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Eine Expedition in die Anderswelt, die den Blick des Lesers erweitert und schärft. Die Reise beginnt im Kinderzimmer, bei Arielle, ALF und Pumuckl, und führt geradewegs hinein in eine großartige Wunderwelt beeindruckender Wesenheiten, die heute in Vergessenheit geraten sind, die unseren Vorfahren aber sowohl treue Gefährten als auch Götter waren. Unsere Vergangenheit lebt wieder auf: Letzte wissenschaftliche Erkenntnisse erlauben einen völlig neuen Blick auf die Menschheits- und Kulturgeschichte. Anhand praktischer Beispiele und in klaren Worten werden die Gesetzmäßigkeiten hinter den verschiedenen Arten überirdischer Wesen erläutert. Und es wird deutlich, dass wir in Zukunft anders an die Natur heranzutreten haben werden als bisher … Was immer wir unter Simon A. Epptalers kundiger Führung betrachten, wird, wie im Märchen, gleichsam durchsichtig und lässt in ungeahnte Räume blicken, erfüllt von tiefsinniger Mythologie, von gutwollenden Wesen, Elfenreigen und schöpferischem Formen. Ein vielseitiges und umfassendes Werk, welches das uralte Phänomen der überirdischen Naturwesen mit dem gebührenden Respekt unverkitscht und sachlich auf dem aktuellen Stand der historischen Forschung betrachtet und dem die Leserinnen und Leser alles entnehmen können, was sie schon immer über Elfen wissen wollten!
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Seitenzahl: 305
Veröffentlichungsjahr: 2019
Zum Nachdenken
Wenn es keinen Gott gibt
keinen liebenden vollkommenen Schöpfergott
und keine ewigen Götter über uns
als Brücken und Schleusen für die strömende Kraft
und keine Urmutter jugendlich unnahbar
als Herrscherin in allen Himmeln
kein Jenseits, keine Anderswelt
keine Elfen, Feen, Gnomen, Engel
Formkräfte über den vergänglichen Formen –
Warum dann ist diese Welt
So schön?
Simon A. Epptaler
Das Überirdische in der Natur
Warum die Menschen immer schon an Elfen glaubten und wieso wir ohne Naturwesen nicht überleben können
© 2019 Simon A. Epptaler
1. Auflage 2019
Autor: Simon A. Epptaler (Kontakt: [email protected])
Umschlaggestaltung: Elmar Hauck und Christian Wagner
Umschlagfoto: Elmar Hauck, aus dem Zyklus „Elfenwirken in vier Elementen“; [email protected]; facebook: fotografie kunst elmar hauck
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40—44, 22359 Hamburg
ISBN Hardcover: 978-3-7482-9481-8
ISBN Paperback: 978-3-7482-9480-1
ISBN e-Book: 978-3-7482-9482-5
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Wozu dieses Buch? Oder: Ein paar grundsätzliche Gedanken, bevor es losgeht
1. Naturwesen heute, oder: Der Elf im Spiegelkabinett
Elfen gibt’s nicht!
ABER: Kleine Mädchen lieben Elfen
… und auch große Jungs stehen auf sie
… nicht zu vergessen: Nerds und Geeks
… und Künstler!
Am Anfang steht:„Es war einmal ...“
Märchen liegen wieder hoch im Kurs
Warum Kinder Märchen brauchen
Fantasie und Wirklichkeit
Andere Welten
Aliens
… oder Elfen?
Halloween
Gehirn und Geist
Gartenzwerge
Weihnachten - ein römisches „Elfenfest“?
Engel ... oder Elfen?
Schutzengel
Wer ist die Madonna?
Fazit: Elfen gibt's nicht?
2. Back to the Roots! Oder: Was sind eigentlich Elfen?
Ein außerirdisches Zottelvieh
Back to the Roots!
Elfen im Märchen
Menschen und Elfen
Böse Elfen
Frau Holle
Märchen
Sprechende Tiere, Männlein, Zauberdinge
Und es gibt sie wirklich!
Unglaublich – aber wahr?
3. Es war einmal – Paradies und Sündenfall, oder: Warum Jesus zur Erde kam
Werdet wie die Kinder!
Jesus und die Elfen
Homo homini lupus?
Das verhängnisvolle Begehren
Sündenfall
Geist oder Verstand?
Der moderne Mensch: Ein unharmonisches, weil unnatürliches Wesen?
4. Elfen durch die Zeiten und Völker, oder: Kleine Einführung in die Vielfalt jenseitiger Formen
Schwankende Grundlagen
Yoga
Was frühere Völker (vielleicht) schon alles wussten
Anderswelt
Yggdrasil
Frequenzsalat
Zwerge
Alben
Wanen
Asen
Riesen und Ungeheuer
Wandelbare Walküren
Ältere und jüngere, höhere und niedrigere Götter
Götter und Menschenopfer
Dämonen
Skurrile Formenwelt und „Animismus“
Woher kommt das Böse?
Alles Gute kommt von oben
Alles lebt, alles fließt!
5. Götterdämmerung, oder: Auf welche Weise die katholische Kirche einen Bastard erschuf
Der unsichtbare Gott der Juden im Römischen Imperium
Aber immer wieder der Verstand
Kaiserkult
Platon, Plotin und die Welt des Geistes
Der Begründer der Esoterik
Götter oder Dämonen?
Ein neunmalkluger Hochstapler
Die heidnischen Ursprünge des Weihnachtsfests
Römische Liturgie
Hölle, Albtraum, Hexenschuss
Volksmagie und Aberglaube
Reliquien-Zauber und Heiligsprechung
Brauchtum
Ein Bastard auf dem Thron
6. Von der Magie zum Materialismus, oder: Wie geistiger Tod Wirklichkeit wurde
Ein Menschheitstraum geht in Erfüllung
… und die Verheißung der Schlange wird Wirklichkeit
Die Beherrscher der vier Elemente
Was bleibt aus 2 Mio. Jahren Menschheitsentwicklung?
7. Die Wiederkunft der Elfen, oder: Auferstehung?
Sonderfall Island
Zurück zum Natürlichen!
Physik
Morgendämmerung
Zeitgenössische Naturwesenmystik
Schlusswort
Quellenangaben und Anmerkungen
Einleitung: Wozu dieses Buch? Oder: Ein paar grundsätzliche Gedanken, bevor es losgeht
Das Überirdische in der Natur – das sind die Zwerge, Elfen und Feen mitsamt ihren geheimnisvollen und unirdisch schönen Reichen voll Gesang und Tanz in der Anderswelt, von denen seit Jahrtausenden Märchen und Mythen erzählen. Ferner auch die Wesenheiten und Naturmächte, welche in den diversen Naturreligionen vergangener wie auch heutiger Kulturen als Göttinnen und Götter verehrt wurden und werden: Die als Personen vorgestellten Wesenheiten der Elemente, beispielsweise des Meeres, eines Baumes, Waldes oder Berges, aber auch mentaler Energien wie der Liebe, der Tapferkeit oder Klugheit, wurden vor deren Christianisierung von allen Völkern weltweit in der einen oder anderen Form verehrt. Jeder kennt die römischen Gottheiten Venus, Mars und Jupiter oder deren griechische und germanische Pendants Zeus, Aphrodite, Odin oder Thor. Mit Blick auf die moderne Wissenschaft würden wohl die allermeisten Menschen heute ohne weiteres behaupten, dass es sich bei diesen Naturwesen natürlich nur um Phantasiegebilde handelt, die nicht real existieren.
Doch ist diese „Existenzfrage“ zunächst einmal gar nicht das Entscheidende – aus zwei Gründen: Erstens sind wissenschaftliche Aussagen dazu seriöser Weise eigentlich nicht möglich, weil solche Fragen den Zuständigkeitsbereich von Wissenschaft überschreiten. Wissenschaft befasst sich mit dem Stofflich-Materiellen, d.h. mit allem Irdischen. Was darüber liegt, eben das Überirdische, kann aus der Natur der Sache heraus wissenschaftlich gar nicht erforscht werden – folglich sind fundierte Aussagen dazu von naturwissenschaftlicher Seite ausgeschlossen. Mit wissenschaftlichen Methoden erforschbar sind allerdings kulturgeschichtliche Auswirkungen des Überirdischen infolge menschlicher Rezeption desselben, also wie etwa Menschen sich Anderswelt und Jenseits vorstellen und welche Geschichten sich darum ranken, nicht aber das Überirdische selbst.
Und gerade die Kulturgeschichte liefert zweitens sehr gute Beispiele dafür, welche greifbaren Wirkungen Gedanken an Überirdisches in der Welt entfaltet haben und bis heute immer noch entfalten. Man muss nicht nur die vorhandenen Negativbeispiele sehen und an Konflikte denken, die sich an divergierenden religiösen Vorstellungen entzündet haben, an Religionskriege, Inquisition, Hexenverbrennungen; mindestens ebenso lang ist die Liste der ethisch-moralischen Errungenschaften wie auch der herausragenden Kunstwerke, die in religiöser Gesinnung durch Menschen auf der ganzen Welt geschaffen wurden.
Wir Menschen sind nun einmal religiöse Wesen, das bedeutet: Auf der Suche nach Sinn orientieren wir uns an Gedanken. – Gedanken haben selbst schon etwas Überirdisches an sich, oder genauer gesagt: Mit unseren Gedanken reichen wir hinein in die Sphäre alles Überirdischen, um nicht nur daraus zu schöpfen, sondern auch darin zu formen. Somit spielt es also zunächst gar keine Rolle, ob höhere Mächte wie Götter, Engel oder das Schicksal nun real existieren oder nicht, solange Menschen an sie glauben und ihr Tun danach ausrichten. Und das war und ist bekanntlich bis heute nachweislich der Fall.
Seit wann glauben Menschen bereits an Überirdisches? Auch auf diese Frage ist heute eine wissenschaftlich fundierte Antwort leider nicht möglich, ebenfalls aus einem sehr naheliegenden Grund: Weil Glaube nicht zwingend archäologisch auswertbare Spuren hinterlässt. – Ob etwa eine altsteinzeitliche Plastik wie die berühmte Venus von Willendorf (Alter: 30 000 Jahre) eine stilisierte Menschenfrau oder eine Göttin darstellen sollte, darüber lässt sich nur spekulieren. Als sicher gilt, dass Märchenstoffe bis in die Jungsteinzeit zurückreichen.
Nun behauptet der Untertitel dieses Buches allerdings, dass die Menschen „immer schon“ an Elfen glaubten – dann ist diese Aussage also ebenfalls nichts als Spekulation? – Das ist eine Frage des Standpunktes: Von einem materialistischen Blickwinkel aus gesehen, existiert Überirdisches nicht und der Mensch als stoffliches Lebewesen kam erst im Laufe seiner Entwicklung an einen Punkt, an dem er sich überirdische Wesen wie Götter und Elfen überhaupt vorzustellen fähig wurde. Von einem solchen Standpunkt aus betrachtet, ergibt der erste Teil des Untertitels freilich keinen Sinn.
Aus einem mehr spirituellen Blickwinkel ist der Mensch wie jedes Lebewesen hingegen in seinem Kern selbst überirdisch und daher von Anfang an auch selbst Teil einer geistigen Welt, die er mit voranschreitender Entwicklung immer deutlicher auch irdisch nachzubilden vermochte: „Der Geist ist’s, der lebendig macht, das Fleisch ist nichts nütze“ (Joh 6,63) steht schon in der Bibel. Der Geist oder die „Seele“ als Quelle allen Lebens – unter der Prämisse hätten wohl auch Tiere ihren Anteil an einer geistigen Welt und wären prinzipiell ebenfalls in der Lage, Überirdisches instinktiv wahrzunehmen; da aber die tierische Evolution der des Menschen vorausging, wäre es nur folgerichtig anzunehmen, dass der Mensch bereits von allem Anfang seiner irdischen Entwicklung an Verbindung hatte und bewusst Anschluss suchte zu überirdischen Mächten. Der erste Teil des Untertitels will dem Leser also signalisieren, dass dieses Buch Menschwerdung und Religionsentwicklung von einem spirituellen Standpunkt aus zu betrachten versucht, da nur ein solcher dem überirdischen Thema überhaupt gerecht zu werden vermag.
Und wie ist der zweite Teil des Untertitels zu verstehen, wonach der Mensch ohne Naturwesen „nicht überleben“ könne? – Das lässt sich mit zwei Sätzen nicht begründen, dafür muss ich nun etwas weiter ausholen. Also: Zwei Millionen Jahre lang lebte und überlebte der Mensch auf dieser Erde weitestgehend in Frieden und im Einklang mit der Natur, obwohl er nachweislich bereits das Feuer nutzte. Erst aus vergleichsweise ganz später Zeit – sagen wir: seit ein paar Jahrtausenden – findet man gesicherte Hinweise auf gezielte menschliche Aggression gegen Artgenossen, auf Ausbeutung und Naturzerstörung. Was war Auslöser für diese Fehlentwicklung?
Bis heute hat der Mensch in seinem nachvollziehbaren Streben nach einem angenehmen Leben sich zuletzt ja zu einer Art globalem Störfaktor auf seinem Planeten ausgewachsen, dem allgemein zugetraut wird, selbst die Grundlagen unser aller irdischer Existenz nicht nur zu schädigen, sondern sogar zu zerstören. Darum ertönt nun vor dem Hintergrund drohender bzw. bereits absehbarer katastrophaler Entwicklungen (Klimawandel etc.) immer lauter der Ruf nach einer „neuen Ethik“, welche uns Menschen befähigen soll, mit den anvertrauten Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen. Eine solche Ethik müsste uns modernen und technisch hochentwickelten Menschen die moralische Kraft vermitteln, dass wir die Erde und ihre Güter nicht unseren Wünschen und kurzfristigen Bedürfnissen untergeordnet der Ausbeutung preisgeben, sondern als zumindest gleichberechtigtes Subjekt, als Rechtssubjekt, achten.
Das heißt: Die Natur müsste juristisch den Status einer „Person“ zugesprochen bekommen, deren Anliegen und Bedürfnisse notfalls auch vor Gericht durchgesetzt werden könnten. Auch gegen die Interessen menschlicher Schädiger und ohne, dass ein Mensch als Kläger eine persönliche Schädigung nachzuweisen hätte! Es gibt bereits erste Beispiele einer derartigen Rechtspraxis. – Die Flüsse, Berge, Seen und Meere dieser Erde als Personen zu begreifen, mit eigenen Bedürfnissen und berechtigten, durch das Gesetz geschützten Interessen – ein revolutionärer Gedanke?
Keineswegs: Meine Befassung mit den zahlreichen Naturreligionen heutiger wie auch vergangener Kulturen hat mich zu der Überzeugung geführt, dass eine solche „Natur-Ethik“ tatsächlich in jedem Volk von allem Anfang an angelegt war und nur im Laufe der Entwicklung mit der Zeit durch verschiedene Gedankengebilde kulturell immer mehr eingeengt und überbaut wurde. Noch mehr: Ich glaube zeigen zu können, dass in jedem heute lebenden wie auch in jedem zukünftig geborenen Einzelmenschen die Anlage zu einer derartigen die Natur als Subjekt achtenden ethischen Grundeinstellung naturbedingt vorhanden ist; diesen Befund jedenfalls legen Erkenntnisse aus Psychologie und Gehirnforschung nahe. Und spätestens hier kommen nun die Naturwesen ins Spiel.
Der Glaube an überirdische Wesen, welche in der Natur wirken, begleitet den Menschen erwiesener Maßen seit etlichen Jahrtausenden; Jahrtausende lang war somit deren Existenz für die Menschen Realität. In den Naturreligionen wurden und werden überirdische Wesen, die mit Naturkräften im Zusammenhang stehen, als machtvolle Gottheiten verehrt. Alles, was geeignet schien, eine überirdische Wesenheit zu erzürnen, wurde in solcherart naturreligiös geprägten Kulturen vermieden, und sollte doch ein Umstand eingetreten sein, der auf eine Verstimmtheit der betreffenden Macht schließen ließ, wurden Entsühnungsrituale durchgeführt: Spiritueller Umweltschutz, sozusagen. Doch dann trat in Europa das Christentum seinen Siegeszug an.
Auch das Christentum kennt Engel und Mächte im Himmel sowie Heilige im Jenseits. Die naturhaften überirdischen Wesenheiten der Naturreligionen jedoch, deren Anhänger man meist mehr oder weniger gewaltsam zum Christentum bekehrte, wurden von den Missionaren entweder geleugnet oder zu Dämonen umgedeutet. Die Urwälder Mitteleuropas, welche christliche Mönche im Mittelalter rodeten und urbar machten, waren in deren Vorstellung nicht länger von Elfen und Feen, sondern von missgünstigen bösen Geistern bewohnt, denen ihren Lebensraum zu entziehen man nunmehr als Gott wohlgefälliges Werk ansah. Ähnliches ereignet sich heute, wenn auch unter anderen Vorzeichen, im tropischen Regenwald. Der christliche Puritanismus, der jeden Menschen vorwiegend nach seinem wirtschaftlichen Erfolg beurteilte, brachte den Kapitalismus hervor. Und vom christlichen Abendland aus wurde zuletzt das Wirtschaftssystem, welches die sich heute anbahnende globale ökologische Katastrophe auslöste, über die ganze Welt verbreitet. Liegt es da nicht nahe, einen Zusammenhang zu suchen zwischen den Glaubensvorstellungen der Menschen und der Art ihres Handelns?
Nun wäre es freilich zu einfach und ungerecht, alle Naturzerstörung dem Christentum anzulasten. Christliche Ethik verbietet Raubbau an der Schöpfung Gottes genauso wie auch andere Religionen. Die Frage wäre eher so zu stellen, warum alle diese spirituellen Lehren heute in der Form interpretiert und gelebt werden, dass man die globalisierte Ausbeutung sämtlicher Ressourcen toleriert. Oder ist es so, dass nicht nur die skrupellosen Vertreter des globalisierten Turbokapitalismus, sondern auch moderne Konsumgesellschaften an sich nur mehr materielle Werte suchen und sich von allen spirituellen Wegweisungen entfremdet haben? Wenn wir die Erde als Lebensraum erhalten wollen, werden wir uns solchen Fragen stellen müssen. –
Wir sind im Laufe unserer Entwicklung egoistisch geworden, arbeiten zu viel mit dem Verstand und zu wenig mit dem Herzen und sind daher für die wesentlichen Dinge des Lebens blind – diese Erkenntnis ist nicht neu, sondern wurde bereits unzählige Male in Wort und Schrift zum Ausdruck gebracht. Dass hinter dieser zurecht festgestellten und beklagten Tendenz jedoch ein sich immer wiederholendes Muster steht, das sich weltweit in praktisch allen Kulturen weitgehend übereinstimmend und katastrophal ausgewirkt hat und bis heute noch immer auswirkt, wurde hingegen meines Wissens bisher noch nicht dargelegt:
Es geht um die Verflachung des spirituellen Begreifens und Erlebens in seiner Veräußerlichung, das sich kulturgeschichtlich nachverfolgen lässt. Erst diese Verflachung, die man auch als Verarmung oder Erstarrung des Denkens und Empfindens bezeichnen könnte, führte überhaupt zur Entstehung von institutionalisierten Religionen, von Philosophien und starren weltanschaulichen Ideologien wie auch naturgemäß wechselwirkend zu deren Ablehnung durch Zweifler, weil solche Gedankengebäude äußerlich bleiben, während ursprünglich nur lebendiges, bildhaftes inneres Erleben angemessener Ausdruck menschlichen religiösen Empfindens war und ist. Das jedenfalls versuche ich in meinem vorliegenden Buch zu zeigen und nachzuweisen.
Ob eine Gottheit als lebendiges, bildhaftes und daher bis zu gewissem Grad unaussprechliches Erleben einer geistigen Macht im Herzen verehrt oder ihr Kult an eine institutionalisierte Priesterschaft delegiert wird, bedeutet zweifellos einen großen qualitativen Unterschied in der Religionsausübung eines Volkes. Wenn zuletzt dem monumentalen kunstvollen Standbild in seinem prunkvollen Tempel selbst gehuldigt wird, weil das materielle Götterbild nicht mehr als bloß symbolischer Ausdruck geistigen Erlebens wahrgenommen, sondern ihm selbst Wundertätigkeit zugetraut wird, ist der Kult auf die Stufe herabgesunken, welche beispielsweise das Alte Testament der Bibel als „Götzendienst“ streng verbietet. –
Erfolglos verbietet, möchte man hinzufügen, weil auch Judentum und Christentum offensichtlich leider nicht davor gefeit sind, in erstarrten kultischen Formen am eigentlichen Sinn ihrer religiösen Lehre vorbeizugehen: In der Kirche verehren wir den „Schöpfer des Himmels und der Erde“, doch im Alltagsleben schädigen und verschmutzen wir sein Werk, die Schöpfung, von der wir an sich selbst ein Teil sind. Weil wir die Gesetzmäßigkeiten, biologischen Mechanismen und wirkenden Kräfte nicht beachten, die der Schöpfer in seine Schöpfung hineingelegt hat, beuten wir rücksichtslos ihre Ressourcen aus und vergiften die eigenen Lebensgrundlagen mit den Nebenprodukten unserer wirtschaftlichen Tätigkeit: Wir sägen an dem Ast, auf dem wir selbst sitzen, weil wir uns als Subjekt fühlen und die uns umgebende Natur als Objekt
ansehen, während in Wirklichkeit beides Teil eines lebendigen großen Ganzen ist, eines Organismus, der wie jeder Organismus nur als Ganzes lebendig und in Gesundheit arbeiten kann.
Die Veräußerlichung religiösen Empfindens brachte somit die Verdinglichung der Natur in unserem Erleben mit sich, weil wir das „Wesen“ der Dinge in unserer Umgebung bzw. die Wesen „hinter“ den Dingen der uns umgebenden Natur nicht mehr als solche wahrnehmen: Das ist die eigentliche Kernaussage meines Buches. Aus alten Mythen und Märchen lassen sich die Reste eines Wissens rekonstruieren, das einst vorhanden gewesen sein muss, aber im Lauf der Zeit verloren ging. Das vorliegende Büchlein widmet sich der Spurensicherung.
Wollen wir diesen Gedanken aber noch etwas vertiefen: Den Glauben früherer Kulturen an überirdische Wesen halten die meisten Menschen heute für eine Illusion. Ihrer Meinung nach existiert in Wirklichkeit nur das Materielle. Dem widersprechen allerdings Erkenntnisse aus der modernen Quantenphysik und legen den Schluss nahe, dass es sich tatsächlich genau umgekehrt verhält: Unsere Vorstellung von Materie ist Illusion! Materie, so wie wir sie alltäglich erleben und wahrnehmen, existiert in Wirklichkeit nicht. Somit lagen die alten Völker mit ihrem Glauben an Engel und überirdische Wesenheiten im Kern wohl näher an der Wahrheit, als wir mit unserer Klugheit im heute vorherrschenden Materialismus: Das „Wesen der Dinge“ steht eben im Begriff, ganz neu entdeckt zu werden …
Gerade über Elfen oder Elementarwesen existieren heute, sehr weitab vom wissenschaftlichen Mainstream, Publikationen von AutorInnen, die für sich in Anspruch nehmen, feinstoffliche Wesen tatsächlich wahrnehmen zu können, sie zu sehen, zu fühlen, ihre Botschaften zu hören oder zu empfinden. Ich habe selbst einige solcher Bücher mit Interesse gelesen und würde sie – ein Mindestmaß an kritischer Distanz vorausgesetzt – durchaus weiterempfehlen. Einige Beispiele werden wir gegen Ende des Buches besprechen; meiner Ansicht nach zeigen sie, dass auch in unserer Zeit Menschen auf ähnliche Weise erleben und empfinden können wie die Schamanen und Priester unserer Vorfahren vor Jahrhunderten: Sie bilden eine vermittelnde Brücke vom „Wesenhaften“ (was immer man darunter verstehen mag) zum Irdischen und wirken dadurch sinnstiftend für zahlreiche Menschen. An die Stelle des blinden „Zufalls“ treten intelligente Mächte, die – möglicherweise – zur Kommunikation fähig sind.
Mich selbst sehe ich allerdings nicht als ein solches Medium. Ich bin zwar als spirituell aufgeschlossener Mensch von der Existenz des Überirdischen überzeugt, weil ich das – auf einer gewissen Ebene – tatsächlich innerlich so erlebe. Mag man diese Tatsache nun Sensibilität nennen oder einen unbewussten Widerstand meinerseits gegen den allzu verkopften Zeitgeist darin erkennen, oder habe ich mir einfach ein kindliches Gemüt bewahrt: Ich jedenfalls glaube an Engel, Elfen und Feen in der Anderswelt – und ich finde es keineswegs unplausibel, das zu tun, weiß ich mich damit doch in guter Gesellschaft und nicht zuletzt auf dem Boden einer Jahrtausende zurückreichenden Tradition, wie ich erläutern werde.
Doch bin ich auch selbstkritisch genug, um mir einzugestehen, dass meine diesbezüglichen Wahrnehmungen viel zu ungenau sind, um damit eine Öffentlichkeit zu befassen. Eher noch fühle ich mich da als Künstler oder vielleicht ein klein wenig auch als Wissenschaftler, sagen wir: Historiker oder Ethnologe, wenn ich darüber schreibe … aber das bitte wirklich nur ein ganz klein wenig, denn erinnern wir uns: Durch die getönte wissenschaftliche Brille hindurch betrachtet, verblassen die Elfen und verschwinden …
Es liegt mir fern, durch eine Hinwendung zu Naturwesen einen Anschlag auf den Eingottglauben führen zu wollen oder im Speziellen gegen das Christentum, durch welches historisch bedingt in Europa der Glaube an Naturgötter und Elfen im Zuge der Missionierungen verdrängt wurde. Ich glaube selbst an Gott und bin Christ, und ich achte alle Religionen wie auch die Wissenschaften als Ausdruck menschlichen Strebens nach Erkenntnis und Wahrheit. Und so ist es mein Anliegen, durch den Versuch einer Zusammenführung von Überlieferung, Religion und Wissenschaft ein Stück weit daran mitzuwirken, dass der aufgeklärten westlichen Welt die Überzeugung von der realen Existenz der überirdischen Wesen in der Natur zurückgegeben wird. Wie viele Tore für zukünftiges Forschen und Streben sich dadurch auftun, welche neuen, ungeahnten Möglichkeiten sich dem Geist eröffnen! – Aber auch wer heute nicht mehr an die Wesen glauben möchte oder kann, wird sich in die lange gemeinsame Geschichte mit Gewinn vertiefen: Die Naturwesen sind Teil unseres kulturellen Erbes geworden; vieles haben wir im Glauben an Elfen, Riesen und Trolle innerlich erlebt, und wir haben allen Grund, uns dieser Zeit voll Dankbarkeit zu erinnern.
Ohne die Natur sind wir Menschen nichts. Sie ist die Grundlage unseres Lebens und unserer Entwicklung; wir müssen sie unbedingt rein erhalten, oder wir werden noch lange vor ihr zugrunde gehen! Daher war und ist es ein Unrecht, Naturreligionen zu belächeln, als minderwertig zu betrachten oder gar zu unterdrücken, wie es leider geschehen ist und in vielen Teilen der Welt heute immer noch geschieht. Und niemand stellt sich dabei die Frage, ob vielleicht auf solche Weise in natürliche Entwicklungsprozesse eingegriffen und (siehe tropischer Regenwald) die emotionale Verbindung von Menschen zu ihren angestammten Lebensräumen geschwächt wird? – Die Folgen solcher moralischen Entwurzelung werden uns mit jedem neuen Tag sichtbarer. Nur die vertiefte Beschäftigung mit den überirdischen Kräften in der Natur kann auf dieser Ebene eine Heilung herbeiführen.
Jedenfalls: Am Ende dieses Buches soll niemand mehr befremdet mit den Schultern zucken, wenn von Elfen, Elementarwesen oder Dämonen die Rede ist, an welche unsere Vorfahren glaubten; ebenso wenig den Kopf schütteln angesichts der Göttinnen und Götter, wie sie von außereuropäischen Kulturen heute noch verehrt werden, sondern verstehend nicken … und dabei womöglich auch selber dem „Wesen“ dieser Wesen innerlich ein wenig nähergekommen sein. Es ist dies gerade in der heutigen Zeit möglich und sehr nötig! – Ob es gelungen ist, mögen die geneigten Leserinnen und Leser am Ende selbst entscheiden …
Simon A. Epptaler Ostern 2019
1. Naturwesen heute, oder: Der Elf im Spiegelkabinett
„In dem Maße, wie unser wissenschaftliches Verständnis zugenommen hat, ist unsere Welt entmenschlicht worden. Der Mensch fühlt sich im Kosmos isoliert, weil er nicht mehr mit der Natur verbunden ist und seine emotionale «unbewusste Identität» mit natürlichen Erscheinungen verloren hat. Diese haben allmählich ihren symbolischen Gehalt eingebüßt. Der Donner ist nicht mehr die Stimme eines zornigen Gottes und der Blitz nicht mehr sein strafendes Wurfgeschoss. In keinem Fluss wohnt mehr ein Geist, kein Baum ist das Lebensprinzip eines Mannes, keine Schlange die Verkörperung der Weisheit, keine Gebirgshöhle die Wohnung eines großen Dämons. Es sprechen keine Stimmen mehr aus Steinen, Pflanzen und Tieren zu den Menschen, und er selbst redet nicht mehr zu ihnen in dem Glauben, sie verständen ihn. Sein Kontakt mit der Natur ist verlorengegangen und damit auch die starke emotionale Energie, die diese symbolische Verbindung bewirkt hatte.“
C.G. Jung1
Elfen gibt’s nicht!
So sagen heute alle. Alle, bis auf wenige – vernachlässigbar wenige! – Ausnahmen: Elfen existieren nur in der Phantasie. Wir wollen das zwar vorerst so stehen lassen, ABER: Wir stellen der allgemeinen Überzeugung zunächst einmal zwei Zitate von bekannten Persönlichkeiten gegenüber, dann einige kurze Stichpunkte zum Nachdenken im 1. Kapitel … und in weiterer Folge alle restlichen Seiten und Kapitel dieses Buches:
„Man redet heute viel von Naturkräften, aber von Wesenheiten, die hinter diesen Naturkräften stehen, redet man recht wenig. Wenn man von Naturwesenheiten spricht, dann betrachtet der heutige Mensch das als Aufwärmung eines alten Aberglaubens. (…) Wer glaubt an Wesenheiten, deren Dasein an die Luft gebunden ist oder die im Wasser verkörpert sind? Wenn zum Beispiel jemand sagt: Unsere Vorfahren haben an gewisse Wesenheiten geglaubt, an Gnomen, Undinen, Sylphen, Salamander, aber das ist alles phantastisches Zeug! – dann möchte man erwidern: Fragt einmal die Bienen. – Und könnten die Bienen reden, so würden sie antworten: Für uns sind die Sylphen kein Aberglaube, denn wir wissen ganz gut, was wir von den Sylphen haben! – Und derjenige, dessen geistige Augen geöffnet sind, kann verfolgen, welche Kraft es ist, die das Bienlein hinzieht zur Blume. «Instinkt, Naturtrieb», wie der Mensch antwortet, sind leere Worte. Wesenheiten sind es, welche die Bienen hinleiten zum Blütenkelch, um sich dort Nahrung zu suchen, und im ganzen Bienenschwarm, der nach Nahrung ausschwärmt, sind Wesenheiten tätig, die unsere Vorfahren Sylphen nannten.“
Rudolf Steiner2
ABER: Kleine Mädchen lieben Elfen …
Das ist eine Tatsache. Wer selbst Kinder hat oder mit Kindern umgeht, wird es bestätigen: Kinder lieben Elfen. Das hat mittlerweile natürlich auch die Spielzeugindustrie entdeckt. Kinder begegnen heute Elfen in Filmen, Büchern, Heftchen, Spielen, auf Postern, als Plastikfigur und als Kuscheltier; sie sind abgebildet auf Schultaschen, Freundschaftsbüchern, Stickern, Tassen, Stiften, auf allen möglichen und unmöglichen Artikeln und sie werden von Kindern gezeichnet, geknetet, in darstellendem Spiel verkörpert, gesammelt, bemalt, geknuddelt und bewundert.
143 Millionen Euro (Tendenz zweistellig steigend) setzte die deutsche Firma Schleich 2016 um, die Hälfte davon allein in Deutschland und nicht zum kleinsten Teil mit Plastik-Elfen- und Fantasyfiguren. Das Experiment ist gelungen, die Rechnung aufgegangen: Seit man die legendären „Schleich-Elfen“ im Programm hat, die auch meine eigenen, mittlerweile volljährigen Töchter heiß liebten, sind finanzielle Sorgen für den traditionsreichen mittelständischen Spielzeugproduzenten kein Thema mehr; 16 Prozent Umsatzsteigerung (2016)3 im Vergleich zu 5 Prozent im klassischen Spielwarenmarkt können sich wahrlich sehen lassen. – „Firma von Elfen gerettet“ hätte eine gute Schlagzeile abgegeben …
Mittlerweile hat auch Playmobil eine Feenwelt ins Leben gerufen, und Lego ist mit einer eigenen Feenlinie ebenfalls auf den Trend aufgesprungen. Kein Wunder: Märchen und Fantasy sind voll in!
… und auch große Jungs stehen auf sie …
Wer geflügelte Elfchen uncool findet, hält sich eben an Götter und Helden. Da geht es dann etwas martialisch zur Sache: Thor schwingt seinen Hammer, der Spinnen- und der Fledermausmann lassen Superkräfte spielen, Frost kämpft gegen Feuer, die Erdgöttin gegen den Vulkanmann. In Computerspielen fangen Kinder Wesen mit ganz bestimmten magischen Eigenschaften, trainieren sie und lassen sie dann gegeneinander antreten: Pokémon ist Hahnenkampf mit Elfen!
… nicht zu vergessen: Nerds und Geeks …
Fantasy-Literatur übt heute auf weite Kreise eine große Anziehungskraft aus. In einer fiktionalen Welt, die meist vom Mittelalter inspiriert ist, kämpfen lichte Helden gegen dunkle Mächte. Drachen, Zauberer, Magie und alle Arten von Märchen- und Sagenwesen machen die besondere Stimmung der Fantasy-Literatur aus, die ihre Leserinnen und Leser so schätzen.
Allgemeine Bekanntheit erlangte der Roman „Der Herr der Ringe“ von John Ronald Reuel Tolkien (1892 — 1973), der als Klassiker der Fantasy-Literatur gilt, aufgrund seiner Verfilmung durch den Regisseur Peter Jackson. Seither „wissen“ es alle: Elfen bzw. Elben haben lange glatte Haare, spitze Ohren und einen etwas blasierten Gesichtsausdruck … weil sie der Regisseur in seiner Filmtrilogie so schminken und darstellen ließ. –
Romane erzeugen bei jedem Leser individuelle Bilder und Stimmungen in der Vorstellung; Filme verbinden Stoffe bereits mit festgelegten Bildern und mit Klängen. Wer es gern noch konkreter hat, wer persönlich eintauchen möchte in phantastische Welten, kann mithilfe moderner Computerspiele sogar in virtuellen Räumen individuelle Abenteuer „erleben“, wenngleich natürlich der Technik dabei (noch!) gewisse Grenzen gesetzt sind. Nicht computerisierte Varianten solcher Spiele sind Tabletop-Games, Pen&Paper Games und Trading Card Games.
Um mit dem ganzen Körper und mit allen Sinnen den Zauber fiktionaler Welten auszukosten, werden Rollenspiele organisiert. Live Action Role Play (abgekürzt LARP) oder Liverollenspiel nennt man die Veranstaltungen, wenn aufwendig kostümierte Darsteller mit liebevoll hergestellten oder auch käuflich in speziellen Läden erworbenen Requisiten in zur Szenerie passenden Locations etwa Elben-gegen-Ork-Kämpfe (mit speziellen Polsterwaffen!) ausführen, wobei diese Spiele in der Regel ohne Zuschauer stattfinden und alle Teilnehmer im Rahmen einer Rolle, die die eigene dargestellte Figur und ihre Möglichkeiten beschreibt, frei improvisieren.
… und Künstler!
Und die Faszination für das Elfen-Thema ist nicht etwa ein neues Phänomen, das vielleicht nur den heutigen Möglichkeiten der Animation und der Virtual Reality geschuldet wäre: Namhafte Künstler befassten sich in ihren herausragendsten Werken mit Elfen und schufen damit zeitlose Kunstwerke von überragender Gültigkeit, für die Generationen von Kunstliebhabern sich begeisterten und bis heute noch begeistern. Stellvertretend für eine Fülle an Beispielen seien nur drei genannt: „Der Sommernachtstraum“ von William Shakespeare (1564 — 1616), der „Faust“ von Johann Wolfgang von Goethe (1749 — 1832) und „Der Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner (1813 — 1883). Jedes einzelne dieser drei Werke erzeugte ein ungeheures Echo und erlangte eine Bekanntheit, die über die Jahrhunderte mindestens mit Tolkiens „Herrn der Ringe“ (inklusive Filmfassung!) vergleichbar ist. Die durchschlagende Wirkung dieser epochalen Kunstwerke ist sicherlich nicht zum kleinsten Teil der Tatsache geschuldet, dass sie unter anderem Elfen thematisieren, die auf den Menschen seit je einen ganz besonderen Zauber ausüben.
Am Anfang steht: „Es war einmal …“
Worin besteht nun die Faszination der Märchen- und Elfenstoffe? – Ich denke, dafür werden wohl mehrere Faktoren verantwortlich sein: Erstens erinnern Märchen jeden von uns an die Kindheit, als das Leben noch einfach war, als man mit großen Augen durch eine subjektiv heile Welt ging, überall Neues zu entdecken fand und das Leben voll aufregender Geheimnisse war. Als Kind Märchen zu hören, war immer schön, bedeutete Geborgenheit und Abenteuer zugleich. Die Freude und die Liebe des Kindes zur Märchenstunde bleibt in der Erinnerung für immer mit dem Märchen verbunden.
Zweitens aber enthalten die Märchenstoffe uralte, archetypische Bilder, die den Menschen seit Jahrtausenden begleiten und die immer wieder liebevoll weitertradiert worden sind. Wenn ein Stoff so lange bestehen bleibt und ständig weiter gepflegt wird, nicht nur vom breiten Volk, sondern auch von hervorragenden Persönlichkeiten, muss etwas daran sein, was tief im Menschen einen Nerv trifft; sonst hätten diese Geschichten alle Krisen, alle gesellschaftlichen Wandlungen und Wirren nicht immer wieder überdauert.
Das Märchen spricht eine zentrale Sehnsucht an: Es lebt darin der zutiefst religiöse Wunsch, sich dem All verbunden zu wissen. Wir suchen nach mehr Einfachheit, nach Sinn und der Erkenntnis des Wesentlichen, für das es sich zu leben lohnt; nach Ordnung, auf die man sich verlassen kann. Märchen sind getragen vom Vertrauen, im Leben geführt zu werden, Hilfe zu bekommen, wenn man sie wirklich braucht, dass letztlich alles gut ausgehen wird: Dass man sein „Glück“ im Leben finden kann … Die Elfen (Feen, Männlein, Wichte) und sprechenden Tiere im Märchen bezeugen, dass der Mensch nicht als Fremdling durch die Natur geht, sondern sinnreich eingebettet ist in ein größeres Ganzes, dessen Sprache er zu deuten vermag; er wird geprüft, er hat sich zu entscheiden, aber wenn er die richtige, die gute Wahl trifft, wendet letztlich alles sich zum Guten.
Märchen liegen wieder hoch im Kurs
„Stellen Sie sich vor, es gäbe ein Zaubermittel, das ihr Kind stillsitzen und aufmerksam zuhören lässt, das gleichzeitig seine Fantasie beflügelt und seinen Sprachschatz erweitert, das es darüber hinaus auch noch befähigt, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und deren Gefühle zu teilen, das gleichzeitig auch noch sein Vertrauen stärkt und es mit Mut und Zuversicht in die Zukunft schauen lässt. Dieses Superdoping für Kindergehirne gibt es. Es kostet nichts, im Gegenteil, wer es seinen Kindern schenkt, bekommt dafür sogar noch etwas zurück: Nähe, Vertrauen und ein Strahlen in den Augen des Kindes. Dieses unbezahlbare Zaubermittel sind die Märchen, die wir unseren Kindern erzählen oder vorlesen. Märchenstunden sind die höchste Form des Unterrichtens.“
Gerald Hüther4
Warum Kinder Märchen brauchen5
• weil Märchen das „zauberhafte Denken“, das Kindern eigen ist, widerspiegeln
• weil die Bilder, die Märchen in der Phantasie erzeugen, genau der kindlichen Phantasie entsprechen
• weil die in Märchen geschilderten Abenteuer die kindliche Entwicklung unterstützen, wenn sie sagen „Geh, mach dich auf den Weg, du wirst erwartet!“
• weil Märchen immer gut ausgehen
• weil Kinder wissen, dass das Böse im Märchen keine reale Bedrohung darstellt
• weil Märchen einfach und klar strukturiert sind
• weil sie klare Orientierung bieten, was gut und was böse ist
• weil sie Kindern helfen, mit ihren Ängsten umzugehen und sie zu überwinden
• weil sie Mut machen
• weil sie den kleinen Zuhörern vermitteln: Du bist nicht allein, dir wird geholfen
• weil sie starke Bilder vermitteln, die bis ins Erwachsenenalter bildend wirken
Fantasie und Wirklichkeit
„Kindisch ist nicht nur, wer zu lange Kind bleibt, sondern auch wer sich von der Kindheit trennt und meint, dass das, was er nicht sieht, nicht mehr existiere.“
C.G. Jung6
Natürlich betrachten die Fans der Romane, der Filme und der Computerspiele über Elfen diese nicht als „real“ existent, sondern sie freuen und erbauen sich an den meist als überirdisch schön dargestellten und mit Magie begabten Figuren als Fantasieprodukten. Wenn die Wirklichkeit gar zu eintönig zu werden droht, flüchtet man sich gern auf ein Weilchen nach Mittelerde oder Narnia. Die Welt der Elfen ist geheimnisvoll, abenteuerlich und wild. Eigentlich richtig schade, dass es sie nicht gibt …!
Die schwer zu widerlegende Behauptung „Elfen gibt’s nicht“ bedeutet, dass die Erde heute mit etwa 7,6 Milliarden Menschen und noch viel mehr Tieren bevölkert ist, dass aber nirgendwo auf der Erde Elfenstämme oder -völker gefunden werden konnten. Und die Erde ist, zum Leidwesen manch abenteuerhungriger Junggebliebener, heute schon so gut erkundet, dass wenig Hoffnung auf sensationelle diesbezügliche Entdeckungen bleibt. Die Fantasyliteratur kreiert als Lebensraum für fantastische Wesen wie Drachen, Orks und Elfen vielfältige Parallelwelten wie z.B. eben Mittelerde, die natürlich nur in der Fantasie existieren. Würden alle diese Elfenvölker tatsächlich auf der Erde leben, wären Konflikte um Lebensraum unvermeidlich.
Apropos Lebensraum: Nach der irischen Mythologie waren die Elfen, die von der Göttin Danu abstammen sollen, die Ureinwohner Irlands, bevor sie von den Menschen in einer großen Schlacht besiegt und in oder unter die Elfenhügel (die „Andere Welt“) verdrängt wurden. Es ist nachvollziehbar, dass unter diesen Umständen zwischen Menschen und Elfen nicht unbedingt das beste Einvernehmen herrschte. Die „Andere Welt“ der irischen Mythologie war somit ebenfalls eine Art Parallelwelt, jedoch keine bloß fantastische: Es gab vielfältige Berührungspunkte zwischen den beiden Welten, sodass Elfen und Menschen einander real begegnen konnten.
Doch nicht nur die Kelten entwickelten Vorstellungen von zeitweise verborgenen Welten als Lebensraum für Wesenheiten und Geister. Jenseitsvorstellungen oder den Glauben an Geistwesen und Dämonen finden wir auf allen Kontinenten und bei praktisch allen Kulturen auf der ganzen Welt.
Wie kamen unsere Vorfahren übereinstimmend auf den Gedanken, die Existenz derselben als gegeben anzunehmen? –
Andere Welten
Hatten Sie schon einmal eine Nahtoderfahrung? Ich selbst, ehrlich gesagt, nicht. Aber wenn wir beide noch 98 anderen Menschen diese Frage stellen, müssten laut Statistik immerhin vier Personen (!) darunter sein, die schon einmal bewusst erlebt haben, was das bedeutet: Hinübergehen. Denn laut einer repräsentativen Umfrage geben mehr als 4 Prozent aller Deutschen an, schon einmal eine sogenannte Nahtoderfahrung (NTE) durchgemacht zu haben.7 Seit das Phänomen in den 1960er und 1970er Jahren erstmals von Elisabeth Kübler-Ross (1926 — 2004) und Raymond Moody (geboren 1944) wissenschaftlich dokumentiert und publiziert wurde, ist es mittlerweile gut bekannt und unter Medizinern allgemein akzeptiert.
Sie haben sicher von solchen Erfahrungsberichten gehört:
Ein Unfallopfer wird erfolgreich wiederbelebt. Später berichtet die Person von eindrucksvollen Erlebnissen, die sie am Rande des Todes hatte, als sie bewusstlos, in zahlreichen Fällen auch bereits nachgewiesenermaßen klinisch tot war:
Die Person hatte ihrer Wahrnehmung nach den Körper verlassen, schwebte frei von allem Schmerz etwa 2 Meter in der Luft und sah unter sich den eigenen schwerverletzten, leblosen Körper liegen, um den die Notfallmediziner sich bemühten. Dann wurde sie durch eine Art dunklen Tunnel gezogen, erlebte eine Lebensrückschau und erkannte bereits verstorbene, ihr nahestehende Menschen, die kamen, um ihr beizustehen. Ein Licht und Liebe ausstrahlendes Wesen zeigte ihr, dass sie noch nicht in der anderen Welt bleiben, sondern auf die Erde zurückkehren solle, da ihre Lebensaufgabe noch nicht erfüllt sei. Daraufhin fühlte sich die Seele wieder in den Körper eingesogen, die Wiederbelebungsmaßnahmen hatten Erfolg und die schwerverletzte Person musste nun plötzlich alle Schmerzen ihres Körpers wieder ertragen.
Doch dass nach dem Tod „alles aus sein“ solle, glaubte dieser Mensch aufgrund seines bewegenden und auf Lebenszeit unvergesslichen Nahtoderlebens nie wieder.
Soweit ein typisches Erlebnis, wie sie mittlerweile zu Hunderten von Sterbeforschern gesammelt, klassifiziert und publiziert wurden.8
Als Beweis für die Existenz einer Anderen Welt, auch „Jenseits“ genannt, und eines Weiterlebens nach dem physischen Tod akzeptiert die Wissenschaft solche Erfahrungen in Todesnähe zwar nicht; immerhin wird aber als doch bemerkenswert wahrgenommen, dass alle Menschen, die über derartige Erfahrungen berichten, unabhängig von Bildung, ethnischer Herkunft und religiöser Überzeugung ungefähr die gleichen „Stationen des Hinübergehens“ schildern – auch wenn nicht jedes geschilderte Erlebnis alle hier angeführten Merkmale enthält. Und es fällt auf, dass diejenigen Personen, die ein Nahtoderlebnis durchgemacht haben, für dieses in der Regel dankbar sind, es als große Erkenntnis betrachten und danach praktisch ohne Ausnahme subjektiv vom persönlichen Weiterleben nach dem körperlichen Tod überzeugt sind … auch wenn sie sich zuvor niemals mit religiösen Dingen beschäftigt hatten oder diesen sogar ablehnend gegenübergestanden waren. Denn sie haben – diese Überzeugung wird regelmäßig von Betroffenen geäußert – das „Jenseits“ selbst erfahren und wahrgenommen …
Jenseitserlebnisse sind also nichts Außergewöhnliches, sie kommen relativ häufig vor und wurden schon seit der Antike immer wieder dokumentiert.a In Schwellensituationen gelten Nahtoderlebnisse heute als Teil des Lebens und Überlebens. – Befindet sich in diesem Jenseits vielleicht die „Andere Welt“ oder Anderswelt, in der die Elfen der irischen Mythologie ihren Lebensraum haben?
Aliens …
Wenn heute von anderen Welten gesprochen wird, die real existieren sollen, so denken die meisten Menschen an fremde Planeten eines fernen Sonnensystems. Wesen von anderen Welten wären demnach extraterrestrische Fremdlinge, also Aliens, und hätten erst eine weite Reise auf sich zu nehmen, um den Menschen begegnen zu können. – Es mag vielleicht etwas weit hergeholt klingen, aber zwischen Erzählungen über Aliens und Elfen gibt es mehr Parallelen, als man auf den ersten Blick denken würde: Auch über Aliens werden phantastische Bücher geschrieben, Filme gedreht und Spiele verkauft. Damit ist nicht nur Science Fiction gemeint, bei der ja schon aus dem Namen heraus ersichtlich ist, dass es sich um Fiktion handelt, sondern es existieren über Aliens zahlreiche Geschichten, die als Erfahrungsberichte aufgefasst und folglich für wahr gehalten werden wollen. Es sind dies Berichte über UFOs und sogenannte Begegnungen mit Außerirdischen. Wie Nahtoderlebnisse, werden auch derartige Berichte von Forschern gesammelt und nach Übereinstimmungen klassifiziert:
Die darin geschilderten Aliens sind faszinierend, aber zugleich auch beängstigend. Sie kommen in leuchtenden Fluggeräten daher und bewirken Lichterscheinungen am Himmel. Sie interessieren sich für den Entwicklungsstand der menschlichen Zivilisation und äußern sich dabei häufig kritisch in Bezug auf die Umweltzerstörung. Selbst verfügen sie über wunderbare technische Fähigkeiten, die an Magie grenzen. Es soll vorkommen, dass sie Menschen durch psychische Einwirkung bewegungsunfähig machen, in ihre Raumschiffe entführen und ihnen Leid antun. Zum Beispiel machen sie gemäß einschlägigen Berichten schmerzhafte Experimente an ihren Opfern, manipulieren anschließend die Gedächtnisse und verursachen so Erinnerungslücken. Esoterikern zufolge sollen sie auch die Urheber unerklärlicher Naturerscheinungen wie etwa der mysteriösen Kornkreise sein, die allerdings nachgewiesener Maßen auch von menschlichen Künstlern hergestellt werden.