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Nie zuvor wurde eine UFO-Begegnung so genau dokumentiert - und so perfide vertuscht
Im Jahr 1980 wurde ein UFO auf dem Militärradar im Rendlesham Forest, England, geortet. Es landete in der Nähe von zwei der strategisch wichtigsten Militärstützpunkte der NATO. Militärzeugen vor Ort näherten sich dem unbekannten Flugobjekt und berührten dessen Rumpf. Sie sahen seltsame, an Hieroglyphen erinnernde Symbole auf der Seite und empfingen sogar eine Botschaft von dem Raumschiff.
Hochrangige Offiziere als Zeugen
Zusammen mit John Burroughs und Jim Penniston, den beiden Offizieren, die im Mittelpunkt der Begegnungen standen, enthüllt der ehemalige Leiter der zentralen UFO-Beobachtungsstelle des britischen Verteidigungsministeriums, Nick Pope, die Details des Vorfalls und wie versucht wurde, ihn zu verheimlichen. Er beschreibt eine Vertuschungsaktion, die vielleicht noch beängstigender ist als die UFO-Sichtung selbst. Sogar der Oberbefehlshaber der United States Air Force in Europa wurde heimlich auf die Basis gebracht. Er ließ wichtige Beweise vernichten.
Vernichtete Beweise und Manipulation im großen Stil
Dieses Buch enthüllt erstmals die vollständige Geschichte der Geschehnisse und beweist, dass entgegen den offiziellen Behauptungen die US-Regierung immer noch UFO-Vorfälle untersucht. Zahlreiche ehemals geheime Dokumente, die im Rahmen des Gesetzes über die Informationsfreiheit beschafft werden konnten, belegen die Zeugenaussagen. Die Insider-Geschichte dieser Ereignisse und ihrer Folgen wird die Wahrnehmung der Menschen über UFOs und die wahre Rolle von Regierung, Militär und Geheimdiensten verändern.
Ein tiefer Blick auf den sensationellsten und fesselndsten UFO-Zwischenfall weltweit.
»Lesen Sie dieses Buch und Sie werden überzeugt sein, dass wir nicht allein im Kosmos sind. Es wird Ihnen den Blick für eine >größere Realität< öffnen, die sehr vielversprechend ist, wenn wir sie nur positiv annehmen.«Paul T. Hellyer, ehemaliger Verteidigungsminister von Kanada
»Dies ist eine gut recherchierte, gut geschriebene, faszinierende Darstellung der Ereignisse.«San Francisco Book Review
»Wer sich jenseits von Roswell mit der UFO-Materie beschäftigt, wird an diesem Buch nicht vorbeikommen. Fazit: Eines der besten Bücher, die ich seit Jahren über das Phänomen gelesen habe.« Wolfgang Siebenhaar, Sagenhafte Zeiten
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Veröffentlichungsjahr: 2023
FÜR ELIZABETH
Mit all meiner Liebe, auf immer und ewig
Dieses Buch verdankt seine Existenz einer großen Anzahl von Leuten. Als Erstes danke ich meinem Literaturagenten Andrew Lownie, der mittlerweile seit beinahe 20 Jahren für mich »agiert« (ich bin mir nicht sicher, ob mein Lektor dieses »Wort« durchgehen lässt), und ich weiß, dass er, da er selbst Autor ist, seine Sache versteht. Er hat mich stets hervorragend beraten und unermüdlich daran gearbeitet, die bestmöglichen Angebote für meine Bücher zu bekommen. In einer Welt, in der das Wort mitunter falsch verwendet oder missbraucht wird, hat er aus mir tatsächlich einen »Bestsellerautor« gemacht.
Außerdem danke ich all denjenigen bei St. Martin’s Press, die so hart für dieses Projekt gearbeitet und sichergestellt haben, dass es letztendlich ein wunderbar ausgefeiltes Buch geworden ist. Besonders bedanke ich mich bei meinem Verleger Peter Wolverton und seiner Assistentin Anne Brewer für ihre Vision, ihre klugen Ratschläge und ihre Anstrengungen. Sie sorgten dafür, dass der Redaktionsprozess ein reines Vergnügen war und in jedem Schritt eine Verbesserung lieferte. Mein Dank geht an die Grafikabteilung für das auffällige und aussagekräftige Cover und an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Vertrieb, Marketing und Presse, die alles dafür getan haben, dass dieses Buch ein Erfolg wird.
Ich möchte ferner anderen Autoren, Journalisten, Fernsehsendern und Forschern, die uns unterstützt haben, die Wahrheit über den Zwischenfall im Rendlesham Forest aufzudecken, meinen Tribut zollen. Ihre mühevolle Arbeit und ihr Durchhaltevermögen haben dabei geholfen, einen Weg zu bahnen und uns der Wahrheit ein Stück näherzubringen. Die meisten von ihnen werden auch im Text erwähnt und gewürdigt, aber ich möchte unter ihnen besonders John Alexander, Keith Beabey, Georgina Bruni, Jasper Copping, Chuck de Caro, James Fox, Timothy Good, Leslie Kean und Salley Rayl herausheben.
Mein Dank geht an den Astronauten und amerikanischen Helden Edgar Mitchell sowie an den früheren kanadischen Verteidigungsminister und Stellvertretenden Premierminister Paul Hellyer dafür, dass sie mir ihre Ansichten über den Zwischenfall mitgeteilt haben. Posthum danke ich auch dem ehemaligen Chef des britischen Verteidigungsstabes Lord Peter John Hill-Norton für sein unermüdliches Bestreben, die Wahrheitüber diese Ereignisse aufzudecken.
Ich bedanke mich auch bei all denjenigen, die beim »Rendlesham Code« mitgeholfen und ihre Energie, ihre Einsichten und ihr Fachwissen in diesen faszinierendsten Aspekt des Falles eingebracht haben. Mein besonderer Dank geht an Nick Ciske, Joe Luciano, Gary Osborn und Kim Sheerin.
Ich hätte dieses Buch nicht schreiben können ohne die Kooperation, die Ratschläge und die Mithilfe zahlreicher Frauen und Männer, die zur Zeit des Zwischenfalls im Rendlesham Forest auf dem Luftwaffenstützpunkt Bentwaters-Woodbridge beschäftigt waren. Ich bedanke mich bei allen Betroffenen, vor allem bei John Coffey, Charles Halt, Charles (Chuck) Heubusch, Monroe Nevels und Gordon Williams. Mein besonderer Dank gilt allen, die in der Sicherheitsstaffel des 81. Jagdgeschwaders gedient haben und die zusammen mit anderen Kollegen in diese Ereignisse verwickelt waren. Ich hoffe, ihr bekommt die Antworten, nach denen ihr sucht.
Ich danke den verschiedenen Mitarbeitern des britischen Verteidigungsministeriums, des US-Verteidigungsministeriums und des britischen Nationalarchivs für ihre technische Unterstützung und den anderen Personen aus Regierung, Militär und Nachrichtendiensten, die mich mit Informationen und Erkenntnissen unterstützt haben, aber nicht genannt werden können.
Ganz herzlich danke ich Pat Frascogna für seine Mitarbeit im Team und für seinen ausgezeichneten Überblick (der in Kapitel 17 vollständig wiedergegeben ist) über die laufenden Bemühungen, das Gesetz über die Informationsfreiheit zu nutzen, um verschiedene Behörden dazu zu bringen, ihr Wissen über den Zwischenfall im Rendlesham Forest offenzulegen. Pat war ein unermüdlicher Kämpfer im Interesse von John Burroughs und Jim Penniston und hat seine Zeit und sein Fachwissen großzügig zur Verfügung gestellt.
Ich bedanke mich außerdem bei Patricia Bullock Williams für ihre gründliche Analyse des Tonbandes, das in der Nacht der zweiten Begegnung im Rendlesham Forest aufgenommen wurde, und für ihre sorgfältige Abschrift.
Mein tiefster Dank richtet sich natürlich an meine beiden Co-Autoren John Burroughs und Jim Penniston, die beide zur Zeit dieses Zwischenfalls bei der United States Air Force dienten. In den Jahren nach der Begegnung haben sie unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung und anderen gesundheitlichen Problemen gelitten und waren frustriert darüber, dass eine Mischung aus Halbwahrheiten, Gerüchten, Über-treibungen und Lügen über diesen Fall verbreitet wurde. Diese beiden Männer haben ihrem Land mit Ehre und Auszeichnung gedient. Es ist höchste Zeit, dass ihre Loyalität belohnt wird.
Und ich möchte mich auch bei all denjenigen herzlich bedanken – und mich gleichzeitig bei ihnen entschuldigen –, die namentlich zu erwähnen ich aus Versehen vergessen habe. Trotz der Auslassung bin ich ihnen nicht weniger dankbar.
An letzter und zugleich wichtigster Stelle danke ich meiner Frau Elizabeth Weiss für all ihre Unterstützung. Ich liebe dich.
A1C: Airman First Class
ADGE: Air Defense Ground Environment (bodengesteuertes Abfangsystem)
AFOSI: Air Force Office of Special Investigations (Büro für Sonderermittlungen der Air Force)
Amn: Airman
CAA: Civil Aviation Authorit (Zivilluftfahrtbehörde)
CDS: Chief of the Defense Staff (Leiter des Verteidigungsstabes)
CIA: Central Intelligence Agency
CINCUSAFE: Commander in Chief United States Air Forces in Europe (Oberbefehlshaber der US-amerikanischen Luftstreitkräfte in Europa)
DARPA: Defense Advanced Research Projects Agency (Organisation für Forschungsprojekte der Verteidigung)
DIA: Defense Intelligence Agency (Verteidigungsnachrichtendienst)
DIS: Defense Intelligence Staff (Stab des Verteidigungsnachrichtendienstes)
DoD: Department of Defense (Verteidigungsministerium der USA)
DS8: Defense Secretariat 8 (Sekretariat 8 des Verteidigungsministeriums)
FAA: Federal Aviation Administration (Bundesluftfahrtbehörde)
FOIA: Freedom of Information Act (Gesetz über die Informationsfreiheit)
LE: Law Enforcement (Strafverfolgung)
MoD: Ministry of Defense (Britisches Verteidigungsministerium)
MSgt: Mastersergeant
NASA: National Aeronautics and Space Agency (US-Bundesbehörde für Luft- und Raumfahrt)
NBC: Nuclear, Biological and Chemical (nuklear, biologisch und chemisch)
NCND: Neither Confirm Nor Deny (weder bestätigen noch leugnen)
NCO: Non-Commissioned Officer (Unteroffizier)
NSA: National Security Agency (Nationale Sicherheitsbehörde)
PRP: Personnel Reliability Program (Programm zur Personalzuverlässigkeit)
PTSD: Post-Traumatic Stress Disorder (Posttraumatische Belastungsstörung)
PQ: Parliamentary Question (parlamentarische Anfrage)
RAF: Royal Air Force (Luftstreitkräfte Großbritanniens)
Sec (AS): Secretariat (Air Staff) (Sekretariat Luftwaffenstab)
SME: Subject Matter Expert
SOP: Standard Operating Procedure (Standardarbeitsanweisung)
SP: Security Police (Sicherheitspolizei)
SRAFLO: Senior Royal Air Force Liaison Officer (Leitender Verbindungsoffizier der Royal Air Force)
SSgt: Staff Sergeant
UAP: Unidentified Aerial Phenomena (Unidentifizierte Luftraumphänomene)
USAF: United States Air Force (Luftstreitkräfte der USA)
VA: United States Department of Veterans Affairs (Ministerium für Kriegsveteranen der USA)
WSA: Weapons Storage Area (Waffenlagerareal)
Fast jeder hat schon einmal vom Roswell-Zwischenfall gehört. Selbst wenn jemand kein Interesse an Ufos hat und ihre Existenz eher für unwahrscheinlich hält, wird die bloße Erwähnung von »Roswell« mit Sicherheit zu einer solchen oder ähnlichen Reaktion führen: »O ja«, werden die Leute sagen, »der Ort, an dem 1947 vermutlich ein Ufo abgestürzt ist.« Manche glauben es, andere nicht, und die große Mehrheit ist unschlüssig, aber die Hauptsache ist: Fast jeder kennt diese Geschichte. Und sie geht noch weiter. Roswell ist nicht nur Thema zahlreicher Bücher und Fernsehdokumentationen, es ist sogar zu einem Teil der Popkultur geworden. Als im Jahr 1995 ein Video auftauchte, das angeblich die Sezierung eines Außerirdischen aus dem Absturz zeigte, machte der sogenannte Santilli-Film (Alien Autopsy) weltweit Schlagzeilen. Roswell wurde in dem Science-Fiction-Film IndependenceDay erwähnt, und die Stadt Roswell in New Mexico rühmt sich eines Ufo-Museums und veranstaltet jedes Jahr eine Ufo-Parade, an der Tausende teilnehmen.
Das Problem ist allerdings: Was auch immer in Roswell geschah, fand vor über 75 Jahren statt. Der letzte überlebende Zeuge, Jesse Marcel Jr., starb am 23. August 2013. 1947 war er zehn Jahre alt, als, wie er sich an die Geschichte erinnerte, sein Vater – ein Offizier beim Nachrichtendienst der Air Force – ihn mitten in der Nacht aufweckte und ihm seltsame Trümmerteile zeigte. Er sagte ihm, dass sie von einem Raumschiff stammten und dass er noch nie vorher etwas Ähnliches gesehen habe.
Ein US-amerikanischer Infanterist schrieb einmal, dass »kein Krieg wirklich vorbei ist, ehe nicht der letzte Veteran gestorben ist«. Erst danach fungiert der Krieg nicht mehr als lebendige Erinnerung, sondern geht in die Geschichte ein. Mit dem Tod von Marcel wurde somit auch Roswell zu einem Teil der Geschichte. Wie kann es also eine sinnvolle Diskussion über Ufos geben, wenn der bekannteste und am häufigsten erwähnte Ufo-Zwischenfall bereits so lange zurückliegt und es keine lebenden Zeitzeugen mehr gibt, die Licht in das Geschehen bringen könnten? Vielleicht kann stattdessen ein anderer Ufo-Zwischenfall, der erst vor Kurzem passierte, zum neuen Schwerpunkt der Debatte werden? Oder können wir nichts Besseres tun, als wieder einmal Roswell aus der Versenkung zu holen? Die gute Nachricht ist, dass wir das sehr wohl können! Dieses Buch erzählt die Geschichte eines solchen Ufo-Zwischenfalls, und im Gegensatz zu Roswell sind die Zeugen noch sehr lebendig – und bereit, ihre Geschichten zu erzählen.
Einfach gesagt, ist der Zwischenfall im Rendlesham Forest die mit Abstand am besten dokumentierte und überzeugendste Ufo-Begegnung, die jemals stattgefunden hat. Sie zog sich über drei Nächte hin in einem Wald, der sich zwischen zwei Luftwaffenstützpunkten der United States Air Force (USAF) in England erstreckt. Es handelte sich nicht um eine vage Sichtung irgendwelcher »Lichter am Himmel« – das Ufo ist tatsächlich gelandet. Doch anders als in Roswell, wo behauptet wurde, dass das Raumschiff abgestürzt sei und die Wrackteile (und vielleicht auch die Leichen) vom Militär abtransportiert wurden, beobachtete man hier, wie das Ufo wieder abhob.
Und im Gegensatz zu Roswell, über das jede Menge Geschichten und Gerüchte, aber nur wenige harte Fakten im Umlauf sind, handelt es sich hier um einen Fall, für den eine Fülle an Beweisen vorliegt. Dieses Buch erzählt die vollständige Geschichte dieses Zwischenfalls von der Landung in der ersten Nacht bis zur Rückkehr des Ufos, die vom äußerst skeptischen Deputy Base Commander (Stellvertretenden Kommandeur) des Stützpunkts und einer Anzahl ebenso misstrauischer Angehöriger der USAF beobachtet wurde.
Obwohl bereits die Zeugenaussagen auf dieser Ebene zwingend sind – zahlreiche Zeugen, Militärangehörige, einige mit langer Dienstzeit und von hohem Rang –, wird das Buch, das Sie gleich lesen werden, weit mehr als nur Augenzeugenberichte wiedergeben. Wir werden Radardaten und detaillierte physische Beweise vorlegen, um die Aussagen zu untermauern; dazu kommen Informationen über ungewöhnlich hohe Strahlungswerte, die an der Landestelle gefunden wurden. Alle diese Behauptungen werden von überprüfbaren Quellen gestützt, beispielsweise von früher als geheim eingestuften Dokumenten des britischen Verteidigungsministeriums, an die wir dank der gezielten Inanspruchnahme des Gesetzes über die Informationsfreiheit gelangt sind.
Das Herzstück dieses Buches bilden die Berichte der beiden Augenzeugen, die am stärksten in diesen Zwischenfall involviert waren: John Burroughs und Jim Penniston.
John Burroughs diente 27 Jahre aktiv und als Reservist bei der USAF. Zum Zeitpunkt des Zwischenfalls war er Airman First Class und zum Patrouillendienst bei der Sicherheitspolizei/Strafverfolgung auf dem RAF-Stützpunkt Bentwaters eingeteilt. Er hatte bereits verschiedene Einsätze im Nahen Osten absolviert, von denen einige Details bis heute unter Verschluss bleiben. Burroughs verließ die Luftwaffe im Jahr 2006 als Leiter der Strafverfolgungsbehörde (Law Enforcement Supervisor).
Jim Penniston, der Ältere der beiden Männer, trat 1973 in die USAF ein. Im Jahr 1980, als sich der Zwischenfall ereignete, war er Staff Sergeant: ein ranghoher, erfahrener Unteroffizier, der als Senior Security Officer tagtäglich für die Sicherheit des Stützpunktes zuständig und für den Schutz der hier befindlichen Mittel für den Kriegseinsatz verantwortlich war. Penniston war während des Zweiten Golfkriegs an den Operationen »Desert Shield« und »Desert Storm« beteiligt, doch wie bei Burroughs werden viele Einzelheiten seiner militärischen Laufbahn noch immer unter Verschluss gehalten. Er schied 1993 aus der USAF aus.
Obwohl es Dutzende – wenn nicht Hunderte – Angehörige der USAF gibt, die in irgendeiner Weise in den Zwischenfall im Rendlesham Forest involviert sind, stehen Burroughs und Penniston im Zentrum dieser Geschichte. Diese beiden Personen standen gemäß den Berichten über einen möglichen Sicherheitsvorfall am 26. Dezember 1980 dem gelandeten Ufo von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Und fürsie sollte der in der Ufologie geprägte Begriff »Nahbegegnung« zuerschreckender Realität werden.
John Burroughs, Jim Penniston und ich haben für dieses Buch eng zusammengearbeitet. Während ich die Rolle des Hauptautors übernommen habe (einer musste schließlich den kürzesten Strohhalm ziehen und sich vor den Computer setzen), ist das Buch das Ergebnis eines wahren Joint Ventures. Viele Monate hindurch haben wir gemeinsam an diesem Projekt gearbeitet, Wissen zusammengetragen, Erkenntnisse aus unseren jeweiligen Fachgebieten ausgetauscht, Brainstorming betrieben, Theorien diskutiert und ganz allgemein versucht, uns aus der Fülle der Informationen, die wir über den Zwischenfall im Rendlesham Forest gefunden haben, ein Bild zu machen.
Selbst wenn sie in einigen Teilen der Geschichte nicht erwähnt sind, handelt es sich um das Insiderwissen von Burroughs und Penniston, das die Basis für dieses Buch liefert. Sie berichten nicht nur, was sie selbst erlebt haben, sondern es ist Burroughs und Penniston auch gelungen, weitere Zeugen zu finden und sie dafür zu gewinnen, ihre Berichte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ganz allgemein konnten wir dank ihrer umfassenden Kenntnisse der Stützpunkte, des Personals, der Mission und der Standardbetriebsverfahren Fakten von Fiktion trennen und die Ereignisse in den richtigen politisch-militärischen Kontext einordnen.
Dieses Buch erzählt nicht nur die Geschichte dieser spektakulären Ufo-Begegnung, sondern auch, was danach passierte. In verschiedener Hinsicht ist das genauso überzeugend – und vielleicht noch verstörender – als die Ufo-Sichtung selbst. Nach dem Zwischenfall erfolgte nicht nur der Versuch, Beweise zu beseitigen und Zeugen zum Schweigen zu bringen, es gab auch offizielle Befragungen und Verhöre, bei denen Drohungen ausgesprochen sowie Betäubungsmittel und Hypnose eingesetzt wurden, um die Wahrheit zunächst aufzudecken, dann zu verdrehen und letztendlich zu begraben. Insbesondere John Burroughs und Jim Penniston fanden sich im Auge dieses Sturms wieder.
Ein besonders düsterer und verwirrender Aspekt dieser Geschichte bezieht sich auf die gesundheitlichen Probleme, unter denen Burroughs und Penniston heute noch leiden – Probleme, die sie auf ihre unmittelbare Nähe zu dem gelandeten Raumschiff zurückführen. Die Möglichkeit, dass die beiden durch das Objekt verstrahlt wurden, ist äußerst besorgniserregend, wenn man die Berichte des Geheimdienstes des Verteidigungsministeriums (DIS) liest, der die Messwerte, die der Katastrophenschutzbeauftragte am Landeplatz mit einem Geigerzähler gemessen und ausgewertet hat. Dies würde sicherlich einige der Probleme erklären, mit denen die beiden Männer heute zu kämpfen haben; weshalb sie versuchen, ihre militärischen Krankenakten zu bekommen. Dies würde Burroughs und Penniston – zusammen mit einer Stellungnahme des US-Militärs zu dem, was sie erlebt haben – in die Lage versetzen, eine entsprechende Diagnose und angemessene Behandlung zu erhalten.
Unglücklicherweise stellt sich das, was eigentlich ein einfacher Verwaltungsvorgang sein sollte – Zugriff auf zwei medizinische Unterlagen zu haben –, als bürokratischer Albtraum heraus. Die Krankenakten von Burroughs und Penniston werden anscheinend von einer kaum bekannten Abteilung für Verschlusssachen im Ministerium für Veteranenangelegenheiten verwahrt. Um auf die unhaltbare Situation einzuwirken, wurden verschiedene Anträge gemäß des »Freedom of Information Act« gestellt, mit einer Klage gedroht und Gespräche mit verschiedenen Vertretern des Kongresses geführt.
Dies ist kein Buch über Ufos im herkömmlichen Sinn. Die meisten derartigen Bücher – ganz gleich, ob die Autoren es zugeben oder nicht – möchten den Beweis erbringen, dass Ufos extraterrestrische Raumfahrzeuge sind. Eine wesentlich kleinere Anzahl von Büchern über Ufos wurde in der Absicht geschrieben, die sogenannte außerirdische Hypothese zu widerlegen. Beide Arten von Büchern werden von ihrer Schlussfolgerung geleitet. Die Autoren gehen mit ihrem eigenen Dogma hausieren, entweder mit dem eines wahren Anhängers oder mit dem eines eingefleischten Entlarvers. Daten werden selektiv, fehlerhaft oder schlichtweg unehrlich verwendet, um die Leser davon zu überzeugen, dass wir entweder von Außerirdischen besucht werden oder dass umgekehrt so etwas unmöglich ist.
Mit diesem Buch verfolgen wir einen vollkommen anderen Ansatz. Es wird von Daten gestützt, und wir machen der Öffentlichkeit jede Menge Informationen zugänglich, von denen die meisten hier zum ersten Mal publiziert werden. Dies umfasst Aussagen von den Zeugen, die am stärksten in diese Ereignissen involviert waren; Informationen aus kürzlich freigegebenen Ufo-Akten der Regierung und Einblicke aus unseren jeweiligen Positionen im britischen Verteidigungsministerium und in der USAF. Wir gewähren den Lesern einen Insider-Blick in die geheimnisvolle Welt der Regierung und des Militärs, in der sich diese Geschichte abspielt, aber wir überlassen es ihnen, diese Informationen einzuordnen und für sich selbst zu entscheiden, was sie davon halten.
Im Folgenden lesen Sie den Insiderbericht eines Ufo-Zwischenfalls, der bedeutender ist als Roswell; und eine sehr menschliche Geschichte von zwei Männern auf der Suche nach dem richtigen Weg. Was John Burroughs, Jim Penniston und anderen im Dezember 1980 passierte, ist an sich schon bizarr und erschreckend genug. Doch was sich anschließend ereignete, ist noch verstörender: Sie müssen sich mit einem Ereignis auseinandersetzen, das ihr Leben verändert und einem Paradigmenwechsel gleichkommt; sie suchen nach Antworten; sie müssen sich mit einer Regierung anlegen, die einerseits behauptet, Ufos seien kein Thema, die sich aber andererseits so verhält, als sei diese Angelegenheit so hoch einzugestufen wie jedes andere Regierungsthema.
Dies ist ein aktuelles Buch. Das Interesse an Ufos ist so groß wie noch nie zuvor. Sendungen mit diesem Gegenstand sind ein fester Bestandteil des Fernsehprogramms. Vielleicht spüren die Programmverantwortlichen in den Sendern, dass sich das Tempo beschleunigt, da es anscheinend ständig neue Geschichten über astronomische Entdeckungen gibt, die uns der Entdeckung von Planeten ähnlich unserer Erde immer näherbringen. Vielleicht realisieren sie auch, dass wenige Fragen wichtiger sind, mehr in die Tiefe gehen, mehr Kontroversen auslösen und eindrucksvoller sind als »Sind wir allein im Universum?« und »Erhielten wir Besuch von Außerirdischen?«.
Und dieses Buch ist noch aus einem anderen Grund aktuell. Nach einer Zeitspanne, in der man über solche Dinge entweder nicht viel nachdachte oder sie anscheinend akzeptierte, sind die Bedenken, was die Geheimhaltung durch Regierungen betrifft, ganz oben auf der Tagesordnung von Politik und Medien angekommen. Angetrieben von Websites wie WikiLeaks von Julian Assange und den Enthüllungen von Whistleblowern wie Chelsea (ehemals Bradley) Manning und Edward Snowden ist der »geheime Staat« in aller Munde. Ganz gleich, ob es sich um das PRISM-Programm der NSA, um Drohnen oder um die Sorge über den sicheren Umgang mit persönlichen Daten handelt, die US-Bürger erkennen, dass es an der Zeit ist, eine sachkundige Debatte über dieses Thema zu führen. Die Geschichte des Zwischenfalls im Rendlesham Forest wirft genau diese Fragen auf. Auf der einen Seite steht der natürliche Wunsch von John Burroughs und Jim Penniston, endlich herauszufinden, was mit ihnen geschehen ist. Eine auskunftsfreudige Regierung und eine entsprechende Informationsfreiheit könnten ihnen dabei helfen. Auf der anderen Seite scheint klar zu sein, dass, was auch immer Burroughs, Penniston und ihren Kameraden vom Stützpunkt passiert ist, irgendjemand in der Regierung dies geheim halten will und auch darauf vorbereitet ist, alles dafür zu tun, damit dies auch so bleibt. Handelt es sich dabei um Unbeholfenheit, oder gibt es berechtigte Gründe, warum die Wahrheit über diese Begegnungen niemals an die Öffentlichkeit gelangen darf?
Nach dieser kurzen Einführung ist es an der Zeit, unsere Entdeckungsreise zu starten. Es ist eine Reise, die in der Dunkelheit eines englischen Waldes beginnt und die im Weißen Haus endet.
In den ersten Stunden des 26. Dezember 1980 gibt es auf den Zwillingsbasen der U.S. Air Force Bentwaters-Woodbridge kaum Anzeichen von Aktivität. Die Stützpunkte liegen nur wenige Hundert Meter auseinander mitten im Rendlesham Forest. Sie präsentieren sich so, wie man sich eine Militärbasis im Allgemeinen vorstellt – allerdings verbergen sie ein Geheimnis, das die meisten Menschen in der Gegend, die nichts über die wahre Aufgabe des Stützpunkts wussten, in Schrecken versetzen würde. Bentwaters-Woodbridge befindet sich in der verschlafenen Grafschaft Suffolk an der kalten, zerklüfteten Küste von Ostengland. Die meisten jungen Männer und Frauen, die hier Dienst tun, sind zum ersten Mal im Ausland. Um den Schock etwas abzumildern, bieten die Basen alle Annehmlichkeiten eines gemütlichen Zuhauses – eine Bar, einen Burgerladen und andere Geschäfte; sie sind wie kleine amerikanische Städte im Herzen der englischen Landschaft.
Die Ereignisse begannen, als John Burroughs, Airman First Class, merkwürdige Lichter im Wald entdeckte. Burroughs war auf Patrouillengang in Woodbridge und befand sich in der Nähe des Osttores (umgangssprachlich mitunter als Hintertür bezeichnet). Die Lichter tauchten östlich von diesem Ort auf, sie waren rot und blau. Das rote Licht befand sich über dem blauen Licht, und beide blinkten auf und ab. Burroughs alarmierte seinen Vorgesetzten, Staff Sergeant Bud Steffens. Die beiden Männer betrachteten erstaunt die Lichter, denn obwohl sie mit der Gegend vertraut waren (Burroughs war dort seit 17 Monaten stationiert), hatten sie so etwas noch nie zuvor gesehen.
Ihr erster Gedanke war, dass ein Flugzeug in den Wald gestürzt sei. Keine der hier stationierten Fairchild-Republic A-10 (es gab keine militärischen Flugaktivitäten in der betreffenden Nacht), aber vielleicht eine zivile Maschine. Natürlich war es ihr erster Grundinstinkt, nachzuschauen, was passiert war, und im Bedarfsfall Hilfe zu leisten. Außerdem blieb da noch die Frage der Sicherheit. Wenn so nah an den Zwillingsbasen unerklärliche Aktivitäten stattfanden, konnte es sich um eine – tatsächliche oder potenzielle – Bedrohung handeln?
Burroughs entriegelte das Kombinationsschloss am Osttor und fuhr zusammen mit Steffens hinaus und einige Hundert Meter lang eine kleine öffentliche Straße hinunter. Dann bogen sie nach rechts ab und fuhren noch 10 oder 20 Meter weiter, ehe sie linker Hand auf einen schmalen Weg abbogen, der in den Wald führte. An diesem Punkt war ein weißes Licht sichtbar, zusätzlich zu den roten und blauen Lichtern. Dieses weiße Licht war besonders seltsam; an einem Punkt schien es, als ob es ihnen auf dem kleinen Weg entgegenkam. Farbe, Konfiguration und Bewegung der Lichter glichen keinem Flugzeug oder Fahrzeug, das ihnen bekannt war.
Obwohl es sie drängte, weiterzufahren, wurde ihnen bewusst, dass sie diesen Vorfall melden mussten; deshalb fuhren sie zurück zum Osttor, wo sie einen kurzen Bericht abgaben – sie benutzten das Festnetztelefon in der Wachhütte und nicht ihre Taschenfunkgeräte, die als unsicher und anfällig für Scanner galten, mit denen man Gespräche abhören konnte.
Burroughs sprach mit dem diensthabenden Sergeant der Sicherheitsstaffel, Sergeant »Crash« McCabe, und erklärte ihm, was passiert war. McCabe war sich nicht sicher, was er davon halten sollte, und fragte sich im ersten Moment, ob man sich irgendeinen üblen Scherz mit ihm erlaubte. Er verlangte, Steffens zu sprechen, der ihm bestätigte, dass Burroughs’ Bericht der Wahrheit entspreche und dass er ebenfalls diese seltsamen Lichter gesehen habe. McCabe vermutete ebenfalls, dass es sich um einen Flugzeugabsturz handeln könnte, rief bei der Zentralen Sicherheitskon-trolle an und gab das Problem an Staff Sergeant Dave Coffey weiter.
Coffey rief den diensthabenden Flugleiter der RAF-Basis Woodbridge an, Staff Sergeant James (Jim) W. Penniston. Penniston wurde nicht über die Besonderheit der Situation aufgeklärt, sondern erhielt die Anweisung, mit seinem Fahrer, Airman Edward N. Cabansag, mit eingeschaltetem Blaulicht zum Osttor zu fahren und sich dort mit »Police 4« und »Police 5« – den Funknamen für Burroughs und Steffens – zu treffen. Dies war äußerst ungewöhnlich, und Penniston reagierte leicht irritiert undverärgert darüber, dass er nicht darüber informiert wurde, was ihnerwartete, sondern dass man ihm lediglich gesagt hatte, er solle sich mit Burroughs und Penniston am Osttor treffen, wo man ihm die besondere Situation erklären würde. Diese Abweichung vom Standardverfahren war einer der ersten Hinweise darauf, dass es sich um eine höchst ungewöhnliche und äußerst heikle Situation handelte. Es besteht die Möglichkeit, dass zumindest einige Personen in der Befehlskette bereits mehr wussten, als sie sagten, oder dass sie angewiesen worden waren, keine Details der Situation über die Kommunikationssysteme weiterzugeben. Andererseits, warum hätte man Penniston nicht einfach sagen können, dass eine Patrouille einen möglichen Flugzeugabsturz im Wald untersucht? Coffey hätte sichsogar noch bedeckter halten und beispielsweise Wörter gebrauchen können wie »möglicher Sicherheitsfall« oder den Begriff, der bei der Polizei auf der ganzen Welt beliebt ist: »ein Vorfall«. Es gab keine Probleme, was die Zuständigkeit betraf, und das Personal der USAF durfte sicherlich unter den verschiedensten Umständen außerhalb der Basis (»außerhalb des Zauns«, wie es bei den Soldaten heißt) patrouillieren.
Obwohl einige Unklarheit über die genaue Zeit herrscht, erinnert sich Jim Penniston, dass es kurz nach Mitternacht war.
Burroughs und Steffens warteten immer noch am Osttor, als Penniston und sein Fahrer, Airman First Class Edward Cabansag, zu ihnen stießen. Rasch setzten sie Penniston über den Zwischenfall in Kenntnis, und wiederum war der erfahrene Flugleiter der Ansicht, dass es sich um einen Flugzeugabsturz handeln musste. Allerdings war es mitten in der Nacht, und noch dazu am zweiten Weihnachtsfeiertag, an dem es bestimmt keine militärischen Flugaktivitäten gab. Während man noch über die Möglichkeit nachdachte, ob es sich um ein ziviles Flugzeug handeln könnte, hatte niemand eine Explosion oder irgendwelche anderen Geräusche gehört. Auf einmal machte Steffens eine seltsame Bemerkung, die alle aufhorchen ließ:
»Es ist nicht abgestürzt. Es ist gelandet.«
Trotz dieser beunruhigenden Beobachtung hielt Penniston einen Flugzeugabsturz immer noch für die wahrscheinlichste Erklärung. Deshalb rief er über Funk die Zentrale Sicherheitskontrolle an und bat um ein Gespräch mit dem Gesamtflugleiter für beide Stützpunkte, Master Sergeant J. D. Chandler.
Falls Ihnen dieses Vorgehen – A ruft B an, der sich wiederum bei C erkundigt – ziemlich umständlich erscheint, vor allem in einer Situation, in der es die Beteiligten möglicherweise mit einem Flugzeugabsturz zu tun hatten, sollten Sie drei wichtige Punkte im Kopf behalten:
Erstens: Obwohl ein Blick auf den schriftlichen Bericht bei den Lesern den Eindruck erwecken könnte, dass wertvolle Zeit vergeudet wurde, sind die meisten der oben genannten Maßnahmen relativ schnell und einfach durchzuführen und dauern – im Fall der Telefonanrufe und Funkgespräche – nur Sekunden.
Zweitens: Das Militär ist eine durch und durch hierarchische Organisation, in der jeder sehr rangbewusst ist. In einer solchen Kultur ist es wichtiger als in den meisten zivilen Organisationen, eine nicht-routinemäßige Maßnahme mit dem Vorgesetzten abzuklären oder ihn zumindest darüber zu informieren – das heißt »sich abzusichern«, wie es mitunter bezeichnet wird.
Und schließlich drittens: Die speziellen Abteilungen Security Police (Sicherheitsstaffel) und Law Enforcement (Strafverfolgung) sind in vielerlei Hinsicht sehr prozess-gesteuert. Eigeninitiative wird zwar gefördert, aber viele Aufgaben werden nach einem festgelegten Verfahren ausgeführt, das auswendig gelernt und anschließend durch Schulungen und Training ständig überprüft und vertieft wird.
Mit der Vorstellung eines Flugzeugabsturzes im Kopf überprüfte Chandler die Position und erkundigte sich beim Kontrollturm in Bentwaters nach entsprechenden Flugbewegungen. Jemand im Kontrollturm kontrollierte das Radar und rief außerdem bei den RAF-Stützpunkten Bawdsey und Watton sowie dem Flughafen Heathrow in London an. Die wichtigste Information, die man erhielt, war, dass ein »Bogey« – oder »Bogie« – (von der USAF definiert als »ein Radar- oder Sicht-Luftkontakt, dessen Identität unbekannt ist«) etwa 15 Minuten zuvor geortet worden war; allerdings sei das Ziel verloren gegangen, als es direkt über der Luftwaffenbasis Woodbridge vom Radarschirm verschwand. Chandler kontaktierte den Schichtführer und gab Penniston sein Okay, die Untersuchung fortzusetzen. Penniston forderte daraufhin Verstärkung an, vielleicht weil er Ärger witterte oder wusste, dass etwas nicht stimmte. Als Reaktion darauf entschloss sich Chandler, selbst hinauszufahren.
Nachdem sie die leicht beunruhigende Nachricht über die Radarmeldung erhalten hatten, fuhren Penniston, Burroughs und Cabansag in den Wald, um die Untersuchung fortzusetzen, die Burroughs und Steffens kurz zuvor begonnen hatten. Es herrscht einige Verwirrung darüber, warum Steffens nicht in den Wald gefahren ist. Eine mögliche Erklärung ist, dass jeder, der die Basis verlassen wollte, seine Waffen bei jemandem abgeben musste – obwohl Waffen unter bestimmten Umständen tatsächlich aus der Basis mitgenommen werden können, wenn beispielsweise die Sicherheit unmittelbar und ernsthaft bedroht ist. In der Tat gibt es sogar einen Hinweis darauf, dass einige der Männer, die in den Wald gingen, ihre Waffen nicht zurückließen, obwohl sie dies hätten tun sollen!
Penniston, Burroughs und Cabansag nahmen denselben Weg wie zuvor: Sie fuhren die paar Hundert Meter vom Osttor bis zu der kleinen Straße, die durch den Wald verlief. Dann wandten sie sich nach links, fuhren noch einige Meter und bogen linker Hand auf einen schmalen Weg ab, der sie tiefer in den Wald führte. Diese Wege sind keine gut ausgebauten Straßen, sondern eher schmale, holprige Pfade. Mit einem Fahrzeug – selbst mit einem robusten wie einem Militär-Jeep – konnte man nicht weiter in den Wald vordringen, deshalb mussten sie nach ungefähr 50 Metern das Auto anhalten und zu Fuß weitergehen.
Als sie tiefer in den Wald eindrangen unter – wie Cabansag es beschreibt – »äußerster Vorsicht«, konnten alle drei die seltsamen Lichter sehen. Nach Cabansags Schilderung waren sie »blau, weiß und gelb«.
Somit war klar, dass der Zwischenfall, obwohl er nicht offiziell als solcher eingestuft wurde, nun als potenzieller Sicherheitsfall behandelt wurde. Zwar gab es nach wie vor nur eine einzige Theorie, die bisher diskutiert worden war, nämlich dass es sich eventuell um den Absturz eines Leichtflugzeugs handeln könnte, aber die Fakten passten einfach nicht zusammen. Und zu diesem Zeitpunkt dachte keiner der Beteiligten, dass es tatsächlich um einen Absturz ging: Der offenkundige Beweis dafür ist, dass niemand einen Krankenwagen oder die Feuerwehr gerufen oder zumindest einen Erste-Hilfe-Kasten mitgenommen hatte. Ein weiterer Anhaltspunkt war das Eingeständnis von Cabansag, dass sie mit »äußerster Vorsicht« vorgingen – das war kaum das Verhalten einer Patrouille, die sich mitten in einer eiligen Such- und Rettungsaktion befand.
Etwa zu dieser Zeit traf auch die angeforderte Verstärkung ein. Sie bestand aus Master Sergeant Chandler (mit dem Penniston vorher gesprochen hatte) in einem weiteren Fahrzeug. Es ist nicht ganz klar, wer als Erster eintraf. Chandler sagt, dass, als er ankam, Penniston, Burroughs und Cabansag das Waldgebiet gleich hinter der Lichtung an der Zufahrtsstraße betreten hatten, während Cabansag aussagte, dass Chandler bereits »auf der Bühne« erschienen sei. Derartige Ungereimtheiten mögen unwichtig erscheinen, aber sie deuten auf etwas Größeres hin, denn obwohl vier Männer in jener Nacht im Wald waren, kehrten sie alle mit unterschiedlichen Erinnerungen an das, was dann geschah, zurück.
Ungefähr um diese Zeit begannen die Funkgeräte aller vier Männer zu streiken. Oder vielmehr – angesichts der geringen Wahrscheinlichkeit, dass vier unabhängige Funkgeräte auf einmal ausfallen – begann etwas, die Kommunikation zu stören, die anscheinend nur noch über eine kurze Distanz funktionierte. Um das Problem zu lösen, griffen die vier Männer zu einer Low-Tech-Lösung und richteten ein Funkrelais ein. Mit anderen Worten: Chandler blieb bei den abgestellten Fahrzeugen; von dort aus konnte er Nachrichten zwischen den Männern, die tiefer in den Wald vordrangen, und den Kollegen in der Zentralen Sicherheitskontrolle auf dem Stützpunkt weiterleiten. Cabansag ging vor, aber sobald er und Chandler einander kaum noch hören konnten, blieb auch er stehen und überließ es John Burroughs und Jim Penniston, weiter vorzustoßen, um die Quelle dieser Lichter zu finden.
Burroughs und Penniston realisierten bald, dass hier etwas nicht stimmte. Die Luft war erfüllt von statischer Elektrizität, und die Härchen auf ihren Armen und in ihrem Nacken hatten sich aufgestellt. Es war schwierig, richtig zu laufen, und sie beschrieben diese Erfahrung so, als würde man durch tiefes Wasser waten. Die ganze Zeit über befanden sich die Lichter vor ihnen, wurden heller und deutlicher, je tiefer sie in den Wald vordrangen und je näher sie an das herankamen, was da draußen war.
Direkt vor ihnen befand sich eine kleine Lichtung, die hell erleuchtet war. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Sobald sie näher kamen, ereignete sich plötzlich eine lautlose Lichtexplosion. Instinktiv warfen sie sich zu Boden, weil sie befürchteten, von den Trümmern des hellen Lichtblitzes getroffen zu werden. Penniston erkannte, dass der gewaltige Lichtblitz keinen Schaden verursacht hatte; er erhob sich, und was er sah, hatte eindeutig nichts mit einem Flugzeugabsturz zu tun.
Penniston schaute nach rechts und sah, wie Burroughs von einem riesigen Lichtstrahl erfasst wurde, der von oben zu kommen schien. Das Licht umhüllte Burroughs. Dann erkannte Penniston, dass das, was zuerst wie eine Lichtkugel ausgesehen hatte, verschwunden war und nun eher die Form eines Raumschiffs hatte.
Fassungslos versuchte Penniston die Situation zu erfassen. Auf der Lichtung stand ein kleines metallisches Fahrzeug. Es war etwa drei Meter hoch und an der Basis ungefähr drei Meter breit. Das Fahrzeug hatte grob die Form eines Dreiecks und schien entweder knapp über dem Boden zu schweben oder auf Beinen an seinen Rändern zu ruhen, als ob es auf einem Stativ stünde, wie eine Mondlandefähre (nur mit drei Beinen anstatt vier). Es wies eine Reihe von blauen Lichtern an der Seite und ein helles weißes Licht an der Spitze auf. Es gab keinerlei Geräusche von sich.
Als sich Penniston dem Objekt näherte, erkannte er seltsame Symbole an seiner Seite. Sie glichen nichts, was er schon einmal gesehen hatte, und die nächstliegende Übereinstimmung war ihre Ähnlichkeit mit altägyptischen Hieroglyphen. Penniston hatte die Geistesgegenwart, mehrere Fotos zu schießen und sowohl das Fahrzeug selbst als auch die Symbole in seinem Notizbuch zu skizzieren.
Schließlich fasste Penniston Mut und berührte das Objekt. Es fühlte sich fest und glatt an. Dies und der Anblick der Hülle aus nächster Nähe ließen ihn an glattes, undurchsichtiges, schwarzes Glas denken. Dann berührte er die Symbole zu. Er erinnert sich an folgendes Gefühl:
»Die Hülle des Raumschiffs fühlte sich glatt an. Etwa so, als würde man mit der Hand über Glas streichen. Es hatte weder Nähte noch andere Unvollkommenheiten, bis ich mit meinen Fingern über die Symbole fuhr. Sie waren nicht wie der Rest des Raumschiffs, sondern sie fühlten sich rau an, als würde ich mit den Fingern über Sandpapier fahren.«
Sobald Penniston die Symbole berührte, flackerte das weiße Licht an der Spitze des Fahrzeugs auf und wurde so intensiv, dass er Angst bekam, zeitweilig war er geblendet, von dem was vor ihm stand. Penniston zog seine Hand vom Raumschiff zurück; im nächsten Moment wurde das Licht schwächer, und das Panikgefühl ließ nach.
Nach einiger Zeit hob das Objekt zu Pennistons großem Erstaunen langsam vom Boden ab. Wieder schien es, als ob alles in Zeitlupe abliefe, und es dauerte zwei oder drei Minuten, bis das Objekt über die Bäume am Rand der kleinen Lichtung emporstieg. Obwohl es vom Boden abhob, war die ganze Zeit über kein Geräusch zu hören. Da die Lichtung klein war und die Bäume dicht beisammenstanden, schien es mitunter so, als müsste das Objekt durch die Bäume manövrieren. Nachdem es schließlich über den Bäumen angekommen war, beschleunigte es. Penniston, der angesichts der Umstände methodisch und professionell vorging, schrieb die folgende Beobachtung in sein Notizbuch: »Geschwindigkeit – unmöglich.«
Burroughs hatte auch einige damit zusammenhängende Erinnerungen, was nach der Lichtexplosion passierte. Nachdem er sich zu Boden geworfen hatte, erinnert er sich, ein ovales, sonnenartiges rotes Objekt auf der Lichtung gesehen zu haben, aber er kann sich nicht an ein Fahrzeug erinnern. Für ihn waren scheinbar nur Sekunden vergangen zwischen dem Augenblick, da er sich auf den Boden warf, und dem Zeitpunkt, als das Ufo startete, während für Jim die Überprüfung des Objekts viele Minuten dauerte. Noch heute ist Penniston deswegen beunruhigt:
»Ichbetrat dasBlasenfeld (den direkten Bereich um das Raumschiff herum) als Erster;John befand sich ungefähr drei Meter rechts von mir, etwazwei Meter zurück. Die anschließende Stille war besonders auffällig; dasGebiet oder Feld schien tot zu sein; die Luft: keinGeräusch; kein Lufthauch und kein Rauschen des Windes; keine Geräuschein der Ferne, keine Tiere, nichts – eine Totenstille. Eine starkestatische Aufladung von Kleidung, Haaren und Haut – es zog michzum Licht. Dann verflüchtigte es sich – ich war allein. UndJohn hat aus seinem Blickwinkel keine Erinnerung. Er steht still,unbeweglich. Ich schrie ihn natürlich an. Keine Reaktion; er bewegtsich nicht. Er kann mich natürlich nicht hören, und ichkonzentriere mich wieder auf das Fahrzeug und die Frage nachder Sicherheit für die Stützpunkte. John hatte nie Erinnerung daran.Als wir jedoch im Büro von Oberstleutnant Halt befragt wurdenund Erklärungen schrieben, weniger als 72 Stunden nach der erstenNacht, war in Johns Bericht (den er handschriftlich verfasst hatte)die Zeichnung des Objekts enthalten, das er mit mir gesehenhat. Seitdem habe ich öfter über Johns Gedächtnis nachgedacht. Warumkonnte er dies innerhalb von 72 Stunden tun und hatheute keine Erinnerung mehr? Das gibt auf jeden Fall zudenken!«
In der Tat gibt das zu denken. Besonders in Verbindung mit einer kryptischen Bemerkung, die Burroughs machte, als er gefragt wurde, wo er war, während Jim das Raumschiff untersuchte, und warum ihre Erinnerungen an diesen Zeitpunkt so unterschiedlich sind: »Die einzige Möglichkeit ist, dass ich im Licht stand, während er seine Untersuchung machte.«
Penniston und Burroughs – die immer noch gewaltig unter Schock standen – versuchten das Ufo wiederzufinden, und machten weitere Sichtungen seltsamer Lichter am Horizont. Einen Moment lang war das Objekt so nahe, dass sie dachten, es würde erneut landen. Doch das tat es nicht, und schließlich verschwand das Ufo in Richtung Osten über die Küste hinaus.
Immer noch verwirrt und desorientiert, beschlossen sie letztendlich, zurückzugehen und den Wald zu verlassen. Dabei liefen sie über die kleine Lichtung zurück, auf der sie ihre Begegnung hatten. Immer noch versuchten sie zu verarbeiten, was ihnen passiert war, und schauten sich um. Wenn sie nichts fanden, konnten sie sich vielleicht selbst irgendwie einreden, dass es sich um eine Art gemeinsame Halluzination handelte.
Es sollte nicht sein. Mitten auf der Lichtung befanden sich drei Vertiefungen in dem harten, gefrorenen Boden. Sie waren neu. Etwas Schweres – das wahrscheinlich mehrere Tonnen wog, nach der Härte des Bodens und der Tiefe der Löcher zu urteilen – hatte eindeutig hier gestanden. Als sie genauer hinsahen, fiel ihnen auf, dass die Form, wenn sie eine imaginäre Linie zwischen den drei Vertiefungen zogen, ein fast vollkommenes gleichseitiges Dreieck bildete.
Als weitere Bestätigung bemerkten sie, dass am Rand der Lichtung Äste von den Bäumen abgerissen waren, wo sich das Objekt seinen Weg gebahnt hatte, zuerst von oben herein und dann wieder hinaus. Es würde absurd klingen, wenn es nicht tatsächlich genau das gewesen wäre, wovon Penniston gerade Zeuge gewesen war.
Sie verließen die Lichtung und trafen wieder mit Cabansag, Chandler und sechs weiteren Mitgliedern der Sicherheitsstaffel zusammen, bevor sie sich auf den Weg zurück zum RAF-Stützpunkt Bentwaters machten, der Hauptoperationsbasis. Als sie dort eintrafen, stellten sie fest, dass sie wesentlich länger unterwegs waren, als es ihnen vorgekommen war. Dies hatte – zusammen mit der Tatsache, dass kein Funkkontakt mehr bestand – in einigen Quartieren fast eine Panik ausgelöst. Tatsächlich hatte sich sogar ein Suchtrupp bereit gemacht, um nach ihnen Ausschau zu halten. Penniston versuchte sich einzureden, dass der Adrenalinschub die zeitliche Diskrepanz erklären könnte, aber ihre Uhren sagten etwas anderes. Er erklärt: »Ich vermute, alles ist möglich, was diese zeitliche Diskrepanz betrifft. Ich glaube, aufgrund der fehlenden Zeit auf unseren Uhren, die 45 Minuten nachgingen, ist es mehr als wahrscheinlich, dass es innerhalb der betroffenen Zone rund um das Raumschiff eine Art Verzerrung gab. Wir waren definitiv von diesem Phänomen auf eine physische Art und Weise betroffen, einschließlich der Maschinen, die wir trugen (Uhren).«
Burroughs bestätigt sowohl die »fehlende Zeit« als auch die genaue Angabe: »Tatsache ist, dass unsere Uhren nachgingen und dass der Sicherheitsoffizier sagte, uns fehlen 45 Minuten.«
Zunächst gab es einige Formalitäten zu erledigen. Sie mussten die Waffen zurückgegeben und dafür unterschreiben, und es fand eine eilig einberufene Einsatzbesprechung statt – die erste von vielen. Obwohl sie es zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, hatten Dutzende weiterer Militärangehöriger auf den Zwillingsbasen die seltsamen Lichter von unterschiedlichen Stellen aus beobachtet; darunter befand sich auch der Kontrollturm in Bentwaters. Jedermann wollte wissen, was mit Penniston und Burroughs geschehen war, aber für die beiden war die unmittelbare Zeit nach ihrer Begegnung nur noch verschwommen. Sie wollten erst einmal ihren Dienst beenden, zurück in ihre Betten gehen, schlafen und vergessen. Ihr Wunsch wurde ihnen bald erfüllt, aber wenn sie dachten, dass ihre Tortur damit vorbei sei, hatten sie sich leider getäuscht. Es hatte gerade erst begonnen.
Burroughs und Penniston waren, so viel sei verraten, äußerst skeptisch in Bezug auf Ufos. In einem gewissen Sinn sind sie es heute noch, trotz allem, was passiert ist. Penniston schildert seine Auffassung folgendermaßen:
»Ich glaube einfach, dass99 Prozent aller sogenannten Ufo-Sichtungen von Leuten, die einentsprechendes Fachwissen oder eine Flugausbildung haben, erklärt werden können, unddass sie solche Dinge als genau das ansprechen, was siesind. Ihr Ufo ist eine Beobachtung, für die folgende Erklärungsmöglichkeiteninfrage kommen: ein von Menschenhand geschaffenes Objekt, ein Stern-/Planetenkörperoder ein anderes natürliches Phänomen – die alle von einem geschultenBeobachter vollständig identifiziert werden können. Es gibt auch Menschen, dieanscheinend bestimmte physiologische Probleme haben, die sich meiner Meinung nachexponentiell manifestieren, sobald sie etwas sehen, was sie sich nichterklären können. Ich denke, dies ist ein natürlicher Zustand fürdiejenigen, deren Objektivität im Denken beeinträchtigt ist, und dies kannleicht bei anderen Sichtungen vorgekommen sein. Wenn man diese 99Prozent beiseitelässt, bleibt lediglich ein Prozent übrig. Dieses Prozent istmeiner Meinung nach das wirklich Unbekannte – eine Schlussfolgerung, die ichgezogen habe, nachdem ich in jener Nacht den Wald verlassenhatte. Das ist der wahre Grund, warum mich die Ereignissevom 26. Dezember 1980 beunruhigen. Ich bin in den Waldgegangen in der Annahme, dass das, was ich gerade gesagthabe, der Fall ist. Dann verließ ich den Wald mitdem ‚Ein-Prozent-Faktor‘, der auf mich einprasselte. Ich hattekeine Antworten auf die eindeutig geschaffenen Bedingungen, die Auswirkungen unddie Anwesenheit eines unbekannten Raumschiffs mit einer Technologie, die manselbst heute nicht replizieren kann. Wie hängt das alles zusammen? Ganz einfach: Ein Prozent der Ufo-Sichtungen ist unbekannt.«
Burroughs äußert sich kurz und bündig, obwohl seine abschätzigen Äußerungen über Ufos neben seiner Skepsis vielleicht auch ein Gefühl des Unbehagens verraten: »Ich habe niemals Zeit damit verbracht, in irgendeiner Weise darüber nachzudenken. Das einzige Gefühl, das ich je hatte, war, dass ich hoffte, nie in ihre Fußstapfen treten zu müssen.«
Penniston fasste die transformative Kraft dieser Erfahrung folgendermaßen zusammen: »Was ich einmal geglaubt habe, hat keinen Bestand mehr, und was ich gesehen habe, übertrifft alles, was ich mir je vorgestellt habe. Ich bin vollkommen fassungslos über den ganzen Zwischenfall, und niemand kann das vollständige Ausmaß eines solchen Ereignisses verstehen, der nicht selbst dabei war.«
Zwei Polizeibeamte reagierten und durchsuchten kurz das Gebiet. Sie fanden nichts, obwohl ihre Nachforschungen ergaben, dass zuvor in der Nacht seltsame Lichter über weiten Teilen Südenglands beobachtet worden waren.
Ein späterer Eintrag im Protokoll der Polizei von Suffolk liefert den ersten bekannten Beleg dafür, dass eine Landung stattgefunden hat. Dieser interessante Protokolleintrag lautet folgendermaßen: »Wir haben einen Anruf von der L. E. in Bentwaters erhalten, der sich auf das Ufo aus der letzten Nacht bezieht. Wir haben eine Stelle gefunden, an der anscheinend eine Art Raumschiff gelandet ist.«
Eine weitere zentrale Figur in dieser Geschichte ist der Deputy Base Commander Oberstleutnant Charles I. Halt. Er galt als ein gründlicher und umsichtiger Mann. Er trug weitreichende Verantwortung für die Sicherheit, die Polizeiarbeit, die Strafverfolgung und eine große Anzahl von Verwaltungsaufgaben in den Zwillingsbasen. Halt ging auch gerne »ins Gelände«. Das heißt, er sah sich einige der Bereiche, für die er zuständig war, oft ganz genau an. Manchmal saß er beispielsweise mit dem Personal der Feuerwache zusammen, sprach mit den Köchen oder fuhr mit den Polizisten auf Streife. Manche Offiziere würden keinen solch engen Kontakt zu den ihnen unterstellten Soldaten und Soldatinnen suchen (viele Offiziere sind eher distanziert und halten einen »professionellen Abstand« zu den Soldaten und Soldatinnen unter ihrem Kommando), und einige dieser jüngeren Soldaten und Soldatinnen waren ziemlich nervös, wenn sie von einem der ranghöchsten Offiziere auf den Zwillingsbasen so genau unter die Lupe genommen wurden. Halt war allerdings der Meinung, dass er sich gründlich in die Materie einarbeiten und jeden Aspekt des Geschehens verstehen musste, wenn er seinen Job richtig erledigen wollte. Er hielt dies für die beste Art und Weise, um das zu bekommen, was Militärs als »grundlegende Wahrheit« bezeichnen – nicht das, was die Leute einem erzählen, sondern das, was tatsächlich vor sich geht. Burroughs erkennt diesen Charakterzug an, war aber nicht begeistert davon, da er sich augenscheinlich etwas »überbeaufsichtigt« fühlte: »Er war sehr schnell; er fuhr mit der LE herum, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was auf dem Stützpunkt vor sich ging. Er ist ein paarmal mit mir gefahren, stand uns dabei aber meist im Weg.«
Penniston hatte eindeutig großen Respekt vor Halt:
»Oberstleutnant Halt ist das, wasich einen ‚Offizier für den einfachen Soldaten’ nenne; er schätztedie Unteroffiziere, die unter ihm dienten. Er schätzte ihr Wissen,ihre Fähigkeiten, ihre Einschätzungen, ihre Meinungen, ihr Urteilsvermögen und dieMenschen selbst als wertvollen und wichtigen Teil der Mission derUnited States Air Force. Oberstleutnant Halt ist ein Offizier, derwirklich glaubt, dass ein Offizier nur so gut ist wiedie Leute, die er befehligt. Der Oberstleutnant ist davon überzeugt,dass von der Bewertung durch das Oberkommando bis hin zurBewertung vor Ort das Unteroffizierskorps für den Erfolg verantwortlich war.Und was sein Verhalten bezüglich des Zwischenfalls im Wald vonRendlesham betrifft, nun ja, er hat nur Befehle befolgt under hat diese Befehle so weit ausgedehnt, wie er konnte,ohne seine Karriere zu gefährden.«
Am Morgen nach der Ufo-Begegnung trat Halt gegen 5 Uhr morgens seinen Dienst an und begab sich zum Schreibtisch der Strafverfolgungsbehörde. Einige schwätzten und lachten, hörten jedoch abrupt damit auf, als er den Raum betrat.
»Was ist hier los?«, fragte Halt.
»Penniston und Burroughs waren letzte Nacht unterwegs und haben Ufos gejagt, Sir«, antwortete Sergeant McCabe.
McCabe war dabei, das Law Enforcement Wachbuch auszufüllen – die Protokolle, in denen alle wichtigen Ereignisse der letzten Schicht festgehalten wurden. Diese Protokolle erfüllten einen doppelten Zweck – sie waren ein nützlicher Teil des Übergabeprozesses an die nächste Schicht und sie stellten zudem eine Quelle für Rohdaten dar, die von unschätzbarem Wert waren, falls später, wenn die Erinnerungen verblasst waren, Fragen auftauchten.
»Tragen Sie das ins Wachbuch ein!«, befahl Halt.
Später stellte sich heraus, dass die Vorfälle nicht nur in die LE-Wachbücher, sondern auch in die Sicherheitsbücher eingetragen wurden und dass die für die Sicherheit Zuständigen in der Zentralen Sicherheitsüberwachung das Formular 1569 (Bericht über Vorfälle und Beschwerden) ausgefüllt hatten.
Jeder war sensibilisiert, was den Gebrauch des belasteten Begriffs »Ufo« betraf, deshalb schlug Halt vor, eine vage Umschreibung wie »unerklärliche Lichter« zu verwenden und vielleicht eine Anspielung auf die Theorie über den möglichen Absturz eines Leichtflugzeugs zu machen. Halt verwendete später gewöhnlich denselben Begriff »unerklärliche Lichter«, als er den Zwischenfall formell durch das Verteidigungsministerium der britischen Regierung meldete. So wurde die Angelegenheit bereits wenige Stunden nach dem Zwischenfall heruntergespielt. Aber vielleicht waren ja noch viel finstere Kräfte am Werk. Später an diesem Tag wurde Halt bewusst, dass die Begegnung von Penniston und Burroughs etwas weitaus Greifbareres war als eine bloße »Lichter-am-Himmel«-Ufo-Sichtung. Rasch überprüfte er nicht nur das LE-Wachbuch (das auf seine Anweisung hin nur vage formuliert war), sondern auch das Protokoll der Zentralen Sicherheitsüberwachung, das wahrscheinlich den besten und genauesten Zeitzeugenbericht über den tatsächlichen Zwischenfall enthielt.
Halts Plan wurde durchkreuzt. Jemand hatte beide Protokollbücher und den Bericht über den Zwischenfall irgendwie entfernt, und niemand im Dienst konnte erklären, wie das geschehen war. Staff Sergeant Coffey erinnert sich: »Mein Wachbuch wurde eingezogen und vom Stützpunktkommandeur [Oberst Ted Conrad] als SECRET [GEHEIM] eingestuft.« Penniston schildert seine Sicht der Situation folgendermaßen:
»Die Entfernung und Klassifizierung derSicherheitsprotokolle (AF Formular 53) und AF-Formulare 1569 (Bericht überVorfälle und Beschwerden) waren Teil eines Prozesses zur Begrenzung, dervon anderen außerhalb des Stützpunktkommandos eingeleitet wurde. Oberstleutnant Halt batden Desk Sergeant unwissentlich, die Informationen der ersten Nacht einzubehalten, die sie am Morgen danach bereits herausgegeben hatten. Ich glaube, es beunruhigte ihn, als er feststellte, dass die Sicherheitsprotokolle unddie 1569er bereits für geheim erklärt und entfernt worden waren. Durch die Entfernung der Vermerke und der 1569er war es[ohne Halts Wissen] viel einfacher, eine gedeckelte Geschichte über diefraglichen Nächte zu verbreiten.«
Burroughs äußert hier eine Ansicht, die eher nach Verschwörung klingt, und sagt, wohin das Material seiner Meinung nach geschickt wurde: »Zusammen mit all den anderen fehlenden Dokumenten zeigt dies, dass dieser Zwischenfall schon früh als geheim eingestuft wurde. Außerdem ist es unmöglich, dass die Papiere einfach verschwunden sind. Ich vermute, dass sie nach Deutschland [Hauptquartier der United States Air Force Europe] geschickt wurden und dass auch das Außenministerium eine Kopie bekommen hat.«
Die Protokolle tauchten niemals wieder auf, daher haben wir es von Anfang an nicht nur mit einer spektakulären Ufo-Begegnung zu tun, sondern es liegen überzeugende Beweise für eine Verschwörung vor. Standardverfahren wurden ignoriert, und die Beweise wurden irgendwie direkt vor der Nase von Leuten entwendet, für die Sicherheit eine Lebenseinstellung war. Es ist schwer vorstellbar, wie die Protokolle und der Bericht über den Zwischenfall weggeschafft werden konnten, ohne dass einer der Hauptakteure in irgendeiner Weise daran beteiligt war. Die Alternative – dass Außenstehende irgendwie Zugang zum Sicherheitsbereich des Stützpunktes hatten und das Material unbemerkt entfernen konnten – ist wenig glaubhaft. In jedem Fall war dies der Grundstein für die folgenden Ereignisse, und es führte zu einem Klima aus Misstrauen und Angst, in dem Arbeitsbeziehungen und Freundschaften bis zum Zerreißen belastet wurden.
Im Anschluss an die Ufo-Begegnung kocht die Gerüchteküche in der Basis auf vollen Touren. Während die Geschichte ihre Runde macht, entwickelt sie sich weiterund bekommt ein Eigenleben. Offiziere und höherrangige Unteroffiziere können nurmit Mühe dafür sorgen, dass die ihnen unterstellten Soldaten undSoldatinnen sich auf ihre normalen Aufgaben konzentrieren. Die Tatsache, dassgerade Weihnachten ist, macht es nicht leichter. Die meisten Leuteauf dem Stützpunkt wären viel lieber im Urlaub oder zuHause in den USA bei ihren Familien. Das ist genaudie Art von Situation, die Kommandeure in einer hierarchischen, auf strengen Regeln basierenden Organisation, in der alles nach Vorschrift ablaufen soll, mit Sorge erfüllt. Und genau das ist das Problem: Normalerweise gibt es beim Militär für jedes Szenario, das eintreten könnte, eine Standarddienstvorschrift (Standard Operating Procedure) oder Protokolle. So muss niemand rätseln, was er zu tun hat, oder aus dem Stehgreif eine Vorgehensweise entwickeln. Es gibt eine festgelegte Art und Weise, auf etwas zu reagieren: Auf Szenario x wird mit Aktion y reagiert. Jeder lernt das und übt es dann so lange, bis die Reaktionen fast instinktiv erfolgen. Das alles ist Teil der Philosophie »hart trainieren, leicht kämpfen«; sie ist für das Soldatenleben von zentraler Bedeutung – obwohl Veteranen der Kriege im Irak und in Afghanistan die Vorstellung, es gebe heutzutage so etwas wie »leichtes« Kämpfen, mit einem schiefen Lächeln betrachten.
Bei einem außergewöhnlichen Ereignis wie einer Ufo-Sichtung, bei dem die zu ergreifenden Maßnahmen nicht ohne Weiteres ersichtlich sind, würde man als Erstes instinktiv zum Handbuch greifen und nachsehen, was dort steht. Das Problem ist nur, dass es früher eine Vorgehensweise gab, wie man damit umgehen sollte, heute jedoch nicht mehr. Die US-Regierung hatte mal ein offizielles Untersuchungsprogramm für Ufos eingerichtet, das allerdings 1969 eingestellt wurde.
Die neu gebildete (und gerade von der US-Armee getrennte) USAF richtete 1948 eine kleine Forschungs- und Untersuchungseinheit zur Untersuchung von unidentifizierbaren Flugobjekten mit dem Codenamen »Project Sign« ein. Es überrascht nicht, dass dieses Programm bald den Spitznamen »Projekt Untertasse« erhielt. Aufgrund einer Reihe von internen Umstrukturierungen und politischen Initiativen wurde der Projektname 1949 von »Sign« in »Grudge« geändert. Schließlich erfolgte 1952 eine weitere Änderung, und die Ufo-Untersuchungen wurden unter dem Namen behandelt, unter dem sie am bekanntesten sind: »Project Blue Book«. Dieses Projekt wurde jedoch bereits 1969 wieder eingestellt, und bis heute ist die einzige Information, die auf der Website des Verteidigungsministeriums über Ufos verfügbar ist, eine kurze Geschichte von »Project Blue Book«, gefolgt von dieser Erklärung:
Als Ergebnisdieser Untersuchungen, Studien und Erfahrungen kommt das »Project Blue Book«zu diesen Schlussfolgerungen:
Keine Ufo-Meldung, die von der Luftwaffeuntersucht und ausgewertet wurde, hat jemals einen Anhaltspunkt für dieBedrohung unserer nationalen Sicherheit geliefert.
Von der Luftwaffe wurden keineBeweise dafür vorgelegt oder aufgedeckt, dass es sich bei denals »unidentifiziert« eingestuften Sichtungen um technologische Entwicklungen oder Ursachen handelt,die über den aktuellen Stand der Wissenschaft hinausgehen.
Es gibtkeinen Beweis dafür, dass es sich bei den als »unidentifiziert«eingestuften Sichtungen um extraterristische Fahrzeuge handelt.
Selbst wenn man annimmt, dass eine Kopie davon dem Stützpunktpersonal 1980 vorlag, so wäre das keine Hilfe gewesen, denn die Angelegenheit wurde nicht nur eingestellt, sondern der Einheit war eindeutig befohlen worden, in Berichten lediglich über Lichter oder Objekte am Himmel zu sprechen. Die Möglichkeit, dass eines dieser Ufos tatsächlich landen könnte, schien niemandem in den Sinn gekommen zu sein. Die Kommandeure, die nach jemandem in der USAF – oder irgendwo anders in der US-Regierung – suchten, an den sie die Angelegenheit übergeben konnten, mussten bald feststellen, dass sie auf sich allein gestellt waren. Es blieb ihnen nur die Option, das Problem an die Briten weiterzureichen! Penniston war über dieses politische Vakuum frustriert, aber er tat sein Bestes, um das Problem zu lösen:
Eswar frustrierend, dass weder die Luftwaffe noch unser Stützpunkt eineunklassifizierte Standardanweisung für solch einen Sicherheitsvorfall hatten. In Anbetracht dessenhabe ich einfach improvisiert, indem ich zwei bestehende Standardanweisungen herangezogenhabe: die SRO (Aircraft Crash Security Response Option) und anschließend,als dies festgelegt wurde, die Helping Hand Security Response Option.Als mir der Schichtführer bei der Nachbesprechung am nächsten Morgensagte, dass es keine Möglichkeit gäbe, dies als Ufo-Zwischenfallzu melden, fand ich das verständlich. Im Gegensatz dazu glaubeich jedoch ganz bestimmt, dass die Meldungen vom Gefechtsstand des81. Jagdgeschwaders (TFW) übermittelt und nach oben weitergeleitet wurden. Dieswar der Aufgabe des zu der Zeit größten Jagdgeschwaders derfreien Welt geschuldet.
Bentwaters und Woodbridge waren amerikanische Stützpunkte auf britischem Boden, ein Erbe des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Krieges. Obwohl die US-Präsenz im Vereinigten Königreich abgenommen hat, gibt es immer noch eine Reihe von amerikanischen Stützpunkten in Großbritannien. Die US-Präsenz im Vereinigten Königreich war schon immer ein Streitpunkt mit den Briten, von denen viele Ausländer auf ihrem Boden ablehnen. »Überbezahlt, sexsüchtig und von drüben«, so lautete der schräge Witz zu Kriegszeiten über die Amerikaner, was ziemlich kleinlich war, wenn man bedenkt, dass der D-Day (und auch der Sieg im Zweiten Weltkrieg selbst) ohne die massive Bereitstellung von Soldaten und Ausrüstung durch die amerikanische Regierung nicht möglich gewesen wäre. Nach Kriegsende ging der Unmut weiter, vor allem weil Großbritannien in der Nachkriegszeit zu solch extremen Sparmaßnahmen gezwungen war, dass die Rationierung erst 1954 endgültig abgeschafft wurde. Tatsache blieb jedoch, dass es ohne die US-Stützpunkte im Vereinigten Königreich (und auch anderswo in Europa) nichts gegeben hätte – abgesehen von der undenkbaren Alternative, Atomwaffen einzusetzen –, was die Sowjets von einer Invasion in Westeuropa hätte abhalten können. Ohne amerikanische Streitkräfte wären die europäischen Armeen wohl nur wenige Stunden in der Lage gewesen, dem Angriff sowjetischer Panzer standzuhalten, bevor sie überrollt worden wären.
Britische Stützpunkte, die man den USA zur Verfügung stellt, stehen unter dem Kommando eines US-Offiziers, in der Regel im Rang eines Oberst. Was die Luftwaffenstützpunkte betrifft, so wird den Basen, obwohl sie fast ausschließlich mit Offizieren der USAF besetzt sind, der Zusatz »RAF« (Royal Air Force) vorangestellt, um den Eindruck zu erwecken, dass es sich um britische Stützpunkte handelt. Noch verwirrender ist, dass es einen »RAF Commander« gibt. Normalerweise handelt es sich dabei um einen jüngeren Offizier, meist im Rang eines Squadron Leader (Geschwaderführer, ein britischer Dienstgrad zwei Stufen unter dem Oberst). Die Funktion des RAF Commanders besteht darin, Verbindung mit dem US-Kommandeur der Basis zu halten und als Leiter der Einrichtung für alle Mitarbeiter des britischen Verteidigungsministeriums zu fungieren, aber im Grunde ist es seine vordringlichste Aufgabe, als Vermittler zwischen dem US-Kommandeur und dem Verteidigungsministerium zu fungieren.