Das Petermännchen - Thomas L. Hunter - E-Book

Das Petermännchen E-Book

Thomas L Hunter

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Beschreibung

Drei Schüler eines Schweriner Gymnasiums und ein Geist (Das Petermännchen) versuchen die wahnwitzigen Pläne eines verrückten Professors, der, mit gentechnischen Experimenten, die Menschheit verändern will und nach der Weltherrschaft strebt, zu durchkreuzen.

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Seitenzahl: 168

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Kapitel 1
Die neue Schule
Kapitel 2
Freunde oder Feinde?
Kapitel 3
Eulenspiegeleien!
Kapitel 4
Die Geschichte vom Petermännchen
Kapitel 5
... wenn einen das Glück verlässt!
Kapitel 6
Merkwürdige Ereignisse
Kapitel 7
Gefährliches Wasser
Kapitel 8
Schlossgeheimnisse
Kapitel 9
Vorbereitungen!
Kapitel 10
Ein Besuch im Schloss
Kapitel 11
Nachts im Schloss
Kapitel 12
Ein geheimnisvolles Labor
Kapitel 13
Rätsel und Mysterien
Kapitel 14
Alleine
Kapitel 15
Ein Masterplan muss her
Kapitel 16
Der Anschlag
Kapitel 17
Wo ist der Professor?
Kapitel 18
Das Portal
Kapitel 19
Eingeschlossen
Kapitel 20
Ende gut, alles gut?

Thomas L. Hunter

Das Petermännchen

~ Geheimakte Grün ~

© 2023 Thomas L. Hunter

https://thomas-l-hunter.de

Nachweise:

https://de.wikipedia.org/wiki/Peterm%C3%A4nnchen_(Schwerin)

https://www.google.com/maps/place/Schwerin/

https://www.lexikus.de/bibliothek/Chronik-der-Haupt-und-Residenzstadt-Schwerin/Die-Sage-vom-Petermaennchen

https://www.facebook.com/azraelscoverwelten/

Umschlaggestaltung: Azrael ap Cwanderay

Korrektorat: Hunter Verlag

Nach einer Idee von Detlef Döring und Olaf Putensen

Verlag: Hunter Verlag

Printed in Germany by Hunter-Print.de

ISBN-13: 978-3-947086-24-5

ISBN-10: 3947086245

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhaltsverzeichnis:

Kapitel 1, Die neue Schule 11

Kapitel 2, Freunde oder Widersacher? 20

Kapitel 3, Eulenspiegeleien! 26

Kapitel 4, Die Geschichte vom Petermännchen 37

Kapitel 5, ... wenn einen das Glück verlässt! 49

Kapitel 6, Merkwürdige Ereignisse 56

Kapitel 7, Gefährliches Wasser 63

Kapitel 8, Schlossgeheimnisse 76

Kapitel 9, Vorbereitungen! 85

Kapitel 10, Ein Besuch im Schloss 92

Kapitel 11, Nachts im Schloss 103

Kapitel 12, Ein geheimnisvolles Labor 112

Kapitel 13, Rätsel und Mysterien 118

Kapitel 14, Alleine 135

Kapitel 15, Ein Masterplan muss her 152

Kapitel 16, Der Anschlag 161

Kapitel 17, Wo ist der Professor? 169

Kapitel 18, Das Portal 180

Kapitel 19, Eingeschlossen 195

Kapitel 20, Ende gut, alles gut? 205

Glossar: 215

Irgendwo in der Karibik ...

In einer längst vergangenen Zeit, so gegen Ende des 19. Jahrhunderts irgendwo auf einer kleinen, sehr kleinen Karibikinsel ...

Es sah nach einem Sturm aus, der von See kommend, aufzuziehen drohte. Der Vollmond kämpfte sich mit aller Kraft unter Einsatz von seinem milchigen Licht einen Weg durch die immer dichter werdende Wolkendecke und erhellte kurzzeitig eine gruselige Prozession.

Wesen, Menschen, eher menschenähnlich, durch menschenverachtende Experimente entstellt und verstümmelt, vermutlich die Bewohner der Insel, näherten sich laut gestikulierend einer mächtigen, geheimnisvollen alten Villa im Zentrum dieses Eilandes.

Der Besitzer, ein kleiner, leicht untersetzter Mann mit Halbglatze und Hornbrille, seines Zeichens „Professor“, hatte diese Menschen für seine verrückten Ideen missbraucht.

Doch offensichtlich war das letzte Experiment eins zu viel. Sie hatten nun genug und nur noch ein Gedanke trieb sie an: Ihre Pein zu beenden und ihn dafür büßen zu lassen!

Der Professor stand am Fenster, beobachtete die näher kommende Meute und knurrte mit einem hässlichen Grinsen: »Da versucht man ihnen zu einem besseren, ja gesünderen Leben zu verhelfen und wie danken sie es einem? Pah- undankbares Pack!«

Er wandte sich ab und ließ den Blick über seine Labortische wandern.

»Dann werde ich wohl oder übel woanders weitermachen müssen!«

Kapitel 1

Die neue Schule

Das junge Mädchen, sportlich eins siebzig groß, gutaussehend und vierzehn Jahre alt, stand vor dem metallenen Tor und betrachtete nachdenklich das Gemäuer ihrer neuen Wirkungsstätte.

Sie hatte ein uraltes Portal und ein altehrwürdiges Gebäude erwartet, was in früheren Zeiten, in ihrer Vorstellung, als Klosterschule oder etwas in dieser Art genutzt wurde. In ihren Gedanken hatte sie sich ihr neues Schulgebäude als herrlichen Fantasiebau, mehrgeschossig, mit kleinen Türmchen und einem mächtigen Eingangsportal vorgestellt. Nicht einmal die metallene Umzäunung entsprach ihren Vorstellungen: So eine altertümliche Meisterleistung, aus gusseisernem Gitterwerk, das durch gemauerte Stützpfeiler unterbrochen wäre und dem Ganzen einen düsteren und geheimnisvollen Anstrich verliehen hätte.

Doch dieses Gemäuer holte sie zurück in die Gegenwart. Dieses alte Backsteingebäude mit dem hohen Eingangsportal, das bis zum Dachgiebel reichte, entsprach jedenfalls nicht der Vorstellung, die sie sich von so einer alten Lehranstalt gemacht hatte. Dieses entsprach ihrer Meinung nach eher dem eines Herrenhauses, einem sehr großen noch dazu. Es lag dort eingepfercht in eine einfache Metallumzäunung und wirkte klobig und etwas bedrohlich.

Nun jedoch beherbergte es allerdings eine Gesamtschule und das Schweriner Gymnasium. Sie betrachtete ein Metallschild neben dem Eingangstor:

Neumühler Schule

Gymnasium-Realschule-Grundschule

Laura, so hieß das junge Mädchen, hatte die Pforte mit den weit geöffneten Metallflügeln passiert und stand nun auf dem Schulhof. Fasziniert betrachtet sie das quirlige Gewusel ihrer neuen Mitschüler.

»Das wird also mein neuer Wirkungsbereich!«, murmelte sie und setzte sich in Bewegung. Sie folgte dem mit Kopfsteinen gepflasterten Weg zu dem mächtigen Eingangsportal. Sie hatte sich schließlich noch im Lehrerzimmer zu melden, damit man ihr dort eine Klasse zuweisen konnte. Ihr war nicht so ganz wohl bei der Sache, da ihr Abgang von ihrer letzten Schule nicht eben freiwillig vonstattengegangen war.

Sie war eigentlich eine gute Schülerin, manch einer der Lehrerschaft in ihrer alten Schule, sah sie sogar als eine Zweier-, vielleicht sogar als Einser- Schülerin. Doch leider stand Lauras Temperament ihren Leistungen im Wege, was sie immer wieder in Schwierigkeiten brachte. Dieses Temperament hat letztlich auch zu der „Freisetzung“ aus der alten Schule, dem Übersiedeln in diese Stadt - irgendwo an der Ostsee, und dem Einschulen in diese Bildungsstätte geführt.

„Schwerin!“, ging es Laura durch den Kopf. „Die Hauptstadt des Landes Mecklenburg-Vorpommern!“

Laura verwarf weitere Gedanken an diese, für sie, „Provinzstadt“ und betrachtete ihre neue Schule recht skeptisch. Sie hing noch immer an ihrem alten Zuhause und der dortigen Schule, die sie, nachdem sie dort einige heftige Fehlleistungen verzapft hatte, verlassen musste. Was sie aber noch viel schlimmer getroffen hatte, war, dass sie dort letztlich auch ihre Freunde zurücklassen musste.

Ihre Mutter, selbst Lehrerin an einer Mittelschule, überfordert von ihrem selbstbewussten Kind, hatte keine andere Möglichkeit mehr gesehen, als sie zu ihrem Vater nach Schwerin zu schicken, wo er in einer Niederlassung, für einen großen Chemiekonzern tätig war. Lauras Eltern hatten sich zu ihrem Leidwesen auseinandergelebt und sich getrennt, was, wie die Lehrerschaft der alten Schule vermutete, zu ihrer aufmüpfigen Einstellung geführt hatte.

Lediglich ihr Naturkundelehrer, Hr. Döring der gleichzeitig ihr Mentor war, glaubte noch an sie und ihre Zukunft. Dieser war von ihren Leistungen, wenn man sie einmal für irgendetwas begeistern konnte, angetan.

Der Lehrer sah das junge Mädchen, wie derzeit ihren Vater, irgendwann einmal in der Forschung oder einen, diesem ähnlichen, Betätigungsfeld. Hr. Döring hatte alles versucht, den Verweis von der Schule zu verhindern, um sie weiter zu fördern, jedoch hatte er keinen Erfolg gehabt.

Es war nun einmal geschehen. Jetzt stand sie hier, vor diesem Gebäude, das sich aus dem letzten Jahrhundert in die Neuzeit herübergerettet hatte. Es besaß tatsächlich viel von einem alten Herrensitz oder auch altem Rathaus, wie es dort, mit seinem gemauerten Eingang, für einige sogar bedrohlich dastand und der Gegend und der Zeit trotzte.

Die junge Dame gehörte jedenfalls nicht zu denen, die sich einschüchtern ließen.

Sportlich, durchtrainiert und selbstsicher setzte sie sich in Bewegung. Energisch wischte sie einige blonde Haare aus dem Gesicht und bahnte sich einen Weg, die letzten Meter, durch einige herumtobende Schüler hindurch, auf den Eingang zu. Da gab es schließlich noch den Schulleiter, bei dem sie sich melden musste. Das war allerdings auch für sie etwas beunruhigend.

„Bestimmt wird der mir eine Standpauke halten, so, in dem Sinne, dass es hier, so etwas, wie an der alten Schule nicht geben würde!“, dachte Laura, als sie an die Tür des Patriarchen klopfte.

Es waren kaum fünf Jahre vergangen, dass der Ostblock sich aufgelöst und daraufhin die Mauer zwischen den beiden deutschen Staaten verschwand. Es herrschte Aufbruchstimmung, gepaart mit Resignation, denn nicht jeder begrüßte die Zusammenführung der beiden Staaten im Land. Diese Aufbruchstimmung spiegelte sich auch innerhalb dieses alten Gemäuers wieder.

Diese Schule hatte man bereits saniert, was vor allem an den neuen Kunststofffenstern zu merken war. Auch in dem Bauwerk selbst hatten die Handwerker, soweit Laura es beurteilen konnte, gute Arbeit geleistet. Im Gebäude selber erstrahlte alles in neuen, hellen Farben, was dem Innenbereich seine Düsternis nahm.

Sie orientierte sich kurz, kam allerdings nicht viel weiter. Erst, nachdem sie einen vorbeieilenden Schüler nach dem Weg gefragt hatte, stand sie schließlich vor dem Büro des Rektors. Sie klopfte an die Tür, wartete ein paar Sekunden und betrat anschließend den Raum dahinter.

Nachdem sie bei der Sekretärin des Schulleiters aufgelaufen war und ein paar Minuten warten musste, stand sie vor der Tür des Direktors dieser Lehranstalt.

Sachte klopfte Laura an das Türblatt und wartete auf das „Herein“. Es ließ nicht lange auf sich warten.

»Herein!«, klang gedämpft eine tiefe, nicht unsympathische Stimme.

Sie atmete noch einmal tief durch, drückte die Tür auf, und betrat den Raum dahinter. In einem karg eingerichteten Arbeitszimmer saß ein grauhaariger Herr mittleren Alters hinter einem alten Schreibtisch und musterte neugierig seine Besucherin.

Er schloss eine Akte, in der er bis zu Lauras Eintreten gelesen hatte.

»Du bist also unser Neuzugang.«, lächelte er sie an. Umständlich drückte sich der Rektor aus seinem Stuhl und kam um seinen Schreibtisch herum, um seinen Gast zu begrüßen.

Verdutzt nahm sie die ihr gereichte Hand und schüttelte sie. Das hatte sie nicht erwartet.

„Vielleicht kommt ja noch die Strafpredigt!“, dachte sie und setzte sich auf den ihr von dem Direktor zugewiesenen, Stuhl.

»Du bist alleine ...?«, er zog eine Augenbraue steil nach oben, »gekommen?«

»Ich, äh, mein Vater muss leider arbeiten ... er ist halt Wissenschaftler, Sie verstehen?«, erwiderte Laura, als würde diese Angabe als Generalentschuldigung gelten.

»Na gut!«, murmelte er und begann mit seinem Monolog. »Du erwartest jetzt sicherlich irgendetwas zu hören wie: So etwas wie in deiner alten Schule kannst du hier nicht machen! Doch weit gefehlt, hier sollst du gerne einen Neuanfang machen können. Ich habe deine Akte gelesen«. Er deutete mit einer Geste auf seinen Schreibtisch, während er sich wieder auf seinen Drehstuhl setzte. »Ich sollte, aber muss nicht alles daraus verstehen! Ich bilde mir lieber selbst meine Meinung ...«, er sah Laura abschätzend an, »ob und was meine Schüler, also auch du, für Charaktere seid! Deine frühere Lehrerschaft war da in ihren Bewertungen offensichtlich zwiegespalten! Doch nun kannst du hier neu anfangen.«

Er ließ sich noch eine ganze Weile über die Vorteile dieser Lehranstalt aus, bis er sie schließlich mit den Worten entließ: »Den Rest, die Hausordnung, deine Unterlagen für deinen Vater und wo deine Klasse sich befindet, erfährst du draußen von meiner Sekretärin.«

Laura erhob sich. Höflich verabschiedete sie sich und verließ den Raum. Zugegebenermaßen mehr nachdenklich als informiert.

„Der Direx ist ja ein ganz patenter Kerl!“, ging es ihr durch den Kopf, „wenn der Rest der Schule auch so ist, dann kann es ja nur besser werden!“

Es lief weiterhin so gut für Laura. Vor dem Büro des Direktors im Sekretariat wurde sie freundlich mit den Worten: »Na, war doch gar nicht so schlimm.«, von der Bürokraft empfangen. Auch sie war über die Vorfälle, die zu dem Schulwechsel nach Schwerin geführt hatte, unterrichtet. Sie drückte ihr lächelnd einige Unterlagen in die Hand. »Die muss dein Vater noch unterzeichnen.«

Danach entließ sie das junge Mädchen mit einer Wegbeschreibung, damit sie zu ihrem Klassenraum finden konnte.

»Oh, es hat gerade zur Pause geklingelt! Da hast du ja noch etwas Zeit, um dich mit deinen Mitschülern bekannt zu machen!«

»Aber klar doch!«, murmelte Laura, lächelte verlegen und verließ das Sekretariat.

»Als wenn das so schnell gehen würde!«, brummte sie und machte sich auf den Weg, um sich ihre neue Klasse anzusehen.

Kapitel 2

Freunde oder Feinde?

Es war die große Pause, so dass Laura den einen oder anderen Schüler, den sie während der Suche nach ihrem Klassenraum traf, nach dem Weg fragen konnte. Kurz vor dem Klingeln, das das Pausenende einläutete, fand und betrat sie schließlich den Raum.

Im Großen und Ganzen war er genau so aufgeteilt, wie sie es von ihrer Schule her kannte. Hinter der Tür befand sich an der Stirnwand eine große bewegliche Tafel, vor dem sich das Lehrerpult befand. In einigem Abstand davor reihten sich in einer Linie drei Schulbänke für jeweils zwei Schüler und dahinter vier weitere Reihen in der gleichen Anordnung auf. Laura war allerdings überrascht von der Deckenhöhe. Sie fand, dass es für eine Schule einfach zu hoch sei und dass es dem Raum seine Behaglichkeit, sofern ein Klassenzimmer überhaupt so etwas haben konnte, nahm.

Die gegenüber liegende Wand war mit Diagrammen und einem Bild vom „Periodensystem der Elemente“ dichtgepflastert. Des Weiteren gab es noch eine feste Tafel links von der Tür auf der den Fenstern gegenüber liegender Seite. Es war eben ein fast normales Klassenzimmer.

Unschlüssig blieb Laura neben dem Lehrerpult stehen. Ihr war nicht klar, wo ihr Sitzplatz in dieser Gruppe sein würde. Sie hätte sich natürlich auch irgendwo hinsetzen können. Jedoch könnte man sich damit als Neue gleich bei seinen Mitschülern unbeliebt machen und sich mit so einer Aktion Ärger einhandeln.

Zwei Jungen fielen ihr sofort auf. Diese beiden musterten sie neugierig und waren hier, wie sie sich aufführten, und dem Verhalten der Mitschüler ihnen gegenüber, so etwas wie die Platzhirsche in dieser Gemeinschaft. Ein Gedanke ging ihr spontan durch den Kopf: „Auf die beiden sollte ich ein Auge haben.“

Jedoch, bevor sie noch weiter negative Aspekte bei diesen beiden entdecken konnte, und sich die Jungs um die Neue kümmern konnten, leitete ein nerviges Gebimmel das Ende der Pause ein. Die restlichen Schüler stürmten durch die Tür an ihr vorbei zu ihren Plätzen. Es wurde stiller in dem Raum, nachdem der Klassenlehrer eintrat und die Tür zum Flur hinter sich schloss.

Es dauerte einige Augenblicke, bis auch der letzte Schüler sich entschloss zu schweigen.

Schließlich baute sich der Lehrer vor seinem Pult auf und setzte sich lässig auf die Kante des Möbels. Er begann, mit der obligatorischen Vorstellung vor der Klasse. »Wie ihr bereits richtig vermutet habt, bekommt ihr Verstärkung zu eurem bescheiden Wissen, was dieser Klasse nur guttun kann. Eine neue Mitschülerin.« Er deutete auf Laura, die sich sichtlich unwohl fühlte, als sich alle Blicke ihr zuwandten.

»So, dann stell dich einmal vor.« Er zog sich, nachdem Laura sich neben ihm aufgebaut hatte, hinter seinen Schreibtisch zurück und hielt dem jungen Mädchen ein Stück Kreide entgegen.

Laura riss sich zusammen. Es war ja nicht das erste Mal, dass sie so etwas mitmachte. Sie hatte in früheren Zeiten des Öfteren so etwas erlebt, als sie zwischen ihren Eltern hin- und hergeschoben worden war. Vor allem bei den Umzügen mit ihrem Vater, der schon auf Grund seines Berufes seinen Wohnort einige Male wechseln musste. Das war der Preis, den er für seinen Erfolg, einer der besten Chemiker in seiner Firma zu sein, bereit war zu zahlen. Und dies ging, zu Lauras Bedauern, zu Lasten der Familie.

Sie griff nach der Kreide und kritzelte, unter dem Zahnschmerz förderndem Gequietsche des Schreibgerätes, ihren Namen an die Tafel. Anschließend drehte sie sich zur Klasse, räusperte sich kurz und begann mit den Angaben zu ihrem bisherigen Leben, ihrer alten Schule und ihren Lieblingsfächern. Sie berichtete über ihren vorigen Wohnort im Herzen von Deutschland, wo sie noch eine Schwester hatte.

Eigentlich wollte sie hier aufhören, doch nach kurzem Zögern gab sie einen kleinen Einblick in ihr Privatleben.

Sie berichtete etwas von ihrer Mutter, die dort, wo sie herkam, zum Lehrkörper gehörte. Und von ihrem Vater, der als Wissenschaftler der Mikrobiologie in einem großen Chemiekonzern, der nach der Wende hier in Schwerin eine Niederlassung gegründet hatte, arbeitete. Sie verschwieg auch nicht, dass der Beruf ihres Vaters bei ihr das Interesse an den naturwissenschaftlichen Fächern geweckt hatte.

Da sie schon einmal dabei war, ließ sie nicht aus, dass ihre Eltern in Scheidung lebten und dass sie deswegen nun hier sei. Warum sie wirklich zu ihrem Vater musste, verschwieg sie besser. Das ging hier nun wirklich niemanden etwas an.

Sie beendete sie ihren „kleinen“ Vortrag mit den Worten: »Und ich habe eine schneeweiße Katze, meine beste Freundin, die mich wenn möglich überall hin begleitet!«

»Das war ja mal eine ausführliche Lebensbeschreibung!«, durchbrach der Lehrer die Stille, die sich wie ein Tuch über die Klasse gelegt hatte. Lauras Mitschüler hatten vermutlich noch nie so eine lange Ansprache einer Neuen gehört.

Allmählich kam wieder Leben in die Klasse. Es wurde getuschelt und vereinzelte Blicke verfolgten sie, während der Lehrer ihr einen Platz fast am Ende der Fenstersitzreihe zuwies.

“Puuh!“, dachte sie. „Zum Glück nicht in der Nähe der beiden Burschen!“

Die merkwürdige Musterung der beiden war ihr beim Eintreten nicht entgangen. Laura war nicht ganz wohl mit den beiden. Ihr war klar, Neue bekamen immer eine spezielle Begrüßung. Dass diese zwei mit Sicherheit etwas gegen sie aushecken würden, das war ihr nur zu bewusst. Nur was und wann, das war hier die Frage.

Doch erst einmal begann der Unterricht, und sie vergaß die beiden schnell.

Irgendwann war auch hier die Schule aus. Sie schlenderte zum Tor und wollte schon den Weg nach Hause einschlagen, als sie ein Maunzen vernahm. Ihr Blick wanderte über die Torpforte zu dem Metallgeländer. Etwas Weißes löste sich aus dem Schatten der Mauer und kam langsam auf sie zu.

»Lady, was machst du denn hier ... und vor allem, woher wusstest du ...? Ach, ist ja auch egal! Kommst du, um mich abzuholen?« Sie hob das schlanke Tier hoch und knuddelte es feste. Anschließend setzte sie die Katze zurück auf die Erde.

»Kommst du mich nun immer von der Schule abholen? Das freut mich aber!« Sie setzte ihren Weg fort, während Lady ihr nicht von der Seite wich. „Was für eine Katze!“,dachte sie. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Was ist das doch für ein treues Tier!“

Kapitel 3

Eulenspiegeleien!

Laura fühlte sich wider Erwarten in der neuen Schule recht wohl. Während der ersten Tage und Wochen ihrer Eingewöhnungsphase an dem neuen Gymnasium passierte nichts Besonderes, bis auf eine Sache. Sie hatte mitbekommen, dass ihre beiden Mitschüler etwas vorhatten.

Wie sich zu ihrer Verwunderung herausgestellt hatte, waren es Zwillinge. Zweieiige Zwillinge, um genau zu sein, was für Laura, im Nachhinein, einiges erklärte. Vor allem, was ihr unterschiedliches Aussehen und deren Charaktere betraf.

Hinter vorgehaltener Hand munkelte die kleine Klassengemeinschaft, dass die Zwei etwas mit der Neuen vorhatten. Diese Gerüchte hielten sich von Anfang an in der Klasse und ließen Laura, wann immer die Jungs in ihrer Nähe war, wachsam sein.

Diese Gerüchte waren mit einer der Gründe, weshalb sich die beiden bei ihr unter Generalverdacht befanden. Es war ihr bewusst, dass sich diese Rabauken durch nichts und niemanden davon abhalten lassen würden, irgendetwas gegen sie auszuhecken. Denn das waren sie schon ihrem Ruf schuldig.

Jedenfalls, an diesem besagten Tag, sollte es sich bewahrheiten. Doch das wusste sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Sie war gerade auf den Weg zu ihrem Klassenraum, als dort die Vorbereitungen der Zwillinge für ihren, wie sie glaubten, tollen Streich zum Abschluss kamen. Die Neue sollte endlich, standesgemäß von ihnen, den selbsternannten Klassenclowns oder auch Klassenrowdys, zum Ziel einer ihrer Verrücktheiten, werden.

Laura hatte in den ersten Wochen, auf dem Schulhof, schon viel über die beiden gehört. Die zwei galten, selbst in ihren Kreisen, als „anstrengend und nervig“.

Unterschiedlicher konnten diese Zwillinge wirklich nicht sein. Selbst auf den zweiten und dritten Blick konnte man sie nicht als solche erkennen. Sie waren, wie bereits erwähnt, zweieiig. Rafael war der Ältere - so um die 5 Minuten herum - , hochgewachsen und etwa eins fünfundsechzig groß! Während sein Bruder Cooper diese Länge kompensierte und in die Breite ging. Leicht untersetzt und um einen halben Kopf kleiner, hielten die zwei zumindest das gleiche Gewicht.

Die große Pause neigte sich dem Ende zu und Laura schlenderte in Gedanken versunken ihrem Klassenzimmer entgegen, als eine ihrer Klassenkameradinnen sich ungestüm an ihr vorbei drängte. Diese drehte sich im Laufen einmal um ihre eigene Achse, so dass sie ihr lächelnd eine Entschuldigung zuhauchen konnte, während sie weiter dem Klassenzimmer entgegenstrebte.

Laura zuckte zusammen, als sie sah, wie ihre Kommilitonin, nachdem sie die Tür aufgestoßen hatte, wie ein begossener Pudel im Türrahmen stehen blieb. Irgendjemand hatte einen Eimer auf die angelehnte Tür gestellt, damit derjenige, der als nächstes durch diese trat, voll von dem Wasserschwall getroffen werden würde, wenn dieser herunter kippte. Laura war sich nicht ganz sicher, ob nicht sogar sie mit dieser Eulenspiegelei gemeint war.