüsste ich nichts, doch ich würde nächste Woche zu einer Fachtagung nach London fliegen.
Wir waren unterwegs zu einem befreundeten Ehepaar, das uns zum Abendessen eingeladen hatte. Isabelle fuhr, und ich schaute aus dem Seitenfenster, wo zwischen Häusern Ausschnitte des Sees und des gegenüberliegenden Hügelzugs sichtbar wurden. Auf dessen dunkler Linie lagen vor dem dämmrigen Abendhimmel irgendwo der Park und das Institut.
– Ich verstehe dich nicht, Thyl. Du wolltest eine Aushilfsarbeit, um etwas zu verdienen und während der Zeit zu überlegen, was du künftig machen willst. Du hast dich auf zwei Stellen als Biologe beworben und willst nun einen Kongress zu einem dir völlig fremden Sachgebiet organisieren? Bist du dir bewusst, dass du dich mit deiner Zusage festgelegt und für eine Arbeit entschieden hast, die nichts mit deinem Studium zu tun hat?
Seit wir uns kannten, hatten mir ihre Einwände das Gefühl gegeben, etwas falsch zu machen, die Dinge nicht richtig zu beurteilen, sie fehl einzuschätzen. Aber tat ich das? Mich faszinierte das Angebot, selbst einen Kongress wie Ben zu organisieren. Ein eigenes Theaterstück!
– Bis vor ein paar Monaten war alles klar geregelt, sagte ich. Es gab erklärte Ziele – Praktika und Prüfungen – einen gradlinigen Weg. Bequem und unproblematisch, sieht man von der Gefahr ab, zur Reproduktionsmaschine wissenschaftlicher Fakten zu werden. Doch jetzt? Ich habe das Studium als Bester des Jahrgangs abgeschlossen, ja. Ich habe mich bei einem Projekt in Indien und bei der Stelle für Ökologie in einem Ingenieurbüro beworben. Ohne Ergebnis. Die einzige freie Stelle, die ich bekommen kann, ist ein Lehramt an einem Gymnasium. Ich habe aber keine Lust, gelangweilte Jugendliche zu unterrichten, zumal ich zwar viel über die wissenschaftlichen Grundlagen des Lebens weiß, aber kaum etwas darüber, wie es sich außerhalb von Schule und Universität lebt.
Isabelle hatte ein leicht ironisches Lächeln, das mich augenblicklich verstimmt schweigen ließ: Es glich der liebevollen Nachsicht mit einem Kind.
– Es verlangt ja niemand, dass du Lehrer wirst. Doch deswegen brauchst du nicht das erstbeste Angebot anzunehmen, das du bekommst. Du hättest dich zum Beispiel um eine Forschungsstelle bemühen können.
– So abstrakt wie die Wissenschaft selbst, so abstrakt wird das Leben für den, der sich der Forschung widmet. Das Dasein nimmt die Deformation physikalischer Gesetze an. Man lebt den Entropiesatz und wundert sich über die zunehmende Verdünnung der Substanz. Das Ende: ein weißer Labormantel, der, wenn er abends abgelegt wird, niemanden mehr hinterlässt.
– Das hast du mir schon x-mal auseinandergesetzt, wodurch es auch nicht wahrer wird.
Wie sollte ich Isabelle erklären, was mich umtrieb? Nach dem Gymnasium hatte ich auf Anraten meines Deutschlehrers erst einmal nur gelesen. Ich lernte durch die Lektüren viel über das Leben, nur nicht über mein eigenes. So hatte ich mich entschlossen, es wenigstens faktisch kennenzulernen, und begann, Biologie zu studieren. Jetzt aber wollte ich das Leben erfahren. Als Ben Seymour mir an meinem ersten Arbeitstag die Räumlichkeiten gezeigt hatte, er von den Persönlichkeiten erzählte, die in dem Saal aufgetreten waren und gesprochen hatten, war ich fasziniert und sicher gewesen, hier könnte ich Einsicht erhalten, wie die Welt außerhalb der Bücher und fern der Theorien aussieht. Ich bekäme Einblick in eine Gesellschaft, die den meisten Menschen unzugänglich ist, lernte internationale Berühmtheiten kennen, bewegte mich in exklusiven Milieus. Das war, was ich kennenlernen wollte. Weshalb verstand Isabelle nicht, dass ich mit der Organisation eines Kongresses eine einmalige Chance bekommen hatte?
Serge Marton arbeitete als Assistent am historischen Seminar der Universität, seine Frau Fania war Gynäkologin, und ihre Altbauwohnung mit Seeblick machte uns stets ein wenig neidisch. Sie war groß, hatte hohe Räume mit Stuckdecken, altem Parkett und eine wunderbare Terrasse zum abfallenden Garten hin. Die Miete war unglaublich günstig. Die alte Dame, der das Haus gehörte und die im oberen Stockwerk wohnte, brauchte keine Miete, wie sie sagte, doch Mieter, die freundlich, ruhig und angenehm waren, ihr auch mal halfen, und all das waren Serge und Fania: ruhig, freundlich, hilfsbereit.
Ich hatte Serge vor drei Jahren zufällig auf der Straße getroffen, nachdem wir uns seit der gemeinsamen Schulzeit in Ruhrs nicht mehr gesehen hatten. Ich war in der zweiten Grundschulklasse gewesen, als die Martons zuzogen. Serges Vater hatte sich als Finanzchef der »KaWe, Keramik-Werke« beworben, in der mein Vater Direktor war, und die Familie wohnte oberhalb der rückwärtigen Straße unseres Hauses, keine hundert Meter entfernt. Serge und ich befreundeten uns – wir hatten den gleichen Schulweg – und verbrachten jede freie Stunde gemeinsam. Er war der praktische, zupackende Junge, dessen Tatendrang ich gerne folgte. Wir sammelten Fossilien, fuhren mit unseren Fahrrädern zu Tongruben und Kalksteinaufschlüssen, die bekannt für ihren Reichtum an Ammoniten waren, doch bald fanden wir die Mädchen interessanter als die Versteinerungen. Wir verliebten uns gleichzeitig in Sarah, standen mit ihr an Straßenecken und »karessierten«, wobei mir nicht entging, dass er der Bevorzugte, ich lediglich Begleitung war. Der Skandal um Vaters Ablösung als Direktor der Keramik-Werke, bei der er Stellung und Vermögen verlor, trennte uns. Wir mussten die Villa und Ruhrs verlassen, zogen in eine Dreizimmerwohnung, und Vater nahm eine Stelle als Vertreter von Sanitäranlagen an. Mutter begleitete ihn auf den Verkaufsreisen, und nur an Weihnachten und Ostern wurde der Tisch gedeckt, als lebten wir noch immer in der Villa am Fluss: Das altehrwürdige Porzellan wurde aufgelegt, das Silberbesteck, die Servietten aus Damast mit Monogramm, gestärkt und gebügelt. Zum Gedeck gehörten die Kristallgläser, poliert für einen Bordeaux aus altem Bestand. Es sollte wenigstens an diesen Feiertagen sein, wie es nicht mehr war und nie mehr sein würde. Die Martons wohnten jetzt in der Villa am Fluss, und Serge studierte nach dem Gymnasium Geschichte, während ich in einer Dachkammer las, was mir in die Hände kam, anfänglich besonders Theaterstücke, in denen es um Gerechtigkeit und den heldenhaften Kampf gegen Macht und Willkür ging.
Nach der Wiederbegegnung befreundete ich mich erneut mit ihm und auch mit seiner Frau Fania. Nachdem ich Isabelle kennengelernt hatte, trafen wir uns regelmäßig zu viert. Die beiden Frauen verstanden sich gut, und durch ihre medizinischen Berufe hatten sie eigene Themen, während Serge und ich über gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen philosophierten, Themen, von denen Fania sagte, sie seien das »abgehobene Vergnügen der Männer«.
Nach einem Glas Weißwein zur Begrüßung gingen wir zu Tisch. Während die Vorspeise serviert wurde, fragte Isabelle, wie sich die Gänseleber, hier auf dem gerösteten Brot, ernährungswissenschaftlich zu der uns bedrohenden Fettsucht verhalte?
Ob ihr Gänseleber nicht schmecke, fragte Fania, ob sie das Fett nicht möge?
– Isabelle spottet, sagte ich. Wir hätten auf der Hinfahrt über meine neue Aufgabe gestritten … und klar bedeute meine Entscheidung eine feste Anstellung … und Isabelle sei darüber nicht begeistert …
Serge fragte, wie ich denn an das Institut für Soziales gekommen sei. Es gelte als erste Adresse mit weltweitem Ruf.
– Und dort sollst du einen Kongress organisieren? Zu was? Fettsucht?
Fania und Isabelle tauschten Blicke, und Serge kollerte sein Lachen, von dem ich stets den Eindruck hatte, er lache es in einem inneren Zimmer, in einer Art privater Bibliothek, die nur ihm vorbehalten sei, und die allein seinen Vergnügungen diene.
Als Serge und ich auf die Terrasse hinaustraten, um Zigaretten zu rauchen, sagte ich:
– Im Grunde weiß ich nicht, warum Lavetz will, dass ich diese Tagung organisiere. Es ist ein Projekt von Ben Seymour, dem Leiter der Abteilung »Internationale Kongresse«. Er sollte das Thema bearbeiten. Auch wenn er nachlässig ist und einzelne Aufgaben schleifen lässt, kann das kein Grund sein, es einem Anfänger wie mir zu übertragen.
Was denn mit den Zetteln sei, die ich ausfüllen müsse, ob ich die Arbeit weiter fortsetzen werde?
– Nein, dieses Projekt, das Lavetz mit Roland Rust, dem künftigen Chef der Wilfors ausarbeitet, von dem die Themenkartei ein Teil als Modellversuch war, ist wegen Problemen bei der Computertechnik gestoppt.
Serge pfiff leise den Ruf des Eichelhähers, unser Erkennungszeichen in der Jugend.
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