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Liebe geht durch den Magen - und Julie Caplin kennt die besten Rezepte. Hannah hat genug von ihrem Single-Alltag in Manchester. Kurzerhand meldet sie sich bei einer renommierten Kochschule in Irland an, denn gutes Essen ist ihre große Leidenschaft. Bei einem Zwischenstopp in Dublin lernt sie den charmanten Conor kennen. Die beiden verbringen einen romantischen Abend, doch sich ernsthaft zu verlieben kommt für beide nicht in Frage. So reist Hannah am darauffolgenden Tag weiter ins beschauliche County Kerry, wo sie die nächsten drei Monate verbringen wird. Der Ort liegt idyllisch zwischen grünen Hügeln und atemberaubender Steilküste, jeder kennt hier jeden. Und schon bald merkt Hannah, dass sie Conor nicht vergessen kann – und dass Geheimnisse in Dublin nicht gut aufgehoben sind …
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Seitenzahl: 490
Julie Caplin
Roman
«Ich werde nie so schnell Gemüse schneiden können wie die anderen. Überhaupt scheinen alle immer ganz genau zu wissen, was sie da tun.»
«Entspann dich, Schwesterherz. Ich wette, du willst ständig ganz genaue Vorgaben haben, stimmt’s?»
«Und was ist daran falsch?», knurrte Hannah.
«Na, beim Kochen geht es doch um gute Zutaten, um Geschmack – und um Liebe.»
Hannah hat genug von ihrem Single-Alltag in Manchester. Kurzerhand meldet sie sich bei einer renommierten Kochschule in Irland an, denn gutes Essen ist ihre große Leidenschaft. Bei einem Zwischenstopp in Dublin lernt sie den charmanten Conor kennen. Die beiden verbringen einen romantischen Abend, doch sich ernsthaft zu verlieben kommt für beide nicht infrage. So reist Hannah am darauffolgenden Tag weiter ins beschauliche County Kerry, wo sie die nächsten drei Monate verbringen wird. Die Kochschule liegt idyllisch zwischen grünen Hügeln und atemberaubender Steilküste, jeder kennt hier jeden. Und schon bald merkt Hannah, dass sie Conor nicht vergessen kann – und dass Geheimnisse in Dublin nicht gut aufgehoben sind …
Die Presse über die Vorgänger:
«Wohlfühllektüre!» (Radio Bremen Zwei)
«Eine romantische Geschichte mit viel Lokalkolorit, so richtig zum Wegträumen.» (Woman)
«Es wird hyggelig und gemütlich.» (StadtRadio Göttingen)
«Macht definitiv Lust auf Urlaub … Man möchte am liebsten den Koffer packen und selber hinreisen.» (LZ Rheinland)
Julie Caplin lebt im Südosten Englands, liebt Reisen und gutes Essen. Als PR-Agentin hat sie in diversen Großstädten gelebt und gearbeitet. Mittlerweile widmet sie sich ganz dem Schreiben. In der Romantic-Escapes-Reihe sind bereits erschienen: «Das kleine Café in Kopenhagen», «Die kleine Bäckerei in Brooklyn», «Die kleine Patisserie in Paris», «Das kleine Hotel auf Island», «Der kleine Teeladen in Tokio» und «Das kleine Chalet in der Schweiz». Die Romane sind auch unabhängig voneinander ein großes Lesevergnügen.
Christiane Steen ist Programmleiterin und Übersetzerin. Sie lebt in Hamburg.
Die Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel «The Cosy Cottage in Ireland» bei HarperCollins Publishers, London.
Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, Juli 2022
Copyright © 2022 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg
«The Cosy Cottage in Ireland» Copyright © 2021 by Julie Caplin
Redaktion Nadia Al Kureischi
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages.
Covergestaltung FAVORITBUERO, München
Coverabbildung Shutterstock
Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation
Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
ISBN 978-3-644-01297-4
www.rowohlt.de
Alle angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Printausgabe.
Für Emily Yolland, eine der unbesungenen Heldinnen des Verlagswesens, die mir jedes Mal den Tag versüßt, weil sie ein so absolut liebenswerter Mensch ist.
Hannah wischte sich den Regen aus dem Gesicht und schob sich durch die Drehtür in die Hotellobby.
«Heute ist es ein bisschen feucht draußen, Miss Campbell», rief ihr der junge Mann an der Rezeption mit fröhlichem Lächeln zu. «In der Bar brennt ein Kaminfeuer, falls Sie sich aufwärmen wollen. Für eine Besichtigungstour ist wohl nicht der richtige Tag, fürchte ich.»
«Nein.» Sie lachte, zog sich die Mütze vom Kopf und schüttelte die Regentropfen von ihren Locken. «Obwohl ich mir immerhin das Trinity College anschauen konnte.» Wenn auch leider nicht die berühmte Handschrift The Book of Kells, dachte Hannah, oder die bedeutende Long Library, die ganz oben auf ihrer Liste gestanden hatten. Aber die Vorstellung, mit Dutzenden von verregneten, nach nassem Hund müffelnden Touristen dicht gedrängt in der Bibliothek zu stehen, hatte sie davon abgehalten. Beides würde es morgen auch noch geben, genau wie an jedem anderen Tag der nächsten sechs Wochen, die sie in Irland verbringen würde.
«Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen? Ich kann ihn hier zum Trocknen in die Garderobe hängen. Dann müssen Sie nicht extra auf Ihr Zimmer gehen.»
Nun, es hatte eindeutig Vorteile, in einem kleinen Boutique-Hotel zu wohnen. Sie strahlte den Rezeptionisten an und war absolut einverstanden, sich vor das Feuer zu setzen, wie er vorgeschlagen hatte. Da konnte sie Mina gleich eine Nachricht schreiben und sich bei ihr für diesen Hoteltipp bedanken. Ohne ihre Schwester hätte Hannah bestimmt irgendetwas Günstiges gebucht, es ging ja nur um eine Nacht. Aber Mina spürte immer die trendigen, angesagten Hotels auf.
Hannah reichte dem Rezeptionisten ihren tropfenden Mantel und ging durch die gemütliche Bar, die im Vintage-Stil gehalten war. Eine Mischung aus viktorianischem Bordell und moderner Kneipe – ein ziemlicher Hingucker, der wirklich gelungen war. Sanft beleuchtet bot die Bar ihren Gästen eine warme und entspannte Atmosphäre, höchst verlockend nach dem grässlichen Wetter draußen. Über die lange Holztheke mit ihren Messingbeschlägen und -verzierungen, die im milden Licht glänzten, herrschte ein weiterer gut aussehender junger Mann mit freundlichem, offenem Gesicht. Wie alle Hotelangestellten begrüßte er Hannah sofort mit ehrlicher Freude, als hätte er nur auf sie gewartet.
«Hallihallo. Was kann ich Ihnen Gutes tun?», fragte er, und in seinem Lächeln lag eine Spur männlicher Wertschätzung. Daran könnte sie sich direkt gewöhnen. In ihrer Branche gab es Frauen wie Sadie Burns-Coutts, die mit ihrer schlanken Figur, den glänzenden, glatten Haaren und ihrem flirtigen Lächeln permanent solche Reaktionen provozierten. Hannah dagegen hatte sich nie besonders selbstsicher und weiblich gefühlt. Sie war zu fokussiert darauf, ihren Verstand unter Beweis zu stellen. Aber vielleicht könnte sie sich ja jetzt entspannen und einfach mal Spaß haben, sich auf das Essen freuen und darauf, dass sie ab morgen neue Fähigkeiten lernen würde, statt allen beweisen zu müssen, dass sie die Klügste war.
«Ich habe gerade eine schöne Flasche Rotwein geöffnet, einen Bordeaux. Volles Pflaumen- und Cassis-Aroma, genau richtig für einen Regentag wie heute. Ich kann Ihnen aber auch einen fantastischen Whiskey anbieten, unseren hauseigenen Telling Small Batch, der hier in Dublin gebrannt wird. Der wird Sie aufwärmen.» Wieder warf er ihr ein breites Grinsen zu.
Hannah zögerte mit der Entscheidung, was eher untypisch für sie war. Eigentlich hatte sie einen Kaffee bestellen wollen. Die Verlockung, etwas weit Dekadenteres als Kaffee zu trinken, brachte sie in eine Zwickmühle. Es war erst vier Uhr nachmittags. Aber andererseits – warum nicht? Sie würde ja nicht gleich eine Gewohnheit daraus machen. Es war Zeit, ein bisschen abenteuerlustiger zu leben. Auch wenn ein Glas Alkohol ja wohl nicht wirklich ein Abenteuer war, oder? Sie musste beinahe laut lachen. Für sie wahrscheinlich schon. Hannah war immer ziemlich brav. Die Reise nach Irland war das erste ungewöhnliche Vorhaben in ihrem Leben. Ihr Chef stand immer noch unter Schock, weil sie um eine Auszeit gebeten hatte, und ihre Familie war komplett entgeistert gewesen. Wäre es um Mina gegangen, die impulsive, abenteuerlustige Mina, dann hätten sie sich kein bisschen gewundert.
«Ich nehme einen Rotwein.»
«Eine sehr gute Wahl. Setzen Sie sich gern, ich bringe Ihnen den Wein.»
Sich auch noch bedienen lassen – das war ja noch ausschweifender. Hannah nickte und schaute sich in dem Raum um. Er war leer, bis auf eine Familie, die drüben am Fenster saß. Offensichtlich drei Generationen, die gemeinsam eine Städtereise unternahmen. Sie hatten sich an einem langen Tisch breitgemacht, auf dem viele leere Gläser und Teller standen sowie frisch gefüllte Biergläser und Weinflaschen. Ihr lebhaftes Gespräch und das Lachen durchbrachen die Ruhe der Bar und füllten sie mit einer heimeligen Atmosphäre. Lächelnd ging Hannah zu dem großen offenen Kamin und einem der beiden Ohrensessel, die aus dem Arbeitszimmer von Sherlock Holmes hätten stammen können. Sobald sie in dem dicken roten Samtkissen versunken war und sich an die Lehne kuschelte, legte sie die Füße auf den kleinen Fußschemel, um sie am Feuer zu wärmen.
Als der Barmann mit ihrem Glas kam, war Hannah bereits wunderbar warm, und sie schlüpfte aus ihren Schuhen, um sich ihre Füße in dem großzügigen Sessel unter den Hintern zu schieben. Beinahe fühlte sie sich wie früher, als sie sich mit einem Buch so tief ins Sofa gekuschelt hatte, dass niemand sie sehen konnte.
«Danke schön.»
«Genießen Sie es. Sie haben den besten Platz im ganzen Haus erwischt.»
Hannah nahm einen Schluck von dem tiefroten Wein und seufzte zufrieden. Himmlisch. Nun fehlte nur noch eines, um die Sache perfekt zu machen: ihr E-Reader. Ein Buch, ein Glas Wein, ein Feuer und keine Termine. Konnte es Besseres geben? Es war das erste Mal seit Ewigkeiten, dass sie nicht arbeitete oder das nächste Ziel ansteuerte: Abitur, Jurastudium, Staatsexamen, Paragrafen, und in letzter Zeit der ständige Wettlauf um das Einhalten von Deadlines. Sie litt nicht darunter, sie liebte ihren Job. Sie war gut darin und verdiente ordentlich. Wenn sie alles zusammennahm, war diese Auszeit vermutlich das Verrückteste, was sie bisher getan hatte. Und sie war immer noch nicht sicher, was genau sie dazu veranlasst hatte. Für eine Midlife-Crisis war sie noch zu jung, und sie trauerte auch nicht um eine in die Brüche gegangene Beziehung – dafür war sie zu lange Single. Sie hatte auch nicht vorübergehend den Verstand verloren – alles Dinge, die ihr Boss und ihre Kollegen vermutet hatten. Nein, es war vielmehr eine Kleinigkeit gewesen, die den Anstoß dazu gegeben hatte, ihren Job eine Weile aufzugeben und einen mehrwöchigen Kurs in einer der besten Kochschulen Irlands zu belegen. Aber diese Kleinigkeit hatte die beschämende Erkenntnis mit sich gebracht, dass sie bald dreißig Jahre alt war und immer noch nicht richtig kochen konnte. Ihre Schwester war in der Küche eine echte Zauberkünstlerin, und Hannah hatte akzeptiert, dass sie diese Gene offenbar nicht geerbt hatte. Doch in den letzten Jahren hatte sie sich wegen ihrer Unfähigkeit immer öfter heimlich geschämt.
Seit sie in der Wochenendbeilage der Sunday Times über die Kochschule Killorgally gelesen hatte, während sie gerade eine Erkältung auskurierte, war diese Idee zu einer kleinen Besessenheit geworden – besonders als sie feststellte, dass Killorgally nicht weit von dem Wohnort ihrer besten Freunde Aidan und Sorcha Fitzpatrick entfernt lag, die sie schon hatte besuchen wollen, seit die beiden aus Manchester zurück nach Irland gezogen waren. Das war doch ganz bestimmt ein Zeichen gewesen, oder nicht? Eine Kochschule zu besuchen und sich eine Auszeit von der Arbeit zu nehmen, war vielleicht merkwürdig, aber die Nähe zu ihren Freunden war definitiv ein Plus.
Natürlich fragte sich Hannah, ob sie sich vielleicht so lange vor dem Kochen gedrückt hatte, weil es so offensichtlich Minas Ding war. Genauso wie sie sich immer bemüht hatte, Minas impulsivere Art durch ihr eigenes, gesetztes Verhalten auszugleichen. Hannah war diejenige, die die Familie durch ruhiges Gewässer steuerte und ihre Adoptiveltern davon überzeugte, dass die Schwestern nicht wie ihre leiblichen Eltern enden würden.
Nun, jetzt war es in jedem Fall zu spät, sich darüber Gedanken zu machen, ob sie das Richtige getan hatte. Morgen würde sie mit dem Leihwagen, den sie sich bereits am Flughafen geholt hatte, in die Grafschaft Kerry auf die andere Seite von Irland fahren, um den sechswöchigen Kurs zu beginnen. Und jetzt, wo sie sich für diesen Weg entschieden hatte, sollte sie ihr Leben auch genießen.
Mit diesem Gedanken nahm sie noch einen großen Schluck aus dem Glas und kuschelte sich in ihren Sessel, um zu lesen. Der Wein war so gut, dass sie bei dem charmanten Barmann – natürlich war er charmant, schließlich wollte er ihr Wein verkaufen –, ohne zu zögern, ein zweites Glas bestellte. In ihrem gemütlichen Sessel vor dem Feuer fühlte sie sich herrlich wohl und musste aufpassen, dass ihr die Augen nicht zufielen. Und nachdem die lebhafte Familie in einem großen Tohuwabohu aufgebrochen war und ihre Stimmen schließlich verklungen waren, legte Hannah ihren E-Reader auf den Schoß und schloss tatsächlich die Augen.
Sie hatte einen wunderbaren Traum – bis sie von etwas geweckt wurde. Das leise Geräusch, wenn Glas auf Holz trifft. Sie blinzelte sich wach und schaute direkt in zwei umwerfend blaue Augen. Ohne nachzudenken und weil die Umgebung (und der Wein) sie so herrlich entspannt gemacht hatte, strahlte sie den Eigentümer dieser Augen an.
«Hallo.» Ihre Stimme kam eher als sinnliches Schnurren aus ihrem Mund, was in diametralem Gegensatz zu ihrer üblichen Aussprache stand.
«Hi, tut mir leid. Ich wollte Sie nicht wecken.» Der, dem diese wunderbaren Augen gehörten, schenkte ihr ein entwaffnendes Lächeln, als wäre er daran gewöhnt, ständig Frauen zu wecken. «Ich habe gar nicht gemerkt, dass jemand hier saß.»
Sie hielten beide ihren Blick, und die Luft zwischen ihnen schien auf einmal zu knistern.
Doch dann schaute er über seine Schulter, und beim Klang einer lauten weiblichen Stimme rutschte er eilig in den Sessel neben Hannah, um sich dort zu verstecken.
Hannah starrte ihn immer noch verträumt an und überlegte, ob er vielleicht ihrer Fantasie entsprungen war. Mit diesen dunklen Augenbrauen über den lebhaften blauen Augen und mit diesen dunklen Bartstoppeln am Kinn wirkte er gefährlich gut aussehend. Definitiv hatte er etwas von einem Piraten.
Hannah hätte sich am liebsten geohrfeigt. Was für ein Klischee! Männer sahen ausschließlich in Filmen aus wie Piraten und ansonsten ganz sicher nicht. Das passierte eben, wenn man am Nachmittag Wein trank. Fantasiegebilde waren wahrlich nicht Hannah Campbells Sache, und doch musste sie diesen Typen einfach anlächeln.
«Ich verrate Sie nicht.» Sie blinzelte ihm zu und spürte, dass sie ihn auf völlig Hannah-untypische Weise anflirtete. «Wenn Sie Ihre Füße auf den Schemel legen, wird keiner sehen, dass Sie hier sind.»
Sein Mund verzog sich zu einem höchst unartigen Lächeln, und er folgte ihrem Vorschlag. Schnell legte er die Füße hoch, während die schrille Stimme den Barmann ins Kreuzverhör nahm.
«Sind Sie sicher, dass er nicht hier ist? Es sah aber ganz danach aus! Ich kenne den Mann. Er ist ein Freund von mir.»
«Das glaube ich Ihnen, aber ich habe ihn nicht gesehen», hörte man die leise, unbeeindruckte Antwort.
Hannahs Sesselnachbar lächelte und formte mit den Lippen ein stummes «Danke».
Doch dann hörten sie ein Paar hochhackige Schuhe näher kommen – ein entschlossenes Stakkato. Der Mann verzog das Gesicht und rutschte tiefer in den Sessel.
Klack, klack, klack – er schloss die Augen, als könne er sich so besser verstecken.
Hannah hatte keine Ahnung, was den Impuls in ihr auslöste, aber sie stand plötzlich auf, wechselte zu dem anderen Sessel und ließ sich auf den Schoß des Mannes fallen, der ein leises Uff ausstieß und überrascht die Augen aufriss.
Klack, klack, klack – als die Schritte noch näher kamen, beugte Hannah ihren Kopf vor, und sein Gesicht verschwand unter ihrem Vorhang aus Korkenzieherlocken.
Sie schauten einander in die Augen, während die Schritte neben ihnen innehielten. Er zog sie dichter an sich, bis ihre Nasen sich berührten. Hannah hielt den Atem an und starrte ihn wie verzaubert an.
«Oh, Verzeihung», hörten sie eine irritierte weibliche Stimme.
Die Schritte zogen sich zurück, doch die beiden verharrten in ihrer Position, bis die Frau nicht mehr zu hören war.
«Ich muss mich bei Ihnen bedanken», flüsterte er, und ein einnehmendes Grinsen spielte um seine Lippen.
«Das müssen Sie», antwortete sie amüsiert.
«Und was schlagen Sie vor?» Sein Blick fiel mit frivoler Aufforderung auf ihre Lippen, und sie hielt unwillkürlich die Luft an.
Tu jetzt nichts mit deinen Lippen, Hannah. Lenk nicht die Aufmerksamkeit darauf. Beweg nicht mal deinen Mund.
Aber natürlich tat sie es doch. Wie eine stumme Einladung, die mit ihrem hormonellen Fingerabdruck übersät war, befeuchtete sie ihre Lippen mit der Zungenspitze. Und natürlich folgte der gut aussehende Pirat dieser Einladung umgehend und gab ihr den Kuss, an den beide gedacht hatten. Die schnelle, sanfte, neckende Berührung seiner Lippen ließ Hannah unbedacht aufstöhnen. Und das, sagte sie sich später, war ihr Fehler. Als sie sich diesem Kuss überraschend willig hingab – ihr letzter Kuss war schon ziemlich lange her –, spürte sie, wie der Unbekannte einen Moment überrascht innehielt und dann den Kuss vertiefte, ihren Mund vorsichtig, aber gründlich erforschte.
Das veränderte alles.
Der vorsichtige, verträumte, sanfte Kuss wechselte sein Wesen. Jede ihrer Nervenfasern erwachte, als stünde Hannahs gesamter Körper auf einmal unter Strom. Auch der Unbekannte musste es spüren, denn er drängte voran, und plötzlich befanden sie sich mitten in einem köstlichen, leidenschaftlichen, wundervollen Kuss. Es fühlte sich an wie ein spontanes Feuerwerk vor einem dunklen Nachthimmel. Überraschend, aufregend und vollkommen untypisch.
Irgendwann wurde der Kuss gemächlicher, und Hannah hatte nichts dagegen. Warum sollte sie? Als der Unbekannte seine Arme um sie legte, eine Hand in ihre Haare schob und mit einer federleichten Berührung über ihren Nacken strich, schmolz sie dahin. Offensichtlich hatten sie ihre fünf Sinne verlassen, als sie heute Morgen ins Flugzeug gestiegen war. Doch Hannah vermisste sie kein bisschen.
«Ähm, entschuldige … Conor?»
Beim Klang der Stimme fuhren sie auseinander. Hannah spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Wie peinlich, in dieser Situation erwischt zu werden.
«Die junge Frau ist gegangen.» Der Barmann nickte kurz und zog sich sogleich wieder zurück, doch das schiefe Grinsen in seinem Gesicht entging Hannah nicht.
«Danke, Niall», rief der Mann, der Conor hieß.
Hannah schloss die Augen. Sie saß auf dem Schoß eines völlig Fremden. Und auch wenn sie jetzt zumindest seinen Namen kannte, brachte sie es nicht über sich, die Augen zu öffnen. Sie hatte keine Ahnung, was sie jetzt tun sollte.
Nein, das war albern. Wie alt war sie, sechzehn? Vorsichtig öffnete sie zumindest ein Auge und stellte fest, dass der Mann namens Conor sie anlächelte.
«Vielleicht sollten wir uns einander vorstellen?»
Sie richtete sich auf, rutschte mit so viel Würde wie möglich von seinem Schoß und sank wieder in ihren eigenen Sessel.
«Ja», quiekte sie. «Auch wenn ich schon weiß, dass Sie Conor heißen.»
Sein Lächeln verblasste ein wenig. «Natürlich, da sind Sie im Vorteil.»
Verwundert über den Ton in seiner Stimme sagte sie: «Aber so heißen Sie wirklich, oder?»
«Wissen Sie das nicht?»
Sie runzelte die Stirn und fühlte sich, als stünde sie am Rand eines Sumpfgebiets. Ein falscher Schritt, und sie wäre bis zum Hals versunken. Ein bisschen wie in ihrem Job, wenn sie mit einem juristischen Problem konfrontiert war, ohne die Möglichkeit zu haben, die Präzedenzfälle zu lesen. «Wenn ich in den letzten Minuten keine übersinnlichen Fähigkeiten entwickelt habe, dann nein. Hat der Barmann sich diesen Namen etwa ausgedacht? Ich dachte, er kennt Sie.»
Conor, falls das sein Name war, betrachtete sie einen Moment lang, und sie konnte beinahe zusehen, wie er etwas in seinem Kopf abwog. Als seine Züge wieder weich wurden, wusste sie, dass er sie für unschuldig befunden hatte, was auch immer das Verbrechen war, dessen er sie verdächtigt hatte.
«Entschuldigen Sie, Sie sind Engländerin. Ja, mein Name ist Conor. Und nun habe ich mich unhöflich benommen, wo Sie mich doch auf so charmante Weise gerettet haben.»
«Ja, das haben Sie», sagte Hannah, die sich immer noch in einer anderen Dimension wähnte. «Auch wenn ich normalerweise niemanden rette. Jedenfalls nicht so.»
«Freut mich zu hören.» Plötzlich war das Lächeln in seinem Gesicht zurück, und sie fühlte sich wieder auf sicherem Boden, wusste jedoch nicht, wie das Gespräch weitergehen sollte. Was sagte man zu jemandem, der einen gerade beinahe bewusstlos geküsst hatte?
«Ich bin Hannah.» Sie streckte ihm formell die Hand hin, als wäre das die einzige Möglichkeit, wieder so etwas wie Kontrolle zurückzugewinnen.
«Conor.» Er schüttelte ihre Hand. «Kann ich Ihnen noch etwas zu trinken bestellen?», fragte er und deutete auf ihr leeres Glas.
«Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre. Ich fürchte, der Wein hat mich überhaupt erst in dieses Dilemma gebracht.»
«Dilemma.» Er ließ sich das Wort mit seinem sanften irischen Akzent auf der Zunge zergehen, und sie spürte, wie es in ihrem Brustkorb wild klopfte. «Ich bin also ein Dilemma, ja?»
«Na ja …» Sie hob die Schultern.
«Ich glaube, das gefällt mir ganz gut. Was haben Sie getrunken?»
Sie konnte nicht widerstehen. «Rotwein. Den Bordeaux.»
«Sie kennen sich mit Wein aus?»
Sie lachte. «Nein. Ich weiß nur, dass mir dieser geschmeckt hat.»
«Bei Wein muss man gar nicht mehr wissen.» Er stand auf und zeigte dem Barmann Hannahs leeres Glas.
«Und das reicht, ja? Und alle springen?»
Conor grinste, und seine Augen glitzerten schelmisch. «Natürlich.»
«Sie sind ja sehr selbstsicher.»
«Wenn ich es nicht bin, wer passt dann auf mich auf?»
«Gutes Argument», gab Hannah nickend zu.
«Also, was führt Sie in unsere schöne Stadt? Junggesellinnenabschied? Wochenendtrip? Geschäfte?»
Hannah zögerte. Zu Hause hatten ihr schon genügend Leute gezeigt, wie verrückt sie es fanden, dass sie plötzlich alles stehen und liegen ließ, um sechs Wochen lang einen Kochkurs zu belegen. Die Meinung eines Fremden dazu konnte sie nicht auch noch ertragen. «Nur Urlaub. Ich komme eigentlich aus Manchester.»
«Dann tut es mir leid, dass Sie heute kein Urlaubswetter hatten.»
«Ich glaube nicht, dass die Leute wegen des Wetters nach Irland kommen.»
Er lächelte. «Das stimmt. Aber wenn das Wetter gut ist, dann gibt es keinen schöneren Ort auf der Welt.»
«Da spricht der wahre Ire.»
«Ich habe ein paar Verwandte in Manchester.»
«Haben die Iren nicht überall Verwandte?»
Er lachte wieder. «Das stimmt. So sind die Katholiken. Und wir wandern gern aus. Was machen Sie denn in Manchester?»
«Ich bin Rechtsanwältin.»
Er sah beeindruckt aus.
«Und was machen Sie so?», fragte Hannah.
«Ich?» Er zögerte. «Ich … äh, ich leite ein Anwesen. Kümmere mich um die Reparaturen und die Erhaltung und so was alles.»
Sie nickte überrascht und fühlte sich umgehend schuldig. Bedeutete sein Zögern etwa, dass er sich vor ihr schämte? Man sollte ja nicht nach dem Äußeren urteilen, aber er trug einen gut sitzenden, teuren Anzug. Ganz sicher keine Kleidung, in der man Reparaturen machte.
Er fing ihren fragenden Blick auf. «Ich war bei einem Meeting», sagte er. «Mit dem Anwalt meiner Familie. Sie sehen übrigens deutlich besser aus als er.»
Zum Glück kam in diesem Moment der Barkeeper mit den Getränken, sodass sie auf das Kompliment nicht antworten musste. Der Mann namens Conor war sich seiner selbst ganz schön sicher, und vermutlich kamen ihm solche Kommentare ständig über die Lippen, ohne dass sie irgendetwas zu bedeuten hätten. Aber abgesehen davon war er wirklich charmant und unterhaltsam. Und sie hatte keine Pläne für diesen Tag. Außerdem regnete es.
«Danke», sagte sie zum Barkeeper, als er ihr den Rotwein reichte. Conor servierte er ein schweres Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
«Sláinte», sagte Conor und hob das Glas.
«Sláinte», antwortete sie und versuchte, das Wort so auszusprechen, wie er es getan hatte, was ungefähr wie sländsche klang.
«Nicht schlecht. Wissen Sie, was mir an Ihnen gefällt?»
Hannah hob bei dieser unverblümten Frage überrascht den Kopf. «Nein. Und da das eine rhetorische Frage war, nehme ich an, dass Sie es mir gleich sagen werden.» Ihre Lippen zuckten amüsiert, und sie merkte, dass sie an diesem kleinen Schlagabtausch Gefallen fand.
«Sie haben noch kein einziges Mal auf Ihr Handy gesehen. Die meisten Menschen halten es nicht fünf Minuten ohne aus. Es ist wie eine Sucht. Zu Hause haben wir eine strenge Familienregel: keine Handys beim Essen oder bei familiären Zusammenkünften. Meine Mutter ist strikt dagegen.»
«Meine Tante Miriam mag auch keine Handys. Aber das liegt eher daran, dass ihr Technik allgemein Angst macht. Mein Onkel dagegen liebt technische Spielereien, mit seinem Handy kann er trotzdem nicht umgehen. Normalerweise müssen meine Schwester oder ich ihm alles zeigen, und dann vergisst er es gleich wieder.» Sie lachte, fühlte aber auch einen kleinen Stich bei dem Gedanken an Miriam und Derek zu Hause in Manchester. Sie waren nicht ihre leiblichen Eltern, doch sie standen ihr und Mina so nahe wie sonst niemand. Ihre richtigen Eltern waren echte Abenteurer gewesen, immer auf der Suche nach dem nächsten Adrenalinkick. Und genau aus diesem Grund waren sie auch nicht mehr da. Hannah verzog schmerzvoll das Gesicht, als sie an den tödlichen Autounfall dachte. Ihre leibliche Mutter hätte genauso wenig wie Mina auch nur eine Sekunde gezögert, ihren Job aufzugeben und in ein anderes Land zu reisen. Dagegen hatte Hannah es lediglich geschafft, die Irische See zu überqueren, und für sie fühlte sich das schon wie ein Riesensprung an. Sie hatte sich oft gefragt, ob sie für ihre Mutter eine Enttäuschung gewesen wäre, würde sie noch leben.
«Ich muss zugeben, ich war zu sehr abgelenkt, um auf mein Display zu schauen.» Sie errötete, woher kam denn jetzt der andeutungsschwangere Satz?
«So ist das hier in Irland.» Er hob noch mal sein Glas und nahm einen Schluck. Sein Blick war undurchdringlich.
Interessiert betrachtete sie sein Getränk. «Ich habe noch niemals Whiskey getrunken.»
«Dann haben Sie etwas verpasst. Der hier ist sehr gut. Wollen Sie mal probieren?»
Normalerweise wäre Hannah das viel zu intim vorgekommen. Doch heute hatte sie ihre gesamte Zurückhaltung offensichtlich nicht nur in den Wind geschlagen, sondern auch noch im Meer versenkt.
«Ja, gern.»
Er streckte ihr das Glas hin. «Erst müssen Sie daran riechen.»
Sie schnüffelte vorsichtig, dann noch einmal.
«Und, was riechen Sie?»
Oh, nein, in so was war sie gar nicht gut. Ihre Schwester war die Expertin in diesem Fach, und Hannah spürte wieder einen Stich. Sie vermisste Minas übersprudelnde Begeisterung für alles, was mit Essen und Trinken zu tun hatte. Andererseits war sie genau deswegen hier – um zu lernen. Sie atmete noch einmal tief durch die Nase ein, schloss die Augen und konzentrierte sich. Als sie sie wieder aufschlug, sah Conor sie direkt an. Mist, er war vermutlich auch Experte auf diesem Gebiet. Sie hasste es, wenn sie etwas falsch machte. Aber alles, was sie roch, waren Alkohol und Streichhölzer, und sie war ziemlich sicher, dass das nicht die korrekte Antwort war. Doch es war alles, was sie herausroch, also sprach sie es aus.
Zu ihrer Überraschung nickte er eifrig. «Streichhölzer, genau.» Er strahlte sie begeistert an, und sie hatte das Gefühl, als hätte sie gerade einen Test mit Auszeichnung bestanden. «Der Whiskey reift in Eichenfässern, und von ihnen bekommt er das holzige Aroma. Die Fässer wurden vorher für Rum verwendet, und wenn der Whiskey in die Fässer umgefüllt wird, bekommt er diesen wundervoll würzigen Geschmack. – Und jetzt nehmen Sie einen Schluck.»
Hannah führte das geschliffene Glas zum Mund und nippte vorsichtig. Nicht umsonst wurde Whiskey auch Feuerwasser genannt, und sie wollte sich nicht lächerlich machen, indem sie hustete oder sich verschluckte. Zu ihrer Überraschung schmeckte sie einen würzigen, leicht vanilleartigen Geschmack, der ihre Zunge wärmte. Ohne nachzudenken, nahm sie nun einen größeren Schluck und spürte, wie ihr die Flüssigkeit wärmend die Kehle hinunterlief.
«Wow, das hatte ich jetzt so nicht erwartet.»
«Ah, das liegt daran, dass das hier der gute Whiskey ist. Den behalten wir Iren für uns.» Er zwinkerte ihr zu. «Darf ich?»
Erst jetzt merkte sie, dass sie sein Glas immer noch festhielt.
«Entschuldigung.» Als sie ihm das Glas reichte, berührten sich ihre Finger, und da war es wieder, dieses Gefühl der Verbundenheit. Spürte er es auch? Oder hatten Wein und Whiskey ihr die Sinne benebelt?
«Haben Sie schon Pläne für heute Abend?», fragte er, bevor er einen großen Schluck aus seinem Glas nahm. Sie betrachtete seinen Hals. Verdammt, er war wirklich sexy. Und normalerweise würde so ein Mann sie nicht zweimal ansehen. Hannah wusste, dass sie hier und da Blicke auf sich lenkte, doch sie war realistisch genug, um zu wissen, dass sie nicht wie ein Supermodel aussah. Das war ihr auch nicht wichtig. Sie hatte einen klugen Kopf und war engagiert, was viel entscheidender war.
Oh Gott, er sah sie immer noch an. Und wartete auf ihre Antwort. Jetzt ganz cool bleiben, Hannah.
«Nein, habe ich nicht.» Sie hob das Kinn und fragte sich, was wohl als Nächstes kam, während sie das hoffnungsvolle Klopfen ihres Herzens ignorierte.
«Ich habe einen Tisch in einem neuen Restaurant reserviert. Hätten Sie Lust, mich zu begleiten? In Gesellschaft isst es sich doch immer besser.»
Hannah lachte. Das war also der Grund. «Natürlich, das ist sehr praktisch gedacht.» Aber es gefiel ihr.
Er lächelte. «Ich würde mich außerdem über Ihre Gesellschaft freuen. Ist das besser?»
«Ganz okay.» Sie nickte ihm sittsam zu, und er musste grinsen.
«Ich mag Sie, Hannah. Sie nehmen mich nicht zu ernst.»
«Sollte ich das denn?»
«Nein. Nein, ganz und gar nicht.» Einen kurzen Moment veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Sie konnte ihn nicht deuten. «Ich muss jetzt los, ich habe noch einige Anrufe zu erledigen. Wollen wir uns um Viertel vor sieben in der Lobby treffen? Der Tisch ist für sieben Uhr reserviert, und ob Sie es glauben oder nicht, der Regen soll bis dahin aufgehört haben. Es ist ein netter Spaziergang zum Restaurant, und ich könnte Ihnen gleich ein bisschen was von der Stadt zeigen.»
«Das wäre toll, danke!»
Er erhob sich, leerte seinen Whiskey und legte salutierend die Hand an die Schläfe. «Bis später.»
Hannah saß ganz still da. Sie konnte nicht glauben, was in der letzten Stunde geschehen war. Offenbar hatte sie heute Abend ein Date, wenn auch eines, das mit einer deutlichen Warnung versehen war: Conor war charmant, doch er war kein Mann, den man zu ernst nehmen durfte.
Es war eine ziemliche Herausforderung für Hannah gewesen, für einen sechswöchigen Aufenthalt zwischen Spätsommer und Herbst zu packen, insbesondere, weil sie sich so weit aus ihrer Komfortzone herausbewegen würde. Minas einzige Empfehlung waren Turnschuhe gewesen. «In der Küche muss man sehr viel stehen. Du wirst den ganzen Tag auf den Beinen sein», hatte sie gesagt.
Hannah hatte versucht, für jede Eventualität vorzusorgen, doch an ein Date wie dieses hatte sie nicht gedacht. Zum Glück hatte sie ein paar Kleider dabei sowie einige hübsche Oberteile und ihre ganzjährig einsetzbare schwarze Hose, die sich schon in so vielen Arbeitsmeetings bewährt hatte. Sie war ziemlich teuer gewesen, aber im Nachhinein jeden einzelnen Penny wert.
Nach dem Regen waren ihre Locken noch wilder als sonst, doch heute beschloss sie, dass sie es genauso haben wollte; sie waren immerhin ihr Markenzeichen – das einzige, musste sie zugeben. Sie zupfte die Haare zurecht und betrachtete sich im Spiegel. «Das muss reichen», sagte sie laut. «Es ist schließlich nur ein Abendessen.» Aber trotzdem war da dieser kleine schamlose Gedanke in ihrem Kopf: Was in Dublin passiert, bleibt in Dublin.
«Hannah Campbell!» Sie verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf über sich selbst, dann nahm sie ihren Mantel und die Handtasche und verließ ihr Hotelzimmer.
Unten wartete Conor schon auf sie, und als sie ihn sah – immer noch in seinem tadellosen Anzug –, war sie froh, dass sie das elegantere Chiffon-Spitzenoberteil gewählt hatte und dazu eine feine Silberkette und große Creolen trug.
«Perfektes Timing.» Draußen war tatsächlich die Sonne herausgekommen und hatte die nassen Straßen getrocknet, sodass nur noch einige feuchte Flecken Hinweis darauf gaben, wie sehr es vorhin gegossen hatte. «Sollen wir?» Mit charmantem, leicht ironischem Grinsen bot er ihr seinen Arm an.
«Wie galant», neckte sie, doch ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer, während sie ihre Hand in seine Ellenbeuge schob.
Sie gingen hinaus in den warmen, leicht feuchten Abend. Die Luft duftete nach dem Regen. Hannah sah sich neugierig um. Vorhin war sie vor allem mit gesenktem Kopf herumgelaufen, um darauf zu achten, ja nicht auf dem glitschigen Kopfsteinpflaster auszurutschen.
«Das ist also das berühmte Temple-Bar-Viertel. Es sieht schön aus.»
«Ist es auch. Eine beliebte Touristenattraktion. Es gibt viele Restaurants, Bars und Boutiquen.» In Conors Stimme schwang mit, dass er die Gegend wirklich mochte, trotz der vielen Touristen. Er wies auf ein rotes Gebäude. «Diesen Pub liebe ich, The Temple Bar.» Er verzog amüsiert das Gesicht. «Als Student haben wir hier ein paar wilde Abende verbracht. Das würde ich heute nicht mehr durchhalten, schätze ich. Der Whiskey ist fantastisch, es gibt hier 450 Sorten. Alle habe ich aber nicht geschafft», lachte er, «obwohl ich mich wirklich bemüht habe.»
«Ehrlich? Ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen sollte.»
«Sie mochten doch den Telling von heute Nachmittag. Vielleicht sollten Sie sich die Destillerie mal anschauen. Es gibt Führungen. Vor allem die Verkostungen sind sehr beliebt.»
Hannah nickte vage. Sie würde Dublin morgen verlassen und wollte den Abend nicht damit verderben, über Realitäten zu sprechen. Dies hier fühlte sich alles nach einer herrlichen Fantasie an, und das wahre Leben sollte gefälligst warten.
Auf den schmalen Pflasterstraßen wurde es lebendig. Schilder vor den Pubs kündigten Livemusik an, Menschen traten mit Biergläsern in der Hand auf die Bürgersteige, und überall herrschte fröhliche Stimmung, ähnlich wie bei einem Fußballspiel.
Conor führte Hannah die Straße hinab und eine weitere entlang, bis sie zu einem hohen Backsteingebäude kamen, durch dessen elegante Rundfenster hoch oben in der Mauer die momentan so angesagten nackten Glühbirnen an schwarzen Kabeln von der Decke schienen. Innen führte eine weiße Marmortreppe nach oben.
«Das hier war mal eine Bank», erklärte Conor, während er sie die Stufen hinaufführte.
Das Restaurant im Obergeschoss bestand aus einem riesigen Raum mit Holzdielen und strahlte eine entspannte, beinahe sanfte Atmosphäre aus. Die Einrichtung vermittelte einen unangestrengten Eindruck, hatte aber ganz offensichtlich viel Geld gekostet. Retro-Stil-Ledersitze mit Metallbeinen waren um massive, leicht rustikale Holztische angeordnet, die mit eleganten Gläsern, Silberbesteck und schicken schwarzen Leinenservietten gedeckt waren. Ein sanftes Stimmengewirr schwang durch den vollen Raum.
«Conor, schön, dich zu sehen.» Der leger gekleidete Mann am Empfangstresen klopfte Conor familiär auf den Rücken, dann drehte er sich fröhlich lächelnd zu Hannah um. «Hallo und herzlich willkommen im Fintan’s.»
«Gerard. Schön, dich zu sehen. Anscheinend hast du mal wieder den richtigen Riecher für den Laden gehabt. Ich musste förmlich um einen Tisch betteln.»
«Das musstest du bestimmt nicht. Du und deine Familie seid hier immer willkommen. Ohne deine Mam wäre ich gar nicht hier, das weißt du.»
«Sie lässt dich grüßen.»
«Das ist wirklich nett, aber wann wird sie mich mit einem Besuch beehren?»
«Du kennst sie doch. Es ist praktisch unmöglich, sie aus ihrem Reich herauszulocken.»
«Kein Wunder. Sie hat da ein kleines Paradies erschaffen. Ah, Audrey», rief Gerard einer vorbeikommenden Kellnerin zu. «Bringst du Conor und seine Begleitung bitte zu Tisch eins?»
«Natürlich», sagte die junge Frau, und als sie Conor ansah, weiteten sich ihre Augen. «Guten Abend, Sir. Gerard hat Sie schon angekündigt. Schön, Sie kennenzulernen.»
«Hi», erwiderte er mit seinem typischen lockeren Lächeln. Die Kellnerin ging voran, und Hannah fiel auf, wie sich einige Köpfe nach ihnen umdrehten, während sie sich zwischen den Tischen den Weg bahnten. Sie vergaß es aber gleich wieder, als sie an ihrem Tisch am Fenster ankamen: Der Blick von hier über den Liffey war fantastisch!
Sie schaute sich erfreut um. «Wir haben den besten Tisch erwischt. Ist Gerard ein guter Freund von Ihnen?»
«Wir kennen uns schon lange. Er hat das Restaurant erst vor zwei Monaten aufgemacht und nur Top-Bewertungen bekommen. Aber das sollte es auch. Gerard hat bei einem der besten Köche Irlands gelernt.»
«Was für eine Küche gibt es denn hier?»
«Ist Ihnen Slow Food ein Begriff?»
Hannah schüttelte den Kopf. «Nein.»
«Dabei konzentriert man sich wieder auf die regionale Herkunft der Produkte, auf Anbau und Aufzucht. Das ist natürlich eine Vereinfachung. Man legt viel Wert darauf, die regionalen Produkttraditionen zu erhalten – das ist gut für die Tiere und für die Menschen in der Region.»
«Wow», sagte Hannah, weil ihr nichts anderes einfiel. Essen war Minas Fachgebiet. Ohne den Einfluss ihrer Schwester würde sie vermutlich bloß Standardgerichte kennen, aber selbst so war Hannahs Wissen ziemlich begrenzt. Mina kochte, sie aß. «Das klingt faszinierend. Also, was bekommt man hier zu essen?»
«Gerard hat ein Menü mit rein saisonalen Produkten aus Irland kreiert. Dadurch wird der CO2-Verbrauch verringert, weil nichts aus anderen Ländern eingeflogen werden muss.»
«Also keine Avocados», bemerkte Hannah locker.
«Nein, die wachsen in Irland nicht so gut.» Conor sah sie mit einem belustigten Blick an, der ein Kribbeln in ihr auslöste und an den sie sich gewöhnen könnte. Er vermittelte ihr mit diesem Blick das Gefühl, im Zentrum seiner Aufmerksamkeit zu stehen, und es schmeichelte ihr ebenso, wie es ihr Angst machte. Conor schien ein Spieler zu sein, der genau wusste, wie man mit Frauen umging. Doch heute Abend würde sie einfach mitspielen, beschloss Hannah.
Als die Kellnerin kam, um ihre Getränkewünsche aufzunehmen und ihnen die Speisekarten zu überreichen, nahm Hannah ihre ohne große Erwartungen entgegen. Was gab es schon Besonderes in Irland? Schafe. Kartoffeln. Vielleicht Fisch. Sie hatte von Kaiserhummer aus der Dubliner Bucht gehört, aber ansonsten erwartete sie nicht viel.
Was nur bewies, wie wenig Ahnung sie hatte!
Sie schlug die Karte auf, und was sie las, klang selbst für ihren ungelernten Gaumen einfach himmlisch. Nachdem sie Hummersuppe als Vorspeise und danach Hochrippe vom Rind mit Roscoff-Zwiebeln, Spinat und Pfeffersauce bestellt hatte, wusste sie, dass ihr ein Hochgenuss bevorstand.
Conor ließ es sich nicht nehmen, zu den Vorspeisen eine halbe Flasche Chablis zu bestellen und einen halben Malbec zum Hauptgang. Es kam ihr ein wenig extravagant vor, verschiedenen Wein zum Fisch und zum Fleisch zu ordern, aber sie würde sicherlich nicht mit einem Experten streiten. Und als sie den ersten Schluck von dem seidig glatten Chablis getrunken hatte, war sie froh, dass sie ihm die Entscheidung überlassen hatte.
«Dieses Restaurant ist wirklich toll. Aufsehenerregend.»
«Da steckt eine Menge Arbeit dahinter. Und schreckliche Arbeitszeiten.» Er verzog das Gesicht. «Nicht jedermanns Sache.» Er zog die Augenbrauen hoch. «Wie ist es bei Ihnen? Ich hab den Eindruck, dass Juristen eine Menge Überstunden machen.»
Hannah zuckte die Schultern. Langes Arbeiten hatte ihr nie etwas ausgemacht. «Das ist nicht schlimm, wenn man seinen Job gern macht.»
«Und das tun Sie?»
«Ja, tatsächlich.» Sie lachte. «Manchmal hätte ich natürlich gern eine Veränderung, so wie jeder, aber ich wüsste gar nicht, was ich sonst tun sollte. Und ich bin ziemlich gut in meinem Job.»
«Nur, weil man in irgendwas gut ist, bedeutet es ja nicht, dass man dabeibleiben muss. Nicht, wenn es einen nicht glücklich macht.»
Sie hatte das Gefühl, als berühre das Thema etwas in ihm.
«Das stimmt.» Hannah fragte sich immer noch, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, sich eine Auszeit zu nehmen. Hör auf,schalt sie sich selbst. Es ist ja nicht für immer. Du wolltest es tun. Und jetzt ist es zu spät, um kalte Füße zu bekommen.
Wie aufs Stichwort sagte er: «Alles in Ordnung? Sie sehen aus, als kämpften Sie mit einem inneren Dämon.»
«Nein, überhaupt nicht», log sie, denn von ihrer Auszeit wollte sie ihm immer noch nichts sagen, die flirtige Stimmung wäre sonst dahin. Denn wenn sie ehrlich war, wurde sie nervöser, je länger sie von zu Hause weg war. Die Arbeit, ihre Routine und ihre Wohnung schienen auf einmal sehr weit weg zu sein, viel zu weit weg. Sie überlegte, ob sie ihn fragen sollte, was ihn glücklich machte, aber dann beschloss sie, dass sie keine tiefsinnige, philosophische Unterhaltung wollte. Sie war die Touristin Hannah, die für einen flüchtigen Moment hier war – nicht mehr und nicht weniger. Sie wollte einen harmlosen Flirt genießen. Es herrschte definitiv eine gewisse Anziehung zwischen ihnen, und warum zur Hölle sollte sie die nicht auskosten? Warum sollte sie nicht für einen Abend jemand anderes sein?
Sie hob ihr Glas. «Danke für die Einladung.»
«Danke, dass Sie mich gerettet haben.»
«Ich habe noch gar nicht gefragt: Wer war diese Dame eigentlich? Und hätte ich Ihnen wirklich Beihilfe leisten oder mich eher als Frau solidarisch zeigen sollen?»
«Beihilfe leisten … Nennt man das heutzutage so?» Er hob neckisch die Augenbrauen und bezog sich eindeutig auf ihren Kuss.
Sie reckte das Kinn und hoffte, dass sie nicht errötete. Die Erinnerung daran hatte sich so heftig in ihr Hirn eingebrannt, dass ihr Körper immer noch brizzelte. «Ich wüsste nicht, dass Sie sich beschwert hätten.»
«Warum hätte ich das auch tun sollen? Sie waren sozusagen meine Ritterin auf dem weißen Pferd.» Er nickte anerkennend. «Sind Sie immer so spontan?»
Hannah überlegte einen Moment und war dabei nicht in der Lage, den Blick von seinen ruhigen, interessierten Augen zu wenden. Sie funkelten hinterhältig.
«Nein», sagte sie kühl. Er war einfach zu selbstbewusst, und auch wenn sie sich hervorragend amüsierte, würde sie nicht zulassen, dass er die Oberhand gewann. «Offenbar hat Ihr Anblick, wie Sie da in diesem Sessel herumzappelten, meine innere Balance durcheinandergebracht.»
«Herumzappelten?», wiederholte er gespielt empört.
«Ja», sagte sie genüsslich. «Wie ein Fisch am Haken.»
«Haben Sie denn gar keinen Sinn für Romantik?»
Sie legte den Kopf zur Seite, als müsste sie erst über die Antwort nachdenken, dann krauste sie die Nase. «Möglicherweise nicht, und Sie haben meine Frage immer noch nicht beantwortet.»
Seufzend schüttelte er den Kopf. «Da spricht die Juristin. Aber zu meiner Verteidigung kann ich sagen, dass es eine ziemlich forsche junge Dame war, die, sagen wir mal, für mich schwärmt. Ich habe sie ein einziges Mal bei einer Party getroffen, und ich wollte sie nicht verletzen, indem ich ihr überdeutlich klarmache, dass ich kein Interesse an ihr habe. Vermutlich wäre das aber besser gewesen. Ich hoffte also, einer weiteren Begegnung zu entkommen, was mir, dank Ihres noblen Verhaltens, auch gelungen ist.» Er schaute sie an, dann sagte er: «Ich stehe in Ihrer Schuld.»
«Keine Sorge, ich werde sie nicht einklagen.» Es gefiel ihr nicht, dass sie irgendetwas zurückgezahlt bekommen sollte.
«Wie schade.» Seine Stimme klang definitiv herausfordernd.
Sie verdrehte die Augen. «Sie sind ja sehr von sich überzeugt. Das Abendessen reicht vollkommen aus.»
Er grinste sie an. «Wenn Sie meinen.»
«Meine ich.» Ihr strenger Ton konnte den wissenden Blick in seinen Augen nicht dämpfen. Sie spielten ein Spiel, und es lag ganz an ihr, ob sie kapitulieren würde oder nicht. Das letzte Wort dazu war noch nicht gesprochen.
Das Essen kam und war köstlich. Viel Geschmack und wenig Chichi.
«Darf ich?» Conor tauchte seinen Dessertlöffel in ihre Hummersuppe, bevor sie antworten konnte.
«Nur zu», sagte sie und sah zu, wie er die glatte, rosa-orangefarbene Cremesuppe probierte. Hannah musste zugeben, dass sie einfach göttlich duftete.
«Mm, das ist gut. Mit einer Spur Estragon, vermute ich.»
«Hervorragend. Ich hatte noch nie einen offiziellen Testesser.»
«Entschuldigung, war das unhöflich von mir? Das liegt in der Familie. Wir probieren immer vom anderen. Hier, nehmen Sie eine Jakobsmuschel.» Er füllte seine Gabel mit etwas Bohnenpüree, einem Stück Schinken und einer kleinen, cremeweißen Jakobsmuschel und hielt sie ihr hin.
Als der köstliche Geschmack an ihrem Gaumen explodierte, stöhnte Hannah unwillkürlich auf. «Mm, das ist ja wunderbar.»
«Die Würze vom Schinken und der Knoblauchgeschmack zusammen mit dem Cannellini-Bohnenpüree bringen die Muschel perfekt zur Geltung. Gerard ist ein Genie, wenn es um Meeresfrüchte geht.»
Gott, sie hoffte, er würde sie nicht dazu auffordern, irgendwelche Zutaten zu benennen. Sie würde eine Cannellini-Bohne nicht erkennen, wenn man ihr eine ins Gesicht drückte, ganz zu schweigen davon, dass sie wüsste, dass man daraus ein Püree machen konnte.
«Also, was tun Sie, wenn Sie nicht arbeiten?», fragte Conor. «Manchester hat ein attraktives Nachtleben, oder?»
«Es ist außerdem von einer wunderbaren Landschaft umgeben. Ich bin am Wochenende gern draußen und entspanne. Es gibt für mich nach einer stressigen Woche nichts Besseres als frische Luft, das Pennines-Gebirge und Kanufahren. Ich liebe es, auf dem Wasser zu sein.»
Conor hob interessiert die Augenbrauen, als hätte sie ihn überrascht. Ehrlich gesagt, überraschte sie die meisten Menschen damit, weil sie nicht gerade den sportlichsten Eindruck machte.
«Sind Sie schon mal Kajak auf dem Meer gefahren? Die Küste hier ist perfekt dafür.»
«Nein, ich halte mich lieber auf ruhigen Flüssen und Kanälen auf.» Vor allem liebte sie es, einfach Zeit auf dem Wasser zu genießen, ohne sich um Dinge wie Kentern oder Zusammenstöße zu sorgen. Sodass sie den Kopf frei bekam und nur an sich und die Natur um sie herum denken konnte. Sie paddelte lieber gemächlich dahin wie eine Moorhenne, dem Adrenalinstoß von Wildwasser-Kanufahren konnte sie nichts abgewinnen. «Fahren Sie denn Kajak?»
«Ewigkeiten nicht. Zu beschäftigt. Als ich jünger war, bin ich öfter mal gefahren. Dort, wo ich aufgewachsen bin, war es nicht weit zum Strand. Wir hatten ein kleines Dingi, und damit sind wir angeln gefahren oder einfach auf dem Wasser herumgegondelt.»
«Das klingt paradiesisch», sagte Hannah ein wenig neidisch. Die Bücher von Arthur Ransome über den Lake District waren als Kind ihre Lieblingsbücher gewesen, und als Stadtkind hatte sie sich immer nach diesem idyllischen Leben in der Natur gesehnt.
«Ja, wir waren zu viert und im Sommer immer draußen. Haben Sie Geschwister?»
«Eine Schwester. Sie ist vor Kurzem in die Schweiz gezogen. Im Juni hab ich sie für ein langes Wochenende besucht. Sie wohnt wunderschön. Man kann herrlich wandern, hat überall eine fantastische Aussicht und saubere Luft.»
«Eine ganz schöne Strecke von Manchester.»
«Ja.» Sie selbst konnte sich nicht vorstellen, in ein anderes Land zu ziehen. Es käme ihr vor wie ein großer Sprung ins Unbekannte.
Das zarte, saftige Stück Rind ließ Hannah erneut aufseufzen, es war wirklich köstlich. Conor bestand darauf, dass sie von seinem Gericht kostete, und er probierte auch von ihrem Teller. Hannah musste zugeben, dass es Spaß machte, gegenseitig zu probieren. Es lag eine gewisse Intimität darin, sich so ganz auf eine andere Person einzulassen und den Genuss mit ihr zu teilen. Mina, die gern andere Menschen mit neuen Gerichten und Zutaten begeisterte, würde gut zu Conor passen.
«Worüber lächeln Sie?»
«Ich musste gerade an meine Schwester denken. Sie würden ihr gefallen. Sie macht sich auch immer über meinen Teller her.»
«Und was ist mit Ihnen? Gefalle ich Ihnen auch?»
«Überhaupt nicht.»
Conor lachte. Es war ein kehliges Lachen, und seine Augen blitzten so begeistert, dass es Hannah ein wenig dem Atem nahm. «Das ist vermutlich auch richtig so, aber ich mag Sie. Sie sagen offen Ihre Meinung.»
Jedenfalls, wenn es nicht drauf ankam, dachte Hannah. Sie würde ihn nach diesem Abend vermutlich nie wiedersehen.
«Und Sie sind viel zu selbstsicher. Dieses arme Mädchen in der Hotelbar hatte keine Ahnung, worauf sie sich da eingelassen hatte.»
Conors Lächeln verschwand. «Nein, das hatte sie nicht. Sie kennt mich überhaupt nicht, sie glaubt es nur.»
«Ich habe also allen einen Gefallen getan. Das gibt mir ein gutes Gefühl.» Hannah grinste ihn an, um die Atmosphäre aufzulockern, was gut zu funktionieren schien.
«Mir haben Sie in jedem Fall auch ein gutes Gefühl gegeben.» Sein Blick lag mit einem so wissenden Grinsen auf ihren Lippen, dass sie laut auflachen musste.
«Sie geben auch nie auf, oder?»
«Das Leben ist zu kurz, um es nicht zu genießen.»
In seinen Worten lag etwas Herausforderndes, das in Hannahs Brust ein rebellisches Feuer entfachte. Sie war stets das brave Mädchen gewesen, sie hatte immer das Richtige getan, aber es gab keinen Zweifel: Den kleinen Flirt zwischen ihnen genoss sie von Herzen, und was diesen Kuss anging …
Wieso sollte sie ihr Leben jetzt nicht auch einfach mal genießen?
Das Leben zu genießen, so wie Hannah es ohne Zweifel getan hatte, war das eine, aber es war etwas völlig anderes, im Bett eines Fremden aufzuwachen und absolut keine Ahnung zu haben, was die Etikette unter diesen Umständen vorschrieb.
Einen Moment lang lag sie ganz still da und seufzte innerlich. Was hatte sie bloß getan? Hannah Campbell machte keine One-Night-Stands! Allerdings schwang in ihrer Beschämung eine kleine Prise Stolz mit. Conor, wie auch immer er mit Nachnamen hieß – oh Gott, sie kannte nicht mal seinen Nachnamen! –, also dieser verdammt attraktive Mann, er wusste genau, was er tat. Es kribbelte ihr immer noch überall bei der Erinnerung an diese Küsse und daran, wie seine Hände ihren Körper berührt hatten … Also, sie hatte ganz offensichtlich vorher niemals richtigen Sex gehabt. Mit Conor zu schlafen, war eine Offenbarung gewesen.
Hannah wusste nicht genau, wie spät es war, aber draußen war es noch dunkel. Sie konnte die Umrisse der Möbel im Zimmer erkennen und versuchte, sich zu orientieren. Es war anders geschnitten als das etwas kleinere Zimmer, das sie ein Stockwerk weiter oben bewohnte – oder eher, bisher nicht bewohnt hatte. Sie versuchte sich daran zu erinnern, wo sie ihre Kleidungsstücke hingelegt hatte. Sie waren irgendwo auf dem Boden verstreut! Oh Gott, hatten sie wirklich schon auf der Straße rumgeknutscht? Im Fahrstuhl? Und waren dann beinahe durch die Tür in sein Zimmer gefallen, weil sie sich gar nicht schnell genug ihrer Kleidungsstücke entledigen konnten? Hannah schloss die Augen, um das Feuerwerk an Bildern zu verdrängen, und spürte dennoch eine Hitze, die sich in jedem Zentimeter ihres Körpers ausbreitete. Hannah Campbell, du kleines Luder. Sie musste gegen ihren Willen lächeln – es war verdammt wundervoll gewesen.
Neben ihr bewegte sich Conor im Schlaf, und sie wagte nicht mehr zu atmen. Wie sollte sie sich bloß aus dieser Situation herausmanövrieren? Wenn sie jetzt ging, während er noch schlief, müsste sie sich nicht erklären. Sie könnte in ihren Mietwagen steigen und einfach davonfahren. Es würde Conor vermutlich nicht weiter stören. Wahrscheinlich wäre er sogar erleichtert. Immerhin besaß er diesen umwerfenden Charme, mit dem er jede Frau bekommen konnte. Ja, er wäre bestimmt erleichtert, sich nicht ihre gestotterte Beschämung anhören zu müssen. Die Hannah von gestern Nacht war eine seltsame Variante ihrer selbst gewesen, die sich eine Menge Mut angetrunken hatte. Eine irische Hannah. Heute aber würde die englische Hannah wieder auferstehen: logisch, schnell und klar denkend. Ja, das Vernünftigste würde sein, sich jetzt aus dem Staub zu machen.
Sie glitt aus dem Bett und tastete auf dem Teppich nach ihren Kleidungsstücken. Auf einem unbekannten Fußboden herumzukriechen und die eigenen Sachen einzusammeln, bevor man erwischt wurde, war leichter gesagt als getan. Ah, eine Hose! Wo war ihr Slip? Sie kroch mit ausgestreckten Fingern weiter und ertastete zufällig ihre Unterhose. Gott, genau so etwas tat sie normalerweise nicht. Mit einem vorsichtigen Blick aufs Bett schlüpfte sie in Slip und Hose. Als sie ihr Oberteil entdeckte, zog sie es schnell über und betete, dass ihr BH bald auftauchte. Ah, da war er ja. Um Zeit zu sparen, stopfte sie ihn in ihre Hosentasche.
Sie fand ihren Mantel, die Handtasche, aber nur einen Schuh. Wo zur Hölle war der andere? Die frisch gestärkte Hotelbettwäsche raschelte, als Conor sich umdrehte, und Hannah hielt erneut den Atem an. Bitte lass ihn weiterschlafen. Es wäre noch beschämender, wenn er sie dabei erwischte, wie sie sich aus dem Zimmer stahl. Sie lauschte, doch er atmete ganz regelmäßig. Einen Moment lang war sie versucht, einen letzten Blick auf ihn zu werfen, doch dann beschloss sie, dass es zu gefährlich wäre.
Wo zur Hölle war der verdammte zweite Schuh? Sie war schließlich nicht Aschenputtel!
Draußen begannen die Vögel zu zwitschern. Der Morgenchor würde gleich einsetzen. Rosafarbene Sonnenstrahlen krochen durch das Fenster. In ihrer Hast hatten sie gestern Abend nicht daran gedacht, die Vorhänge zuzuziehen. Conor drehte sich erneut um, und seine Atmung veränderte sich. Oh nein, wenn er jetzt aufwachte?
Pfeif auf den Schuh, dachte Hannah. Wann würde sie in den nächsten Wochen schon hochhackige Schuhe tragen? Mina hatte gesagt, sie würde den ganzen Tag auf den Beinen sein. Also würde sie ihn jetzt hierlassen. Sie kroch auf allen vieren zur Tür und war dankbar für den Sichtschutz, den der kleine Flur zum Badezimmer bot. Endlich konnte sie nach der Türklinke greifen. Sie glitt aus dem Zimmer und war so erleichtert darüber, es geschafft zu haben, dass es ihr völlig egal war, ob jemand im Flur Zeuge ihrer Schande wurde.
Zwei Stunden später rutschte Hannah auf den Fahrersitz des kleinen Peugeots und ließ den Kopf einen Moment gegen die Stütze sinken. Puh. Mission erfüllt. Als sie in ihrem Zimmer angekommen war, hätte sie auf keinen Fall noch mal schlafen können, darum hatte sie sich schnell Frühstück aufs Zimmer bestellt. Und auch wenn ihr Herz beim Auschecken an der Rezeption wie wild gehämmert hatte, war sie, ohne auf Conor zu treffen, zum Parkplatz gelangt. Jetzt war sie wieder frei und konnte sich auf ihr nächstes Abenteuer freuen. Mit einem tiefen Seufzer stellte sie den Motor an, steuerte den Wagen vom Hotelparkplatz und folgte dem Routenplaner ihres Handys.
Es war acht Uhr, und die Straßen waren voller Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit waren. Doch sie fuhr ohne große Probleme die Ringstraße hinunter und beschloss, es langsam anzugehen. Bis zur Grafschaft Kerry im Westen Irlands waren es vier Stunden Fahrt. Und da sie erst um zwei Uhr da sein musste, hatte sie massenhaft Zeit. Sie würde irgendwo mittagessen gehen und sich auf der Strecke vielleicht sogar noch etwas Interessantes ansehen.
Nach kurzer Fahrt ließ Hannah die Stadt hinter sich und las interessiert die Namen der ausgeschilderten Orte: Clondalkin, Rahtcoole, Crookshane, The Curragh, Clonmullen. Sie sprach die Namen laut aus, wenn sie an den Schildern vorbeifuhr, und ließ die Zunge über die Konsonanten rollen in dem Versuch, möglichst irisch zu klingen. Sie redete sich ein, dass diese Namen einfach laut ausgesprochen werden wollten, und amüsierte sich dabei, in der Privatsphäre des Autos ihren irischen Akzent zu üben.
Während sie fuhr, stellte sie fest, dass die Landschaft rechts und links neben der Straße genauso grün und üppig war, wie man es Irland nachsagte. Das Land hatte seinen Ruf als Grüne Insel wahrlich verdient. Einige Geschäfte wie Tesco waren ihr aus England bekannt, Gemischtwarenläden wie Centra oder Heimwerkermärkte wie Woodies allerdings nicht. In vielerlei Hinsicht fühlte sich das Land vertraut an, in anderen Aspekten wieder vollkommen fremd. Sie war nach all dieser Zeit tatsächlich hergekommen.
Nach ein paar Stunden fuhr Hannah auf eine Tankstelle, um sich ein Sandwich zu kaufen. Sie konnte beinahe die kritische Stimme ihrer Schwester hören, wie langweilig sie war und dass sie nur auf Sicherheit spielte. Mina wäre von der Hauptstraße abgefahren und hätte sich ein hübsches Café gesucht, und zwar schneller, als ein Lemming sich von der Klippe stürzen konnte.
Während Hannah ihr Käsesandwich auspackte, betrachtete sie die Landkarte, die sie ebenfalls gekauft hatte, entdeckte einen Ortsnamen und ließ überrascht den Finger darauf fallen. Tralee. Dort wohnten Aidan und Sorcha. Sie war sich gar nicht bewusst gewesen, dass der Ort so nah an Killorgally lag. Grinsend nahm sie ihr Handy und schrieb an ihre Freundin.
Der Adler ist gelandet.
Yah! Hoffe, du hattest eine gute Reise. Wann kommst du uns besuchen?
Ich rufe euch an, wenn ich mich eingewöhnt habe und meinen Tagesablauf kenne. Freue mich schon darauf, euch zu sehen. Wusste nicht, dass ihr so nah seid! Xxx
Für die Iren hier bloß ein Steinwurf. Bis bald! x
Nachdem Hannah von der Autobahn abgefahren war, konnte sie die Landschaft noch mehr genießen. Die Straßen wurden schmaler und ruhiger, schlängelten sich zwischen mit Flechten bewachsenen Trockensteinmauern hindurch. Rechts und links zogen sich grüne Felder wie gewebte Decken über die Hügel, und darauf standen wie weiß gestickte Flecken die saubersten Schafe, die sie je gesehen hatte. Über den hinteren Feldmauern zogen sich die Hügel bis zum Horizont, auf denen sich Flächen aus lila Heide mit leuchtend grünen Wiesen abwechselten. Hannah wusste, dass sich dieser Teil von Kerry wie ein langer gezackter Finger in den Atlantik erstreckte. Das Meer musste jeden Moment zu sehen sein.
Als der blaugrüne Horizont schließlich auftauchte, hielt sie aus einem Impuls heraus an der nächsten Straßenbucht an, von wo aus man einen Blick über die einige Meter weiter unten liegende zerklüftete Bucht hatte. Der Anblick erinnerte sie an ihre Kindheit, als sie mit ihrer Familie stets gewettet hatte, wer wohl als Erster das Meer sah. Voller Vorfreude sprang sie aus dem Auto. Normalerweise ging es ihr darum, so schnell wie möglich von A nach B zu gelangen, ohne unnötige Zwischenstopps einzulegen, doch irgendetwas an dieser irischen Landschaft brachte sie dazu, sich völlig untypisch zu verhalten. Eine steife Brise blies ihre Locken durcheinander und trug den Geruch von Salz und einen schwachen Duft von Heide mit sich. Das war definitiv ein schönerer Ausblick als der aus ihrem Bürofenster auf das regnerische Manchester. Weiß gekrönte Wellen brachen sich über den Felsen, die blaugrüne See drängte sich brodelnd und schäumend in alle Zwischenräume. Am Meer fühlte man sich immer lebendiger, dachte sie beim Anblick des Vor und Zurück des Wassers. Sie hob den Kopf und schaute zu den strahlend weißen Wolken, die über einen kobaltblauen Himmel huschten, während der Wind ihr die Haare jetzt ins Gesicht drückte. Und mit Verwunderung stellte sie fest, dass sie dieses beglückende Gefühl, lebendig und ein Teil der Natur zu sein, verpasst hätte, wenn sie nicht angehalten hätte. Vielleicht sollte sie insgesamt ein bisschen abenteuerlicher sein?
Das schlechte Gewissen traf sie wie ein Schlag in die Magengrube. Sie hätte sich nicht so heimlich aus dem Hotel stehlen sollen. Conor war supernett gewesen, und er hatte eindeutig nicht den Eindruck gemacht, dass er irgendetwas von ihr erwartete. Sie hätte mutiger sein und den Morgen mit ihm verbringen sollen, so wie die Hannah von gestern Abend es getan hätte. Jetzt war es zu spät. War es albern von ihr zu überlegen, über den Barmann des Hotels noch mal Kontakt zu ihm aufzunehmen? Um was zu tun? Sich bei ihm zu entschuldigen, dass sie wie ein Feigling davongelaufen war?
Ärgerlich schüttelte Hannah den Kopf und stieg ins Auto. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es war erst Viertel vor eins. Egal, sie konnte einfach im Auto warten, falls sie zu früh ankam.
Sie fuhr weiter und erreichte die Abfahrt, die laut einem Schild zur Kochschule Killorgally führte. Kurz entschlossen fuhr sie an der Abfahrt vorbei und blieb auf der Hauptstraße. Sie hatte noch so viel Zeit. Es wäre dämlich, im Auto zu sitzen und zu warten, wenn es hier draußen so herrlich war. Es war die Gelegenheit, ein wenig die Gegend zu erkunden. Die Straße schlängelte sich an der Küste entlang, und sie sah ein verlockendes Stück Land, das sich bis zum Meer erstreckte und auf das Schilder mit der Aufschrift Inch Beach verwiesen. Hier würde sie anhalten und etwas spazieren gehen.
Sie bog in einen kleinen Weiler ein, eine Ansammlung von niedrigen Cottages mit weiß getünchten Mauern, die rechts der Straße auf das Meer hinausblickten. Es gab ein kleines Hotel mit dunkelblauer Holzverkleidung, und gegenüber führte ein Weg zu einem Parkplatz und dahinter zu einem Sandstrand. Erfreut parkte sie den Wagen, stieg aus und holte ihre festen Schuhe sowie eine Windjacke aus dem Kofferraum. Es war zwar Ende August, doch der Wind blies frisch.
Ein gelb gestrichenes Café verkaufte Eis, und am Rand eines breiten, flachen Strands gab es einen Laden, der Surfbretter verlieh. Links zogen sich grasbewachsene Dünen bis zum Meer, und hinter dem schmalen Meeresstreifen erhoben sich Hügel wie dunkelgrüne Schatten vor dem sonnigen Himmel. Als sie über den Strand spazierte, grübelte Hannah über den Namen, Inch Beach: Zentimeterstrand. Er schien nicht so recht zu passen, da sich das Land mehrere Meilen lang erstreckte. Am Strand gab es Surfer, Spaziergänger und Familien, die im Wind ein Picknick machten, doch es fühlte sich überhaupt nicht voll an. Sie blieb stehen und atmete tief ein. Eine Gruppe von Möwen suchte nach Nahrung, hüpfte auf dünnen Beinen in den breiten Pfützen vor und zurück und änderte immer wieder die Richtung. Fasziniert schaute Hannah dem Tanz der Vögel zu und wanderte etwa zwanzig Minuten am Strand entlang.
Sie spürte, wie sich ein Gefühl des Friedens in jeder einzelnen Körperzelle ausbreitete. Schließlich beschloss sie, zurückzukehren und sich ein Eis zu kaufen, bevor sie nach Killorgally fuhr. In ihrem Bauch kribbelte es vor Aufregung. Killorgally. Hoffentlich war es dort so gut, wie sie erwartete. Und hoffentlich waren die Fotos in der Zeitungsbeilage, die sie so begeistert hatten, nicht zu stark retuschiert, um eine Farmhaus-Atmosphäre vorzugaukeln, die in Wirklichkeit gar nicht existierte. Das wäre eine solche Enttäuschung. Jetzt, wo sie aus ihrer Komfortzone herausgetreten war, wollte sie, dass es eine großartige Erfahrung würde. Dies war ihr Abenteuer, und sie wollte jede Minute davon genießen.
«Willkommen auf Killorgally.»