Ein Stern für die 3a - Elfriede Wimmer - E-Book

Ein Stern für die 3a E-Book

Elfriede Wimmer

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Beschreibung

Die 3a hat den Ruf, eine besonders schwierige Klasse zu sein. Max ist der Boss und mit seinen Anhängern kontrolliert er die Klasse. Julian versucht mit der „Unsichtbar-Taktik“ durch die Schule zu kommen. Und Amelie wünscht sich nichts sehnlicher als eine Freundin, aber für die angesagten Mädchen ist sie nicht cool genug. Doch plötzlich wird alles ganz anders - an dem Tag, als ein Lehrer namens Stern das Klassenzimmer betritt. Die Kids beginnen, einander zuzuhören, miteinander zu reden und arbeiten an einem gemeinsamen Ziel: eine Rockshow am Ende des Schuljahres. Doch nicht nur die berüchtigte Klasse verändert sich …

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Ein Stern für die 3a

Von Elfriede Wimmer

1. Digitale Auflage, 2015

www.ggverlag.at

ISBN E-Book

ISBN Print 978-3-7074-1240-6

Umschlaggestaltung/Illustrationen: Sabine Kranz

In der aktuell gültigen Rechtschreibung

© 2010 G&G Verlagsgesellschaft mbH, Wien

Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe sowie der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme, gesetzlich verboten.

Inhalt

Die Grauboden

Ein Lehrer namens Stern

Vier wichtige Zutaten

Jeder ist anders

Eine offene Tür

Gemeinsam

Veränderungen

Begeisterung ist ansteckend

Gefühle

Selbstbewusst sein

Die 3A rockt

Schulwart Krauser

Die Sternensprache

Die erste Probe

Die Geschichte von der Orange

Experiment Krauser

Die Sternenschule

Ein echt cooles Team

Jeder ist etwas Besonderes

Das Abschlussfest

Vorwort

„Ein Stern für die 3A“ ist ein Buch, das in vielfältiger Weise auf aktuelle Situationen im Schulalltag eingeht. Die Autorin kennt offensichtlich die Abläufe, Herausforderungen, Spannungen, Beziehungen und Gegebenheiten in einer Schule ebenso gut wie auch die Probleme, die in einer Klasse bzw. in einer Schule auftreten können.

Im Mittelpunkt steht der Lehrer „Stern“, der auf die Persönlichkeit jedes einzelnen Kindes eingeht und mit seiner Motivationsfähigkeit die Schüler und Schülerinnen und auch die anderen Lehrer und Lehrerinnen begeistert. Die Planung eines gemeinsamen Festes verbindet SchülerInnen und LehrerInnen und führt dazu, dass alle immer mehr zu einem Team werden und ihre Arbeit freudig verrichten.

Beim Lesen des Buches werden sicherlich Kinder und Erwachsene an Erlebnisse in ihrer Klasse oder Schule erinnert werden. Manche werden sich freuen, weil sie selbst einen Lehrer „Stern“ kennen, manche werden sich so einen Lehrer oder so eine Lehrerin wünschen. Manche LeserInnen werden an Klassenaufführungen oder Schulfeste denken, die sie selbst mitgestaltet und die trotz der oft langen Vorbereitung allen viel Freude gemacht haben. Manche werden feststellen, dass es auch in ihrer Klasse Kinder gibt, die ähnliche Probleme haben wie einzelne Kinder in der „3A der Graubodenschule“.

Ich wünsche allen Mädchen und Buben, die dieses Buch lesen, viel Freude und vor allem viele Lehrerinnen und Lehrer, die dem Lehrer „Stern“ ähnlich sind.

Regierungsrätin Brigitte Schäffer

Bezirksschulinspektorin

Lesekoordinatorin für Wiener allgemeinbildenden Pflichtschulen i. R.

Die Grauboden

Der Name Grauboden passt hervorragend zu der riesigen Sportschule. Sie wurde vor Jahren von dem damaligen Bürgermeister Georg Grauboden eröffnet und erhielt, weil niemanden etwas Besseres einfiel, kurzerhand seinen Namen. Die Wände, die damals in einem hellen Gelb erstrahlten, sind mittlerweile bedeckt mit Schmierereien und schmutzigen Handabdrücken. Die Klassenzimmer sind vollgestopft mit Schreibtischen und Stühlen, die alle schon bessere Zeiten gesehen hatten. In den Bänken liegen verschimmelte Essensreste, und unter den Tischen klebt der eine oder andere Kaugummi. Der Schulwart jammert über Rückenbeschwerden und, dass ihm sowieso alles zu viel wird mit den Fratzen und dem Dreck, den sie machen. Er schiebt immer einen Wischmopp vor sich her, mit dem er sorgfältig über den hartnäckig festsitzenden Schmutz drüberstreicht. Ja, er poliert ihn geradezu, bis er glänzt. Dann stellt er sich vor, er hätte seine Aufgabe hervorragend erfüllt.

Es ist kurz vor acht und auf den Gängen geht es ziemlich laut zu. Genaugenommen kann man sein eigenes Wort nicht verstehen. Tom trommelt wie immer überall auf irgendetwas herum, das ihm auch nur annähernd als Schlagzeug dienen kann. Max hat wieder einmal keine Geduld mit dem kleinen Flo, der ständig im Weg herumsteht. Ein kräftiger Stoß und das Problem ist gelöst. Flo landet mit seiner Schultasche auf dem Rücken unsanft in einer Ecke auf dem Boden. Der große Lukas und der feiste Oliver lachen und steigen über den kleinen Flo einfach hinweg, nicht ohne ihn vorher mit dem Schuh noch ein bisschen in die Seite zu kicken, so als wäre er ein Fußball.

„Wie ein Käfer auf dem Rücken“, kichert Patrizia, und das erinnert Amelie mit Schrecken an ihre fehlende Sachunterrichtshausübung.

„Hast du mir die Unterlagen für morgen mitgebracht?“, fragt sie leise ihre Freundin.

„Ich verstehe bei dem Lärm kein Wort, du musst lauter sprechen.“ Patrizia nimmt sich nicht die Zeit, Amelie zuzuhören. Sie entdeckt Leonie, die eben mit ihrem coolen Schulrucksack durch das Schultor kommt, und lässt die unglücklich dreinblickende Amelie einfach stehen. Soll sie sich doch selber um ihre Hausübungen kümmern! Immer fehlt ihr irgendetwas. Ehrlich, das nervt gewaltig und ist voll uncool! Was kann sie dafür, dass Amelie so langsam ist und immer nur die Hälfte mitschreibt?

Da ist Leonie ganz anders. Die ist nicht so langweilig und macht gleich ein Drama wegen einer fehlenden Hausübung. Im Gegenteil. Mit ihr kann man auch mal was anstellen, wie zum Beispiel in der Freistunde heimlich auf die Martinistraße gehen, was selbstverständlich streng verboten ist. Gestern wollte Amelie unbedingt mitgehen. Klar, dass sie erwischt wurde. Leonie und sie hatten es gerade noch geschafft und waren vor dem Schulwart in die Schule geschlüpft. Aber Amelie musste natürlich wieder erst ihr Schuhband zumachen und ist dann mitten in den fetten Herrn Krauser hineingelaufen. Der liebt es, wenn er ein Kind bei etwas Verbotenem erwischen kann. Das genießt er richtig. Da helfen keine Bitten und auch keine Bestechungen mit Erdbeerschokolade. Leopold Krauser isst für sein Leben gerne Erdbeerschokolade, der er normalerweise nicht widerstehen kann. Aber noch lieber erwischt er Kinder. Kinder machen Lärm und Schmutz, und es geschieht ihnen recht, wenn sie bestraft werden. Er schleppt jedes gnadenlos zur Frau Direktor Schacherl.

Ein Lehrer namens Stern

Amelie hat Angst. Sie will nicht zur Schachterl, wie die Kinder die Frau Direktor heimlich nennen. Sie weiß, bei drei Verweisen, kann man richtig Ärger bekommen. Und unangenehm auffallen will die schüchterne Amelie ganz, ganz bestimmt nicht. Genaugenommen möchte sie überhaupt nicht auffallen. Im Gegenteil, manches Mal wünscht sie sich, sie wäre unsichtbar. Besonders dann, wenn sie in Mathe an die Tafel muss. Die gemeinen Rufe aus der Klasse und der Spott, wenn sie etwas nicht weiß, sind unerträglich. Jedes Mal hat sie dann stundenlang Bauchweh.

Herr Krauser klopft an die Tür der Frau Direktor und öffnet nach einem energischen „Herein!“ unterwürfig die Tür. Ja, Herr Krauser kann auch anders sein. Wenn er zum Beispiel vor der Frau Direktor steht, wird er ein bisschen kleiner. So, als wäre er wieder ein Schüler. Er zieht dann den Kopf zwischen die Schultern und schaut zu Boden.

„Was ist Krauser?“, fragt die Direktorin, und ihr Blick wandert zu Amelie, die sich genau wie der Schulwart ganz klein macht. Aber so sehr sie sich auch bemüht, sie kann sich nicht in Luft auflösen. Leopold Krauser nimmt seine Kappe, die er immer auf dem Kopf hat, um seine dünnen, farblosen Haare zu verstecken, herunter und dreht sie zwischen den Händen. „Eh, h-hm … Ich will nicht stören, eh … aber ich habe wieder eine erwischt.“

„Ja, und?“ Die Direktorin zieht abwartend die Augenbrauen in die Höhe und neigt ihren Kopf. „Ich höre, Krauser“, sagt sie, und etwas Ungeduld mischt sich in ihre Stimme.

Der Schulwart tritt von einem Fuß auf den anderen und stottert: „Dies-dies-dieses Mädchen wa-wa-war auf der verbotenen Straße.“

„Eine verbotene Straße? Das klingt ja spannend.“

Amelie und Krauser blickten beide in die Richtung aus der die Stimme kommt. Im Schatten des Bücherschranks, rechts von der Tür steht ein großer, schlanker Mann in einem hellen Mantel. Er kommt näher und blickt neugierig auf Amelie. Er beugt sich zu ihr hinunter, und noch bevor die Schachterl etwas von sich geben kann, sagt er: „Manchmal sind die Dinge anders, als es zunächst den Anschein hat. Der nette Herr Krauser hier hat etwas gesehen und daraus einen Schluss gezogen. Aber war es tatsächlich so, wie er geglaubt hat?“ Der Mann richtet sich wieder auf und blickt mit einem kleinen Lächeln in die Runde. Keiner sagt ein Wort und so fährt er fort: „Ich denke, dazu müssen wir auch Amelies Sicht der Dinge hören.“

Herr Krauser ist empört. Das wäre ja noch schöner, wenn jetzt die Fratzen die Möglichkeit haben mit ihren Lügen, die Ordnung durcheinanderzubringen. Nein, nein, nein! Er, Leopold Krauser, weiß immer genau, was er sieht und hört. Dazu braucht er nicht auch noch die Meinung der Kinder.

Aber die Direktorin hebt die Hand und Krauser sackt in sich zusammen. Er schnappt noch einmal nach Luft und schluckt seine Erwiderung hinunter. Auffordernd blickt die Frau Direktor auf die kleine Amelie. „Nun, Amelie, dann wollen wir von dir hören, was da heute passiert ist.“

Amelie ist aufgeregt. Sie hat ein ur-gutes Gefühl. Egal, ob sie etwas angestellt hat oder nicht. Sie darf dazu etwas sagen. Und es würde sich anders anhören als von Herrn Krauser. Sie nimmt allen Mut zusammen und sagt laut und deutlich mit festem Blick zur Frau Direktor: „Es ist verboten, in der Freistunde aus dem Schulgebäude zu gehen, das weiß ich. Ich würde es auch niemals machen, aber ich hatte einen guten Grund.“

Die Direktorin fragt neugierig: „So so, was war das für ein Grund?“

„Ganz einfach“, erwidert Amelie, „die Mädchen in der Klasse finden mich langweilig und machen sich über mich lustig. Ich wollte auch einmal von den anderen bemerkt werden und dazugehören.“

„Wahrlich, ein ausgezeichneter Grund!“ Die Stimme des fremden Mannes klingt warm und tief. „Manchmal muss man abwiegen und Entscheidungen treffen. Und am Ende die Verantwortung für seine Handlung übernehmen.“

Es ist sehr still in dem Zimmer der Frau Direktor geworden.Der Schulwart fährt sich mit der Kappe in der Hand über seine schütteren Haare. Was soll das jetzt wieder?

Die Frau Direktor schaut auf den Mann mit den hellblonden Haaren und sagt: „Aus meiner Sicht sind Sie genau der, den wir hier ganz dringend brauchen.“

Dann wendet sie sich an Herrn Krauser: „Leopold“, sagt sie freundlich zu ihm. Sie hat Leopold Krauser vor fünfundzwanzig Jahren als junge Lehrerin selber unterrichtet. „Leopold, erinnere dich, wie du als Kind warst.“ Manchmal erlaubt es sich die Schachterl, Du zu Herrn Krauser zu sagen. Aber nur manchmal. Denn die Frau Direktor geht nicht nur mit Eltern und Kollegen respektvoll um. Nein, sie behandelt auch die Kinder und ehemalige Schüler und Schülerinnen mit Respekt.

Vier wichtige Zutaten

Am Freitagmorgen klopft die Frau Direktor an die Tür der 3A. Der Lärm aus der Klasse dringt bis hinaus auf den Gang. Sie klopft noch einmal. Dieses Mal ein bisschen stärker. Sie wartet kurz, und als sie niemand hereinbittet, räuspert sie sich, öffnet die Tür und betritt unbemerkt das Schulzimmer.

Die sechsundzwanzig Schüler haben zwar keine Pause mehr, aber sie rennen herum, als wären sie nicht mitten im Unterricht. Verzweifelt versucht Susanne, ihre Lehrerin, mit dem Deutschunterricht fortzufahren. Sie steht an der Tafel und schreibt Sätze in der Gegenwart auf. Die Kinder sollen daraus Mitvergangenheit und Vergangenheit bilden.

Die Mädchen in der ersten Reihe versuchen tapfer mitzuschreiben. Aber aus der letzten Reihe kommen immer wieder Papierkugeln geflogen. Lautes Gelächter begleitet die Flugobjekte. Max ist wie immer der Anführer, und Lukas und Oliver sind für jeden Blödsinn sofort zu haben. Julian mit der dicken Brille versucht, sich unsichtbar zu machen. Nur nicht die Aufmerksamkeit der drei auf sich ziehen. Besser, sie halten sich an Flo, über den alle besonders gut lachen können, weil er so ungeschickt ist. Tom trommelt mit seinem Lineal und dem von Leo auf seinen Tisch und macht dazu: „Pft, bäng, pft, bäng, pft, bäng.“ Patrizia zeigt ihrer Freundin Leonie ihre neuen Schuhe, und Amelie fühlt sich gestört, traut sich aber nichts zu sagen.

Endlich haben die Kinder die Schachterl entdeckt. Sie hebt bereits ihre Augenbrauen, und das ist kein gutes Zeichen. Sofort sind alle still und setzen sich auf ihre Plätze. Neugierig sehen sie, dass ein großer Mann, in einem hellen Mantel, hinter der Frau Direktor auftaucht. Bevor sie noch ihre Fragen abschießen können, hebt die Schachterl die Hand. „Wie ihr wisst, bekommt eure Lehrerin bald ihr Baby“, beginnt sie zu sprechen. „Susanne geht ab Montag in den Mutterschutz, und ich möchte euch heute ihren Nachfolger vorstellen. Wir haben sehr lange und gründlich nach einem passenden Lehrer für diese Klasse gesucht.“ Sie macht eine Pause und fährt dann fort: „Ich bin überzeugt davon, wir haben ihn gefunden.“

Sie tritt einen Schritt beiseite und der Mann, dessen Alter sehr schwer zu schätzen ist, geht auf Susanne zu und gibt ihr die Hand. Dann wendet er sich an die Kinder: „Mein Name ist Gabriel Stern, und ich bin ab Montag ein Teil dieser Klasse.“

Susanne ist ganz verlegen und entschuldigt sich für das Chaos und die schwierigen Kinder in ihrer Klasse.

„Oh, das ist mir nicht aufgefallen“, meint Gabriel Stern sanft. „