Das Vermächtnis der Drachen - Sophia D. Kardia - E-Book

Das Vermächtnis der Drachen E-Book

Sophia D. Kardia

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Beschreibung

Von ihrem Vater behütet wie ein wertvoller Schatz … Von ihrer Mutter verlassen … Von den Drachen sehnsüchtig erwartet … Mana, die Tochter des Hexenkönigs Aknadin, führt ein Leben im Schutze der Palastmauern. Ihr älterer Bruder Mahad hütet ein Geheimnis um eine längst vergessene Prophezeiung, die eng mit Manas Schicksal verbunden ist. Als er in große Gefahr gerät, begibt sich Mana zusammen mit einem rätselhaften jungen Mann an dunkle, verbotene Orte. In einem Wettlauf gegen die Zeit bricht sie alle Regeln, begegnet einem längst vergessenen Wesen und findet sich zwischen den Fronten wieder. Mana steht vor einer schwierigen Entscheidung. Befolgt sie weiter ihre Pflichten als Thronerbin und Tochter des Königs oder folgt sie ihrem Herzen und dem Weg, den die Drachen für sie vorgesehen haben?

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Seitenzahl: 754

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2024 novum publishing

ISBN Printausgabe:978-3-99130-314-5

ISBN e-book: 978-3-99130-315-2

Lektorat:Mag. Dr. Angelika Moser

Umschlagfotos:Badabumm, Mike Heywood, Rastan, Marina Morozova, 89232815161 | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

Innenabbildungen:Angga Saputro, Swillklitch,Gennadiy Kondratyev | Dreamstime.com

www.novumverlag.com

Widmung

„An meine kleine Schwester und an meinen Bruder, die mich und dieses Projekt nie aufgegeben haben!

Prolog

Drachen …, Drachen … Wo steckt bloß dieses Buch …?

Ich hielt eine Laterne in der linken Hand. In der Bibliothek war es stockfinster. Es war nicht das erste Mal, dass ich mich in die verbotene Abteilung geschlichen und ein Buch daraus mitgenommen hatte, um es dann in meinem Zimmer zu lesen. Als ich das Regal mit den Drachenbüchern sah, suchte ich nach einem Buch. Darin sollen die Legenden von Drachen geschrieben stehen. Ich hielt inne.

Endlich. Ich habe es gefunden …Ich fuhr mir mit der freien Hand durch das lange, braune Haar. Meine ebenfalls braunen Augen funkelten und ich lächelte siegessicher. Ich zog ein Buch mit einem ledernen Einband aus dem Regal. Anschließend lauschte ich.

Gut. Keiner hat etwas bemerkt. Jetzt sollte ich aber schleunigst von hier verschwinden.

Eilig steuerte ich auf den Ausgang zu. Ich löschte die Kerze meiner Laterne und hängte diese an einen Haken an der Wand, wo ich sie zuvor entnommen hatte. Die königliche Bibliothek bestand aus einem achteckigen, hohen Raum. Die Wände waren bis unters Dach mit Büchern vollgestopft. Um an die höher gelegenen Regale zu gelangen, wurden schwebende Plattformen benutzt, die mit dem königlichen Siegel versehen waren. Sie konnten nur betätigt werden, indem man einen Anhänger in Form des Pentagramms auf das angebrachte Siegel legte oder wenn man es mit dem königlichen Mal berührte. Die Plattform auf der gegenüberliegenden Seite des Eingangs führte zu einem niedrigen Flur unter dem Dach. Dieser war der einzige Zugang in die verbotene Abteilung. Ich schritt die wenigen Meter von der Tür zur verbotenen Abteilung am Ende des kurzen Flures. Ich berührte das Siegel an der Wand und die Plattform stieg vom Boden auf und kam vor mir zum Stillstand. Ich stieg auf die Platte und berührte mit meiner rechten Hand wieder das Siegel. Die Plattform bewegte sich abwärts und kam ruckartig zum Stillstand. Eilig stieg ich von der Platte herunter und schlich auf die große hölzerne Tür zu. Ich lauschte. Da es draußen auf dem Flur mucksmäuschenstill war, huschte ich hinaus. Schnell eilte ich den Flur entlang und blieb vor dem Ausgang stehen. Vorsichtig spähte ich um die Ecke. Das Buch schob ich unter meine Kleidung und schlenderte dann über den gepflasterten Platz am steinernen Brunnen vorbei. Ich ging einfach die Straße entlang, bis ich das Tor der inneren Ringmauer erreicht hatte. Die Wachen auf der Innenseite schauten mich fragend an.

„Prinzessin. Darf ich fragen, was Ihr hier am Tor zu suchen habt?“, fragte der Dickere von beiden.

„Ich möchte gerne nach Fortuna. Meine Mutter hat gesagt, dass ich schon mal vorgehen soll. Eine ihrer Freundinnen hat heute Geburtstag und ich möchte gerne mit ihrem Sohn etwas durch die Stadt bummeln.“

„Natürlich.“

Die Wachen öffneten mir das Tor. Eilig ging ich hindurch. Als das Tor sich wieder schloss, atmete ich erleichtert auf.Puh, geschafft. Jetzt nur noch die äußere Mauer. Das wird ein Kinderspiel.

Als ich nach einigen Schritten den Torbogen sah, blieb ich wie angewurzelt stehen.

Gut, du darfst dir jetzt nichts anmerken lassen. Du schaffst das schon.

Ich setzte mich wieder in Bewegung und erreichte nach einigen Schritten das Tor der äußeren Mauer. Die Wachen betrachteten mich skeptisch.

„Prinzessin. Aus welchem Grund wollt Ihr in die Stadt?“

„Meine Mutter schickt mich vor. Eine ihrer Freundinnen hat heute Geburtstag und ich soll schon mal vorgehen, um ihren Sohn besser kennenzulernen und um mit ihm etwas zu unternehmen.“

„Ich verstehe. Was tragt Ihr dort unter dem Kleid?“

„Ein Geschenk. Es ist ein Buch, das ich vor einigen Tagen auf dem Markt gekauft habe.“

Der Wachmann nickte. Sein Kollege schaute ihn an und nickte ebenso.

„Wir wünschen Euch einen schönen Aufenthalt in Fortuna.“

„Ich danke euch“, antwortete ich mit einem Lächeln. Langsam öffneten sie das schwere Eisentor. Ich durchquerte es und schlenderte die gepflasterte Straße entlang. Als ich sicher war, dass die Wachen mich nicht mehr sehen konnten, beschleunigte ich das Tempo. Nachdem ich die ersten Häuser erreichte hatte, blieb ich keuchend stehen. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Als ich wieder Atem geschöpft hatte, setzte ich mich wieder in Bewegung und hielt auf den Marktplatz zu. Von dort aus bog ich links in eine Nebenstraße ein, die in eine schmale Gasse mündete, in der es sehr dunkel war. Die Luft roch modrig. Langsam tastete ich mich vor und erreichte eine andere Straße. Sie war etwas breiter und vor allem sauberer als die vorige. Ich folgte der Straße, bis ich ein hölzernes Haus erblickte, das bereits ziemlich heruntergekommen aussah. Eilig ging ich zur Tür. Ich schaute mich um, um zu prüfen, ob mir niemand gefolgt war. Erleichtert atmete ich auf und klopfte vorsichtig an die Haustür. Gleich darauf hörte ich von drinnen Schritte.

„Ich komme“, hörte ich eine Stimme sagen.

Die Tür wurde geöffnet. Vor mir stand eine Frau. Ihr rotblondes Haar fiel ihr über die Schulter und sie lächelte.

„Hallo Mana. Schön, dich zu sehen.“

„Guten Tag, Shiho. Ich freu mich auch, dich zu sehen. Darf ich reinkommen?“

„Aber natürlich.“ Sie öffnete die Tür zur Gänze und ich trat ein. Shiho schloss die Tür und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Geh schon mal ins Wohnzimmer, ich komme gleich nach.“

Ich nickte. Als ich durch den schmalen Flur ging, knarrte das Holz unter meinen Füßen. Die Wände waren kahl und wiesen schmale Ritzen auf, durch die stets ein leiser Wind pfiff. Vorsichtig zog ich das Buch unter meinem Kleid hervor. Als ich auf der linken Seite in einen Raum abbog, breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Ich lehnte mich lässig an den Türrahmen und beobachtete das Geschehen. Im Wohnzimmer saßen zwei Kinder auf Kissen am Boden. Der Tisch, der in ihrer Mitte stand, war niedrig und das sauber polierte Holz schimmerte im matten Tageslicht, das durch die kleinen Fenster in den Raum drang. Ich betrat das Wohnzimmer.

„Leo, Luna. Schön euch wieder zu sehen.“ Leo und seine Zwillingsschwester Luna waren meine besten und einzigen Freunde.

Luna blickte sofort in meine Richtung und lächelte. „Mana! Was treibst du denn hier?“

„Ich dachte, dass es vielleicht nett wäre, wenn ich euch besuchen würde.“

Auch Leo schaute auf. Er war damit beschäftigt, in einem Buch zu blättern. Lesen konnten weder Leo noch seine Schwester. Das lernten nur die Kinder der reicheren Leute. Denn jemand der diese Kunst lehrte, war ziemlich teuer. Shiho beherrschte diese Kunst, denn meine Mutter hatte ihr das Nötigste beigebracht.

„Hallo Mana, welch seltener Anblick“, begrüßte mich der aufgeweckte Junge.

„Ja. In der Tat“, ein wehmütiges Lächeln huschte über mein Gesicht. „Wie geht es euch?“, fragte ich.

„Gut, danke“, antworteten sie wie aus einem Munde. Leos Blick schweifte hinunter auf meine Hände, in denen ich das Buch hielt.

„Was ist das für ein Buch?“, fragte er neugierig.

Ich lächelte verlegen.

„Hast du es deinem Vater gestohlen?“, hakte er nach.

„Was? Ach nein. Ich habe es aus der Bibliothek.“

Luna grinste. „Also hast du es aus derBibliothekdeines Vatersgestohlen?“

„Nein. Ich habe es aus der Bibliothekgeborgt.“

Luna zog eine Braue hoch.

Ich hielt ihrem Blick stand und grinste. „Ja, na gut. Geborgt ohne Erlaubnis …“

Leo lachte. „Also hast du es doch gestohlen.“

„Nein, es ist wirklich nur geborgt. Ich werde es wieder zurückbringen, noch bevor mein Vater etwas bemerken wird“, verteidigte ich mich.

Shiho betrat das Wohnzimmer und stellte ein Tablett mit einer Kanne Tee und vier Tassen auf den Tisch. Sie gab mir ein Zeichen, mich zu setzen. Ich folgte ihrer Bitte und machte es mir auf einem Kissen bequem. Shiho füllte die Tassen und stellte jedem eine hin.

„Du hast das Buch nicht ohne Grund gestohlen, was?“, bemerkte sie, als sie mir in die Augen sah.

„Wie schon gesagt, habe ich es mir nur ausgeliehen … Aber du hast recht. Es geht um eine Legende, die ich darin gelesen habe.“

Ich schlug das Buch auf der entsprechenden Seite auf. „Da.“ Ich zeigte mit meinem rechten Zeigefinger auf ein Bild mit einem weißen Stein.

„Was ist das?“, fragte Leo.

„Ich vermute …“, begann ich und brach ab, um andere Worte zu finden. „Nach dem, was ich gelesen habe, handelt es sich hierbei um ein Drachenei eines sehr mächtigen Drachen.“

Leos Augen weiteten sich. Luna schaute mich verblüfft an.

„Ist das wahr?“, fragte Luna überrascht.

„Wie ich bereits gesagt habe, bin ich mir nicht sicher.“

Shiho setzte die Tasse ab. „Es ist tatsächlich so. Dies ist ein Drachenei.“

Leo warf seiner Mutter einen fragenden Blick zu. „Woher weißt du das?“

„Mein Großvater hat einst als Weiser des Königs gearbeitet. Er hatte Zugriff auf uralte Schriften und wusste unglaublich viel. Zu seiner Zeit gab es hier viele Drachen und es galt als ehrenvoll, einen Drachen als Haustier zu halten. Dies durften jedoch nur der König und der Stadtmeister. Mein Großvater wurde beauftragt, in den Bergen unseres Königreiches nach den weißen Steinen zu suchen, bei denen es sich, so glaubte man damals schon, um die Eier eines weißen Drachen handeln sollte. Mein Großvater verbrachte sein ganzes Leben mit der Suche nach diesen Eiern. Zu seinem Bedauern fand er sie nie.“

„Schade“, sagte ich seufzend.

Shiho nahm erneut die Tasse zur Hand. „Lass den Kopf nicht hängen. Möglicherweise kann ich dir helfen“, sagte sie und nahm einen Schluck Tee zu sich.

„Wirklich?!“, fragte ich und reckte mich.

„Ja. An seinem Sterbebett erzählte er mir von einem Buch, das er in der verbotenen Abteilung der Bibliothek gefunden hatte. Er sprach von einigen herausgerissenen Seiten und davon, wo er sie versteckt hatte.“

Ich betrachtete das Buch. „Dann hat er sie herausgerissen?“

Shiho nickte. „Ich vermute es zumindest. Kurz vor seinem Tod murmelte er etwas von Tag und Nacht und dass diese Komponenten an dem Ort zusammentreffen, wo vermutlich die Dracheneier sind.“

„Hast du herausgefunden, was es damit auf sich hat?“, bohrte ich nach.

„Als ich die herausgerissenen Seiten holen wollte, war zu meinem Bedauern keine mehr da. Jemand muss sie gefunden und mitgenommen haben.“

„Sie waren alle verschwunden?!“

„Fast.“

Mein fragender Blick blieb auf sie gerichtet. Shiho räusperte sich. „Eine halbe Seite muss der Dieb übersehen haben. Diese habe ich an mich genommen und verwahre sie nun.“

„Und was steht darauf?“

„Es ist ein Text. Zumindest ein Teil davon.“

Ich streckte mich. „Kann ich ihn sehen?“

„Es gibt da ein Problem.“

Ich runzelte die Stirn. „Hast du etwa vergessen, wo du ihn versteckt hast?“

„Nein … der Text ist verschlüsselt. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, dass es stimmt, was ich daraus gelesen habe.“

Leo räusperte sich. „Kannst du dich denn noch daran erinnern, was auf dem Papier stand?“

„Ja. Es heißt, wo sich Tag und Nacht berühren, soll ein Licht heller als jeder Sonnenschein strahlen.“

Nun war es Luna, die nachhakte. „Und wo soll das sein?“

„Ich vermute, mit diesem Ort ist der finstere, verbotene Wald gemeint.“

„Der finstere, verbotene Wald“, murmelte ich.

Schnell klappte ich das Buch zu. „Vielen herzlichen Dank.“

Shiho schaute mich verwundert an. „Du wirst doch nicht …“

„Mach dir keine Sorgen. Mir wird schon nichts geschehen.“

Luna erhob sich. „Mana …“

Ich tat es ihr gleich. Dann schaute ich tief in ihre besorgten Augen. „Schau mich bitte nicht so an. Du weißt, dass du mich nicht davon abhalten kannst.“

Leo schaute mich ebenfalls mit besorgter Miene an. „Aber Mana. Ich finde es nicht richtig, dass du gehen möchtest.“

„Leo. Was soll bitte passieren?! Wir sind die Einzigen, die davon wissen.“

„Und dennoch ist es eine blöde Idee“, beteuerte Luna, „wenn dir etwas zustößt, verlieren wir nicht nur unsere beste Freundin, sondern auch die Prinzessin unseres Reiches.“

„Was nichts Weltbewegendes wäre. Ihr wisst doch, dass ich die jüngste meiner Familie bin. Es gibt immer noch zwei potenzielle Thronanwärter.“

„Du bist vollkommen verrückt Mana“, schrie Luna.

„Kann sein. Aber den ganzen Tag im Palast sitzen halte ich nicht aus. Ich brauche Abwechslung. Sonst dreh ich irgendwann durch. Wenn ihr in meiner Lage wärt, würdet ihr bestimmt das Gleiche tun.“

Die beiden blieben stumm. Ich ging auf die Tür zum Wohnzimmer zu und hielt einen Moment inne. „Vielen Dank für alles. Wir sehen uns bestimmt bald wieder.“

Ich verließ das Zimmer. Als ich die Haustür fast erreicht hatte, hörte ich Schritte hinter mir.

„Mana. Warte einen Augenblick“, hörte ich Shiho sagen.

Ich blieb stehen und drehte mich um. Sie legte mir die Hände auf die Schultern und schaute mir tief in die Augen. „Gib gut auf dich acht. Sei vorsichtig da draußen.“

Ich nickte. Shiho nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich.

„Das werde ich. Versprochen“, flüsterte ich.

Sie ließ mich los und hielt mich eine Armlänge von sich entfernt.

„Mach dir nicht allzu große Sorgen, Shiho.“

Sie nickte und ließ mich los.

Ich öffnete die Haustür und trat ins Freie. Sofort eilte ich los. Ich hastete die Straße hinunter und bog rechts ab. Als Nächstes überquerte ich die schmale, hölzerne Brücke. Ich sah vor mir schon die vielen Menschen, die sich auf der Hauptstraße tummelten. Bevor ich in die Menschenmassen gelangte, hielt ich plötzlich inne. Verwundert schaute ich mich um.

War da nicht wer? Unmöglich. Das war bestimmt nur Einbildung.

Ich bog in die Hauptstraße ein und zwängte mich durch die Menschenmenge. Ich kam nur sehr langsam voran, da an Markttagen die Straßen mit Menschen vollgestopft waren. Deshalb beschloss ich nach einigen Schritten, in die nächste Seitenstraße einzubiegen und mich im Schatten der Häuser weiter zu bewegen. Ich beschleunigte das Tempo und wurde dabei einige Male heftig zur Seite gestoßen oder weggedrückt. Beinahe wäre ich gestolpert. Ich riss mich zusammen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und blieb einen Augenblick stehen. Bevor ich mich wieder in Bewegung setzte, sah ich einige Schritte hinter mir drei, in schwarze Umhänge gehüllte Gestalten. Sofort stürzte ich los. Als ich endlich das Gedränge hinter mir ließ, legte ich noch einen Zahn hinzu. Ich bog in eine weitere Seitenstraße ab. Diese verlief parallel zur Hauptstraße, war jedoch im Gegensatz zu dieser fast menschenleer. Ich rannte die Straße hinunter. Die wenigen Menschen, an denen ich vorbeikam, schauten mir überrascht hinterher. Ich hörte Schreie und eilige Schritte.

Mist. Was wollen die Typen von mir?!

Bei der nächsten Abzweigung bog ich links in eine schmale Gasse hinein. Diese eilte ich entlang und landete schließlich in einer Sackgasse.

Suchend schaute ich mich um. Mein Herz raste. Skeptisch betrachtete ich die Stadtmauer, der ich den Rücken zugedreht hatte. Sie war sehr hoch und diente als Schutz vor Eindringlingen.

Sie ist so hoch … Aber es gibt keinen anderen Weg. Es ist die einzige Möglichkeit zu fliehen.

Ich kletterte die Mauer hinauf. Als ich oben angekommen war, hatten mich meine Verfolger bereits eingeholt. Schnell kletterte ich auf der anderen Seite hinunter. Es war still. Zu still. Nicht einmal die Schreie meiner Verfolger waren mehr zu hören.

Das ist ja eigenartig.

Vor mir erstreckte sich eine Wiese und dahinter erkannte ich den Wald, dessen Betreten strengstens untersagt war und in dem es vor Gefahren nur so wimmelte. Angst hatte ich jedoch nicht. Bereits von hier konnte man im Waldinneren nicht viel erkennen.

Da ist er. Der finstere, verbotene Wald …

Ich nahm die Beine in die Hand und rannte los.

Irgendwo da drinnen werde ich sie finden. Die Eier des meistgefürchteten Drachen, den man kennt.

Was mir jedoch keine Ruhe lässt, sind meine Verfolger. Wer sind die Typen? Und was zum Teufel wollen sie von mir? Haben sie etwa …? Wurden wir vielleicht doch belauscht?! Ich muss zusehen, dass ich sie loswerde. Hoffentlich kann ich sie im Wald abschütteln. Besser wäre es zumindest.

Ich erreichte den Waldrand. Einen Moment hielt ich inne und warf einen Blick über die Schulter zur Stadt zurück. Die Männer waren nirgends zu sehen.

Haben sie etwa aufgegeben?Ich schüttelte den Kopf.Ich muss schnell weiter.

Leise verschwand ich zwischen den Büschen in den Wald. Es war stockfinster und viel war nicht zu erkennen.

Wenn ich jetzt eine Lichtkugel mache, würde vielleicht jemand auf mich aufmerksam werden. Ich muss mir den Weg durch den Wald wohl ertasten.

Ich stolperte durch den Wald. Mit meinen Händen tastete ich mich den Bäumen entlang. Als ich eine Weile durch die Dunkelheit geirrt war, stolperte ich und fiel hin. Ich hatte den eigentlichen Weg erreicht. Irgendwo vor mir hörte ich Stimmen. Leise schlich ich mich zum nächsten Baum und lauschte. Unmittelbar vor mir waren einige Gestalten. Sie waren in Mäntel gehüllt und ihre Gesichter waren unter Kapuzen verborgen. Zwei von ihnen hielten eine Fackel in der Hand.

„… im Wald?“, hörte ich die Stimme eines Mannes. Es war derjenige, der mit dem Rücken zu mir stand.

„Ja …ere Män… in der Sta… sie in be… Gasse gedrängt … über die Mau…“

Da ich nur Wortfetzen auffing und wissen wollte, worüber sie tatsächlich sprachen, schlich ich mich zum nächsten Baum. Ich hielt die Luft an.

„Ausgezeichnet. Habt ihr sie schon gefunden?“, fragte der am nächsten bei mir stehende Mann weiter.

„Nein noch nicht. Aber seid versichert, General Takeru, dass wir ihr dicht auf den Fersen sind.“

Hört sich so an, als würden sie jemanden verfolgen. Ich muss sie dringend aufhalten.

„Gut. Und die Dracheneier?“

„Unsere Männer haben den Wald bereits zur Hälfte durchkämmt. Leider haben wir sie noch nicht gefunden.“

„Sucht weiter! Wenn wir sie nicht in die Finger kriegen, wird unser Herr nicht sonderlich begeistert sein.“

Sein Herr? Wen er wohl damit meint? Diese Typen suchen wohl auch nach den Dracheneiern. Mist. Sie dürfen mir nicht zuvorkommen!

„Jawohl! Ach, da wäre noch etwas?“

Noch etwas?Ich reckte mich.

„Hm …?“ Der General schaute den Mann an. Dieser beugte sich etwas zu ihm rüber. „Wir haben eine Lichtung entdeckt. In ihrer Mitte steht ein großer, moosüberwachsener Stein.“

„Ach wirklich? Habt ihr ihn schon unter die Lupe genommen?“

„Das ist ja das Problem. Wir kommen nicht an ihn heran.“

„Was möchtest du mir damit sagen?“

„Der Stein wird von irgendetwas beschützt. Es muss sich um eine magische Barriere handeln.“

Sehr interessant. Einen Stein also. Wenn er durch irgendwas geschützt wird, ist es wohl offensichtlich, dass er ein Geheimnis birgt, das nicht uninteressant sein wird. Bleibt nur noch herauszufinden, wo sich diese Lichtung befindet.

„Ich werde es mir genauer anschauen. Wo befindet sich dieser Stein?“

„Ein Stück weiter westlich von hier.“

„Idiot! Es ist viel zu dunkel, als das ich wissen könnte, wo Westen ist! Sag mir einfach, in welche Richtung ich muss.“

„Da lang“, antwortete der Mann und zeigte mit dem Finger tiefer in den Wald hinein.

Ausgezeichnet! Jetzt muss ich mich nur noch an ihnen vorbeischleichen und schon habe ich es geschafft!

Ich machte einen Schritt rückwärts und stand dabei auf einen Ast. Ein Knacksen durchbrach die Stille. Wie angewurzelt bleib ich stehen.

„Was war das?“, fragte der Mann, den sie General nannten.

Ein anderer zuckte mit den Schultern. „War bestimmt nur ein Reh oder so.“

„Idiot! Dann hätte ich es wegrennen sehen. Außerdem kann kein Reh so leise wegrennen. Oder?“

„Ja … jawohl“, stotterte der Erste etwas verlegen.

„Nein. Da ist etwas anderes“, ich sah, wie er sich in meine Richtung drehte. Dabei grinste er. „Ich glaube, das Mädchen ist näher, als wir dachten. Habe ich nicht Recht, Prinzessin?“

Ich spürte, wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich. Meine Beine waren schwer wie Blei.Oh nein … Ich bin diejenige, die sie suchen!

„Komm heraus Prinzessin, ich weiß schon, dass du da bist.“

Ich schluckte. Endlich hatte ich mich wieder gefasst. Schnell drehte ich mich um und rannte los. Doch ich war noch nicht weit gekommen, als ich gegen etwas stieß und rückwärts zu Boden fiel. Überrascht schaute ich auf. Vor mir standen zwei Männer.

„Hallo Prinzessin“, sagte der Riese, mit dem ich zusammengestoßen war, lächelnd. Ich drehte mich um und wollte wegrennen. Doch die beiden Männer packten mich an den Armen. Ich schlug wütend um mich. „Lasst mich sofort los. Habt ihr nicht gehört? Ihr sollt mich loslassen!“

Die Männer, die ich beobachtet hatte, kamen auf mich zu. Als sie bei mir waren, trat der General vor. Unerschrocken schaute ich ihm in die Augen. Sein eisiger Blick war furchterregend. Doch ich hielt ihm stand. Es war, als würden sich seine gelben Augen in mich hineinbohren.

„Schön, dich bei uns zu haben, Prinzessin.“ Als ich sein raues Flüstern hörte, begann ich vor Angst zu zittern. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken.

„Na los Prinzessin. Du weißt doch, wo sie sind. Habe ich recht?“

„Ich weiß nicht, wovon Ihr da sprecht.“

„Oh, höflich ist sie auch noch.“ Er lachte. Die anderen stimmten in sein Lachen mit ein.

„Du weißt genau, wovon ich spreche. Du warst doch sicherlich schon seit längerer Zeit hinter diesem Baum, um zu lauschen. Habe ich recht?“

„Nein …“

„Lüg mich nicht an!“, schrie der Mann.

Ich zuckte zusammen. „Ich habe ni…“

„Schweig! Sag mir, was du weißt“, unterbrach mich Takeru wütend.

„Ich … weiß überhaupt … nichts …“, sprach ich mit zitternder Stimme.

„Du willst es mir also nicht sagen. Nun, da kann man nichts machen. Ich werde dich wohl oder übel töten müssen. Wir wollen schließlich nicht, dass irgendjemand von unserem kleinen Geheimnis erfährt.“

„Nein, bitte nicht“, schrie ich.

„Tut mir leid. Da hättest du dir früher überlegen müssen, was du sagst. Dein Betteln ist zwecklos.“ Der Mann zog ein Schwert unter seinem Umhang hervor. „Ich werde es kurz und schmerzlos machen. Obwohl ich deine schmerzerfüllten Schreie nur zu gerne gehört hätte. Aber ich will mal nicht so sein.“

Nein … NEIN!

Ich kniff meine Augen zusammen. Mein Atem ging schnell. Einen Moment lang geschah nichts. Plötzlich hörte ich eine Stimme.

„Lasst sie auf der Stelle los!“

Es war still. Ich blinzelte und öffnete sogleich die Augen. Die Männer starrten auf irgendetwas hinter mir. Ich hörte Schritte und erkannte eine Lichtkugel. Die Männer ließen mich los und gingen alle einige Schritte rückwärts. Das Licht blendete auch mich. Ich spürte, wie mich jemand in den Arm nahm und ich begann zu weinen.

„Oh welch seltener Besuch. Die Königin höchst persönlich“, bemerkte Takeru höhnisch.

Als meine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, schaute ich auf. Und tatsächlich stand meine Mutter vor mir.

„Mama …“

„Es ist alles in Ordnung. Alles wird gut Mana“, flüsterte sie mir zu, „Was wollt ihr von meiner Tochter?!“ Mit dieser Frage wandte sie sich an die Männer.

„Ach, wir hatten nur ein kurzes Gespräch. Wir wollten gerne wissen, wo die Dracheneier sind …“

„Die Dracheneier also …“, murmelte sie.

Der Mann lächelte. Ich schaute meine Mutter an und klammerte mich fest an sie.

„Wenn ihr mir versprecht, meine Tochter in Ruhe zu lassen und sie nie wieder zu belästigen, werde ich euch die gewünschten Informationen geben.“

Takeru nickte zustimmend und gab den beiden Männern, die mich zuvor festgehalten hatten, ein Zeichen. Sie kamen auf uns zu. Meine Mutter kniete sich zu mir runter und legte ihre Hände auf meine Schultern.

„Mana. Du darfst nie vergessen, wer du bist! Gib nicht auf!“

„Mama … Was hat das alles zu bedeuten?“

Sie strich mir mit ihrer rechten Hand sanft über die Wange. „Du darfst nicht stehen bleiben. Bleib nie auf halbem Wege stehen. Du musst immer weitergehen. Sei stark, Mana …“

Ich begann zu weinen … „Mama … Was …?“ Sie legte mir einen Finger auf den Mund und lächelte mich traurig an. Dann wischte sie mir eine Träne aus dem Gesicht. Mutter erhob sich und stieß mich zur Seite. Die beiden Männer griffen nach ihr. Sie schaute mich an.

„LAUF, MANA, LAUF! Lauf so schnell du kannst, beeil dich!“

Ich rannte los, so schnell ich nur konnte. Ich wollte anhalten, um meiner Mutter zur Seite zu stehen, obwohl ich nicht wusste, was ich ausrichten könnte. Meine Beine aber wollten das genaue Gegenteil. Ich rannte noch schneller.

Bleib nie auf halbem Wege stehen. Du musst immer weiter gehen …Ich hörte ihre Worte noch immer und spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen.

Ich ließ sie einfach im Stich.

Als ich dann am Ende des Waldes angelangt war, fiel ich meinem Vater in die Arme. Weinend sah ich ihn an und dann in den Wald. Es war still. Totenstill.

Plötzlich hörten wir einen Schrei. Einen Schrei, der durch Mark und Bein ging. Dann war es wieder still.

„MAMA! NEIN, NEIN BITTE NICHT! NEEEEEIIIIIIIN!“

Mein Schrei durchbrach die Stille. Ein unglaublich helles Licht schoss aus dem Wald gegen den Himmel empor. Der gesamte Wald wurde in gleißendes weißes Licht getaucht. Einen Augenblick waren wir alle davon geblendet.

Ich spürte, wie mein Vater sich verkrampfte. „Ren …“, flüsterte er.

Das Licht verschwand so schnell, wie es erschienen war. Ein Moment der Stille folgte. Dann schickte Vater einen Suchtrupp in den Wald. Als sie zurückkamen, berichteten sie, dass sowohl von der Königin als auch von den ominösen Männern jede Spur fehlte.

So etwas wie dieses Licht hatte ich nie wieder gesehen. Unweigerlich hörte ich Shihos Worte in meinem Kopf.

„Es heißt, wo sich Tag und Nacht berühren, soll ein Licht heller als jederSonnenschein strahlen …“

„Das Licht …“, flüsterte ich.

Nach diesem Tag wurde ganze drei Wochen lang nach meiner Mutter gesucht. Man hat sie nie wieder gesehen und die Hoffnung, dass sie überlebt haben könnte, schwand mit jedem Tag etwas mehr.

Seither sind drei Jahre ins Land gezogen.

Einführung

Mein Name ist Mana und ich bin sechzehn Jahre alt. Gerne möchte ich euch eine Geschichte erzählen. Es ist die Geschichte von meinen Freunden, meiner Familie und mir. Ihr fragt euch jetzt sicherlich, warum ich euch ausgerechnet diese Geschichte erzähle. Ich glaube, dass jede Geschichte erzählenswert ist. Egal wie viel Gutes oder Schlechtes man erlebt hat. Immerhin kann man aus jeder Geschichte etwas lernen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich euch diese Geschichte erzählen möchte. Vielleicht könnt ihr etwas Wichtiges daraus für euer eigenes Leben lernen …

Meine Familie besteht aus meinem Vater, der König des Reiches Eukanuba ist, meinem Bruder Mido, der zwanzig Jahre alt ist, und meinem achtzehnjährigen Bruder Mahad. Mahad und ich haben außerdem einen Leibwächter. Der Leibwächter meines Bruders heißt Mako und meine Leibwächterin hört auf den Namen Mika. Wie es sich für eine Königsfamilie gehört, wohnen wir in einem Palast, der sich auf einem Hügel über der Stadt Fortuna befindet. Unser Königreich besteht aus der gesamten Insel Makahy, wo ich aufgewachsen bin und heute noch lebe, und der westlichen Hälfte des Kontinents Transilvania, der östlich von Makahy liegt. Dazwischen befinden sich die Südstrominseln. Auch sie gehören zum Reich meines Vaters.

Was ich vielleicht noch erwähnen sollte, ist, dass wir Magier sind und die Welt, in der ich lebe, viele Gefahren und Abenteuer birgt. Ich lebe in einer Welt voller Magie, Drachen, Hexen und Zauberer, Zeraden und andern faszinierenden Lebewesen.

Doch kommen wir zum Wesentlichen.

Dies ist die Geschichte. Sie handelt von Mut, Freundschaft, Angst, Liebe und vom Schicksal. Es ist die Geschichte, die mein Leben veränderte und dessen Sinn in ein anderes Licht rückte.

Mein Abenteuer begann an einem wunderschönen Tag im späten Herbst …

Erster Teil

Ein schreckliches Ereignis

Ich drehte mich in meinem Bett auf die andere Seite. Die Sonne kitzelte meine Nase und ich schlug die Augen auf. Mein Schlafzimmer wurde vom grellen Sonnenlicht erhellt und in ein freundliches Orange getaucht. Vor der Tür meines Schlafzimmers hörte ich die Stimme meines Bruders Mahado. Er mag es nicht, wenn man ihn so nennt. Ich nenne ihn deshalb nur Mahad.

„Meinst du, sie ist schon wach?“

„Keine Ahnung“, antwortete eine andere Stimme.

Mit wem unterhält sich mein Bruder da bloß?Ich setzte mich auf und schaute fragend zur Tür.

„Mana?“, fragte die andere Stimme leise.

Klar, diese Stimme kann nur einem gehören.Ich lächelte.Mido!

Es war jeden Morgen das Gleiche. Jedes Mal musste ich mir meine schönen Kleider überziehen und dann in den Thronsaal gehen. Und das alles nur, um meinem Vater guten Morgen zu sagen. Eine morgendliche Handlung, auf die ich nur zu gern verzichtet hätte. Mein Vater aber legte sehr viel Wert auf diese Kleinigkeit. Leider behandelte er mich immer wie ein kleines Kind und ließ mich nie unbeobachtet. Als ob ich nicht dazu in der Lage wäre, einen Tag allein zu verbringen. Dabei war ich doch schon sechzehn. Jedenfalls waren meine Brüder meistens vor mir wach und konnten es einfach nicht lassen, mich aus dem Schlaf zu reißen. Sie übertrieben es manchmal einfach ein wenig, aber so sind große Brüder nun mal. Um zu prüfen, ob sie es geschafft hatten, mich aufzuwecken, klopften sie entweder gegen die schwere Holztür zu meinem Zimmer oder riefen einfach so lange meinen Namen, bis ich antwortete.

An diesem Morgen wäre ich gerne noch etwas länger in meinem Bett geblieben. Aber da mein Vater Geburtstag hatte, ging das ziemlich schlecht. Um diesen ausgiebig zu feiern, wurde jedes Jahr ein Ball veranstaltet, an dem alle Menschen der höheren Klassen aus unserem Königreich teilnehmen durften. Mein Vater nutzte diese Anlässe nur zu gerne, um mir irgendwelche Milchbubis und stinkreiche Lackaffen vorzustellen, in der Hoffnung, dass ich eines Tages den Köder schlucken und heiraten würde. Aber den Gefallen tat ich meinem alten Herrn nicht.

„Mahad, Mido? Ich bin wach, ihr könnt gerne reinkommen, wenn ihr wollt.“ Langsam öffnete sich die schwere Holztür zu meinem Zimmer. Mahad spähte rein und begutachtete mich.

„Na Schwesterherz. Gut geschlafen?“ Mahad betrat das Zimmer.

„Na ja, es geht und du?“

„Man kann sich nicht beklagen.“

Hinter ihm erschien Mido und die Tür fiel ins Schloss. „Guten Morgen Mana.“

„Hallo Mido.“ Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Ich liebte meine beiden Brüder über alles.

Mido musterte mich. „Wie geht es dir?“

Ich schaute ihn etwas fragend an. „Gut. Danke.“Warum diese Frage?

„Sehen wir uns später?“, fragte Mahad.

„Klar …“

Mido räusperte sich. „Ich glaube, es ist besser, wenn wir Mana einen Moment allein lassen würden. Damit sie sich frisch machen kann. Die Kammerzofe sollte schon auf dem Weg hierher sein.“

Mahad begann zu protestieren. „Ja aber Mido, so warte doch einen Augenblick …“

„Kein aber.“ Mido schob Mahad zur Tür, die geöffnet wurde, noch bevor sie sie erreichten.

Wie ich es hasste. Wenn ich etwas nicht ausstehen konnte, dann war es die Hilfe beim Anziehen, Kleider aussuchen, Haare waschen und frisieren und beim Essen. Dies waren alles so überflüssige Dinge. Alltägliches, was ich am liebsten selbst machte.

Da Mahad dies wusste, grinste er, als er mit Mido das Zimmer verließ.

An jedem anderen Tag wäre eine gewöhnliche Kammerzofe gekommen, aber an besonderen Anlässen kam meine Leibwächterin. Das Gute daran war, das mir meine gute Laune nicht schon früh morgens verdorben wurde und ich meine Kleider selbst aussuchen und anziehen durfte. Außerdem konnte ich meine Haare selbst kämmen. Meine Leibwächterin Mika war mehr eine gute Freundin für mich als eine Leibwächterin.

„Na, Mana, hast du gut geschlafen?“, begrüßte sie mich.

„Na ja, wie man’s nimmt.“

Ich gähnte zaghaft und streckte mich. Als Nächstes setzte ich mich auf die Bettkante und beobachtet Mika.

Ihr langes blondes Haar hatte sie sich heute geschickt mit einigen Haarnadeln hochgesteckt. Ihre grauen Augen ruhten einen Augenblick auf meinem Gesicht und ihre vollen wunderschön geschnittenen Lippen verzogen sich zu einem anmutigen Lächeln.

„Welches Kleid darf es denn heute sein, Eure Hoheit?“

„Lass den Blödsinn Mika. Du weißt genau, dass ich es nicht ausstehen kann, wenn du mich so ansprichst“, tadelte ich sie.

„Oh, bitte entschuldigt mein vornehmes Benehmen, euer Hochehren.“ Sie verbeugte sich.

„Mika!“, fuhr ich sie an.

Sie erhob sich und grinste mich an. „Ach komm schon. Nimm es mit Humor.“

„Haha … Ich lach mich tot.“ Der sarkastische Ton in meiner Stimme war nicht zu überhören.

„Lieber nicht. Dein Vater würde sich nicht darüber freuen.“

„Ja. Ich weiß“, bestätigte ich leise und grinste schließlich, „er glaubt, ich wäre zerbrechlich wie eine Vase aus edlem Porzellan.“ Ich vollzog eine theatralische Geste und blickte gehässig zu meiner Leibwächterin.

„Wenn ich die Königin wäre und meine Tochter immer irgendwo herumstreunen würde, hätte ich auch allen Grund zur Sorge.“ Mika zuckte mit den Achseln und ignorierte meinen strafenden Blick. „Du bist aber nicht die Königin. Und außerdem weiß Vater doch nicht, was ich in meiner Freizeit mache.“

„Zum Glück. Sonst hätte sowohl ich als auch Mako ernsthafte Probleme.“

„Apropos. Wo steckt er eigentlich? Seit gestern Mittag habe ich ihn nicht mehr gesehen.“

Sie verschränkte die Arme. „Wie auch. Du und Mahad wart ja auch wieder einmal unerlaubt in Fortuna.“

„Stimmt.“ Ich lächelte verlegen und kratzte mich am Hinterkopf.

Diese unerlaubten Ausflüge in die Hauptstadt des Königreiches, das am Fuße des Hügels lag, auf dem der königliche Palast vor vielen Jahrhunderten errichtet worden war, waren eine willkommene Abwechslung in meinem so öden und von Regeln durchzogenen Alltag.

Auch Mika grinste. „Also. Wie lautet deine Antwort?“

„Antwort? Worauf?“

„Na meine Frage vorhin. Du kannst mir doch nicht weismachen, dass du sie bereits vergessen hast.“ Mit durchdringendem Blick schaute sie mich an.

Fragend schaute ich zurück. Mika schüttelte nur lächelnd den Kopf. „Das Kleid Mana.“

„Ach so! Das meintest du! Such einfach eins aus, von dem du denkst, dass ich es tragen würde. Du kennst meinen Geschmack mittlerweile.“ Ein gelangweilter Ton lag in meiner Stimme.

„Haha … Ja in der Tat. Also nichts, was zu auffallend wäre, keine Schleifen oder Rüschen. Etwas Schlichtes. Kurz gesagt: Am liebsten eine aus Leinen gefertigte Hose, eine Tunika, wie Männer sie tragen, darüber den Umhang …“

„Richtig“, beteuerte ich lächelnd.

Mika ging auf meinen überdimensional großen Kleiderschrank zu, der für meinen Geschmack etwas zu riesig war, und öffnete ihn. Er war so groß, dass ich ohne Probleme darin hätte stehen können.

„Das ist das genaue Gegenteil von dem, was dein Vater gerne an dir sehen möchte.“

„Weiß ich“, erklärte ich.

„Du machst es mir wirklich nicht leicht, weißt du das?“, fragte meine Leibwächterin, während sie meinen Kleiderschrank durchwühlte.

„Entschuldige. Aber ich kann doch nicht zulassen, dass du unterfordert bist.“ Ich setzte ein Grinsen auf.

Mika seufzte. „Jede andere Leibwache hätte bei einer Prinzessin wie dir schon längst die Flinte ins Korn geworfen.“

Ich grinste. „Das heißt ja dann wohl, dass du besser bist als alle anderen Leibwachen.“

Sie drehte sich zu mir um. Ein Lächeln zeichnete sich auf Mikas Gesicht ab. „Meinst du?“

„Hundertpro. Und ich würde keine andere haben wollen.“

Mika lächelte. Sie zog ein Kleid aus dem Schrank. „Gefunden.“

Ich zog eine Braue hoch. „Nicht schlecht. Selbst ich hätte es nicht besser machen können.“

Ich schlüpfte aus meinem Schlafrock und ließ mir von Mika das Kleid geben. In aller Eile zog ich es mir über. Darauf reichte sie mir eine Schüssel mit Wasser, einen Lappen und ein Handtuch. Ich wusch mir das Gesicht und trocknete es. Anschließend setzte ich mich auf den Stuhl vor dem Tisch mit dem Spiegel, nahm meinen Kamm und frisierte mein Haar. Als ich den Kamm zurücklegte, seufzte ich. „Es ist Zeit zu gehen, oder?“

Mika nickte.

„Na dann. Auf in die Höhle des Löwen …“

Ich stand auf und ging auf die Tür zu. Mika folgte mir. Wir traten aus dem Zimmer. Die Wachen vor der Tür grüßten uns freundlich.

Ich wohnte in einem Palast, der vor vielen Hundert Jahren auf den Hügeln über der Stadt Fortuna erbaut wurde. Rundherum befand sich ein riesiger Garten, in dem ich manche freie Minute verbrachte. Rund um den Garten zogen sich die innere und die äußere Mauer. Dazwischen lagen eine wunderschöne, große Wiese und ein Burggraben. Die äußere Mauer wurde von meinem Urgroßvater errichtet und sollte der königlichen Familie als weiterer Schutz dienen. Sie hielt Unbefugte davon ab, einzudringen, hinderte mich aber gleichzeitig daran hinauszugehen. Mein Vater hatte Mahad und mir verboten, ohne Begleitung nach Fortuna zu gehen. Mido, der etwas älter war und seine Ausbildung bereits beendet hatte, wurde von dieser Regel ausgeschlossen.

Wer die Ausbildung zum Magier abgeschlossen hatte, war offiziell in der Lage, selbst auf sich aufzupassen. Da Mahad und ich unsere Unterrichtsstunden nur allzu gerne schwänzten, waren wir noch bei Weitem nicht in der Lage, auf uns selbst aufzupassen. Zumindest war das die Ansicht meines Vaters. Unsere Ausbildung fand bei meinem Großvater statt. Er lehrte uns das Angreifen und Verteidigen mit Magie. Irgendwann sollten wir auch den Umgang mit der Schwarzen Magie erlernen. Mein Großvater sagte immer, dass wir damit aber auf den richtigen Zeitpunkt warten sollten. Wann der sein sollte, würden wir selbst erkennen.

Wie auch immer. Die Mauern hielten mich davon ab, das zu machen, was ich am liebsten tat. Ich wollte wie alle anderen Kinder aufwachsen, keine Sonderbehandlung erhalten und einfach so leben, wie jeder normale Mensch es konnte.

Als Prinzessin wurde ich durchgehend bewacht. Manchmal fühlte ich mich wie eine Gefangene. Doch früher war das anders. Meine Mutter hatte mich des Öfteren mit nach Fortuna genommen. Dort waren wir auf dem Markt und haben viele Menschen gesehen und auch mit ihnen gesprochen. Darunter war auch eine Frau namens Shiho, eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, genauer gesagt Zwillingen. Ihr Mann war ein Soldat der königlichen Truppen und war vor Jahren in einer Schlacht gefallen. An ihn erinnerte ich mich jedoch nicht. So habe ich meine einzigen Freunde kennengelernt. Leo und Luna sind zwei Jahre jünger als ich, aber die besten Freunde, die man sich wünschen konnte.

Mika und ich schlenderten durch den Flur zum Thronsaal. Vor der großen prunkvoll geschmückten Tür blieben wir stehen. Mika schaute zu mir rüber. Ich schaute zurück und klopfte dreimal mit dem Türklopfer gegen die Holztür. „Herein“, ertönte eine ernste, aber sehr warme Stimme.

Mein Vater ist heute wohl gut gelaunt.Ich öffnete die Tür und trat ein.

Der Thronsaal war wie immer mit Blumen geschmückt, aber heute, so hatte ich das Gefühl, war er irgendwie anders als sonst. Mein Vater war ein schlanker, kräftiger Mann. Er hatte schulterlanges Haar, genau wie meine Brüder und ich auch. Vater und Mido hatten schwarzes und Mahad und ich braunes Haar. Mein Vater trug heute ein türkisfarbenes Gewand und eine dunkelblaue Schärpe.

„Guten Morgen, meine Kleine“, sagte er sanft.

Bitte was? Hatte er etwa gerade Kleine zu mir gesagt?Ich schaute ihn verdutzt an.Das hat er nicht mehr gesagt, seit ich zehn war.

Er schaute mich an, als hätte er einen Zeraden gesehen.

„Was ist denn mit dir los?“, fragte er verunsichert.

Erst jetzt merkte ich, dass ich meinen Mund aufgeklappt hatte.

„Ach nichts“, entgegnete ich und verdrehte genervt die Augen.

„Guten Morgen Vater, hast du gut geschlafen??“

Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ja“, antwortete er, „und du?“

Ich nickte nur kurz.

„Vater, ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag …“ Ich lächelte.

Auch mein Vater lächelte. Er sah glücklich aus. Ich schaute ihn fragend an.

„Stimmt etwas nicht?“, fragte er.

„Nein. Es ist alles in Ordnung.“

„Ich habe für heute einen Ball veranstaltet und ich möchte gerne, dass auch du an diesem Ball teilnimmst. Es würde mich als Vater außerordentlich glücklich machen zu hören, dass du dich mit einem jungen Prinzen verloben und heiraten würdest.“

Wusste ich es doch. Er kann es nicht lassen. Dieses Schmierentheater führt er nun seit zwei Jahren auf, und zwar immer, wenn irgendein Ball ansteht. Er kann von mir doch nicht erwarten, dass ich mit sechzehn heiraten werde.

„Natürlich werde ich an dem Ball teilnehmen. Wann soll er beginnen?“, erkundigte ich mich und setzte ein beherztes Lächeln auf.

„Bei Sonnenuntergang. Die ersten Gäste werden aber schon früher da sein. Ich möchte, dass auch du etwas früher da bist. Ich werde Mika zu dir schicken, um dich zu holen.“

„Natürlich.“ Mein Lächeln wurde breiter.

Wenn der wüsste, wie gerne ich nicht hingehen würde. Ich habe keine Lust, auf einen Ball zu gehen und mich mit diesen Lackaffen abzugeben, mit ihnen zu tanzen und meinen weiblichen Charme bei ihnen spielen zu lassen. Wenn es unter den Männern doch nur jemanden geben würde, der nur ein kleines bisschen normal wäre …

Wir schwiegen einen Augenblick. Dann setzte ich mich in Bewegung und ging auf meinen Vater zu.

„Sag mal Vater, wo stecken eigentlich meine Brüder? Ich habe sie seit vorhin nicht mehr gesehen.“

Das Lächeln auf seinen Lippen verstarb und mein Vater wurde sehr ernst. „Wir haben vorhin eine Meldung erhalten, dass Zeraden in Fortuna waren.“

Zeraden waren Wesen, die nicht durch einen Schwerthieb oder einen Pfeil in der Brust getötet werden konnten. Sie waren anders. Es handelte sich dabei um Menschen. Tote Menschen, die durch eine finstere Macht wieder zum Leben erweckt wurden. Sie alle hatten leuchtend gelbe Augen. Manche von ihnen hatten sehr mitgenommene Körper. Zum Teil konnte man Gewebe und Knochen sehen, bei anderen einen Teil ihrer Innereien. Da floss kein Blut und es schlug auch kein Herz. Sie brauchten keine Luft zum Atmen, denn ihre Lungen waren nutzlos. Sie konnten selbst unter Wasser leben. Manche von ihnen sahen aber aus wie Menschen, da der Verwesungsprozess noch nicht eingesetzt hatte oder nicht weit fortgeschritten war. Diese Menschen mussten kurz nach ihrem Tod wieder erweckt worden sein.

Ich hielt in der Bewegung inne. „Zeraden?!“

„Ja.“

Oh nein! Haben sie in der Stadt womöglich etwas Bestimmtes gesucht?

„Weiß man schon, was sie in Fortuna wollten?“, stellte ich die Frage, die mir durch den Kopf geschossen war.

„Nein … Aber sie haben eine Frau aus der Stadt entführt. Den Aussagen von Passanten zufolge wurde sie in den Wald verschleppt.“

„In den Wald? Doch nicht etwa den finsteren, verbotenen Wald?“, fragte ich entsetzt.

„Leider ja. Mido ist mit einigen unserer Soldaten dorthin aufgebrochen. Wir hoffen, dass es noch nicht zu spät ist.“

Vater schaute mich an. Ich wurde blass und mir lief es eiskalt den Rücken hinunter.

Der finstere, verbotene Wald … Mutter …

Der finstere, verbotene Wald lag ein gutes Stück von der Stadt entfernt. Am Eingang zum Wald befand sich ein Eisentor, auf dem die Worte„Gebt die Hoffnung lieber auf“standen. Das Betreten des Waldes war verboten, trotzdem gab es immer wieder Leute, die ihn durchquerten, weil sie nach Finsterforst, in das Dorf hinter dem Wald, mussten. In diesem Dorf gab es unglaublich viele kranke Menschen, weil sich die Ärzte aus Fortuna davor fürchteten, sich diesem Wald zu nähern, geschweige denn ihn zu durchqueren. Niemand ging freiwillig durch diesen Wald, niemand außer mir. Schon oft hatte ich in der Stadt Medizin besorgt und sie dann nach Finsterforst gebracht. Natürlich hatte ich mich verkleidet und als jemand anderes ausgegeben. Bis jetzt hatte es immer funktioniert. Selbstverständlich wusste niemand davon – außer Mahad, Leo und Luna.

„Wer wurde denn entführt?“, fragte ich mit leiser Stimme. In meinem Hals steckte ein dicker Kloß und ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.

„Entführt wurde eine Frau namens Shiho. Sie hat angeblich zwei Kinder. Zwillinge glaube ich“, antwortete er ruhig.

Ich spürte, wie mir schwindlig wurde.

„Ach ja. Mahado solltest du im Garten finden“, fügte er in beiläufigem Ton hinzu.

Ich drehte mich um und rannte so schnell ich nur konnte aus dem Thronsaal. Meine Schritte hallten im Flur wider. Ich steuerte direkt auf den Ausgang zu. Als ich auf dem Vorplatz mit dem großen, steinernen Brunnen stand, hielt ich einen Augenblick inne. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und begab mich in den Garten. Ich schlenderte zwischen den Blumenbeeten auf eine große, alte Eiche zu, unter der mein Bruder Mahad saß.

Mahad verfügte über sehr ausgeprägte Menschenkenntnisse. Wenn er etwas zu verstehen wusste, dann waren es die Gefühle von anderen. Er war sehr einfühlsam und immer für mich da, wenn ich ihn brauchte. Auf ihn konnte ich mich verlassen und ich wusste, dass Mahad selbst sein Leben für mich opfern würde. Mahad war der beste Bruder, den ich mir vorstellen konnte.

Bisher wusste Mahad immer, wie es mir ging. Er musste mir nur in die Augen schauen und wusste sofort, wenn etwas vorgefallen war. Es schien schon immer so, dass er mir einen Schritt voraus war. Ich hatte es aufgegeben, meinem Bruder etwas vorzumachen.

Ich setzte mich neben Mahad ins Gras. Er schrieb gerade etwas auf einem Pergament auf. Neben ihm lag ein Schulbuch.

„Du übst für den Unterricht?“

Mahad schaute auf und schaute mir sogleich tief in die Augen. „Mana … Was ist geschehen?“

„Mahad … Es ist schrecklich …“

Mein Bruder legte seine Feder nieder und klappte das Buch zu. Beides legte er dann neben sich ins Gras. Wieder schaute er mich an.

„Erzähl.“

„Letzte Nacht sollen Zeraden in der Stadt gewesen sein …“

„Zeraden? Was wollten sie?“ Er zog die Brauen zusammen.

„Ich weiß es nicht wirklich … Doch sie haben Shiho aus der Stadt entführt.“

Mahads Blick ging ins Nichts. „Das ist in der Tat schrecklich.“

„Ach Mahad! Ich weiß gar nicht, was ich machen soll.“

„Hast du wirklich keinen Anhaltspunkt? Irgendeine Idee, was die Zeraden wissen wollen und Shiho wissen könnte.“

Ich legte die Stirn in Falten und überlegte lange. Dann glätteten sich die Falten auf meiner Stirn wieder.

„Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, doch ich habe Shiho einmal nach Dracheneiern gefragt.“

„Warum das denn?“

„Ich habe über sie gelesen.“

„Moment mal. Mana, die Bücher über Drachen sind …“

„In der verbotenen Abteilung in der Bibliothek. Das weiß ich selbst auch.“

Ein schelmisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Dann gibst du also zu, dort gewesen zu sein?“

„Ja“, antwortete ich gleichgültig und ignorierte somit den neckenden Ton in seiner Stimme.

Mahad wurde wieder ernst. „Warum glaubst du, sollen sie an Dracheneiern interessiert sein?“

„Was weiß ich? Nun ja. Eigentlich …“

„Eigentlich was?“

„Vor drei Jahren im Wald haben sie über Dracheneier geredet.“

„Vor drei Jahren? Im Wald? Wer sind sie?“

„Damals war ich mir nicht sicher, aber heute weiß ich, dass es sich nur um Zeraden handeln konnte.“

„Was hast du damals dort gesucht?!“

„Na Dracheneier eben.“

„Und warum?“

Ich seufzte. „Weil ich, wie bereits gesagt, von ihnen gelesen hatte. Darum ist es auch meine Schuld, dass sie Shiho mitgeschleppt haben.“

„Wie jetzt?“

„Ich habe mich bei Shiho über die Geschichte der Drachen und so weiter erkundigt. Wir haben offen miteinander darüber gesprochen. Sie müssen gelauscht haben. Es war an dem Tag, an dem …“

Mein Bruder wurde blass.

Ich schaute in den Himmel. Er war wolkenlos und für die Jahreszeit war es noch immer angenehm warm. Die Wälder waren jetzt bunt bemalt und von den Bäumen fiel ein steter Regen bunter Laubblättern. So auch von der großen Eiche, unter der wir saßen. Ich seufzte und dachte an unsere Mutter. Dann begann ich zu erzählen. „Es war an jenem heißen Sommertag vor drei Jahren und mir war mal wieder langweilig. Ich besorgte mir das Buch aus der Bibliothek, in dem ich zuvor viel gelesen hatte. Dann schlich ich mich aus dem Palast und machte mich auf zu Shiho.“

„Was wolltest du dort?“

„Ich habe sie nach den Dracheneiern gefragt, die im Buch abgebildet waren. In dem Buch fehlten außerdem einige Seiten.“

„Du hast doch nicht etwa …?“

„Natürlich nicht. Das war zuvor schon so. Nun jedenfalls wusste Shiho von den Seiten und teilte ihr Wissen mit mir. Sie besitzt außerdem einen Teil einer herausgerissenen Seite.“

„Wirklich?“

„Ja. Und auf ihr steht, dass dort, wo sich Tag und Nacht berühren, ein Licht heller als jeder Sonnenschein strahlen soll.“

„Wo Tag und Nacht sich berühren? Ein Licht … Doch nicht etwa?!“

„Was?“

Mahad schüttelte den Kopf. „Ach nichts. Das muss ich mir nur eingebildet haben. Was hat es mit dem Satz auf sich? Wo Tag und Nacht sich berühren …“

„Das ist der finstere, verbotene Wald“, erklärte ich, „jedenfalls hat Shiho das geglaubt.“

„Das macht Sinn. Also bist du in den Wald gegangen, um die Dracheneier zu suchen?“

„Ja. Als ich Shihos Haus verließ, sah ich einige zwielichtige Gestalten. Sie folgten mir durch die Stadt, aber ich konnte sie abschütteln. Als ich im Wald war, sah ich sie.“

„Sie? Die Dracheneier?“

„Nicht doch. Die Männer, die mir durch die Stadt gefolgt waren, hatten Komplizen. Ich habe zum ersten Mal einen Zeraden gesehen. Sie haben mich erwischt und wollten mich töten, als plötzlich …“

„Mutter … Ich verstehe … Und doch ist mir immer noch schleierhaft, was sie mit diesen Eiern anstellen wollen …“ Mahad legte seine Hand ans Kinn.

Erschrocken sah ich meinen Bruder an. „Mahad, du wusstest es?“

Mein Bruder kratzte sich am Hinterkopf. „Das ist ein bisschen weit hergeholt. Sagen wir, ich habe es vermutet.“

„Verstehe … Dann brauche ich dir auch nicht zu sagen, warum ich Shiho retten möchte.“

Mahad schüttelte den Kopf. „Nein. Nachdem Mutter verschwunden war, hat Shiho sich wirklich rührend um dich gekümmert. Nicht nur, weil sie eine gute Freundin unserer Mutter war, sondern auch, weil sie wusste, wie wichtig es ist, eine Mutter zu haben. Weißt du eigentlich, dass sie dich jeden Tag hier im Palast besucht hat, nachdem du zusammengebrochen warst?“

„Wirklich? Daran kann ich mich nicht erinnern.“

„Natürlich nicht. Nachdem du aus dem Wald gelaufen kamst und Vater dich in die Arme schloss, hast du nach Mutter geschrien. Anschließend bist du zusammengesackt. Du warst eine Woche lang ohnmächtig.“

„Ich muss es vergessen haben, weil ich so geschockt über diesen Vorfall war.“

„Das kann gut sein. Shiho war wirklich immer für dich da. Man könnte fast meinen, dass du ihre Tochter bist.“

„Ja …“, ich schwieg einen Augenblick.

„Hör zu Mana. Egal, was geschehen ist, du darfst dir nicht die Schuld dafür geben.“

„Warum denn nicht? Wäre ich nicht so blöd gewesen und in den Wald gelaufen, wäre Mutter noch hier. Und hätte ich bei dem Gespräch mit Shiho besser aufgepasst, dann hätten sie …“

„Mana, das, was geschehen ist, ist wirklich schrecklich. Und es mag dir unsagbar wehtun, aber es lässt sich nun mal nicht rückgängig machen. Verstehst du das? Es ist vergangen. Du solltest dich besser um das kümmern, was jetzt kommt. Niemand kann die Vergangenheit ändern. Nicht du und auch nicht ich. Verstanden?“

„Ja. Und dennoch können wir sie nicht einfach ihrem Schicksal überlassen.“

„Davon war nie die Rede, Mana.“

Ich horchte auf und schaute Mahad tief in die Augen. Er erwiderte meinen Blick und sagte dann mit bestimmtem Ton: „Wir werden Shiho retten und beschützen.“

Ich stockte. „Nein“, murmelte ich.

„Was?“, fragte mein Bruder verwundert.

„Nein, Mahad.Ichwerde sie retten.“

„Bist du vollkommen übergeschnappt? Hör mal, das sind nicht irgendwelche Männer. Es sind Zeraden!“

„Ja. Im Grunde genommen sind es nur lebende Tote.“

Mein Bruder schüttelte den Kopf. „Mana. So hör mir doch zu. Es sinddielebenden Toten. Genau darin liegt auch das Problem. Sie sind unsterblich.“

„So ein Unsinn. Sie lassen sich auch töten.“

„Woher willst du das so genau wissen?“, fragte mein Bruder und zog eine Braue hoch.

„Ich habe es gelesen.“

Mahad wurde ernst. „Du schleichst dich also tatsächlich in der verbotenen Abteilung der Bibliothek rum. Ich glaube es nicht! Mana, das Betreten dieses Abteils ist nicht umsonst verboten. Wenn Vater …“

„Warum regst du dich so sehr darüber auf? Weil Vater vielleicht dahinterkommen könnte? Mahad ich bitte dich, von wem sollte er es erfahren?“

Mein Bruder schwieg. „Du hast recht. Aber ich werde dir dabei helfen.“

„Ich sagte doch bereits, dass ich es allein tun werde.“

Mahad beugte sich zu mir rüber. „Ja, aber warum?! Ich versteh es nicht.“

„Weil es meine Schuld und auch mein Job ist, es wieder auszubügeln. Außerdem will ich niemanden mit reinziehen.“

Mahad schüttelte den Kopf. „Es ist mir egal. Ich werde trotzdem mitkommen.“

Sprachlos schaute ich ihn an. „Aber Mahad …“

„Entweder machen wir es gemeinsam, oder ich werde dich bei unserem Vater verpfeifen.“

Ich seufzte erneut. „Du lässt mir keine andere Wahl.“

„Natürlich nicht“, bemerkte mein Bruder grinsend, „wir haben nur ein kleines Problem.“

„Und das wäre?“

„Hast du schon eine Idee, wie wir ihr helfen sollen?“

Ich blickte einen Moment auf das Mal an meiner rechten Hand. Dieses Mal besitzen nur Mitglieder der Königsfamilie und es sieht aus wie ein gewöhnliches Muttermal. Nun ja. Fast. Denn im Gegensatz dazu waren die unseren so groß, dass sie die ganze Handfläche ausfüllten und dazu eine spezielle Form besaßen. Das Zeichen der königlichen Familie von Eukanuba war ein Pentagramm.

„Vielleicht finden wir irgendwelche Hinweise in dem Buch.“

„Welches Buch?“, fragte mein Bruder skeptisch.

„Los, komm mit“, sagte ich und zerrte meinen Bruder mit in den Palast.

Das Buch der Drachen

Einige Minuten später standen Mahad und ich atemlos vor einer großen alten Tür. Über ihr standen in einer alten Schrift, mit etwas gekrakelten Buchstaben die Worte: „Magische Bibliothek des Königs“.

Mein Bruder schaute fragend zu mir rüber.

Ich nickte ihm zu und legte meine rechte Hand mit dem Mal in die Mitte des riesigen Pentagramms an der Tür. Es leuchtete kurz auf und dann öffnete sich die Tür mit einem ächzenden Knarren. Vorsichtig betraten wir die Bibliothek. Mahad schloss leise die Tür.

Das Buch, das ich suchte, war im verbotenen Abteil. Ich lief quer durch den Raum auf die gegenüberliegende Plattform zu. Mahad blieb mir dicht auf den Fersen. Wir stiegen auf die Plattform und ich berührte wiederum das Siegel. Wir hoben ab und hielten vor einem schmalen Gang an, der sich gleich unter dem Dach befand. Vom Boden aus war er jedoch nicht sichtbar. Wir traten ein und die Plattform fuhr wieder abwärts. An der Wand des Ganges befand sich auch ein Siegel.

„Mana, ich hoffe, du weißt, was du da tust. Wenn wir hier erwischt werden, kriegen wir großen Ärger.“

Ich bemerkte die Anspannung meines Bruders. Mir war auch etwas unwohl bei der Sache, ich würde es aber niemals zugeben.

„Nun mach dir nicht gleich ins Hemd. Du willst Shiho doch auch retten. Und außerdem hattest du ja keine bessere Idee, oder?“, antwortete ich so ruhig als möglich.

„Ja, du hast recht“, gab mein Bruder sich geschlagen, „aber trotzdem müssen wir vorsichtig sein. Wenn Mika oder Mako uns hier erwischen, und das an Vaters Geburtstag, na ja, du weißt schon, dann möchte ich nicht in unserer Haut stecken.“

„Ich auch nicht“, antwortete ich.

Nun standen wir vor der Tür. Mahad trat vor mich, berührte das Siegel und nahm mich an der Hand. Langsam betraten wir den stockdunklen Raum. Neben der Tür befand sich eine Fackel. Mahad nahm sie in die noch freie Hand und hielt sie mir hin. „Würdest du?“

Ich nickte und zog meine Hand in einer fließenden Bewegung über das mir zugestreckte Ende. Dabei dachte ich an Hitze. Tief in meinem Innern regte sich etwas. Ein Glühen, das rasch anwuchs und zu einer Kugel aus Licht und Wärme wurde. Meine magische Kraft. Wohltuende Wonne breitete sich in meinem Körper aus, als ich nach der Kugel in meinem Inneren griff und einen kleinen Faden der silbernen Energie in meine rechte Hand fließen ließ. Ich überwand die natürliche Barriere meines Körpers, wie mein Großvater es mich gelehrt hatte, und erzeugte eine Flamme. Die Fackel brannte und erhellte die nähere Umgebung. Die Regale waren von Staub bedeckt und erstreckten sich in einem schier endlosen Raum aus Finsternis.

„Was suchst du eigentlich?“, flüsterte mir mein Bruder zu.

Ohne auf seine Frage zu antworten, zog ich ihn mit mir, zählte die Regale, an denen wir vorübergingen, und blieb auf der Höhe des fünften Regals stehen.

„Hier müssen die Bücher über die Zeraden sein“, wisperte ich.

„Das ist ja alles schön und gut. Aber was genau suchst du?“

„Ich brauche einen Weg, um einen Zeraden zu töten. Außerdem das Buch von vor drei Jahren.“

Mahad nickte. Wir gingen auf das Regal zu, in dem die Informationen über die Zeraden zu finden waren. Es gab nicht sehr viele, denn die meisten Menschen, die einem Zeraden begegnet waren, hatten dies nicht überlebt. Ein Frösteln überkam mich und ich erinnerte mich unweigerlich an die leuchtend gelben Augen des Zeradengenerals, der mich vor drei Jahren im Wald töten wollte.

„Wir haben nicht viel Zeit, Mana“, drängte Mahad flüsternd.

„Dessen bin ich mir bewusst. Halte Ausschau nach einem, in rotes Leder gebundenes, Buch. Es ist etwas kleiner als die anderen und weist ein magisches Schloss auf.“

Mein Bruder nickte. Wir ließen unsere Blicke schweigend über das Bücherregal schweifen. Nach einer scheinbaren Ewigkeit keuchte Mahad neben mir erleichtert auf. „Gefunden“, seufzte er. Mit vor Aufregung zitternden Händen zog er das gesuchte Buch aus dem Regal und hielt es mir hin.

„Kannst du es unter deiner Tunika verstecken?“, bat ich und schaute an mir herab. „Ich trage dafür wohl kaum die passende Kleidung, wenn du verstehst.“

Mahad folgte meinem Blick und errötete etwas. „Gewiss.“

Ich nickte ihm dankend zu und wartete, bis er das Buch in den Falten seines Gewandes verschwinden ließ. Mit drängendem Blick schaute ich zu ihm auf. „Weiter.“ Ich setzte mich gerade wieder in Bewegung, als Mahad mich grob am Arm packte und zu sich heranzog. Er legte mir die Hand auf den Mund, um meinen Protest zu ersticken. Sein Mund war nun nah an meinem Ohr. „Da kommt wer. Gib keinen Laut von dir“, wisperte er.

Ich lauschte. Tatsächlich hörte ich Schritte. Mahad löschte die Fackel und uns umgab sofort eine bedrückende Schwärze. Mein Magen krampfte sich vor Furcht schmerzhaft zusammen.

Hoffentlich bleiben wir unbemerkt.

Die Schritte kamen näher und verstummten. Wir hörten, wie eine Laterne auf den Boden abgestellt wurde. Dem Lichtschein zu urteilen, musste die Person gleich im Gang hinter uns sein. Ich lauschte angestrengter. Da war das Geräusch von Büchern, die aneinandergeschoben wurden. Das musste einer der Weisen sein. Die einzigen, die außer der königlichen Familie einen Schlüssel für die Bibliothek und die magischen Plattformen besaßen. Sie holten und verstauten auf Befehl meines Vaters Bücher und hielten die Bibliothek intakt. Außerdem waren sie es, die das Archiv führten und somit den Bestand der Bücher kannten. Und sie waren es auch, die das Fehlen von Büchern bemerkten, wenn diese unerlaubt oder unangemeldet verschwanden.

Ausgerechnet ein königlicher Weiser musste zu dieser Tageszeit auf Geheiß des Königs Bücher hohlen oder zurückräumen. Ich kniff die Augen zusammen und hielt den Atem an.

Wenn wir hier drin erwischt werden, können wir unser blaues Wunder erleben. Worauf ich nicht scharf bin. Bitte, bitte, bitte. Lass den Weisen wieder verschwinden und uns nicht entdecken.

Ich spürte, wie Mahad sich hinter mir anspannte. Für einen Moment schien die Zeit stehen zu bleiben. Die Laterne wurde wieder vom Boden aufgehoben. Das Licht bewegte sich aus dem Gang hinaus und in unsere Richtung.

Natürlich. Es sind Zeraden in der Stadt gewesen. Vater lässt den Weisen bestimmt ein Buch über diese Wesen holen. Was wenn es genau dieses ist, das Mahad unter seiner Tunika verborgen hat?

Mahad bewegte sich mit jedem Schritt, den der Weise auf uns zu machte, einen Schritt rückwärts und zwang mich dazu, mich seinen Bewegungen anzupassen. Das Ende des Ganges schien noch unendlich weit entfernt zu sein und der Weise kam immer näher. Das Licht fiel nun in den Gang, in dem wir standen. Schreckerstarrt fiel mein Blick auf die Hand, den ausgestreckten Arm und die Laterne, die der Weise vor sich hielt. Mahad ging mit jedem Schritt, denn der Weise machte, weiter. Er schien uns noch nicht entdeckt zu haben. Ich hatte bereits jegliches Zeitgefühl verloren und achtete längst nicht mehr auf meine Umgebung. Nur des Weisen war ich mir allzu sicher bewusst. Ich sah seine weiße, bis zum Boden ragende Robe und den kahl rasierten Schädel. Das Amulett in Form des Pentagramms, das der Weise um den Hals trug, glitzerte im Schein der Laterne. Der Weise wandte sich langsam in unsere Richtung um. So empfand ich es zumindest. Selbst Mahads Bewegungen in meinem Rücken erschienen mir quälend langsam. Ich schloss die Augen. Gleich würde er uns sehen. Es war zu spät. Mahad machte einen Ruck und verharrte wieder stumm.

Was ist geschehen? Warum höre ich nichts? Der Weise müsste uns längst entdeckt haben.