Das Palladium der Weisheit - Dr. Franz Hartmann - E-Book

Das Palladium der Weisheit E-Book

Dr. Franz Hartmann

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Beschreibung

Die drei großen Lichtgestalten Asiens sind die Upanishaden, Gautama Buddha und Shankaracharya. Der Ursprung der Upanishaden liegt in einer vorhistorischen, längst vergangenen Zeit, als die Welt noch nicht unter der Last des Kali-Yoga litt. Atma-Bodha ist ein kurzer Sanskrit-Text, der den Weg zur Selbsterkenntnis oder zum Bewusstsein des Atman beschreibt. Atmabodha bedeutet Selbsterkenntnis, Selbstbewusstsein. Tattva Bodha bedeutet wörtlich "die Erkenntnis der Wahrheit" und ist ein kurzer, aber umfassender Einführungstext in den Vedanta. Inhaltsverzeichnis Vorbemerkung Einleitung Die vier Vollkommenheiten Die Anrufung Gottes (des höheren Selbsts) Der Anfang des Unterrichts Die Lehre Tattwa Bodha Vorrede Erster Teil Zweiter Teil Atma Bodha Vorbemerkungen

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Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Das Palladium der Weisheit

Viveka Chudamani

Tattwa Bodha

Atma Bodha

 

Shankaracharya

 

Ins Deutsche übertragen und mit Anmerkungen versehen von

Franz Hartmann, M. D.

 

 

 

 

 

Verlag Heliakon

 

Titel Das Palladium der Weisheit

 

2025 © Verlag Heliakon, München

Umschlaggestaltung: Verlag Heliakon

Titelbild: Pixabay (falco)

 

Herstellung: epubli - ein Service der neopubli GmbH,

Köpenicker Straße 154a, 10997 Berlin

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung:

[email protected]

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verfassers unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.de abrufbar.

Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Vorbemerkung

Einleitung

Die vier Vollkommenheiten

Die Anrufung Gottes (des höheren Selbsts)

Der Anfang des Unterrichts

Die Lehre

Tattwa Bodha

Vorrede

Erster Teil

Zweiter Teil

Atma Bodha

Vorbemerkungen

Vorbemerkung

Die drei großen Leuchten Asiens sind die Upanischaden, Gautama Buddha und Shankaracharya. Der Ursprung der Upanischaden liegt in einem vorhistorischen, längstvergangenen Zeitalter, als die Welt noch nicht unter der Last der Beschwerden, welche das Kali-Yoga mit sich brachte, sich wand. Buddha, der Erleuchtete, in dessen Seele der Tag der Selbsterkenntnis erschienen war, und der das ihm zu teil gewordene Licht der ganzen Menschheit mitzuteilen bestrebt war, suchte das Kastenwesen, Pfaffentum und Dogmatismus niederzuwerfen, und jeden zum eigenen Nachdenken, zur eigenen Erhebung der Seele, zum eigenen geistigen Wachstum anzuregen, ihm die Hindernisse zu zeigen, die der Erkenntnis des göttlichen, schrankenlos unendlichen Selbsts im Wege stehen, die Mittel anzugeben, diese Hindernisse zu beseitigen, und ihm den Weg zur Freiheit zu weisen. Aber nicht jedermann ist fähig, das ganze Licht zu erfassen; der eine ist nur für diesen, der andere nur für jenen Strahl desselben empfänglich. Die höchsten Ideale sind nicht für die große Menge, für welche sie unnahbar, unglaublich und unfassbar sind, zu beschreiben, und das Höchste erscheint nur als ein Traum für jene, die nicht geeignet sind, in der Höhe zu wohnen; das Licht des Tages wird von den Bewohnern der Sümpfe verhöhnt und das Reine beschmutzt, wenn es von den Unverständigen in den Staub getreten wird. Buddhas Lehren waren zu erhaben, um von anderen als von großen Seelen verstanden zu werden.

Da kam Shankaracharya, der Meister. Ihm war es darum zu tun, die Lehre der Wahrheit in ihrer Reinheit im engeren Kreise zu bewahren, und er wählte zur Mitteilung der tieferen Geheimnisse der Religion die Kaste der Brahminen, welche durch hohe Geburt (die Folge eines in früheren Inkarnationen erworbenen guten Karmas) zum Verständnis einer höheren und edleren Weltanschauung am besten geeignet waren. Zu diesem Zwecke schrieb er seine Erklärungen der Upanischaden und der Bhagavad Gita, sowie andere in diese Lehren einführenden Werke, und führte gewisse Regeln in dem Orden der Brahminen ein.

Die Schriften Shankaracharyas sind unübertrefflich in Klarheit der Auseinandersetzung. Sie sprechen nicht nur zum Herzen, sondern auch zum Verstand, und wer sie mit dem Herzen erfasst und mit dem Verstand begreifen lernt, dem öffnet sich eine neue und höhere Welt, er tritt ein in eine Region des Lichtes und der Erkenntnis, von deren Vorhandensein nur wenige Europäer eine Ahnung haben. Wohl wird von manchen behauptet, dass im Christentum alles enthalten sei, und dass, wer dieses erkenne, sich um die Lehren der Inder nicht zu bekümmern brauche. Allerdings ist im wahren Christentum auch alles enthalten, aber verhüllt und verborgen, und wie wenige sind es, die ohne Hilfe den Schleier zu lüften imstande sind, der die Wahrheit unter äußerlichen Symbolen und Allegorien verbirgt. Gerade um die im Christentum verborgene Wahrheit in ihrer Reinheit, frei von äußerlichen Verdrehungen, zu erkennen; hierzu haben die Schriften Shankaracharyas den größten Wert.

Einleitung

Ich beuge mich vor dem Herrlichen, dem gegenstandslosen Gegenstand des höchsten Triumphes der göttlichen Erkenntnis, welcher die höchste Seligkeit und der wahre Lehrer ist.

Schwer ist es für die Geschöpfe, ein Dasein als Mensch zu erlangen1; dann Menschenwürde und Heiligkeit; dann Auszeichnung auf dem Wege des weisen Gesetzes; ein Mensch unter den Menschen, ein Brahmine unter den Brahminen zu werden. Am schwersten aber ist die Erlangung der Weisheit (Gotteserkenntnis). Die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nichtselbst2, wahre Erkenntnis, die Gegenwart des Ewigen und die göttliche Freiheit werden nicht erlangt ohne Tausende von richtigen Handlungen in Hunderten von Wiedergeburten.

Die Dreiheit, welche durch die Gnade des Herrlichen erlangt wird, ist Menschwerdung, Bestreben (Aspiration) und Ruhe im großen Geiste.

Wahrlich, derjenige ist ein Tor, welcher nicht nach der Freiheit strebt, nachdem er das schwer zu erlangende Dasein als ein menschliches Wesen, menschliches Selbstbewusstsein und die Kenntnis der Lehre der Wahrheit gewonnen hat. Indem er sich an das Vergängliche bindet, zerstört er im (geistigen) Selbstmord sich selbst.

Wer ist mehr angeführt und getäuscht, als wer für sein eigenes Wohlergehen nicht sorgt, nachdem er das schwer zu erreichende Ziel, als menschliches Wesen geboren zu werden und Mensch zu sein, erlangt hat?

Suchet das Gesetz (das Dasein) zu erkennen opfert (euer Dasein) den Göttern; befolget die Vorschriften (der Weisen).

Wer die Einheit des Selbsts (Gottes) nicht erkennt, der gelangt nicht zur Freiheit, wenn er auch hundert Jahre lang nach ihr sucht. Die Schrift sagt; Unsterblichkeit kann nicht durch Reichtum erlangt werden. Hieraus folgt, dass Äußerlichkeiten allein nicht zur Freiheit führen.3

Deshalb strebt der Weise nach Freiheit und verlässt alles Sehnen nach der Befriedigung des persönlichen Selbsts; er nähert sich dem guten und großen Führer (dem wahren göttlichen Selbst) und seine Seele lauscht dessen Lehren.

Erhebe durch das Selbst (Gott) das Selbst (die Seele), welches in den Ozean der Welt versunken ist, gehe den Weg der Vereinigung, in dem du nach völliger Selbsterkenntnis der (göttlichen) Einheit strebst.

Lasse alle Äußerlichkeiten beiseite, wenn du weise bist, und wende deine Gelehrsamkeit dazu an, dein wahres Selbst erkennen zu lernen und Freiheit aus der Knechtschaft der Welt zu erlangen.

Die Befolgung äußerlicher Vorschriften ist gut, um deine Gedanken rein zu erhalten, aber zur Wahrheit und Wirklichkeit führt sie dich nicht. Die Verwirklichung wird durch die Weisheit, nicht aber durch Tausende von Äußerlichkeiten erlangt.

Wer einen Strick genau betrachtet, der hört auf zu fürchten, dass es eine Schlange sein könnte.

In gleicher Weise wird das wahre Wissen durch die Unterscheidung erlangt. Da hilft die Belehrung und Untersuchung, nicht aber das Besprengen mit Wasser, noch Schenkungen an die Kirche, noch dass man hundert Male den Atem verhält.

Dem Erfolg geht die Reife voran; Zeit und Ort sind von nebensächlicher Bedeutung.

Wer die Selbsterkenntnis (die Wahrheit) finden will, der suche vor allem den Meister (das höhere göttliche Selbst), der voller Barmherzigkeit und voll von der Erkenntnis des Ewigen ist.

 

1 Weil es Millionen von Jahren dauert, bis die Monade sich vom Elementarreich zum Mineralreich, von diesem zum Pflanzenreich, dann zum Tierreich und schließlich zum Menschen erhoben hat.

 

2 Infolge der Schwierigkeit, das vergängliche endliche Selbst vom unendlichen göttlichen Selbst (Gott zu unterscheiden, gibt es viele Europäer, welche entweder aus Unwissenheit oder aus Böswilligkeit behaupten, dass die indische und buddhistische Religion eine Religion der Se1bstvergötterung sei. Es ist aber gerade das Gegenteil der Fall. Die Vereinigung des Brahminen mit Brahms, das Eingehen des Buddhisten in das Nirwana und die gänzliche Aufopferung des menschlichen Selbsts der Christen auf Golgatha bedeuten eins und dasselbe.

 

3 Unter Reichtümern sind nicht nur materielle Besitztümer, sondern auch intellektuelle Erwerbungen zu verstehen. Durch bloße Vielwisserei hat noch niemand eine dauernde Seligkeit erlangt.

 

Die vier Vollkommenheiten

Vier Kenntnis, Weisheit, Vernunft und Unterscheidungskraft besitzt und die wohlbekannten Zeichen an sich trägt, der ist reif, um nach dem (wahren) Selbst zu suchen.

Wer (zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen) unterscheiden kann und Leidenschaftslosigkeit errungen hat, Ruhe und die anderen Tugenden besitzt, der kann den Ewigen finden.

Vier Vollkommenheiten sind den Weisen bekannt; wer sie besitzt, dem winkt der Erfolg; wer sie nicht hat, der verfehlt das Ziel.

Zuerst kommt die Fähigkeit, das Dauernde vom Vergänglichen zu unterscheiden; dann die Leidenschaftslosigkeit und Erhabenheit über alle Begierde nach selbstsüchtigem Genuss; sei es in diesem Leben oder im Paradies. Dann kommen die sechs Tugenden, deren erste die (göttliche) Ruhe ist. Ferner die Sehnsucht (der Wille) nach Freiheit.

Die Unterscheidung zwischen dem Dauernden und dem Vergänglichen besteht in der Gewissheit der Wirklichkeit des Ewigen und der Wesenlosigkeit der veränderlichen Zustände in der Natur.

Die Leidenschaftslosigkeit ist das stete Bereitsein, allen sinnlichen Begierden und allem, das tiefer steht als das Ewige, zu entsagen, weil man beständig und ohne Zweifel erkennt, dass das Vergängliche nicht genügt.

Dann die sechs Tugenden. Ein fortwährendes Ruhen des Gemütes in der Betrachtung des höchsten Zieles. Dies ist die himmlische Ruhe.

Die Bezähmung der Kräfte, durch welche man handelt und wahrnimmt; jede in ihrer Sphäre, der Sinnlichkeit abgewandt. Dies ist die Beherrschung des Selbsts.

Die wahre Abgeschiedenheit aber ist die Erhebung des Gemütes über alle vergänglichen Dinge.

Alles zu ertragen ohne Widerwillen und Selbstbedauern; dies ist die wahre Ausdauer.

Der wahre Glaube aber, durch den die Schätze gehoben werden, ist das aufrichtige Vertrauen in die Lehre des Meisters und in ihn selbst.

Die richtige Betrachtung ist die Richtung der Seele nach dem reinen Ewigen; nicht aber die Schwärmerei und die eigene Fantasie.

Das Streben nach Freiheit besteht in der Sehnsucht, durch die Erkenntnis der Wahrheit die Ketten, welche der Irrtum geschmiedet hat, zu zerbrechen, die Bande der Selbstsucht und der Sinnlichkeit zu zerstören.

Wenn auch diese Eigenschaften im Anfange sich noch sehr unvollkommen offenbaren, so werden sie doch durch Leidenschaftslosigkeit, Ruhe und durch die anderen Tugenden genährt, und durch die Hilfe des Meisters gelangt man zum Ziel.

Wenn Leidenschaftslosigkeit und der Wille zur Freiheit stark geworden sind, dann wird die Ruhe und die anderen Tugenden Früchte tragen.

Wenn aber ein Mangel an Leidenschaftslosigkeit und Mangel am Willen frei zu sein herrschen, dann ist die Ruhe und die anderen Tugenden ein bloßer Schein, wie die Luftspiegelung des Wassers in der Wüste.

Die Hauptursache der Freiheit ist die Ergebung, das Eingehen der Seele in ihre eigene wahre Natur. Diese Ergebung kann auch ein Bestreben nach der Erkenntnis der Wirklichkeit des Selbsts (Atma) genannt werden.

Wer diese Vollkommenheiten besitzt und die Wirklichkeit des Selbstes (Gottes) erkennen will, der nahe sich dem weisen Lehrer (dem höheren Selbst), von dem die Erlösung kommt, der voller Weisheit und vollkommen ist, der nicht von Begierden gepeitscht wird, in Wirklichkeit den Ewigen kennt, Ruhe im Ewigen gefunden hat, und mit sich selber in Frieden ist, wie ein Feuer, das nichts verzehrt; der Freund von allem, das lebt. Wer diesem Meister mit Ergebung dient und nach dem Ewigen strebt, der findet den Himmel (Harmonie) in ihm und die Erkenntnis des Selbsts.

Die Anrufung Gottes (des höheren Selbsts)

„Ich unterwerfe mich dir, oh Meister, Freund der bedrückten Welt und Strom der selbstlosen Liebe. Erhebe mich durch dein leitendes Licht, aus dem der Nektar der Wahrheit und Barmherzigkeit fließt; denn ich bin im Meere der Weltlichkeit versunken. Ich bin gebrannt durch die heiße Flamme des erbarmungslosen Lebens und zersplittert durch die Winde der Täuschung. Rette mich vom Untergange, denn ich suche in dir meine Zuflucht und finde sonst nirgends die Ruhe.“

Die großen Guten (die Weisen) wohnen im Frieden, sie bringen Freude der Welt, so wie der wiederkehrende Frühling. Sie haben das Meer des Irrtums durchschnitten und sind stets bereit, anderen dabei behilflich zu sein.

Denn es liegt in der Natur großer Seelen (Mahatmas), dass ihre Schnelligkeit die Ermüdung der anderen hinweg nimmt. Gleicherweise besänftigt der Mond durch sein sanftes Licht die lechzende Erde, welche durch die heißen Strahlen der Sonne versengt ist.

„Netze mich mit dem Nektar deiner Stimme, welche die Freude der ewigen Seligkeit bringt, die rein und kühlend wie aus einem Becher auf mich fällt, gleich der Begeisterung, welche die Seele mit Freude erfüllt; denn ich bin versengt von den heißen brennenden Flammen des Feuers der Welt. Selig sind diejenigen, auf denen dieses Licht, wenn auch nur auf einen Augenblick ruht, und die mit dir in Einklang kommen. Wie werde ich den Ozean des Lebens überschreiten? Wo ist der Pfad? Welchen Weg muss ich nehmen? Ich weiß es nicht, Meister rette mich von den Wunden, vom Schmerz der Welt.“

Der Anfang des Unterrichts

Ihn, der diese Anrufung (aus seinem Herzen) macht und Hilfe sucht, nachdem er durch die Flamme des Feuers der Welt versengt worden ist, sieht die große Seele mit dem Auge des Erbarmens und bringt ihm schnellen Trost:

Ihm, der dem Weisen sich mit Sehnsucht nach Freiheit im Herzen genähert hat und der dem richtigen Pfade folgt, flosst der Weise die Wahrheit ein, besänftigt die Stürme seines Gemütes und bringt ihm Ruhe.

„Fürchte nichts, o Weiser! Für dich ist keine Gefahr vorhanden. Es gibt einen Weg, um das Meer der Welt zu durchschreiten, und auf diesem Wege haben die Weisen das Ufer erreicht. Denselben Weg zeige ich dir; es ist der Weg, um die Furcht der Welt zu zerstören. Wenn du den Ozean der Welt auf diesem Wege überschreitest, so wirst du zur vollkommenen Freude gelangen.“

Durch die Erkenntnis des Zweckes der Weisheitslehre (Vedanta) wird das höchste Wissen geboren. Dann kommt das schließliche Ende des Leidens der Welt. Die Stimme der Lehre erklärt klar und deutlich, dass Glaube, Ergebung, Betrachtung und das Streben nach der Vereinigung (Yoga) die Mittel zur Erlangung der Freiheit für denjenigen sind, der frei sein will. Wer vollkommen ist in diesen Dingen, erlangt die Freiheit vom körperlichen Gebundensein, welches die Nichterkenntnis geschaffen hat.

Wenn das Selbst durch den Irrtum verschleiert ist, so entsteht das Gebundensein an das Nichtselbst (das persönliche Ich), und aus diesem entspringt das Leiden der Welt. Das Feuer der Weisheit, angezündet durch die Unterscheidung zwischen den beiden, dem Selbst (Atma) und dem Nichtselbst (Maya), trocknet die Quelle des Irrtums auf und zerstört ihre Wurzel.

Der Schüler fragt:

Höre mich mit selbstlosem Wohlwollen, Meister. Ich stelle diese Frage, und wenn ich die Antwort von deinen Lippen erhalte, so ist mein Zweck erreicht.

Was ist das Gebundensein und wie ist es gekommen? Welche Ursache hat es und wie kann man frei davon werden?

Was ist das Nichtselbst und was ist das höhere Selbst und wie kann man sie unterscheiden?

Der Meister antwortet:

Glücklich bist du; du wirst dein Ziel erreichen; dein Geschlecht ist gesegnet in dir, denn du strebst darnach, der Ewige zu werden, indem du dich aus den Banden des Irrtums befreist.

Die Söhne und Verwandten können die Schulden des Vaters bezahlen, aber nur des Menschen eigenes Selbst kann ihn befreien.

Wenn eine schwere Last das Haupt bedrückt, so können andere dieselbe hinwegnehmen; aber niemand als des Menschen Selbst kann seinen Hunger und Durst stillen.

Die Gesundheit wird von den Kranken erlangt, welche den Weg der Heilung gehen; die Gesundheit wird nicht durch das, was andere nehmen, erlangt.

Die Erkenntnis der Wirklichkeit durch das Auge des klaren Verstandes wird durch das eigene Sehen erlangt und nicht durch die Augen des Lehrers.

Die Gestalt des Mondes muss durch die eigenen Augen gesehen werden, man kann sie nicht durch die Augen anderer sehen.

Nichts als das eigene Selbst ist fähig, die Knoten des Irrtums zu lösen, die Folgen der Begierde und früheren Thuns in Myriaden von Leben.

Freiheit wird gewonnen durch die Wahrnehmung der Einheit des Selbsts mit dem Ewigen, und nicht durch Lehrsätze von der Vereinigung mit demselben oder von Zahlen, noch durch Formeln und Wissenschaften.

Die Form und Schönheit einer Leier und die Kunst, auf ihren Saiten zu spielen, kann das Herz der Leute erfreuen, wird aber niemals ein Königreich gründen.

Ein beredsamer Vortrag, ein Strom von Worten, die Kunst, Lehrsätze zu erklären, und die Gelehrtheit der Gelehrten; diese verschaffen Vergnügen, aber noch lange keine Freiheit.

Für denjenigen, welcher die große Wirklichkeit nicht erkennen kann, ist das Studium der Schrift fruchtlos; wer aber die große Wirklichkeit kennt, für ihn bringt das Studium der Schrift auch keine Frucht.

Ein Netzwerk von Worten ist ein großer Wald, in dem die Fantasie sich herumtreibt. Die Wahrheit des Selbsts kann nur von dem Mutigen durch den Erkenner dieser Wirklichkeit erlangt werden.