Das vernebelte Vermächtnis - Monika Lautner - E-Book

Das vernebelte Vermächtnis E-Book

Monika Lautner

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Beschreibung

Isia wird von Maximilian durch den Vorhang der Zeit, in eine Welt der Hohepriester und Magie, gezogen. Dort erwartet sie ein Schicksal, das sie zum gebrochenen Ort des Lebens führt. Menschen werden daraus geboren, die ihre Magie rein zum Bösen verwenden. Die Zeit drängt. Bevor Isia bereit ist ihr Schicksal zu erfüllen, erfolgt der Angriff der sogenannten Selbsterwählten, die den Kristalltempel zerstören und dadurch den Zugang zum Ort des Lebens verschütten. Die Erde bebt und der schlafende Ur-Drache erwacht. Isias Kräfte reichen nicht aus, um den Untergang aufzuhalten.

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Dieses Buch ist meinem Bruder Günter und seiner Frau Jenny gewidmet, deren Liebe, Wissen und Hilfsbereitschaft mich immer wieder inspirieren.

Und meinem Neffen Samuel.

Schön, dass es dich gibt!

Ich danke euch von Herzen.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Kapitel 59

Kapitel 60

Kapitel 61

Kapitel 62

Kapitel 63

Kapitel 64

Kapitel 65

Kapitel 66

Kapitel 67

Kapitel 68

Kapitel 69

Kapitel 70

Kapitel 71

Kapitel 72

Kapitel 73

Kapitel 74

Kapitel 75

Kapitel 76

Kapitel 77

Kapitel 78

Kapitel 79

Kapitel 80

1

Königin Layla setzte sich gemütlich auf eine Bank im Schlossgarten. Zum Himmel blickend, beobachtete sie kleinere Wolken, die fortlaufend ihre Form veränderten. Die Bäume blühten herrlich zu dieser Jahreszeit und zwei Schmetterlinge führten einen spielerischen Tanz auf. Schwertklingen ertönten. Layla blickte zu ihren Kindern, die im Schlossgarten miteinander kämpften. „Sie sind groß geworden“, dachte sie. Isia, mit ihren langen dunklen Haaren und tiefblauen Augen, war zu einem hübschen jungen Mädchen herangewachsen und war ihrem fünf Jahre älteren Bruder Jess-K im Kampf ebenbürtig. Jess-K glich sehr seinem Vater, der beim Kampf um „die Versiegung der Quelle der Magie“ vor vielen Jahren ums Leben gekommen war.

Seit Kaylans Tod regierte Layla ihr Volk alleine und erzog Jess-K zum neuen König, der eines Tages den Thron besteigen würde. Layla war stolz auf ihre Kinder und freute sich darüber, dass Isia eine normale Kindheit ohne Magie erleben durfte. Seit die Quelle der Magie versiegt worden war, gab es keine Magie mehr und niemand hatte je wieder versucht, die Quelle zu aktivieren. Isia wuchs in dem Glauben auf, dass sie ein normales Mädchen sei. Von der Prophezeiung, dass es ihr bestimmt war, die größte Magierin aller Zeiten zu werden, wusste sie nichts. Ihr ganzes Wesen war das einer Prinzessin, elegant und anmutig. Trotzdem liebte sie den Schwertkampf.

Ihr Bruder Jess-K, der durch seine dunkle Lockenpracht auffiel, konnte sich kaum noch an die Zeit mit Magie erinnern. Er wusste, dass er als kleiner Junge selbst zaubern konnte, doch dies war nun schon zu lange her.

Die Zeit nach dem großen Angriff war sehr schwer für Layla gewesen. Sie betrauerte den Verlust ihres Mannes Kaylan und der Schock über die Zerstörung saß tief. Dabei wurde ihre eigene Stadt Higesta und die Welten der magischen Völker der Hewas und der Felken total zerstört. Vom Volk der Druiden, die für diese große Zerstörung verantwortlich waren, hatte sie seither niemanden mehr gesehen. Bis auf den alten Mann Nirtak, der sich jedoch schon seit langem nicht mehr als Druide bezeichnete. Mittlerweile war er ins Schloss eingezogen und fungierte als ihr engster Vertrauter und Berater.

Die Menschen bezeichneten „die Versiegung der Quelle der Magie“ als die große Zerstörung. Danach folgte eine lange Zeit des Wiederaufbaus, in der sie glücklicherweise von Feinden verschont geblieben waren. Doch die Zeiten änderten sich und wurden immer härter. Deshalb baute Layla eine mächtige Armee von Kriegern auf, denn sie wollte für eventuelle Angriffe aus Nachbarreichen gerüstet sein.

2

An diesem sonnigen Tag traf ihr guter Freund Arow ein. Er war ein rüstiger, gut aussehender Mann, der im Dorf Tandra lebte, wo er ein Band mit einer Frau namens Emigwel geschlossen hatte. Einst war Arow der Hüter des Drachens, doch der Drache Kiron war nach der Versiegung der Magie in einen tiefen Schlaf gefallen und befand sich in einer Höhle in der Nähe von Tandra. Arow hoffte auf eine Zeit, in der der Drache wieder erwachen würde. Doch dies würde erst geschehen, wenn die Magie wieder aktiviert wurde, von dem keiner wusste, ob dies überhaupt möglich war.

Heute trat Arow mit einer Bitte an Layla heran und machte es sich neben ihr auf der Bank gemütlich. Der Schlossgarten war für ihn ein Kraftort, deshalb atmete er tief durch. Er kannte Layla zu gut, als dass er wusste, dass seit dem Tod von ihrem Mann Kaylan, in ihr etwas zerbrochen war. Er konnte es in ihren Augen sehen. Er wusste auch, dass es keine Heilpflanze gab, die ihr helfen konnte und die Tatsache, dass sie sich entschieden hatte, nach Kaylans Tod alleine zu bleiben, würde ihre Wunde des Verlustes nicht heilen.

Arow war nervös. Er hatte schon mehrmals versucht mit Layla über Isias Schicksal zu sprechen, doch sie verschloss sich bei diesem Thema. „Dunkle Zeiten werden anbrechen“, sprach Arow vorsichtig. „König Kesta hat ein ebenso großes Heer aufgestellt wie du.“ „Wir sind für einen Kampf gerüstet“, versicherte Layla nachdrücklich. Sie wurde unruhig und wollte am liebsten den Schlossgarten verlassen, doch sie hatte ihren Kindern versprochen, ihnen heute beim Training zu zusehen. „Er wird dich nicht angreifen, weil er dein Land möchte, sondern weil er Angst davor hat, dass die Quelle der Magie wieder aktiviert wird und sich die Prophezeiung von Isia doch noch erfüllt.“ „Sie nur, wie glücklich sie ist“, ignorierte Layla ihn. Mit dem Zeigefinger auf ihre Tochter zeigend, blickte Arow zu Isia, die mit ihrem Schwert ausholte und auf Jess-K losging, der dadurch rückwärts taumelte und mit viel Mühe die Schwerthiebe seiner Schwester abwehrte. „Sie ist eine talentierte Kämpferin“, sprach Arow sanft und nickte. Layla schmunzelte. „Ja, das ist sie.“ Arow spürte, wie stolz Layla war. „Wenn du sie jetzt nicht beginnst auf ihr Schicksal vorzubereiten, bringst du sie in große Gefahr. Willst du das?“ Es war das erste Mal, dass Layla innehielt und über Arows Worte nachdachte. „Wie meinst du das?“

„Es gibt drei Steine von Sekandra, von denen jedes magische Volk einen besitzt. Du bist der Bewahrer des Steins für das Volk der Hewas, meinem Volk. Wenn die Druiden dich töten lassen, wird es einen neuen Bewahrer des Steins von Sekandra geben und das bin nicht ich.“ Er machte und kurze Pause und schüttelte heftig seinen Kopf bevor er weitersprach. „Wie ich gehört habe, ist Artuk immer noch der Bewahrer des Steines der Druiden und zugleich ihr Anführer, sowie Rarik für das Volk der Felken. Diese warten nur darauf, mit Hilfe der drei Steine und dem Blut von Isia, die Quelle der Magie wieder zu aktivieren.“ „Solange es keine Magie gibt, wird er es nicht wagen mich anzugreifen.“ „Das glaube ich auch, Layla.“ Dann veränderte sich der Ton in Arows Stimme. „Doch König Kesta wird es.“ Dabei blickte er ihr tief in die Augen. „Wenn du tot bist, werde nicht ich zum neuen Bewahrer, sondern der jetzige Anführer der Hewas, Ondrey!“, schrie er schon fast und verstummte. Layla wusste, wie schwer es Arow fiel, diese Worte zu sprechen. Vor langer Zeit hatte er die Entscheidung getroffen, sein Volk die Hewas, zu verlassen. Er wäre ihr Anführer geworden, hatte es jedoch einem anderen übertragen. Manche der Hewas sind Arow nach wie vor wegen seiner Entscheidung nicht gut gestimmt. Nachdem fast das gesamte Volk der Hewas bei der großen Zerstörung ausgelöscht wurde, fühlten sie sich in ihren schwersten Zeiten von ihm im Stich gelassen. Umso weniger verstanden sie es, dass Arow ihnen den Rücken gekehrt hatte, um in einem kleinen Dorf namens Tandra zu leben. „Du weißt, nur durch die Versiegung der Quelle war es möglich den damaligen Angriff der Untoten, erschaffen von den Druiden, aufzuhalten. Für die Hewas wäre es leichter, wenn sie wüssten, dass du damals zum Hüter des Drachens bestimmt wurdest“, sprach Layla sanft. „Ja“, nickte Arow mehrmals und seine Augen wirkten traurig. „Dies dürfen sie niemals erfahren“, seufzte er und sprach nachdrücklich weiter: „Doch heute sehnt sich das Volk der Hewas nach der Aktivierung der Magie.“ Layla dachte an dessen Anführer Ondrey. Er war ein guter Anführer für die Hewas und gemeinsam hatten sie nach der Zerstörung ein neues Hewas erschaffen. Sie hatten das Dorf auf den riesigen Gesteinsbrocken, die damals magisch in der Luft geschwebt waren und nach Versiegung der Magie zusammengebrochen waren, aufgebaut. Bis heute wurden die Hewas nach den alten Traditionen erzogen. Ihnen wurde das Wissen der Magie gelehrt. Sollte diese wieder aktiviert werden, würden sie Magie anwenden können. Arow erklärte: „Ihr Anführer Ondrey wünscht sich die Aktivierung der Magie. Solange du lebst und nicht einwilligst, können sie es nicht einmal versuchen. Solltest du sterben, wird er der neue Bewahrer werden und er wird sich mit den anderen magischen Völker der Druiden und Felken verbünden, um zu versuchen, die Magie wieder zu aktivieren.“ Dann stockte er kurz. „Und glaub mir. Keiner von ihnen steht Isia nahe genug und würde sie beschützen.“

Layla erinnerte sich mit Schrecken zurück, als sie zusammen vor der Quelle der Magie standen und versuchten die Magie wieder zu aktivieren, dessen Schlüssel Isias Blut war. Doch das Blutopfer hatte nicht ausgereicht, denn es war nicht die richtige Zeit. „Eines Tages wird die Zeit richtig sein und das Buch, das den Weg zum Kristall weist, wird sich öffnen, damit die Quelle der Magie wieder aktiviert werden kann.“ Nachdrücklich sagte Arow: „Wenn das geschieht, wäre es für Isia am besten gleich zu sterben.“ Erschrocken über diese Worte starrte Layla ihn an. „Ansonsten werden sie ihre Macht missbrauchen, indem sie die drei Steine von Sekandra zusammenschließen und damit Isias Willen kontrollieren und ihre Macht missbrauchen. Willst du das?“ „Er klang schon fast herausfordernd“, dachte Layla. Sie erinnerte sich sehr genau daran, dass durch die drei Steine Isias Macht gelenkt werden kann. Sie könnte damit zur mächtigsten Waffe werden. Es wäre unvorstellbar, was durch Isia alles an Gräueltaten verübt werden könnte. Deshalb war sie froh, dass Isia bis jetzt als normales Mädchen aufwachsen konnte. Trotzdem hatten Arows Worte sie berührt. Denn wenn sie selbst sterben würde, verlor sie die Kontrolle über ihren Stein von Sekandra. „Ich werde darüber nachdenken. Arow. Doch bist du nur deswegen gekommen?“ „Natürlich nicht“, antwortete Arow wieder sehr sanft. Dann stand er auf und trat an Isia und Jess-K heran, denn Arow unterrichte ihre Kinder im Kampf.

Layla zog sich später ins Schloss zurück. Es war das erste Mal, dass ihr Arows Worte Sorge bereiteten. Sie hatte sich so sehr gewünscht, dass Isia ohne Gefahr aufwuchs, dass sie ganz vergessen hatte, dass es Gefahren gab, die nichts mit Magie zu tun hatten.

3

In einer anderen Zeit, viele Jahrhunderte bevor Layla lebte, trat der Drachenführer Maximilian an den Hohepriester Lwenon heran. Dabei wurde er von Jaylok, dem Anführer der Drachenschule, begleitet. Sie befanden sich in einem prunkvollen Tempel aus Kristall. Es war ein Ort, der bei Maximilian viele Erinnerungen auslöste.

Einst lebte er glücklich mit seiner Frau zusammen, bis diese ihn mit seinem besten Freund betrogen hatte und durch ein Unglück ums Leben kam.

Eines Tages kam Layla durch ein magisches Portal, ein sogenannter „Vorhang der Zeit“, mit dem sie sich zwischen zwei verschiedenen Zeiten bewegen konnte und brachte einen jungen Drachen namens Ekimora in Sicherheit. Dabei traf sie auf Maximilian, der die Welt nicht mehr verstand, denn diese Layla, die aus einer anderen Zeit stammte, sah nicht nur genauso aus, wie seine damalige Frau, sondern hieß zudem gleich. Die Hohepriester hatten ihm erklärt, dass wir in vielen verschiedenen Zeiten gleichzeitig existierten und durch diese Begegnung spürte nicht nur Maximilian seine Liebe zu Layla, sondern auch umgekehrt. Doch Layla kehrte wieder durch den Vorhang in ihre Zeit zurück, denn Maximilians Schicksal war es, der Drachenführer von Ekimora zu werden. Doch Maximilian konnte Layla nicht vergessen. Deshalb hatte Priester Lwenon den Auftrag erhalten, bei Maximilian den Teil der Erinnerung an Layla zu löschen, damit dieser nicht auf die Idee kam, ein Zeitportal zu öffnen, um nach Layla zu suchen. Dies war schon lange her.

Lwenon bekleidete mittlerweile das höchste Amt der Hohepriester. Er war stolz auf Maximilian, der sich zu einem besseren Drachenführer entwickelt hatte, als erwartet. Deshalb hatte Lwenon ihn heute in den Palast des Kristalls bestellt, denn heute würde Maximilian sein weiteres Schicksal eröffnet werden.

Lwenon trat an Maximilian heran und reichte ihm seine Hand. „Es ist lange her, Maximilian“ und zeigte ihm mit einer Geste an auf einem der Kristallstühle Platz zu nehmen. Diese waren mit einem Fell bedeckt und sahen sehr gemütlich aus. Jaylok, der Anführer der Drachenschule, nahm ebenfalls Platz. „Wisst Ihr, weshalb Ihr hier seid?“, fragte Lwenon und Maximilian nickte. „Es ist mir eine ganz besondere Ehre, dass Ihr der neue Bewahrer unseres Erbes werdet.“ Maximilians Augen leuchteten. Jahrelange harte Arbeit brachte ihn an diesen Punkt. „Ich bitte Euch, gut dafür zur Sorgen, dass unsere Welt weiterhin beschützt bleibt.“

„Ich weiß“, sprach Lwenon weiter, „dass Ihr Euch nach wie vor an Layla erinnern könnt, obwohl ich Eure Erinnerung an Layla gelöscht hatte.“ „Wie ist das möglich?“, fragte Jaylok schockiert und Lwenon antwortete sanft zu Maximilian gerichtet: „Ich war es, der Euch damals die meisten Erinnerungen an Layla gelöscht hat, jedoch nicht alle, wie es mir befohlen wurde.“ Jaylok rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. „Warum nur die meisten, es sollten doch alle sein“, sprach Jaylok aufgeregt, doch Lwenon erhob beruhigend seine Hand. „Es ist gut. Maximilian wusste es, dass ihm nicht die gesamten Erinnerungen gelöscht wurden.“ Jaylok blickte erschrocken zu Maximilian, denn er hatte Angst, dass dieser sich verraten fühlen könnte, doch Maximilian wusste anscheinend, dass an seinen Erinnerungen manipuliert wurde und blieb ruhig. „Ich war Euch stets zutiefst dankbar, dass Ihr nicht alle Erinnerungen an Layla gelöscht habt.“ Über die Jahre hatte er versucht Layla zu vergessen, doch zu oft hatte er sich an sie erinnert, denn er liebte sie aus tiefsten Herzen und das, obwohl ihm als Drachenführer diese Liebe untersagt war.

Lwenon hatte sich damals in große Gefahr gebracht, denn er hatte den damaligen Anführer der Hohepriester in dem Glauben gelassen, dass er seine Aufgabe erfüllt hatte, bei der er das Gedächtnis an Layla bei Maximilian vollständig löschen sollte. Dabei hatte er gegen alle Grundsätze eines Hohepriesters verstoßen. Hätte Maximilian jemals erwähnt, dass er sich an Layla erinnerte, wäre Lwenon vermutlich für seinen Verrat getötet worden. Die beiden nickten sich zu, denn dieses Geheimnis hatte sie all die Jahre miteinander verbunden. Doch Jaylok, der nicht nur der Anführer aller Drachen war, sondern Maximilian stets wie einen Sohn betrachtet hatte, war sichtlich enttäuscht und fühlte sich von den beiden ausgeschlossen und betrogen.

„Es ist wichtig, dass Ihr versteht, Maximilian, dass Eure neue Aufgabe auch große Macht mit sich bringt. Es ist wichtig, dass Ihr weiters versteht, dass das Wohl aller nun über Eurem eigenen Wohl steht. Eure Aufgabe ist es, dieses Land und somit unser Erbe zu beschützen.“ Maximilian wusste, dass jede seiner Entscheidungen Auswirkungen auf alle haben würde. Er hatte nun auch die Macht die Zeit zu überbrücken, indem er einen Vorhang der Zeit öffnete. Doch dies war nur in Ausnahmefällen gestattet. „Ihr wisst auch, welche Strafe darauf steht, wenn Ihr Euer Wohl vor das der anderen stellt?“

Maximilian schluckte schwer. Es würde seinen Tod bedeuten und sein Drache würde auf ewig verbannt werden, angekettet an einem dunklen Ort und Maximilian würde die Qualen des Drachens solange auch im Tod spüren, bis der Drache ebenfalls stirbt. Er dachte daran, dass Drachen sehr lange leben und das Band, welches sie miteinander verbindet auch über den Tod hinausreichte. Aus diesem Grund wurden Drachenführer und Drachen gemeinsam begraben, damit sie in Frieden ruhen konnten.

Maximilian war das Ausmaß der Strafe bewusst, daraufhin beruhigte sich Jaylok langsam wieder. „Nicht einmal Maximilian würde es riskieren solange zu leiden. Nicht einmal, um Layla wiederzusehen.“

„Nachdem dies geklärt wäre, wird es ein großes Fest geben und das Erbe wird Euch, Maximilian dabei überreicht“, sprach Lwenon. „Es wurde ein Quartier für Euch vorbereitet.“ In diesem Moment betrat eine junge Frau den Raum. „Das ist Elana. Sie wird Euch Euer Quartier zeigen.“ Maximilian stand auf und ging hinaus. Jaylok entschuldigte sich sogleich bei Lwenon und ging wieder zurück zu seiner Drachenschule, die in den Bergen von Thamut lag. Einem Ort, an dem junge Drachen und Drachenführer ausgebildet wurden.

Dort angekommen, blickte er in die Höhle hinein, in der die jungen Drachen versammelt waren. Schnurstracks erblickte er Ekimora, Maximilians Drachen, und ging auf ihn zu. Majestätisch groß, glänzten seine Schuppen in einem schillernden grün und blau. Ekimora spürte die Wut von Jaylok, der vor ihm stehen blieb und ihm geradewegs in die Augen blickte. Dabei senkte Ekimora beschämt seinen Kopf, denn Jaylok legte seine Hand an den Nacken des Drachens und verband sich dadurch mit dessen Erinnerungen, in denen Jaylok sehen konnte, dass Maximilian oft an Layla dachte. Eine solche Verbindung durfte normalerweise nur durch den Drachenführer selbst gemacht werden, doch Jaylok hatte als Anführer der Drachenschule die Macht, sich mit jedem Drachen zu verbinden, was jedoch nur in Ausnahmefällen gemacht wurde.

Ohne Worte nahm Jaylok seine Hand von Ekimora und ging in seinen Thronsaal, einer runden Höhle inmitten des Berges mit mehreren Öffnungen als Fenster. Er setzte sich auf seinen Thron aus Elfenbein und blickte in die Abenddämmerung hinaus. Seine Gedanken kreisten wild umher und er spürte erneut Wut in sich aufsteigen. Schon lange hatte er nicht mehr derart gefühlt. Maximilian hatte es geschafft, ihn all die Jahre zu täuschen. Er war wie ein Sohn für ihn gewesen und nun fühlte er sich zutiefst betrogen.

4

Ekimora hatte sich verängstigt in eine Ecke zurückgezogen. Jaylok hatte ihn schon einmal vor langer Zeit gezwungen, sich mit ihm zu verbinden. Dieses Mal war es jedoch anders. Ekimora wusste, dass die anstehende Feier einer der glücklichsten Momente für Maximilian, aber auch für Jaylok werden sollte. Ekimora hatte gespürt, dass Jayloks Herz durch diesen Verrat am heutigen Tage gebrochen wurde.

Deshalb rief er nach seinem Führer Maximilian, der sich mit der wunderschönen Elana vergnügte und das Rufen seines Drachens ignorierte. In Zukunft musste Maximilian auf das Wohl der anderen bedacht sein, also konnte er genauso gut heute Nacht auf sein eigenes schauen.

5

Währenddessen in der Stadt Higesta. Layla öffnete in der Bibliothek ihres Schlosses einen Schrank und nahm ein Tuch heraus, das ihrem verstorbenen Mann Kaylan gehört hatte. Sanft streifte sie mit ihrem Daumen darüber und dachte an die Zeit mit ihm zurück, vor der großen Zerstörung, als sie eine glückliche Familie waren. Die Tür zur Bibliothek stand offen und Nirtak blickte von draußen herein. Er wusste, dass Layla sich große Schuld dafür gab, dass sie Kaylan nicht retten konnte. Doch damals hätte das niemand gekonnt.

Layla trat zum Fenster und blickte in die Stadt hinab, in der Menschen über den Platz liefen. Plötzlich erinnerte sie sich daran, wie sie einst durch den Vorhang der Zeit gereist war. Dort hatte sie das Gefühl zu Maximilian zu gehören und sie erinnerte sich an den Kuss.

Nirtak trat ein und erschrak beim Anblick ihres blassen Gesichtes. Er fragte, ob alles in Ordnung sei. Layla stützte sich an der Wand ab. „Mir war nur etwas schwindlig. Es geht schon.“ „Soll ich dir vielleicht einen Tee zubereiten.“ „Ja, sehr gerne.“ Layla war sehr dankbar dafür, wie rührend Nirtak sich um alles kümmerte. Zwischen den beiden hatte sich eine sehr enge Freundschaft entwickelt und sie wusste, dass sie sich voll und ganz auf ihn verlassen konnte.

6

Kurze Zeit später trat Nirtak mit einem Tablett ins Zimmer, stellte es auf den Tisch und schenkte ihnen beiden eine Tasse Tee ein, während Layla sich setzte. „Was bedrückt dich?“ „Ich bin mir nicht sicher. Arows Worte sind mir heute unter die Haut gegangen. Ich habe das Gefühl, zu lange meine Augen verschlossen zu haben. Ich wollte unbedingt, dass Isia ohne Gefahr aufwächst.“ „Das ist sie, bis jetzt“, antwortete Nirtak zustimmend. „Doch was, wenn die Gefahr nicht die Magie ist, sondern die Angst davor, dass die Prophezeiung trotzdem eintreffen könnte.“ „Vielleicht hat sich die Prophezeiung geändert und deine Tochter Isia wird nicht die Welt in den Untergang reißen“, sprach Nirtak. „Ja, vielleicht“, stammelte Layla vor sich her, „und vielleicht wird sie es“, ergänzte sie. „Was meinst du, sollen wir tun, Nirtak?“ „So wie es aussieht, rüstet sich König Kesta für einen Krieg. Wir sind nicht sicher, welche Motive er verfolgt. Gerüchten zufolge geht es um die Prophezeiung. Er hat Angst, dass die Magie wieder aktiviert wird und er schlussendlich als der große Verlierer dasteht.“

„Angenommen wir würden es wirklich schaffen, die Magie wieder zu aktivieren. Was passiert dann?“ Nirtak seufzte. Er wusste, dass diese Antwort Layla nicht gefallen würde, doch es war die einzig richtige. „Du würdest Isia in große Gefahr bringen. Doch diese Gefahr wird auch von Tag zu Tag größer ohne Magie.“ Es blieb eine Weile still. Dann fuhr Nirtak fort. „Ich glaube, dass es gut wäre Isia vorzubereiten.“ Layla blickte erstmals auf. „Du klingst wie Arow“, sprach Layla. Nirtak reagierte nicht darauf und führte seine Tasse zum Mund und trank einen kräftigen Schluck Tee. Dabei blickten sich die beiden tief in die Augen, während Nirtak versuchte, seinen Gesichtsausdruck neutral zu halten. Er wusste, dass Layla selbst zu der Erkenntnis gelangen musste, Isia auszubilden. Sie zu drängen würde nicht helfen. Er wusste, dass Layla bis jetzt noch nicht bereit dazu war, jedoch langsam begann sich dafür zu öffnen. „Ich werde mich schlafen legen. Wir können gerne morgen weiter sprechen“, sprach Nirtak, setzte seine Tasse ab und verließ den Raum.

Noch lange Zeit saß Layla in ihrem Stuhl, in die dunkle Nacht hinausblickend, streifte sie in Gedanken versunken über das Tuch. „Kaylan. Was würdest du tun?“

7

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