Das Spiel der dunklen Mächte - Elfriede Wimmer - E-Book

Das Spiel der dunklen Mächte E-Book

Elfriede Wimmer

0,0

Beschreibung

Phil und seine Freunde beschließen bei einem Theaterworkshop mitzumachen. Schnell bereuen sie ihre Entscheidung, denn die Proben finden in einem alten, verlassenen Theater statt und werden von einem unheimlichen Theaterdirektor geleitet. Was führt er im Schilde? Und warum passiert bei jeder Probe etwas, das sich nicht erklären lässt? Schon bald bemerken die Freunde, dass das Theater ein gefährliches Eigenleben führt und sie in einem Spiel dunkler Mächte gefangen sind. 

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 75

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Elfriede Wimmer

DASSPIELDER DUNKLEN MÄCHTE

Mit Illustrationen von Petra Herberger

Das Spiel der dunklen Mächte von Elfriede Wimmer

1. Digitale Auflage 2022

www.ggverlag.at

ISBN E-Book: 978-3-7074-1749-4

ISBN Print: 978-3-7074-2449-2

In der aktuell gültigen Rechtschreibung

Coverillustration: Petra Herberger

Innenillustrationen: Petra Herberger

© 2022 G&G Verlagsgesellschaft mbH, Wien

Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe sowie der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme, gesetzlich verboten.

INHALT

Prolog

Eine verhängnisvolle Idee

Erster Schultag

Professor Dahlmann

Ein verwegener Plan

Der Voodoo-Kasten

Der alte Schauspieler

Unheimliche Dinge

Der Schnürboden, das Herz des Theaters

Eine schreckliche Entdeckung

Das Spiel geht weiter

Die Macht des Theaters

PROLOG

Der Mann mit dem langen, schwarzen Mantel kam in den frühen Morgenstunden unbemerkt in die kleine Stadt. Er trug eine große, abgegriffene Tasche. Die verschmutzten Laternen in der winzigen Seitengasse spendeten trübes Licht und erloschen schließlich ganz. Den paar Frühaufstehern, denen er begegnete, ging er geschickt aus dem Weg und steuerte auf die Frühstückspension zu, in der er ein Zimmer gemietet hatte. Er griff nach dem Schlüssel, der für ihn hinterlegt war, und nahm geräuschlos die Treppe in den ersten Stock. Sein Zimmer lag am Ende des Ganges. Die Tür knarrte kurz, als er sie öffnete und leise eintrat. Er ließ seine Tasche aufs Bett fallen und zog die Vorhänge zu. Nachdem er die Tasche geöffnet hatte, holte er einen Schminkkoffer heraus. Sorgfältig begann er sein Gesicht zu verändern und seine dünnen, weißen Haare unter einer schwarzen Perücke zu verstecken.

Bewegungslos stand der Mann mit den schwarzen Haaren am späten Nachmittag gegenüber dem Schulgebäude und beobachtete die Klasse, die er für seinen Plan auserkoren hatte. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als der Klassenlehrer ins Freie trat und kurz den Kopf hob. Er schaute in seine Richtung ohne ihn zu bemerken. Der Mann verzog seine dünnen Lippen zu einem bösen Grinsen. Er hatte gelernt sich unsichtbar zu machen.

Ein Plakat im Schaukasten der Schule erregte seine Aufmerksamkeit:

Nächste Theaterwerkstatt Anfang September

Eine plötzliche Aufregung erfasste ihn. Lange hatte er auf diesen Moment gewartet.

Langsam wurden die Schatten der Bäume länger, als er in seinen schwarzen Mantel schlüpfte und sich auf den Weg durch den Wald machte, wo ihn ein geheimer Pfad zur Rückseite des alten Theaters führte. Die Natur hatte dafür gesorgt, dass er kaum mehr zu sehen war, doch er würde diesen Weg auch blind finden.

In seiner Tasche hatte er neben verschiedenen Requisiten ein besonders wichtiges Utensil seines Experimentes verstaut. Zu Ferienbeginn würde es auf dem jährlichen Flohmarkt seinen Besitzer wechseln. Niemand in der kleinen Stadt konnte auch nur ahnen, was damit in Gang gesetzt werden würde.

EINE VERHÄNGNISVOLLE IDEE

Es war der letzte Sonntag vor Schulbeginn, als ich eine blöde Idee hatte. Die Sonne brannte gnadenlos vom Himmel und ich saß mit Sidney und Leon am Bach. Wir waren beste Freunde. Sid ist der Coole, für jedes Abenteuer zu haben, Leon der Vorsichtige. Und ich bin Philip, neugierig und immer voller schräger Ideen.

Die kalten Wellen kühlten angenehm unsere Füße und wir ließen Steine über das Wasser springen. Ich blinzelte gegen die Sonne und schaute auf die andere Seite des Baches. Dorthin, wo die Goethegasse an einem verwilderten Park vorbeiführte. Dahinter lag versteckt das alte Theater, das schon seit Jahren geschlossen war. Es war ein besonders gruseliger Ort, an dem es angeblich spukte.

Es wäre spannend, das Geheimnis des Theaters herauszufinden, überlegte ich. Nachdenklich wiegte ich meinen Stein in der Hand, warf ihn und ließ ihn auf dem Wasser tanzen.

„Vier Mal, das ist Rekord!“ Leon sprang in die Höhe, rutschte aus und schlitterte unter lautem Geschrei in den Bach. Er ruderte mit den Armen und versuchte sich an den Weiden festzuhalten.

Wir hielten uns vor Lachen den Bauch, als er sich nach einigen Fehlversuchen, nass und völlig verdreckt, neben uns auf den Boden fallen ließ.

„Ihr seid echt das Letzte!“, keuchte er empört. „Ich hätte ertrinken können!“

Ich verschluckte mich und krächzte: „Dreizehnjähriger ertrinkt nach dramatischem Unfall!“

„Vor den Augen seiner Freunde im zehn Zentimeter tiefen Bach!“, brüllte Sid vergnügt.

„Das findet ihr wohl lustig?“ Leon sah uns beleidigt an. „Ihr könnt eure blöden Steine allein werfen, ich hau hier ab, ist das klar!“ Er wischte sich den Schlamm von seinem Shirt, zog sich die Turnschuhe an und stand auf.

Ich überlegte, wie wir ihn besänftigen könnten und rückte schließlich mit etwas heraus, das mich schon lange beschäftigte. „Ich habe eine Idee!“, sagte ich leise und blickte über das Wasser. „Was haltet ihr davon, wenn wir in das alte Theater einsteigen?“

Leon hob den Kopf und starrte mich an, als hätte ich den Verstand verloren. „Das ist jetzt nicht dein Ernst!“, stotterte er und schaute zu Sid, der sich nachdenklich durch die Haare fuhr.

„Das Gebäude ist sicher abgeschlossen“, bemerkte er zögernd. „Andererseits könnten wir kurz nachsehen, vielleicht gibt es irgendwo einen geheimen Eingang, den noch keiner entdeckt hat?“

Leon verdrehte die Augen und tippte sich an die Stirn. „Ihr seid verrückt. Kein Mensch geht da freiwillig rein. Abgesehen davon, dass es gefährlich ist, soll es dort auch spuken.“

„Wir haben sowieso nichts besseres vor“, drängte ich. „Ab morgen beginnt wieder die Schule, dann bleibt keine Zeit mehr für ein Abenteuer.“

Sid zog sein Handy aus der Tasche. „Ich schlage vor, wir treffen uns nach dem Abendessen um 18:00 Uhr bei der Brücke. Er schielte zu Leon, der konzentriert den Schlamm zwischen seinen Fingern betrachtete und stieß ihn an. „Wenn du nicht reingehen willst, kannst du ja Schmiere stehen.“

„Ok, aber wir verschwinden sofort, wenn es gruselig wird!“

„Versprochen!“

Die Turmuhr vom Kirchenplatz unserer Stadt schlug sechs Mal. Ich legte einen Zahn zu und sah schon von Weitem, dass meine Freunde bereits auf mich warteten.

Sid und ich grinsten uns an und nahmen sicherheitshalber Leon in die Mitte, damit er nicht abhauen konnte. Mürrisch trottete er zwischen uns über die Brücke den Bach entlang, der bedrohlich rauschte. Kein Windhauch war zu spüren und obwohl die Sonne schon zu sinken begann, wurde die Luft immer drückender. Schweiß sammelte sich unter unseren Shirts. Es war unheimlich still. Die Schatten wurden länger, bald würde die Dämmerung einsetzen.

Schweigend gingen wir die kleine Gasse entlang, die zum Park führte. Eine verwitterte Bank stand einsam neben einem Denkmal, das mit Moos bedeckt war. Überall wuchsen dichte Büsche, die schwarz und bedrohlich wirkten. Ich warf einen kurzen Blick auf die grauen, teilweise abgebröckelten Mauern, die dahinter hervorschauten. Auf einem schmalen Weg, der von Brennnesseln und Unkraut überwuchert war, näherten wir uns vorsichtig dem alten Gebäude. Plötzlich sahen wir einen Schatten.

„Da ist jemand!“, zischte Leon. „Hauen wir ab!“

Ich blinzelte in die tiefstehende Sonne und blieb erschrocken stehen. Da war tatsächlich eine Gestalt zwischen den Sträuchern! Sie bewegte sich nicht! Wir standen wie erstarrt, bereit zum Rückzug, als Sidney ausrief: „Das ist nur eine von den alten Statuen. Ich glaube, der war einmal ein berühmter Dichter.“

Erleichtert atmeten wir auf und kämpften uns weiter durch Gestrüpp und hohes Gras, bis wir an Armen und Beinen zerkratzt vor dem unheimlichen Theater angekommen waren.

Rechts und links vom Eingang ragten zwei schlanke Säulen in die Höhe, die einen Balkon trugen. Darüber waren Schriftzeichen und römische Zahlen in die Mauer eingraviert, die man nicht mehr entziffern konnte. Die Fenster zu beiden Seiten waren groß und oben abgerundet. Davor thronten zwei Löwen aus Stein mit Flügeln auf dem Rücken. Es sah so aus, als würden sie auf ein paar Verrückte wie uns warten.

Verrückt genug um hier einzusteigen. Mir lief es eiskalt über den Rücken. Wie von einer geheimen Macht angezogen, näherte ich mich dem breiten, verwitterten Tor und blieb unsicher davor stehen. Ich starrte auf den Eingang und überlegte, ob wir uns wirklich trauen sollten reinzugehen. Sid und Leon standen, die Hände tief in den Shorts vergraben, daneben.

„Mann, bringt es endlich hinter euch!“, zischte Leon. „Mir ist heiß.“

Vorsichtig legte ich meine Hand auf die Türklinke, als ich im Theater ein leises Schaben hörte. Erschrocken zog ich sie zurück.

„Wir sollten erst einmal die Lage checken!“, flüsterte ich.

Ängstlich schlichen wir seitlich an der bemoosten Mauer entlang und versuchten einen Blick durch eines der Fenster zu werfen. Es war ziemlich verdreckt und voller Spinnweben. Ich wischte mit dem Ärmel über die Scheiben und drückte mein Gesicht gegen das Glas. Im Theater war es düster und ich konnte kaum etwas erkennen.

„Kannst du etwas sehen?“, fragte Sid ungeduldig.

„Ich glaube, da ist eine Garderobe. Dann ein langes Pult und darüber Spiegel oder Bilder an den Wänden. Und Kerzenhalter. Dahinter sieht es aus, als wären links und rechts Türen.“

„Das reicht! Ich bin dafür, dass wir abhauen!“, flüsterte Leon.

Da hörte ich wieder dieses Geräusch. Es war, als ob jemand über den Boden schlurfte. Oder etwas über den Boden schleifte. Gänsehaut kroch mir über die Arme. Ich atmete schnell und mein Herz pochte. Schweißtropfen brannten in meinen Augen. Ich blinzelte nervös.

„Hey, Sid, komm her, da bewegt sich etwas!“

Wir starrten beide angestrengt in das Innere des Theaters, während Leon Schmiere stand.