Das schönste Muttertagsgeschenk - Sharon Sala - E-Book
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Das schönste Muttertagsgeschenk E-Book

Sharon Sala

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Beschreibung

Zum Muttertag möchte der niedliche Sammy seiner Mutter Libby etwas ganz Besonderes schenken: Er möchte seinen Daddy finden! Denn seine Mutter sagt immer zu ihm, dass sein Vater verloren gegangen ist. Zusammen mit seinem besten Freund heckt er einen raffinierten Plan aus …

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IMPRESSUM

Das schönste Muttertagsgeschenk erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2009 by Sharon Sala Originaltitel: „The Promise“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA, Band 329 Übersetzung: Dagmar Heuer

Umschlagsmotive: bbernard, PKartstudio / shutterstock

Veröffentlicht im ePub Format in 04/2022

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751514217

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Die Sonne ging gerade auf, als Liberty Farraday das Zimmer ihres Sohnes Sammy betrat, um ihn zu wecken. Es war nicht nur ein ganz normaler Schultag, sondern auch Sammys achter Geburtstag. Sie konnte es kaum glauben – acht lange Jahre hatte sie Sam Holts Sohn großgezogen, und zwar ganz allein.

Sie dachte darüber häufiger nach, als ihr lieb war. Dass sie allein dastand, war ihre Schuld, wie sie zugeben musste. Sam wusste nämlich nichts von der Existenz seines Sohnes Sammy. Und doch war es Sam gewesen, der sie verlassen hatte und nie mehr zurückgekommen war. Und wenn er sie nicht mehr wollte, dann interessierte ihn Sammy bestimmt auch nicht.

Meistens leuchtete ihr diese Argumentation ein. Doch hin und wieder befielen sie Zweifel daran – so wie an diesem Morgen, als sie ihren schlafenden Sohn betrachtete, der immer mehr das Abbild des Mannes wurde, der ihr das Herz gebrochen hatte.

Libby runzelte die Stirn und verscheuchte ihre Traurigkeit. Heute war ein Freudentag mit allem, was dazugehörte. Sie sah auf die Star-Wars-Uhr über Sammys Bett und beugte sich lächelnd zu dem Jungen hinunter.

„Guten Morgen, kleiner Mann“, flüsterte sie und kraulte ihn hinter dem Ohr, während er langsam aufwachte. „Alles Gute zum Geburtstag, Sammy! Du solltest schnell aufstehen und dich anziehen. Ich habe dir Pancakes gemacht. Und du willst doch nicht zu spät zur Schule kommen, oder?“

Wie typisch für ein Kind war Sammy innerhalb von Sekunden wach und sprudelte schon los, ehe er die Augen aufgemacht hatte.

„Mom, bringst du heute Nachmittag Muffins in die Schule?“

Liberty Farraday unterdrückte einen Seufzer. Muffins? Also noch etwas, das sie in ihrem ohnehin schon hektischen Arbeitstag unterbringen musste! Aber ein Kind wurde nur einmal im Leben acht Jahre alt. Und in Azalea, Tennessee, war es ein Muss, einen solchen Tag mit Schulfreunden zu feiern.

„Auf jeden Fall, kleiner Mann“, erwiderte Libby.

„Schokomuffins?“

Libby schmunzelte. „Gibt es denn noch andere?“

„Mom, du bist lustig“, erklärte Sammy, während er sich aus dem Bett rollte und aufs Badezimmer zusteuerte.

„Vergiss nicht, das Gesicht zu waschen und die Zähne zu putzen“, rief Libby hinterher und legte ihm ein paar Kleidungsstücke heraus.

„Okay, Mom.“

Nicht nur Pancakes warteten auf Sammy. Als er an den Tisch kam, lag dort auch sein Geburtstagsgeschenk.

„Jaaa! Darf ich es gleich aufmachen?“

„Na klar darfst du das.“ Beglückt lehnte sich Libby zurück. Sie versuchte nicht darüber nachzudenken, wie ähnlich ihr kleiner Sohn seinem Vater sah.

„Star-Wars-Figuren! Gut gemacht, Mom!“, rief Sammy begeistert und machte sich über die Schachtel her. „Cool! Lando Calrissian, Han Solo, Yoda … Oh oh! Und sieh mal, Mom, ein Ewok. Die sind witzig.“

Libby nickte zu allen Figuren, obwohl sie nicht die geringste Ahnung hatte, wer sie waren. Zwar besaßen sie alle Star-Wars-Filme auf DVD, doch hatte sie noch keinen einzigen bis zum Ende gesehen. Sie schaute auf die Uhr.

„Hoppla, iss schnell deine Pancakes auf! Du kannst heute Abend mit den Figuren spielen.“

„Ja, Mom. Ich kann es kaum abwarten, Pete zu erzählen, was ich bekommen habe.“

Pete Wyatt war Sammys bester Freund und seine Großmutter Kate Wyatt wahrscheinlich Libbys beste Freundin, obwohl sie über 40 Jahre auseinander waren.

Kurze Zeit später hielt Libby vor der Grundschule Robert E. Lee und gab Sammy seine Schultasche.

„Ich wünsch dir einen wundervollen Tag, mein Liebling. Wir sehen uns später … mit Muffins und so weiter.“

„Tschüss, Mom. Mach hübsche Blumensträuße!“, rief er und meinte damit ihren Job in Fayes Blumenladen. Winkend lief er zum Eingang ins Schulgebäude.

Libby winkte zurück und beobachtete Sammys wiegenden Gang. Erneut dachte sie, dass er mit zunehmendem Alter seinem Vater Sam immer ähnlicher wurde. Sie biss sich auf die Unterlippe und wandte den Blick ab. Es war überflüssig, weiter über diesen Mann nachzudenken. Er hatte sie verlassen, bevor er überhaupt wusste, dass Sammy unterwegs war. Und der Bruch zwischen ihnen war so verheerend gewesen, dass sie ihn danach unmöglich anrufen und erklären konnte, dass sie schwanger war.

Sie hatte es nicht leicht als alleinerziehende Mutter, und manchmal plagten sie Schuldgefühle, weil Sammy ohne männliches Vorbild aufwachsen musste. Doch der Junge hatte nur wenige Male gefragt, was mit seinem Vater passiert sei und warum er nicht bei ihnen war. Daraufhin hatte Libby immer erklärt, dass er verschollen sei. Das hatte eine Zeit lang funktioniert, doch je älter Sammy wurde, desto weniger gab er sich mit dieser Antwort zufrieden. Das Leben war also nicht perfekt – Sam Holt hatte ihr diese Lektion erteilt.

Ein Hupton riss sie aus den Gedanken. Sie hob den Kopf und sah Kate Wyatt, die ihre Enkelsöhne Pete und Charlie absetzte. Libby winkte zurück und fädelte sich in den Verkehr ein, sobald die Straße frei war.

Für eine Frau in ihrer Situation war der Job im Blumenladen der beste in ganz Azalea. Sie hatte viel Erfahrung als Floristin, und ihre Chefin Faye war gerne bereit, ihre eigenen Arbeitszeiten nach Libbys Zeitplan zu richten, damit diese zu Hause sein konnte, wenn Sammy aus der Schule kam. Libby verdiente zwar nicht genug, um eine Kinderbetreuung bezahlen zu können, doch dank Fayes Großzügigkeit reichte das Geld, um über die Runden zu kommen.

Als Libby an einer roten Ampel warten musste, rechnete sie sich aus, wie lange es wohl dauern würde, nach der Arbeit nach Hause zu fahren und die Muffins zu holen, um zur verabredeten Zeit wieder in der Schule zu sein.

Die Ampel schaltete auf Grün, und Libby gab langsam Gas. Mitten auf der Kreuzung hörte sie plötzlich Bremsen quietschen und nahm undeutlich wahr, wie etwas von der linken Seite auf sie zukam. Dann wurde alles schwarz um sie herum.

Mit Blaulicht und heulenden Sirenen fuhr der Krankenwagen vor der Notaufnahme des Jackson-Memorial-Hospitals vor. Das bereits informierte Personal eilte den Sanitätern entgegen. Die Frau auf der Tragbahre war blutüberströmt, ihr Hals wurde von einer Manschette gestützt und in ihrem Arm steckte eine Kanüle. Die Rettungskräfte schoben sie eilig ins Gebäude. Während ein Sanitäter die aktuellen Vitalwerte hinausschrie, pumpte ein anderer die Sauerstoffmaske auf ihrem Gesicht.

„Sie wurde an der Kreuzung Elm und Main Street von einem Sattelschlepper erfasst. Blutdruck 80 zu 60, Puls unregelmäßig und schwach. Wir haben sie zweimal auf dem Weg hierher verloren. Sie hat innere Blutungen im Bauch, gebrochene Rippen und Gott weiß, was noch alles.“

„Bringt sie in OP zwei!“, rief ein Arzt, gefolgt von mehreren Krankenschwestern.

Nachdem die Verletzte umgebettet worden war, übernahm das Krankenhausteam.

„Wie heißt sie?“, wollte der Arzt wissen.

„Farraday. Es ist Libby Farraday.“

Ein Stöhnen ging durch den Raum, denn das Unfallopfer war nur schwer als die hübsche Frau wiederzuerkennen, die in Fayes Blumenladen arbeitete. Sofort wurden alle nötigen Maßnahmen eingeleitet, um Libby bis zur Operation zu stabilisieren.

Sammy spürte, dass etwas nicht in Ordnung war, als er kurz nach Beginn der zweiten Stunde aus dem Klassenzimmer gerufen wurde. Da er seine Schultasche mitnehmen sollte, wurde ihm klar, dass er heute nicht mehr in die Klasse zurückkommen würde. Er war verwirrt. Ich habe doch nichts gemacht!Ach, bei den Erwachsenen und ihren Regeln weiß man doch nie, woran man ist!

Als er das Büro des Schuldirektors betrat, erwartete er, seine Mutter dort vorzufinden, doch stattdessen saß Petes Großmutter Kate da. In diesem Moment bekam er Angst.

„Komm her, Liebling.“ Kate nahm Sammy in die Arme und drückte ihn so fest an sich, dass er kaum noch atmen konnte.

„Was ist los? Wo ist Mom, und warum weinst du?“

„Mein Schatz, deine Mutter hatte heute Morgen einen Unfall auf dem Weg zur Arbeit. Wir fahren jetzt zu ihr ins Krankenhaus.“

„Aber ich habe heute Geburtstag“, flüsterte er, als wäre es undenkbar, dass an diesem besonderen Tag etwas Schreckliches passieren könnte.

Jeder im Büro hatte bereits Tränen vergossen, doch es war fast unerträglich, die Angst und den Schock in der Stimme des kleinen Jungen zu hören. Die Sekretärin entschuldigte sich und verließ den Raum, während der Direktor sich die Nase schnäuzte und Sammy den Rücken tätschelte.

„Du darfst gehen, mein Junge. Ich bin sicher, dass es deiner Mutter bald wieder gut gehen wird. Wenn du sie siehst, sag ihr gute Besserung von uns allen.“

Sammy antwortete nicht. Er konnte nicht.

Kate Wyatt war bereits davon unterrichtet worden, wie ernst Libbys Verletzungen waren. Auf dem gesamten Weg ins Krankenhaus betete sie, dass Sammys Mutter noch am Leben sein würde, wenn sie dort ankamen. Sie wagte nicht sich vorzustellen, was mit diesem wunderbaren kleinen Jungen passieren würde, wenn seine Mutter nicht überlebte. Die beiden hatten doch nur einander.

Sammy stand zu sehr unter Schock, um weinen zu können. Seine Mom sah nicht mehr wie seine Mom aus. Ihre Nase war auf das Doppelte angeschwollen und stand schief, ihr Gesicht und ihre Lippen waren mit vielen kleinen Schnittwunden übersät. Es überstieg Sammys Vorstellungskraft, dass dies von dem zersplitterten Glas der Windschutzscheibe kommen sollte. Er blickte auf die vielen Geräte, an die seine Mutter angeschlossen war, und runzelte die Stirn angesichts der Nadeln in ihren Armen.

„Das ist nicht Mom … nicht wahr?“

„Doch, Liebling, das ist sie. Die Schwellungen kommen von dem Unfall. Aber sie werden zurückgehen, wenn alles verheilt ist.“

Sammys Magen zog sich schmerzhaft zusammen, und die Worte brannten so sehr in seiner Kehle, dass er glaubte, sie nicht aussprechen zu können. Doch er musste diese Frage stellen.

„Wird sie sterben?“

Kate konnte nicht lügen. „Sie werden alles tun, um sie zu retten“, erwiderte sie und strich ihm über den Kopf.

„Darf ich sie anfassen?“

„Natürlich darfst du das, mein Schatz. Du kannst auch mit ihr sprechen. Obwohl es so aussieht, als würde sie schlafen, bedeutet das nicht, dass sie dich nicht hören kann, okay?“

Sammy ging an den Bettrand. Vorsichtig strich er mit drei Fingern über das Laken und arbeitete sich bis zu Libbys Hand vor. Er hoffte inständig, dass seine Mom wieder aufwachen würde und drückte ihre Hand. Doch Libby reagierte nicht. Nur das gleichmäßige Piepen der Geräte war zu hören.

„Ich bin’s, Mom“, flüsterte er. „Es ist nicht schlimm, dass du die Muffins nicht gebracht hast. Ohne dich will ich sowieso nicht feiern.“

Dicke Tränen quollen schließlich aus seinen Augen und liefen ihm die Wangen hinunter. „Mom, bitte wach auf. Du musst wieder gesund werden, okay?“ Dann legte er den Kopf auf den Bettrand und schluchzte jämmerlich.

Er weinte immer noch hemmungslos, als Kate ihn aus der Intensivstation führte. Draußen auf dem Flur kniete sie sich neben ihn, nahm sein Gesicht in die Hände und sah ihn an.

„Sammy, Sammy! Hör zu, Liebling. Du bist nicht allein. Pete, Charlie und ich sind für dich da. Bis Mom wieder gesund ist, bleibst du bei uns. Du übernachtest doch gerne bei Pete. Es wird einfach wie eine lange Übernachtung sein, einverstanden?“

Er hatte Angst zu antworten und war zu keiner Entscheidung fähig. Er legte nur den Kopf an ihre Schulter und klammerte sich fest an sie.

Pete Wyatt war das genaue Gegenteil seines Freundes. Während Sammy für sein Alter groß und dünn war, sah Pete klein und stämmig aus, hatte rote Haare und grüne Augen. Sammy hingegen hatte schwarze glatte Haare und braune Augen.

Pete hatte Sammy schon manchmal weinen sehen, wenn der sich wehgetan hatte und blutete. Aber noch nie zuvor hatte er erlebt, dass jemand aus lauter Traurigkeit weinte. Abgesehen von dem einen Mal, als Melissa Stewart ihre neue Hose auf dem Spielplatz zerrissen hatte. Pete war sich ziemlich sicher, dass sie traurig gewesen war, als sie die ganze Pause hindurch geweint hatte.

Seine Grandma Kate hatte ihm und Charlie erklärt, dass Sammy traurig sei, weil ihm sein Herz wehtun würde. Pete wollte Sammy so gern helfen, doch er wusste nicht wie. Also zog er ein halbes Dutzend Papiertaschentücher aus der Schachtel, krabbelte zu Sammy ins Bett und klopfte ihm sanft auf die Schulter.

„Es tut mir leid, dass deine Mutter verletzt wurde“, sagte er und überreichte die Taschentücher.

Charlie kam herein und setzte sich ebenfalls aufs Bett. „Ja, das mit deiner Mom tut mir auch echt leid.“

Jetzt bekam Pete es mit der Angst zu tun, denn normalerweise hackte sein großer Bruder immer auf ihm und seinem Freund herum. Sammy sagte nichts, sondern rollte sich zur Seite und verbarg das Gesicht in den Armen.

Pete fuhr ihm über den Rücken und verließ das Zimmer, um seine Grandma zu suchen.

Kate hantierte in der Küche herum und telefonierte. Jeder in Azalea wusste, dass sie und Libby befreundet waren, und das Telefon hatte nicht mehr stillgestanden, seitdem sich die Nachricht vom Unfall herumgesprochen hatte. Kate stand mit dem Rücken zur Tür und konnte ihren Enkel nicht sehen. Sonst hätte sie in diesem Moment dem Pfarrer gegenüber ihre Befürchtungen bestimmt nicht geäußert. Aber so ließ sie ihren Sorgen freien Lauf.

„Nein, soweit ich weiß, gibt es keine weiteren Familienangehörigen. Hmm? Oh ja! Natürlich. Ich nehme an, dass sein Vater irgendwo existiert. Libby spricht nie über ihn, aber wenn er tot wäre, hätte sie es bestimmt erwähnt.“

Es folgte eine Pause. Pete wusste, dass er sich bemerkbar machen sollte, doch seine Neugier war größer. Also trat er in den Flur zurück und lauschte weiter. Charlie kam von hinten angeschlichen und gab Pete einen Klaps auf den Hinterkopf, erkannte jedoch sofort die Situation. Statt ihn wie gewöhnlich zu ärgern, stellte er sich neben seinen Bruder und hielt sein Ohr ebenfalls in Richtung Küche.

„Falls sie stirbt? Großer Gott! Bitte sagen Sie so was nicht. Ich weiß, dass es so kommen kann. Aber der Unfall ist gerade erst passiert. Was wird dann aus Sammy? Ich nehme an, der Staat wird sich seiner annehmen. Ich würde ihn gern bei mir aufnehmen, doch ich komme gerade mal so über die Runden mit meinen eigenen zwei Enkeln. Sie wissen, wie klein das Haus ist, und mit meinen gesundheitlichen Problemen würde ich niemals die Erlaubnis für ein weiteres Pflegekind bekommen.“

„Was ist mit Granny los?“, flüsterte Pete.

Charlie seufzte und tätschelte seinem kleinen Bruder den Kopf. „Sie hat Arthritis. Das ist alles.“ Er hielt es nicht für nötig, diesem Angsthasen zu erzählen, dass ihre Großmutter Medikamente für ihr Herz nahm. Er wusste es, seitdem er das Etikett auf dem Pillenfläschchen gesehen hatte. Es war dasselbe Mittel, für das im Fernsehen Werbung gemacht wurde.

„Was passiert mit Sammy, wenn seine Mutter stirbt?“, wollte Pete wissen.

Charlie runzelte die Stirn und bedeutete ihm, still zu sein, während sie das Telefonat mit dem Pfarrer weiterhin belauschten.

„Es würde mir das Herz brechen, wenn er zum Waisenkind würde. Es gibt so viele schreckliche Geschichten über Pflegefamilien und Kinderheime … ich will gar nicht darüber nachdenken.“

Pete trat einen Schritt zurück, wischte sich die Tränen von der Wange und wandte sich seinem großen Bruder zu.

„Wir müssen etwas tun, Charlie!“

„Und was zum Beispiel?“

„Ich weiß nicht. Du bist doch der Ältere. Denk dir was aus.“

Dann ging Pete weg und ließ Charlie mit einer weiteren Last auf den Schultern im Flur zurück.

2. KAPITEL

Eine Woche später