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In einer Zukunft, in der Deutschland zum Überwachungsstaat verfallen ist, lebt der 18-jährige Malte Förster in einem System, das jeden Schritt überwacht. Ab der Geburt wird jedem Bürger ein Überwachungschip implantiert, der Staat kennt alle Daten, alle Bewegungen und kontrolliert das Leben seines Bürgers bis ins kleinste Detail. Doch als Malte eine undurchsichtige Gelegenheit erhält, das "Luxuspaket" zu buchen – ein Geheimnis, das ihm Zugang zu einer Welt voller Macht und Freiheit verschafft –, gerät er in einen Strudel aus Verbrechen, Machtspielen und gefährlicher Begierde. Von Auftragsmorden bis zu wilden Partys, von verbotenen Affären bis zu brisanten Geheimnissen – Malte lebt ein Leben, von dem viele nur träumen können, doch der Preis ist hoch. "Das Luxuspaket" ist ein nervenaufreibender Thriller, der mit Gewalt, Erotik und Humor die Grenzen der Freiheit und der Selbstbestimmung auslotet. In einer Welt, in der Kontrolle Alles bedeutet, ist die Frage, wie viel man bereit ist, für die ultimative Freiheit zu opfern.
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Seitenzahl: 158
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Titel: Das Luxuspaket
Autor: Andreas Stahl
Biografie:
Andreas Stahl wurde 1984 in Frankfurt am Main geboren und wuchs in einer Zeit auf, die von schnellen technologischen Veränderungen und einer immer stärker werdenden Überwachung geprägt war. Nach dem Abitur zog es ihn zunächst in die Welt der Medien und Kommunikation, wo er für verschiedene Unternehmen und in der Werbung arbeitete. Schon früh interessierte er sich für die dunklen Seiten der modernen Gesellschaft und die Auswirkungen der fortschreitenden Digitalisierung auf die Freiheit des Einzelnen.
In seinen frühen 30ern entschloss sich Stahl, seinen Traum zu verfolgen und mit dem Schreiben zu beginnen. Ohne eine klassische literarische Ausbildung, aber mit einem tiefen Interesse für Thriller, dystopische Geschichten und die menschliche Psyche, fand er seinen eigenen, unverwechselbaren Stil.
Andreas Stahl lebt heute in Berlin, wo er in seiner Freizeit gern durch die Straßen spaziert, alte Bücher und moderne Technik sammelt und über die Richtung der Welt nachdenkt. Mit seinem Debütroman setzt er ein starkes Zeichen für die dunklen Seiten der Gesellschaft und zeigt, wie nah die Freiheit in einer zunehmend überwachten Welt kommen kann – und wie weit der Preis dafür geht.
Kapitel 1: Der 18. Geburtstag
Die Wohnung war ein schändliches Beispiel für staatlich zugewiesenen Wohnraum. Kaltweiß gestrichene Wände, ein Tisch aus billigem Kunststoff und ein Sofa, das sich bereits bei der ersten Berührung anfühlte wie der Arsch eines Klonarbeiters nach einer 20-Stunden-Schicht. Malte Förster saß an dem Tisch, vor ihm stand ein Stück Kuchen mit einer lächerlichen Kerze darauf. Die Flamme flackerte leicht, ein Hauch von Leben in einem ansonsten toten Raum.
„Alles Gute, Malte“, sagte seine Mutter mit müder Stimme. Ihre Augen hatten längst den Glanz verloren, den er in den Kinderfotos noch sehen konnte. „Jetzt bist du ein Mann. Ab morgen beginnt dein neues Leben.“
„Ja, super“, murmelte Malte und stocherte mit der Gabel im Kuchen herum. Der Geschmack war vermutlich genauso fad wie sein Leben.
Sein Vater, ein breitschultriger Mann mit einer Glatze und einer Stimme wie ein kaputtes Megaphon, brummte: „Reiß dich zusammen, Junge. Dein Arbeitsplatz wurde dir zugewiesen. Es ist eine Ehre, in der Datensortierung zu arbeiten. Du bist jetzt Teil des Systems.“
„Teil des Systems? „Klar, und wenn ich Glück habe, werde ich vielleicht irgendwann das Rad am Hamsterkäfig fetten dürfen“, schnauzte Malte zurück und warf die Gabel auf den Teller.
Sein Vater funkelte ihn an. „Halt den Rand, bevor du dir selbst dein Verwarngeld einhandelst, du undankbarer Scheißer!“
Seine Mutter versuchte zu schlichten, legte Malte die Hand auf den Arm und flüsterte: „Bitte, lass es gut sein. Du weißt, die Chips zeichnen alles auf.“
Malte rieb sich den Nacken, wo der winzige Überwachungschip implantiert war. Ein unscheinbarer Knoten unter der Haut, der jeden seiner Schritte, jede seiner Bewegungen, jeden verdammten Herzschlag überwachte. Ein Geschenk des Staates, direkt nach der Geburt.
Die Partei war kurz und erbärmlich. Um Punkt 20 Uhr war sie vorbei, weil ab 20:15 die Überwachungsdrohnen in der Gegend patrouillierten, um sicherzugehen, dass die Bürger um diese Zeit zu Hause waren. Doch der Abend war für Malte noch nicht vorbei.
Es klopfte an der Tür. Schwer und bestimmt.
Malte sah zu seiner Mutter, die bereits die Teller abspülte. Sie hoben nur die Schultern. „Vielleicht einer deiner Freunde?“
Er lachte bitter. Freunde? In diesem System gab es keine Freunde, nur Menschen, mit denen man zwangermaßen interagierte.
Als er die Tür öffnete, stand ein Mann dort, der aussah, als hätte er in einer anderen Welt gelebt. Ein maßgeschneiderter Anzug, polierte Schuhe und seine Haare waren so perfekt frisiert, dass Malte vermutete, der Typ hätte dafür einen eigenen Stylisten.
„Malte Förster?“ fragte der Mann mit einer Stimme, die klang, als könnte sie selbst Wände einschüchtern.
„Wer will das wissen?“ Malte verschränkte die Arme vor der Brust, versuchte, cool zu wirken, doch er fühlte sich wie ein Wurm vor einem Huhn.
Der Mann grinste Schief. „Robert Hildebrandt. Dein neues Leben, Junge, beginnt jetzt wirklich. Lass uns reden.“
Robert ließ sich unaufgefordert auf Maltes Sofa fallen und schaute sich um, als würde er die Reste eines Unfalls begutachten. „Jesus, ihr lebt ja schlimmer als die Drohnenarbeiter.“ Und das hier nennt der Staat ein Zuhause?“
Malte stellte sich ihm gegenüber. „Wenn du nur hier bist, um mich zu beleidigen, kannst du auch gleich wieder verschwinden.“
Robert lachte rau. „Du hast Schneid, das gefällt mir.“ Aber lass mich dir was klar machen: Dein Leben, so wie du es kennst, gehört ab jetzt der Vergangenheit an.“
„Oh, super“, antwortete Malte sarkastisch. „Werde ich jetzt Präsident?“ Oder weniger Müllwagenfahrer?“
Robert zog ein silbernes Gerät aus der Tasche. Es sah aus wie ein überdimensionaler USB-Stick. „Siehst du das? Damit hacke ich deinen Chip. Von diesem Moment an bist du nicht mehr vollständig im System. Deine Datenverläufe, Bewegungen – alles, was du tust, wird mit 30 Minuten Verzögerung weitergeleitet. In dieser Zeit kannst du Dinge tun, die andere nicht mal träumen können.“
Malte startete das Gerät an. „Warum? Was willst du dafür?“
Robert lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an, eine echte, keine der staatlich regulierten Nikotin-Pads. „10 Prozent von allem, was du jemals verdienstst.“ Ein Leben lang. Und wenn du richtig spielen willst – das volle Luxuspaket –, dann brauchst du nicht nur Geld. Du brauchst Eier. Du tust, war ich dir Salbei. Egal, war. Ein Gefallen hier, ein kleiner Job da. Manchmal vielleicht auch ein Mord. Klar was?“
Malte spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. „Ein Mord? Du bist doch nicht ganz dicht!“
„Oh, ich bin klarer im Kopf, als dir lieb ist, Junge“, sagte Robert, während er genüsslich eine Zigarette zog. „Und wenn du lieber ein Sklave des Systems bleiben willst, bitte. Viel Spaß beim Daten sortieren und abends alleine wichsen.“
Malte biss die Zähne zusammen. Sein Vater hatte ihn immer eingetrichtert, sich an die Regeln zu halten. Aber er haste die Regeln. Er hasste den Staat. Er hasste dieses verdammte Leben.
„Was passiert, wenn ich ablehne?“ fragte er schließlich.
Robert grinst breit. „Dann mache ich die Tür zu, gehe und lasse dich in dieser Scheiße hier verrotten.“ Aber wenn du ja sagst … dann garantiere ich dir: Sex, Geld, Macht. Alles, was du willst.“
Malte startete auf dem Gerät. Sein Herz hämmerte. „Mach schon. War soll's.“
Robert lachte leise. „Das ist der Geist.“
Kapitel 2: Willkommen in der Arbeitswelt
Der Morgen begann wie jeder andere: mit einem schrillen Piepen, das Malte aus einem viel zu kurzen Schlaf riss. Der staatlich regulierte Wecker war direkt mit seinem Überwachungschip gekoppelt, also keine Chance, das Ding zu überhören. Malte wischte sich den Schlaf aus den Augen und starrte die Decke an.
„Glückwunsch“, murmelte er zu sich selbst. „Tag eins als vollwertiger Zahnradscheißer.“
Seine Wohnung – besser gesagt, sein klaustrophobisches Loch – war genau das, was man von staatlich zugewiesenem Wohnraum erwarten konnte: vier Wände, eine Kochnische, ein winziges Bad. Persönliche Gegenstände waren auf ein Minimum begrenzt. Alles war steril, alles war effizient – und alles war scheiße.
Er zog sich seine neue Uniform an: grauer Overall, schwarze Schuhe, keinerlei Individualität. Ein Scanner an der Tür piepte kurz auf, als er hinaustrat.
„Malte Förster, ID 24873942, pünktlich“, quäkte eine monoton verzerrte Stimme aus der Wand.
„Ja, ja, leck mich“, murmelte Malte, wohlwissend, dass niemand die Worte registrierte. Seine neuen Rechte – oder besser gesagt, die Illusion von Freiheiten, die Robert ihm verkauft hatte – bedeuteten, dass solche Nebensätze noch unter dem Radar blieben. Für jetzt.
Der Weg zur Arbeit führte durch die Stadt, die wie ein düsterer Traum wirkte. Der Himmel war graubraun von der ständigen Verschmutzung, die Luft so abgestanden, dass Malte jedes Mal das Gefühl hatte, sie durch einen Filter atmen zu müssen. Die Straßen waren voll von Menschen in Uniformen, die anonym wirkten, wie Klone, die auf ein unsichtbares Kommando hin marschierten.
Die öffentlichen Verkehrsmittel – eine Flotte automatisierter, überfüllter Züge – waren der einzige Weg, sich fortzubewegen. Autos waren ein Privileg der Reichen, und Malte gehörte definitiv nicht zu ihnen.
Die Datensortierungszentrale erkennt sich in einem massiven Betonklotz, der an eine Mischung aus Gefängnis und Mausoleum erinnert. Der Eingang war von bewaffneten Drohnen gesichert, die jeden abscannten, der das Gebäude betreten wollte.
„Förster, Malte. Neueinstieg. Willkommen“, krächzte eine automatische Stimme, als Malte den Scanner passierte.
„Ja, danke für den herzlichen Empfang“, murmelte er, als eine Drohne kurz um seinen Kopf surrte, bevor sie sich wieder entfernte.
Er wurde von einem Mann in einer gleich grauen Uniform wie seiner begrüßt. Der Typ war etwa Mitte fünfzig, hatte einen Bauch wie ein Bierfass und ein Gesicht, das von jahrzehntelanger Resignation gezeichnet war.
„Du bist der Neue? Malte, richtig?“
„Ja. Und du bist?“
„Klaus. Dein Abteilungsleiter. Aber nenn mich bloß nicht Chef. Hier drin gibt's keine Chefs, nur Arschkriecher mit besserem Zugang zu Klozeiten.“
Malte hob eine Augenbraue. Klaus Grinste. „Das war ein Witz, Junge. Na ja, halbwegs.“
Die Arbeit war genauso schlimm, wie Malte es sich vorgestellt hatte. Der Raum war ein endloses Meer aus Schreibtischen, an denen Männer und Frauen saßen, die aussahen, als wären sie bereits tot. Jeder von ihnen starrte auf Monitore, die mit Daten gefüllt waren, die analysiert und kategorisiert werden mussten.
Klaus führte Malte zu einem Schreibtisch. „Das hier ist dein Platz. Dein Monitor zeigt dir an, was du tun sollst. Klick hier, klick da, schieb die Daten in den richtigen Ordner, und schon bist du ein wertvoller Bürger.“
„Hört sich nach einem Traumjob an“, sagte Malte trocken.
„Träum weiter“, antwortete Klaus und klopfte ihm auf die Schulter. „Aber pass auf. Wenn deine Effizienz unter 95 Prozent fällt, kriegst du einen Vermerk. Und drei Vermerke bedeuten, dass du nicht mal mehr ein Scheißhaus benutzen darfst, ohne dass der Staat dir die Klopapieranzahl berechnet.“
„Klingt fair.“
Nach sechs Stunden monotonem Geklicke war Maltes Kopf schwer wie Blei. Die Monitore strahlten ein kaltes Licht aus, das sich anfühlte, als würde es direkt in sein Gehirn brennen.
„Hey, Neuer!“ rief eine Stimme von einem anderen Schreibtisch.
Malte blickte auf. Ein junger Mann, vielleicht in seinem Alter, winkte ihm zu. Seine Uniform war genauso scheiße, aber er hatte es geschafft, sie mit einem schief sitzenden Kragen ein wenig individueller aussehen zu lassen.
„Ich bin Sven. Du bist Malte, richtig?“
„Jap. Und?“
„Und ich dachte, ich begrüße dich in der Hölle. Willkommen. Wir haben Bier. Auch in unseren Träumen.“
Malte grinste schwach. „Ist ja mal ein Service.“
„Du gewöhnst dich dran. Oder du drehst durch. Pass nur auf, dass du die Drohnen nicht zu früh abfuckst. Die beißen wirklich.“
Am Ende des Tages war Malte so müde, dass er dachte, er würde direkt in seine Uniform einschlafen. Doch als er die Wohnung betrat, saß bereits jemand auf seinem Sofa.
„Hallo, Junge“, sagte Robert, ohne aufzuschauen.
Malte blieb stehen. „Was willst du jetzt schon wieder?“
„Nur nachsehen, wie dein erster Tag war. Und dir etwas zeigen.“
Robert warf einen kleinen schwarzen Gegenstand auf den Tisch. Es sah aus wie ein winziger Bildschirm.
„Was ist das?“ fragte Malte.
„Das ist deine Eintrittskarte ins wirkliche Leben.“ Damit kannst du deinen Chip überwachen – und ihn manipulieren.“
Malte startete ihn an. „Manipulieren? Wie?“
„Oh, du wirst schon sehen. Morgen hast du die Möglichkeit, dich zu revanchieren. Ich hab da einen kleinen Job für dich. Einfach, sauber, und es wird Spaß machen.“
„Was für einen Job?“
Robert Grinste. „Alles zu seiner Zeit, Junge. Für jetzt … genieße den Rest deines Abends. Du wirst bald merken, dass die Arbeit nur der Anfang ist.“
Mit diesen Worten verschwand er aus der Tür, und Malte saß allein im Raum.
Kapitel 3: Der erste Auftrag
Der nächste Morgen begann, wie der letzte geendet hatte – mit einem schändlichen Raum, einem dumpfen Gefühl in der Brust und der Gewissheit, dass sein Leben von einer unsichtbaren Leine geführt wurde. Malte war heute 30 Minuten früher hier als sonst, um die Zeitverzögerung auszugleichen, die sein Ortungschip nun vermittelte. Doch heute lag etwas in der Luft. Malte wusste, dass Robert ihn nicht ohne Grund aufgesucht hatte.
Die Monitore blendeten, die Datenflut schien endlos. Malte bemerkte, wie Klaus, sein Abteilungsleiter, immer wieder nervös zur Uhr schielte. Irgendetwas stimmte nicht, aber Malte hatte keine Zeit, sich Gedanken darüber zu machen.
Um Punkt 16:30 Uhr, also 30 Minuten, bevor die Schicht endete, piepste Maltes Chip kurz auf – ein Signal, das nur er wahrnehmen konnte. Es war Roberts Zeichen. Ohne darüber nachzudenken, packte Malte seine Sachen und verließ den Betonklotz. In dem riesigen anonymen Betrieb achtete niemand darauf, ob Malte seine Arbeitszeit einhielt. Dafür gab es schließlich Ortungschips.
Draußen wartete bereits ein schwarzer Wagen. Er passt überhaupt nicht in die graue, monotone Umgebung. Der Lack glänzte wie polierte Kohle, und die getönten Scheiben verbargen, was sich darin abspielte.
Die Beifahrertür öffnet sich automatisch. „Einsteigen, Junge“, sagte Roberts Stimme aus einem Lautsprecher.
Malte zögerte. „Was, wenn ich nicht will?“
„Dann geh zurück an deinen Schreibtisch und stirb langsam. Oder steig ein und fang an zu leben.“
Malte verdrehte die Augen, stieg aber schließlich ein.
Der Innenraum des Wagens war luxuriös, ein scharfer Kontrast zu allem, was Malte bisher kannte. Die Sitze waren aus echtem Leder, der Duft von Zedernholz hing in der Luft, und eine sanfte Musik spielte im Hintergrund. Robert saß entspannt hinter dem Lenkrad und musterte Malte durch den Rückspiegel.
„Na, Junge? Bereit für deinen ersten Job?“
„Kommt drauf an. Was soll ich tun?“
Robert reichte ihm ein kleines, rechteckiges Gerät. „Das ist ein Signalstörer. Du wirst es an einem ganz bestimmten Ort platzieren. Einfach, sauber und niemand wird es merken.“
„Das klingt zu einfach. Wo ist der Haken?“
Robert Grinste. „Kein Haken, nur ein Test. Ich werde sehen, ob du die Eier dafür hast. Außerdem …“ – sein Grinsen wurde breiter – „… wenn du den Störer platzierst, werden die Daten einiger sehr unangenehmer Personen gelöscht. Glaub mir, du tust der Welt einen Gefallen.“
Malte startete das Gerät an. Es sah unscheinbar aus, wie ein tragbares Ladegerät. „Und was passiert, wenn ich erwischt werde?“
„Dann bist du ein toter Mann. Aber hey, keine Sorge – du hast 30 Minuten Vorsprung. Denk daran.“
Der Zielort war eine kleine Bar in einer Seitengasse, direkt unter einer Überwachungsdrohne, die den Eingang im Auge behielt. Die Bar selbst war einer der wenigen Orte, an denen sich Menschen noch halbwegs frei bewegen konnten, zumindest solange sie die staatlichen Regeln einhielten.
„Warum hier ausgerechnet?“ fragte Malte, als sie vor der Bar hielten.
„Die Besitzer haben ein paar zu viele Fragen gestellt“, sagte Robert mit einer Schulterzucken. „Die Drohnen zeichnen jede Bewegung auf.“ Wenn der Störer aktiviert ist, wird das Ding für zwei Stunden blind. Zeit genug, um ein paar … Änderungen vornehmen.“
„Was für Änderungen?“
„Das brauchst du nicht zu wissen.“ Tu einfach, was ich dir sage.“
Malte biss die Zähne zusammen, steckte das Gerät in die Tasche und stieg aus.
Die Gasse war schmal und klebrig. Malte spürte, wie sein Herzschlag schneller wurde, als er sich der Bar näherte. Die Drohne über ihm surrte leise, ihre Linsen bewegten sich wie die Augen eines Raubtiers.
„Bleib ruhig“, flüsterte er sich selbst zu.
Er betrat die Bar. Drinnen war es dunkel, der Geruch von billigem Alkohol und Schweiß hing in der Luft. Ein paar Gestalten saßen an der Theke, Sprachen leise oder starrten vor sich hin. Niemand schenkte ihm Aufmerksamkeit.
Er geht langsam in Richtung der hinteren Ecke, wo sich ein kleiner Verteilerkasten befindet. Das war der perfekte Ort, um den Störer zu platzieren – verborgen vor neugierigen Blicken, aber nah genug, um die Drohne auszuschalten.
„Alles okay, Kumpel?“ fragte ein breitschultriger Barkeeper, als Malte an ihm vorbeiging.
„Ja, nur … ich suche die Toilette.“
„Hinten rechts.“
„Danke.“
Malte tat so, als würde er in Richtung der Toiletten gehen, hielt jedoch am Verteilerkasten an. Mit zittrigen Fingern zog er das Gerät hervor und befestigte es mit einem Klebestreifen, den Robert ihm gegeben hatte. Ein leises Summen signalisierte, dass der Störer aktiv war.
„Okay“, flüsterte er. „Geschafft.“
Auf dem Weg zurück zum Ausgang war er schnell schon erleichtert. Doch bevor er die Tür erreichte, packte ihn eine Hand an die Schulter.
„Hey, du! Was machst du hier?“
Malte drehte sich um. Es war der Barkeeper, und sein Blick war misstrauisch.
„Ich … hab die Toilette nicht gefunden“, stotterte Malte.
„Hinten rechts, hab ich gesagt.“
„Ja, ähm, ich … hab's mir anders überlegt.“
Der Mann kniff die Augen zusammen. „Du kommst mir irgendwie komisch vor.“ Wieso bist du überhaupt hier? Ich hab dich hier noch nie gesehen.“
Malte spürte, wie ihm der Schweiß den Rücken hinunterlief. Plötzlich erinnerte er sich an Roberts Worte: Du hast 30 Minuten Vorsprung. Denk daran.
„Ich bin nur hier, um meinen Bruder abzuholen“, log er. „Er hat zu viel gesoffen und braucht jemanden, der ihn heimbringt.“
Der Barkeeper musterte ihn einen Moment lang, dann nickte er. „Pass auf ihn auf. Wir brauchen hier keinen Ärger.“
Malte nickte hastig, drehte sich um und verließ die Bar.
Zurück im Wagen grinste Robert ihn an. „Na, siehst du? War doch gar nicht so schwer.“
„Das war scheißgefährlich! Was wäre, wenn der Barkeeper den Verdacht geschöpft hätte?“
Robert lachte leise. „Das ist Teil des Spiels, Junge. Risiko und Belohnung. Und glaub mir, die Belohnung wird großartig sein. Willkommen in der wahren Welt.“
Malte ließ sich in den Sitz sinken. Er wusste, dass dies nur der Anfang war – und dass die kommenden Aufgaben weitaus schlimmer sein würden.
Kapitel 4: Der süße Geschmack der Freiheit
Der schwarze Wagen glitt lautlos durch die neonbeleuchteten Straßen der Stadt, und Malte spürte, wie eine seltsame Euphorie in ihm aufstieg. Sein Herz pochte noch von der Anspannung, aber die Angst begann langsam, eine neue Art von Gefühl Platz zu machen: Macht.
„Na, fühlst du dich lebendig?“ fragte Robert Grinsend, während er den Wagen in eine private Garage lenkte.
Malte lehnte sich zurück und schnaubte. „Lebendig? Ich habe schnell in die Hosen gemacht!“
Robert lachte laut. „Das ist der Kick, Junge! Dieser Adrenalinstoß. Du gewöhnst dich dran. Aber jetzt … jetzt wird gefeiert.“
Die Garage führte direkt zu einem versteckten Club, den Malte sich in seinen wildesten Träumen vorstellen konnte. Kein steriler Beton, keine graue Monotonie. Stattdessen schummriges Licht, laute Musik, samtige Wände und ein Raum voller schöner Menschen, die wie aus einer anderen Welt wirken.
„Das, mein Freund, ist dein Lohn“, sagte Robert und klopfte ihm auf die Schulter. „Genieß es. Heute Nacht bist du kein Zahnradscheißer mehr. Heute Nacht bist du frei.“
Malte wusste nicht genau, wie er in die VIP-Lounge gelangt war, aber plötzlich saß er auf einer tiefroten Ledercouch, ein Glas Whiskey in der Hand. Robert hatte ihm eine Flasche des teuersten Jahrgangs hingestellt – ein Getränk, das für Normalbürger unerschwinglich war.
„Das ist ein 60 Jahre alter Glenlivet“, erklärte Robert, während er selbst ein Glas einschenkte. „Schmeckt nach Freiheit, findest du nicht?“
Malte nahm einen Schluck und empfand, wie die Wärme sich durch seinen Körper ausbreitete. Es war, als würde jede nervöse Faser in ihm für einen Moment verstummen.
„Nicht schlecht“, murmelte er und griff nach der Flasche, um nachzuschenken.