Das Leben des Gaddo Gaddi, Gherardo Starnina, Lorenzo di Bicci und weiterer Künstler der Prima Parte - Girgio Vasari - E-Book

Das Leben des Gaddo Gaddi, Gherardo Starnina, Lorenzo di Bicci und weiterer Künstler der Prima Parte E-Book

Girgio Vasari

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Beschreibung

Beginnend mit dem Abschluss der gedruckten EDITION GIORGIO VASARI erscheinen die verbleibenden Lebensläufe in elektronischer Form. Damit werden Vasaris Vite (etwa 160 Künstlerbiographien!) komplett in neuer Übersetzung zugänglich sein. Die erste von drei Lieferungen vereint elf frühe Künstler, die im 13. und 14. Jahrhundert den Weg zu den großen Renaissancemeistern ebneten.

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Neu ins Deutsche übersetzt von Victoria Lorini Herausgegeben, kommentiert und eingeleitet von Sabine Feser (Gaddo Gaddi, Stefano Fiorentino und Ugolino Sanese, Tommaso Fiorentino gen. Giottino), Christina Posselt-Kuhli (Andrea Tafi, Gherardo Starnina, Lippo Fiorentino, Lorenzo di Bicci) und Anja Zeller (Margaritone, Giovanni da Ponte, Antonio Veneziano, Jacopo di Casentino)

Verlag Klaus Wagenbach Berlin

Wir danken dem italienischen Außenministerium für die freundliche Unterstützung dieses Buches durch eine Übersetzungsförderung.

Questo libro è stato tradotto grazie al contributo alla traduzione del Ministero degli Affari Esteri italiano.

EDITION GIORGIO VASARI Originalausgabe 2015

© 2015 Verlag Klaus Wagenbach, Emser Straße 40/41, 10719 Berlin

Alle Rechte vorbehalten. Jede Vervielfältigung und Verwertung der Texte, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für das Herstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, Datenträgern oder im Internet sowie Übersetzungen.

eISBN 978 3 8031 4186 6www.wagenbach.de

Nach dem Abschluß der gedruckten EDITION GIORGIO VASARI erscheinen die verbleibenden Lebensläufe Vasaris in elektronischer Form. Damit werden die Vite (etwa 160 Künstlerbiographien) komplett in neuer Übersetzung zugänglich sein. Die erste von drei Lieferungen vereint elf frühe Künstler, die im 13. und 14. Jahrhundert den Weg zu den großen Renaissancemeistern ebneten.

Giorgio Vasari

Lebensläufe der hervorragendsten Künstler

Kunsttheorie und Kunstgeschichte • Parmigianino • Raffael • Pontormo • Sebastiano del Piombo • Rosso Fiorentino • Giorgio Vasari. Mein Leben • Tizian • Giulio Romano • Andrea del Sarto • Steinschneider, Glas- und Miniaturmaler • Leonardo da Vinci • Einführung in die Künste der Architektur, Bildhauerei und Malerei • Sodoma und Beccafumi • Die Bildhauer des Cinquecento • Sansovino und Sanmicheli mit Ammannati, Palladio und Veronese • Bramante und Peruzzi • Die Künstler der Raffael-Werkstatt • Giorgione, Correggio, Palma il Vecchio und Lorenzo Lotto • Piero Di Cosimo, Fra Bartolomeo und Mariotto Albertinelli • Perino del Vaga • Montorsoli und Bronzino sowie die Künstler der Accademia del Disegno • Francesco Salviati und Cristofano Gherardi • Daniele da Volterra und Taddeo Zuccaro • Baccio Bandinelli • Michelangelo • Die Sangallo- Familie • Sandro Botticelli, Filippino Lippi, Cosimo Rosselli und Alesso Baldovinetti • Tribolo und Pierino da Vinci • Mantegna und Bellini • Jacopo della Quercia, Niccolo Aretino, Nanni di Banco und Luca della Robbia • Masolino, Masaccio, Gentile da Fabriano und Pisanello • Perugino und Pinturicchio • Lorenzo Ghiberti • Lippi, Pesello und Peselli, Castagno, Veneziano und Fra Angelico • Andrea del Verrocchio und die Gebrüder Pollaiuolo • Brunelleschi und Alberti • Giuliano da Maiano, Bernardo und Antonio Rossellino, Desiderio da Settignano und Benedetto da Maiano • Paolo Uccello, Piero della Francesca, Antonello da Messina und Luca Signorelli • Donatello und Michelozzo • Ghirlandaio und Gherardo di Giovanni • Die Sieneser Maler • Taddeo Gaddi, Agnolo Gaddi, Buffalmacco, Orcagna, Spinello Aretino und Lorenzo Monaco • Bildhauer und Architekten des Duecento und des Trecento • Cimabue, Giotto und Cavallini

Kulturgeschichte bei Wagenbach

Peter Burke Papier und Marktgeschrei

Die Geburt der Wissensgesellschaft

Wissen erwerben, klassifizieren, kontrollieren und verkaufen – nach Erfindung der beweglichen Lettern verbreitete sich das neue Wissen rasant. Neben allem Enthusiasmus gehörte von Anfang an auch eine gesunde Skepsis gegenüber dem Wahrheitsgehalt von Informationen zur Wissensverbreitung, denn schon immer haben sich Menschen gerne mit unbewiesenen Behauptungen hervorgetan. Auch die Kommerzialisierung von Information ist kein heutiges Phänomen.

Aus dem Englischen von Matthias Wolf.

Sachbuch. 256 Seiten, broschiert, Großformat

Peter Burke Die Explosion des Wissens

Von der Encyclopédie bis Wikipedia

Was wissen wir, was weiß man über uns, und wie können wir die Hoheit über dieses Wissen behalten oder zurückerlangen? Wieso bemühen wir heute, wenn wir etwas wissen wollen, eine Suchmaschine? Warum werden wir zu »Informationsgiganten«, laufen aber Gefahr, zu »Wissenszwergen« zu verkommen? Welche Folgen hat die Mc-Donaldisierung des Wissens?

Aus dem Englischen von Matthias Wolf unter Mitarbeit von Sebastian Wohlfeil.

Sachbuch. 392 Seiten. Großformat. Gebunden mit Schutzumschlag

Girolamo Arnaldi Italien und seine Invasoren

Vom Ende des römischen Reiches bis heute

Von der Plünderung Roms im Jahr 410 über Friedrich Barbarossa und den Frankenkönig Karl, die

Spanier in Neapel, die Österreicher in der Lombardei, von der »Pseudo- Eroberung« Italiens durch das Piemont im Risorgimento bis zur Befreiung durch die anglo-amerikanischen Alliierten im Zweiten Weltkrieg.

Aus dem Italienischen von Friederike Hausmann. Sachbuch.

208 Seiten. Gebunden mit vielen Abbildungen

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Verlag Klaus Wagenbach Emser Straße 40/4110719 Berlinwww.wagenbach.de

Zu dieser Neuausgabe

Kaum ein anderes literarisches Werk hat auf die Kunstgeschichtsschreibung folgender Generationen einen so nachhaltigen Einfluß ausgeübt wie die von Giorgio Vasari (1511–1574) verfaßten und erstmals 1550 im Druck erschienenen Lebensbeschreibungen der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten, die achtzehn Jahre später in einer revidierten und erweiterten Fassung noch einmal herausgegeben wurden. Heute ist das Hauptwerk Vasaris vor allem unter dem Titel Le vite bekannt.

Vasaris Text wurde in der Fassung von 1568 (nach der kritischen Ausgabe von Rosanna Bettarini und Paola Barocchi) neu übersetzt – textgetreu, ungekürzt und vollständig auch da, wo Vasari sich zu wiederholen scheint.

Eine Einführung stellt die jeweilige Künstlervita vor. Der Anmerkungsapparat behandelt nicht nur die jeweiligen kunsthistorischen, literarischen und zeitgeschichtlichen Aspekte auf neuestem wissenschaftlichem Stand, sondern benennt auch die heutigen Standorte (und Zustände) der Kunstwerke, die wichtigen Abweichungen gegenüber der ersten Ausgabe der Vite sowie die uns heute bekannten Lebensdaten des Künstlers.

Herausgegeben von Alessandro Novamit Matteo Burioni, Katja Burzer, Sabine Feser,Hana Gründler und Fabian Jonietz

Einleitung zum Leben des Andrea Tafi

Der Trecento-Künstler Andrea Tafi ist der Forschung bis heute kaum bekannt. Einzige Quellen sind die Nennungen in der Matrikel der Arte dei Medici e Speziali im Jahre 1320 und 28 Jahre später im Libro der Compagnia di San Luca. Umso bedeutsamer nimmt sich Vasaris Vita aus, die die ausführlichste und – trotz einiger chronologischer Ungenauigkeiten – kenntnisreichste Lebensbeschreibung des Künstlers geblieben ist und zwischen den beiden Ausgaben von 1550 und 1568 nur eine marginale Überarbeitung und Erweiterung erfuhr. Aufgrund des genannten Mangels an Quellen ist es allerdings fast unmöglich, Vasaris Aussagen im einzelnen zu verifizieren. In der Vita des Zeitgenossen von Cimabue und Gaddo Gaddi betont Vasari den Aspekt der Entwicklung der Kunst, der die maniera aller drei Meister kennzeichnet. Die Vita Tafis folgt auf die Lebensbeschreibung von Nicola und Giovanni Pisano, den Erneuerern der Skulptur. In der vorliegenden Vita stehen nun die Technik und Kunstfertigkeit des Mosaiks im Mittelpunkt. Insbesondere die lange Passage über die Mosaike in der Kuppel des Florentiner Baptisteriums nutzt Vasari, um eine luzide stilistische Bewertung vorzunehmen und die einzelnen Schulen, die dort nacheinander gearbeitet haben, voneinander abzugrenzen. In diesem Kontext widmet der Künstlerhistoriograph auch der Architektur von San Giovanni seine besondere Aufmerksamkeit. So präsentiert Vasari das Baptisterium als Identifikationszeichen von Florenz in längeren Digressionen.

Wie insgesamt für die Erweiterung der zweiten Vitenedition kommt damit auch in der Vita Tafis eine veränderte Einschätzung der mittelalterlichen Kunst zum Tragen. Die Bewertung des Trecento-Künstlers in der doppelten Perspektive einer invariablen und einer variablen Komponente der Kunst ( disegno bzw. maniera) erlaubt es Vasari, seinen absoluten Maßstab der teleologischen Kunstentwicklung zu ergänzen. Als Wiedererweckung der antiken Kunst, nicht der Kunst per se, wird die maniera, der Stil, zum entscheidenden Kriterium, nicht die chronologische Abfolge der Werke, die mit der Zeit eine Steigerung der Qualität erfahren. In diese Dimension der Entwicklung können auch das Mittelalter und die sogenannte maniera greca als wichtige Stufe eingefügt werden, was allerdings die kohärente Abfolge der drei maniere innerhalb der Renaissance problematisch erscheinen läßt. Das Mittelalter ist nicht mehr der Tod der Kunst, sondern es zeigt sich bereits eine Wiedererweckung des antiken Erbes über das Residuum der byzantinischen Kunst, von der aus dann Cimabue und Giotto die rinascita verwirklichen können.

Die in der Fassung von 1568 zugleich eingeführten stärker historischen Maßgaben der Betrachtung in den Vite wurden in der Vorbereitung entscheidend von Vincenzio Borghini beeinflußt, einem der wichtigsten Berater Vasaris sowohl bei der Abfassung der Viten als auch bei ikonographischen Programmen. Die Gegenüberstellung des byzantinischen Erbes mit den Neuerungen des Florentiner Künstlers ermöglicht es Vasari wiederum, einmal mehr die Vorrangstellung der Toskana hervorzuheben. Zwar soll Tafi seine Kunst in Venedig vervollkommnet haben, dem byzantinisch geprägten Zentrum der Mosaikkunst. Doch zusammen mit dem griechischen Meister Apollonio wird er vor allem dafür gelobt, die Tradition des Mosaiks in Florenz begründet zu haben. Somit ist Tafi ein wichtiger Wegbereiter der Kunstentwicklung, die nach Vasaris Strukturmodell maßgeblich durch technische Neuerungen vorangetrieben wird. Stilistisch jedoch kritisiert Vasari den Trecento-Künstler ebenso wie die anderen Vertreter der ersten Generation von Renaissance-Künstlern für seine plumpe und rauhe Manier.

Neben diesem speziellen Diskurs bietet die Vita Tafis aber vor allem ein historisches Panorama der Arnostadt im 14. Jahrhundert mit ihren herausragenden Bauten und deren künstlerischer Ausstattung.

CP-K

Bibl.: Boase 1979 [1971]; Williams 1989, S. 187–242; Neri Lusanna, Enrica: ›Andrea Tafo di Rico‹, in: AKL, 1992, Bd. III, S. 557; Verdon 1992; Burioni 2010; Nova 2013.

DAS LEBEN DES FLORENTINER MALERS ANDREA TAFI

Vita d’Andrea Tafi. Pittore Fiorentino (1568)

Wie die Werke des Cimabue von den Menschen jener Zeit nicht wenig bestaunt wurden, weil er die Kunst der Malerei in disegno und Form verbessert hatte, wo sie nur an Werke im griechischen Stil gewohnt waren,1 so bewunderten sie auch die Mosaikarbeiten des Andrea Tafi,2 der zur selben Zeit lebte und den die Leute für vortrefflich oder sogar göttlich hielten,3 weil sie nichts anderes zu sehen gewohnt waren und nicht glauben konnten, daß man in jener Kunst Besseres leisten könne. Dabei war er in Wahrheit nicht gerade der Tüchtigste, und weil er erkannt hatte, daß das Mosaik aufgrund seiner langen Haltbarkeit mehr als jede andere Malerei geschätzt wurde,4 begab er sich von Florenz nach Venedig, wo einige griechische Maler in San Marco Mosaike ausführten.5 Er gewann ihr Vertrauen und überzeugte den griechischen Maler Meister Apollonius6 mit Bitten, Geld und Versprechungen, nach Florenz zu kommen, wo jener ihn die Herstellung von Mosaikglas und die des Mörtels lehrte, mit dem es zusammengefügt wurde. Gemeinsam führten sie in der Apsis von San Giovanni den oberen Teil aus, wo die Mächte, Throne und Herrscher dargestellt sind.7 Als er kundiger geworden war, schuf Andrea, wovon weiter unten die Rede sein wird, an jenem Ort dann den Christus, der sich auf der Seite der Hauptkapelle befindet.8

Weil ich San Giovanni erwähnt habe, will ich nicht schweigend darüber hinweggehen, daß jener alte Kirchentempel9 außen wie innen vollständig mit Marmorwerk korinthischer Ordnung ausgestattet und nicht nur in allen Teilen wohlbemessen und mit vollendeten Proportionen ausgeführt ist, sondern auch mit Türen und Fenstern sehr schön verziert, und an jeder Seitenwand jeweils zwei elf Ellen hohe Granitsäulen, die drei Nischen umrahmen, über denen das Gebälk verläuft, das auf besagten Säulen aufruht und so den gesamten doppelschaligen Kuppelaufbau trägt. Die modernen Architekten haben die Kuppel als einzigartiges Werk gelobt, und dies zu Recht, weil sie das Gute, das jene Kunst [der Architektur] bereits in sich trug, Meistern wie Filippo di Ser Brunelleschi,10 Donatello11 und anderen vorführte, die von diesem Werk und von der Florentiner Kirche Santi Apostoli ihr Handwerk gelernt haben. Letztere besitzt einen derart ausgezeichneten Stil, daß er dem wahren Guten der Antike nahekommt, weil alle ihre Säulen, wie weiter oben gesagt, aus Elementen bestehen, die so wohlbemessen und mit solcher Sorgfalt zusammengefügt sind, daß man von einer genauen Betrachtung aller ihrer Teile viel lernen kann.12

Einiges ließe sich über die gute Architektur dieser Kirche sagen, doch will ich davon schweigen und nur sagen, daß man von diesem Vorbild und der guten Bauweise weit abgekommen ist, als man die Marmorfassade der Kirche San Miniato al Monte außerhalb von Florenz13 anläßlich der Bekehrung zum Glauben des Seligen Giovanni Gualberto14 erneuert hat, der ein Bürger von Florenz und Begründer der Glaubenskongregation der Vallombrosaner-Mönche15 war, weil jene und viele andere Werke, die danach geschaffen wurden, in keiner Weise an die Qualität der besagten Bauten heranreichten. Dasselbe traf, wie schon im Vorwort zu den Viten gesagt, auf die Werke der Bildhauerei zu, weil alles, was die Meister jener Zeit in Italien schufen, sehr ungeschlacht war,16 wie vielerorts und besonders in San Bartolomeo der Regularkanoniker in Pistoia zu sehen, wo an der Kanzel, die Guido da Como17 überaus unbeholfen ausgeführt hat, die Anfänge der Vita Jesu Christi dargestellt und mit folgenden Worten versehen sind, die der Künstler dort im selben Jahr 1199 ausgeführt hat:

DER BILDHAUER WIRD GELOBT, DER SICH IN SEINER KUNST UNTERRICHTET ERWEIST,

NÄMLICH GUIDO AUS COMO, DEN ICH ALLEN DURCH DIESE VERSE KUNDTUE.18

Kehren wir nun aber zu dem Sakralbau von San Giovanni zurück, wobei wir seine Anfänge überspringen wollen, weil Giovanni Villani und andere Schriftsteller bereits über ihn geschrieben haben.19 Wie wir schon sagten, leitet sich die heute gebräuchliche gute Bauweise von jenem Bau her; hinzufügen möchte ich, daß die Apsis unverkennbar später ausgeführt worden ist und man zu der Zeit, als Alesso Baldovinetti20 jenes Mosaik in der Nachfolge des Florentiner Malers Lippo21 restaurierte, sehen konnte, daß sie ursprünglich ganz rot ausgemalt und mit Zeichnungen auf Stuck ausgeführt worden war.22 Andrea Tafi und der Grieche Apollonius nahmen jedenfalls in jener Apsis eine Einteilung für das auszuführende Mosaik vor, deren Felder sich von ihrem Ausgangspunkt oben an der Laterne bis hin zum darunterliegenden Gesims allmählich verbreiterten, wobei sie den oberen Abschnitt in Ringe für verschiedene Szenen unterteilten. Im ersten sind alle Übermittler und Vollstrecker des göttlichen Willens dargestellt, also Engel, Erzengel, Cherubime, Seraphim, die Mächte, Throne und Herrscher; die zweite Stufe zeigt, ebenfalls in Mosaik und im griechischen Stil, Gottes große Schaffensakte von der Lichtwerdung bis hin zur Sintflut; in dem darunter verlaufenden Ring, der die acht Seiten der Kuppel weiter verbreitert, befinden sich alle Episoden aus der Geschichte um Joseph und seine zwölf Brüder. Unter ihnen folgt dieselbe Anzahl Felder derselben Größe, die sich wie gehabt ringförmig fortsetzen; ebenfalls als Mosaik ist dort das Leben Jesu von seiner Empfängnis im Leib der Maria bis hin zur Auffahrt in den Himmel dargestellt. Dieselbe Anordnung fortsetzend, befindet sich unter den drei Friesen das Leben des Heiligen Johannes des Täufers beginnend mit der Erscheinung des Engels vor dem Priester Zacharias bis hin zur Enthauptung und Bestattung durch seine Jünger.23 Alle diese Dinge sind sehr plump, ohne disegno und ohne Kunstfertigkeit, und erschöpfen sich im griechischen Stil jener Zeit, so daß ich sie ganz einfach nicht loben kann. Bedenkt man aber die Arbeitsmethoden und das unvollendete Stadium der Kunst der Malerei jener Epoche, so zolle ich dem Respekt, da die Arbeit außerdem solide ist und die Mosaiksteinchen sehr gut verlegt sind. Kurz, der letzte Teil jenes Werks ist sehr viel besser oder sagen wir weniger schlecht gelungen als der Anfang, wenn auch das ganze uns im Vergleich zu heutigen Werken eher ein Lächeln abringt, als daß es unser Gefallen oder Staunen erregen würde.24 Am Ende schuf Andrea zu seinem großen Lob alleine und ohne Appollonius’ Unterstützung auf der Seite der Hauptkapelle in besagter Kuppel den sieben Ellen hohen Christus, der dort noch heute zu sehen ist.25 Diese Werke haben ihn in ganz Italien berühmt gemacht und ihm in seiner Heimat den Ruf eines exzellenten Künstlers eingebracht, wofür er zu Recht geehrt und reich belohnt worden ist. Für Andrea war es wirklich ein besonderer Glücksfall, in einer Zeit geboren zu sein, in der so unbeholfen gearbeitet wurde, daß auch solches, das nur sehr wenig oder aber gar nicht geschätzt werden dürfte, reichlich Wertschätzung erfuhr.26 Dasselbe erlebte Fra Jacopo da Torrita aus dem Orden der Franziskaner,27 der die Mosaikwerke in der rechteckigen Chorkapelle [ scarsella] hinter dem Altar von San Giovanni28 schuf,29 für die er, obwohl sie kaum des Lobes würdig waren, außerordentliche Belohnungen erhielt und dann als vortrefflicher Meister nach Rom geholt wurde, wo er einige Werke in der Hauptaltarkapelle von San Giovanni in Laterano und auch in der von Santa Maria Maggiore schuf.30 Anschließend holte man ihn nach Pisa, wo er die Evangelisten und andere Werke in der Hauptapsis des Doms im selben Stil seiner anderen Werke ausführte, wobei ihm allerdings Andrea Tafi und Gaddo Gaddi31 zur Hand gingen. Vollendet wurden sie später von Vicino,32 da er diese Werke in kaum vollendetem Stadium zurückgelassen hatte.33

Eine Zeitlang wurden die Werke dieser [Meister] folglich geschätzt, als dann aber die Arbeiten von Andrea, Cimabue34 und den anderen dem Vergleich mit jenen Giottos35 standhalten mußten, wovon an gegebener Stelle die Rede sein wird, begannen die Leute, die Perfektion in der Kunst zu erahnen, weil sie den Unterschied zwischen Cimabues frühem Stil und demjenigen Giottos, den Figuren des einen und denen des anderen sahen, wie auch derer, die ihre Schüler und Nachahmer ausführten. Von diesem Anfang ausgehend, versuchten bald andere, den Spuren der besten Meister zu folgen und sich gegenseitig Tag für Tag fruchtbringend zu übertreffen, wodurch diese Künste aus solchen Niederungen zu dem Höchstmaß an Perfektion aufgestiegen sind, das sie heute erreicht haben.36 Andrea lebte einundachtzig Jahre und starb vor Cimabue 1294.37 Die Reputation und Ehre, die er mit dem Mosaik erwarb, das er als erster in verbesserter Weise in der Toskana eingeführt und die Menschen dort gelehrt hat, führten dazu, daß Gaddo Gaddi, Giotto und andere dann in jener Kunst die überaus vortrefflichen Werke schufen, die ihnen ewigen Ruhm und Namen eingebracht haben. Nach Andreas Tod hat man ihn mit dieser Inschrift lobpreisen wollen:

HIER RUHT ANDREA, DER WERKE VON LIEBREIZ UND SCHÖNHEIT IN DER GANZEN TOSKANA SCHUF; JETZT IST ER AUSGEZOGEN, DAS REICH DER STERNE ZU VERSCHÖNERN.38

Ein Schüler von Andrea war Buonamico Buffalmacco,39 der ihm viele Streiche spielte, als er noch ein junger Bursche war. Von ihm hatte er das Porträt des Mailänder Papstes Coelestin IV.40 und das von Innozenz IV.,41 die er später in die Malereien einfügte, die er in San Paolo a Ripa d’Arno in Pisa schuf. Ein Schüler und vielleicht auch Sohn von ihm ist Antonio d’Andrea Tafi gewesen, der ein ordentlicher Maler war. Ich habe allerdings kein einziges Werk von ihm finden können, allein eine Erwähnung im alten Buch der Bruderschaft der Meister der Zeichenkünste/der Compagnia del Disegno.42

Andrea Tafi gebührt demnach unter den alten Meistern großes Lob, da er die Grundlagen des Mosaiks zwar von denen gelernt hatte, die er von Venedig nach Florenz holte, die Qualität jener Kunst dann um so viel Gutes bereicherte, indem er die Stücke mit großer Sorgfalt zusammensetzte und die Arbeit flach wie ein Tafelbild ausführte (was im Mosaik von allergrößter Bedeutung ist), daß er unter anderem auch Giotto den Weg zu einer guten Technik ebnete, wie es in dessen Vita gesagt werden wird; und nicht allein Giotto, sondern auch allen anderen, die nach ihm diese Gattung der Malerei ausgeübt haben. So darf man mit Fug und Recht behaupten, daß jene wunderbaren Mosaikwerke, die heute in San Marco in Venedig und an anderen Orten ausgeführt werden, von Andrea Tafi ihren Ursprung nahmen.43

Ende der Lebensbeschreibung des Andrea Tafi.

Einleitung zum Leben des Gaddo Gaddi

Gaddo Gaddis kurze und nur wenige Informationen enthaltende Lebensbeschreibung stand in der ersten Edition der Vite noch an dritter Stelle des Gesamtwerks und folgte somit direkt auf die Biographie Giovanni Cimabues und Andrea Tafis. Er wird von Vasari vor allem als Mosaizist beschrieben, der nach dem Wiederaufblühen der Mosaikkunst im Duecento an monumentalen Wanddekorationen bedeutender Kirchen mitwirkte. Während in der Editio princeps lediglich von zwei musivischen Arbeiten des Künstlers in Florenz die Rede ist, schreibt ihm Vasari in der späteren Vite-Ausgabe diverse Mosaiken in Pisa, Arezzo und Rom zu. Außerdem erwähnt er als einzige Malerei des Künstlers ein Tafelbild, das Gaddo Gaddi für die Kapelle der Minerbetti in Santa Maria Novella in Florenz geschaffen haben soll.

Die Vita beginnt mit einem längeren moralisierenden Prolog über Freundschaft und Neid unter Künstlern, ein Topos, den Vasari im weiteren Verlauf seines opus magnum in verschiedenen Lebensbeschreibungen als positiven oder negativen Künstlerwettstreit immer wieder aufgreift und der für ihn ein wirksames Movens in der Weiterentwicklung der Künste bis hin zu ihrer Perfektion darstellt. Vasari, der über seinen Protagonisten praktisch nichts wußte und dessen Identität bis heute weitestgehend im dunkeln liegt, erfindet in dieser Biographie eine enge Verbundenheit zwischen Gaddo Gaddi und Cimabue sowie ersterem und Andrea Tafi. Ihr harmonisches kollektives Miteinander, vor allem ihr gegenseitiger Austausch in künstlerischen Fragen, hätte in Kombination mit dem einzigartigen kulturellen Umfeld in Florenz, der aria, bewirkt, daß ihrem Geist wunderbare und großartige Ideen entsprungen seien. Der Vorstellung, daß sich die Kunst durch Gaddos Wirken weiterentwickelt habe, wird dann vor allem am Ende der Vita (1550) durch die Überlieferung eines angeblichen Epitaphs Rechnung getragen, in dem es heißt, daß ihm aufgrund seiner Geschicklichkeit sogar Apelles den Vorrang eingeräumt hätte. Dies ist sicherlich als Anspielung auf den Wettstreit unter den bedeutendsten Malern des antiken Griechenland zu deuten, den Plinius in seiner Naturalis historiae (XXXVI, 65) überliefert.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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