Das Märchen von dem Dilldapp - Clemens Brentano - E-Book

Das Märchen von dem Dilldapp E-Book

Clemens Brentano

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Beschreibung

Ein Märchen über einen Jungen, der nach reichlich schlechten Erfahrungen dazulernt: Ein Junge namens Dilldapp wird eines Tages von seiner Mutter aufgrund seiner Dummheit fortgejagt und kommt bei einem Ungeheuer unter. Doch seine Versuche, nach Hause zurückzukehren, als seine Schwestern krank sind, misslingen die ersten beiden Male gehörig, obwohl das Ungeheuer ihm einen Zauberesel, eine wundersame Serviette und einen nützlichen Knüppel mitgibt. Kann sich Dilldapp vielleicht beim dritten Anlauf behaupten?-

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Seitenzahl: 29

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Clemens Brentano

Das Märchen von dem Dilldapp

 

Saga

Das Märchen von dem DilldappCoverbild/Illustration: Shutterstock Copyright © 1847, 2020 Clemens Brentano und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726762525

 

1. Ebook-Auflage, 2020

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

 

SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

– a part of Egmont www.egmont.com

Dilldapp

In deutschem Land, in der guten Stadt, welche sich in den Wellen des ehrlichen Flusses spiegelt, lebte Frau Schlender, eine Frauenschneiderin. Sie war zwar sehr fleissig, aber konnte doch nicht viel vor sich bringen und daher auch nichts zurücklegen, weil sie selbst schon sehr mit ihrer Arbeit aus der Mode war; keine Dame wollte mehr etwas von einem Schlender wissen. Doch hatte sie drei flinke Töchter, welche sich der Reihe nach noch ziemlich mit der Nadel erhielten. Die älteste hiess Andrienne, die zweite Saloppe und die jüngste Kontusche. Doch kamen diese auch bald aus der Mode, wie ich euch weiter erzählen werde, so dass Frau Schlender nie recht auf einen grünen Zweig kam.

Ihre grösste Plage aber war, dass sie einen Sohn hatte, der Dilldapp hiess und alles verkehrt machte. Dilldapp war ein sehr guter Junge, aber er hatte einen so dummen Verstand in seinem dicken Kopf, dass er alles überzwerch verstand und ausführte. Nun gab ihm seine Mutter zwar allerlei Näschereien, um ihn mit Liebe zu erziehen, zum Beispiel Ohrfeigen, Kopfnüsse und wohl noch manchen Nasenstüber obenein. Aber er war kein besonderer Liebhaber davon und hätte gerne alle diese Leckereien um ganze gewöhnliche Feigen und Nüsse und Stüber hingegeben, weswegen diese Gefälligkeiten der Frau Schlender auch gar nichts bei dem ehrlichen Dilldapp fruchteten. Deswegen ward Frau Schlender müd, ihn täglich so zu bewirten, und setzte fest, dass er, wie alle Arbeiter, am Ende der Woche immer seinen Lohn haben sollte, und diesen erhielt der arme Dilldapp so reichlich, dass es ihm leicht ward, den blauen Montag zu feiern; denn er hatte blaue Flecken von den Schlägen am Leib für die ganze Woche. Er stieg dadurch immer mehr in seiner Kunst, alles, ausser die Kleider, umzuwenden, dass er in einer Woche folgende vortreffliche Geschäfte zustand brachte:

Die Mutter sprach: „Dilldapp, bring Wachs!“

Da brachte ihr der Dilldapp Flachs.

Die Mutter sprach: „Dilldapp, bring Zwirn!“

Da brachte ihr der Dilldapp Birn’n.

Die Mutter sprach: „Dilldapp, Steppseide!“

Da brachte ihr Dilldapp eine Speckseite.

Die Mutter rief nach der Schneiderscher,

Und Dilldapp brachte Schweineschmer.

Die Mutter wollt’ ein Mass von Papier,

Und Dilldapp brachte ein Mass Bier.

Die Mutter wollte Futterzwilch,

Da brachte Dilldapp Buttermilch.

Die Mutter wollte Kanevas,

Da brachte Dilldapp Kanne und Fass.

Die Mutter wollte bunte Borten,

Da brachte Dilldapp runde Torten.

Die Mutter wollte Stopfnadlen,

Da brachte Dilldapp Topffladen.

Endlich sprach die Mutter: ,,Bring mir den Rock und das Bügeleisen!“ Da ging Dilldapp weg und kam nach einer Stunde mit einem Bock, zwei Ziegen und zwei Geissen zurück. Das nahm nun Frau Schlender sehr übel auf; sie nahm eine Hechel und schlug sie ihm um den Kopf.

Er schrie: „O weh, o weh, mein Kopf!“

Sie sprach: „Ich hechele den Flachs, du Tropf.“

Sie schlug, er schrie: „Weh, meine Stirn!“

Sie sprach: Ich schüttele nur die Birn.“

Er stiess, er schrie: ,,Weh, meine Seite!“

Sie sprach: „Ich salze die Speckseite.“

Er rief: „Ach Mutter, nicht so sehr!“

Sie sprach: „Es ist nur Schweineschmer.“

Er schrie: „Ach, ach, ich sterbe schier!“