Das Riesen Science Fiction Romanpaket Juli 2022 - Alfred Bekker - E-Book

Das Riesen Science Fiction Romanpaket Juli 2022 E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Science Fiction Abenteuer: (999) Alfred Bekker: Das Meer der Finsternis Alfred Bekker: In den Höhlen Alfred Bekker: Signale aus dem Nichts Alfred Bekker: Das Artefakt Dietrich Wachler: Das Reservat Gerd Maximovic: Die Gedankenbombe Reinhard Köhrer: Weg der Erde Margret Schwekendiek/Alfred Bekker: Planet der Maschinen Freder van Holk: Roboterintrigen W.W.Shols: Station des Schreckens Harvey Patton: Clayborn und die Drachenwelt Alfred Bekker: Mission blaue Sonne Dietrich Wachler: Die dreizehnte Tafel Alfred Bekker: Angriff auf Acan Alfred Bekker: Invasion der Roboter Harvey Patton: Irrflug ins All Martin Takener, Commander des terranischen Raumschiffs NOVA GALACTICA begibt sich in das System der blauen Sonne. Die letzten Vertreter der ehemals mächtigen und technisch fortgeschrittenen Alienwandler-Spezies der Nugrou werden hier auf ihrer Heimatwelt gefangen gehalten. Eine Spur führt zu einem rätselhaften Artefakt, das eine ganze Galaxie in einenn verheerenden Krieg stürzen könnte...

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von Alfred Bekker, Gerd Maximovic, Reinhard Köhrer, Margret Schwekendiek, W.W.Shols, Harvey Patton, Dietrich Wachler, Freder van Holk

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Inhaltsverzeichnis

Das Riesen Science Fiction Romanpaket Juli 2022

Copyright

Das Meer der Finsternis

In den Höhlen

Übersicht Alfred Bekker's Sternenkrieger

Signale aus dem Nichts

Das Artefakt

Das Reservat

Die Gedankenbombe

Weg der Erde

Planet der Maschinen

Roboterintrigen

Station des Schreckens

Clayborn und die Drachenwelt

Mission Blaue Sonne

Die dreizehnte Tafel

Angriff auf Acan

Angriffsziel Erde

Invasion der Roboter

Irrflug ins Weltall

Das Riesen Science Fiction Romanpaket Juli 2022

von Alfred Bekker, Gerd Maximovic, Reinhard Köhrer, Margret Schwekendiek, W.W.Shols, Harvey Patton, Dietrich Wachler, Freder van Holk

Dieser Band enthält folgende Science Fiction Abenteuer:

Alfred Bekker: Das Meer der Finsternis

Alfred Bekker: In den Höhlen

Alfred Bekker: Signale aus dem Nichts

Alfred Bekker: Das Artefakt

Dietrich Wachler: Das Reservat

Gerd Maximovic: Die Gedankenbombe

Reinhard Köhrer: Weg der Erde

Margret Schwekendiek/Alfred Bekker: Planet der Maschinen

Freder van Holk: Roboterintrigen

W.W.Shols: Station des Schreckens

Harvey Patton: Clayborn und die Drachenwelt

Alfred Bekker: Mission blaue Sonne

Dietrich Wachler: Die dreizehnte Tafel

Alfred Bekker: Angriff auf Acan

Alfred Bekker: Invasion der Roboter

Harvey Patton: Irrflug ins All

Martin Takener, Commander des terranischen Raumschiffs NOVA GALACTICA begibt sich in das System der blauen Sonne. Die letzten Vertreter der ehemals mächtigen und technisch fortgeschrittenen Alienwandler-Spezies der Nugrou werden hier auf ihrer Heimatwelt gefangen gehalten. Eine Spur führt zu einem rätselhaften Artefakt, das eine ganze Galaxie in einenn verheerenden Krieg stürzen könnte...

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author /COVER: Ludger Otten

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

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Das Meer der Finsternis

​Alfred Bekker

Da war nichts, außer einem unergründlichen Meer aus Dunkelheit. Kein Gefühl, kein Licht, kein Geräusch. Nicht einmal so etwas wie ein Gedanke. Er hing im Nirgendwo, ohne sagen zu können, was vorher war oder später einmal sein würde, ohne zu wissen wer er war... Ohne überhaupt etwas zu wissen. Sein Bewußtsein war dumpf und voller Furcht, die er nicht zu erklären vermochte. Es war finsterste Nacht um ihn herum und er hatte das Gefühl, zu schweben, zu schwimmen, zu taumeln, sich zu drehen. Und zu fallen. Es herrschte eine abgrundtiefe Furcht in ihm, die alles regierte. Diese Furcht schien das Hauptelement seines verschwommenen Ichs zu sein. Eine Furcht, die nicht durch die alles umgebende Finsternis verursacht war, sondern durch ihr Gegentetl, der brennenden Flut greller Bilder. Langsam kam er hinauf zur Oberfläche seines Bewußtseins. Es wurde heller, aber alles war nach verschwommen und unklar. Es war so viel Licht, daß da plötzlich von allen Seiten auf ihn zuströmte, daß es kaum auszuhalten war. Konturen zeichneten sich ab. Manche waren ihm bekannt, andere nicht. Ständig gewann alles um ihn herum an Klarheit und Schärfe bis es weh zu tun begann. Er hörte jetzt auch Geräusche, so viele unklare, scheinbar zusammenhanglose Stimmen und Laute, deren Intensität in stetigem Zunehmen begriffen war und schließlich ohrenbetäubend wurde. Das alles war ihm auf furchtbare Weise vertraut und schmerzte. Es schien ihm, als müßten seine sämtlichen Nervenenden längst von diesem Feuerwerk verbrannt sein. Die Furcht ergriff ihn wieder mit ihren eisernen Klauen, ließ ihn augenblicklich zurückfahren und wieder untertauchen. Tief, immer tiefer, immer weiter weg von der Oberfläche, immer weiter weg von der Oberfläche und dem Licht und den Bildern und Stimmen... Es war wieder dunkel um ihn. Und stille.

***

Ein Strand, ein Meer und ein Himmel, der vom konkurrierenden Zwielicht einer Doppelsonne beherrscht wurde. Weit draußen brachen sich die Wellen, die Luft war erfüllt vom Geruch nach Salz und anderen Dingen, die undefinierbar waren. Später wußte er, daß dieser Strand auf dem vierten Planeten des Sebuan-Systems lag, aber damals war er kaum älter als zweieinhalb Standardjahre und gerade aus dem Nebel der Unbewußtheit erwacht.

***

Er saß dumpf und reglos in seinem computergesteuerten Rollstuhl und blickte leer auf den endlos scheinenden Ozean von Rigel III (Trivialname: Asimov - nach einem altterranischen Schriftsteller). Salz lag in der Luft und man konnte sehen und hören, wie sich die Wellen an der steinigen Küste von Morrow Island brachen. Der apathische Patient wurde von Larus den betonierten Weg entlanggeschoben. Larus tat das nicht aus unmittelbarer Notwendigkeit heraus, denn erstens hätte er auch dem Computer die Fortbewegung des kleinen Gefährts überlassen können und zweitens fiel diese Art der Betreuung auch überhaupt nicht in den Bereich seiner Pflichten. Sein elektronischer Kofferpsychiater hatte ihm den Grund verraten - und im Grunde seines Herzens hatte er ihn immer gewußt. Der Patient wandte nicht den Kopf, als die Strahlen der Sonne, um die Asimov seine Bahn zog, ihm ins Gesicht schienen. Er reagierte nicht auf seine Umwelt. Vielleicht konnte er es nicht, vielleicht wollte er es auch gar nicht. Larus empfand eine tiefe Schuld gegenüber diesem pflanzenhaften Wesen.

Es ist unverantwortlich gewesen, das Experiment durchzuführen! dachte Larus zum hundertsten Mal. Wir hätten es nicht tun dürfen! Das Risiko war viel zu groß!

Larus hatte von Anfang an Bedenken gehabt und diese auch geäußert. Die wissenschaftlichen Grundlagen waren lückenhaft und unzureichend gewesen, die Versuche an Tieren hatten nicht den erwünschten Durchbruch gebracht. Aber es war dennoch geschehen und obwohl es Malejew gewesen war, der das letzte Wort gehabt hatte, konnte sich Larus eines unguten Gefühls nicht erwehren.

Du bist nur ein kleines unbedeutendes Rädchen in der Hierarchie des Cartani-Konzerns! versuchte er sich stets einzureden. Er war zwar wissenschaftlicher Leiter des Forschungscamps, aber das hörte sich nach mehr an, als es in Wirklichkeit war. Malejew war der Bevollmächtigte des Cartani-Konzerns für dieses Projekt, aber kein Wissenschaftler. Und allein schon in dieser Befehlshierarchie manifestierte sich etwas, das Larus während seiner Arbeit gerne vergaß: Die Tatsache nämlich, daß es auf Morrow nicht in erster Linie um einen Dienst an der Wissenschaft ging, sondern darum, eine Möglichkeit zu schaffen, die Bevölkerung eines Planeten absolut kontrollieren und beobachten zu können. Natürlich würde man als Nebenprodukt tiefe Einblicke in die Natur der menschlichen Wahrnehmung und des bisher kaum ausgeloteten Konflikts zwischen subjektiver und objektiver Realität erhalten. Außerdem - wer hätte das mit Sicherheit ausschließen mögen? - bestand die Möglichkeit, daß durch ein Gelingen der Symbiose zwischen menschlichem Gehirn und gentechnologisch gezüchteten Plasmawesen ein Schritt nach vorn in der evolutionären Entwicklung des Menschen geschähe: Ein mit der Gabe der objektiveren (weil umfassenderen) Wahrnehmung ausgestatteter Übermensch. Larus hatte sich trotz des unübersehbaren und in seinen Augen zurmindest fragwürdigen Hauptzwecks des Projektes, der Faszination, die im Allgemeinen von dieser Arbeit ausging, nicht entziehen können. Es war etwas Großes, Bedeutsames an dem er mitarbeitete; etwas, das einen besessen machen konnte und dem irgendwo auch etwas Gefährliches, Abgründiges innewohnte. Das erste Opfer gab es bereits zu beklagen: Es hieß Jesper Greene und war statt zum Übermenschen zu einer Pflanze geworden. Es schien wie ein überaus zynischer Witz, den sich die Plasmawesen ausgedacht hatten, um alle, die auf der Morrow-Insel arbeiteten der Lächerlichkeit preiszugeben. Armer Greene! Aber war er nicht ohnehin auf dem besten Weg in den Wahnsinn gewesen?

Laß deine kläglichen Versuche, dich zu rechtfertigen und zu entschuldigen! wies Larus sich selbst zurecht. Es git keinerlei Anlaß, deinen Anteil an Greenes Untergang zu relativieren!

***

Diese tägliche Ausfahrt des Patienten empfand Larus als sehr deprimierend. Er fragte sich, wie es Dr. Lemieux und all den anderen (aber vor allen Dingen Malejew) gelang, so zu tun, als hätten sie mit dem Schicksal Greenes nichts zu tun, ja, als hätte er nie auf ihrem Operationstisch gelegen und als hätten sie ihn nie als ihr Versuchskaninchen benutzt. Er konnte nicht verstehen, weshalb sie so wenig menschliche Regung zeigten (und wieder kam ihm dabei in besonderem Maße Malejew in den Sinn).

Larus sah deutlich Malejews kahlgeschorenen Schädel vor seinem geistigen Auge; um den Mund spielte ein zynisches Grinsen und auf dem Arm trug er seinen hirnlosen Pudel. Vom Anfang ihrer Bekanntschaft an, als Larus hierher nach Morrow auf Asimov gekommen war, um die wisseschaftliche Leitung des Projekts zu übernehmen, war sein Verhältnis zum Bevollmächtigten des Cartani-Konzerns gleichermaßen von Furcht und Unbehagen auf der einen und Interesse auf der anderen Seite geprägt gewesen.

Aber bis zum heutigen Tage war es Larus nicht gelungen, größere Einblicke hinter Malejews äußere Fassade zu bekommen. Der Kahlkopf schirmte sich geschickt gegen jegliche Versuche ab, in sein Inneres zu dringen. Daher war es fast unmöglich, mit ihm außerhalb des dienstlichen Bereiches Kontakt aufzunehmen - es sei denn, es ging um den Austausch einiger zynischer Bemerkungen. Aber da konnte Larus nicht mithalten. Wenn Malejew nicht gerade mit irgendwelchen dienstlichen Angelegenheiten beschäftigt war, fand man ihn stets allein, nur in Begleitung seines Pudels, der das einzige Wesen zu sein schien, mit dem ihn mehr, als nur das unmittelbar Notwendige verband.

So kühl auch seine Beziehungen zu den ihn umgebenden Menschen gestaltet sein mochten, so war sein Verhältnis zum Projekt gänzlich anderer Natur. Hier zeigte sich Malejew von geradezu fanatischer Besessenheit und konnte mitunter in einen Zustand überschwenglicher Euphorie gelangen. Wenn Larus es recht betrachtete, dann wußte er nur sehr wenig über Malejew. In den Datenspeichern von Morrow war fast nichts über ihn zu finden. Nicht einmal Angaben auf welchem Planeten er geboren war.

"Hallo, Dr. Larus!" rief eine Männerstimme und riß den wissnschaftlichen Leiter des Camps damit aus seinen Grübeleien. Er hatte die rasch und mit langen Schritten daherschreitende Gestalt Dan Lemieuxs nicht bemerkt und war für den Bruchteil eines Augenblicks etwas verwirrt.

Als Lemieux Larus erreicht hatte, blieb er stehen, um zuerst ihn und dann Greene mit einem nachdenklichen Blick zu bedenken.

"Ich mache mir Sorgen um Sie, Larus!"

"Weshalb?"

"Weil Sie sich die bedauerliche Angelegenheit mit Greene zu sehr zu Herzen nehmen!" Und nach kurzer Pause fügte er noch hinzu: "An Ihrem Gesicht sehe ich, daß ich Recht habe. Widersprechen Sie mir also nicht!" Larus' Züge wurden sichtlich angespannter und es schien ganz offensichtlich so, daß ihm dieses Thema unangenehm war.

"Unser aller Versagen ist Schuld daran, daß ein Mensch mit eigenständiger Persönlichkeit zu etwas degeneriert ist, das dumpf und stumm vor sich hin vegetiert wie ein Baum oder wie Gras!"

"Greene wußte, daß das Risiko hoch war", erklärte Lemieux so ruhig es ihm möglich war. "Was geschehen ist, ist bedauerlich und aller Wahrscheinlichkeit auch nicht wieder rückgängig zu machen." Er packte Larus bei den Schultern und die beiden wechselten einen Blick, der jedem von ihnen das Unverständnis des anderen zeigte.

Larus schätzte Lemieux als sachkundigen und intelligenten Mitarbeiter, aber seine Art über die Sache mit Greene zu reden fand den eindeutigen Widerwillen des Projektleiters. Er spürte, daß es Lemieux nicht wirklich darum ging, ihm seinen Schuldkomplex zu nehmen. Das Wohlwollen und das Mitgefühl, das der Arzt mit seinen Worten zu vermitteln suchte, schien irgendwie nicht wahrhaftig zu sein, auch wenn Larus nicht genau zu sagen vermocht hätte, weshalb er so empfand. Ein unsicheres, flüchtiges Lächeln spielte um Lemieuxs Mund und irritierte Larus ein wenig. Ich frage mich, ob er wirklich begreift, was mich bewegt! überlegte Larus. Während sie einige Momente lang schwiegen, schien sich die Atmosphäre zwischen ihnen aufzuladen. Beiden bereitete die Situation jetzt Unbehagen, wenn auch aus verschiedenen Gründen.

"Die Wissenschaft...", meinte Lemieux schließlich und kratzte sich am Ohr. "Wir stehen alle im Dienst der Wissenschaft und des Fortschritts. Wir beide ebenso wie seinerzeit Carlott. Leider kommt es immer wieder vor, daß diese große Aufgabe, die wir uns stellen, die Aufgabe der Erkenntnisvermehrung, Opfer fordert. Opfer, die uns manchmal unverhältnismäßig erscheinen mögen, aber sind sie nicht letztendlich durch das hohe Ziel gerechtfertigt, die Menschheit in ihrer Entwicklung weiterzubringen?"

Wenn Lemieux derartige Plattitüden dahersagte, gelang ihm dies in der Regel nie ohne einen Schuß unfreiwilliger Komik, der von Larus nicht unbemerkt blieb.

Die Wahrheit ist höchstwahrscheinlich, daß er über solche Dinge überhaupt nicht nachdenkt! dachte Larus mit einem bitteren Gefühl. Deshalb klingt es so merkwürdig, wenn er so etwas sagt!

Die beiden Wissenschaftler verabschiedeten sich voneinander und Larus war wieder allein mit Greene, dessen Augen matt ins Leere starrten und weder das Meer noch die Steilküste und den wunderschönen Himmel von Asimov wahrzunehmen schienen. Bisweilen kamen Larus absonderliche Gedanken, wenn er Greene so ohne jegliche Verbindung zur Außenwelt dahinvegetieren sah.

Was, wenn sein Bewußtsein - entgegen allen Prognosen - eines Tages doch zurückkehrte? Mußte es nicht ein verbitterter, von Haß- und Rachegedanken erfüllter Greene sein, der dann aus dem Abgrund der Unbewußtheit emportauchen würde? Wie würde er reagieren, wenn er begriffen hatte, was mit ihm geschehen war? Welche ungeahnten Deformationen mußte eine Seeie davontragen, die so schrecklichen Leiden ausgesetzt wurde? Larus war sich in solchen Augenblicken mit sich selbst nicht ganz darüber einig, ob es am Ende nicht gar ein für den Betroffenen positives Faktum darstellte, daß ein Zurückholen seines Bewußtseins aus der autistischen Einsiedelei fürs Erste völlig ausgeschlossen war und aller wissenschaftlichen Voraussicht nach auch bleiben würde. Vielleicht, so überlegte Larus manchmal, würde man ihm gar keinen Gefallen damit tun, ihn aus seiner Dumpfheit zu wecken.

Während Larus seine gewohnte Runde mit Greene zu Ende führte, hatte er - wie stets - das Gefühl, die Zeit schritte gerade jetzt besonders langsam voran. Sie schien deutlich zähflüssiger als zu anderen Tageszeiten und jede Minute hatte zu seinem Leidwesen Platz genug für ein gutes Dutzend unliebsamer Gedanken. Am Schluß dieser täglichen selbstauferlegten Bußehandlung, brachte Larus den Patienten zurück in sein Quartier. Wenn er dann wieder hinaustrat in das heiße Sonnenlicht, war das jedesmal wie eine Erlösung. Er fühlte sich dann ein wenig besser und gestattete es sich, Greene für den Rest des Tages nicht die beherrschende Rolle in seinem Leben und seinen Gedanken spielen zu lassen. Was dann folgte war zum größten Teil Routine. Er gab hier und da Anweisungen, ließ sich Laborergebnisse und Computerberechnungen zeigen und ging durch die verschiedenen Versuchsanlagen. Wenn er dann später in seinem Büro am Terminal saß und sich den Gesamtstand der Forschungen auf Morrow ansah, so mußte er wohl oder übel zugeben, daß offensichtlich auf der Stelle getreten wurde. Der anfängliche Elan, der das Projekt die erste Zeit hindurch begleitet hatte, war verflogen; Fortschritte ließen sich immer schwieriger erreichen. Larus war nicht der einzige, der das bemerkte. Überall im Camp machte sich eine resignative ratlose Stimmung breit.

"Wir müssen unbedingt die Großcomputer des Sol-Systems anzapfen!" erklärte Dr. Dr. Sora Samabi, als sie am Abend in Larus Büro kam und dort einen verzweifelten Projektleiter vorfand. "Das mag zwar ein Vermögen an Gebühren kosten, aber ohne eine massive Aufstockung unserer Computerkapazitäten werden wir auf absehbare Zeit hinaus keinen Durchbruch erzielen. Oder ist Cartani zu geizig, die dafür anfallenden Gebühren aufzubringen?"

Samabi war eine kleine, stämmige Frau mit glattrasiertem Kopf, auf dem es nur zwei zentimeterdicke Haarstreifen von der Form ihrer Initialen gab und die zu einer heftigen, fast beschwörend wirkenden Gestik neigte. Larus nickte ihr zu und lehnte sich hinter seinem Terminal zurück.

"Sie wissen so gut wie ich, daß das unmöglich ist, weil dieses Projekt geheim bleiben muß. Mit den Gebühren hat das nichts zu tun!"

"Dann sorgen sie bitte dafür, daß ein Großcomputer nach Morrow geschafft wird!"

"Malejew befindet sich zur Stunde auf der Erde. Vielleicht kann er die Konzernoberen für den von ihnen schon so lange geforderten Großrechner erweichen."

Samabis Züge wurden finster.

"Ich möchte es hoffen!" brummte sie.

Larus sah in ihren Zügen ehrlichen Zorn, aber da war noch etwas anderes, etwas, das schwer zu bestimmen war. Besorgnis vielleicht.

"Ich weiß, daß sie vollkommen Recht haben, aber ich bin nicht der Mann, der hier etwas ändern könnte", sagte Larus hilflos.

Sora Samabi beugte sich daraufhin über den Tisch und meinte fast flüsternd: "Könnte es sein, daß man auf den oberen Etagen von Cartani dieses Projekt bereits mehr oder weniger abgeschrieben hat?"

Larus erstarrte.

"Es ist nur ein ganz vager Verdacht. aber..." Sie zog die Augenbrauen in die Höhe. "Vielleicht wird man das Camp in nächster Zeit schließen..."

"Das ist Unsinn!" rief Larus. "Ich weiß nicht, wer ihnen das eingeredet hat, aber mir ist jedenfalls von solchen Dingen nichts bekannt!"

***

Dr. Connet Larus betrachtete stumm Greenes matte Augen, die auf die an der Wand hängenden Musikinstrumente gerichtet waren. Der Patient war vollkommen reglos. Nicht ein Muskel zuckte in seinem zur Maske erstarrten Gesicht. Fast wie eine Puppe saß er da und Larus konnte sich vom Anblick dieses Seelenlosen einfach nicht lösen.

Er ist kein Mensch mehr! dachte er. Nicht im eigentlichen Sinne jedenfalls... Vielleicht hat Dr. Samabi mit ihrer Ansicht Recht, daß es das Beste wäre, ihn einzuschläfern... Larus erschrak über seine eigenen Gedanken. Ja, für dich wäre das die einfachste Lösung! entlarvte er sich selbst und das Gefühl, das ihn dabei überkam, war sehr bitter. Greene führt dir ständig dein Versagen vor: als Mensch und als Wissenschaftler gleichermaßen! Aber was, wenn nun doch etwas von Greenes Bewußtsein übriggeblieben ist? Was, wenn er seine gegenwärtige Existenz als angenehm empfindet und sich auf seine Weise am Leben freut? Man müßte wissen, was hinter dieser verdammten Stirn abläuft! überlegte Larus. Ist es nicht eine Ironie? Unsere Raumschiffe sind tief in den Weltraum gedrungen, haben fremde Galaxien erforscht - aber die paar Zentimeter, die unser Gehirn ausmachen, bieten uns immer noch mehr Rätsel als die Millionen Parseks da draußen...

Ein Stöhnen entrang sich unvermittelt Greenes Mund und Larus erschrak. Seit der Operation war nichts über die Lippen des Patienten gekommen. Kein Laut. Was konnte das zu bedeuten haben? Larus suchte sofort nach den möglichen Ursachen für diese Lautäußerung, aber er fand nichts. Vielleicht hatte Greene Schmerzen. Vielleicht hatte er auch einfach nur ungeschickt geatmet, sodaß es sich wie ein Stöhnen anhörte. Larus postierte sich so, daß er dem Patienten ins Gesicht sehen konnte. Aber dieser einmaligen Lautäußerung, von der man nicht sagen konnte, was sie bedeutete oder wodurch sie bewirkt worden war, folgte keine Zweite. Greenes Lippen waren geschlossen. Seine Züge blieben starr und unbeweglich. Für Larus war es jedesmal schmerzhaft in dieses Gesicht zu schauen, das ihm jedesmal aufs Neue wie ein Vorwurf schien. Aber er zwang sich dazu, hinzusehen, so als würde durch die Qual, die er fühlte, etwas von der Schuld abgetragen werden können, die er auf sich geladen zu haben meinte. Warum mußte er auch so empfindsam und dünnhäutig sein und sich diese Sache so sehr zu Herzen nehmen? Warum war er nicht wie Lemieux oder Malejew, die für solche Situationen deutlich besser gerüstet zu sein schienen. Manchmal wünschte er es sich wirklich.

***

Es war finsterste Nacht um ihn herum und er hatte das Gefühl, zu schweben, zu schwimmen, zu taumeln, sich zu drehen. Und zu fallen. Es herrschte eine abgrundtiefe Furcht in ihm, die alles regierte. Diese Furcht schien das Hauptelement seines verschwommenen Ichs zu sein. Eine Furcht, die nicht durch die alles umgebende Finsternis verursacht war, sondern durch ihr Gegenteil, der brennenden Flut greller Bilder. Es war dunkel um ihn. Und stille.

(c) Alfred Bekker

In den Höhlen

von Alfred Bekker

Chronik der Sternenkrieger

Ein CassiopeiaPress E-Book

Die abweichende Original-Printausgabe erschien in der Romanreihe „STERNENFAUST“ unter dem Titel „In den Höhlen der Ganador“.

© 2005,2008,2013 by Alfred Bekker

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich (Westf.)

www.AlfredBekker.de

>+++<

Mitte des 23. Jahrhunderts werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner.

In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps , unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf...

Alfred Bekker schrieb die fesselnden Space Operas der Serie CHRONIK DER STERNENKRIEGER. Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die GORIAN-Trilogie und die DRACHENERDE-SAGA machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er schrieb für junge Leser die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS, ZWERGENKINDER und ELVANY sowie historische Abenteuer wie DER GEHEIMNISVOLLE MÖNCH, LEONARDOS DRACHEN, TUTENCHAMUN UND DIE FALSCHE MUMIE und andere. In seinem Kriminalroman DER TEUFEL VON MÜNSTER machte er mit dem Elbenkrieger Branagorn eine Hauptfigur seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einem höchst irdischen Mordfall. Im November 2012 erschien mit DER SOHN DER HALBLINGE sein nächster großer Fantasy-Epos bei Blanvalet.

>+++<

Samtran VIII, Nalhsara der Fulirr, Residenz des Flottenkommandanten…

Marrashtuorr ließ seine Riechzunge kurz aus dem reptiloiden Maul hervorschnellen. Ein Zeichen der Nervosität. Aber der gegenwärtige Befehlshaber jener Flotte aus Einheiten der sauroiden Fulirr und der Methan atmenden Naarash, die sich im Samtran-System gesammelt hatte, um sich für den Angriff auf das Territorium der Humanen Welten vorzubereiten, wusste, dass eigentlich von ihm erwartet wurde, sich beherrscht und stark zu geben.

Narashtirr, der zweite Fulirr im Raum starrte derweil auf den großen Bildschirm, wo gerade die eingehenden Abstimmungsergebnisse erschienen. Die Allgemeinheit des Nalhsara entschied über Krieg oder Frieden. Lange hatte die große Mehrheit der Fulirr auf Grund der zu erwartenden hohen Verluste davor zurückgeschreckt, den Großangriff auf den Picus-Sektor und das von Menschen kontrollierte Wurmloch tatsächlich zu beginnen, nachdem man bei ersten Vorstößen gescheitert war.

Doch nun standen die Zeichen auf Krieg. Immer deutlicher zeichnete sich eine Mehrheit für einen sofortigen Angriff ab.

*

Etwas abseits standen mehrere Gestalten in Raumanzügen, deren Helmvisiere keinerlei Blick ins Innere gewährten. Die entfernt humanoiden Körper schienen über sehr kräftige Arme und Beine zu verfügen.

Außerdem hatten sie offenbar an der Vorderseite des Kopfes einen langen Fortsatz. Ob es sich dabei um ein Maul, einen Schnabel oder einfach nur um einen sehr tiefen Zierkamm handelte, war nicht bekannt.

Es handelte sich um Methan atmende Naarash.

Gator, der regierende Handelsherr des Handelshauses Algorar weilte mit seinem Gefolge in der Schwebenden Stadt.

Es war dem Naarash-Handelsherrn gelungen, etwas zu schaffen, was vor ihm noch niemand geschafft hatte: Eine Flottenkoalition verschiedener Naarash-Handelshäuser, die allesamt ein einziges Ziel einte: Sie wollten das sich im Besitz der Menschen befindliche Wurmloch unter ihre Kontrolle bringen. Und da ihr Versuch, das Wurmloch auf eigene Faust zu erobern, kläglich am Widerstand des Space Army Corps gescheitert war, hofften sie nun, dieses Ziel mit Hilfe eines Verbündeten zu erreichen, dessen Ziele in dieser Hinsicht offenbar einigermaßen kongruent mit ihren eigenen waren.

Am problematischsten war vermutlich die Zeit nach dem Sieg über die Humanen Welten, wie sich das Staatsgebilde der Menschheit nannte. Dann wurde nämlich die Beute aufgeteilt und der Naarash-Handelsherr hoffte natürlich darauf, dass es letztendlich seine Seite sein würde, die am Ende das Wurmloch unter ihre Kontrolle bekam, mit dessen Hilfe eine Passage in ein fünfzigtausend Lichtjahre entferntes Raumgebiet erreicht werden konnte.

Doch noch war es nicht so weit.

Noch konnte alles an der Unentschlossenheit seiner Fulirr-Verbündeten scheitern, bei denen alle Entscheidungen durch das »Nalhsara« gefällt wurden. So wurde nicht nur das Staatsgebilde und das Territorium der Sauroiden bezeichnet, sondern der Begriff beinhaltete vor allem auch die Gesamtheit aller Fulirr.

Die Allgemeinheit.

Sie stimmte darüber ab, was zu geschehen hatte und nötigenfalls auch, wer die beschlossenen Maßnahmen durchführen musste.

Eine sehr radikale Form direkter Demokratie, die dem Handelsherrn des Hauses Gator suspekt war. Gator war lediglich dem Kapitänsrat der Flotte des Handelshauses Algorar gegenüber verantwortlich. Dessen Mitgliedern musste er in regelmäßigen Abständen Rede und Antwort stehen und sie überzeugen, ihn gegebenenfalls in seinem Amt zu bestätigen.

In den Perioden dazwischen jedoch war – Gators Handlungsfreiheit recht groß – und die Loyalität der Kapitäne eine Ehrensache.

Ich frage mich ernsthaft, wie es dieses unentschlossene Volk von Reptilienabkömmlingen jemals geschafft hat, doch ein vergleichsweise großes, wenn auch dünn besiedeltes Sternenreich aufzubauen und darüber hinaus einen jahrzehntelangen Krieg gegen die K'aradan zu führen, wenn sie stets vor einer strategischen Entscheidung dazu gezwungen sind die Allgemeinheit aller stimmberechtigten Bürger zu befragen!

In Gators etwas geringschätziger Meinung hatte dies den Naarash bisher einen Vorteil gebracht – nämlich, dass sie von allen Völkern, die den Naarash bekannt waren, die beste Datenübertragungstechnik entwickelt hatten, um jederzeit ein korrektes Abstimmungsergebnis des Nalhsaras sicherstellen zu können.

»Die Abstimmung ist beendet«, erklärte Narashtirr, der Adjutant des Kommandanten, zufrieden und riss den Naarash damit aus seinen Gedanken.

Dem Verborgenen Gott sei Dank hat diese Folter nun ein Ende!, durchfuhr es Gator.

Das Ergebnis war eindeutig.

Narashtirr wandte sich an seinen Kommandanten Marrashtuorr und meinte: »Das Nalhsara hat sich für einen sofortigen Angriff entschieden!«

»Ja, so sieht es leider aus!«

»Warum leider?«, fragte Narashtirr. »Jeder hatte die Möglichkeit, seine Stimme abzugeben. Du auch.«

»Das habe ich auch getan«, verteidigte sich Marrashtuorr.

»Sind Sie etwa nicht der Meinung, dass wir das Wurmloch unter unsere Kontrolle bringen sollten?«, wunderte sich Narashtirr, denn über die Medien hatte der Kommandant der Flotte bei Samtran VIII stets etwas anderes gesagt und immer darauf hingewiesen, was für eine immense Bedeutung Wurmloch Alpha, wie die Menschen es nannten, für die Fulirr besaß.

»Ich meine eigentlich nur, dass der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen ist«, entgegnete Marrashtuorr. »Es wäre besser, wir würden mit unserem Angriff noch warten, bis die Umstände günstiger sind und wir mit weniger Verlusten zu rechnen haben.«

»Verluste sind unvermeidlich«, erklärte Narashtirr sehr nüchtern.

»Das mag sein. Aber die Bevölkerung des Nalhsara erwartet offenbar beides zugleich von uns! Die Eroberung des Wurmlochs, aber bitte ohne Tote.«

Die Abstimmungsergebnisse verschwanden vom Bildschirm.

Sie machten dem Bild eines offenbar schon recht betagten Fulirr Platz, dessen Schuppen nicht mehr im besten Zustand waren.

Das war Hrrarr, der Ehrenflottenkommandant, dessen Pflicht es jetzt war, Marrashtuorr den Auftrag zu erteilen, mit der bei Samtran VIII gesammelten Flotteneinheiten in Richtung der Grenze zu den Humanen Welten aufzubrechen.

»Sie haben das Abstimmungsergebnis zur Kenntnis genommen, Marrashtuorr?«, fragte der alte Hrrarr.

Der Flottenkommandant nahm Haltung an und ballte die rechte Pranke zu dem Fulirr-Äquivalent einer Faust.

»Das habe ich. Unsere Schiffe stehen bereit. Ich kann jederzeit den Angriff befehlen.«

»Dann tun Sie dies – und zwar umgehend.«

»Jawohl!«

*

Ein halbes Lichtjahr vom Samtran-System entfernt befand sich der Leichte Kreuzer NEPTUN unter dem Kommando von Commander Raphael Wong auf Erkundungsmission. Sicherheitshalber flog die NEPTUN im Schleichflug, nachdem zunächst in einem mehrstündigen Bremsmanöver die beim Austritt aus dem Sandström-Raum erreichte Geschwindigkeit von 0,4014 LG auf unter 0,2 LG gedrosselt worden war.

Sämtliche Systeme waren auf ein absolut notwendiges Minimum zurückgefahren worden, um verräterische Emissionen zu vermeiden.

Zwar bestand trotz der überlegenen Technologie der Fulirr keinerlei Gefahr, dass die NEPTUN unmittelbar der feindlichen Fernortung auffiel. Verräterische Emissionen brauchten schließlich ein halbes Jahr, ehe sie auf diese Entfernung im Samtran-System zu orten waren. Allerdings bestand in diesem Raumsektor immer auch die Gefahr, auf gegnerische Patrouillen zu stoßen, die aus weitaus geringerer Distanz ihre Ortungssysteme auf Hochtouren laufen ließen und dann natürlich unter Umständen in der Lage waren, beispielsweise die typische Signatur eines Ionentriebwerks anzumessen, wie es zur Standardausstattung der Space Army Corps Schiffe gehörte.

Die NEPTUN hatte ständig mindestens eine Sandström-Sonde auf Empfang.

Mit Hilfe dieser aus K'aradan-Technologie stammenden Sonden war es dem Space Army Corps erstmals möglich, im Sandström-Raum Ortungen vorzunehmen. Allerdings mussten die Sonden dafür auf mindestens vierzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden, um in den Sandström-Raum eindringen und von dort senden zu können.

Da dieser Beschleunigungsvorgang einige Stunden dauerte, und stets die Gefahr bestand, dass der Kontakt zwischen Schiff und Sonde irgendwann abbrach, wurden bei besonders wichtigen

Beobachtungsmissionen stets zwei Sonden zeitverzögert eingesetzt. Ansonsten bestand die Gefahr, dass man für mehrere Stunden keine Sandström-Ortung besaß und zumindest in Bezug auf den Zwischenraum blind war.

Seit einer Woche versah die Crew der NEPTUN bereits ihren Dienst mehrere Lichtjahre jenseits der unsichtbaren Grenze zwischen dem Machtbereich der Fulirr und dem Territorium der Humanen Welten.

Eine gewaltige Armada hatte sich im Samtran-System zusammengefunden – bereit, sich des Wurmlochs bei Alpha Picus gewaltsam zu bemächtigen.

Commander Raphael Wong saß in seinem Kommandantensitz und schlug die Beine übereinander. Äußerlich wirkte er gelassen, wozu zweifellos auch sein asiatisch geprägtes Gesicht beitrug. Innerlich jedoch war er auf das Höchste angespannt.

Ihm war – wie jedem an Bord – klar, dass der große Krieg um Wurmloch Alpha und die mit ihm verbundene Verheißung einer schnellen Verbindung in ein 50.000 Lichtjahre entfernt liegendes Raumgebiet jederzeit beginnen konnte.

Eigentlich ist es verwunderlich, dass der Angriff nicht längst stattgefunden hat, überlegte Wong. Die Flottenstärke der vereinigten Fulirr und Naarash reichte längst aus.

Zwar war die Überlegenheit der Fulirr in letzter Zeit durch die Verwendung der Sandström-Sonden etwas gemildert worden, da es nun möglich wurde, im Sandström-Raum herannahende Schiffe bereits bei ihrem voraussichtlichen Austrittspunkt im Normalraum mit Dauerfeuer zu empfangen.

Aber die technologische Überlegenheit der Fulirr war ansonsten unangefochten. Ihre Antimaterieraketen stellten die stärkste Waffe dar, denen die Menschheit bisher begegnet war.

Vergeblich hatten Wissenschaftler der Humanen Welten versucht, diese Technologie zu kopieren. Und die Fulirr, denen es zuvor gelungen war, die Menschheit als Verbündete in den Konflikt hineinzuziehen, der seit vielen Jahrzehnten mit unverminderter Härte zwischen dem Reich der K'aradan und dem Nalhsara tobte, hatten es zwar verstanden, den Humanen Rat und die Führung des Space Army Corps mit dem Versprechen eines Technologie-Transfers zu ködern, andererseits aber dafür zu sorgen, dass so gut wie kein Anwendungswissen die Seiten gewechselt hatte.

Die menschlichen Versuche, auf Grundlage des Fulirr-Wissens eine eigene Antimateriewaffe zu entwickeln, waren seinerzeit kläglich gescheitert, wie Raphael Wong sich nur zu gut erinnerte. Schließlich war er damals auf der STERNENKRIEGER I Erster Offizier unter Commander Rena Sunfrost gewesen, als der Leichte Kreuzer zur Durchführung des ersten Tests ins Apollo-System aufgebrochen war.

»Captain, eine der Sonden misst einen Eintritt in den Sandström-Raum an. Die Position entspricht dem Samtran-System. Ein zweiter Eintritt in den Sandström-Raum erfolgte kurz danach«, meldete Lieutenant Derek Batista, der Ortungsoffizier der NEPTUN.

»Wie der Beginn der großen Invasion sieht das nicht gerade aus«, kommentierte Lieutenant Brian Mayer, der Erste Offizier. »In den letzten Tagen haben immer wieder mal ein paar Schiffe das System verlassen…«

»Allerdings gab es keine Schiffe, die noch hinzugekommen wären, um die Armada der Fulirr und Naarash zu verstärken«, gab Derek Batista zu bedenken.

»Sie meinen also, wir können davon ausgehen, dass die Phase der Flottenkonzentration abgeschlossen ist«, glaubte Raphael Wong.

»Ja, Sir«, bestätigte Batista. »Im Wesentlichen ist sie das allerdings schon seit Wochen. Nach den Messungen, die sowohl wir als auch die anderen Kundschafterschiffe vorgenommen haben, sind innerhalb der letzten vierzehn Tage – gerade mal fünf Einheiten im Samtran-System eingetroffen.«

»Captain, der Eintrittsvektor der beiden soeben im Sandström-Raum angemessenen Fulirr-Raumer sollte uns zu denken geben«, meldete sich Lieutenant Pemmo Nebbson zu Wort. Er war der Funkoffizier der NEPTUN und als solcher für den Empfang jener Signale zuständig, die von den Sandström-Sonden zum Mutterschiff gesandt wurden. Die Verarbeitung der eingehenden Daten lag dann wiederum federführend beim Ortungsoffizier. Allerdings hatte natürlich auch Nebbson zwangsläufig ständigen Zugriff auf die Daten, da es ihm anders gar nicht möglich gewesen wäre, Übermittlungsfehler oder eine nachlassende Sendeleistung der Sonde rechtzeitig zu erkennen.

Gerade Letztere kündigte sich nämlich in der Regel durch eine immer schlechter werdende Daten-Dichte und Qualität an, wie sich im Laufe der Zeit gezeigt hatte.

»Ich bitte um eine Erläuterung, Lieutenant«, sagte Commander Wong.

»Der Eintrittsvektor verrät uns, dass der voraussichtliche Punkt, an dem die beiden Schiffe in den Normalraum zurückkehren werden, außerhalb der Ortung unserer Sandström-Sonden liegt. Unser Bordrechner vermutet den Austrittspunkt in einer Entfernung von mindestens vier Lichtjahren zum Samtran-System.«

»Das würde auf Alpha Picus und Wurmloch Alpha zutreffen«, stellte Wong düster fest.

»Zumindest dürfte feststehen, dass die beiden Schiffe eigentlich nur innerhalb des Territoriums der Humanen Welten rematerialisieren können.«

»Vielleicht handelt es sich um irgendeine Erkundungsmission«, überlegte Lieutenant Celine Al-Malik, die Waffenoffizierin der NEPTUN. »So ähnlich wie wir auch vorgehen, um die Flottenkonzentrationen des Gegners im Auge zu behalten.«

»Captain, sollen wir Commodore Soldo über die beiden Schiffe informieren?«, fragte Lieutenant Brian Mayer.

»Durch die Benutzung des Sandström-Funks würden wir unsere Tarnung aufgeben«, gab Lieutenant Nebbson zu bedenken.

Wong überlegte kurz.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich in der Nähe vorgeschobene Einheiten der Fulirr befanden, war recht groß.

Die über die Sandström-Sonden angemessenen Zwischenraum-Passagen der letzten Tage ließen das fast schon als gesicherte Erkenntnis erscheinen. Falls man die Funkstille brach und den Sandström-Sender der NEPTUN benutzte, musste das eigentlich von diesen Schiffen bemerkt werden.

Das wiederum bedeutete nichts anderes, als dass die Mission der NEPTUN damit beendet war. Sie konnte es dann wahrscheinlich gerade noch schaffen, rasch genug zu beschleunigen, um in den Sandström-Raum zu entkommen, ehe stärkere Verbände der Fulirr erschienen und die NEPTUN mit ihren gefürchteten Antimaterieraketen unter Feuer nahmen.

»Was ist Ihre Meinung, Templeton?«, erkundigte sich Wong bei Lieutenant Pierre Templeton, dem Ruderoffizier des Leichten Kreuzers, der sich bisher noch gar nicht zur Sache geäußert hatte.

»Meiner Einschätzung nach können die beiden angepeilten Fulirr-Einheiten nicht so viel Schaden anrichten, wie durch die Aufhebung der Funksperre entstehen wurde. Unser Posten wäre unbesetzt. Wir sind im Moment die am weitesten vorgeschobene Einheit und die Ortungsreichweite der Sandström-Sonden, die sich auf weiter zurückgezogenen Positionen befinden, reichen nicht bis ins Samtran-System. Daher kommt unserem Schiff im Moment eine Schlüsselposition zu.«

»Letzteres ist eine Einschätzung, die ich teile«, sagte Wong nickend.

»Sir, darf ich etwas anmerken«, meldete sich Lieutenant Celine Al-Malik zu Wort. Die Waffenoffizierin hatte sich von ihrer Konsole abgewandt, über die sie normalerweise im Gefechtsfall die Steuerung des Schiffs übernahm.

»Bitte, Lieutenant«, gab Wong zurück.

»Es könnte sich bei dem Aufbruch der beiden Fulirr-Schiffen um ein taktisches Manöver handelt, das dem Großangriff vorausgeht.«

»Sie denken, dass diese Schiffe ausgesandt wurden, damit wir die Sandström-Funksperre brechen«, schloss Wong.

»Ja, Sir. Die Fulirr wüssten dann, wie gut sie beobachtet werden und können sich immer noch überlegen, ob sie ihre Invasion bereits starten oder noch verschieben…«

»Dass diese Invasion unmittelbar bevorsteht, dafür sprechen eigentlich alle Erkenntnisse«, meinte Mayer. Der Erste Offizier der NEPTUN kratzte sich nachdenklich am Kinn und fügte dann noch hinzu: »Insbesondere könnte die verstärkte Sandström-Funk-Aktivität innerhalb des Nalhsara darauf hindeuten, dass gegenwärtig eine Abstimmung vonstatten geht!«

»Eine Abstimmung mit hohem Datenaufkommen, an der sich die Gesamtheit der Fulirr beteiligt«, stimmte Nebbson zu. »Das scheint mir plausibel zu sein.«

Raphael Wong atmete tief durch. Es ist meine Entscheidung.

Er erhob sich aus seinem Schalensessel, wandte den Blick kurz in Richtung des Panorama-Schirms, auf dem die relativ nahe Sonne Samtran deutlich hervorgehoben zu sehen war und befahl schließlich: »Die Sandström-Funksperre bleibt aufrecht erhalten. Wir beobachten weiter die Flottenbewegungen des Gegners.«

»Aye, Sir«, bestätigte Mayer.

Zwei Stunden dauerte es, ehe die nächsten Eintritte in den Sandström-Raum durch die Sonden geortet wurden.

Inzwischen hatte die NEPTUN den Kontakt zu einer dieser Sonden verloren, was unweigerlich irgendwann geschah. Eine weitere war aber rechtzeitig auf den Weg geschickt worden, um den Ausfall zu ersetzen, sodass der Ausfall an Ortungsdaten nicht allzu lange andauerte.

Nach fünf Stunden waren bereits vierzig Einheiten angepeilt worden, die in den Sandström-Raum eingetreten waren.

Die Eintrittsvektoren verrieten, dass die Schiffe des Gegners zwei Gruppen bildeten, die offensichtlich auch zwei verschiedene Ziele ansteuerten, die mindestens ein paar Lichtjahre voneinander entfernt positioniert sein mussten.

Jetzt endlich gab Wong den Befehl, die Funksperre zu brechen.

»Funk! Schicken Sie eine Transmission an Commodore Soldo auf der LIBERTY«, verlangte Wong von Lieutenant Pemmo Nebbson. »Ruder! Maximale Beschleunigung und schnellstmöglicher Übertritt in den Sandström-Raum. Wir kehren zurück.«

»Ich nehme an, dass man im Picus-Sektor schon sehr bald jede Einheit brauchen wird«, glaubte Lieutenant Templeton.

Der Ruderoffizier nahm ein paar Schaltungen an seiner Konsole vor. Ein Rumoren durchlief die NEPTUN. Die Ionentriebwerke liefen warm und sorgten schon bald für einen erheblichen Schub.

Dennoch würde der Leichte Kreuzer für die nächsten Stunden noch im Normalraum festsitzen. Aber wir haben einen Trumpf auf unserer Seite, dachte Wong. Solange wir dafür sorgen, dass wir immer ausreichend Sandström-Sonden im Zwischenkontinuum haben, können wir den Feind orten – er uns aber nicht!

Dies war kein taktisches Geplänkel mehr, um Beobachterschiffe dazu zu verleiten, ihren Schleichflug aufzugeben und durch Benutzung des Sandström-Senders zu verraten.

Dies war der Beginn des Krieges!

*

Viele Lichtjahre entfernt, im Gebiet der K'aradan…

Die sichelförmige STERNENKRIEGER II materialisierte aus dem Sandström-Raum.

Warten wir ab, was wir hier finden werden, ging es Captain Rena Sunfrost, der Kommandantin des Sondereinsatzkreuzers, durch den Kopf.

Es war noch nicht lange her, da traf die Crew der STERNENKRIEGER in einem dreihundert Lichtjahre horizontal zur Spiralebene der Galaxis gelegenen System von sieben Dunkelwelten auf die Rodanag. Dem Raumgebiet hatte Professor Jack Metz die Bezeichnung Dark Area gegeben.

Ein Name, der sich bald auch für das Siebenersystem selbst eingebürgert hatte. Die krakenähnlichen Geschöpfe waren offenbar die degenerierten Verwalter eines künstlichen angelegten Objekts von gigantischer Größe gewesen. Wie die legendären Basir und die Etnord waren sie ein Hilfsvolk der Hochzivilisation der Alten Götter gewesen, die überall in der Galaxis Rudimente ihrer Baukunst und ihrer Technik hinterlassen hatten. Eine Hohlwelt gehörte ebenso dazu wie die zu einem exakten Siebeneck angeordneten Monde des Planeten Tardelli IV, der deshalb auch den Namen Heptagon erhalten hatte. Die sieben dunklen Welten – ebenfalls zu einem exakten Heptagon angeordnet und auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden – waren das bisher phantastischste dieser gigantischen Bauwerke.

Seine Funktion hatte die STERNENKRIEGER Crew wenig später kennen gelernt.

Dieses Siebeneck von Dunkelwelten diente offenbar der Erschaffung von Wurmlöchern, die als Transportpassagen dienten.

Eine Flut von sehr charakteristischen, fünfdimensionalen Impulsen hatte Heptagon erreicht, war von dort wie bei einer Relais-Station weitergeleitet worden und hatte schließlich jenen geheimnisvollen Ort in der Dark Area erreicht.

Die STERNENKRIEGER hatte die Bildung des Wurmlochs durch gezielten Beschuss der technischen Anlagen verhindern können.

Sehr wahrscheinlich handelte es sich um den Invasionsversuch jener parasitären Organismen, die auch die menschlichen Siedler im 50.000 Lichtjahre entfernten Trans-Alpha-Sektor übernommen hatten und deren Armada nur darauf wartete, ihr Einflussgebiet endlich auch auf die andere Seite von Wurmloch Alpha ausdehnen zu können.

Inzwischen galt es als gesicherte Erkenntnis, dass auch jenes Wurmloch, das die Sonne Alpha Picus umkreiste und jetzt der Grund für so viele außenpolitische Verwicklungen war, einen künstliche Ursprung hatte.

Der planetare Nebel, der Alpha Picus umkreiste, stellte wohl die Restmaterie eines Systems von Sieben Dunkelwelten dar, das wahrscheinlich in einem vor Äonen tobenden Krieg vernichtet worden war.

»Die Austrittsgeschwindigkeit beträgt 0,4112 LG!«

Lieutenant John Taranos, seines Zeichens Ruderoffizier der STERNENKRIEGER II, nahm ein paar Schaltungen an seiner Konsole vor.

»Bremsmanöver einleiten«, befahl Lieutenant Commander Steven Van Doren, der Erste Offizier.

»Wir orten die charakteristischen fünfdimensionalen Impulse, die auch im Dark-Area-System und den Heptagon-Monden angemessen wurden«, meldete sich nun Lieutenant Wiley Riggs zu Wort.

Der junge, außerordentlich begabte Ortungsoffizier mit den dunklen, leicht gelockten Haaren berührte ein paar Sensorfelder seines Touchscreens und aktivierte ein Teilfenster des Panorama-Schirms. Es zeigte eine schematische Positionsdarstellung mit einem markierten Radius von zwei Lichtstunden, was jenem Bereich entsprach, der von den Sensoren der STERNENKRIEGER ohne Zeitverzögerung abgetastet werden konnte.

Eine Markierung erschien plötzlich innerhalb dieses Radius.

Wenig später eine zweite und dritte.

»Captain, die Schiffe unserer K'aradan-Eskorte materialisiert gerade im Leerraum«, meldete Riggs.

»Damit war ja zu rechnen«, meinte Van Doren.

Nach der Rückkehr der STERNENKRIEGER aus dem System der sieben Dunkelwelten hatte der Humane Rat diplomatische Kontakte mit sämtlichen Sternenreichen in unmittelbarer Nachbarschaft der Humanen Welten aufgenommen, um ihnen deutlich zu machen, dass sie gut daran taten, innerhalb ihrer Territorien nach ähnlichen Siebenersystemen zu suchen.

Möglicherweise waren diese nichts anderes als Einfallstore der Etnord.

»Captain, eine Transmission des Flaggschiffs des K'aradan-Verbandes«, meldete Lieutenant Susan Jamalkerim, die Kommunikationsoffizierin der STERNENKRIEGER. »Der Kommandant möchte Sie sprechen.«

»Auf den Schirm mit ihm!«, befahl Sunfrost.

»Aye, aye, Captain!«

Wenig später erschienen Gesicht und Oberkörper eines K'aradan auf dem Panorama-Schirm der Brücke. Seine Haut war leicht rotbraun getönt, wie es für die sehr menschenähnlichen

»Söhne Aradans« durchaus typisch war. Von der äußeren Anatomie her war ein K'aradan von einem Menschen nicht zu unterscheiden – allerdings galt dies nicht für die Anordnung der inneren Organe und die Physiologie. Der Umstand, dass K'aradan die meisten lebenswichtigen Organe zweifach besaßen, machte sie körperlich sehr viel widerstandsfähiger und robuster als Menschen. Außerdem waren ihre Augen wesentlich leistungsfähiger. Die K'aradan stammten von einer Spezies flugfähiger Jäger ab, die – ähnlich den irdischen Greifvögeln – auf ein sehr gutes Sehvermögen angewiesen waren. So gab es bei den K'aradan fünf Farbrezeptoren, während irdische Säugetiere nur drei besaßen und selbst Reptilien und Vögel lediglich mit vier Rezeptoren ausgestattet waren. Außerdem nahmen sie sehr viel mehr Einzelbilder pro Sekunde auf, als dies beim menschlichen Auge der Fall war. So erschien einem K'aradan selbst eine schnelle Bewegung vergleichsweise wie in Zeitlupe, sodass er seinerseits sehr schnell darauf reagieren konnte. »Reflexe wie ein K'aradan« war auch unter Menschen zu einer Redensart geworden, wenn jemand über eine außergewöhnlich gute Reaktionszeit verfügte.

Der Mann auf dem Bildschirm war kahlköpfig. Auf der linken Seite trug er auf dem Schädel eine Tätowierung, die ihn als Angehörigen eines Hohen Adelshauses auswies.

Sein Name war Sev Baldor aus dem Haus Candovan. Damit gehörte er einem der drei regierenden Erhabenen Häuser an, die das Erbtriumvirat auf Aradan stellten. Dass die K'aradan diese Mission unter das Kommando eines Angehörigen der erhabenen Triumvirats-Häuser stellten, kam einer besonderen Respektsbezeugung gleich. Es machte darüber hinaus aber auch deutlich, welch hohe Priorität das Triumvirat dieser Mission einräumte.

Die STERNENKRIEGER war bereits im Grenzgebiet mit Sev Baldors kleinem Flottenverband zusammengetroffen, um die Einzelheiten der Mission abzusprechen.

Die K'aradan hatten in einem vierhundert Lichtjahre von der Grenzregion zu den Humanen Welten entfernt gelegenen Gebiet ihres im Vergleich zu den Humanen Welten riesigen Sternenreichs genau jene charakteristischen fünf dimensionalen Impulse geortet, wie sie sowohl von Heptagon als auch vom Dunkelwelten-System bekannt waren.

Sie waren bisher neben den verbündeten Ontiden die Einzigen, die die Gefahr ernst nahmen, dass möglicherweise die Etnord oder sogar eine hinter diesen parasitären Intelligenzen stehende Macht versuchte, ein weiteres Wurmloch zu errichten, nachdem Wurmloch Alpha durch die Explosion der STERNENKRIEGER I kurzzeitig unpassierbar und inzwischen vermint worden war.

Es bestand die Gefahr einer groß angelegten Invasion des gesamten Raumsektors – was Naarash und Fulirr bislang einfach nicht zur Kenntnis genommen oder als gezielte Desinformation der Humanen Welten interpretiert hatten.

»Seien Sie gegrüßt, Captain Sunfrost«, sagte Sev Baldor, dessen bunte und mit Orden behängte Uniform seiner Erscheinung etwas Geckenhaftes gab. »Ich hoffe, Sie haben die Sandström-Passage gut überstanden.«

»Danke der Nachfrage, Kommandant Baldor«, erwiderte Sunfrost. »Unsere Ortungssysteme laufen bereits auf Hochtouren, um den Ursprung der 5-D-Impulse zu finden. Über erste Ergebnisse werden wir Sie mit einer gesonderten Transmission in Kenntnis setzen, sobald etwas Verwertbares vorliegt.«

»Danke, Captain.«

Die K'aradan wussten sehr genau, dass sie auf das Wissen, das die Flotte der Humanen Welten – und hier insbesondere natürlich die Crew der STERNENKRIEGER II – gesammelt hatte, angewiesen war. Andererseits war es Commander Sunfrost durchaus bewusst, dass den K'aradan stets das Gefühl gegeben werden musste, dass ihre Souveränität gewahrt blieb.

Schließlich fand diese Operation auf dem Territorium des Reiches von Aradan statt, was bedeutete, dass die letzte Entscheidungsgewalt immer beim zuständigen Kommandanten der K'aradan-Flotte lag – oder gegebenenfalls sogar beim Triumvirat selbst, wenn es um Fragen von weit reichender Bedeutung ging.

»Möglicherweise könnten Sie uns Ihre Suchparameter mit dem Datenstrom dieser Transmission übersenden«, schlug Baldor vor. »Dann wäre es möglich, unser ortungstechnisches Vorgehen aufeinander abzustimmen.«

»Veranlassen Sie das, Lieutenant Riggs!«, wies Sunfrost ihren Ortungsoffizier an.

»Jawohl, Captain«, meldete Riggs und nahm ein paar Schaltungen an seiner Konsole vor. »Daten sind übertragen.«

Eine am oberen Bildrand des Panoramaschirms eingeblendete Statusanzeige bestätigte den Datentransfer.

»Sie wissen, dass wir dieser Mission höchste Priorität einräumen und sich durch die gemeinsame Bewältigung dieser Krise unser Bündnis vertiefen wird.«

»Das entspricht auch der Auffassung unserer Regierung«, gab Sunfrost zurück und dachte: Nicht mehr lange und ich bin eine so gute Diplomatin, dass ich Bruder Guillermo Konkurrenz machen könnte! Genau in diesem Augenblick öffnete sich die Schiebetür der Brücke und der Olvanorer trat ein. Jetzt zu sagen: Wenn man vom Teufel spricht… wäre vielleicht etwas arg unpassend, Rena!

Der Angehörige des Wissenschaftlerordens der Olvanorer tat seinen Dienst an Bord der STERNENKRIEGER als wissenschaftlicher Berater. Außerdem waren seine diplomatischen Fähigkeiten inzwischen legendär – doch Geschick im Umgang mit anderen Spezies sagte man den Olvanorern ja im Allgemeinen nach. Offenbar wurden sie gerade in dieser Hinsicht auf der Brüderschule von Sirius III geschult. Bruder Guillermo war zwar kein Teil der Space Army Corps Hierarchie, genoss an Bord der STERNENKRIEGER jedoch die Privilegien eines Offiziers.

»Ich denke, wir haben alles besprochen, Captain«, sagte Sev Baldor. Er straffte dabei die Haltung und fügte hinzu: »Wir hören voneinander. Baldor Ende.«

Die Verbindung wurde unterbrochen. Auf dem Panoramaschirm in der Zentrale der STERNENKRIEGER war jetzt eines der tellerförmigen K'aradan-Schiffe zu sehen.

Es war nun wirklich nicht das erste Mal, dass Sunfrost und ihre Crew einer Gruppe von K'aradan-Schiff begegneten. Bis vor kurzem hatte das Reich von Aradan noch zu den außenpolitischen Gegnern gezählt, während die Menschheit zusammen mit den sauroiden Fulirr gegen sie gekämpft hatte.

Aber die erneute Öffnung von Wurmloch Alphas hatte alles verändert. Alte Bündnisse hatten sich aufgelöst und neue waren entstanden, denn auf einmal gab es in der hintersten Provinz der Humanen Welten etwas, dass alle anderen galaktischen Mächte dieser Sternenregion ebenfalls begehrten. Eine Nullzeit-Verbindung in einen 50.000 Lichtjahre entfernten, Trans-Alpha genannten Sektor.

Auch wenn es nicht das erste Mal war, dass Sunfrost ein Tellerschiff der K'aradan auf dem Schirm hatte, so gab es doch eine weithin sichtbare Veränderung.

Der Teller des Schiffes drehte sich nicht…

Eigenartig. Bei der ersten Begegnung mit Sev Baldors Flottille ist mir das nicht aufgefallen, ging es Sunfrost durch den Kopf.

Dafür wurde es ihr nun umso deutlicher. Die K'aradan verfügten offenbar seit neuestem über Antigrav-Technik, die ihnen von den Humanen Welten geliefert worden war. Bisher waren die K'aradan darauf angewiesen, künstliche Schwerkraft durch die Fliehkraft drehender, radarartiger Konstruktionen herzustellen. Doch das war nun vorbei. Der Antigrav hatte seinerzeit Industrie, Wirtschaft und Raumfahrt der Erde revolutioniert – und zweifellos würde sich ein ähnlicher Revolutionsprozess nun auf vielen K'aradan-Welten ereignen.

Die Menschheit hatte im Gegenzug ebenfalls Zugang zu wichtigen Technologien erhalten – etwa den Sandström-Sonden. Auch die Raumminen, die derzeit die Alpha-Seite des Wurmlochs vor einem eventuell daraus hervorkommenden Feind sicherten, stammten von den K'aradan.

Der jahrelang erhoffte Technologie-Transfer mit den Fulirr hatte nie wirklich funktioniert – aber bei den K'aradan trug er bereits erste sichtbare Früchte.

»Captain…«, meldete sich Bruder Guillermo jetzt auf seine gewohnt zurückhaltende und etwas schüchtern wirkende Art und Weise.

»Bruder Guillermo. Haben Sie ein Anliegen?«, fragte Sunfrost.

»Ich möchte mich an der Auswertung der Ortungsdaten beteiligen, Ma'am.«

»Gerne, Guillermo. Ich glaube, Lieutenant Riggs wird sich über die Unterstützung sehr freuen.«

»Danke, Ma'am.«

»Eigenartig…«

»Was meinen Sie, Captain?«

»Sie tauchten genau in dem Moment auf, in dem ich an Sie gedacht habe…«

»Ich kann Ihnen versichern, dass beides nur in einem zeitlichen Zusammenhang steht, Ma'am.«

»Ja, natürlich. Und woher wussten Sie, dass wir aus dem Sandström-Raum ausgetreten sind und die Zielregion erreicht haben?«

»Es sind die Resonanzgeräusche der Mesonentriebwerke. Sie werden bei Einsetzen des Bremsvorgangs eingeschaltet und sind in meiner Kabine recht gut zu hören. Nicht, dass ich mich darüber beklagen möchte, aber es war deutlich genug, wenn Sie verstehen, was ich meine.«

»Sicher.«

Bruder Guillermo nahm seinen Platz bei Lieutenant Riggs ein.

Rena Sunfrost wandte sich an Van Doren. »I.O., Sie haben die Brücke. Ich bin in meinem Raum.«

»Aye, Captain«, bestätigte der Erste Offizier der STERNENKRIEGER II.

*

An Bord der SEELE ARADANS, dem Flaggschiff der aus insgesamt drei Einheiten bestehenden Flottille unter dem Kommando von Sev Baldor verließ der Kommandant des Schiffes ebenfalls die Brücke und überließ sie seinem Ersten Offizier und Stellvertreter Subkommandant Mak Golens, der aus demselben Adelshaus stammte wie sein Kommandant.

Golens war ein entfernter Neffe. Sev Baldor mochte ihn nicht.

Aber es gehörte zur Hauspolitik, ihm einen Posten in der Flotte zu geben und Baldor hatte sich dem Ansinnen von ganz oben nicht entziehen können.

Mak Golens war nach Baldors Ansicht nur mit mäßigen Fähigkeiten ausgestattet. Eigentlich reichten seine bisher erbrachten Leistungen nach Baldors hohen Maßstäben nicht aus. Außerdem ergab sich das Problem, dass einige rangniedere Offiziere fähiger waren als der Erste Offizier und daher früher oder später dessen Autorität missachten würden. Das war nur eine Frage der Zeit, davon war Sev Baldor überzeugt.

Bisher hatte Baldor bei der Personalauswahl für sein Schiff davon profitiert, dass er dem Hause eines Erbtriumvirs angehörte. Nur die Besten waren auf die SEELE ARADAN versetzt worden.

Golens passte einfach nicht dazu.

In diesem Fall hatte sich der Vorteil, einem erhabenen Haus anzugehören, in einen Nachteil verkehrt, denn natürlich hatte sich Baldor dem Wunsch, seinen Großneffen als Ersten Offizier an Bord zu nehmen, nicht entziehen können.

Schließlich hatte der Erbtriumvir persönlich in dieser Hinsicht interveniert, was äußerst selten vorkam.

Mochten die verfluchten Götter des Übels wissen, was man ganz oben mit diesem Mann noch vorhatte.

Baldor durchschritt einen Korridor.

Der Großneffe ist wahrscheinlich im Moment auch die kleinste Sorge, die du dir machen solltest, ging es dem K'aradan-Komandanten durch den Kopf.

Bei dieser Mission ging es vielleicht um sehr viel mehr. Die Informationen der Humanen Welten waren durchaus glaubwürdig, wonach eine geheimnisvolle, uralte Rasse mit der mythischen Bezeichnung »die Alten Götter« offenbar dazu in der Lage gewesen war, Wurmlöcher zu öffnen und wieder zu schließen.

Die Etnord, die nun die ehemaligen Menschheitskolonien in Trans-Alpha übernommen und deren Bewohner zu ihren Soldaten umfunktioniert hatten, warteten jenseits des Wurmlochs im Gebiet der Menschen darauf, ihre Invasion beginnen zu können. Konnte es sein, dass sie über die Technologie jener uralten Superrasse verfügten, von denen sich überall im bekannten Universum mehr oder weniger starke Spuren fanden?

Der Gedanke beunruhigte Sev Baldor sehr.

Vor 2600 Jahren hatte sich jenes Wurmloch ebenfalls geöffnet. Und durch 5-dimensionale Strahlenschauer, die mit dem Krieg zweier verbitterter Feinde in Zusammenhang standen, war das Reich der K'aradan bis in seine Grundfesten erschüttert worden. Für Jahrhunderte waren jegliche Überlichtkommunikation und der Flug durch den Zwischenraum unmöglich gewesen. Ein großer Teil des K'aradan-Reichs war offenbar in einen Zustand der Primitivität zurückgefallen.

Auch dazu hatten die Menschen interessante Einzelheiten herausgefunden, die in den Mauern der Residenz des Fürstgouverneurs von Assano gespeichert waren, wo sie die Zeiten aufgrund der besonderen Beschaffenheit des Gesteins überdauert hatten.

Jene historische Phase vor 2600 Jahren, als das K'aradan-Reich einen jähen Sturz erlebte und anschließend fast ein halbes Jahrtausend verging, ehe die in die Primitivität zurückgefallenen Teile des Reiches wieder reintegriert werden konnten, war für die historische Erinnerung der K'aradan eine traumatische Erfahrung. Schon deshalb war das Interesse des Triumvirats riesengroß, den Hinweisen nachzugehen, die auf eine bevorstehende Invasion per Wurmloch vorlagen.

War es eine der alten Mächte jener düsteren Zeit, über die das meiste auch für die K'aradan noch im Dunklem lag?

Tatsache war, dass die Informationen der Menschen über eine Armada, die sich in 50.000 Lichtjahren Entfernung darauf vorbereitete, diesen Raumsektor zu erobern, sehr glaubhaft.

Das Tragische ist, dass unsere mächtigen sauroiden Feinde diese Wahrheit nicht hören wollen, ging es Baldor durch den Kopf.

Die Fulirr attackierten weiter die Grenzregionen des K'aradan-Reichs. Allerdings hatten sie die Intensität ihrer Angriffe stark zurückgefahren. Im Augenblick konzentrierten sie sich offenbar ganz darauf, den Menschen das Wurmloch abzunehmen – zusammen mit ihren geheimnisvollen Naarash-Verbündeten.

Kommandant Sev Baldor erreichte schließlich seinen Raum.

Die Schiebetür öffnete sich, und er trat ein.

Der Raum war mit den Ehrenzeichen jener Häuser geschmückt, aus denen die an Bord Dienst tuenden Offiziere stammten. Der Bildschirm nahm nur einen kleinen Teil der Wand ein. Ein kleineres Display stand auf dem Tisch. Es wurde über ein Terminal mit herkömmlicher Tastatur bedient, reagierte aber auch auf Spracheingabe.

Ein Mann hatte hinter dem Tisch Platz genommen.

Auf meinem Platz, dachte Sev Baldor und fühlte Ärger in sich aufkeimen. Die Gesellschaft der K'aradan war standesbewusst. Normalerweise hätte es niemand gewagt, seine Respektlosigkeit auf diese Weise zu demonstrieren – es sei denn, er war darauf aus, von dem Betreffenden sofort zum Drachenreiter-Duell gefordert zu werden.

Aber für den Mann, der hier Platz genommen hatte, galten andere Regeln.

Es handelte sich um Lurdre Traanlak, den Chef des K'aradan-Geheimdienstes Narumet. Ein gefürchteter Mann – und einer der mächtigsten Instanzen innerhalb des Reiches. Er gehörte keinem Haus an. Normalerweise wäre es für jemanden wie ihn unmöglich gewesen, bis ganz in die Spitze der Reichshierarchie aufzusteigen. Niemand, der eine hohe Position in der Flotte, in der Verwaltung, bei den Sicherheitskräften oder in der Industrie erreicht hatte, schaffte dies ohne die Protektion durch ein Haus.

Nur für den Narumet galt dies nicht.

Hier wurde jemand bevorzugt, der keinem Haus und damit auch keiner der Adelskoalitionen innerhalb des K'aradan-Reichs angehörte. Jemand, der unparteiisch war. Lurdre Traanlak hatte inzwischen als Graue Eminenz des Narumet eine Position erreicht, die selbst die Mitglieder der Erhabenen Häuser und des regierenden Erbtriumvirats bisweilen unruhig schlafen ließ.

Es gab niemandem im Reich von Aradan, über den der Narumet-Chef nicht brisante Informationen erlangt hatte, die er nur bei passender Gelegenheit hervorzaubern musste, um den Betreffenden damit zu vernichten.

»Es freut mich, dass Sie eine so eingespielte Mannschaft haben, dass Ihre Anwesenheit auf der Brücke bei dieser Mission selbst während einer so heiklen Phase wie der, in der wir uns gerade befinden, nicht nötig zu sein scheint«, äußerte Traanlak.

Sein Tonfall troff nur so vor Sarkasmus und beißender Ironie. Aber die vielen kleinen Bosheiten, die dieser Mann ständig verteilen konnte, waren nicht einmal das Unangenehmste für Sev Baldor.

Das Schlimmste war die unverhohlene Arroganz, mit der er alle behandelte, von denen er glaubte, es sich erlauben zu können. »Die SEELE ARADANS ist ein gut geführtes Schiff«, verteidigte sich Baldor. »Außerdem ist es nichts Ungewöhnliches, dass der Erste Offizier den Kommandanten vertritt. Aber als jemand, der nie in der Flotte gedient hat…«

»Sie haben Recht – ungewöhnlich ist das nur, wenn der Erste Offizier nicht die dazu nötigen Fähigkeiten mitbringt!« Traanlak lächelte kalt. »Na kommen Sie, ich erzähle Ihnen doch nichts Neues. Sie mussten Ihren Großneffen an Bord aufnehmen, sonst wäre Ihre Position im Haus Candovan ziemlich prekär geworden. Wer stellt sich schon gegen den Willen eines Erbtriumvirs? So etwas würde – zumindest offen – ja nicht einmal ich wagen!« Traanlak kicherte. Was genau ihn dabei erheiterte, blieb Sev Baldor verschlossen.

»Hat es einen bestimmten Grund, weswegen Sie sich hier in meinem Raum aufhalten?«

»Irritiert Sie das? Habe ich Ihr Territorium verletzt? Das tut mir Leid. Dabei dachte ich, da es doch nun schon gut zwanzig Millionen Jahre her ist, dass unsere Vorfahren als gierige Beutejäger am Himmel Aradans kreisten und sich aus Höhen von zweihundert bis dreihundert Metern auf Kleintiere stürzten. Da könnte man langsam mal so etwas wie einen evolutionären Fortschritt erwarten!«

»Wie auch immer… Was wollen Sie?«

»Ich habe Ihr Gespräch mit Captain Sunfrost auf dem Bildschirm mitverfolgt!«

»Sie hätten auf der Brücke anwesend sein und Ihre alte Bekannte Sunfrost begrüßen können«, erwiderte Baldor. »Sagten Sie mir nicht, dass Sie diese Frau auf Assano kennen gelernt hätten?«

»Ich habe seinerzeit veranlasst, dass ihr Außenteam festgenommen und ihr Schiff beschossen wird. Eine direkte Begegnung hatten wir nicht. Allerdings kenne ich Sunfrost trotzdem sehr gut. Einer meiner Agenten diente längere Zeit auf ihrem Schiff…«

»Interessant.«

»So weit man einen Menschen tatsächlich kennen kann«, setzte Traanlak noch hinzu.

Genetisch sind unsere Völker nicht miteinander verwandt, aber kulturell scheinen wir mehr Gemeinsamkeiten zu haben, als es unserer Würde lieb sein kann…, dachte Baldor.

»Kommandant, ich habe Ihnen ja schon vor einer Weile erklärt, dass ich in diesem Fall im Hintergrund bleiben möchte. Und nun habe ich noch ein paar Dinge mit Ihnen zu besprechen, die absolut unter uns bleiben müssen. Setzen Sie sich, Kommandant!«

*

Nach und nach trafen erste Daten ein, die auf die ehemalige Existenz eines ähnlichen Objekts hindeuteten, wie es das System der sieben Dunkelwelten in der Dark Area darstellte.

Zunächst schien die Interpretation des Materials nicht ganz einfach zu sein. Aber langsam formte sich ein Bild.

Größere und kleinere Materiebrocken wurden geortet, deren Zusammensetzung jener des Systems der Sieben Dunkelwelten in der Dark Area entsprach. Diese chemischen Übereinstimmungen waren dermaßen exakt, dass sie kein Zufall sein konnten. Das stand ziemlich bald fest.

Allerdings waren es deutlich mehr als nur sieben dunkle Brocken, die an diesem Ort durch das All geisterten. Manche dieser Objekte hatten Planetengröße, andere glichen nur etwas größeren Bruchstücken.

»Wir haben es offenkundig mit den Trümmern eines Siebenersystems zu tun«, erläuterte Bruder Guillermo.

Auf dem Panoramaschirm wurde jetzt das Bild des dunklen Weltraums ausgeblendet. Es machte einer schematischen Darstellung Platz, die die bereits georteten Materiebrocken anzeigte.

Zwei der Dunkelwelten waren danach nahezu unbeschadet erhalten geblieben, eine weitere wies auf der Oberfläche Anzeichen für Einschläge anderer Himmelskörper auf. Die anderen Objekte, die zu dem Schwarm von Bruchstücken gehörten, der von diesem zweiten Siebenersystem geblieben war, waren mehr oder weniger unregelmäßig geformt. Immer weitere Bruchstücke wurden von den Sensoren erfasst und tauchten auf der schematischen Darstellung auf.

Der Bordrechner nummerierte sämtliche Objekte einfach durch. Inzwischen war er bei Objekt 2234 dieses namenlosen System angelangt.

Dass es sich tatsächlich um ein System handelte, machten die anschließenden Bahnberechnungen klar, die Bruder Guillermo mit Unterstützung des Bordrechners anstellte. Die Bahnverläufe wurden in der schematischen, scheinbar dreidimensionalen Darstellung eingeblendet. Die kleineren Objekte umkreisten die größeren und auch diese zogen sich gegenseitig an und umkreisten dann zumeist einen gemeinsamen Gravitationsschwerpunkt.

»Die angemessenen Impulse gehen von Objekt 442 aus«, meldete Lieutenant Riggs. Das betreffende Objekt wurde auf der schematischen Darstellung farblich hervorgehoben. »Es handelt sich um eines der verhältnismäßig unzerstörten Objekte. Die Masse entspricht etwa der der Erde. Der Durchmesser ist etwas größer.«

»Irgendwelche Signaturen?«, fragte Van Doren, während seine Finger über die Sensorfelder seiner Konsole glitten.

»Bis jetzt nicht, Sir«, meldete Riggs. »Aber wir sind noch etwas zu weit entfernt dafür.«

»In voraussichtlich sieben Stunden werden wir diese Trümmer eines Siebenersystems erreicht haben«, erklärte Taranos und fügte grinsend hinzu: »Unsere K'aradan-Freunde werden etwas später dort eintreffen.«

*

Während der weiteren Annäherung an das Planetengroße Objekt 442 ließ Sunfrost volle Gefechtsbereitschaft herstellen.

Schließlich war die STERNENKRIEGER bei ihrer letzten Annäherung an ein Siebenersystem von einem Schwarm robotisch gesteuerter Raumschiffe angegriffen worden.

»Die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs ist diesmal allerdings wesentlich geringer als beim letzten Mal«, war Van Dorens Meinung. »Schließlich richtete sich der Angriff, dem wir bei unserem Besuch des ersten Dunkelwelten-Systems in der Dark Area ausgesetzt waren, vornehmlich gegen unsere ontidischen Begleiter.«

»Sie haben Recht, I.O. Aber ich möchte auf Nummer sicher gehen und nichts riskieren. Schließlich müssen wir annehmen, dass die einzelnen Siebenersysteme untereinander in Kontakt stehen, sodass sie diesmal besser vorbereitet sind.«

»Im ersten Dunkelwelten-System hatten wir doch einen relativ kooperativen Kontakt zu den Rodanag«, erinnerte Bruder Guillermo.

Die vielarmigen Kopffüßer waren offenbar ein Hilfsvolk der Alten Götter, dessen Aufgabe die Bewachung des ersten Dunkelwelten-Systems gewesen war. Ob die Rodanag zu diesem Zweck auch in anderen Siebenersystemen eingesetzt worden waren, darüber konnte bislang nur spekuliert werden.

Bruder Guillermo hielt schon seit längerem besonders nach den typischen Energiesignaturen Ausschau, die im Dark-Area-System auf Aktivitäten dieses Volkes hingewiesen hatten.

Allerdings waren die Rodanag der Dark Area nur noch in der Lage gewesen, einen Teil der Anlagen, die innerhalb der Dunkelwelten eingerichtet worden waren, in Funktion zu halten. Das technische Wissen musste ihnen in einem über Jahrhunderte währenden Degenerationsprozess abhanden gekommen sein.

Ob das allerdings nur für die Rodanag des Dark-Area-Systems oder für alle Angehörigen dieser Spezies galt, darüber konnte nur spekuliert werden.

Was die Trümmer dieses Siebener-Systems anging, wusste man bislang natürlich noch nicht einmal, ob es überhaupt von Rodanag bevölkert war.

*

Als sich die STERNENKRIEGER II Objekt 442 bis auf zwei Lichtstunden genähert hatte, meldete die Ortung einen Schwarm von mindestens hundert Raumschiffen, die in einem Umkreis von etwa einer halben astronomischen Einheit um Objekt 442 operierten.

»Können Sie genauere Angaben zu den Schiffen machen?«, fragte Commander Sunfrost an Lieutenant Riggs gewandt.

Dieser schüttelte den Kopf. »Die Signaturen, die wir bislang anmessen konnten, passen zu keinem Vergleichsmuster in unseren Speichern. Das bedeutet, dass Schiffe des Space Army Corps derartigen Schiffen bislang nicht begegnet sind. Die Form variiert genau wie die Größe sehr stark. Die größten Einheiten haben etwa das Volumen eines Dreadnoughts. Die kleinsten erreichen gerade die Ausmaße unserer Landefähren.«

»Das wirklich Erstaunliche sind die Beschleunigungswerte, die manche dieser Einheiten erreichen«, erklärte Bruder Guillermo. »In diesem Punkt übertreffen sie die Möglichkeiten unserer herkömmlichen Ionentriebwerke bei weitem – und selbst das neuartige Mesonentriebwerk der STERNENKRIEGER II würde von ihnen abgehängt werden.«

»Ich kann einige Funkemissionen abhören«, erklärte unterdessen Lieutenant Jamalkerim. »Die Signale müssen noch entschlüsselt werden. Der Bordrechner ist gerade damit beschäftigt.«

»Interessant ist, dass diese Schiffe nicht nur untereinander in Kontakt stehen, sondern auch im Binär-Code der Rodanag mit Objekt 442 kommunizieren«, ergänzte Steven Van Doren, der sich die Kommunikationsdaten auf seine Konsole geholt hatte.

»Die in diesem Code gehaltenen Botschaften kann unser Translatorsystem problemlos übertragen«, sagte Jamalkerim. Die Kommunikationsoffizierin der STERNENKRIEGER drehte sich in ihrem Schalensitz herum und sah Sunfrost an. »Captain, das Kommunikationsvolumen ist unglaublich groß! Diese Schiffe bombardieren Objekt 442 geradezu mit einer Flut von Abfragen und…«

»Gebeten«, ergänzte Bruder Guillermo mit einem Blick auf das Display, an dem er tätig war. Er blickte auf und bemerkte erst jetzt, dass die Aufmerksamkeit aller auf ihn gerichtet war.

Etwas verlegen ergänzte er: »Es tut mir Leid, aber ich finde einfach keinen passenderen Begriff! Die Wesen in den Schiffen nennen sich Dabsokaar – während im Inneren von Objekt 442

offenbar tatsächlich eine Gruppe von Rodanag die Katastrophe überlebt hat, die sich hier vor langer Zeit ereignet haben muss.«

»Ich messe starke fünfdimensionale Impulse«, unterbrach in diesem Augenblick Lieutenant Wiley

Riggs den Olvanorer. »Captain, es handelt sich wieder um jene charakteristischen Impulse, die wir auch im ersten Dunkelwelten-System und auf Heptagon angemessen haben«, erklärte Van Doren.

»Wenn diese Siebenersysteme Anlagen zur Initiierung von Wurmlöchern sind, dann dürften diese 5-D-Impulse in diesem Fall wohl nicht von großem Erfolg begleitet sein«, meinte Lieutenant Robert Ukasi.

Der Taktik-Offizier der STERNENKRIEGER hatte die Arme vor der Brust verschränkt und blickte wie gebannt auf den großen Panorama-Bildschirm, der jetzt in den Infrarotmodus geschaltet worden war, sodass man die Bruchstücke des Siebenersystems sehen konnte. Diese Bruchstücke unterschieden sich deutlich in ihrer Emission von Wärmestrahlung.

Der obere Rand des Bildschirms wurde durch eine Datenzeile gebildet, auf der die Temperaturdaten einzelner angemessener Objekte sichtbar wurden. Viele der Bruchstücke waren Minus 260 Grad kalt. Manche lagen noch darunter.

Himmelskörper, die niemals vom wärmenden Licht einer Sonne beschienen worden waren, sondern deren Energie früher aus den Aggregaten in ihrem Inneren gestammt hatte. Doch die subplanetaren Anlagen waren offenbar bei der großen Mehrzahl der Trümmerobjekte nicht mehr aktiv. Daher herrschten dort Temperaturen, die nahe am absoluten Kältepunkt von Minus 273,5 Grad Celsius lagen. Bei dieser Temperatur kam die Bewegung der Moleküle zum Stillstand.

»Die angemessenen Resonanzen von 5-D-Impulsen flauen derzeit gerade wieder ab«, sagte Lieutenant Riggs. »Die gemessenen Werte sinken immer weiter.«

»Ich will nicht hoffen, dass wir jetzt erneut Zeuge des Versuchs werden, ein Wurmloch zu initialisieren«, sagte Van Doren etwa sarkastisch.

»Ich glaube, angesichts der Zerstörungen, die in diesem System zu finden sind, besteht da keine Gefahr!«, glaubte Bruder Guillermo.

»Ich hoffe nur, dass Sie recht behalten«, sagte Sunfrost.

»Die Kommunikation zwischen den Dabsokaar-Schiffen und den Rodanag von Objekt 442 verändert sich«, stellte Lieutenant Jamalkerim indessen fest. »Es treffen eine Flut von Danksagungen bei den Rodanag ein.«

»Was geht hier vor sich?«, fragte Rena Sunfrost. »Irgendwelche Ideen?«

»Ich konnte mir bis jetzt erst einen sehr groben Überblick über diese Kommunikationsflut verschaffen«, sagte Bruder Guillermo. »Glücklicherweise wird das meiste davon in dem uns bereits bestens bekannten Binärcode der Rodanag abgewickelt, sodass es so gut wie keine Übersetzungsprobleme gibt und wir es auch nicht mit einer Zeitverzögerung durch die Computerbearbeitung zu tun bekommen. So viel lässt sich allerdings bereits sagen: Die Dabsokaar haben die Rodanag zu Hunderttausenden um etwas gebeten, dass sie wenig später empfangen haben und nun in Dankesreden als das größte fassbare Glück und die Erfüllung ihrer transzendenten Sehnsüchte preisen.«

»Gibt es irgendeinen Hinweis darauf, worum es sich dabei handeln könnte?«, hakte Sunfrost nach.

»Die zeitliche Korrelation zu den 5-D-Impulsen ist sehr auffällig, Captain«, fand Lieutenant Riggs.

Rena erhob sich aus ihrem Schalensitz und trat ein paar Schritte auf Steven Van Doren zu. »Wie sollen wir uns verhalten, I.O.?«

»Ich würde angesichts der Übermacht dieser Raumschiffe eine Annäherung im Schleichflug bevorzugen, Captain«, erklärte der Erste Offizier der STERNENKRIEGER. »Ich habe mir die angemessenen Signaturen dieser Schiffe noch mal angesehen und mit den Suchfunktionen unseres Bordrechners bearbeitet. Dabei habe ich keinerlei Anzeichen für das Vorhandensein eines Überlichtantriebs gefunden. Dafür aber sehr deutliche Emissionen von offenbar sehr leistungsstarken Impulstriebwerken.«

»Es tauchen mehrere Objekte im Ortungsbereich auf«, meldete Riggs. »Ihre Geschwindigkeit liegt teilweise bei 0,6 LG!«

»Das sind doch Werte, bei denen sich bereits die Zeitdilatation bemerkbar machen dürfte!«, meinte Sunfrost.

»Zwar nicht gravierend«, meinte Lieutenant Taranos, »aber auf jeden Fall ist der Effekt bereits so störend, dass kein Schiff der Humanen Welten ohne Not bis in diesen Bereich beschleunigen würde – und davon abgesehen, muss man ja anschließend auch noch bremsen können.«

»Damit haben die Dabsokaar offenbar keine Probleme«, war Lieutenant Riggs überzeugt. »Nach den Einflugvektoren zu urteilen ist Objekt 442 das Ziel dieser sich schnell nähernden Schiffe. Sie müssen also in zwei Lichtstunden auf eine Geschwindigkeit herunter gekommen sein, die das Einschwenken in ein Orbit erlaubt.«

Bruder Guillermo wirkte nachdenklich. Er kratzte sich am Kinn.

Irgendetwas beschäftigt ihn und ich hoffe, dass er uns noch an seinem Gedankengang teilnehmen lässt, ging es Rena Sunfrost durch den Kopf.

»Ich glaube… ich weiß nicht…«, murmelte er.

»Bruder Guillermo?«, sprach Rena ihn an.

Der Olvanorer wandte sich zur Kommandantin der STERNENKRIEGER herum und zuckte mit den Schultern. Er wirkte jetzt – wie so oft – etwas verlegen. Ein noch ziemlich junger Mann, der nicht so recht zu wissen schien, was er von den Dingen zu halten hatte…

Aber Rena wusste nur zu gut, dass dies nur die Oberfläche war. In Wahrheit zeichnete sich Bruder Guillermo durch ein sehr sicheres Urteilsvermögen und eine für sein Alter erstaunliche Reife aus. Allerdings traute er selbst seinen Fähigkeiten wohl nicht immer ganz so wie andere. Für Rena Sunfrost jedenfalls war die Beratung durch Bruder Guillermo schon oft eine wesentliche Grundlage gewesen, wenn sie schwere Entscheidungen zu treffen gehabt hatte.

Ein Ruck ging durch Bruder Guillermos Körper. Er hob die Augenbrauen und sagte schließlich: »Unsere Schiffe würden wir schon deswegen nicht wesentlich über 0,4 LG beschleunigen, weil uns ab dieser Marke der Sandström-Antrieb für den Überlichtflug zur Verfügung steht. Aber vielleicht ist das bei den Dabsokaar nicht der Fall! Wir konnten bislang keinerlei Anzeichen dafür entdecken, dass sie über Sandström-Aggregate verfügen. Gut, vielleicht sind ihre Maschinenräume besonders gut isoliert, sodass keinerlei typische Emissionen registriert werden konnten. Genauso gut ist denkbar, dass sie ein ganz anders Prinzip des Überlichtflugs anwenden. Doch viel wahrscheinlicher erscheint mir die Variante, dass sie allein auf ihre Unterlichttriebwerke angewiesen sind!«

»Selbst bei dem Erreichen einer Geschwindigkeit von 0,6 LG oder vielleicht sogar mehr brauchten sie Jahre von einem Stern zum anderen«, gab Taranos zu bedenken.

»Eine Reise Erde – Alpha Centauri würde keine sechs Jahre bei diesen Schiffen dauern«, gab Bruder Guillermo zu bedenken. »Wenn man bedenkt mit welchem vergleichsweise primitiven Antriebssystem die Menschheit es seinerzeit geschafft hat, bis zur Wega vorzudringen, ist das gar nicht mal so übel!«