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Ein Ruhrgebietskrimi. Zwischen Dortmund, Bochum und Essen verstricken sich die Schicksale von sechs Personen zu einer rasanten Geschichte die sie immer tiefer in einen Strudel aus Verbrechen, Macht, Gier und Gewalt zieht. Und welche Rolle spielt die mysteriöse Emma, die immer auftaucht, wenn die Wege der sechs Personen eine entscheidende Wendung nehmen. Das Mädchen im Regen ist der Beginn eines spannenden Krimis zwischen den drei Metropolen den Ruhrgebiets, Dortmund, Bochum und Essen. Erleben sie die mitreißende Gesichte um Titus und Marie und ihren Kampf um eine große Liebe.
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Markus Fels
Das Mädchen im Regen
Ein Ruhrgebietskrimi
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Ein ruhrgebiets Krimi
Inhalt
1 Die Entscheidung
2 Emergency Exit
3 Geisterzug
4 Kreuzende Wege
5 Unerreichbar
6 Escort
8 Geschwisterbande
9 Lost Again
10 Jessica
11 Dunkelwelt
12. Supermädchen
Impressum neobooks
Das mädchen im Regen
von
M.J. Fels
This book is a work of fiction. Names, characters, places and incidents are either the product of the author's imagination or are used fictionally. Any resemblance to actual persons, living or dead, or to actual events or locales is entirely coincidental.
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Copyright © 2016 Markus Fels. All rights reserved. Including the right to reproduce this book or portions thereof, in any form. No part of this text may be reproduced in any form without the express written permission of the author.
Version 2016.04.22
Donnerstag, 17:35
Nathaniel hatte sich heute extra für die S-Bahn entschieden. Sonst nahm er immer den Regional-Express, saß dort in der 1. Klasse und war innerhalb von zwanzig Minuten zu Hause. Die Fahrt mit der S-Bahn dauerte doppelt so lang. Doch heute nahm er sich die Zeit um endlich die Entscheidung zu treffen, die er schon wochenlang vor sich herschob. In seinem hellen, klassisch geschnittenen Kurzmantel, mit der dunklen Anzughose die darunter zum Vorschein kam und den teuren italienischen schwarzen Lederschuhen wirkte er reichlich deplatziert in der S-Bahn. Zwar hatte auch die ein Erste-Klasse-Abteil, doch in dem durch eine Glastrennwand von Rest des Wagens abgegrenzten kleinen Bereich, kam er sich vor wie eine Raubkatze in einem Käfig. Die Enge trug nicht gerade dazu bei, seine Anspannung zu mindern. Im Gegenteil, sie zeigte ihm nur noch mehr die Unausweichlichkeit der Entscheidung, die er heute zu treffen hatte. Er wusste, wenn er am Endpunkt der Fahrt ankam und durch die Glastür ging, dann gab es kein Zurück mehr.
Wie sehr er sie doch liebte. Ihre Ungezwungenheit, ihre Leichtigkeit, ihre Jugend. Aber er wusste, dass der Tag kommen würde, an dem ihm das nicht mehr reichte. Sein Lebensplan sah anders aus, da bedeutete sie nur ein Abenteuer, eine Ablenkung. Und das hatte sie nicht verdient. Rebecca sollte ihren Märchenprinzen finden, das wünschte er ihr von ganzem Herzen. Doch er war es nicht. Nathaniel verabscheute sich schon jetzt dafür, doch irgendwann würde sie hoffentlich seine Entscheidung verstehen. Im Rückblick hoffte er, konnte sie ihm dann verzeihen.
“Diese Kleine“, hörte er seinen Vorgesetzten auf der letzten Cocktailparty sagen, “ist wirklich ein netter Zeitvertreib, Nathaniel, aber du weißt schon, was von dir erwartet wird.“ Ja, klar, wusste er das, teure Kleidung, teures Styling; die Fahrt im Regional-Express war beinahe unter Niveau, aber immerhin, ein 1. Klasse-Ticket; Cocktail Partys nach Feierabend und dann natürlich mit der passenden Begleitung. Wie sie Rebecca gemustert hatten. Er hatte ihr ein teures, schwarzes Abendkleid gekauft. Extra eine Perlenkette, die mehr kostete, als Rebecca im ganzen Monat verdiente. Sie sah wunderschön aus an jenen Abend, reich und begehrenswert, doch es passte einfach nicht, als ob man in einen Zerrspiegel sah. Dass die anderen feinen Gäste über sie tuschelten, bekam Rebecca zum Glück nicht mit.
An jenem Abend war die Entscheidung, dass er sich von Rebecca trennen musste in ihm aufgekeimt. Jedoch hatte Nathaniel sie bis zum heutigen Tag herausgeschoben.
“Nächster Halt: Bochum Ehrenfeld“, verkündete der Lautsprecher. Die halbe Strecke lag nun hinter Nathaniel. Noch immer saß er als einziger Fahrgast in der ersten Klasse, wohingegen im andere Teil des S-Bahn-Wagen eine unruhige Enge herrschte. Unterschiedlichste Personen drängten sich auf den Sitzplätzen oder standen eng beieinander im Gang. Unmittelbar vor der Glastrennwand stand eine junge Frau mit einem Kinderwagen. Trotz der Enge und der Unruhe kümmerte sich die frisch gebackene Mutter ruhig und hingebungsvoll um ihr Baby. Sie sang ihrem Kind offenbar etwas vor. Nathaniel konnte es nicht hören. Doch die Worte, die er ihr von den Lippen las und seine Erinnerungen brachten das Lied in seinen Gedanken zum Klingen. Sie sah Rebecca zum Verwechseln ähnlich. Braune, schulterlange Haare, die ihr keck ins Gesicht fielen, da sie den Kopf nach vorne geneigt hielt. Ihre fein geschnittenen Gesichtszüge und die kirschroten Lippen bewirkten, dass Nathaniel zu zweifeln begann.
“Ich bin sehr zufrieden mit ihrer Arbeit, Nathaniel. Sie haben in der kurzen Zeit, die sie bei uns sind, schon eine Menge für das Unternehmen geleistet. Ich wusste gleich, dass ich mich nicht in ihnen getäuscht habe.“ Er sah das Gesicht seines Vorgesetzten als Spiegelbild in der Scheibe des S-Bahnwagens vor dem dunklen Hintergrund der vorbeiziehenden Gebäude. Nathaniel selbst war von seinem Erfolg in seiner neuen Stellung als Abteilungsleiter der Kreditabteilung sehr überrascht. Doch offensichtlich schien das Glück des Tüchtigen endlich auf seiner Seite zu sein.
Rebeccas jugendliches, befreiendes Lachen drang an seine Ohren, wischte seine Gedanken fort. Dann erst erkannte Nathaniel seinen Irrtum. Er sah, dass ein junger Mann neben die Frau getreten war, die Rebecca so sehr ähnelte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Sie lachte erneut, und zufällig traf ihr Blick Nathaniels. Ertappt und verlegen senkte er seinen Blick. Es wäre so einfach und es war so schwer zugleich.
Bochum Hauptbahnhof stieg ein Herr ein, den Nathaniel auf knapp über sechzig einschätzte. Er erweckte Nathaniels Aufmerksamkeit, als er die Glastür zur ersten Klasse öffnete, diese betrat und auf einem Sitz schräg gegenüber Platz nahm. Erschrocken blickte Nathaniel in das Gesicht des Neuankömmlings. Fahl die Haut. Müde glanzlose Augen, die starr geradeaus blickten, ins Leere. Lippen die wohl schon Jahre nicht mehr von einem Lächeln umspielt worden waren. Nathaniel spürte deutlich die innere Anspannung des anderen. Es verärgerte ihn deutlich, dass Nathaniel ihm seinen verdienten Platz in der ersten Klasse durch seine bloße Anwesenheit streitig machte. Sein kurzer Blick zu Nathaniel hinüber sagte unverständlich, sprechen sie mich nicht an.
Um dem Blick des anderen auszuweichen schaute Nathaniel auf seine Heuer Tag Armbanduhr und stellte fest, dass ihn noch knapp zwanzig Minuten von seinem Treffen mit Rebecca trennten. Doch der Anblick seines Gegenübers, der den Raum für Nathaniel noch einmal eingeschränkt hatte, ließ ihn nicht los. Verstohlen musterte er noch einmal das frustrierte, müde, desillusionierte Gesicht. Und jetzt stach es ihm direkt ins Auge, was er unterschwellig schon im ersten Moment gespürt hatte. Dieser Mann war furchtbar einsam. Er schien Erfolg in seinem Beruf zu haben, denn er verfügte über Geld, das sah man seiner Kleidung an. Und er hatte hervorragende Umgangsformen, ein Gentleman der alten Schule, das zeigte seine Haltung. Doch das alles war nur eine Maske hinter die dieser Mann kaum jemanden blicken ließ. Er spielte eine perfekte Rolle, und er spielte sie wirklich hervorragend, eiskalt und skrupellos. Aber in diesem Moment, in diesem Augenblick verließ ihn die Kraft die Maskerade noch weiter aufrecht zu erhalten. Nathaniel erhaschte einen tiefen Einblick in seine Seele und sah die abgrundtiefe Einsamkeit. Ist es das was am Ende bleibt …? Nathaniel fröstelte. Er sah in der Seitenscheibe sein eigenes Spiegelbild und die Angst in seinem Blick.
Sie erreichten den Halt Dortmund-Kley. Ihm blieben noch zehn Minuten. Die Worte die er sich gedanklich schon zurechtgelegt hatte, gerieten durcheinander. Die Türen öffneten sich und die junge Mutter mit dem Kinderwagen stieg aus. Es war wie eine Warnung. Lass sie nicht gehen! Beinahe wäre er aufgesprungen um sie aufzuhalten. Im letzten Moment erkannte er jedoch seinen Irrtum. Es war nicht Rebecca und noch hatte er sie nicht verloren. Die Türen der S-Bahn schlossen sich mit dem charakteristischen Zischen und kurz darauf fuhr der Zug weiter. Neun Minuten und dreißig Sekunden.
Der Halt Dortmund-Oespel zog einfach vorbei. Er merkte es gar nicht. Die S-Bahn fuhr weiter und brachte ihn mit jedem Meter seinem Ziel näher und der unausweichlichen Entscheidung. Unausweichlich, war sie das? Wer schrieb ihm denn vor, dass er sich so entscheiden musste, wie er sich entschlossen zu entscheiden hatte? War er nicht ein freier Mensch? Frei in seinen Entscheidungen, in der Wahl des Weges, den er einschlagen wollte? Konnte er mit den Konsequenzen leben?
Die S-Bahn erreichte den Tunnel der zum Halt Dortmund-Universität führte. Die moderne LED-Beleuchtung an den Tunnelwänden lähmten Nathaniels Geist. Er konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen, starrte sein eigenes Spiegelbild in der dunklen Glasscheibe an, hinter der die Lichter der LED-Beleuchtung an ihm vorbeiblitzten. „Wenn ich in zwei, drei Jahren aufhöre, dann werde ich mit Sicherheit ihren Namen in meine Überlegungen wer mein Nachfolger sein soll mit einbeziehen“, echote die Stimme seines Vorgesetzten in seinen Ohren und wurde beinahe von den Geräuschen der S-Bahn übertönt. Als die S-Bahn ihr Tempo verringerte und die enge Tunnelröhre dem unterirdischen Bahnhof der Dortmunder Universität wich, und Nathaniel die wartenden Leute an sich vorbeiziehen sah, glaubte er für den Bruchteil einer Sekunde Rebeccas Gesicht zwischen den Wartenden erkannt zu haben.
Nathaniel erschrak. Es war als hätte ihm jemand eine Ohrfeige gegeben. Er sprang auf, riss die Tür zwischen der ersten und der zweiten Klasse auf und begann den Gang zwischen den Sitzreihen entlangzulaufen. Er musste wissen, ob er sie tatsächlich gesehen hatte, und ob Rebecca sich nun auch in der S-Bahn befand. Das wäre eine Katastrophe. Er wollte sie doch erst am Hauptbahnhof treffen. Jetzt, hier war er gar nicht darauf vorbereitet.
Und da stand sie, nichtsahnend; ließ ihr unglaubliches, befreiendes Lachen erklingen im Gespräch mit ihren Kommilitonen. Noch hatte sie ihn nicht bemerkt. Aber das konnte nur noch Sekunden dauern, weil Nathaniel kaum einen Meter von ihr entfernt mitten im Gang stand und sie anstarrte. Er hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie so geschämt. Wie konnte er diesem bezaubernden, Engel gleichem Wesen nur so etwas antun? Wie um alles in der Welt konnte er auf dem Gleis am Hauptbahnhof auf sie zugehen und ihr sagen, dass es vorbei war, dass er die Beziehung nicht weiterführen konnte, weil es seine Karriere störte?
Ihm traten Tränen in die Augen. Tränen der Wut, auf sich selbst. Konnte er wirklich so egoistisch sein? Warum hatte es überhaupt so weit kommen können? Wollte er wirklich seine Ideale verraten. Das Gesicht des alten, verbitterten Mannes erschien vor seinen geistigen Augen. Erfolg, wollte er ihn wirklich um solch einen Preis?
Rebecca wand ihren Kopf in seine Richtung sie hatte ihn bemerkt. Erstaunen huschte über ihr Gesicht, dann Freude ihn zu sehen. Sie sprang auf ihn zu, ihre Arme zu einer Umarmung auseinandergebreitet. Dann entdeckte sie seine Tränen. „Nathaniel, was ist?“
Er wischte alles fort. Strich die Entscheidung aus seinem Kopf. Ließ die Illusion von Erfolg und Macht, Ruhm und Reichtum einfach platzen. Dann schloss er sie in seine Arme und drückte sie so feste, wie noch nie in seinem Leben. Ein Lächeln huschte über seine Lippen und seine Augen strahlten sie an, als er fragte: „Willst du mich heiraten?“
Freitag, 05:40
Fünf Uhr vierzig. Mein Wagen steht wie jeden Morgen an derselben Stelle auf dem Parkplatz vor dem S-Bahn-Halt Essen-Steele-Ost. Doch diesen Morgen werde ich in meinem ganzen Leben nicht mehr vergessen. Es regnet in Strömen, das Autoradio läuft, ich habe die Augen geschlossen und lausche der Musik und den aktuellen Berichten. Erst in einer halben Stunde werde ich die S-Bahn nach Dortmund nehmen. So wie an jeden Morgen. Die Scheiben sind beschlagen und die Regentropfen trommeln auf das Autodach. Plötzlich klopft es gegen die Scheibe der Beifahrertür. Mein Puls schnellt in die Höhe, ich reiß die Augen auf und ich starre durch die vom Regen mit Tropfen benetzte Scheibe in das fahle Gesicht einer jungen Frau. Sie bedeutet mir das Fenster zu öffnen. Ein Druck auf den Schalter des elektrischen Fensterhebers lässt die Seitenscheibe ins Innere der Beifahrertür hinuntergleiten. “Darf ich einsteigen? Es ist kalt und ich bin schon ganz nass“, fragt sie ohne sich vorzustellen. Ich mustere sie misstrauisch. Ihre Haare, mittig knallrot und nach oben gegelt, an den Seiten pechschwarz, sind unbestritten klatsch nass. Sie zittert, und soweit ich das im Dunkeln erkennen kann, sind ihre Lippen vor Kälte schon ganz violett. Oder hat sie eine ausgefallene Vorliebe für schräge Lippenstiftfarben? “Bitte!“, verleiht sie mit bebender Stimme ihrer Frage eine Dringlichkeit, welcher ich mich nicht entziehen kann. Obwohl in meinen Kopf sämtliche Alarmglocken schrillen, betätige ich den Knopf für die Zentralverriegelung, die mit einem deutlichen Klack aufspringt. Sie öffnet die Beifahrertür und lässt sich dankbar auf den Sitz gleiten.
“Ich bin Marie“, stellt sie sich vor und streckt mir ihre feingliedrige, blasse Hand hin. Ihre Fingernägel sind genauso knallrot lackiert, wie ihre Haare gefärbt sind. Der Ärmel ihres schwarzen Strickpullovers reicht ihr bis an die oberen Fingerknöchel. “Und du?“ Mein Blick springt von ihrer Hand zu ihren braunen Augen. “Ich nicht“, antworte ich und bereue meinen billigen Scherz so gleich. Doch ein Lächeln huscht über ihre Lippen; tatsächlich violetter Lippenstift. Wer denkt sich den so etwas aus? “Nein“, lacht sie, “wie heißt Du?“ Joseph, schießt es mir durch den Kopf, doch das scheint mir dann doch zu viel des Guten. “Titus“, antworte ich. Sie sieht mich verblüfft an und verkneift sich ein Lachen. Im Autoradio läuft Sweet Sixteen von Billy Idol und ich versuche ihr Alter zu erraten. Runaway Child, singt Billy. Ist Marie auch eine Ausreißerin? “Meine S-Bahn fährt gleich“, sage ich und versuche meinen Blick von ihrer an beiden Knie aufgerissenen schwarzen Jeans zu lösen. “Nach Dortmund?“ - “Ja.“ - “Da will ich auch hin.“
Sechs Uhr Zwölf. Gerade fährt die S-Bahn los. Marie sitzt in Fahrtrichtung, ich ihr gegenüber. Sie gähnt genüsslich, doch das bemerke ich nur aus den Augenwinkeln, da mein Blick einen Mann im hinteren Teil des Wagens fixiert, der die ganze Zeit schon zu uns hinüberschaut. Er war im letzten Moment, als das Türsignal schon ertönte, in die S-Bahn gestiegen. Ich überlege kurz, ob ich diesen Mann zuvor schon einmal gesehen habe. Nein, er scheint heute zum ersten Mal mitzufahren - wie auch Marie, die ich zuvor ebenfalls noch nie gesehen habe, obwohl ich die Strecke jeden Tag zur gleichen Zeit pendle. Ein unangenehmes Gefühl beschleicht mich. Was will dieser Mann von Marie? Dass er etwas von mir will, schließe ich von vorneherein aus. Der Gedanke, dass sie eine Ausreißerin ist kommt mir wieder in den Kopf. Aber wie ein Mitarbeiter von einem Jugendheim sieht dieser Mann nicht aus. Ich schaue Marie an, versuche mir nichts anzumerken zu lassen. Doch sie durchschaut mich.
“Was ist los?“, flüstert sie und ich höre deutlich die Angst in ihrer Stimme.
“Vielleicht irre ich mich ja“, antworte ich, “aber dort hinten scheint sich jemand sehr für uns zu interessieren.“
Erfolglos versuche ich Marie mit einem Wink zu bedeuten, dass sie sich nicht zu dem Mann umdrehen soll. Als sie mich wieder anblickt, steht ihr der Schrecken deutlich ins Gesicht geschrieben.
“Kennst du den?“, frage ich Marie, die sofort verneinend ihren Kopf schüttelt. Ich sehe ihr an, dass sie lügt. “Wer ist das? Was will er von dir“, will ich wissen.
Marie sieht mich mit flehendem Blick an. Beinahe schafft sie es, dass ich nicht weiter bohre, doch meine Neugier ist einfach stärker.
“Du solltest wirklich nicht weiter fragen“, mahnt Marie mich und sieht mich eindringlich an, “Ich will nicht, dass du da mit reingezogen wirst.“
Ich überlege, wie ich ihr helfen kann. Offenbar traut sich ihr Verfolger nicht hier in der S-Bahn etwas zu unternehmen. Also ist Marie solange sie bei mir ist und nicht aussteigt relativ sicher, rede ich mir ein.
“