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Das Markusevangelium ist das älteste Evangelium des Neuen Testamentes. Zum besseren Verstehen der darin enthaltenen fundamentalen Aussagen hat Oliver Bisanz das Markusevangelium als Quelle neuer Inspiration genutzt, um die darin enthaltene Botschaft in fiktiven Gesprächen mit Jesus Christus fruchtbar werden zu lassen. Auf diese Weise kann der Leser mitten im Alltag Spuren von Jesus und Gott entdecken und auf diese Weise sein eigenes Leben bereichern.
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Seitenzahl: 386
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Oliver Bisanz (* 1969, † 2016),
katholischer Diplomtheologe, arbeitete als Freier Theologe, wirkte als Erlebnispädagoge und begleitete im Rahmen der Burnout-Prophylaxe Menschen in Stresssituationen. Gleichzeitig hat er sich intensiv mit dem Markusevangelium beschäftigt.
Das Markusevangelium ist das älteste Evangelium des Neuen Testamentes. Es ist ein Schlüssel zum Verstehen von Jesus Christus. Oliver Bisanz hat dieses Evangelium gewählt, um die darin enthaltenen fundamentalen Texte in fiktiven Gesprächen zwischen dem Menschen "Theo" und "Jesus"fruchtbar werden zu lassen. Auf diese Weise kann der Leser mitten im Alltag Spuren von Jesus und Gott entdecken und sein eigenes Leben bereichern.
Das Buch wurde nach dem Tod von Oliver Bisanz von seinem Vater und Herausgeber Manfred Bisanz redigiert und in die vorliegende Fassung gebracht.
Einleitung
Markusevangelium:
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Nachwort
Epilog des Herausgebers
Liebe Leserin, lieber Leser des Markusevangeliums,
anhand von gedanklichen Gesprächen mit Jesus versuche ich Ihnen/dir, eine neue Wahrnehmung des Markusevangeliums zu erschließen. Auf diese Weise könntest du einem Gott begegnen, der für dich da sein will, und der dir neue Lebenshorizonte offenbart.
Manchmal gibt es Momente im Leben, die uns zu Aufbruch und Neubeginn rufen. Wenn du dir bewusst wirst, dass das Alte nicht mehr trägt, ist es vielleicht eine kleine Weiche, die gestellt werden will, damit der Zug in eine neue Richtung fahren kann. In ein Leben, das wirklich dein Leben ist. In ein Leben in Fülle, mit einer Intensität, nach der du dich schon so manches Mal gesehnt hast. Ein Leben, in dem sich letztlich alles um die Liebe dreht, diese unscheinbare Lebenskraft, die vielleicht der Grund ist, warum du hier auf die Erde gekommen bist.
Und manchmal will alles in Frage gestellt werden. So frage ich dich, welche Rolle die Quelle allen Lebens in deinem Leben spielt. Wie erlebst du Gott? Wenn du voller Zweifel steckst, ob es Gott wirklich gibt, oder ob es nicht einfach nur ein schöner Traum ist, dann will ich dich ermutigen, neue Erfahrungen zu gewinnen. Gib dem Experiment "Mit Jesus im Gespräch" eine Chance. Vielleicht ist ja doch alles ganz anders, als du bisher geglaubt hast. Vielleicht stößt du auch zwischen den Zeilen oder mitten im Alltag auf einen Gott, der dich aus deinen Mustern und Zwängen befreien will, und der dich mit Freude und Liebe beschenken will. Eine unerschöpfliche Quelle von Lebendigkeit. Ein Grund zum Staunen.
Dennoch ist es wichtig, dass du nicht einfach nur mir glaubst, sondern dass du deinen eigenen Erfahrungen glaubst. Nur du selbst weißt, was dir guttut, was dir hilft, dein Leben zu sortieren, und welche Rolle Gott in deinem Leben spielen kann. Am Ende stellst du dann vielleicht sogar fest, wie sich dein Leben zentimeterweise Stück für Stück neu sortiert. Dass du manche Negativität der Vergangenheit anvertrauen kannst, und dass Dir neue Sterne strahlen, die in dein Leben hineinleuchten.
Ich habe mich entschieden, für den nun folgenden Weg das Markusevangelium zugrunde zu legen. Dieses älteste aller Evangelien führt uns mitten hinein in eine befreiende Begegnung mit Jesus Christus, mit Gott und mit dir selbst. Lass dich einfach mal überraschen. Vielleicht gelingt ja das Experiment, in einem ganz alten christlichen Text einem ganz neuen und inspirierenden Gott zu begegnen. Einem Gott, der speziell für dich da sein will.
Eine Beziehung lebt vor allem von Kommunikation. Das ist in der Beziehung in der Familie so. Das ist in der Liebesbeziehung zur Partnerin oder zum Partner so. Und das ist auch in der Beziehung zu Gott so. Verschiedene Traditionen sprechen vom göttlichen Funken, der in uns eingepflanzt ist. Der Apostel Paulus spricht im Blick auf den Körper vom Tempel des Heiligen Geistes. Einem göttlichen Geist, der in uns wohnt. Von daher begegnet uns Gott in uns selbst.
So scheint es mir am naheliegendsten zu sein, diese Kommunikation in Form von Gesprächen zu führen. Was für die einen ein Selbstgespräch sein mag, kann für andere ein Gespräch mit Jesus sein. Wieder andere sprechen von einem Gespräch mit Gott. Und für noch andere ist es der Kontakt mit dem höheren Selbst, der uns belebt und uns zu neuen Horizonten führt. Im Laufe des Gespräches kann sich vielleicht sogar eine Veränderung der Qualität dieser Beziehung ergeben. Was als Selbstgespräch begonnen hat, kann sich plötzlich in ein Gespräch mit Gott verwandeln. Wie du auch immer dieses Gespräch erleben magst: Ich lade dich ein, selbst in ein solches Gespräch mit dir und mit Gott zu kommen.
Zu meinem Vorgehen: Ich werde zu Beginn eines jeden Kapitels den entsprechenden Textabschnitt aus dem Markusevangelium voranstellen, der als Quelle der Inspiration dienen soll. Ich habe mich entschieden, den Text der ersten Einheitsübersetzung zugrunde zu legen. Dann wähle ich einen speziellen Teil daraus als Ausgangspunkt für ein Gespräch mit Jesus. Als Gesprächspartner bzw. Gesprächspartnerin von "Jesus" benutze ich die Bezeichnung "Theo" (Theodor/Theodora). Vielleicht kannst du dir beispielsweise vorstellen, dass du als Theo zusammen mit Jesus einen Spaziergang machst, auf dem ihr euch beide unterhaltet. Oder vielleicht sitzt du/Theo mit Jesus am Frühstückstisch, und ihr trinkt einen Kaffee, während ihr euch miteinander austauscht.
Ich möchte dich einladen, einmal für einen Moment alles zu vergessen, was du über Gott gelernt hast. Lass dich darauf ein, Gott ganz neu zu sehen. Einen Gott, der dir nicht nur in der Theorie, sondern der dir direkt in der Praxis begegnen will. Ich habe mich bewusst entschieden, kein wissenschaftliches Werk für Theologen zu schreiben, insofern handelt es sich auch nicht um eine klassisch theologische Ausarbeitung. Ich möchte mit ganz alltäglicher Sprache dein ganz alltägliches Leben erreichen und ins Gespräch kommen. So verzichte ich auch auf Fußnoten und auf ein Literaturverzeichnis. Dennoch ist die Auslegung der Texte wissenschaftlich verantwortet.
Ich wünsche Ihnen/dir viel Spaß beim Lesen und Entdecken.
Oliver Bisanz
Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes: Es begann, wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden. Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.
Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig. Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren. Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen. In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden. Danach trieb der Geist Jesus in die Wüste. Dort blieb Jesus vierzig Tage lang und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm.
(Jesus:)"Du bist Sohn Gottes". Dieses während des Taufgeschehens offenbarte Wort ist der Anfang, die Basis unseres Gespräches. Es ist auch die dir verkündete gute Nachricht: "du bist Sohn Gottes, du bist Tochter Gottes, du bist Kind Gottes". Ein Beginn dafür, dieses auch dir geschenkte Wort mit neuem Inhalt zu füllen. Ein Beginn, bei dem dir bewusst werden wird, dass es da eine Beziehung gibt, die für dich bisher keine Bedeutung hatte, die jetzt aber alles verändern kann.
Woher solltest du auch wissen können, was dieses rätselhafte Wort vom Sohn Gottes bedeuten soll? Schau dir ein Kind an. Wenn du ihm von einer Quelle erzählst, es aber noch nie eine Quelle gesehen hat, dann kann es sich diese kaum vorstellen. Damit es aber weiß, was eine Quelle ist, musst du ihm eine Quelle zeigen.
Genauso verhält es sich mit dem Wort vom Sohn Gottes. Woher bitteschön solltest du denn wissen können, was ein Kind Gottes
ist? Und genau deshalb gibt es dieses Beispiel, das Markusevangelium. Mein Ansatz, wie ich es dir nahebringen will, ist der, dass du es auf dem Wege des Nachfolgens besser verstehen lernst. Gehe mit mir durch mein Leben und lerne von mir, was es heißt, Kind Gottes zu sein.
(Theo:) Bei dir beginnt alles in der Wüste, oder?
Ja, der Täufer tritt mitten in der Wüste auf, und so spricht es auch dich an, mitten in deiner Wüste.
Das ist gut. Denn Wüste habe ich genug in meinem Leben. Manchmal könnte ich resignieren und verzweifeln. Wie soll ich bloß umgehen mit all dem Leblosen, mit der Wüste?
Das Bewusstsein der Wüste hat auch etwas Gutes an sich. Es macht dir deutlich, dass sich irgendetwas in deinem Leben verändern sollte. Die Wüste zeigt dir, dass dich ein unverändertes Weiterleben verkümmern lassen kann, und dass du nur mit einem Aufbruch fruchtbares Land erreichen kannst. Die Wüste ist nicht das Ziel, sondern der Ausgangsort. Gott will dich dort abholen, wo du jetzt gerade stehst. Er will dich an die Hand nehmen und dir einen Weg zeigen, hin zu dem Land, in dem Milch und Honig fließen. Das ist das Ziel. Manchmal sind es aber gerade die Krisen, die einem klarmachen, dass ihr nicht so wie bisher weiter leben könnt. Verachte mir nicht diese oft existenziellen Krisen.
Und doch leiden wir an unseren Krisen. Beim einen ist es eine gescheiterte Beziehung oder Ehe, beim anderen ist es die Kündigung. Dann gibt es die Midlife-Krise oder auch das Burnout-Syndrom. Mancher leidet an Krebs oder an anderen schweren Krankheiten. Da ist so viel Wüste.
Die einen Krisen betreffen dein Umfeld. Da bist du in gewisser Weise ohnmächtig und kannst es nicht ändern. Und deswegen bin ich ja da, um dich darin nicht allein zu lassen.
Die anderen Krisen betreffen dich selbst. Und da lohnt sich ein genauer Blick ''hinter die Kulissen". Dein Körper hat eine Menge an nonverbaler Sprache zur Verfügung, um mit dir ins Gespräch zu kommen. Jede Krankheit kann auch ein Hilferuf deiner Seele sein. Und besonders die ganz heftigen Krankheiten, sie zwingen dich zu einem ganz neuen Anfang. Den Anfang eines Weges, auf dem ich dich begleiten werde.
Was hat es mit der Taufe des Johannes auf sich? Ich dachte immer, dass kleine Kinder getauft werden, um Mitglied in der Kirche zu werden.
Bei Johannes damals haben sich Erwachsene taufen lassen. Dabei ging es um ein Umdenken und ein Bewusstmachen dessen, was alles schief läuft. Das Evangelium spricht hier von Sünden.
Du meinst also das, wenn ich schuldig geworden bin, wenn ich anderen geschadet habe?
Nicht nur, letztlich geht es um etwas noch Tieferes. Der Begriff "Sünde" kommt von "absondern, trennen". Stell dir einfach mal vor, du hättest eine Akku-Box, einen schönen großen Lautsprecher, mit dem du richtig laut Musik hören kannst, natürlich nur deine Lieblingsmusik. Der Akku hat vielleicht eine Betriebszeit von beispielsweise 6 Stunden. Irgendwann, wenn sich der Akku leert, wird die Musik dann immer leiser und dünner. Und dann musst du die Box wieder an die Steckdose hängen, damit sie sich aufladen kann. Die im übertragenen Sinne verstandene "Sünde" bedeutet nun: getrennt sein von der Stromquelle, die Steckdose einfach nicht mehr finden. Du hast zwar mit deinem Akku eine gewisse Betriebszeit, in der du auch alleine zurechtkommst, aber dann brauchst du einfach wieder das Stromnetz.
Es gibt viele Menschen, die versuchen, alleine zurechtzukommen. Die Intention ist aber eine andere. Ziel ist es, dass du mit dem Stromnetz fest verbunden bist. Dann kannst du alles aus dir herausholen, was in dir steckt. So bedeutet Sünde, dass wir von Gott, von der Quelle des Lebens, getrennt sind. Dass wir am Ende von uns selbst getrennt sind.
Vielleicht kennst du das ja, dass du deinen inneren Halt verlierst, dir selbst fremd wirst. Dieses Loslassen deines Halts, das entspricht der "Sünde". Und da, wo du dir eingestehst, dass du alleine nicht weiterkommst, da können Wunder geschehen. Zum Beispiel das Wunder eines Neuanfangs. Und wenn Johannes getauft hat, dann ging es genau darum: um einen neuen Anfang.
Irgendwie klingt das mit dem neuen Anfang ja sehr verlockend. Mich reizt die Vorstellung, einen Neuanfang zu wagen. Wo ich mal all die einengenden Muster und Gewohnheiten, in denen ich gefangen bin, hinter mir lassen kann und neu anfange. Welche Freiheit hätte ich ohne einzwängende Muster? Wer wäre ich, wenn ich mich ganz neu erfinden könnte? Wie ein unbeschriebenes Blatt. Bereit für eine neue Geschichte.
Ja, und genau darum geht es. Soweit du es brauchst, will Gott zusammen mit dir eine neue Geschichte schreiben, einen neuen Traum träumen. Was wäre für dich anders, wenn du ganz neu anfangen könntest? Wenn du wirklich frei wärst, so zu sein, wie du vielleicht sein wolltest. Wer wärst du? Genau das ist deine neue Geschichte. Und so bin ich gekommen, um dich aus deiner alten Geschichte heraus zu holen, soweit sie nicht mehr dein wahres Sein abbildet. Dann hättest du die Chance, der zu werden, der du bist, und das zu entfalten, was in dir steckt.
Was bedeutet es, dass Johannes mit Wasser getauft hat, du aber mit "Heiligem Geist"?
Bei Johannes ging es um einen Neuanfang, für den er den ganzen Körper im Wasser des Jordans untergetaucht hat. Es war so eine Art Reinigungsritual: das Alte abwaschen.
Und wenn ich mit Heiligem Geist taufe, dann ist damit gemeint, dass ich dich von Grund auf heilen möchte. Heiliger Geist ist heilender Geist. Ich möchte dich nicht nur körperlich heilen, also gewissermaßen deine Hardware, sondern ich will deinen Geist heilen, eben deine Software. Deine innere Programmierung. All die Trojaner und die Viren entfernen, die dich bedrohen und die dich von innen her zersetzen. Das will ich erneuern. Vielleicht so etwas wie ein "Reset" in den Originalzustand, den Gott geschaffen hat, als er von dir geträumt hat, als er dich erträumt hat.
Und jetzt lese ich, dass auch du dich hast taufen lassen. Wieso das? Ich dachte immer, du wärst Gott...
Auch ich hatte das Bedürfnis und das Verlangen, neu zu werden. Zu meinem Eintauchen ins Menschsein gehörte, dass mir nicht immer schon bewusst war, der Messias und der Sohn Gottes zu sein. Sonst hätte ich euch ja nie wirklich verstehen können. Ganz Mensch sein: das war auch mein Weg. Und so wurde auch ich von Johannes im Wasser untergetaucht. Und dann erlebte ich, dass sich der Himmel öffnete und Gottes Geist auf mich herabkam. Und dann diese Stimme Gottes, dass ich sein Sohn bin, und dass er mich unendlich liebt.
Das war der Moment, an dem mir alles klar wurde. Das war der Moment, in dem ich quasi aufgeweckt wurde. Einen schöneren Weckruf kann es nicht geben, als wenn dir als Allererstes gesagt wird, dass du geliebt wirst! Das hat so gut getan. Das waren Gottes erste Worte zu mir. Stell dir das mal vor: das Erste, was er mir sagt: Liebe, Freude, Sohn sein. Heute will ich dir das genauso zurufen: Du bist Gottes geliebtes Kind, er hat große Freude an dir. Lass diese Worte mal in dich eindringen! Ganz tief in dein Herz. Bei mir war damals dieser Blick in den offenen Himmel so intensiv, dass ich, um all das zu verarbeiten, eine Auszeit in der Wüste brauchte. Und um mir darüber klar zu werden, was denn nun genau mein Auftrag war. 40 Tage lang dauerte meine Wüstenzeit.
Ganz schön lange! Aber solche Prozesse brauchen einfach Zeit. Ich kenn das ja zur Genüge aus meinem Leben. Wenn ich mich innerlich auf etwas Neues einstellen muss, dann dauert es halt. Und was hatte es mit dem Teufel auf sich?
Wenn dir plötzlich klar wird, dass dir alles möglich ist, was du willst, dann taucht die Frage auf, was du alles machen willst. Um dann ganz bewusst zu sagen: Nein, ich will diese Macht nicht missbrauchen, um mir ein schönes Leben zu machen, sondern ich will mich ganz dem göttlichen Geist hingeben. Will alles loslassen, was mit Macht zu tun hat, um mich von Gott führen zu lassen
Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!
Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihr Netz auswarfen; sie waren nämlich Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er ein Stück weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren im Boot und richteten ihre Netze her.
Sofort rief er sie und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus nach.
Was bedeutet "das Reich Gottes"?
Es geht hier um eine Art Königreich. Wesentlich ist dabei die Frage der Macht. Jeder König versucht, sein Reich so zu gestalten, wie er es für richtig hält. Wenn hier von der Königsherrschaft Gottes gesprochen wird, dann ist es das einzige Reich, in dem es nicht um den König geht, sondern um dich als Menschen. Ja mehr noch: bei Gott bist letztlich du der König. Du sollst ermächtigt werden, dein Leben so zu leben, wie du es willst. Gott will dir deine Macht zurückgeben. Ein solcher Weg dient dir, um dir Klarheit darüber zu verschaffen, was du wirklich willst.
So langsam verstehe ich, was du meinst, wenn du davon sprichst, einige Denkgewohnheiten von mir auf den Kopf zu stellen. Wenn ich richtig informiert bin, bedeutet das Wort "Kehrt um" im Griechischen eigentlich "denkt um" oder "ändert euer Denken". Stimmt das?
Du hast recht. Damit fängt alles an. Euer Denken hat einen großen Einfluss darauf, was ihr erlebt. Und wenn wir es schaffen, im Denken etwas zu verändern, dann gelingt das Projekt der guten Nachricht, die ich für dich habe. Ich will dich aus all den bisherigen Denkmustern und Verstrickungen befreien, die dich noch binden und gefangen halten. Dann kann sich alles neu organisieren. Dann wirst du in deinem Leben neue Freude wahrnehmen, dann beginnt alles rund zu laufen. Und das ist die wirklich gute Nachricht.
Die meisten Menschen versuchen, die Wirklichkeit um sich herum zu verändern, und viele scheitern damit. Sie versuchen, die äußeren Bedingungen zu verändern. So scheinen wir noch nicht verstanden zu haben, dass das Entscheidende in unserem Inneren passiert. Und deswegen glaube ich nun tatsächlich, dass dieser Weg der Nachfolge einen Weg in unsere Innenwelt aufzeigt. Einen Weg mitten hinein in unser Herz, mitten hinein in unsere innerste Schaltzentrale, wo die Entscheidungen getroffen werden.
Es erinnert mich an meine Schulzeit. Im Physikunterricht hatten wir einmal in der 8. Klasse einen Versuch gemacht, bei dem wir lauter Eisenspäne auf einer Plexiglasscheibe liegen hatten, die einfach wirr dalagen. Auch das Stück Eisen, das wir unter die Platte gehalten hatten, konnte daran nichts ändern. Als wir aber dieses Eisenstück mit einem starken Magneten magnetisierten, änderte sich das Bild: Plötzlich sortierten sich alle Eisenspäne in perfekter Ordnung entlang den Magnetfeldlinien. - Viele von uns versuchen, eine Ordnung herzustellen, indem sie die einzelnen Eisenspäne sortieren, drehen und wenden. Dies ist ein Ansatz, der die Dinge lediglich oberflächlich verändert. Wenn sie sich dagegen auf das Eisenstück konzentrieren und es mit einem starken Magneten neu ausrichten, dann würde sich alles von alleine sortieren.
Genau. Mir gefällt dieses Bild.
Bist du dieser starke Magnet, der mein Inneres neu ausrichten kann?
Wenn du es magst, dann nimm mich tatsächlich als diesen Magneten. Dann wirst du entdecken, dass sich alles von alleine neu sortiert.
Wenn du dich auf den Weg machen willst, mir zu folgen, dann ist es notwendig, alte Gedankenmuster und Glaubensmuster zurückzulassen. All das was dich gefangen hält, all das was dir nicht guttut, all die alten Denkgewohnheiten. Ich lade dich heute ein, dies alles Stück für Stück hinter dir zu lassen, um offen zu sein für einen neuen Input. Offen zu sein für mein Wort, mit dem ich dich heilen will, und mit dem ich dir einen Weg aufzeigen will mitten hinein in die Fülle, mitten hinein in ein erfülltes und glückliches Leben. Und so schreiben wir nun eine neue Geschichte. Wir lassen deine alte Geschichte Stück für Stück ausklingen, um eine gemeinsame neue Geschichte zu schreiben. Du bist der Autor, und gemeinsam schauen wir, dass es eine gute, eine brillante Geschichte wird, okay?
Ja gerne, das hört sich vielversprechend an. Ich bin dabei! Weißt du, was mir gerade auffällt? Deine Jünger bleiben ja eigentlich, was sie immer waren, sie bleiben Fischer. Aber jetzt mit einer neuen Ausrichtung, mit einem neuen Inhalt und einem neuen Ziel. Sie werden Menschen-Fischer statt Fische-Fischer. Du schenkst ihnen eine neue Perspektive.
Und ganz wichtig: ich bring es zustande, dass sie Menschenfischer werden. Sie müssen es nicht selber schaffen und nicht selber hinbekommen, sondern ich erledige es. Und das könnte vielleicht ein erster Ansatzpunkt für den Prozess des Umdenkens werden. Bisher hast du gedacht, du musst alles selbst schaffen. Du hast die Zähne zusammengebissen, um es selbst hinzukriegen. Hast alles gegeben, um allein fertig zu werden. Ist dies so?
Na klar muss ich es alleine schaffen.
Genau das ist der springende Punkt. Du kannst aber getrost sein: du bist mit diesem Denken nicht allein. Die meisten Menschen sehen das genauso wie du. Ich lade dich nun aber ein, genau dieses Denken zurückzulassen. Dann bleibst du zwar derjenige, der handelt, aber du weißt um all die Unterstützung, die ich dir schenken will. Zum Beispiel, dass dir im richtigen Moment die richtige Idee kommt, um weiterzumachen. Oder, dass es so viel gibt im Leben, das dich inspirieren will. Dass dir zum richtigen Zeitpunkt der richtige Mensch begegnet, der dir weiterhilft, und der dir etwas von der Last abnimmt, die dir zu schaffen macht.
Sie kamen nach Kafarnaum. Am folgenden Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte. Und die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der (göttliche) Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.
In ihrer Synagoge saß ein Mann, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes. Da befahl ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Da erschraken alle und einer fragte den andern: Was hat das zu bedeuten? Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet. Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl. Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.
Weißt du: meistens, wenn ich von dir höre, rührt mich das nicht wirklich an. Und zwar nicht so in der Tiefe, wie ich es mir eigentlich wünschen würde.
Ich vermute mal, dass du vor allem die Gottesdienste meinst, oder?
Ja, das sind doch meistens die Orte, wo überhaupt noch von dir gesprochen wird.
Es gibt ganz verschiedene Möglichkeiten, um in das einzutauchen, was dich heilen kann. Um mit der Tiefendimension in dir in Kontakt zu kommen. Und dann erlebst du vielleicht genau das, was du bisher vermisst hast: Kraft und Power. Meine Worte können dir natürlich in einem Gottesdienst begegnen. Aber auch in Büchern. Oder in Filmen. Oder in einem Konzert. Vielleicht im Gespräch mit einem Freund oder einer Freundin. Manchmal auf einer Karte oder in einem Zitat. Manchmal auch in einem Lied.
Wie: du kannst mir auch in Liedern begegnen? Meinst du damit die christlichen Lobpreislieder?
Die natürlich auch. Aber auch in anderen Liedern, auch in nichtchristlichen Liedern. Entscheidend ist, ob du beim Hören eines Liedes mit deinem Herzen und deiner Sehnsucht in Kontakt kommst. Hast du schon erlebt, dass, wenn du ein ergreifendes Lied gehört hast, irgendwelche Saiten in dir in Resonanz geraten sind? Hast du schon erlebt, dass ein Lied dazu beigetragen hat, dass du neuen Mut gefasst hast, dass du innerlich aufgeatmet hast, dass du Freude in dir gespürt hast? Dass du dich plötzlich nach Liebe gesehnt hast, nach Ewigkeit, nach Unendlichkeit? Da bin ich dir begegnet. Du musst wissen: Ich spreche nicht nur die religiöse Sprache, sondern die Sprache deines Herzens, eine ganz alltägliche Sprache, eine ganz normale Sprache.
Vielleicht ist das ja auch der Grund, warum ich dich in meinem Alltag nicht höre. Weil ich denke, dass du nur dort bist, wo von Gott und Glaube geredet wird. Ich will mal versuchen, dich zwischen den Zeilen zu hören und dich mitten drin im Leben zu entdecken.
Und oft begegnest du mir genau dort, wo du die Bibel liest. Schau einfach, was dich im Herzen berührt. Dann haben meine Worte die Möglichkeit, etwas in dir zu verändern. Und genau das ist damals auch passiert. Die Menschen hatten möglicherweise zum ersten Mal das Gefühl, dass sie selbst gemeint waren. Kein Gott, der oben in den Himmeln angebetet werden will, sondern ein Gott, der zu dir herunterkommt, um dir auf Augenhöhe zu begegnen, um mit dir eine Beziehung aufzunehmen, um dein Freund zu sein.
Und nun gab es doch auch diesen Menschen, der nicht mehr bei sich war. Was bedeutet die Erwähnung des unreinen Geistes? Und warum sollte dieser Angst vor dir haben?
Weil das Unheilige und das Unreine in Gegenwart des Heiligen nicht überleben können. Ganz richtig hatte der Geist Angst davor, vernichtet zu werden. Nichtig zu werden, nicht mehr sein zu können. Keine Macht mehr zu haben. Ist dir aufgefallen, dass der Geist von sich in der Mehrzahl sprach? Er sagte: "Was haben wir mit dir zu tun"? Es sind oft viele ungute Gedanken, die sich über den Geist eines Menschen gelegt haben. Und diese ganzen so genannten unreinen Gedanken haben oft ein Eigenleben entwickelt. Deswegen spricht man von Geistern, die ganz schön lebendig sein können. Jetzt stell dir doch einfach mal vor, dass der innerste Kern eines Menschen der reine Mensch ist. Bei dir ist es der reine und unverfälschte Theo, den Gott geschaffen hat. Den hatte er im Sinn, als er dich geschaffen hat. Dann aber haben sich viele Schichten darübergelegt. Viele Gedanken, die dieses Bild verunreinigen können.
Zum Beispiel auch Gedanken, die mich einschränken und die ich nur allzu gut kenne, wie etwa: "Das kannst du nicht", "Das schaffst du nicht", "Da bist du nicht gut genug, andere sind viel besser als du". Und das schon allein sind solche Gedanken, dir mir wenigstens halbwegs bewusst sind. Aber dann gibt es ja noch alles, was ich als Kind gelernt habe, was mir gar nicht bewusst ist.
Und alles das verunreinigt dich sozusagen im wahrsten Sinne des Wortes. Es hüllt den reinen Theo ein. Damit legt sich ein dunkler Schatten auf deine Seele. Kein Wunder, dass du nicht mehr strahlst, und dass du dich schwer tust, dein Licht leuchten zu lassen.
Wie gut, dass du nun mit Putzeimer und Lappen kommst, um all das Unreine wegzuwischen. Was kann ich denn dazu beitragen? Kann ich dir beim Putzen helfen?
Ich denke, dass es in der Tat ein gemeinsames Projekt sein sollte. Du kannst dir sporadisch oder auch regelmäßig eine Zeit der Stille vornehmen, eine Zeit des Besinnens oder auch eine Zeit für eine Verbindung zu mir. Daraus kann sich ein inneres Wachsen entwickeln.
Du könntest sogar selber aktiv werden. Nimm dir beispielsweise ein leeres Buch und beginn dein eigenes Gespräch mit mir. Schreib ein Gesprächsbuch, ein Tagebuch, ein Gebetstagebuch im Dialog mit mir. So ähnlich wie du das hier lesen kannst. Darin könntest du vielleicht schreiben, was du erlebst, was dich beschäftigt, was auf dir lastet oder worüber du dich freust. Darüber hinaus könntest du vielleicht sogar mich dir antworten lassen. Und wie wäre so etwas möglich? Tu zum Beispiel einfach so, als ob deine Hand weiß, was ich dir antworten würde und was sie schreiben soll. Im Laufe unseres Weges wird es dir immer leichter fallen, meine vermutlichen Antworten auf deine Fragen aufzuschreiben. Das könnten solche Worte sein, wie du sie hier liest - das könnten aber auch ganz neue Worte sein, die dir in den Sinn kommen, und die dir vielleicht deine Intuition und dein Bauchgefühl ins Ohr flüstern. Wie du dein Gegenüber nun auch nennen magst: Ob Jesus, ob Intuition oder ob Gott – schau einfach, was für dich passt. Und dann werden deine eigenen Selbstgespräche ein Ort sein, an dem wir uns begegnen können. Probier es einfach mal aus.
Sie verließen die Synagoge und gingen zusammen mit Jakobus und Johannes gleich in das Haus des Simon und Andreas. Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen mit Jesus über sie, und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr und sie sorgte für sie.
Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt, und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu reden; denn sie wussten, wer er war.
Warum diente euch Simons Schwiegermutter, als sie geheilt war?
Es geht um den Blick für andere. Mit der Heilung war sie befreit, um für andere da zu sein. Das ist die Perspektive der Liebe. Ich richte andere auf, und sie sind für wieder andere da.
Ich tu mich noch ein bisschen schwer mit dem Begriff des Dienens. Da habe ich noch das Gefühl der Unterordnung, wenn ich an Diener denke.
Dann lass mich das mal zurecht rücken. Es geht nicht um die Wertigkeit von Menschen, so wie du vielleicht an Sklaven denken magst, nein. Es geht um die Perspektive des Blickes. Wohin schaue ich? Schaue ich nur auf das, was ich gerade brauche? Oder schaue ich auf das, was der andere Mensch neben mir braucht? Dann handele ich aus einer Liebe heraus. Und darum geht es.
Und wenn ich einem anderen aus Liebe etwas schenke oder ihm etwas Gutes tue, dann lässt mich das ja selbst glücklich und dankbar zurück. So kann ich mich letztlich selbst beschenken, indem ich andere beschenke. Wenn das mit Dienen gemeint ist, dann habe ich, so glaube ich, eine vielversprechende Spur.
Geh einfach einen Schritt nach dem andern. Und beobachte das, was sich ganz langsam und ganz allmählich verändert. Dann kannst auch du wieder neu ins Leben gehen, dann wirst du mit Heilung beschenkt. Und dann wirst du befreit, für dich und für andere wieder da zu sein. Die Schwiegermutter hat nach ihrer Heilung uns gedient. Wem dienst eigentlich du? Für wen oder für was bist du da? Was ist die Mitte in deinem Leben?
Oh, da erwischst du mich aber auf dem falschen Fuß. Wenn ich so drüber nachdenke, dann muss ich zugeben, dass ich doch oft um mich selbst kreise. Um meine Arbeit, um das nächste Projekt, um die Gestaltung des nächsten Wochenendes.
Wieso sagst du, dass ich dich auf dem falschen Fuß erwische? Hört sich ja fast so an, als entschuldigst du dich dafür... Aber da gibt es ja auch viele andere Dinge, um die du dich kümmern musst. Das ist schon okay. Ich will nicht darüber urteilen, darum geht es nicht in unserem Gespräch. Ich will dir nur ein paar Möglichkeiten aufzeigen, die deinen Horizont ein wenig weiten können. Gott hat dich mit so unendlich vielen Fähigkeiten und Begabungen ausgestattet.
Vielleicht gibt es ja in deinem Leben Menschen, die genau das brauchen, was du geben kannst. Denn da, wo du andere beschenkst, da wirst du selbst beschenkt. Das ist das Gesetz der Resonanz, das auch "Gesetz der Anziehung" genannt wird. Du ziehst das in dein Leben, was du ausstrahlst. Und wo du dem Leben dienst, da dient das Leben dir. Achte einmal darauf, ob dir diese Wechselwirkung irgendwo auffällt. Und dann kannst du das Wort "dienen" mit "da sein für" übersetzen, mit all deinen Möglichkeiten, mit all deinen Fähigkeiten. Auch ich bin gekommen, um zu dienen. Für dich da zu sein - mit meinen Möglichkeiten.
In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich. Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen. Und er zog durch ganz Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus.
Weißt du, wenn ich das lese, was mir gefällt? Dass du es verstehst, in guter Weise auch für dich selbst zu sorgen. Das ist so wichtig: sich Auszeiten zu nehmen, um einfach mal Ruhe und Zeit für sich zu haben. Den Ansprüchen der anderen zu entfliehen. Nur das zu tun, was jetzt gerade guttut.
Das brauchst du, um gesund zu bleiben. Aber noch etwas ist wichtig: Zeit für Gott zu haben. Du brauchst den Kontakt zur Quelle allen Lebens, um für dich gut zu sein und um gut für dich zu sorgen. Die ganze Kraft und das ganze Leben, das ich selbst ausgestrahlt habe, das hat Gott geschenkt. Das habe ich nicht aus mir selbst. Nimm dir Zeit für das Gebet.
Ich werde es mal versuchen. Vielleicht kann ich mir ja dafür Zeiten reservieren, in denen ich nur für mich und für Gott da bin. Bei dir war es frühmorgens, als alles noch geschlafen hat. Und beim Lesen fällt mir auf, dass du in diesen Gebetszeiten auch in Kontakt warst mit der großen Vision: dass möglichst viele Menschen von der guten Nachricht hören sollten.
Die große Versuchung ist, dass Erfolg gefangen halten kann. Ich hätte auch in Kafarnaum bleiben können. Hätte ein Sonnenbad im Erfolg nehmen können, ein Bad in der Menge wie Fußballer, die gerade die Weltmeisterschaft gewonnen haben. Es hätte sicherlich Glück bedeutet, dass ich so bekannt und berühmt bin. Aber wichtiger ist es, sich nicht darin zu verlieren, sondern mit dem Größeren in Kontakt zu bleiben. Das kann nun auch deine große Vision sein, das können aber auch deine Träume sein. Den großen Traum, die große Vision im Blick zu behalten, das ist die Herausforderung. Bist du auf Tuchfühlung mit deinen Träumen?
Immer wieder mal. Aber wenn ich so darüber nachdenke, muss ich eingestehen, dass die Träume nur allzu oft dem Alltag zum Opfer fallen. Mir so richtig Zeit dafür zu nehmen, das stimmt, das fehlt. Sind meine Träume denn überhaupt wichtig? Ich habe schon genug damit zu tun, meinen Alltag auf die Reihe zu kriegen. Wozu sind da Träume eigentlich gut?
Träume sind zum einen Nahrung für die Seele. Gerade damit deine Seele nicht unter die Räder des Alltags kommt und dort verhungert. Du brauchst Nahrung für deinen Körper: Essen und Bewegung. Du brauchst Nahrung für den Geist: Lernen, Bücher, Gespräche mit anderen. Und du brauchst Nahrung für die Seele. Deine Träume sind ein wichtiger Teil dieser Seelennahrung. Und zum anderen können dir deine Träume vielleicht auch Orientierung für dein Leben geben. Wo soll die Reise hingehen? Woher weißt du, was das Ziel sein soll?
Nun, es gibt eine Menge Ziele. Im beruflichen Kontext werden mir die Ziele von meinem Arbeitgeber vorgegeben. Da kann ich nur begrenzt mitentscheiden, was ich tun soll.
Aber du hast dich ja früher einmal für deinen Beruf oder zumindest für die Ausbildung oder das Studium entschieden. Woher wusstest du, was du lernen willst? Manchmal nimmt man eine Kurskorrektur vor. Manchmal ändert sich die Richtung. Und an dieser Stelle kommen deine Träume ins Spiel. Es gibt bei Indianerstämmen ein Ritual, das nennt sich "Vision Quest" - "Visionssuche". Da geht der junge Mensch für mehrere Tage in die einsame Wildnis, setzt sich der Natur aus und schaut, wohin es ihn treibt. Ziel des Rituals ist, Klarheit darüber zu gewinnen, was er in seinem Leben erleben möchte. Was er tun möchte. Was der große Traum ist. Die Vision. Wenn du dir nun diese Zeit gönnst, Klarheit über deine Zielrichtung zu gewinnen, dann lebst du nicht am Ziel vorbei. Dafür lohnt es sich, Zeit und Kraft zu investieren.
Und deine Vision war es eben, eine Liebesbeziehung zwischen Mensch und Gott zu schaffen. Dass wir gemeinsam durchs Leben gehen können und miteinander am Reich Gottes bauen.
Genau. Und dafür hatte ich nicht nur die Bewohner von Kafarnaum im Blick, sondern ganz Israel - und letztlich auch die ganze Welt. Deswegen musste ich weiterziehen. Weg aus Kafarnaum. Nicht weil ich die Menschen dort nicht gemocht hätte, sondern weil ich einen größeren Traum hatte. Siehst du, warum die Zeit für das Gebet so wichtig ist?
Um ganz nah dran zu sein an der Quelle des Lebens - und an meinen Träumen.
Ein Aussätziger kam zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es - werde rein! Im gleichen Augenblick verschwand der Aussatz und der Mann war rein. Jesus schickte ihn weg und schärfte ihm ein: Nimm dich in Acht! Erzähl niemand etwas davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Reinigungsopfer dar, das Mose angeordnet hat. Das soll für sie ein Beweis (meiner Gesetzestreue) sein. Der Mann aber ging weg und erzählte bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die ganze Geschichte, sodass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch außerhalb der Städte an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.
Der Aussätzige ist sich sicher: Wenn du nur willst, dann hast du die Macht, diese furchtbare Hautkrankheit zu heilen. Dein Wille war offensichtlich Heilung. Vielleicht sollten wir mal einen Blick darauf werfen, was du willst – und was ich will. Manchmal weiß ich gar nicht, was ich eigentlich will. Ist mein Wille auch so klar auf Heilung aus?
Dein Wille ist dein innerstes Kraftzentrum. Was willst du? Im Vaterunser heißt es: "Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden". Je mehr du an deinem innersten Zentrum der Kraft und der Liebe dran bist, desto größer ist die Übereinstimmung deines Willens mit Gottes Willen. Irgendwann ist da kein Unterschied mehr. Gott kennt dich. Er hat dich einst erschaffen, und er weiß ganz genau, wonach du dich sehnst und was deine heimlichen Wünsche sind. Ja, er hat es in dich hineingelegt. Wieso sollte sein Wille etwas anderes sein, als dein eigener Wille? Aber zu jeder Regel gibt es eine Ausnahme. Hier will ich dich kurz an die Nacht vor meinem Tod am Kreuz erinnern, in der ich gesagt hatte: "Nicht mein Wille, sondern dein Wille soll geschehen." Das grausame Sterben am Kreuz wollte ich nicht. Das will keiner.
Aber auch wenn du den Schmerz nicht wolltest, so wolltest du doch, dass dein Sterben zur Erlösung und zur Befreiung aller Menschen führt. Von daher wolltest du ja doch dasselbe wie dein göttlicher Vater.
Das stimmt. So gesehen schon. Nicht nur zum Aussätzigen, auch zu dir sage ich jetzt: "Ich will es, werde rein!" Du wirst diesen Prozess, den wir hier miteinander gehen, als Reinigungsprozess erleben. Am Ende steht ein reiner Theo am Ziel, der all das Kostbare, was Gott in ihn hineingelegt hat, ausstrahlt. Ein Kind reiner Liebe. Wir haben alle unsere Komfortzonen, in denen wir es uns bequem eingerichtet haben. Dein innerer Bremser "Ich kann nicht" hat zum Beispiel den Vorteil, dass du nichts Neues wagen musst. Das ist ein starker Bremser, damit alles so bleiben kann, wie es ist.
"Ich kann nicht" – vielleicht hast du recht. Vielleicht habe ich tatsächlich Angst, etwas falsch zu machen, oder als schwach dazustehen.
Könnte es auch einen Vorteil haben, schwach zu sein?
Hmm, da muss ich mal überlegen. Vielleicht würde ich ja menschlicher erscheinen, wenn mir nicht alles gelingt. Vielleicht würden sich andere mit mir verbunden fühlen, weil sie selber auch nicht immer stark sind. Vielleicht müsste ich mir selbst nicht so einen Stress machen, als jemand anderes zu erscheinen, als der ich bin.
Es würde einen Raum der Liebe öffnen. Einen Raum der Akzeptanz. Einen Raum, in dem auch Schwachheit gelebt werden darf. Du glaubst gar nicht, wie viele Menschen sich danach sehnen, schwach sein zu dürfen. Aber weil irgendjemand einmal gemeint hat, Schwäche sei negativ, will jeder stark sein. Ist doch ein Irrsinn! Und jetzt verrate ich dir ein Geheimnis: schwach zu sein, erfordert Mut. Seine Schwäche leben und zeigen zu dürfen, ist eine unglaubliche Stärke!
Moment mal. Hast du gerade gesagt, dass Schwäche Stärke ist?
Wenn du so willst: ja. Verstehst du, was ich meine, wenn ich sage, dass du dich auch von mir berühren lassen wollen musst? So manchen Gedanken stelle ich nämlich auf den Kopf Ich gehe nicht immer den einfachen Weg. Aber mein Weg ist ein sehr befreiender Weg. Ein Weg in eine neue Freiheit.
Als er einige Tage später nach Kafarnaum zurückkam, wurde bekannt, dass er (wieder) zu Hause war. Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen. Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen (die Decke) durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!
Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten im Stillen:
Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott? Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr im Herzen? Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben.
Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.
Ist ja ganz schön viel los da in Kafarnaum. Sogar das Dach wird abgedeckt. Und alle kommen zu dir, weil du ihnen "das Wort" verkündigst. Was mag das bloß für ein Wort gewesen sein? Welches Wort zieht so viele Menschen an? Kannst du mir das bitte mal verraten?
Nun, es ist wohl ein Wort, das die Leute nicht allzu oft hören. Wie oft hören wir in unserem Leben Forderungen. Oder Vorwürfe. Oder was andere von uns erwarten? Wie oft werden wir mit anderen verglichen? Wie viele Worte werden gesagt, die verletzen und die uns weh tun, tief drinnen in unserem Herzensraum?
Was hast du nun anderes dagegen gesetzt?
Eigentlich kannst du dir das selbst beantworten. Was ist denn deine tiefste Sehnsucht? Was müsste ich sagen, damit du mich unbedingt hören willst?
Vielleicht reicht es mir völlig, wenn du mir sagen würdest, dass ich okay bin, so wie ich bin. Ich würde mich danach sehnen, dass du mir eine Hoffnung gibst, Nahrung für meine Seele. Ich würde zu dir kommen, um zu hören, dass ich von Gott geliebt werde, so wie ich bin. Dann würde Ruhe in mein Herz einkehren.
Genau. Eigentlich weißt du es ja schon. Letztlich sind es Worte, die die Kraft haben, dich zu heilen. All die Wunden zu verbinden, die dir das Leben zugefügt hat. Und es sind Worte, die all das Gelähmte in deinem Leben aufbrechen können. Alles was sich verhärtet hat. Meine Worte bewirken, dass du dich zu deiner vollen Größe aufrichten kannst.
Aber offensichtlich erreicht dein Wort nicht alle Menschen. Da sind ja die Schriftgelehrten, die völlig verhärtet scheinen.
Sie sind es auch. Sie nehmen mein Wort nicht als heilendes Wort, sondern sie nehmen es als Kriegserklärung. Sie sind so verhärtet, dass sie genau zu wissen meinen, was recht und was unrecht ist. Die Lähmung geht von ihnen aus. Ihre Vorstellung von Gott befreit sie nicht, sondern macht sie eng. Und dann kommt es zu all diesen Diskussionen und dem Streit, wer nun recht hat. Solche Diskussionen können nicht heilen. Meide sie! Halte dich lieber an die Worte von mir, die dich aufatmen lassen. Ich glaube, du hast eine sehr wache Intuition, mit der du leicht spüren kannst, wes Geistes Kind die Worte sind, die du so jeden Tag hörst.
Und so ist dann der gelähmte Körper die Folge eines gelähmten Geiste
Nein. In unserer Geschichte zeigt sich ja, dass die Schriftgelehrten Lähmung und Erstarrung repräsentieren, auch ohne dass sie körperlich gelähmt sind. Und auf der anderen Seite sind Menschen mit einer Lähmung oder mit einer Krankheit auch nicht selbst "schuld daran", mit der Annahme, dass ihr Denken erstarrt sein sollte. So etwas zu glauben wäre fatal und würde all den Menschen nicht gerecht werden, die an Krankheiten leiden.
Und doch hat unser Denken Einfluss auf unser körperliches Empfinden und auf die Gesundheit. Die ganze Psychosomatik lehrt uns diese Zusammenhänge. Zum Beispiel: Wenn ich die Nase voll habe, dann könnte es zu Schnupfen kommen. Wenn mir etwas im Magen liegt, dann könnte es zu Magen-Darm-Erkrankungen führen. Und wenn ich im Denken starr geworden bin, dann könnte dies auch zu Lähmungen führen.
Es ist auf jeden Fall eine interessante Spur, die du da verfolgst und die dir helfen könnte, dir selbst auf die Schliche zu kommen. Und wenn du für dich selbst daraus Nutzen ziehen willst, dann ist das in Ordnung. Nicht aber, um über andere Menschen zu urteilen oder sie zu bewerten, was völlig daneben liegen könnte. Deswegen mahne ich zur Vorsicht vor allzu kurzschlüssigen Folgerungen.
Und dann das Thema der Sündenvergebung. Wir hatten uns ja schon mal darüber unterhalten, dass im Wort "Sünde" das Getrenntsein drinsteckt. Von Gott und auch von mir selbst getrennt zu sein.