Das Kurzgespräch in Seelsorge und Beratung - Timm H. Lohse - E-Book

Das Kurzgespräch in Seelsorge und Beratung E-Book

Timm H. Lohse

4,8

Beschreibung

»Kann ich Sie kurz sprechen?« – Smalltalk bestimmt in der betrieblichen und privaten Kommunikation den Ton des Miteinanders, gehört aber auch zum beruflichen Alltag in helfenden Berufen. Die Beiläufigkeit dieser meist zufälligen Gesprächssituationen lässt bewährte seelsorgliche und beraterische Gesprächstechniken oder Therapiemethoden nicht zur Anwendung kommen. Doch auch in kurzer Zeit kann ein Gespräch geführt werden, das dem Auftrag der Seelsorge entspricht, in einer spezifischen Lebens-, Krisen- oder Konfliktsituation christliche, befreiende Hilfe zur Lebensgestaltung zu leisten. Diese methodische Anleitung führt in eine neue, an der Praxis orientierte und in zahlreichen Fortbildungskursen erprobte Alternative zu herkömmlichen Seelsorgekonzepten ein, die Seelsorge überwiegend als Prozessgeschehen begreifen. Auf dem Hintergrund des systemischen Ansatzes und von Kommunikationstheorie und Semiotik erläutert der Autor die besonderen Gesetzmäßigkeiten, Möglichkeiten und Fallen des Kurzgesprächs. Zahlreiche praktische Gesprächsbeispiele und Tipps für beratende Personen ermutigen dazu, Kurzgesprächen nicht mehr auszuweichen, sondern die besondere Chance zu nutzen, die ein kurzes Gespräch für Rat Suchende bietet.

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Timm H. Lohse

Das Kurzgesprächin Seelsorge und Beratung

Eine methodische Anleitung

Vierte Auflage

Vandenhoeck & Ruprecht

Für Bettinaund unsere Kinder

 

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Datensind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.

ISBN 3-525-62384-4ISBN 978-3-647-62384-9 (E-book)

Umschlagabbildung: © Susanne Richter

4. Auflage 2013

© 2013, 2008, 2006, 2003, Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen.Internet: www.vandenhoeck-ruprecht.deAlle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verlages öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies gilt auch bei einer entsprechenden Nutzung für Lehr- und Unterrichtszwecke.Printed in Germany.Gesetzt aus RotisSatz: Dörlemann Satz, LemfördeDruck und Bindearbeit: Hubert & Co., Göttingen

Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.

Inhalt

Vorwort

Einführung in das Kurzgespräch

1. Die interaktiven Elemente des Kurzgesprächs

1.1   Die günstige Gelegenheit

1.2   Das Beziehungsmuster

1.3   Das Konfliktkarussell

1.4   Das »SESAM, ÖFFNE DICH!«

2. Die Methodik der Gesprächsführung

2.1   Hoffnung wahrnehmen

2.2   andocken

2.3   sich ausdrücken

2.4   sich erkundigen

2.5   verstören

2.6   beschleunigen

2.7   erzählen

2.8   Ziele formen

2.9   Kraftquellen erschließen

2.10 Lösungen erwirken

3. Das schlüssige Ende des Kurzgesprächs

3.1   ergebnisorientiert beschließen

3.2   sich entschließen

3.3   sich verbünden

3.4   sich bescheiden

4. Das hilfreiche Kurzgespräch

4.1   Vom Helfen

4.2   Von der Sorge um die Seele

5  Einblicke in die Praxis des Kurzgesprächs

5.1   Im Krankenhaus

5.2   Mit Kindern und Jugendlichen

5.3   In der seelsorglichen Arbeit mit Gruppen

5.4   Im Kontakt zu Menschen mit eingeschränkter Sprachfähigkeit

5.5   Im Rahmen pastoralpsychologischer Supervision

5.6   In der Geistlichen Begleitung

5.7   In der Telefonseelsorge

5.8   In der Schule

5.9   Mit Studierenden

5.10 Im Gemeindepfarramt

Nachwort: Die Methode des Kurzgesprächs im Rahmen der Alltagsseelsorge

1. Das Kurzgespräch als Methode der Alltagsseelsorge

2. Die Verwurzelung des seelsorglichen Kurzgesprächs im systemischen Denken

Literaturhinweise

Das Karussell

Jardin du Luxembourg

Mit einem Dach und seinem Schatten drehtsich eine kleine Weile der Bestandvon bunten Pferden, alle aus dem Land,das lange zögert, eh es untergeht.Zwar manche sind an Wagen angespannt,doch alle haben Mut in ihren Mienen;ein böser roter Löwe geht mit ihnenund dann und wann ein weißer Elefant.

Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald,nur daß er einen Sattel trägt und drüberein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt.

Und auf dem Löwen reitet weiß ein Jungeund hält sich mit der kleinen Hand,dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge.

Und dann und wann ein weißer Elefant.

Und auf den Pferden kommen sie vorüber,auch Mädchen, helle, diesem Pferdesprungefast schon entwachsen; mitten in dem Schwungeschauen sie auf, irgendwohin, herüber –

Und dann und wann ein weißer Elefant.

Und das geht hin und eilt sich, daß es endet,und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel.Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet,ein kleines kaum begonnenes Profil –,Und manchesmal ein Lächeln, hergewendet,ein seliges, das blendet und verschwendetan dieses atemlose blinde Spiel …

– Rainer Maria Rilke, 1907 –1

Ansichtsseite einer Postkarte von A. Brilliant, USA.Copyright: BRILLIANT ENTERPRISE 1975.

Im Lebenskarussell erscheint dieWiederkehr des immer Gleichen wie einunlösbares Problem. Die bewunderndbetrachtende Annäherung an diesesPhänomen setzte mich auf die Fährte,die Codes des Kurzgesprächsentschlüsseln zu wollen.

1 Zitiert nach: Karl Otto Conradi, Der neue Conradi, 561.

Vorwort

Jeder Mensch kommt in die Lage, einem Mitmenschen helfen zu sollen.

Die Freundin, der Kollege, die Nachbarin, der Bruder, die Mutter, der Mitbewohner, die Kommilitonin sucht ein hilfreiches Gespräch und wendet sich nicht gleich an eine professionelle Person, sondern spricht eben den Freund, die Kollegin, den Nachbarn etc. an: »Kannst du mir mal helfen?« Die Bereitschaft zu helfen ist dann das eine, die Kunst zu helfen das andere.

Wir alle sind als Helfende gefragt oder gefordert und werden unversehens in kurze »Nebenbeigespräche« verwickelt, in denen es weniger um Fachkenntnisse geht als vielmehr um die Hoffnung, dem Gegenüber einen Ausweg aus einer persönlichen oder betrieblichen »Sackgasse« weisen zu können.

Meine ersten Erfahrungen mit Kurzgesprächen machte ich im Rahmen der gesetzlich verordneten Beratung gemäß §218STGB. Den ungewollt Schwangeren in einer meist ungewollten Gesprächssituation ein angemessenes Gegenüber sein zu wollen, lehrte mich, sehr genau auf den ihr eigenen verbalen und paraverbalen Ausdruck zu achten und als ihr Gegenüber möglichst ausschließlich ihr »Vokabular« zu benutzen, ohne es mit meinem »Wortschatz« zu kontaminieren. Über diese sehr einfach erscheinende methodische Brücke gelang es mir, auch mit völlig verschlossenen Frauen (im Rahmen der Zwangsberatung verständlich) ins Gespräch zu kommen. Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus dieser »Beratung« wandte ich in den Gesprächen der 1988 von mir in der Kirche Unser Lieben Frauen in Bremen eingerichteten Cityseelsorge ebenso erfolgreich an.

Meine weitreichende Praxis im Kurzgespräch schriftlich zu fixieren, kam mir lange Zeit nicht in den Sinn. Die Darstellung der intuitiven und inspirativen Elemente des Kurzgesprächs ist im Rollenspiel einfach, in der Beschreibung jedoch schwierig, da sich Stimmlage, Mimik und Gestik nur schwer in Buchstaben fassen lassen und die rein verbale Nachzeichnung des Gesprächs im Verbatim deshalb hölzern wirken kann.

Prof. Dr. Christoph Schneider-Harpprecht, mit dem zusammen ich die Ausbildungskurse »Seelsorge in 20 Minuten?« am Evangelischen Zentralinstitut bis 2003 leitete, überzeugte mich davon, dass eine schriftliche Darstellung der interaktiven Elemente und der Methoden meiner Art des Kurzgesprächs einen sinnvollen Beitrag zur Diskussion über die Möglichkeiten und Chancen der Alltagsseelsorge bieten könnte.

Im Umfeld des systemischen Ansatzes habe ich meine Methodik zum Kurzgespräch entwickelt; Grundelemente der Kommunikationstheorie und Semiotik stehen dabei im Hintergrund. Diese Theorien werden im Einzelnen nicht erläutert, vielmehr nehme ich diese, soweit sie meinem Konzept des Kurzgesprächs dienlich sind, auf und verkürze sie auf die im Kurzgespräch virulenten Elemente.

Durchgehend ist in meinen Ausführungen von der »ratsuchenden bzw. beratenden Person« die Rede, einerseits damit jede Leserin und jeder Leser sich in alle Personen hineinversetzen kann, andererseits um dem gewünschten Respekt vor dem weiblichen Geschlecht auch in der Schriftsprache zu entsprechen.

Danken möchte ich allen Menschen, die sich mir in einem Kurzgespräch anvertraut haben; durch sie und mit ihnen habe ich gelernt, was ich in diesem Buch zusammengefasst habe. Mein Dank gilt sodann meiner Frau Bettina und meinem Freund Christoph Schneider-Harpprecht für ihre aufmunternde Ermutigung zu schreiben und ihre kritische Durchsicht des Geschriebenen.

Die gute Resonanz auf das Erscheinen meines Buches veranlasst den Verlag, eine vierte Auflage herauszubringen, die sich von ihren Vorgängerinnen im Wesentlichen durch das neu hinzu gekommene Kapitel 5 unterscheidet, das einen Einblick in die Seelsorge- und Beratungspraxis mit dem Kurzgespräch vermittelt. Mein Dank gilt den Trainer/innen der Arbeitsgemeinschaft Kurzgespräch, die mir ihre Beiträge zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt haben.

Einführung in das Kurzgespräch

Kurzgespräche gehören zum beruflichen Alltag in helfenden Berufen und sie bestimmen in der betrieblichen und privaten Kommunikation den Ton des Miteinanders.

Zur Veranschaulichung des von mir benutzten Begriffs »Kurzgespräch« halte ich mich an meine Praxis als Seelsorger und Berater. Interessierte Leserinnen und Leser werden die Elemente des Kurzgesprächs ohne Mühe in ihrer beruflichen, betrieblichen oder privaten Praxis wiedererkennen und die von mir entwickelten Methoden auf ihr Verhalten zu übertragen wissen.

Beratende Personen aus helfenden Berufen stehen Kurzgesprächen meist ambivalent gegenüber. Einerseits fühlen sie sich sicher, Gespräche zu führen, wenn diese gemäß den Regeln ihrer Aus- und Fortbildung ablaufen. Beim Kurzgespräch sind die Gegebenheiten jedoch anders: Der Zufall bestimmt Ort und Zeit des Gesprächs. Die Beiläufigkeit scheint dem Ernst des Anliegens zuwiderzulaufen. Die Einmaligkeit lässt viele ihrer Gesprächstechniken und Therapiemethoden ins Leere laufen. So werden sie andererseits unsicher.

Auch wenn es keiner gern zugibt: Jetzt häufen sich die gröbsten Fehler der Gesprächsführung, die ein Scheitern des (Kurz-) Gesprächs fast unausweichlich machen:

– Man kommt vom Hundertsten ins Tausendste;

– ein Vorschlag folgt dem andern und wird doch wieder als untauglich verworfen;

– und schließlich werden gewichtige Argumente ins Feld geführt, mit deren Hilfe das »ungewollte« Gespräch zu Ende gebracht, spitzer formuliert: abgebrochen werden soll.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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